Acta Pacis Westphalicae III A 4,1 : Die Beratungen der katholischen Stände, 1. Teil: 1645 - 1647 / Fritz Wolff unter Mitwirkung von Hildburg Schmidt-von Essen

13

41
437, 13–448, 7 Kurmainz – verwiesen] Fehlt in Bamberg B.
Kurmainz. Bittet die Gesandten, sich zu den am Vortage in Proposition gestellten
14
Fragen

42
Vgl. oben S. 435f.
zu äußern.

15
Kurtrier. Nach Wiederholung der Proposition: Soviell nun die bey der con-
16
ferentz furgangene handtlung betrifft, ist unnöettig, viel davon zu reden,
17
zumaln auß dem prothocoll gnugsamb erscheint, daß man sich in keinen
18
puncten als nur den termino a quo und zwar mit solchen restrictionibus
19
vergleichen können, welche den terminum allerdings unnutz machen, in-
20
deme die protestirende die antegravatos excipiren, welches die catholischen
21
nit eingehen wollen.

22
Kurtzlich aber auf die gestelte fragen zu andtwortten, ist bekandt, waß
23
maßen die protestirende sich eintzig anhero begeben, umb die tractaten zu
24
reassumiren, wie auch die conferentz darauf angefangen wordten, dahero
25
sie an ihrem ortt nit sehen, wie man dieselbe ohne verweiß und unglimpf
26
aufsagen und die tractaten an die heren Keyßerlichen remittirn könne.
27
Vorß ander weiß man auß den Keyßerlichen vorschlägen, das die res iudi-
28
catae nach dem iahr 1624 allerdings aufgehoben und denen, so dardurch
29
einig ius quaesitum erlanget, solcheß benommen, dahero darfurzuhalten, daß
30
die begebung in hoc passu bey den heren Keyßerlichen nit zu erhalten sein
31
werdte; were also die conferentz zwischen den ständten sonderlich wegen
32
der rerum iudicatarum zu continuirn. 3. ist der punctus autonomiae annoch
33
bevor, welcher weiln noch nit beruhrt, were von den protestirenden zu
34
vernehmen, wie sie darin gesinnet und ob sie nit darvon abzubringen sein
35
mögten.

36
Zu solcher fortsetzung der conferentz halten nöttig zu sein zu resolvirn,
37
waß den herrn deputirten vor eine instruction zu geben, ob nemblich in
38
dem catholischen bedencken praecise zu bleiben, oder auf die Keyßerlichen
39
vorschläg zu gehen. Dieselbe stehen auf 2 hauptpuncten, nemblich den
40
geistlichen vorbehalt und daß den protestirenden ihr begehren wegen der

[p. 438] [scan. 506]


1
freystellung benommen werdte, und weiln darauf die catholische religion
2
begründet, so wern selbige vorschläg zu acceptirn, zumaln die uncatholischen
3
dardurch von andern stifftern abgehalten werdten.

4
Die ubrige puncten betreffen meistens dieienige, welche die protestirende
5
innenhaben und kein mittell zuer handt, solche zu recuperiren, so nit meri-
6
tiren, uberiges alles in gefahr zu setzen. In diesen Punkten soll man die ksl.
7
Vorschläge akzeptieren.

8
Im übrigen ist nicht daran zu zweifeln, daß bei Fortsetzung des Krieges die katholische
9
Sache im Reich nur verschlechtert werden kann. Were derowegen ex duobus
10
malis minus eligendum und angelegentlich dahin zu trachten, damit daß
11
uberige noch im ruhigem besitz habente möge conservirt werden. Und daß,
12
soviell die erste frag betrifft.

13
Vorß andere und die uberlaßung der tractaten den herrn Keyßerlichen
14
belangent, seint sie der unvergreiflichen meinung, nachdem die protesti-
15
rende sowohl hier als zu Oßnabruck sich vernehmen laßen, sie mögen wohl
16
leydten, daß zwischen den stendten in puncto gravaminum religionis mit
17

42
17 der underhandtlung] In Kurmainz B statt dessen: underhandtlung der herren Keißer
43
lichen unndt Schwedischen die handtlung.
der underhandtlung vortgesetzt werde, daß solcheß an seiten der catholi-
18
schen die herrn Keyßerlichen und vor die herrn protestirende die Schwe-
19
dischen solches zu werck stellen und hinc inde communiciren, was furge-
20
nohmmen wirdt, und were (wie gemelt) den herrn Keyßerlichen zu bedeuten,
21
wie daß man an seiten der catholischen daß conclusum auf ihre vorschläg
22
gefast.

23
Kurköln. Anreichent die frag, ob die angefangene conferentz fortzusetzen
24
oder nit, hielten darfur, weiln der effectus gibt, daß mit der conferentz nichts
25
außzurichten und nur zu mehrerer verbitterung ursach gibt, daß der modus,
26
den herrn Keyßerlichen zu ferner maturirung die handtlung heimbzugeben,
27
der beste.

28
Ob nun deren compositionsmittell auch zu approbiren, mögten sie wunt-
29
schen, eß könnte der catholischen religion zum besten ein mehrerß erhalten
30
werden, weiln es aber daran, daß man sich resolviren muiß, ob man solche
31
mittell annehmen oder die tractaten abrumpirn und noch weiter in den
32
blütigen krieg stehen wolle, und man dann weiß, daß Ihre Keyßerliche
33
Mayestät und noch ihro dieienige, so die waffen fuhren, erkennen, daß der
34
kriegslast nit langer zu tragen, und der fried auf alle mögliche weeg zu
35
befurtern, allerhöchst ermelter Keyßerlicher Mayestät auch die necessität,
36
darvon maaß und ziel genommen werden müß, am besten bekandt, sie
37
auch deren die theologos wohl werden haben informiren laßen, alß weren
38
Ihre Churfurstliche Durchlaucht sich deme, waß zu änderen und zu beßern
39
in ihrer macht nit bestehet, zu widersetzen nit intentionirt.

40
Jedoch sollen die rechtmäßig ergangenen Urteile und die bestehenden Verträge nicht
41
aufgehoben werden, sondern nach den Bestimmungen des Prager Friedens in Kraft

[p. 439] [scan. 507]


1
bleiben

42
PF § 6.
. Ferner soll das Stift Straßburg ausdrücklich den Katholiken vorbehalten
2
bleiben

43
Vgl. dazu oben S. 387 Anm. 1.
.

3
Letzlich gehet ihnen dießes zu gemuth, daß den catholischen große be-
4
schwerden zugezogen worden, indeme die herrn Keyßerlichen ohne die
5
ständt, welche interessirt, sich so weit hieraußgelaßen, und damit der-
6
gleichen inskunfftig vermitten bleibe, weren die herrn Keyßerliche zu
7
ersuchen, sie wollen sich gegen die protestirende nit uber ihre vorschläg vom
8
12. Iulii erclären, weiln man sich ex parte catholicorum nit weiter einlaßen
9
kan; solte aber von den protestirenden ein oder ander punct auf die pan
10
gebracht werden, den wollen sie den catholischen communiciren und ihrer
11
ungehört nichts nachtheiligeß einraumen.

12
Waß Ihrer Furstlichen Gnaden zu Oßnabruck stifter angehet, ist unnötig
13
absönderlich zu

34
13 erinderen] In Wartenberg/ Augsburg III und Wartenberg/ Register II folgt hier
35
schon die Ergänzung, die erst nach dem kurbayerischen Votum vorgebracht wird ( vgl. unten
36
S. 440).
erinderen.

14
Kurbayern. […] Ihrestheils hielten sie darfur, daß catholici den Keyßer
15
lichen vorschlägen pure zu inhaeriren hetten und dieselbe pro norma et
16
regula zu halten, welches gleichwohl den protestirenden nit zu eröfnen,
17
besonderen die herrn Keyßerlichen bestermaßen zu ersuchen, sie wollen
18
res iudicatas et transactas möglichst salviren und zumalen nit cassiren laßen,
19
und damit nach den verwilligten 100 iahren den catholischen zween weegen,
20
amicabilis compositionis et iuris, offen gelaeßen und man sich nit erst elapso
21
saeculo de norma legis et iudice zu vergleichen habe,

37
21–22 were – außzubehalten] In Kurbayern A III an dieser Stelle: Norma legis aber
38
in religionssachen solle sein der Passauer vertrag, religionfrieden und was hier ver-
39
glichen wirdt.
were tacite vel expresse
22
Keyßerlicher Mayestät und dero cammergericht die iudicatur außzubehalten.
23
Solten die protestirende aber in gedachten vorschlägen obscuritaten finden
24
oder dubia haben, dieselbe weren anzuhören und mit den catholischen zu
25
resolviren.

