Acta Pacis Westphalicae III A 3,3 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 3. Teil: 1646 / Maria-Elisabeth Brunert
109. Sitzung des Fürstenrats (sessio publica XV) Osnabrück 1646 Februar 23 / März 5
109
Braunschweig-Lüneburg-Calenberg B I fol. 146’–154’ (= Druckvorlage); damit iden-
tisch Baden-Durlach A I fol. 139–147, Brandenburg-Kulmbach B IV fol. 155–160,
Braunschweig-Lüneburg-Celle A I unfol., Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel
A I fol. 172–173’, 182–182’, 188–192’, Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel B I fol.
127’, 130–135’, 140–142’, Hessen-Kassel A XIII fol. 156–165’, Magdeburg E fol. 190–198,
Magdeburg Ea fol. 195–204’, Pommern A I fol. 140–151, Sachsen-Altenburg A II 1 fol.
159–167, Sachsen-Gotha A III fol. 28–33, Sachsen-Lauenburg B S. 305–316, Sachsen-
Weimar A II fol. 263–267, Sachsen-Weimar B III fol. 372–379’, Grafen von Schwarz-
burg A I fol. 106–110’, Wetterauer Grafen ( Nassau-Dillenburg) C 1 fol. 177–186,
Wetterauer Grafen ( Nassau-Saarbrücken) A III 2 fol. 146–155’, Wetterauer Grafen
( Ysenburg) A I unfol., Württemberg A I S. 294–310, Druck: Meiern II, 397–402; vgl.
ferner Herzogtum Bayern A I 1 unfol., Magdeburg D fol. 118’–124, Österreich A II
(XXXIII) fol. 24–27, Österreich B I fol. 82–83’ (unvollständig ).
Aufzeichnung der „Meinung“ des Fürstenrats Münster von 1646 II 27 über die Präzedenz
zwischen kurfürstlichen Sekundar- und fürstlichen Prinzipalgesandten
tum commune der evangelischen Reichsstände über Amnestie und Restitution
Der Text der übergebenen Fassung wurde nicht ermittelt. Ihr lag eine neue Fassung des
am 8. Februar 1646 verlesenen Wetterauer Votums zur Amnestie bei (s. Nr. 98, S. 73 Z.
32–38). Text von späteren Fassungen des Votum commune: Meiern II, 312 –317; Gärt -
ner VIII, 199–211 (s. dazu [Nr. 111 Anm. 45] ). Kopie einer früheren Fassung des Votum
commune mit späteren Zusätzen von anderer Hand: Württemberg A I S. 1080–1092
(mit Diktatvermerk: Osnabrück 1646 II 20[/III 2]).
Österreichischen Direktor mit der Forderung, dieses in die Correlation und das Reichsbeden-
ken einzufügen.
(Im Rathaus zu Osnabrück). Vertreten: Österreich (Direktorium), Bayern, Würzburg, Mag-
deburg, Basel, Pfalz-Lautern, Pfalz-Simmern, Pfalz-Zweibrücken, Sachsen-Altenburg,
Sachsen-Coburg, Sachsen-Weimar, Sachsen-Gotha, Sachsen-Eisenach, Braunschweig-Lüne-
burg-Celle, Braunschweig-Lüneburg-Grubenhagen, Braunschweig-Lüneburg-Calenberg,
Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Güstrow, Pommern-Stettin, Pommern-Wolgast,
Württemberg (votiert auch für Pfalz-Veldenz), Baden-Durlach, Sachsen-Lauenburg, An-
halt, Wetterauer Grafen.
