Acta Pacis Westphalicae II C 1 : Die Schwedischen Korrespondenzen, Band 1: 1643-1645 / Ernst Manfred Wermter
EINLEITUNG

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EINLEITUNG

Während in Hamburg noch über die Präliminarien zum allgemeinen Friedenskongreß verhandelt wurde, fertigte die schwedische Regierung am 5./15. Oktober 1641 die Instruktionen

APW [I 1 Nr. 18] , [19] und [20] . Eine knappe Übersicht über die schwedischen Friedenspläne von 1632 bis 1641 vgl. ebd. S. 193–199.
für ihre Bevollmächtigten aus und schickte damit wenig später Johan Oxenstierna auf den Weg nach Deutschland. Nur etwa zwei Monate waren seitdem verflossen, als der schwedische Resident in Hamburg, Johan Adler Salvius, mit dem kaiserlichen Reichshofrat Konrad von Lützow unter dänischer Vermittlung am 15./25. Dezember vertraglich vereinbarte, daß am 15./25. März 1642, also binnen drei Monaten, in Münster und Osnabrück allgemeine Friedensverhandlungen be-ginnen sollten

Der Text des Vertrages ist abgedruckt in Sverges tractater V, 2 Nr. 57 S. 501–506 und J. G. Meiern I S. 8f. ; weitere Nachweise bei L. Bittner I Nr. 286 S. 53.
, wobei ausdrücklich festgelegt war, daß die Versammlungen in den beiden Städten als ein einziger Friedenskongreß anzusehen seien (uterque con-gressus pro uno habeatur). Dieser Hamburger Präliminarienvertrag sollte jedoch nur zusammen mit den gleichzeitig zwischen Lützow für Kaiser und Spanien einer-seits und d’Avaux für Frankreich andererseits unterzeichneten Abmachungen gültig sein. Der Kreis der Teilnahmeberechtigten, über den man sich in den letzten fünf Jahren nicht hatte einigen können, war durch die Bestimmungen über die Pässe fest-gelegt. Schweden sollte Geleitbriefe nicht nur für die kaiserlichen Gesandten, sondern auch für die Gesandten von Kurbrandenburg und Kurmainz ausstellen. Umgekehrt wurde der Kaiser verpflichtet, nicht allein für die schwedischen Gesandten, sondern auch für Abgesandte des kurpfälzischen Hauses, der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, der Landgräfin von Hessen-Kassel und pro universis imperii statibus Sueciae foederatis et adharentibus in genere Geleitbriefe zu erteilen. Es war vorgesehen, die Pässe zusammen mit der Ratifikation des Präliminarienvertrages am 15./25. Februar 1642 in Hamburg auszutauschen. Im übrigen wurde durch ent-sprechende Klauseln bestimmt, daß die Verhandlungsstädte Münster und Osnabrück sowie die Verbindungsstraßen zwischen diesen beiden Städten während der Verhand-lungen neutralisiert werden sollten.
Für einen Augenblick schien es, daß nun endlich der immer wieder verschobene Uni-versalfriedenskongreß zusammentreten könnte

Zur folgenden Übersicht der Ratifikationsverhandlungen 1642–1643 vgl. für die schwedische Seite besonders die Berichte des schwedischen Residenten in Hamburg, Johan Adler Salvius, an die Vormundschaftsregierung und an den schwedischen Reichskanzler Axel Oxenstier-na ( Diplomatica Germanica D II und A. Ox. Slg. B I) sowie die Weisungen an Salvius ( Salvius Slg. vol. 9 und RR 1642–1643); als Ergänzung dazu SRP IX und X. – Die gründlichste Darstellung der Verhandlungen auf Grund der gedruckten und der archivalischen Quellen in Kopenhagen, Stockholm, Paris, Wien u. a. O. ist bei J. A. Fridericia II S. 293–313 zu finden. Eine knappe Übersicht bringt C. T. Odhner S. 71–73. Zum Gesamtzusam-menhang vgl. neuerdings F. Dickmann S. 98ff. und W. Tham S. 318ff. – Über die Aktionen der schwedischen Armee vgl. L Tingsten S. 177; über Salvius als Finanzier der schwedischen Armee in diesem Zeitraum vgl. S. Lundgren S. 197f.
. Die schwedische Vormundschafts-

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regierung jedenfalls schien verhandlungsbereit: Sie ratifizierte bereits am 5./15. Januar 1642 den Präliminarienvertrag, sandte die Ratifikationsurkunden in drei verschiede-nen Formen am 8./18. Januar an Salvius ab und bekräftigte nochmals ihre Bereit-schaft, die Termine einzuhalten. Freilich konnte man zu diesem Zeitpunkt auch in Stockholm Zweifel, ob die anderen Partner daran noch festhalten wollten, nicht mehr unterdrücken. Schweden jedoch drängte zur Aufnahme der Verhandlungen.
Dieses Drängen ist leicht zu erklären, wenn man die Berichte des Salvius an die schwedische Regierung liest und daraus erfährt, mit welchen Problemen er sich ab-plagen mußte und welche Nachrichten bei ihm einliefen! Politisch sah es in Deutsch-land keineswegs günstig aus, da auch auf die verbündeten Reichsstände kein Verlaß war. Gerüchte über die Verhandlungen, die zwischen dem Kaiser und den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg in Goslar im Gange waren, verstärkten sich; dabei hatten die Herzöge vor nicht langer Zeit mit der Krone Schweden einen Bündnis-vertrag geschlossen, der allerdings nur von schwedischer Seite ratifiziert worden war. Nach Salvius’ Ansicht würde Hessen-Kassel dem braunschweig-lüneburgischen Bei-spiel bald folgen. – Zudem war für Schweden die militärische Lage zu Beginn des Jahres 1642 völlig ungewiß. Die gerade reorganisierte Hauptarmee, die an der mitt-leren Elbe lag, wurde von kaiserlichen und bayerischen Truppen, die aus dem Gebiet von Eisleben haranzogen, bedroht, während der schwedische Feldmarschall Torstens-son in seinem Hauptquartier zu Salzwedel krank darnieder lag. Anfang Februar überschritten die kaiserlichen Truppen gar die Elbe bei Tangermünde, so daß ein feindlicher Vorstoß in Richtung Wismar im Bereich des Möglichen zu liegen schien. – Dazu kam die finanzielle Misere, in der Schweden trotz der französischen Sub-sidien steckte. Niemand vermochte das besser zu übersehen als Salvius, in dessen Händen sämtliche Finanzgeschäfte (einschließlich der französischen Subsidien) für die Armee und die Garnisonen sowie den diplomatischen Dienst in Deutschland zusammenliefen. So wurden an ihn, zumeist von Seiten der Armee, ständig Geld-forderungen gerichtet. Oft genug mußte er seinen persönlichen Kredit einsetzen, um die dringendsten Bedürfnisse zu befriedigen. Angesichts solcher Schwierigkeiten strebte man auf schwedischer Seite danach, mög-lichst bald in die vorgesehenen allgemeinen Friedensverhandlungen einzutreten. Aber die optimistische Beurteilung der ersten Nachrichten über den Präliminarienvertrag war unbegründet. Salvius selbst hatte schon am 1./11. Januar 1642 vorsichtig be-zweifelt, ob es dem Kaiser wirklich ernst sei, die Verpflichtungen des Präliminarien-schlusses zu erfüllen. Im Grunde durchschaute er die kaiserliche Politik, wenn er sagte, Wien glaube in der augenblicklichen Situation gewonnenes Spiel zu haben, d. h. der Kaiser dürfe nicht schon jetzt einem Friedenskongreß zustimmen, sondern müsse zunächst noch durch militärische Erfolge seine Ausgangsstellung verbessern. Dem-gegenüber hielt Salvius zwar an dem allgemeinen Traktat als dem sichersten Weg zum Frieden fest; aber sollte die Bemerkung, daß der Kaiser weiterhin zu einem Separat-frieden geneigt und bereit sei, von Seiten des Salvius gegenüber der Vormundschafts-regierung so ganz ohne Absicht gefallen sein? Die Zweifel steigerten sich trotz solcher Betrachtungen zur Gewißheit, als der 15./25. Februar verflossen und vier Tage später