26

40
26 ubergeben] Nach Österreich A II wird betont: unnd sollen sich die Kayßerlichen
41
in allem bescheidts erholen.
Den ksl. Gesandten sei die haubtsachliche handtlung zu ubergeben; sie sollen
27
den Protestanten erklären, daß ihnen mit diesen Vorschlägen so viel eingeräumt würde,
28
wie sie früher selbst nie zu fordern gewagt hätten. Pro 2. were denselben wohl
29
zu imprimiren, man getrauete catholischentheilß ein mehrerß nit einzu-
30
raumen, weiln der untergang ihrer religion darauf bestehet; 3. die herrn
31
catholischen chur- und fursten, auch ständt begerten nit auf den extremis zu
32
bestehen, sonderen hetten die von ihnen (den Keyßerlichen) furgeschlagene
33
compositionsmittell approbirt, gantzlicher höfnung, sie (die Augspurgischen

[p. 440] [scan. 508]


1
confessionsverwandte ständt) wurden wegen etlich weniger wiedrigen daß
2
hochheilsame negocium pacis nit zu stecken gemeint sein. Pro 4. were die
3
communication beyzusetzen, wan die protestirende dißen rationibus nit
4
beyfall geben wollen, daß die catholischen nit weiter gehen werden noch die
5
cron Franckreich ein mehrers verstatten, allermaßen sie von dero pleni-
6
potentiariis per discursum vernommen

33
Eine Konferenz der französischen und bayerischen Gesandten ist weder in den Nég. secr. noch
34
bei H. Egloffstein erwähnt.
. Darzu käme noch dießes, wan sich
7
die protestirende hierauf nit einlaßen wolten, wurden die catholischen ihre
8
oblata revociren, wie auch die Keyßerlichen vorschläg, und, wan kein
9
andereß medium obhanden, daß werck in Gott und der zeit befehlen, darauß
10
gleichwohl die cronen ihren vortheill ersehen wurden, daß reich mehr und
11
mehr

28
11 zu subiugirn] So nach Kurmainz B; in Konstanz nur subiugirn; in der Vorlage und
29
Bamberg A I irrtümlich zubiugirn.
zu subiugirn.

12
Schließen also, daß die heren Keyßerlichen zu ersuchen, sie wolten nicht
13
allein mit dem Schweedischen plenipotentiario Salvio diese materi vor die
14
handt nehmen, sonderen auch den herrn Venetum und die Frantzößischen
15
emploiirn, daß sie coniunctim et separatim den Schweedischen die unbülig
16
keit der protestirenden postulatorum und hingegen der catholischen gäntz
17
billigste oblationes vortragen wollen, damit die protestirende den Keyßer
18
lichen vorschlägen acquiesciren, darzu erbietet sich die cron Franckreich und
19
der herr Venetus, so stehen auch die Schweedische so starck nicht darauf,
20
sonderen, wan sie eine richtigkeit in ihrer satisfaction erlanget, werden sie
21
verhoffentlich gute officia praestirn. Es verlautet auch, daß die protestirende
22
selbst auf diese maniere incliniren, iedoch mit wißen und willen der ständt

35
Am 22. und 23. November 1646 hatten die evangelischen Stände in Münster beschlossen, die
36
Verhandlungsführung den ksl. und schwedischen Gesandten zu überlassen (vgl. Meiern III S. 415f. ,
37
423). Am 23. November wurden die ksl. Gesandten ersucht, diese Aufgabe zu übernehmen
38
(vgl. Diarium Volmar S. 372).
.

23

30
23–25 Kurköln –interessiert] In Wartenberg/ Augsburg III und Wartenberg/ Register
31
II am Schluß des kurkölnischen Votums ( vgl. oben S. 439).
Kurköln. Addit, es werde nicht undienlich sein, den herren Keyßerlichen
24
res iudicatas et transactas zu ubergeben. Kurköln ist hierbei als Metropolitan
25
wegen der Religionsverhältnisse in Jülich und Cleve interessiert

39
Die Ausübung der Metropolitangewalt in den jülich-bergischen Ländern, die bis dahin unter
40
einem kaum beschränkten landesherrlichen Kirchenregiment gestanden hatten, war 1621 in dem
41
Provisionalvergleich zwischen Ferdinand von Köln und Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg
42
geregelt worden (vgl. A. Franzen, Wiederaufbau S. 331; Text: Scotti I Nr. 206; über die
43
Restitution katholischer Kirchen und die Zulassung von Orden an einzelnen Orten vgl. W. Fabri -
44
cius V 1 passim).
.

26
Salzburg. Agunt similiter gratias, bevorab daß sich die herrn deputirte
27
ihre gerechtsamb gegen den ertzstift Magdeburg so

32
27 eiferig] In der Vorlage eiferen.
eiferig haben angelegen

[p. 441] [scan. 509]


1
sein laßen. Soviel aber ubriges betrift, dieweilen uber allen angewendten
2
fleiß und vorgebildte rationes die protestirende sich nicht näher zum zweckh
3
legen wollen, dahero zu besorgen, es werde die conferentz schwehrlich
4
glucken, hingegen aber zu hoffen, die Keyßerliche auctoritet werde der
5
sachen guten nachtruck geben, alß deuchte ihnen daß beste und vorträg
6
lichste zu sein, daß die herren Keyßerlichen plenipotentiarii

38
6 gebührlich] Fehlt in Kurmainz B.
gebührlich
7
ersucht wurden, ihre handlung zu reassumirn und emsiglich dahin zu sehen,
8
damit daß werck richtig gemacht werde.

9
Die Keyßerlichen vorschläg betreffendt, nachdem Ihrer Mayestät und dero
10
herren plenipotentiarii der zustandt deß reichs am besten bekandt, und
11
dannenhero wohl wißen, wie weit in dieser sachen zu gehen seye, und dan
12
keinesweegs zu zweiflen, sie werden daß werck reiflich uberlegt haben, ehe
13
dan sie die außgehändigte vorschläg publiciret, als laßen sie es ihrestheils
14
allerdings darbey. Die ksl. Gesandten dürfen jedoch ohne Wissen und Willen der
15
katholischen Stände keine Abmachungen mit der Gegenseite treffen.

16
Rechtmäßige Urteile und Verträge sollen ihre Geltung behalten. Wegen des Vorbehalts
17
für Straßburg wie Kurköln. Ubrige 4 Stifter

43
Halberstadt, Verden, Minden und Osnabrück.
bedörfen keiner reservation, weiln
18
sie außtrucklich vorbehalten und durch approbirung der vorschläg ver-
19
sichert sein.

20

39
20 Bayern-Hg. wie Churbayern] Nach Kurbayern A III, Wartenberg/ Augsburg III
40
und Wartenberg/ Register II ergänzt.
Bayern-Hg. wie Churbayern

21
Österreich. Ad 1. sehet man, daß die conferentz nicht operirt noch darab
22
einiger schluß zu gewartten, 2. ist zu bedencken, wan man dieselbe wolte
23
fortsetzen, daß die deputirte kein rechtmäßige vollmacht haben, sich mit
24
den protestirenden einzulaßen, als wißen sie ihrestheils nicht, wie solche
25
conferentz bey so bewandter sachen fruchtbahrlich fortzusetzen; falls man
26
auch einige vollmacht wolte geben, so wird man sich doch derselben wegen
27
hinc inde unterlauffenden interesse schwehrlich vergleichen können. 3. hat
28
man von den protestirenden soviell vernommen, es ihnen nicht zuwieder
29
seye, daß die handtlung den herren Keyßerlichen uberlaßen werde. Zumalen
30
wan dergleichen instruction in pleno solte zusamengetragen werden, wurde
31
dießelbe nicht wohl in geheimb verbleiben und die protestirende dardurch
32
mehrerß auf ihre vorschläg tringen, alß wan die handlung den herren
33
Keyßerlichen ubertragen.