Österreichisches Direktorium. Praemissis praemittendis, man habe
beim directorio nicht unterlaßen sollen, daß conclusum, so zu Münster
dingstages , den 27. Februarii st. n., gefallen
Gemeint ist die „Meinung“ des FRM (s. Anm. 3). Ihr Wortlaut stimmt im wesentlichen mit
dem unten wiedergegebenen überein. – Der KFR hatte ebenfalls am 27. Februar über die-
sen Präzedenzstreit beraten. Die Sitzung war einberufen worden, weil fürstliche Primar-
ges. kfl. Sekundarges. den Vorrang streitig gemacht hatten ( APW III A 1/1, 502 Z. 16 –
503 Z. 3). Zum Anlaß s. bei Anm. 10.
frage dieses gewesen:
1. Ob bey den deputationen oder anderen occasionen denen churfürst-
lichen herrn secundariis oder nebengesanten die praecedenz für denen
fürstlichen herrn principalgesanten einzureumen; 2. oder, da sölches be-
dencklich, waß für ein expediens zu ergreiffen, damit die reichsconsulta-
tiones und verrichtungen nicht aufgehalten werden.
Hierüber nun were, wie Saltzburg berichtet
Salzburg führte, alternierend mit Österreich, im FRM das Direktorium. Ein Auszug des
genannten Berichts wurde 1646 II 25[/III 7] diktiert (Text: Meiern II, 403 f.; Kopie mit
Diktatvermerk in: Braunschweig-Lüneburg-Celle A I unfol.; s. auch bei Anm. 28); er
enthält die Argumente des FRM .
gefallen:
Ob man sich zwar des gebührenden respects gegen daß churfürstliche
hochlöbliche directorium erinnere und zu wünschen were, daß dieser
praecedenzstreit vermitten plieben unndt de causa principali darfür were
tractiret worden, weil es aber einmahl moviret, so iedoch wieder daß be-
kandte reichsherkommen lieffe, als were den herrn churfürstlichen secun-
dariis sölche praecedenz gar nicht einzureumen. Dahero dan ferner uf diß
expediens gedacht unndt fürgeschlagen worden, daß entweder iedes theils
nur einer, unndt zwar der principalis, erscheinen oder aber, wan die chur-
fürstlichen herrn secundarii ia darbey sein wolten, dieselben denen fürst-
lichen herrn principalgesanten weichen müchten. Unndt solte solches
auch mit denen zu Oßnabrück subsistirenden fürsten unndt ständen com-
municiret werden.
Were also zu vernehmen, ob man sich mit sölchen der herrn Münsteri-
schen concluso conformiren wolle. Sonst sey es nachmahls in der sache
noch weiterkommen und zwischen den herrn chur- unndt fürstlichen
darüber gehandelt worden, darauf dan allerhandt rationes pro et contra
gefallen, wie sölches aus des herrn Saltzburgischen schreiben
Siehe Anm. 7. – Ges. des Est.s Salzburg waren Dr. Balthasar Zauchenberger (gest. 1666),
Vizekanzler Dr. Kaspar Joachim Reiter (1618–1676) und Hofrat Dr. Volbert Motzel
(1605–1662); sie waren im Januar 1646 in Münster eingetroffen; Zauchenberger war Prin-
zipalges. ( APW II A 5 [Nr. 132 Anm. 2] ; APW III C 1/1, 293 zu: 1646 I 27; Heinisch,
Absolutismus, 206).
men, welches er verlase und darneben berichtete, der strit sey darüber
entstanden, weil die gravamina catholicorum
Gemeint sind die kath. Gegenbeschwerden (APW III A 3/2 [Nr. 67 Anm. 9] ).
hetten per deputatos ubergeben und recommendiret werden sollen. Es
were aber dismahls dahin vermittelt worden, daß die chur- und fürst-
lichen herrn principales sölche deputation alleine verrichtet , und sey
nun die frage, ob und wie man sich deßhalben mit den herrn Münsteri-
schen zu vergleichen gedencke.