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noch völlig ungewiß war, was Auersperg, der eben erst als kaiserlicher Gesandter an die Stelle Lützows getreten war, nun unternehmen würde.
Salvius und auch die schwedische Vormundschaftsregierung mit Axel Oxenstierna an der Spitze verhehlten sich aber keineswegs, daß nicht allein auf kaiserlicher Seite Verzögerungstaktik geübt wurde, sondern daß auch Frankreich trotz aller schönen Beteuerungen die Verhandlungen verschieben wollte, um eine bessere militärische Ausgangsbasis zu gewinnen. Wie richtig diese Skepsis war, bestätigte sich schnell: Am 12./22. Februar – also drei Tage vor dem Ratifizierungstermin – hatte d’Avaux in Hamburg noch keine Weisungen aus Paris; und sieben Tage später hatte er nach Angaben von Salvius erst einen Teil der französischen Geleitbriefe in Händen. Dennoch war die schwedische Vormundschaftsregierung entschlossen, den Weg weiter-zugehen, zu dem sie sich endgültig bei dem Abschluß der Allianz mit Frankreich im Sommer 1641 entschieden hatte; denn von Frankreich war – so argumentierte Axel Oxenstierna – nur Nutzen und Stärke zu erwarten, vom Feinde nur Schade und Schande. Das hinderte ihn aber nicht, gegenüber Salvius immer wieder nachdrücklich zu betonen, daß die Schuld für Verzögerungen nicht allein, wie bisher, auf die feind-liche Seite, sondern auch auf das verbündete Frankreich abgewälzt werden müsse. Doch es dauerte nicht lange, da wurde die kaiserliche Stellungnahme zum Prälimina-rienschluß in Hamburg bekannt. Für die harte politische Linie Axel Oxenstiernas bedeutete sie alles andere als einen Fortschritt, kam aber – wie wir gesehen haben – nicht völlig unerwartet. Mochten die Vermutungen und Folgerungen von Salvius, gestützt auf seine scharfe Beobachtungsgabe für die Absichten seiner diplomatischen Mitspieler, bisher noch vage sein, jetzt wurden sie zur Gewißheit. In einem Brief vom 1./11. Februar an den König von Dänemark erklärte sich der Kaiser mit den Orten und dem Termin sowie mit dem Austausch der Geleitbriefe einverstanden, lehnte aber eine formelle Ratifikation ab. Als Grund wurde u. a. folgendes angegeben: Die Tatsache, daß Lützow mit Salvius auf gleichem Fuße verhandelt habe, und die vorgesehene Neutralität für die beiden Städte Münster und Osnabrück verletzten die kaiserliche Würde und Hoheit; die Lösung der Städte von jeglichen Eiden bedeute zudem ein ungerechtfertigtes Mißtrauen gegen die kaiserlichen Geleitbriefe und eine unrechtmäßige Exemtion von der Jurisdiktion des Reiches; und schließlich bedeute der Satz, ut uterque tractatus habeatur pro uno, eine indirekte Anerkennung einer dem Kaiser feindlichen Allianz, nämlich der schwedisch-französischen. D’Avaux und Salvius fühlten sich durch dieses Verhalten der kaiserlichen Seite düpiert und sahen darin ein ungewöhnliches, ja schimpfliches Verfahren gegenüber den Vertragspartnern des Hamburger Präliminarienschlusses, sich nachträglich auf eine derartige Weise von seinem eigenen Unterhändler zu distanzieren. Schwerer als diese einschränkende Art der Bestätigung des Präliminarienvertrages wog indessen, daß von den spanischen Geleitbriefen überhaupt nicht mehr die Rede war. Damit stellte Auersperg d’Avaux und Salvius sehr deutlich vor die Alternative, entweder den Termin für den Austausch aller Geleitbriefe aufzuschieben oder aber zunächst nur die Geleitbriefe für die deutschen Friedensverhandlungen auszutauschen. Das hieß aber, daß es in dem einen Falle dem Kaiser gelingen würde, die Verhandlungen hinaus-