34
Die andere frag belangent, ob nemblich die Keyßerlichen vorschläg vom
35
12. Iulii zu approbirn, seint solche ursachen vorhanden, daß sie nicht wohl
36
können geändert werden, sowol wegen der herrn Kayßerlichen commissa-
37
rien und

41
37 vieler] So nach Bamberg A I und Konstanz; in Kurmainz B vieler anderer, in der
42
Vorlage irrtümlich unter.
vieler chur-, fursten und ständt respects, aldieweil solche den

[p. 442] [scan. 510]


1
herrn Frantzößischen zugestellet, welche darauf stehen und zu manu-
2
tenirn gleichsamb versprochen

41
Eine entsprechende Erklärung der Franzosen, denen die ksl. Vermittlungsvorschläge vom 12. Juli
42
1646 zugestellt worden waren, hatten die Mediatoren den ksl. Gesandten bereits am 16. Juli 1646
43
eröffnet (vgl. Diarium Volmar S. 334).
. Die herren Kayßerlichen aber dergestalt
3
einzuschließen, maßen die vorhergangene vota wollen, wird ihnen sehr
4
schwehrfallen;

35
4 laßen sich] Kurmainz B: wirdet ihnen.
laßen sich doch nit zuwider sein, daß ihnen etliche personen
5
ad assistendum beygeordnet werden.

6
Waß von Churcöln erwehnet, es hoch zu wuntschen were, eß könnte dem
7
catholischen weeßen alles zum besten erhalten werden, dem können sie
8
leichtlich beyfall geben, nachdemaln aber die zeiten also schwehr gefallen,
9
daß sie die necessität nit erachten können, derowegen daß werck nit weiter
10
zu verschieben, sonderen die vereinigung der ständt in den religionsdifferen-
11
tien auf alle weeg zu suchen, damit die außwerdige cronen nit weiter umb
12
sich greifen und daß reich mehrerß dilaceriren. Ob eß aber sogestalten
13
sachen nach nit nöttig, laßen sie dieienige iudiciren, welche bieß dahero viel
14
darvon geredet. Alles auf die spitz zu setzen, ist die zeit

36
14 nit] Fehlt in Kurmainz B.
nit, noch nutzlich,
15
und wird beßer sein, was man noch in hand hat, zu versicheren, alß alleß in
16
die hogste gefahr zu setzen. Dahero sie dahin schließen, daß den heren
17
Kayßerlichen die handtlung wieder zu ubergeben, wo möglich die prote-
18
stirende zu acceptirung der vorschläg zu vermögen, auch mit fleiß dahin
19
zu sehen, damit die res iudicatae et transactae endweter erhalten oder nach
20
inhalt des Prager friedensschlußes moderirt werden

37
20 mögen] In Kurbayern A III folgt: Im übrigen werden die herrn Kheiserlichen gar
38
gehrn, waß sie tractirt, den herrn catholischen umb deren ratification in pleno
39
ratificirn laßen.
mögen.

21
Pfalz-Neuburg. Weiln sie verspüren, daß die heren deputirte mit allen
22
fleiß

40
22 bey der 3. frag] Fehlt in Kurmainz B.
bey der conferentz negotiirt, alß mögten sye bey der 3. frag lieber
23
sehen, daß sie darin weiter fortfähren thätten, iedoch mit der unmaßgeb
24
licher erclärung, daß sie mit den protestirendten von puncten zu puncten
25
gehen und von einen zu den anderen nit fortschreiten, bieß der erste zur
26
richtigkeit gebracht. Damit aber dardurch einige zeit nit verlohren werdte,
27
könnten beyderseitß ständt sich in nebenzimmern aufhalten, umb die fur-
28
fallende streittigkeiten zu vergleichen; solten dieselbe nun auf solche weiß
29
durch die ständt nit können beygelegt werden, alßdan weren sie erst denen
30
herrn Keyßerlichen und mediatoribus, sonderlich den Veneto, heimbzu-
31
stellen und deren mediation zu suchen, welche auch pro arbitrio mit den
32
herrn Frantzößischen darauß communicirn könten.

33
Pfalz-Neuburg hat nichts dagegen, daß die Verhandlungen mit den Protestanten
34
den Kaiserlichen überlassen werden, doch gibt es dagegen einige Bedenken: die Prote-

[p. 443] [scan. 511]


1
stanten
werden den Katholiken den Abbruch der gegenwärtigen Konferenzen vorwerfen.
2
Ferner: Wan man die handtlung den herrn Keyßerlichen wieder pure auf-
3
geben und ihnen ex medio catholicorum adiungiren solte, werden die prote-
4
stirende auch begehren, daß die Schwedische ihr capo sein sollen, dardurch
5
aber wurden die religions- und reichsgravamina gegen die reichsconstitu-
6
tiones vor einen dritten getzogen, und wurde die cron Schweeden ex iden-
7
titate rationis desto weniger abweichen, wan man Franckreich hierzu em-
8
ploiiren wolte; solte man iedoch wißen, immaßen von Osterreich erwehnet,
9
daß die protestirende solche remission selbst begehren und nit zu ihren
10
disgusto gereiche,

32
10–11 wollen – accomodirn] Fehlt in Konstanz.
wollen sie sich gerne den maioribus et sanioribus acco-
11
modirn. Materiam ipsam belangent haben Ihre Fürstliche Durchlaucht zwar
12
sowohl bey den termino

33
12 a quo] Fehlt in der Vorlage, hier nach Bamberg A I, Konstanz und Kurmainz B
34
ergänzt.
a quo alß ad quem kein sonderbahres interesse,
13
auser deme, waß sie vor diesem wegen der im fürstenthumb Neuburg, alß
14
der hertzog seu dominus universalis territorii catholisch wordten, vor-
15
gangener reformation

35
15 angedeutet] Nach Pfalz-Neuburg III soll sodan auch daß in dem fürstenthumb Gulch
36
und zugehorigen landen per specialia pacta […] vergleichenes exercitium religionis
37
geschützt werden.
angedeutet

42
Vgl. oben S. 320.
[…].

16
Ob sönsten, was in Keyßerlichen vorschlägen enthalten, den protestirenden
17
einzuraumen, in conscientia verandtworttlich oder nit, haben Ihre Durch-
18
laucht keine theologos consulirt, sonderen sie instruirt, dahin zu zielen,
19
daß alles in geist- undt weldtlichen sachen auf den religion- und prophan-
20
frieden gerichtet und ein ieder ständt bey dem seinigen erhalten werde, mit
21
außtrucklichen befelch, wan iemand dargegen solte beschwehret werden,
22
wolten, demselben quovis modo zu assistiren; seint derowegen bereit, allen
23
laedirten (sonderlich Strasburg und uberigen) bestermaßen beyzustehen.
24
Wan noch andere beschwerd und die interessirte eß den herrn Keyßerlichen
25
remittiren wollen, stellen sie eß dahin. Die furstenthumber Berg, Cleve,
26
Marck und uberige betreffendt, können sie sich wegen vertrag, heyraths-
27
pacten

38
27 und dergleichen] Fehlt in Kurmainz B.
und dergleichen

39
27 nit binden laeßen] Nämlich nach Österreich A II an den terminum a quo.
nit binden laeßen, sondern repetirn ihre anteriora
28
vota.

29
Burgund. Ex parte domus Burgundicae dictum fuit ad Imam quaestionem,
30
non videri quare de successu

40
30 modi mediique] In Konstanz modo mediisque.
modi mediique gravaminum per

41
30 collocutionem] Kurmainz B: collationem.
collocutionem
31
amicabilem terminandorum sit desperandum. Versari nos quidem in contra-

[p. 444] [scan. 512]


1
dictoriis, sed ea eiusmodi esse, quae componi adhuc possint, primum contro-
2
versiarum articulum de termino nempe a quo iam pene esse compositum,
3
reliquas pari via posse componi vel saltem elucidari.

35
3 Non] In Kurmainz B irrtümlich Nam.
Non omnia quoque
4
quaestionum capita colloquio hactenus habito esse pertractata: nihil de auto-
5
nomia, quod unum est ex praecipuis, adhuc esse dictum; continuandam
6
idcirco collationem iam coeptam ac punctis omnibus debite discussis circa
7
singula, quid fieri possit vel non possit, in pleno esse deliberandum, sicque
8
non habituros occasionem protestantes, ut catholicos inculpent, prout iam
9
pridem fecerunt, quasi formam tractationis ad libitum immutent nunque
10
hunc nunc illum agendi modum amplectantur.