Österreich. Wie man a parte deß hochlöblichen erzhauses Österreich
denen churfürstlichen herrn principalgesandten weichen thue, also würde
man hingegen keine observanz finden oder beybringen können,
11–19 daß – haben] In Braunschweig-Lüneburg-Celle A I steht am Rand: Austriacus
und Saltzburgensis legati gehen allemahl den fürstlichen personen vor. Es hatt aber herr
[Jakob] Lampadius davorgehalten, daß der hertzogen von Braunschweig Lüneburg ho-
her status nicht erleiden wolte, einigen fürstlichen gesantten in dero fürstlicher person
nachzugehen. Der Osterreicher hatt mündtlich erwehnet, daß Osterreich solches also
hergebracht habe.
Österreichischer principalgesanter (so mehrentheils hohen standes und
offtmahls fürstliche persohnen gewesen) denen churfürstlichen secunda-
riis gewichen. Sey beneben wißentlich, das die fürstlichen principalgesan-
ten auf reichstägen bey eröfnung Kayserlicher propositionen, denen re-
und correlationibus, publicirung des reichsabschiedes unndt anderen der-
gleichen solenn actibus ihre stellen negst den herrn churfürstlichen ein-
nehmen, die herrn secundarii aber beyderseits ihre absonderliche bäncke
haben
Die kfl. Primar- und Sekundarges. saßen auf verschiedenen Bänken, vgl. z. B. das Sessi-
onsschema der Re- und Correlation am 26. und 27. April 1646 (s. die Abb. S. CXXXI: die
Bänke der geistlichen bzw. weltlichen kfl. Prinzipalges. sind mit C und D, die Bank der
kfl. Sekundarges. ist mit F bezeichnet).
chen fueg und recht gehabt, sich dabey in acht zu nehmen und dem fürst-
lichen collegio hierunter nichts zu vergeben. Die von Saltzburg begriffene
uhrsachen weren wol fundiret und ausgeführet, welche er hiemit wieder-
hole unndt mit denselben sich allerdings conformire. Und weil schon ein
expediens erfunden worden, hoffe er, es solle sich daßelbe auch inskünff-
tige practiciren laßen.
Bayern. Bedancke sich zwar gegen das hochlobliche directorium pro
communicatione, were aber zu beklagen, daß über dergleichen unnötigen
streit die tractaten aufgehalten würden, nicht zweiffelendt, beyderseits
hohe chur- und fürstliche herrn principalen würden ihnen sölches mißfal-
len laßen. Ihr churfürstliche durchlaucht in Bayern hette sich derglei-
chen incidentpuncts gar nicht versehen, dahero er hierauf nicht instruiret
noch auch befehliget sey, der fürstlichen herrn principalgesanten splendor
ichtwaß zu derogiren. Daß vorgeschlagene expediens stelle er dahin, ob
sich’s absque praeiudicio practiciren laße, wiewol er besorge, daß es son-
derlich wegen des mehrentheils durch die herrn secundarios beschehen-
den fürtrags difficulteten geben müchte.
Würzburg. Allerdings wie Österreich, dan auch zu Franckfurth [sei]
dergleichen moviret worden. Und obschon in etlichen fällen etwas für-
gangen und die herrn churfürstlichen secundarii die praecedenz genom-
men, weren sie doch in anderen occasionibus gewichen
Siehe dazu den Auszug aus dem Bericht des Salzburger FR-Direktoriums ( Meiern II,
403 , dritter Absatz, beginnend Uber dieses ).
Magdeburg. Bedancke sich gleichsfalß a parte Magdeburg, daß das
hochlobliche directorium von dem zu Münster gefallenen concluso part
geben wollen, und hette die darin enthaltene zwo fragen dahin eingenom-
men (wie er auß des directorii fürtrag verbotenus es wiederholete). Nun
were, wie Bayern angeführet, zu beklagen, daß izo sölche praecedenz-
streitigkeiten moviret unnd auf die bahn gebracht werden. Stünde viel-
mehr zu wünschen, das dergleichen quaestiones beiseithgesezet und her-
gegen darauf, wie das Heylige Romische Reich zu tranquilliren, gesehen
und gedacht würde. Weil es aber schon zu Münster fürkommen, auch
albereit daselbsten resolviret worden, könne man sich von seiten Magde-
burg damit leichtlich conformiren etc. Wolle aber gebeten haben, es dahin
zu vermitteln und gehöriger orten zu erinnern, damit dergleichen zu denn
friedenstractaten undienliche quaestiones forthin nicht weiter moviret,
sondern vielmehr das publicum (in betracht, daß so viell tausendt men-
schen in so großer noht begriffen unnd nach dem lieben frieden sehnlich
verlangen tragen) in acht genommen werde, zumahln auch chur-, fürsten
unnd ständen fast schimpflich, das in conspectu der frembden cronen und
potentaten bey sölcher großen noht und betrübnüß des geliebten vater-
landes dergleichen vaniteten fürgingen.