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zuzögern; im andern Falle wäre Schweden in Versuchung geführt worden, doch auf Sonderverhandlungen einzugehen. Man hoffte wohl, daß sich Schweden von Frankreich trennen würde, wenn dieses in diesem Augenblick weiter daran festhalten sollte, die deutschen und die spanischen Friedensverhandlungen nur gleichzeitig zu führen. Salvius sah das und versuchte zu parieren, indem er d’Avaux zu überreden suchte, in die zweite Alternative einzuwilligen. Denn, so sagte sich Salvius, das schwedisch-französische Bündnis erstrecke sich ja nur auf den, freilich von beiden angestrebten Friedensschluß. D’Avaux ging darauf aber nicht ein. Daraufhin lehnte Salvius in Übereinstimmung mit d’Avaux Ende Februar ein zweites Mal (zum ersten Mal bereits zu Beginn des Monats dem dänischen Unterhändler Langerman gegenüber) die von kaiserlicher Seite angebotene Quasi-Ratifikation ab und forderte nochmals eine formelle Ratifikation des Präliminarienschlusses, weil er die künftigen all-gemeinen Friedensverhandlungen auf keine andere Art und Weise für genügend ge-sichert betrachtete. Allerdings hielt Salvius bei sich selbst die Situation schon für äußerst verfahren, wenn man an der bisherigen Linie festhalten wollte. Er bemerkte scharfsinnig dazu: Spanien hält den Kaiser vom Frieden ab, Frankreich hält Schwe-den von den Kaiserlichen ab, der Kaiser Schweden und Frankreich voneinander und alle Deutschen von den Schweden!
Daher sah Salvius im Augenblick die Aussichten für einen baldigen Zusammentritt des allgemeinen Friedenskongresses so sehr schwinden, daß er dem schwedischen Reichs-kanzlerjetzt ganz offen die andere Alternative zu bedenken gab: Besondere Friedens-verhandlungen! Und zwar nicht allein deshalb, weil von kaiserlicher Seite der all-gemeine Kongreß trotz Präliminarienschluß verhindert wurde, sondern weil sein Vertrauen zum französischen Friedenswillen auf Grund verschiedener Informationen immer mehr abnahm. Seinen Berichten nach Stockholm ist allerdings anzumerken, daß er eine Diskrepanz zwischen den Auffassungen Richelieus und d’Avaux’, des französischen Unterhändlers bei den Präliminarienverhandlungen, vermutete. Als Auersperg im März Salvius mehrfach separate Friedensverhandlungen anbieten ließ, antwortete er zunächst weder mit ja noch mit nein, sondern versuchte Näheres von ihm zu erfahren. Da Salvius aber nicht seinen klaren Instruktionen zuwiderhandeln wollte und konnte, blieb er auf der ihm vorgeschriebenen Linie und empfahl einstweilen, die kaiserliche Ratifikation herbeizuschaffen. Die angeführten Überlegungen und die Möglichkeiten für Separatverhandlungen, die Salvius offen gelassen hatte, stießen jedoch in Stockholm bei Axel Oxenstierna nicht auf das erhoffte Verständnis. Mehrfach erteilte die schwedische Vormundschafts-regierung ihrem Residenten in Hamburg, Salvius, ebenso nachdrücklich wie ausführ-lich die Anweisung, zusammen mit d’Avaux auf der formellen kaiserlichen Rati-fikation zu bestehen; das hieß, nur an der Seite Frankreichs in allgemeine Friedens-verhandlungen einzutreten. Salvius gab daraufhin – ähnlich auch d’Avaux – zu Anfang April dem dänischen Unterhändler Langerman einen entsprechenden Be-scheid zur Weiterleitung an den kaiserlichen Gesandten Auersperg. Danach ruhten die Verhandlungen mehrere Monate lang. Wenn die schwedisch-französische Ab-lehnung im Augenblick auch schwerlich weiterführen konnte, so war man doch der

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Meinung, auf diese Weise den Vorwurf, den Frieden nicht zu wollen, von sich ab-gewälzt zu haben; denn wer einen solchen Präliminarienvertrag verwirft oder ihn der-artig einschränkt, der kann den Frieden nicht ernsthaft anstreben.
Die kaiserliche Antwort ließ viele Monate auf sich warten. Zwar versuchte Auers-perg im Juni wiederum mit Salvius ins Gespräch über separate Friedensverhandlungen zu kommen; schon kurz vorher hatte Lützow von Wien aus einen ähnlichen Versuch unternommen. Aber Salvius blieb – gebunden durch wiederholte Weisungen aus Stockholm – unnachgiebig und forderte allgemeine Friedensverhandlungen und die Ratifikation des Präliminarienvertrages. Das Ausbleiben der kaiserlichen Antwort gab d’Avaux und Salvius im übrigen willkommenen Anlaß, dem Kaiser öffentlich in zwei Flugschriften die Schuld an der erneuten Verzögerung der Verhandlungen zuzuschieben. Währenddessen aber brachte die Politik des Hinhaltens dem Kaiser und Spanien im ganzen nicht den erhofften Vorteil. Torstensson drang in die kaiserlichen Erblande Schlesien und Böhmen ein und besiegte am 21./31. Mai eine kaiserliche Armee bei Schweidnitz. Auch Frank-reich errang gegen Spanien Erfolge, mußte allerdings eine Niederlage bei Châtelet einstecken. Die von Salvius mit gewisser Sorge beobachteten Goslarer Verhandlungen zwischen dem Kaiser und dem Hause Braunschweig-Lüneburg kamen im April zum Abschluß, konnten aber den Abfall Hessen-Kassels in der gegenwärtigen Situation nicht mehr zur Folge haben, wie Salvius noch vor kurzem befürchtet hatte. Ohne Risiko war freilich der Feldzug Torstenssons nicht, weil nun ja das Gebiet der unteren Elbe kaum geschützt einem kaiserlichen Zugriff offen lag. Nach Informationen, die Salvius erhielt, wurde auch tatsächlich der Versuch unternommen, im Niedersäch-sischen Kreise ein Heer zu sammeln und die Korrespondenzlinie zwischen den schwedischen Garnisonen in Westfalen und Niedersachsen sowie Wismar und Pommern zu stören. Indessen trat Königsmarck in Thüringen in Aktion, und in Stettin trafen Verstärkungen aus Schweden ein, so daß die militärische Stellung der Schweden keine ernstliche Erschütterung erlitt. Im eigenen Lande bedrängt, gab Kaiser Ferdinand III. jetzt nach und ratifizierte am 12./22. Juli 1642 den Hamburger Präliminarienvertrag. Salvius erfuhr davon durch Langerman am 30. Juli/9. August, während Auersperg schon auf dem Wege zu König Christian IV. von Dänemark war. Salvius quittierte diese Nachricht zunächst mit Skepsis: Ob daran nun irgendein anderer Knoten hängt, wird die Zeit bringen! Verschiedene andere Informationen steigerten sein Mißtrauen; denn es war schwer mit dem angeblichen kaiserlichen Friedenswillen in Einklang zu bringen, daß Auersperg zugleich den dänischen König um Truppen und Geld angehen sollte; und wenn es sich bewahrheiten würde – wie sichere Nachrichten lauteten –, daß wiederum die spanischen Geleitbriefe und die spanische Ratifikation fehlten, dann lief das ganze Ratifikationsangebot doch nur auf ein weiteres Hinhalten hinaus, weil Frankreich sich damit doch nicht zufrieden geben würde. Salvius behielt Recht! Am 13./23. August teilte Christian IV. von Dänemark als Vermittler Salvius und d’Avaux offiziell mit, daß der Kaiser bereit sei, die Präliminarien zu ratifi-zieren und die Geleitbriefe auszutauschen. Als Termin setzte er kurzerhand den