11
Burgund kann die ksl. Vorschläge billigen, jedoch sollen rechtmäßige Urteile und
12
Verträge in Kraft bleiben. Die Religionsveränderungen in der

36
12 Unterpfalz] Nach Österreich A II zu ergänzen: und in Sulzbach.
Unterpfalz dürfen
13
nicht rückgängig gemacht werden

39
Die Rekatholisierung der Unterpfalz war gleich nach der Besetzung des Landes durch die Spanier
40
und Ligatruppen 1620/23 begonnen worden, wobei sich die ersten Maßnahmen gegen die Calvinisten
41
richteten. In verstärktem Maße wurde sie nach 1625 fortgesetzt (vgl. L. Häusser II S. 405f.,
42
481ff.; ferner B. G. Struve S. 566 ff.).
; überhaupt ist die ganze pfälzische Frage von den
14
gegenwärtigen Verhandlungen auszunehmen.

15
Quod ad Gallorum interventum in hac gravaminum tractatione attinet, cum
16
a domo Burgundica nunquam probatum esse nec adhuc approbari posse,
17
compertum esse quam parum beneficii causae catholicae hactenus a Gallis
18
accessit, quidquid ipsi pro satisfactione obtinenda

37
18–19 etiam – addixerint] Fehlt in der Vorlage, hier nach Kurmainz B ergänzt.
etiam solennibus pro-
19
missis addixerint. Aliam quoque Gallis aliam nostratibus in rebus reli-
20
gionis esse sententiam. Illos autonomiam in Gallia receptam approbare
21
quam

38
21 in imperio] Fehlt in Kurmainz B.
in imperio recipere; esset religionem catholicam prorsus elimi-
22
nare. Illos in postulatis suis cuncta ad initia belli Germanici restituta velle,
23
catholicos in reductionem anni vigesimi quarti difficulter adhuc posse con-
24
descendere. Denique adversari id moribus atque institutis maiorum, quibus
25
inviolabiliter id observatum semper fuit, ut res Germaniae per Germanos
26
solos tractarentur. Auch beim Passauer Vertrag hat man die Einmischung der
27
Franzosen nicht geduldet

43
Vgl. G. Bonwetsch S. 111.
. Postremo rem hanc exemplo quoque esse pernici-
28
osam, non modo in praesens, ut idem faciant protestantes cum Suecis,
29
sed et imposterum, ut si qua religionis aliave in imperio controversia exurgat,
30
ilico exterorum auxilium imploratur, unde aliud sequi non posset quam
31
dissidia et bella intestina ac (quod Deus avertat) convulsio atque interitus
32
imperii.

33
Baden-Baden. Die ksl. Gesandten mögen die Verhandlungen mit den Protestanten
34
auf der Grundlage ihrer letzten Vorschläge fortsetzen. Weiln die protestirende

[p. 445] [scan. 513]


1
sich auch so gar wiederigen erzeigen und zu hofen, wan die Schweedische
2
ihre satisfaction erlanget, sie werden dieselbe flectiren helfen, alß hielte
3
darfur, eß were punctus satisfactionis mit der handtlung in den religions-
4
sachen pari passu fortzusetzen, der zuversicht, es werden die protestirende
5
(deren neue instructiones, nit so gar auf den extremis zu beharren, ein-
6
kommen) den ernst der catholischen erkennen und sich friedlich bequemen.

7
Osnabrück. Actis directorio et deputatis gratiis ist eine reflexion zu machen,
8
wie man in die communication kommen, notorium siquidem est, welcher-
9
gestalt man anfangs darauf bestandten

43
Vgl. oben S. 160f., 162.
, eß wolten die herren Keyßerlichen
10
mit den protestirenden auß der sachen communiciren, welche darauf der
11
ständt aßistentz begeret, und seint demezufolg die catholische deputirte
12
hinüber nacher Oßnabruck verraiset und haben mit ihnen müntlich confe-
13
rirt, daruber haben die protestirende darfurgehalten, es were die sach den
14
herren Kayserlichen absolute zu ubergeben, welches catholici difficultirt.

15
Diesem nach

39
15 aber haben sie einß] Kurmainz B: haben sie abereinß.
aber haben sie einß eine conferentz begeret und sich anhero
16
begeben; waß aber dern frucht seye, gibt der eventus.

17
Wie nun das werck weiters anzugreiffen, vermeinten Ihre Furstliche Gnaden,
18
es weren 3 oder 4 püncten zu consideriren: 1. notorie wiße man, wie das
19
catholici den protestirenden in vielen schwehren puncten, maßen von Bay-
20
eren erwehnet, nachgeben, darmit sie nit content, sonderen noch mehrers
21
in die catholischen tringen, da sie doch in einigem puncten nit gewichen;
22
2 do unerachtet die herren Kayserlichen in ihren vorschlägen uber daßienige
23
gangen, waß catholici so reichlich nachgeben, wollen sie dieselbe dem ver-
24
lauth nach nit acceptiren, darab clärlich zu verspüren, das sie finale exter-
25
minium catholicae religionis begeren, und denen interessatis nichts gestatten
26
wollen, wan man ihnen mehr nachsehet. 3. were zu bedencken, ob nit die
27
sach leichter gemacht würde, wan man den Schwedischen satisfactionspunct
28
adiustirte, dan zu hoffen, wan die Schwedischen ihre intention darin erlangt,
29
sie werden die protestirende zu milderen consiliis lencken und daß werck
30
mit den Kayserlichen componiren helffen. 4 to haben die protestirende von
31
ihren principalen, wie von Beyern und Baden erinnert, newe befelch be-
32
kommen, daß sie in ihren extremis nit verbleiben sollen. Wan diese puncten
33
wol considerirt, kan man sich leichter auff die gestelte fragen resolvirn.
34
Und

40
34 1.] So nach Konstanz und Kurmainz B; in der Vorlage hier 5.
1. zwaren ist nit ohne, das die herrn deputirte allen möglichen fleiß
35
angewendet, aber mit leuthen, so nit capaces rationis, ist nit fortzukommen,
36
und kan man gar nit eingehen, waß sie begern. So nun durch andere, denen
37
sie mehr alß catholicis, qui pars et contrarii seint, deferiren mögten, zur
38
ragion zu bringen, weren die herren

41
38 Kayserlichen] Nach Wartenberg/ Augsburg III und Wartenberg/ Register II auch
42
die Franzosen, nach Kurbayern A III auch die Franzosen und Contarini.
Kayserlichen zu requirirn, dieses uf

[p. 446] [scan. 514]


1
sich zu nehmen und den protestirenden zu bedeuten, das sich die catho-
2
lischen alles gutes ercläret, und stündte nun an ihnen, deßgleichen zu thun.
3
Kommen sie alßdan auf die Kayserlichen vorschläg, könten die herren von
4
ihnen vernehmen, ob sie dieselbe acceptiren wollen, und solchenfalß weren
5
es auch die catholischen gemeint pro bono pacis, in betrachtung, wan man
6
die differentz zwischen gedächten vorschlägen und der catholischen con-
7
siderirt, es sich befindet, das underschiedtliche puncta coincidiren, und die
8
meiste können beßer explicirt werden.

9
Die haubtdifficulteten bestehen in 3 haubtpuncten, nemblich in dem termino
10
a quo et ad quem. In termino ad quem ist man nit durchgehents darauf
11
gangen, doch wolte man sich amore pacis permissive halten. Terminum a
12
quo belangendt, ist das meiste mit den rebus iudicatis, decisis et transactis.
13
Die vor 1624 ergangenen Urteile müssen unbedingt in Kraft bleiben. Was darnach
14
aber und sich ein oder ander bischtumb in der possession befindet, were
15
zwar etwan nachzugeben, iedoch iuxta nuperum conclusum citra praeiudi-
16
cium. Für die vor 1624 geschlossenen Verträge gilt das gleiche. Für das Stift
17
Straßburg ist das Normaljahr 1624 nicht anzuwenden, da die dortigen protestanti-
18
schen
Domherrenstellen nur den damaligen Inhabern persönlich zugestanden waren

40
Vgl. oben S. 387 Anm. 1.
.
19
Die Ansprüche Magdeburgs auf das Direktorium im Fürstenrat sind unbegründet.
20
Auch die an Minden gefallenen Teile der Grafschaft Schaumburg

41
Das Stift Minden beanspruchte aus dem Erbe des 1640 ausgestorbenen Schaumburger Grafen-
42
hauses die Ämter Schaumburg, Bückeburg, Stadthagen und Sachsenhagen als heimgefallene Lehen.
43
Dieser Anspruch wurde durch ksl. Dekret (1641) und Reichshofratsurteil (1645) bestätigt
44
(vgl. die Akten bei Meiern II S. 768 ff.).
dürfen den
21
Protestanten nicht überlassen werden.