Darbeneben bethe er nochmahls umb die insertion der evangelischen
votorum undt rationum, unndt weil man dieselben, soviel den passum
amnistiae et restitutionis betrifft, a parte evangelicorum in einen begriff
zusammengebracht, als wolle er sölch votum commune communi no-
mine hiermit übergeben und dabey gebeten haben, das sölches formaliter
et verbis dispositivis nicht allein itzo vom hochlöblichen directorio des
fürstenrahts gutachten oder correlation, sondern auch hiernegst vom
hochlöblichen Maynzischen directorio dem reichsbedencken eingerücket
werden müchte. Geschehe sölches, wie pillich, hette es dabey sein verplei-
ben und were mit danck anzunehmen und hoch zu rühmen. Wo es aber
nicht erfolgete, so würden die evangelischen nicht zu verdencken sein,
wan sie daßelbe vor sich selbst und ad partem gehöriger ohrten, wo es
sein müße, übergeben. Man were evangelischentheils einmahl darbey zu
verharren resolviret, und [sie] würden es sonst gegen dero gnedigste und
gnedige herrn principalen anders nicht verantworten künnen.
Basel. Wie zuvorn.
Pfalz-Lautern, -Simmern und -Zweibrücken. Wegen Pfalz
Lautern, Simmern undt Zweybrück
chen unnötige quaestiones uf die bahn gebracht würden, eben zu der zeit,
da man nach dem lieben frieden trachten und das noch immer lichterlohe
brennende und umb sich greiffende fewer solte leschen helffen. Könne
zwart nicht wißen, wie die angezogenen actus aigentlich beschaffen, dan
ob ihme wol bekandt, wie es bey den sessionibus breuchlich und herkom-
mens, wiße er doch nicht, wie es sonst wegen der vorgenge pflege gehal-
ten zu werden und was dißfals ein oder andere theil für fundamenta habe.
Der fürstenraht hette seines erachtens zu bitten, dergleichen quaestiones
beyseit zu setzen und, weil schon ein expediens sich gefunden, so lang
auszustellen, biß man beßere zeit unndt gelegenheit darzu haben müchte.
Worbey ihme doch auch dieses beyfalle, daß die herrn churfürstlichen
bey unlengst erregten streits wegen des praedicati excellentiae
Die kfl. Ges. hatten im Frühjahr 1645 durchgesetzt, daß die ksl., schwed. und frz. Ges. die
kfl. Prinzipalges. „Exzellenz“ titulierten. Den kfl. Sekundarges., die den Exzellenztitel
ebenfalls anstrebten, wurde er schließlich vom Ks. nur dann zugestanden, falls sie die
Prinzipalstelle bekleideten, was zur Folge hatte, daß Kurmainz und Kurbrandenburg
mehrere Prinzipalges. unterhielten (Winfried Becker, 178ff.).
ter primarios legatos et secundarios distinguiret hetten, dahero dan, wan
sölche distinction richtig, erörtere sich die differenz selbst, und würde die
decision leicht künnen gemachet werden.
Repetirte und approbirte im übrigen daß votum et petitum Magdebur-
gense mit bitt, daß sölches votum commune dem aufsatz verbotenus inse-
riret werden müchte.