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29. August/8. September fest. Der Kongreß sollte am 1./11. Dezember beginnen. Die spanischen Urkunden fehlten aber tatsächlich! König Christian IV. sprach die Hoffnung aus, daß Auerperg sie bis zu den gesetzten Terminen heranschaffen würde. Eine vage Aussicht !
Salvius war einstweilen mit dem ersten Termin einverstanden, ließ den zweiten aber offen. Das hätte bedeutet, daß jetzt nur die auf die deutschen Verhandlungen sich beziehenden Instrumente ausgetauscht worden wären. Das war ein Zeichen dafür, daß Salvius – wie schon im Februar – im Grunde doch zu einem weicheren Kurs neigte, als Axel Oxenstierna ihn vorschrieb. Die unnachgiebige Stellungnahme d’Avaux’ und die eindeutigen Weisungen aus Stockholm ließen Salvius aber nicht davon abweichen: Ohne die spanischen Instrumente war an einen Austausch nicht zu denken. Außerdem forderten Salvius und d’Avaux den dänischen König auf, ihnen den Text der kaiserlichen Ratifikation zugänglich zu machen. Schließlich entging man fürs erste den neu aufgetauchten Schwierigkeiten, indem man sich auf einen neuen Termin für den Austausch der Ratifikation und der Geleitbriefe, auch der spanischen einigte: 1./11. Dezember. Bald danach, am 15./25. September, reiste d’Avaux nach Frankreich und ließ Saint-Romain für die weiteren Verhand-lungen in Hamburg zurück. Was nun aus dem Universaltraktat werden würde, war von neuem ungewiß. Noch schien alles in einem weiten Feld zu stehen, wie sich Salvius wenig optimistisch ausdrückte. Auch war er sich nicht sicher, ob und wie weit man der Vermittlung des dänischen Königs trauen durfte und sollte. Dieses Miß-trauen war alt. Was würde sich gerade jetzt aus den Annäherungsversuchen und Bündnissondierungen von kaiserlicher und neuerdings von polnischer Seite in Kopen-hagen entwickeln? Den erbetenen Text der kaiserlichen Ratifikation bekam Salvius erst Anfang Oktober von Langerman, dem dänischen Unterhändler in Hamburg. Er erweckte sofort seine Bedenken, u. a. stieß er sich an der Formulierung, daß der Kaiser nur conventionis formam per omnia ratifiziert habe, aber nicht conventionem ipsam oder tam materiam quam formam conventionis. Denn nach Salvius Auffassung konnte in der vorliegenden Formulierung die Absicht verborgen liegen, bei passender Gelegenheit nach eigenem Gutdünken die Verbindlichkeit dieser oder jener Abmachungen des Vertrages zu leugnen. – Dem französischen Residenten Saint-Romain dagegen wurde die kaiserliche Ratifikation bis in die zweite November-hälfte hinein unter dem Vorwand verweigert, er sei nicht genügend bevollmächtigt; das gab natürlich sofort Anlaß zu neuen Komplikationen. Salvius hatte seine Einwände zunächst nur mündlich gegenüber Langerman geäußert, durch den sie freilich sofort an Auersperg gelangten. Zuerst war Saint-Romain damit auch einverstanden, dann aber änderte er seine Meinung und verlangte, daß seine und des Salvius’ Bemerkungen zu der kaiserlichen Ratifikation Auersperg nur gemeinsam ausgehändigt werden sollten, was ja auch durchaus in der französischen und offiziellen schwedischen Linie lag. Salvius parierte die gegen ihn erhobenen Vorwürfe, er habe dem kaiserlichen Gesandten ohne Stellungnahme des französischen Residenten seine Bemerkungen wissen lassen, mit dem Argument, Auersperg habe selbst behauptet,

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daß die beiden Ratifikationen für Schweden und Frankreich übereinstimmten, und somit wisse er auch die Einwände der Franzosen und könne demnach beide Rati-fikationen ändern lassen. Es hat den Anschein, als ob Salvius auf diese Weise schneller zum Ziele zu kommen hoffte, zumindestens aber durch seine, wenn auch nur mündliche Stellungnahme jedem möglichen Vorwurf der Gegenseite, er hinter-treibe die Ratifikation, die Spitze abzubrechen. Die offizielle Übermittlung der Ausstellungen an der kaiserlichen Ratifikationsurkunde mußte aber vorläufig doch unterbleiben, weil Saint-Romain von sich aus darüber nicht entscheiden konnte, sondern erst verbindlichen Bescheid aus Paris abwarten mußte. Damit wurden die Ratifikationsverhandlungen wieder einmal von französischer Seite hinausgezogen.
Inzwischen war der 1./11. Dezember vergangen, ohne daß der vereinbarte Austausch der Instrumente vollzogen worden wäre. Stattdessen machte Auersperg einen neuen Vorstoß, um zu separaten Friedensverhandlungen mit Schweden zu gelangen. Er ließ Salvius durch den Oberst Kniphausen von der kaiserlichen Bereitschaft dazu wissen und drängte ihn geradezu, die Gunst der Stunde zu nutzen. Nun war es be-greiflich, daß man sich von kaiserlicher Seite aus jetzt von neuem bemühte, wenigstens mit einem Gegner auf halbwegs vorteilhafte Weise abzuschließen. Denn die mili-tärische Lage hatte sich für den Kaiser nach dem schwedischen Sieg bei Breitenfeld (bei Leipzig) am 23. Oktober/2. November weiter verschlechtert. Aber noch ent-scheidender schien ein anderes Ereignis zu sein. Man machte sich in Wien Hoffnungen, daß nach dem Tode Richelieus am 24. November/4. Dezember die französische Politik andere Wege gehen und sich von Schweden trennen würde. Man ging dabei von der falschen Voraussetzung aus, daß die französich-schwedische Alianz im Sommer 1643 auslaufen würde. Die Gefahr einer politischen Isolierung versuchte Auersperg jedenfalls durch Kniphausen dem schwedischen Gesandten drastisch vor Augen zu stellen. Salvius lehnte aus tiefem Mißtrauen gegenüber der kaiserlichen Politik ab, vor allem aber bereits in der Gewißheit, daß die französische Politik ihren Kurs nicht ändern würde. Dessen war er Mitte Dezember von Saint-Romain versichert worden, der aus Paris von Chavigny entsprechende Weisung erhalten hatte. Trotz-dem gab Salvius Kniphausen zu verstehen, daß er alles ad referendum annehmen und nach Stockholm berichten wollte, was er dann auch ungewöhnlich ausführlich tat. Bis zu einem neuen Bescheid sollte Kniphausen aber weiter bei Auersperg auf einen Universaltraktat dringen. In seinem Bericht nach Stockholm stellte Salvius folgende Überlegungen an: Könnte nicht unter Ausschluß Spaniens ein Friede über die deut-schen Angelegenheiten zwischen Schweden und dem Kaiser abgeschlossen werden? Damit würde man den Vorstellungen der kaiserlichen Seite entgegenkommen. Um aber gleichzeitig den französischen Interessen Rechnung zu tragen, könnten die deutschen Reichsstände dafür garantieren, daß der Kaiser weder heimlich noch offen Spanien gegen Frankreich unterstützen werde. Angesichts solcher Perspektiven hat sich dieses Mal selbst Axel Oxenstierna durch das erneute Angebot Auerspergs schwankend machen lassen, jedoch nur für einen Augenblick! Anfang Januar 1643 unternahm Auersperg durch den sächsich-lauenburgischen Rat Miethof einen weiteren Versuch, Salvius zu Separatverhandlungen zu bewegen. Aber