22
Daß sonsten iuxta saepe reiteratum conclusum die clausula, daß die Kayser-
23
lichen cum praescitu statuum tractiren sollen,

38
23 hinzugesetzt wurde] Fehlt in der Vorlage; nach Bamberg A I, Konstanz und Kurmainz
39
B ergänzt.
hinzugesetzt wurde, laßen sich
24
wenigers nit gefallen, und ist dieses essentialissimum, weilen es sonsten inter
25
ipsos catholicos streit abgibt, wie mit underschiedtlichen schon geschehen,
26
ut maneat res integra. Es ist auch den herren Kayserlichen bey Gott mehr
27
verandtwortlich, wan sie cum consensu et praescitu verfaren, alß sonsten.
28
Dieses können sie nicht verübelen, weil Kayserlicher Mayestät meinung ist,
29
das sie mit den interessirten communicirn sollen, so kan auch diese erinne-
30
rung nicht vor ubel aufgenohmen werden, die sollen auch den protesti-
31
renden keine anlaß oder vertröstung noch hoffnung uber die vorschläg
32
geben, dan nicht wol ein weiters kan nachgesehen werden, wan der catho-
33
licismus noch länger verbleiben solle, wie sie mit mehrerem in vorigen ihren
34
votis ausgefuhret.

35
Andere differentz, quoad normam betreffendt, conformiren sich mit Bayeren,
36
in simili, wan einig dubium furfallen solte, deßgleichen waß wegen revoca-
37
tion oblatorum und interposition Veneti et Gallorum erinnert worden.

[p. 447] [scan. 515]


1
Die necessität, waher sie komme und warumb eß mit der zu spath, non est
2
huius loci zu disputiren,

38
2 posteritet] Nach Konstanz: posteritati.
posteritet annotescet, et Deus scit.

3
Leuchtenberg

39
3 wie Baden und Bayeren] Wartenberg/ Augsburg III und Wartenberg/ Register II
40
dagegen: wie Kurköln; Österreich A II: Sagt, habe khein volmacht.
wie Baden und Bayeren

4
Besançon. Continuandam censet coeptam conferentiam, quandoquidem ita
5
in nupero catholicorum concilio conclusum idque impediet, ne catholici
6
denuo cogantur Osnabrugam sese conferre.

7
2 do nequit captare affirmativam, quid res non est amplius integra, si tamen
8
maiora eo vergant, non separabit se.

9
De caetero subscribit voto Burgundico, quod nihil praesidii Galli prae-
10
stabunt.

11
Deutschmeister. Dolendum, daß es dahin kommen, daß catholici nit mehr
12
under sich einß und etliche mehr auf ihr privatum alß daß publicum beflißen
13
sein. Soviel aber die quaestiones belanget, hat man ad 1 m gethan, waß man
14
gekönt, ob aber die handtlung zu continuiren, stehet nicht wenig an, weilen
15
die protestirende von ihm petitis so gar nit abweichen wollen, alß allein
16
bey dem termino a quo, deme sie aber solche clausulas angehencket, das
17
alle gravati intra semestre sollen clagloß gestelt werden, welches in infinitum
18
außlauffet und den terminum umbstoßet. So erclären sich die protestirende
19
auch allein in favorem Ihrer Fürstlichen Gnaden zu Oßnabruck und prae-
20
teriren alle interessirte. Were derowegen vorigen schluß zu inhaeriren und
21
den protestirenden zu bedeuten, wan sie sich nit näher zum ziel lägen,
22
werden sich catholici weiter nit einlaßen, wolte man aber ferner fortsetzen,
23
wie von Newburg erwehnet, hette man sich etlicher puncten zu vergleichen,
24
wie weit man gehen könne und nicht, damit muße man sich aber nit herauß
25
laßen alß in der conferentz et eodem omnino tempore, ne resolutiones, ut
26
fieri solet,

41
26 evulgentur] In Kurbayern A III folgt: auch das bei den tractaten die collegia sich
42
beisambfinden sollen.
evulgentur.

27
2 do Man hat den protestirenden schon viel nachgeben, und hat er wegen
28
des iahrs 1624 underschiedtliche meinungen gehört, daß keinen darmit
29
zu praeiudiciren, wan es darbey verbleibt, hat es seinem gnädigsten herren
30
principalen zu ruhmen, wiedrigenfalß ist bekandt, das er sich allezeit mit
31
protestation verwahret.

32
Daß sonsten von den protestirenden außgeben wirdt, wan man die Kayser-
33
lichen vorschläg nit verwilliget, werde es den herrn abgesandten ein schleg-
34
ter respect sein, den hat man in allen thünlichen sachen zu beobachten,
35
alhier aber, ubi de conscientia agitur, hat er kein platz. Bey dem stifft Straß
36
burg seindt alle hauser interessirt, will deme nichts begeben haben, wie er
37
dan seinerseiths an protestiren und contradiciren nichts ermangelen

43
37 laßen] Kurbayern A III fügt noch einen Widerspruch gegen die Antiprotestklausel an.
laßen.

[p. 448] [scan. 516]


1

32
1–2 Ob – zeitlich] Nach Österreich A II hier: Die Kheyserlichen seyen umb
33
weitterer handlung willen nit zu bemühen.
Ob man schließlich die Kayserlichen vorschläg acceptiren solle, vermeinet,
2
seye noch zu zeitlich, sondern zu vernehmen, waß die protestirende zu thun
3
gemeint. An seinem orth wirdt er nimmer dahin gehelen,

34
3–5 so – werden] In Wartenberg/ Augsburg III und Wartenberg/ Register II
35
statt dessen: so were auch der Frantzosischen assistentz sich zu gebrauchen.
so kan er auch nit
4
verwilligen, das propter consequentiam die herren Frantzösischen zu dieser
5
handtlung gebrauchet werden.

6
Wegen der straßburgischen Kanonikate wird auf ein dem Direktorium übergebenes
7
Memorial verwiesen.

8
Bamberg. Uff die vorgestelte fragen,

36
8–16 undt zwar – sein] Nach Kurbayern A III: Weiln die angefangene conferenz
37
ganz ohne frucht abgelauffen, deren continuation nur weitleuffigkheit unnd endtlich
38
woll ein grosses praeiudicium nach sich ziehen khöndte, so seie dieselbe zu under-
39
lassen. Österreich A II: Es sei zu besorgen, eß werden die Schwedische pari iure
40
auch dabeysein, also auch inskünfftig sich in die reichßsachen eintringen wollen.

41
Eß möchten ettwan die Kayßerlichen die protestirenden erinnern, ihr ultimatum auff
42
die vorschläg zu eröffnen.
undt zwar 1º ob die conferentz mit
9
den protestirenden zu continuiren, kurtzlich zu andtworten, halte man dar-
10
fur, das zu verhutung wideriger impressionen (wie auch, damit die res
11
iudicatae et transactae, welche von den Kayserlichen in ihren letzteren
12
vorschlägen bereits begeben worden, salvirt) continuirt werden könte,
13
solten aber, wie in etlichen votis vermeldet worden, die Augspurgische
14
confessionsverwandte selbst nit darfurhalten, daß vermittelß continuirung
15
solcher conferentz schleunig auß dem werck zu kommen seye, alß laßet es
16
dahingestelt sein. Dißseits ist man instruirt, das werck nach aller möglich
17
keit zu befurdern.

18
Ad 2. Nachdeme die Kayserliche Mayestät alß belli director gegenwertige
19
necessitet dergestalt ponderirt, das dieselbe praevio consilio theologorum
20
verandtwörtlich gehalten, den protestirenden soviel einzuraumen, Ihre
21
Fürstliche Gnaden zu Bamberg auch darbey specialiter nichts anders inter-
22
essirt, dahero es dahingestelt sein laßen, iedoch das die res legitime decisae
23
et iudicatae erhalten bleiben.