Sachsen-Altenburg. Es sey freylich zu bedawren, das man eben itzo,
da man pillich im sack und in der aschen buße thun und dem lieben Gott
in die arme fallen solte, umb dergleichen newe praecedenzstreitigkeiten
sich zanckte und bekümmerte etc. Man ließe es aber dieiennigen verant-
Worten, die es uf die bahn gebracht, und weil es ie geschehen, müße pil-
lich uf ein expediens gedacht werden. Ihr fürstliche gnaden hetten sich
dergleichen unnötigen disputats nicht vermuetet, dahero er auch nicht in-
struiret sey. Sein gnediger fürst und herr aber werde so weinig sein hohes
hauß selbst zurücksetzen laßen als anderen zu praeiudiciren begeren.
Conformire sich demnach mit der herrn Münsterischen vorgeschlagenen
expediente und wiederhole darneben, waß Magdeburg gebeten, daß man
sich nemblich dergleichen weitleufftigkeit und unnötigen streits enthal-
ten, vielmehr aber, wie im haubtwerck, dem vaterlande fried und ruhe
zu schaffen fürtrachten helffe. Hette verhoffet, es würde der excellenz-
streit mit der zeitt evanesciret sein; so wollen sich noch newe praecedenz-
streitigkeiten ereügnen etc. Wolle davon unterthenige relation thun, zu
dem ende er umb communication derer von Salzburg angeführten unndt
verlesenen rationum wolle gebeten haben.
Daß übrige, waß Magdeburg wegen einrückung des übergebenen voti
communis in puncto amnistiae erinnert, bethe er gleichsfals, daßelbe nicht
allein vor izo der correlation zu inseriren, sondern auch bey dem Chur-
maynzischen directorio zu vermittelen, das es auch ins reichsbedencken
künfftig gebracht werde.
Sachsen-Coburg. Negst beschehener dancksagung conformirte sich
mit dem Sachsen Altenburgischen voto wie auch dem Magdeburgischen
petito wegen des aufsatzes.
Sachsen-Weimar. Praemissa gratiarum actione, weil ihre fürstlichen
gnaden nicht weiniger dergleichen streitigkeiten sich keinesweges ver-
sehen, so sey er gleichsfals nicht instruiret. Weil ihnen aber sonderlich
dieses angelegen, das die fürstliche dignitet conserviret werden müchte,
zweifele er nicht, sie würden ihnen dieses expediens gefallen laßen, wie
er dan umb die communication gleichergestalt wolle gebeten haben.
Daß von Magdeburg übergebene votum betreffend, wiederhole er das pe-
titum mit pitt, das es nicht allein der correlation, sondern auch dem
reichsbedencken inseriret werden müchte.
Idem wegen Sachsen-Gotha und -Eisenach.
Braunschweig-Lüneburg-Celle. Agebat quidem gratias, hette aber
beneben mit betrübnüß vernommen, daß man bey dieser hochwichtigen
friedenshandtlung sich mit dergleichen vaniteten aufhalten wolle. Gerei-
che, wie Magdeburg angeführet, gantz Teutschlande zum schimpf, weil es
in conspectu totius Europae geschehe, und were pillich auch mit unter die
straffen Gottes zu rechnen. Seine gnedige fürsten unnd herrn hetten mit
niemanden einige competenz und würden zwart ihrem hohen fürstlichen
stande nichts nehmen laßen, doch ungerne hören, daß dergleichen diffe-
renzen sich ereugnen. Damit er aber desto beßer davon referiren könne,
wolle er gebeten haben, daß die verlesenen rationes zur dictatur gegeben
werden müchten. Unterdeßen (wiewol er auch in specie nicht instruiret
sey) laße er ihme daß expediens gefallen, hette aber zu bitten umb ein
schreiben an die herrn Münsterischen, daß sie doch durch dergleichen
inutiles quaestiones daß friedenswerck nicht remoriren, sondern nach in-
halt des gemachten conclusi von einer class zur andern fortfahren wol-
ten. Gottes ehr und des vaterlandes höchste noht unnd wolfahrt erfor-
dere es, unnd könten dergleichen incidentpuncten viel beßer unnd fügli-
cher uf einem reichstag, wan man mehr zeit hette, verglichen oder deci-
diret werden.