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wieder stieß er auf Ablehnung; das Argument, daß nach dem Tode Richelieus für Schweden kein Verlaß auf Frankreich mehr sei, verfing erst recht nicht mehr, nachdem aus Paris von d’Avaux und Mazarin neue Versicherungen der Bündnistreue ein-getroffen waren.
Zugleich schienen jetzt endlich wieder die Ratifikationsverhandlungen vörwärts zu kommen. Am 31. Dezember 1642/10. Januar 1643 teilte Langerman Salvius im Auftrage des dänischen Königs mit, daß laut Mitteilung Auerspergs die spanischen Instrumente in Brüssel angekommen und mitsamt der korrigierten kaiserlichen Ratifikation demnächst in Hamburg zu erwarten seien. Die dänische Aufforderung an Salvius und Saint-Romain, einen neuen Termin vorzuschlagen, lehnte Salvius ab, um sich nicht unnötig festzulegen. Schließlich hatte er ja seit einem Jahr die schwedi-schen Instrumente in Händen. In der zweiten Januarhälfte wurden Salvius und Saint-Romain die korrigierten kaiserlichen Ratifizierungsurkunden und die Geleitbriefe in Abschrift durch Langer-man übermittelt. Wieder fehlten zwar die Ratifikation und die Geleitbreife des Königs von Spanien; stattdessen bot aber Langerman entsprechende Instrumente an, die von Francisco de Melo, dem Statthalter der spanischen Niederlande, ausgestellt waren. Als diese von Saint-Romain nicht akzeptiert wurden, ging Auersperg einen Schritt weiter und übergab eine Kopie der spanischen Vollmacht für den Kaiser, wonach dieser alle noch fehlenden Papiere für den König von Spanien ausgeben sollte. Da Saint-Romain darauf erst wieder Ordre aus Paris einholen mußte, stockten die Verhandlungen von neuem. Inzwischen drängte Auersperg Salvius und Saint-Romain, doch einen neuen Termin vorzuschlagen; gleichzeitig bot er eine schriftliche Obligation an, die Ratifikation des Königs von Spanien selbst einzuholen. Den Grund für diese Zugeständnisse sah Salvius nicht zu Unrecht in folgenden Faktoren: Gefährdung des Kaisers durch die Türken, Erfolge der schwedischen und französischen Armeen und Beratungen über einen künftigen Frieden auf dem Reichsdeputationstag zu Frankfurt am Main sowie auf einen gemeinsamen Kreistag der fränkischen und schwäbischen Reichsstände zu Donauwörth. Ohne Erfolg bot Auersperg die eben erwähnte schriftliche Obligation ein zweites Mal an, als er kurze Zeit später wenigstens die Geleitbriefe des Königs von Spanien erhalten hatte, nach Ansicht von Salvius, weil den kaiserlichen Sondierungen wegen eines separaten Friedensvertrages mit Frankreich Ende des Jahres 1642 kein Erfolg beschieden gewesen war. Während Saint-Romain an den spanischen Geleitbriefen manches auszusetzen fand, setzte König Christian IV. von Dänemark von sich aus am 11./21. Februar 1643 zwei neue Termine fest: Den 28. April/8. Mai für den Austausch der Geleitbriefe und Ratifikationen und für den Beginn der Friedensverhandlungen den 15./25. Mai. Bei Salvius und Saint-Romain verursachte dieses in ihren Augen eigenmächtige Verfahren des Vermittlers Entrüstung, weil sie vermuteten, daß aus ihnen nur eine negative Antwort herausgelockt werden sollte, um sie ins Unrecht zu setzen. Unterdessen arbeitete Auersperg unentwegt von zwei Seiten her, auf irgendeine Weise, auch ohne die Ratifikation des spanischen Königs, zu Friedensverhandlungen zu

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kommen. Einerseits machte er nochmals einen zu diesem Zeitpunkt eigentlich aus-sichtslosen Versuch, Salvius durch Oberst Kniphausen zu Geheimverhandlungen zu veranlassen. Andererseits ließ er gleichzeitig durch Langerman wiederholt anbieten, die Instrumente mit der ausdrücklichen Garantie, daß die spanische Ratifikation mit Sicherheit noch nachträglich herangeschafft werden würde, auszutauschen. Wenn man auf schwedischer und auf französischer Seite nicht das Gesicht verlieren wollte, mußte man die ständigen Angebote Auersperg ernst nehmen und sie als die einzige Möglichkeit betrachten, zu einem Ende zu kommen. Saint-Romain hatte An-weisung, sich angesichts dieser Situation mit Salvius über einen erfolgversprechenden Ausweg zu verständigen. Nach Ansicht von Salvius mußte jeder Schritt ausge-schlossen bleiben, der einen neuen Aufschub verursacht hätte. Daher sprach er sich gegenüber Saint-Romain dafür aus, die von Auerspergs angebotene Garantie nun doch anzunehmen. Diese Empfehlung an Saint-Romain ließ sich mit den Weisungen, die Salvius aus Stockholm erhalten hatte, in Einklang bringen und beleuchtete noch einmal kurz vor Abschluß der Ratifikationsverhandlungen Schwedens Verhältnis zu Frankreich. Im Dezember 1642 hatte Salvius wieder einmal die Frage ange-schnitten, was geschehen sollte, wenn alle Schwierigkeiten aus dem Wege geräumt sein würden, nur die spanische Ratifikation nicht beigebracht sein würde. Darauf war aus Stockholm geantwortet worden, er solle auch darin die französische Politik unterstützen, aber merken lassen, daß das nicht mehr wie bei den deutschen Ange-legenheiten auf Grund der Allianz, sondern jetzt nur noch par courtoisie geschehe. Damit kam deutlich das Bestreben der schwedischen Seite zum Ausdruck, sich gegenüber dem Bündnispartner eine gewisse Freiheit zu sichern. Das war auch durch-aus gelungen; denn in den ersten Monaten des Jahres 1643 hatten sich tatsächlich für kurze Zeit in dem schwedisch-französischen Bündnisverhältnis die Gewichte zugunsten Schwedens verschoben. Das ständige Werben des Kaisers um Separat-verhandlungen mit Schweden muß doch wohl einige Besorgnis in Paris ausgelöst haben; sonst wären die wiederholten Versicherungen, daß sich die Politik Frankreichs gegenüber Schweden nicht ändern werde, nicht ganz verständlich gewesen! Auf diesem Hintergrund mußte eine Empfehlung, wie sie Salvius an Saint-Romain jetzt gegeben hatte, größere Wirkung ausüben als noch vor einem Jahre gegenüber d’Avaux. Paris stimmte also zu. Am 24. März/3. April 1643 wurden in Hamburg die Ratifikationsurkunden und die vereinbarten Geleitbriefe ausgetauscht. Die Rati-fikation des spanischen Königs sollte bis zum Beginn des allgemeinen Friedenskon-gresses, der nun endgültig am 1./11. Juli 1643 zusammentreten sollte, übergeben werden. An Stelle der noch einzuholenden spanischen Ratifikation wurden die Garantie Auerspergs, die spanische Vollmacht für eine durch den Kaiser stellver-tretend zu vollziehende Ratifikation, die kaiserliche Ratifikation für Spanien und die Ratifikation des spanischen Statthalters in den Niederlanden, Francisco de Melo, bei Langerman, dem dänischen Unterhändler, deponiert.
Damit schien wieder einmal der allgemeine Friedenskongreß unmittelbar vor der Eröffnung zu stehen. Doch wiederum zeigte es sich, daß niemand besondere Eile hatte, mit den Verhandlungen zu beginnen. Es werde noch einen heißen Kampf