24
Ad 3. Ist billig und hochnotwendig, das die interessati hieruber vernohmmen
25
und den Augspurgischen confessionsverwandten ohne vorhergehende be-
26
willigung der catholischen nichts weiters eingeraumet

43
26 werde] In Kurbayern A III ( und ähnlich Österreich A II) folgt: Halte auch endtlich,
44
das die stiffter Osnabruck, Minden, Halberstadt und Straßpurg bestens zu reserviren.
werde.

27

45
448, 27–456, 7 Worms abzustehen] Fehlt in Bamberg B.
Worms. Ad 1. Dieweilen die conferentien mehr zu weiterung alß vereini-
28
gung außschlagen, hielte darfur, es were auf maaß und weiß wie vor
29
diesem den herren Kayserlichen die handtlung zu uberlaßen und von ihnen
30
also zu reassumiren, denen es die protestirende nit verübelen können, weilen
31
sie non suo sed catholicorum nomine die handtlung antretten.

[p. 449] [scan. 517]


1

41
1–2 Pro 2 do – nehmen] Nach Österreich AH dagegen: Vox Caesaris vox catholicorum,
42
also ihre vorschläge zu acceptiren.
Pro 2 do ist auff die maiora instruirt, und weren bey diesem passu der catho-
2
lischen eingewendte erinnerungen in fleißigste acht zu nehmen.

3
Wegen der vor 1624 ergangenen Urteile wird auf das kurkölnische Votum verwiesen.
4
Auch die noch rechtshängigen Sachen dürfen nicht kassiert werden.

5
Würzburg. Vorß erste könte beedes zugleich beschehen, wie in Trierischen
6
und Bambergischen votis erwehnet, und hat die conferentz soviel operirt,
7
das die protestirende ratione termini a quo in den extremis nit verblieben,
8
und wan catholischer seiten weiteren gewaldt gehabt, mogten sie sich noch
9
mehrers heraußgelaßen haben. Daß zeiget sich in den rebus iudicatis,
10
derentwegen sie sich erbietig gemachet, wan catholische selbige specificiren,
11
wolten ihre erclären und wegen etlich weniger den krieg nit fuhren, haben
12
diesen punctum zumahlen nit contradicirt, sonderen ad referendum ange-
13
nohmmen, deßgleichen haben sie sich auch in offentlichen discurs vernehmen
14
laßen. Wil sich von den maioribus nit absonderen, das die herrn Kayser-
15
lichen zu ersuchen, sie wollen die handtlung wider annehmen, das geschehe
16
nun mit dem Salvio oder nit, gilt

43
16 im] Fehlt in Kurmainz B.
im eben viel, und ist diß kein arbitrament,
17
sonderen eine bloße interposition und underhandtlung.

18
Nun furs andere, die vorschläg betreffendt, were ein beßerer zustandt zu
19
wünschen, und ist unnötig, viel von der necessitet zu reden, wie in keinen
20
zweiffel zu ziehen, ob Kayserliche Mayestät mit den theologis derentwegen
21
underredung pflegen laßet. Schließet derowegen in partem affirmativam,
22
das doch die res iudicatae, wie sie schon in den tractat kommen, nachmalß
23
in alle weeg reservirt werden, wenigst dieienige, darvon das Cölnische
24
votum meldet. Und weilen bey letzter session vor gut angesehen worden,
25
das man dieselbige specificiren solle, so benennet folgende: Anno 1630 in
26
camera Costnitz wegen St. Georgen contra Wirtemberg, Costniz contra
27
Wirtemberg Reichenbach betreffendt; in aula Caesaris anno 1629 außge
28
fuhret Costnitz contra Ulm die parfüßerkirch, item daß freye offene exer-
29
citium catholicae religionis, sodan visitation des gotteshauses Wengelen
30
betreffendt; Wurtzburg contra Hanaw, Schlichtern betreffendt. Die vier
31
clöstersachen seint bekanndt und wirdt sie daß directorium in acht zu
32
nehmen wißen […].

33
Eichstätt. Ihre Fürstliche Gnaden werden den maioribus subscribiren,
34
weilen die sachen darinnen wol uberlegt, sie auch den betrubten zustandt
35
des reichs nit länger moriren wollen, wollen sich also mit Collen und Bayeren
36
pro affirmativa passive halten, das die herren Kayserlichen die handtlung
37
nachmalß uber sich nehmen, sed non per modum arbitrii und mit dem
38
zusatz, daß die seith anno 1624 eingelöste pfandtschafften, ungeachtet darin
39
vi meri imperii und gemeinschafft halben reformationes beschehen, sub eo
40
termino nit sollen begriffen sein, desuper protestando.

[p. 450] [scan. 518]


1
Bey den verträgen, rebus iudicatis und allen religionsstreitigkeiten were
2
dahin zu sehen, ut regula maneat pro catholicis, und wan protestirende
3
vermeinen beschweret zu sein, mögen sie dargegen excipiren und eine
4
specification ubergeben. An seithen deß stiffts ist man erbietig, falß iemandt
5
gravirt, gnugsamen bericht zu erstatten.

6
Requirantur

31
6 interim] Konstanz dagegen utroqui; Kurmainz B: ceteroqui.
interim domini Caesarei, daß sie cum periculo interessatorum
7
nichts uber ihre vorschläg eingehen und dan mit fleiß daran sein wollen,
8
damit die protestirende solche acceptiren, und werden dardurch die stiffter
9

32
9 Straßburg] Kurmainz B nennt davor noch Oßnabrug.
Straßburg, Halberstadt und Minden in specie außgezogen.

10
Speyer. Wie Kurtrier; ergänzt, daß Zweibrücken 1630 zur Herausgabe des Klosters
11
Hornbach verurteilt worden ist

35
Kloster Hornbach (heute Landkreis Zweibrücken), an dem die Bischöfe von Speyer und die
36
Pfalzgrafen seit dem Mittelalter Herrschaftsrechte hatten, wurde 1558 von Zweibrücken ein-
37
gezogen, mußte aber durch ksl. Mandat 1631 an Speyer restituiert werden (vgl. Meiern IV
S. 397 ; B. G. Struve S. 566f.).
.

12
Straßburg wie Teutschmeister

13
Konstanz wie Wurtzburg

14
Augsburg. Kan wegen specialinstruction zu den mediis nit verstehen,
15
weilen man bey diesem stifft der meinung, das eß salva conscientia nit
16
geschehen könne, non enim facienda mala, ut eveniant bona, zumahlen in
17
ihren mächten nicht ist, von dem iure quaesito abzustehen. Wan doch per
18
maiora darwider solte concludirt werden, hatt befelch, darfur zu

33
18 bitten] In Kurmainz B folgt wie dan hiemit geschicht.
bitten,
19
sonsten muste daß miserabile protestationis remedium an handt nehmen.

20
Mit dem stifft

34
20 Augsburg] In Konstanz irrtümlich Straßburg.
Augsburg hat es die beschaffenheit nit, daß die reformation
21
allein auf dem religionfrieden, sonderen mehrerentheilß auff andere argu-
22
menta fundiret, wie dan außbündige transactiones und pacta vorhanden,
23
darauff in anno 1629 die executio beschehen

39
Über die Verträge, die das Religionswesen in Augsburg regelten, oben S. 136. Die Akten über
40
die Wiederherstellung des katholischen Stadtregiments 1629 bei Lehenmann Suppl. S. 460–760.
.

24
1627 ist in Kempten das Kloster St. Anna, in Memmingen die Pfarrkirche St.
25
Martin restituiert worden. Das wegen der Kartause Christgarten schon in der Vier
26
klöstersache gefällte Urteil konnte erst 1630 exequiert werden. Im übrigen soll dem
27
Direktorium eine genaue Erläuterung übergeben werden.

28
Hildesheim, Paderborn wie Cöllen

29
Freising wie Saltzburg

30
Regensburguti maiora, sonderlich aber wie Oßnabruck

[p. 451] [scan. 519]


1
Passau. Wie Teutschmeister, vorbehaltet sich res iudicatas wegen Straß
2
burg, sonderlich der kirchen daselbst.

3
Trient. Thut neben dancksagung sich kürtzlich resolviren, daß diese con-
4
ferentz ihren zweck nit erreichet wegen der protestirenden praeliminar-
5
cautelen der unverbindtlichkeit. Die reichsacta geben, daß dergleichen
6
underredungen absque effectu iederzeit abgangen und zeitverlust seint, wie
7
es sich anno 1613 bezaigt

39
Vgl. hierzu F. Wolff S. 38f.; die Akten bei Londorp I S. 112–142.
. Ob dannenhero die herren Kayserlichen umb
8
die abermalige ubernehmung der tractaten zu bitten, vergleichet sich mit
9
denienigen, qui affirmativam sequuntur, dergestalt, das die im furstlich
10
Oßnabruckischen voto angefürte erinnerungen beobachtet werden.