Worbey er auch dieses unerinnert nicht laßen könne, das die herrn Mün-
sterischen pillich vorhero, ob diese incidentquaestion zu proponiren, mit
den hiesigen hetten communiciren sollen. Daß were aber nicht geschehen,
ia sie hetten auch concludiret unndt das conclusum gleichsamb per mo-
dum praecepti vel nudae communicationis herübergeschickett, das es also
fast daß ansehen habe, alß wan das hiesige collegium nur ein appendix
sein solte, welchem er hiermit contradiciren müße mit pitt, sölches gegen
sie zu ahnden, dan sie den hiesigen nichts fürzuschreiben hetten.
Im übrigen wiederhole er das petitum Magdeburgense de inserendo voto,
damit also die Separation verhütet und die evangelischen nicht genötiget
werden, daß sie es gehöriger orten absonderlich übergeben müßen.
Und sölches auch wegen Braunschweig-Lüneburg-Grubenha-
gen und -Calenberg.
Mecklenburg-Schwerin. Praemissa gratiarum actione, beruffe sich
anfengklich darauf, das den herrn Münsterischen es daselbst ihres gefal-
lens, ehe sie es zuvor anhero communiciret, zu proponiren unnd zu resol-
viren nicht gepüeret hette. Stünde ihnen zu verweisen, und müste seines-
theils demselben contradiciren.
Ad quaestionem propositam hette er umb communication derer rationum
zu bitten und laße ihme immittels das daselbst gemachte conclusum ge-
fallen.
Waß auch Magdeburg unndt nachsitzende ratione voti communis wegen
der discrepirenden mainungen, so dem bedencken inseriret werden kön-
ten unnd müsten, erinnert, daß wolte er hiermit wiederholet und ebenda-
ßelbe gebeten haben.
Idem wegen Mecklenburg-Güstrow.
Pommern-Stettin. Müße sich verwundern, daß man mit sölchen prae-
iudicial- und incidentquaestionibus ins mittel kommen und die herrn
Münsterischen sich eines einseitigen conclusi unterfangen, da sie es doch
erst anhero communiciren sollen und ihnen nicht gebühret hette, vor sich
zu proponiren und zu decidiren. Aldieweil nun hierunter eine nullitet be-
gangen, könne er nicht anderß, alß wie Braunschweig etc. undt Mecklen-
burg demselben zu contradiciren. Und weil er darauf nicht instruiret,
könne er das vorgeschlagene expediens (weil es einig praeiuditz nach
sich ziehen müchte) nicht willigen, sondern müße es ad referendum an-
nehmen. Dan waß die abgelesenen rationes unnd angeführte exempla an-
langet, obschon etliche actus fürgangen sein müchten, könte doch a parte
des churfürstlichen collegii behaubtet und viel gegenactus angeführet
werden. Es were aber zuvorders eines ieden mandatum und universalvol-
macht anzusehen, wie dan niemahlß dergleichen distinctio inter primarios
et secundarios legatos fürkommen als allein itzo. Die gesanten eines herrn
weren alle einer qualitet, nur das sie ratione ordinis einander nachgingen,
undt würde in keinem mandato dergleichen distinction zu finden sein
Könne also dißfals in nichts einwilligen, sondern nehme es bloß ad refe-
rendum an und wolle dem churfürstlichen collegio oder ihr churfürst-
lichen durchlaucht zum praeiudiz nichts eingereumet, sondern dafür ge-
beten unndt alle notturft vorbehalten haben.
Im übrigen were gegen die herrn Münsterischen zu resentiren, daß sie
drüben alles gleichsamb pro autoritate fürnehmen und hernach die con-
clusa nur ad ratificandum herüberschickten.