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geben, weil jeder dem anderen die besten Friedensbedingungen abjagen wollte, so kennzeichnete Salvius vier Wochen später die Situation. Das galt keineswegs nur für die habsburgischen Mächte, sondern ebenso für Frankreich und Schweden. Jene erhofften sich nach dem Tode Ludwigs XIII. von Frankreich am 4./14. Mai 1643 wie im Dezember vorigen Jahres einen Kurswechsel der französischen Politik, also im wesentlichen daß sich Frankreich von Schweden trennen würde. Von derartig vagen Vermutungen ließ sich aber Salvius nicht beeindrucken, als Auersperg im Mai bei ihm wegen separater Friedensverhandlungen sondieren ließ. Daß der schwedisch-französische Bündnisvertrag von 1641 noch nicht sofort ausdrücklich und formell bestätigt wurde, war zwar wenig erfreulich; im Grunde konnte Salvius aber nach den wiederholten Beteuerungen von französischer Seite der französischen Bündnistreue sicher sein. Unangenehm war dieses Ausweichen vor einer formellen und bindenden Erklärung nur, wenn man in Paris seinen schwedischen Bündnispartner auf diese Weise stärker von sich abhängig machen wollte.
Die Erwartungen der habsburgischen Seite erfüllten sich weder diplomatisch noch militärisch. Es gelang dem schwedischen Feldmarschall Torstensson, von neuem nach Böhmen vorzustoßen, und dem Herzog von Enghien, im Mai die Spanier bei Rocroy zu schlagen. Etwa um dieselbe Zeit war die schwedische Vormundschafts-regierung unter ihrem Kanzler Axel Oxenstierna bemüht, darüber hinaus noch günstigere Voraussetzungen für die Friedensverhandlungen zu schaffen. So fiel trotz mancher Bedenken Mitte Mai im schwedischen Reichsrat die grundsätzliche Ent-scheidung darüber, Dänemark im Laufe der nächsten Monate anzugreifen und damit dessen lästige und gefährliche Vermittlung auszuschalten. Denn der dänische König würde seine Vermittlung doch nur dazu benutzen, um Schweden daran zu hindern, Pommern zu seiner eigenen Sicherung zu erwerben. Den Vorwand zu diesem Kriege, der mit dem Einfall Torstenssons in Holstein im Dezember eröffnet wurde, sollten die alten Streitigkeiten um den Sundzoll abgeben. Salvius scheint bemerkenswerter-weise von diesen Absichten nichts gewußt zu haben! Inzwischen verstrich der 1./11. Juli 1643, ohne daß die Gesandten der Hauptmächte angereist wären, geschweige denn die Verhandlungen in Münster und Osnabrück begonnen hätten. Indessen läßt sich auch nicht sagen, daß gar nichts geschehen wäre. Wenn Salvius am 20./30. April die protestantischen Reichsstände von dem Aus-tausch der Präliminarienratifikationen und Geleitbriefe unterrichtete und dazu aufforderte, Gesandte zum 1./11. Juli nach Osnabrück abzuordnen, so mag er wohl damit beabsichtigt haben, alle Vorwürfe, den Beginn der Verhandlungen verzögert zu haben, von sich abzuwälzen. Daß Grund bestand, sich gegen solche Vorwürfe abzusichern, zeigte sich einige Monate später deutlich, als die französische Gesandt-schaft weit länger ausblieb als die schwedische. Auch wenn der ursprüngliche Termin nicht eingehalten wurde, so begann sich jetzt doch der Kongreß zu versammeln. Mit einiger Verspätung – aber immer noch als erste – trafen die kaiserlichen Gesandten in den Kongreßorten ein: Johann Ludwig von Nassau und Isaak Volmar in Münster und Johann Krane in Osnabrück; Auersperg kam erst im Juli nach Osnabrück. Die dänischen Gesandten erreichten Osnabrück erst am 26. August/5. September. Kurz

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vorher, am 23. August/2. September kamen Johan Oxenstierna und Salvius in Minden an