11
Die durchgehende acceptation der Kayserlichen compositionvorschläg be-
12
treffendt, mögte wünschen, daß man in passibus utilibus zum zweck glangen
13
könte, weilen aber seine instruction neben dem termino auff die behaubtung
14
rerum iudicatarum bestehet, daruber er bericht gethan, aber darauff noch
15
keine erclärung erlanget,

34
15–16 alß wirdt – sein] In der Vorlage grammatisch unklar: alß wirdt er sich biß dahin
35
ein- und in terminis passivis halten verhöffentlich nit zu verdencken sein. Hier nach
36
Kurmainz B korrigiert.
alß wirdt, daß er biß dahin ein- und sich in terminis
16
passivis halte, verhöffentlich nit zu verdencken sein.

17
Basel wie Costnitz und Wurtzburg

18
Brixen wie Triendt

19
Münster, Lüttich wie Collen

20

37
20 Minden – Osnabrück] Nach Österreich A II ergänzt.
Minden, Verden
wie Osnabrück

21
Halberstadt wie Teutschmeister

22
Verdun. Ratione termini

38
22 ad quem] In Kurmainz B dagegen richtig a quo.
ad quem repetit votum Burgundicum, de reliquo
23
legati magistri ordinis Teutonici.

24
Chur wie Oßnabruck

25
Fulda. Wie Bamberg, und weilen protestirende der pfandtschafften meltung
26
thun, das die eingelöste wider abgetretten und keine inskünfftig reluirt
27
sollen werden, darbey befindet sich dieser stifft interessiret, und gehöret
28
dieses nit ad gravamina […]. Weil die reichsstätt ihnen daß ius reluendi
29
reserviren, müßen die höhere ständte, denen man solche befugnuß abstricken
30
wil, deterioris conditionis sein, welches in imperio inauditi exempli were.

31
Hersfeld wie Teutschmeister

32
Kempten wie Würtzburg

33
Murbach, Luders, Johanniterorden wie Teutschmeister

[p. 452] [scan. 520]


1
Ellwangen wie Augsburg

2
Weißenburg, Prüm wie Trier

3
Berchtesgaden, Stablo wie Cöllen

4
Corvey wie Ihre Furstliche Gnaden zu Oßnabruck

5
Prälaten. Hat bey der conferentz selbsten erfahren, das die deputation
6
ohne frucht abgangen, und wan man schon deroselben ferners inhaeriren
7
wolte, so ist doch nichts beßers zu gewarten, es sey dan sach, das sich die
8
protestirende näher herbeylaßen. Haltet derowegen dafur, daß mans auff
9
solche weiß nit mehr mit ihnen zu versüchen. Ob aber den herren Kayser-
10
lichen nachmalß die sach zu ubertragen, stehet dahin; hat sonsten offtmalß
11
angedeutet und bleibet noch darbey, das die Kayserlichen compositions-
12
media nit können salva conscientia acceptirt werden noch von seinen herren
13
principalen in ewigkeit angenohmmen werden, deßwegen nachmalß solem-
14
nissime protestirendt; dieselbe gönnen einem ieden den lieben frieden, sie
15
meinen aber nit, das diß das recht zulängliche mittel sey, und sehen dannen-
16
hero nicht, warumb man manibus et pedibus darin solle fallen. Hat auß
17
vorgehenden votis gern vernohmmen, daß man keinem praeiudiciren wolle,
18
die wort mußen aber dem werck nit contrari sein, welches geschicht, wan
19
die vorschläg acceptirt werden.

20
Newlich hat man Minden und andere außgezogen, daß aber der praelaturen
21
nit ebensowol alß der stiffter gedacht worden, muß mit befrembden und
22
nit geringer bestürtzung befinden, weilen sie nit gering und, wie man per
23
ludibrium pfleget zu sagen, ein handt voll clöster, so gegen den frieden nit
24
zu achten, sonderen 30 und mehr, darzu viell 100 000 seelen gehören, und
25
weilen man billig bedenckens traget,

42
25 einiger statt] Kurmainz B irrtümlich einigem stifft.
einiger statt, sogar einem eintzigen
26
cavallier zu praeiudiciren, alß wil deßgleichen gegen die stifft und clöster
27
verhoffen. Unerhört ists, daß legitime possidentes authoritate Caesaris sollen
28
lamentabili exemplo vertrieben werden, derowegen fast alle vota dahin
29
dirigirt, das man sich deßwegen eifferig solle annehmmen, wie sie dan in
30
specie darauff instruirt, die churfürstlichen zwaren wegen ihres iuris metro-
31
politici, die fürstlichen aber ratione diocesani. Soviel aber die ubrige stifft
32
belangt, obschon man dabey nit in specie instruirt, so wirdt man dannoch
33
ex parte catholicorum keinen geringen eiffer erzeigen alß die protestirende,
34
welche auch in der geringsten sachen vor einen man stehen.

35
Verhoffet nit, das under den catholischen einer seye, welcher zu prophanirung
36
der clöster seinen positivum sensum geben werde, der mögte sönsten die
37
schwere execrationes und imprecationes, so die gotsählige stiffter außgego
38
ßen, auff sich laden, und damit man sehe, das dieselbe nit gering, alß thut sie
39
extractweiß ablesen, deren sich wol kein catholischer wirt theilhafftig machen
40
wollen. Solche hinlaßungen wollen mit der necessität durchgetragen werden,
41
es geben aber weder die historien noch die experientz, das dieß ein mittel

[p. 453] [scan. 521]


1
zum frieden, sonderen wol daß contrarium, das man dardurch weiter vom
2
zweck abkommet; und weilen darfur wil gehalten werden, man könne
3
propter regulam „ex duobus malis minus“ ect. etwas nachsehen, so wil
4
hieruber seine meinung kürtzlich eröffnen: malum est duplex, poenae et
5
culpae,

39
5 taliusmodi – culpae] Folgt in Kurmainz B erst auf potest in Zeile 7.
taliusmodi consensus non est autem malum poenae, sed culpae;
6
quando iam duo mala culpae concurrunt, nullum est eligendum, sed quando
7
unum culpae, alterum poenae, tum minus, scilicet poenae, eligen dum potest;
8
quando etiam duo mala poenae concurrunt, electio est penes arbitrium
9
eligentis.

10
Im ubrigen behält sich fernere notturfft bevor.

11
Schwäbische Grafen. Ad 1. subscribit Cöllen, Bayeren, Osterreich, Oßna
12
bruck und

40
12 gleichstimmenden] In Kurmainz B folgt votis.
gleichstimmenden umb so mehr, weilen die protestirende ohne
13
consens der Schwedischen nicht schließen können.

14
Ad 2. wie Teutschmeister, Straßburg und gleichstimmende, weilen graven
15
und herren mercklich hierbey interessirt, laßet sich doch gefallen, das von
16
den herrn Kayserlichen erleuterung ihrer vorschläg begert werde, weilen
17
sie verhöffentlich

41
17 selbsten] Fehlt in Kurmainz B.
selbsten der meinung in puncto rerum iudicatarum. So
18
hetten dieselbe auch denen catholischen von ihrer handtlung nachricht zu
19
erstatten und uber die vorfallende newe streitigkeiten deren gutachten ein-
20
zuholen, auch dahin zu trachten, damit die

42
20 bereits] Kurmainz B: beyseits.
bereits außgesetzte stiffter, auch
21
die stifft- und clöster im landt von Wirtemberg erhalten unndt Augsburg
22
nit weiter getrieben werde.

23
Dan were auch von den protestirenden zu vernehmen, waß sie etwa uber
24
die Kayserlichen vorschlag praetendiren, damit man sich endtlich der vor
25
schläg halber erclären könne.

26
Daß sonsten die interessati ihre notturfft dem directorio ubergeben sollen,
27
ist schon von ihme und anderen mehr geschehen, darauf er sich beziehen
28
thut […].

