Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
Eur Kayserlichen Mayestät berichten wir hiemit allerundterthenigist, das
vorgestrigen abendts, den 11. diß, der königlich Dennemarkische geheime
secretarius Clein von Cassell alhie angelangt und sich bey uns angemelt,
denn ich, graf von Nassau, auch gestrigen tags zum mittagmahl in mein
losament einladen lassen. Und demnach wir ine vorderist samentlich ange-
hört, hat er uns von seinem genedigisten könig und herrn ein credenz-
schreiben, innhalts beyligender copey nr. 1 eingelifert, sein mündtlich an-
bringen auch demselben gemeß abgelegt, darauf wir ine dann hinwiderumb
mit gleichmesßigem anerbieten und bezeigung Eur Mayestät gegen der
königlichen würden tragender bestendiger gueter wolmeinung beantwortet
haben. Und dieweil wir hienebens auch anlaaß genommen, ine umb die
von der frau landtgräfin zu Hessen Cassel außgefallene erclärung zu befra-
gen, hat er sovil angedeütet, das dieselbe zwar ine in seinem anbringen
fleisßig angehört und zu erkennen gegeben, das sie alle iren vor augen
gestelte umbständt genuegsamb gefast und leüchtlich erachten khöndt, das
sie nit wol etwas mehrers von Eur Kayserlichen Mayestät, als iren bereits
in handlung were gebracht worden, zu verhoffen, noch auch die gedancken
zu fassen hete, bey disem kriegßweesen und durch die waaffen iren statum
zu erweiteren. Sie were aber mit beeden cronen, Franckreich und Schweeden,
und was darvon dependiert, dermassen verknipft, das sie sich in einige
particularhandlung nit wüste einzulassen, sonderlich weil die universal-
fridenstractaten vor der thür stüenden, sondern müeste notwendig deß
außgangs erwarten; ausserhalb dessen hete er wol verspürt, das sie in der
Marburgischen successionsach noch ein mehrere satisfaction suechen thet
und derselben anspruch sich nit genzlich begeben wolte.
Wir haben ime auch angedeüttet, das die Franzosen außgeben theten, das
beeder cronen, Dennemarkh und Schweeden, reichsräthe umb erhandlung
eines fridens uf denselben reichsfrontieren zusambenkommen solten . Darauf
sagt er, das er von disen und anderen sachen, was in zeit seines abraisens
vom königlichen hof verloffen wer, kein nachricht, dieweil ime biß dato
keine brief zuekommen. Es köndte zwar solche zuesamenkonfft wol ge-
schechen, die wurde aber seines erachtens allerdings in extremis verharren
und ohne frucht ablauffen, seitemaln kein theil in dem standt wer, das er
dem andern was nachgeben und weichen wurde wellen, welches er mit
vilen particulariteten zu remonstrieren understuende.
Als wir auch ime angezeigt, waßgestalt Eur Mayestet resident, der von
Plettenberg, bericht gethan , das der königlichen würden nit entgegen wer,
mit extradition der vollmachten zu Oßnabrugg fürgehen ze lassen, hat er
vermeldet, das ime deßwegen noch nichts zu vernemmen kommen, er hete
es aber hievor selbst vor thuenlich gehalten und deßwegen dasjenig, was
ime hierunder vom herrn grafen von Aursperg were vorgehalten worden,
seinem genedigisten herrn umbstendtlichen referiert. Könte also diser actus
wol fürgehen, damit man sechen möcht, wie der gegenteil sich entlich in
vergleichung der volmachten erzeigen werde. Bey welchem passu er dann
weiter vermeldet, das der gegentheil kein grosse ursach hete, der voll-
machten halber einige enderung uf Eur Kayserlichen Mayestät seiten zu
suechen, dann dieselbe formb were hievor in seinem beysein zwischen dero-
selben abgesandten, herrn reichsvicecanzlern, sodann in namen der cron
Franckreich dem conte d’Avaux und in namen der cron Schweeden dem
Salvio zu Hamburg deütlich verglichen worden, und er trüege kein scheü-
chen, inen, wann sie es laugnen solten, wie er von uns bericht worden,
solches undter augen ze sagen. Im übrigen aber, als wir per discursum ime
weiter angedeüttet, wann es dann mit dem actu extraditionis sein richtigkeit
erlangt, zumaln auch die emendatio plenipotentiarum würklich erfolgt, und
dann die gegentheil auf die haubttractata, wie nit zu zweiflen, tringen solten,
was alßdann seines genedigisten herrn mainung sein wurde, da haben wir
wol verspürt, das er vermeint, man solte dissorts die sach solang in puncto
emendationis ufhalten als möglich, bis man immitlst der gegenpart einen
mehrern vortl aberhalten möcht, mit vertrösten, das sein genedigister herr
sein interesse von Eur Kayserlichen Mayestät und deß reichs nimmer
werde separieren lassen, dann ausserhalb dessen erkente sein genedigister
herr gar wol, das er gegen den Schweeden, solang sie ire macht im reich
wurden mantenieren mögen, nimmer gesichert bleiben köndte. Diß seint
nun seine discorsi, so wir an sein ortt gestelt sein lasßen.
Sonst hat er uns anzeig gethan, das er von seinem genedigisten könig und
herrn auch bevelcht wer, die Franzößische gesandten bey diser occasion
mit wenigem anzusprechen und complimenti gegen inen abzulegen, so wir
uf sich selbst beruchen lassen.