Wiederholete darneben das petitum Magdeburgense, daß nemblich das
votum commune congruo loco formaliter in crafft eines voti unnd nicht
nur relative inseriret werden müchte.
Und ebendaßelbe auch wegen Pommern-Wolgast.
Württemberg. Seine fürstliche gnaden der herzog von Würtenberg
etc. hette dergleichen incidentfrage nicht vermuthen können, dahero er
auch nicht instruiret sey. Hoffe zwar, ihr fürstliche gnaden werden ihr
das Münsterische conclusum und wo ferner dieses ohrts die maiora hin-
fallen möchten, belieben laßen, hette aber wie Magdeburg unndt gleich-
stimmende zu bitten, daß dergleichen unnötige quaestiones beyseitgeset-
zet und die zeit zu den friedenstractaten nützlicher angewendet werde.
Soviel dan daß von Magdeburg ubergebene votum commune antrifft,
wolle er sölch petitum repetiret und diß sein votum auch wegen Pfalz-
Veldenz suo loco et ordine verstanden haben.
Baden-Durlach. A parte Baden etc. sage er danck für die communica-
tion und hette mit Braunschweig Lüneburgk etc. zu bitten, daß die herrn
Münsterischen ersuchet werden, dergleichen ganz unnötige quaestiones
weiter nicht uf die bahn zu bringen noch ihres gefallens die conclusa zu
machen. Diese quaestio sey gar de nihilo und plane impertinens, dadurch
Gottes ehre weinig befordert noch des vaterlandes beruhigung gesuchet
werde.
Bethe im übrigen wie die vorsitzenden, daß das von Magdeburg überge-
bene votum verbotenus inseriret werden müchte.
Sachsen-Lauenburg. Ihr fürstliche gnaden hetten nicht vermuthen
können, daß diese quaestion fürkommen würde, dahero er sich auch mit
seinem voto nicht könne vernehmen laßen.
Sonst halte er dafür, daß die frage leicht zu entscheiden sey, wan man nur
eines- oder anderentheilß gesanten volmacht unndt mandatum ansehe.
Dan wan sich befinde, das sie alle zusammen in ein praedicatum gesetzet,
so weren sie alle eines herrn gesandten und dahero pillich pro paribus zu
halten. Wan aber etwan einer alß ein adiunctus oder nebengeordtneter
benennet were, so hette es auch seine maße, undt were alsdan ein unter-
scheidt zu machen. Wie dem allen aber [auch sei], hette man doch zu
bitten, daß mit sölchen nichtswürdigen fragen nicht weiter die kostbahre
zeit verspielet, sondern vielmehr zum haubtwerck angewendet werde,
deßgleichen auch, daß die herrn Münsterischen nicht so vor sich und ei-
genen gefallens in praeiudicium der hiesigen fürsten und stände delibe-
rando et concludendo procediren müchten.
Im übrigen, waß von Magdeburg übergeben und gebeten worden, daß
wolle er gleichergestaldt wiederholet unndt gebeten haben.
Anhalt. Conformire sich den maioribus.
Wetterauer Grafen. Agebat gratias pro communicatione unndt were
zu der fürkommenen frag in specie nicht instruiret. Derowegen er sich
mit Magdeburg, Altenburg unndt Braunschweig Lüneburgk etc. confor-
mire, in specie auch darmit, daß das überreichte votum dem bedencken
inseriret werden möchte.