Reiseweg der schwedischen Gesandten auf Grund der Daten ihrer Korrespondenz (Konzepte der Schreiben Johan Oxenstiernas an die Königin in J. Ox. Slg. A. I, Konzept des Briefes Salvius’ an die Königin, Hamburg 1643 August 8/18 in Salvius Slg. vol. 1 und Nr. 12):Johan Oxenstierna war am 18./28. Mai noch in Stettin, von wo aus er sich seit seiner Anreise aus Schweden im Oktober 1641 um die pommerschen Angelgenbeiten zu kümmern gehabt hatte. Seine Aufenthaltsorte bis zur Ankunft in Minden waren folgende: Wolgast Mai 30/Juni 9, Anklam Juni 1/11, Wolgast Juni 7/17 und 8/18; auf dem Schiff Grijpen auf der Reede vor dem Ruden Juni 10/20, Wismar Juni 15/25 bis 22/Juli 1, Lauenburg Juni 30/Juli 10, Hamburg Juli 7/17, Salzwedel Juli 11/21 bis August 16/26 (dazwischen Gardelegen Juli 19/29 und im Lager vor Dömitz August 5/15), Celle, Hannover, Stadthagen, Bückeburg August 22/Septem-ber 1, Minden August 23/September 2.Salvius befand sich am 8./18. August noch in Hamburg. Er reiste über sein Landgut bei Stade und weiter über Buxtehude, Rotenburg, Verden und Nienburg nach Minden, wo er am 23. Au-gust/2. September eintraf.
. Mit Rücksicht auf Frankreich hatten sie strikte Anweisung, nicht vor den französischen Gesandten anzureisen, sondern zunächst in Minden deren Anreise abzuwarten, wohl aber alle Schuld für eine erneute Verzögerung der Verhandlungen nicht nur auf die Gegenseite, sondern auch auf Frankreich abzuwälzen. Als einziger schwedischer Vertreter reiste Schering Rosenhane, der eigentlich als Resident für Münster vorgesehen war, nach Osnabrück, wo er am 29. August/8. September eintraf.
Damit stand zwar in der damaligen Sicht der Ereignisse keineswegs fest, daß die Anwesenheit der genannten Diplomaten in den beiden Kongreßstädten und in deren Nähe für die weitere Zukunft den tatsächlichen Zusammentritt des angestrebten allgemeinen Friedenskongresses garantieren konnte; und doch wird man sagen dürfen, daß der Kongreß nach den überlangen Vorbereitungen jetzt in sein Anfangs-stadium getreten war. Deshalb setzt unsere Edition der schwedischen Korrespondenzen im Sommer 1643 ein. * * * Die Art der Textauswahl und die Gestaltung der Regesten, die Datierung im alten und im neuen Stil, die Wahl der Vorlagen (Konzept – Kopie), die in den Vorlagen benutzten Chiffren sowie das Schwedisch des 17. Jahrhunderts erfordern einige Erläuterungen und Hinweise: 1) Der vorliegende Band bringt– von wenigen Ausnahmen abgesehen – die Korrespon-denzen der schwedischen Vertreter in Osnabrück und Münster untereinander, Briefe an die französischen Gesandten, Berichte an die Vormundschaftsregierung bzw. an die Königin in Stockholm und an den Reichskanzler Axel Oxenstierna sowie Weisun-gen und Briefe der eben genannten an ihre Vertreter bei den Friedensverhandlungen. Innerhalb der einzelnen Schriftstücke werden Meinungsäußerungen von schwedischer Seite und Referate fremder Auffassungen, desgleichen Reden und Gespräche wörtlich abgedruckt, Darstellung von Tatsachen und Sachverhalten dagegen nur dann, wenn sie von der Betrachtungsweise des Ausstellers gefärbt sind; das ist allerdings sehr

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häufig der Fall. Die Regesten werden so knapp wie möglich formuliert. Dinge, die sich nicht unmittelbar auf die Friedensverhandlungen beziehen (z. B. Privatsachen, Finanzen, Empfehlungen u. a. m.), werden nur in Stichworten angedeutet.
Der Inhalt wichtiger Beilagen wird nur dann in wörtlichem Auszug oder als Regest wiedergegeben, wenn erstens das betreffende Stück nicht bei Meiern –, dessen Text-abdrucke, wie ein Vergleich gezeigt hat, in den meisten Fällen sehr mangelhaft sind – oder an anderer Stelle abgedruckt ist, wenn zweitens der Inhalt in knapper Form nicht schon aus dem Brief, in dem die Beilage genannt ist, hervorgeht, und wenn drittens das betreffende Schriftstück innerhalb der APW an anderer Stelle (Korrespon-denz-Abteilungen oder Verhandlungsakten) vermutlich nicht abgedruckt wird. Unerwähnt bleiben Anrede und Titulatur

Es kommen u. a. folgende Anreden vor: Joh. Oxenstierna an die Königin: Stormächtigste Drottning, Allernådigste Fröken! Rosenhane an die beiden Gesandten oder einen von beiden: Högvälborne herre, h.legat, gunstige herre och befodrare, gunstige herre och patron, herr senateur och ambassadeur, högährade patron, hochwohlgeborener herr reichsrat und extraordinari ambassadeur, gnädiger herr. Die Königin an die beiden Gesandten: Vår synnerlige ... troo män och commissarier till fredztraktaterne i Tyskland.
, zumeist Inhaltsangabe des Bezugschrei-bens, Grußformel und Unterschrift. Nur bei den von der Vormundschaftsregierung im Namen der Königin Christine – die erst am 7./17. Dezember 1644 die Re-gierung selbst übernahm – erteilten Weisungen werden die Namen der unterzeichnen-den Reichsräte stehen gelassen. Bei den Stücken aus der Riksregistratur werden zu-dem nicht berücksichtigt die Kanzleiregesten und die danebenstehenden Initialen des verantwortlichen Sekretärs Andreas Gyldenklou, der ausnahmslos die noch vorhande-nen Konzepte der Schreiben an die Gesandten mit eigener Hand aufgesetzt und ab-gezeichnet hat

Ausnahmen bilden hier [Nr.46] und [437] , deren Konzepte von dem Sekretär C. Canter bzw. von Axel Oxenstierna stammen.
.
2) Das Datum im Briefkopf, wie auch an allen anderen Stellen innerhalb des Textes, erscheint im alten und im neuen Stil, damit auf diese Weise die hier angegebenen Daten einwandfrei und ohne Mühe mit Daten in anderen gedruckten und ungedruckten Akten verglichen werden können. Nur die Datumsangaben der Avise und einiger anderer Beilagen werden nicht ergänzt, sofern nicht mit Sicherheit auszumachen ist, in welchem Stil der betreffende Schreiber datiert hat. Das Ankunftsdatum wird aus dem Präsentationsvermerk der jeweiligen Kanzlei entnommen oder aus dem Antwortschreiben in eckigen Klammern [ ] ergänzt. An-gaben in den Präsentationsvermerken und im Aktentext über Postverbindungen und Boten sind im allgemeinen weggelassen worden

Der normale Postweg von Osnabrück nach Stockholm verlief über Hamburg durch Dänemark. Während des schwedisch-dänischen Krieges (Dezember 1643–August 1645) wurde die schwe-dische Post nach Stockholm über die Garnisonen in Wismar und Stralsund auf dem Seewege nach Kalmar oder Ystad befördert.
.
3) Als Vorlage für den Druck werden nach Möglichkeit die Ausfertigungen und sonst zeitgenössische Kopien benutzt. Konzepte dienen auch dann nicht als Vorlage,

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wenn für ein Stück außer der Kopie nur das Konzept überliefert ist