29
Iudicatur solle bey Kayserlicher Mayestät und dero cammergericht bestehen,
30
wie Bayeren, deßgleichen das Venetus et Galli per Caesareos zu emploiiren,
31
item das satisfactio Suecica befürdert werde. Sonsten mit Oßnabruck, das man
32
sich mit den vorschlägen nit so gleich solle loß- und bloßgeben, item daß
33
res decisae ante terminum zu eximiren. Den Magdenburgischen streit mit
34
Saltzburg betreffendt, deßwegen sentit wie Saltzburg et alii. Causae pen-
35
dentes gleichergestalt zu excipiren wie Wormbs. Wegen auß- und vorbehalt
36
der kirchen wie Costantz. Wegen Augßburg dicetur in voto Augustano.

37
Köln ( Stadt). Repetit anteriora und wünschet, das alleß zu vortheil der
38
catholischen religion möge erhalten werden, welches, weil es höhere ständt

[p. 454] [scan. 522]


1
betrifft, denen die notturfft und zustandt bewust, wirdt sich die statt Collen
2
von ihnen nit separiren, hoffet und bittet, wan man die Kayserliche inter-
3
position annehmet, dieselbe zu erinneren, daß sie in particulari die frey-
4
stellung nit wollen einwilligen, das die statt sich darzu nit bekennen kan.

5
Aachenwie die Vorstimmenden

6
Augsburg ( Stadt). Eß kan der terminus anni 1624 schwehrlich ange-
7
nohmen werden, weilen sehr ungewiß, ob die protestirende damit zu-
8
frieden, dardurch fiehlen alßdan die sachen zu Nördtlingen, Ulm, Bopfingen,
9
Dinckelspiel, mit Osterreich, Pfaltz, Hagenau, Colmar und andere, wie die-
10
selbe der länge nach abgelesen werden, mit repetition der ubergebenen
11
schrifft und ferner reservation.

12
Besançon ( Stadt). Ad 3 quaestiones propositas conformat se cum voto
13
Austriaco.

14
Kurmainz. Haben der länge nach vernohmmen, wohin die beede fragen
15
in den abgelegten votis resolvirt worden, und finden ad 1 um keine differentz,
16
weilen die, so die conferentz mit den protestirenden fortzusetzen halten,
17
sich den maioribus undergeben.

18
Den anderen punct belangendt, finden gleichergestalt, daß alle in affirma-
19
tivam incliniren, außgenohmen

34
19–20 Pfaltz Newburg – Ellwangen] Kurmainz B läßt Burgund aus, ebenso Österreich
35
A II, das statt Deutschmeister Straßburg und ferner Prälaten und Augsburg ( Stadt) nennt.
36
Nach Kurbayern A III: Pfalz-Neuburg, Deutschmeister, Trient, Brixen, Prälaten,
37
Augsburg ( Stadt); nach Pfalz-Neuburg III: Augsburg, Trient, Brixen, Pfalz-Neuburg,
38
Verdun, Prälaten, Schwäbische Grafen.
Pfaltz Newburg, Burgundt, Teutschmeister,
20
Augsburg, Ellwangen

39
Wie der Vergleich mit den einzelnen Voten zeigt, werden die ksl. Vermittlungsvorschläge auch
40
von den Vertretern Trients, der Prälaten und der Schwäbischen Grafen abgelehnt; Burgund will
41
sie annehmen, Pfalz-Neuburg äußert Vorbehalte (vgl. die in der Fußnote angegebenen Abwei-
42
chungen).
, ubrige alle vermeinen, das nach ietzigen laidigen
21
zustandt deß reichs der herren Kayserlichen compositionsvorschläg mit der
22
reservation einzugehen, das die res iudicatae et decisae nec non transactae,
23
welche von dem krieg nicht herruhren, auff den Prager frieden zu richten.
24
Damit man nun bestendige nachricht möge haben, waß diß vor sachen, alß
25
werden die herren abgesandten sich nit zuwider sein laßen, solche in duplo
26
zu ubergeben, wamit deren nottürfftiglich möge gedacht werden. Befinden
27
pro 2 do, das Bayeren und Oßnabruck darfurhalten, man muße sich auch
28
normae legis vergleichen, und daß wegen des stifts Straßburg underschiedt-
29
liche erinnerungen beschehen.

30
Nun Ihrer Churfürstlichen Gnaden gedancken zu eröffenen, haben sie nicht
31
underlaßen, derselben alles zu hinderbringen und zu mehrer versicherung
32
expreßen befelch begert, die haben darauf mit ihren theologis uber die sach
33
deliberirt, und zwar ob die Kayserlichen vorschläg ohne verletzung des

[p. 455] [scan. 523]


1
gewißens könten acceptirt werden; nachdem sich nun dieselbe auß
2
trücklich vernehmen laßen, daß man nach gestaldt des ietzigen zustandts
3
die geistlichen güter, so man nicht behaubten kan, ubergeben könne, umb
4
die ubrige zu salviren, zumal aber nicht in perpetuum, noch daß man sich
5
in einige normam solle einlaßen, welche dem perpetuo gleich, alß weren
6
die herrn Kayserlichen zu ersuchen, das sie mit allem fleiß dahin sehen
7
wollen, damit nach den ietzt verwilligten 100 iahren die sachen wider in
8
ietzigen standt kommen und die habende actiones einem ieden freystehen
9
sollen.

10
Ob nun die angefangene conferentz weiters zu continuiren, resolviren sie
11
sich kürtzlich und concludiren negative, weilen darmit nichts fruchtbarliches
12
außgerichtet worden noch inskünfftig zu hoffen. Dan wan schon ein formal-
13
instruction wolte einrichten, werden sich die deputirte beschwehren, solche
14
uber sich zu nehmen, und ist nur zeitverlust, were derohalben den herren
15
Kayserlichen die handtlung nachmalß zu uberlaßen, nicht zwar per modum
16
arbitrii,

35
16 sondern] Kurmainz B irrtümlich under.
sondern einer gütlichen conferentz mit wißen und willen der ständt,
17
dabey mit fleiß dahin zu sehen, damit res transactae et decisae, so nicht
18
vom krieg herrühren, salvirt, auch die auff churfürstliche interposition in
19
anno 1590 in camera erhaltene

36
19 sententiae] Nach Österreich A II gegen Erfurt.
sententiae

37
Ein RKG -Urteil aus dem Jahre 1595 bestätigt die kurmainzischen Besteuerungsrechte in Erfurt
38
(vgl. die ausführliche Deduktion der kurmainzischen Rechte über Erfurt bei Meiern III S. 549ff. ).
manutenirt werden.

20
Kurmainz bittet die Stände ebenfalls um Unterstützung wegen seiner Ansprüche auf
21
die Bergstraße

39
Vgl. oben S. 333 Anm. 1.
sowie wegen Erhaltung der 1623 im Eichsfeld geschaffenen Religions
22
verhältnisse

40
Unter dem Schutz der 1623 nach Norddeutschland vorgedrungenen Ligatruppen war das Eichsfeld
41
rekatholisiert worden.
.

23
Der stifft Straßburg wirdt wol zu erhalten sein, maßen herr graff von Traut-
24
mannsdorff und herr Volmar selbsten zu verstehen geben

42
Vgl. die Versprechungen der ksl. Gesandten in der Konferenz mit der katholischen Deputation
43
1646 Oktober 8 (s. oben S. 386 Anm. 1).
.

25
Daß ohne der standt verwilligung uber die vorschläg die herren Kayser-
26
lichen nit schreiten, ist billig, und wollen sie deßen bey dem vortrag ein-
27
gedenck sein.

28
Die in dem Churbayerischen beschehene underschiedtliche erinnerungen
29
sollen auch in acht genohmmen werden.

30
In puncto satisfactionis Suecicae seindt schon verschiedene schrifften ge
31
wechßlet, und wirdt sich baldt weisen, ob die cron Schweden lust zum
32
frieden trage oder nicht.

33
So solle auch der von Magdeburg dem ertzstifft Saltzburg movirende streitt
34
wegen der direction nicht außer acht gelaßen werden. Die vier stiffter, statt

[p. 456] [scan. 524]


1
Augsburg und Wirtembergische clöster belangendt, wirdt man zu deren
2
erhaltung möglichst cooperiren.

3
An ihrem orth wollen sie auch in acht nehmen, waß wegen interposition
4
der Schwedischen, Frantzösischen und des herrn Veneti in den votis ange-
5
deutet worden; und wirdt zum beschluß den protestirenden anzuzeigen
6
sein, warumb man bewogen worden, von der beliebten und angefangenen
7
conferentz abzustehen.

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