Österreichisches Direktorium. Es habe nicht die mainung, daß sie
ein volstendiges conclusum gemachet hetten, sondern es sey von ihnen
eben also procediret worden wie hier, da man auch von ein unndt anderen
(verbi gratia in puncto amnistiae) hier ehe alß drüben deliberiret undt
nachmahlß die hiesigen mainungen hinnübergeschicket hette
Der FRO hatte am 8. Februar 1646 über die Amnestie beraten, der FRM am 10. Februar
(s. Nr. 98 und Nr. 101 bei Anm. 2; zur Aufzeichnung der „Meinung“ des FRO zur Amne-
stie, die an den FRM geschickt wurde, s. [Nr. 101 Anm. 4] ).
auch a parte directorii nicht, waß es praeiudicire oder wie man es bey
dieser gelegenheit, da man nicht beysammen, anders hette machen kön-
nen. Es were eine quaestio extemporanea gewesen. Hetten sie es nun erst
berichten sollen, würde sich’s zu lang verzogen haben. Weil nun die
maiora ohnedes an beyden ohrten dahin gehen, so habe es damit seine
richtigkeit, unnd obschon alle gesanten von einerley qualitet und einer
sowoll alß der andere in dem gewaldt begriffen weren, so erscheine doch
ex sessione in comitiis, das es anders gehalten unnd ein unterscheidt ge-
machet werde.
5–11 Die – werden] Österreich A II (XXXIII): Mainung:
Eß seye der fürsten ius unnd dignitet in acht zue nemben unnd habe bey dem Münste-
rischen expedient für dißmahl sein verbleiben.
2. Seye dahin zue trachten, daß dergleichen stritigkheiten unnd quaestiones inskönfftig
vermitten, damit die tractaten dardurch nit verzögert werden.
daß dergleichen fragen nicht weren moviret worden. Nachdem es aber
dort fürkommen, hette man ja hier auch davon reden müßen. Sehe dero-
wegen keine uhrsach, warumb es zu ahnden, sondern halte dafür, man
könne nur so antworten, das man es zwar bey dem per maiora utrinque
gut befundenen expediente ad interim bleiben laße, doch daß inskünfftige
dergleichen quaestiones beyseitgesetzet unndt vermitten werden.
Die von Saltzburg überschriebene motiven anlangend, were er dieselben
per extractum zu communiciren erbötigk.
Waß im übrigen daß übergebene votum betreffe, hette er zwar, wie vor
diesem erwehnet , nach Münster geschrieben, aber noch keine instructi-
on, weder vom fürstenraht noch von den herrn churfürstlichen, noch von
ihrer excellenz bekommen. Wolle hoffen, es werde in diesem aufsatz
eben dasiennige, was in dem vörigen Magdeburgischen voto , begriffen
sein, das er dan ohnedes hette inseriren wollen.
Magdeburg und andere. Ebendaßelbe, nur daß ein unndt anderen
standes in votis suis beschehene erinnerungen darzukommen.
Österreichisches Direktorium. Die würden sich auch wol aus dem
prothocol gefunden haben, nur das keine ableinungen oder refutationes
darinnen weren.
Jene. Nein, sondern nur der evangelischen mainung sambt ihren rationi-
bus.
Österreichisches Direktorium. Im übrigen stelle er dahin, ob man
nun den punctum satisfactionis vorzunehmen belieben wolle. Sie führen
drüben forth, wie sie dan schon in einer [Frage die Beratungen] absolviret
hetten .
Magdeburg. Wan nur erst daß bedencken abgefaßet unndt übergeben
were, darnach würde man schon weiter handtlen etc. Man müße verneh-
men, es were hinnübergeschrieben, auch in publico referiret worden, als
wan hier auch schon angefangen were.
Österreichisches Direktorium. Nein, sondern nur dieses, daß man
inskünfftige ordinarie in puncto satisfactionis, extraordinarie aber super
gravaminibus tractiren wolle.
Magdeburg. Man würde evangelischentheils darauf bestehen, daß der-
selben vota et rationes inseriret würden. Solte es aber nicht erfolgen, mü-
ste man es absonderlich thun, welches aber zu verhüeten daß hochlöbli-
che directorium gebeten würde.
Österreichisches Direktorium. Wan er nur befehl hette, könte daß
votum wol inseriret werden, wie er dan auch die praeliminaria schon auf-
gesezet und nur uf resolution von Münster wartete etc. Bethe, sich bis
morgen zu gedulden.