Eine Ausnahme bildet [Nr. 300] , deren Abdruck das Konzept zugrunde gelegt worden ist, weil Kopien und frühere Drucke offenkundig verderbt sind.
. Der Grund dafür liegt in folgendem: Die Kopien der Riksregistratur und die wenigen erhaltenen Konzepte zu den Weisungen aus Stockholm zeigen ohnehin keine Unter-schiede außer solche in der Schreibweise. Die Konzepte zu den Briefen Johan Oxen-stiernas an Rosenhane haben zwar im Vergleich zu den Kopien gelegentlich gering-fügige Abweichungen mehr stilistischer Art (z. B.: mestedels–mesteparten; till dess – så länge), ihre Verwendung als Vorlage hätte aber wegen der schlechten Lesbarkeit und der Verkürzung der Endsilben so viele Konjekturen not-wendig gemacht, daß die darauf fußende Textfassung und deren Abdruck keineswegs sicherer und besser gewesen wäre.
Zudem gibt es beispielsweise in den Vorlagen zu Nr. 368 Hinweise darauf, daß die Kopien der Briefe an Rosenhane gleichzeitig mit den Ausfertigungen hergestellt und nach diesen korrigiert worden sind. In der Kopie zu Nr. 368 finden sich u. a. an zwei Stellen Ergänzungen bzw. Verbesserungen (S. 692 Zeile 28–29: Rätt nu ... under lit. C. und S. 694 Zeile 41: ursprünglich ständerne, dann riksstä-derne und Zeile 43 ursprünglich them, dann the churfurstlige), die auf solchen Arbeitsgang schließen lassen. Die Ergänzung auf S. 692 in der Kopie stammt von derselben Hand, die auch die Ausfertigung der Gesandtschaftsberichte geschrieben hat. Im Konzept ist diese Ergänzung von fast der gleichen Hand hinzugefügt. Die zweite Ergänzung (S. 694) fehlt im Konzept, ist also offenkundig in diesem Arbeits-gang vergessen worden. Man scheint somit die Kopien, die man als Beilagen für die Gesandtschaftsberichte nach Stockholm brauchte, gleich bei Anfertigung eines Briefes an Rosenhane geschrieben zu haben, hat demnach wohl nicht erst einige Tage später für die Herstellung der Kopie auf das Konzept zurückgegriffen. Die Kopien dieser Briefe dürften also der Ausfertigung näher stehen als die Konzepte. 4) Während des schwedisch-dänischen Krieges (Dezember 1643–August 1645) wurden häufig besonders wichtige Stellen in den Gesandtschaftsberichten und in den Briefen Johan Oxenstiernas an Axel Oxenstierna verschlüsselt. Mit einer Ausnahme (Nr. 182) sind die Chiffren nach dem Eingang der Berichte aufgelöst und der Klar-text darüber notiert worden. Der Geheimschlüssel, den die beiden schwedischen Ge-sandten und Feldmarschall Torstensson im Schriftverkehr mit der Regierung in Stockholm (1643–1644) verwendeten, ist noch erhalten (Sammlung von Geheim-schriftschlüsseln im Riksarkiv zu Stockholm Karton I: 21)

Vgl. H. Stålhane S. 166.
. Daher ist es mög-lich, den Klartext daraufhin zu überprüfen, ob er richtig entschlüsselt worden ist. Es handelt sich hierbei um einen dreifachen Zahlenschlüssel. Die erste Tabelle ent-hält die Buchstaben des Alphabetes, denen die Zahlen 1–110 entsprechen. Jeder Buchstabe kann in drei verschiedenen Zahlen wiedergegeben werden. Einen Teil der Zahlen bilden blinde Chiffren. Die zweite Tabelle besteht aus einer alphabetischen Liste von deutschen, meist einsilbigen und häufig gebrauchten Wörtern in der Zahlen-

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reihe 257–154. Die dritte Tabelle ist gedruckt und enthält in alphabetischer Reihen- folge häufig gebrauchte deutsche Wörter und Orts- und Ländernamen. Den deutschen Wörtern entspricht eine mit Hand eingetragene Zahlenreihe von 4656–369. Der Klartext in den Ausfertigungen und in den erhaltenen Konzepten müßte also in deutscher Sprache abgefaßt sein; das ist er jedoch bemerkenswerterweise nicht! Man hat vielmehr die deutsche, nicht schriftlich fixierte Übersetzung des schwedischen Klartextes verschlüsselt. Bei der Auflösung mußte dann der deutsche Text zum Vor-schein kommen, der freilich sofort wieder in das Schwedische übertragen und über der Chiffre vermerkt wurde. Diese Methode wird unmittelbar deutlich in Nr. 210 S. 321 Zeile 1, wo versäumt worden ist, ein Wort ins Schwedische zurückzuüber-setzen.
Zwischendurch wurden auch einzelne Worte oder gar Silben unmittelbar vom Schwe-dischen her mit dem Geheimschlüssel der Tabelle 1 verschlüsselt. Für die Zeit des Westfälischen Friedenskongresses sind noch zwei weitere Geheim-schlüssel, die im Prinzip in gleicher Weise anzuwenden sind, erhalten: 1. für die beiden Gesandten und Torstensson ab Mai 1645 sowie für Feldmarschall Karl Gustav Wrangel ab 1646 (Karton I: 15) und 2. für Rosenhane (1648 Karton II:46). 5) Zum Verständnis der sprachlichen Eigenart des Schwedischen im 17. Jahrhundert sei auf die im Literaturverzeichnis genannte und auch vom Bearbeiter zu Rate ge-zogene Arbeit von E. Helquist hingewiesen. * * * Am Ende der Arbeiten an diesem Bande sei es mir gestattet, allen zu danken, deren Hilfsbereitschaft ich in den letzten Jahren immer wieder erfahren habe. Für man-chen Rat, für viele Hinweise und Auskünfte danke ich besonders Herrn Professor Dr. Konrad Repgen, Saarbrücken, Herrn Dr. Nils F. Holm, Förste Arkivarie beim Riksarkiv zu Stockholm, Herrn Dr. Alf Åberg, Krigsarkivarie beim Krigs-arkiv zu Stockholm, Herrn Oberstaatsarchivrat Dr. Wilhelm Kohl, Münster, Frau Studienassessorin Dr. Kriemhild Goronzy, Essen, Herrn Staatsarchivassessor Dr. Wilhelm Engels, Düsseldorf, Herrn Dr. Manfred Merkes, Bonn und Herrn Dr. Fritz. Wolff, Bonn. Beim Textvergleich bereits von Meiern gedruckter deutscher und lateinischer Akten half mir dankenswerterweise Frau Dr. Lieselotte Schuster-Schimmel. Mehrere von Gjörwell edierte und hier wieder abgedruckte Briefe schrieb Herr cand. phil. Feigs ab. Bei der Vorbereitung des chronologischen Registers half Fräulein von Preuschen mit Abschreibarbeiten. Meiner Frau danke ich herzlich für Schreibarbeiten bei der Herstellung der Register und für das Mitlesen der Korrekturen. Ernst Manfred Wermter

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