Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
Wir haben nr. 149 am 26. Januar erhalten. Über die Admission der Reichsstände
zum Kongreß ist nichts vorgefallen. Was aber die conversation mit denn könig-
lich Spanischen gesandten über ire instruction belangen thuet, gleich wie
wir dasihenig, was in solcher conversation von den provinzien, vestungen,
päsßen, stätten etc. gemeldet worden, allein dahin verstanden und anzogen,
das vermuetlich die Franzosen dergleichen nit allerdings frey abzutretten
und widerzugeben gedenckhen möchten, im übrigen aber die frag zum
beschluß allein generaliter dahin gesetzt, wann man ie zu solchen extremi-
teten khommen müest, was man irerseits in dschanz ze schlagen ver-
meinte etc., also ist auch hierundter seit anhero weder in genere noch specie
dessentwegen mit inen weiter nichts conversiert worden, und sollen uns,
zumalen uf disen Eur Kayserlichen Mayestät allergenedigisten bevelch,
darmit auch inskhönfftig innzuhalten, gehorsamist angelegen sein lassen.
Mit dem von Grießheimb haben wir seines wegen Schweeden gethanen
vorschlags halber damaln weiter nichts geredt, sondern wegen allerhandt
darbey ereigender umbständten uf sich selbst beruchen lassen, bis er iungst
laut unserer vom 15. diß abgangener relation mit deß Salvii schreiben
gegen uns aufgezogen, und wir damalen vermerckht, das, was in demselben
von einem anstandt angeregt, eben auf den von ime, Grießheimb, anvor
beschechenen vorschlag zihlen thue, darumben wir ine auch allein khürz-
lich, wie in der relation zu sechen, beandtwortet; darüber er folgendts,
gleichwol unser unbegrüest, nach Oßnabrugg verreist und bey Eur
Kayserlichen Mayestät gsandten daselbst dise proposition mit etwas anderen
particulariteten gleichergestalt angebracht hat, massen aus deroselben gehor-
samister relation seithero würdet zu vernemmen khommen sein, das wir
uns also gegen ime iederzeit aller behuetsamkheit beflissen und biß anhero
vornemblich dahin gesechen haben, das etwan durch sein mitel auch, was
beim gegentheil vor consilia emporgehen theten, desto leichter erkhundiget
werden möchten. Könden zwar unserstheils gar wol glauben, das seine ein-
und andernorts gethane vorschläg urspringlich von denn Schweeden selbst
herflüessen, welche mit dergleichen anerbiettungen im übrigen ihre sachen
zu versicheren und zufürkhommen gedenckhen, das dem könig in Denne-
marckh einige assistenz nit geleistet werde und sie ine desto ehender zu
einem inen annemblichen vergleich bezwingen mögen.
Was dann solchem nach die ankhonfft deren nun allzulang erwartteter
Franzößischen plenipotentiarien anbetrifft, da berichtet uns zwar gestriges
tags der Venetianische ambassator, vom 16. huius aus Pariß brief empfangen
zu haben, innhalt, das die königin selbst sich gegen seiner republic an selbi-
gem hof residierenden ambassator außtrückhenlich erclärt hete, das sie dero
plenipotentiarien ernstlichen bevelch zuegeförttiget, sich ohne mehrern
aufhalt aus dem Haag nach Münster zu erheben, dann sie endtlich endt-
schlossen, die fridenstractaten, auch deß Schweedischen einfalls gegen
Dennemarckh ungehindert, fortsezen ze lassen, das er also gleichwol ver-
hoffte, sie wurden ehist anlangen. Beynebens aber hete er bishero von inen
uf sein schreiben der curialien halber, davon wir in unserer relation den
24. Decembris meldung gethan, noch auf dise stundt einige andtwort
noch auch sonst ires aufbruchs halber einige gewißheit, ausserhalb was
andere brief aus Hollandt von irem stettigem sollicitieren und antreiben bey
denn Staaten melden theten, nit empfangen. Und da sie auch endtlich an-
khommen solten, so seche er vor sein person nit, wie man bey iezigem
zuestandt in denn fridenstractaten werde fortschreitten khönden. Er hete
zwar iederzeit anfangs die gedanckhen gehabt, das die Schweeden aus dem
herzogthumb Holstein weiter nit fortruckhen noch den könig in Denne-
marckh haubtsächlich angreiffen, also das diser einbruch sich leicht wider-
umb stillen wurde. Nun aber seche er, das es zu offenem bruch gelangen
thüe, und befinde, das die Hollender diß werckh auch weit tüeffer zue
gemüett füehren, als sie sich anfangs ansechen lassen, dann sie seyent
wegen einer mit denn Schweeden vor ungefehr drey jaren eingangener
geheimen pündtnus
dennselben 4000 mann zu hilff zu schickhen. Werde also folgendts diser
bruch grosse weiterung ein- und andern ortts nach sich ziechen und desto
weniger in denn fridenshandlungen fortgeschritten werden khönden.
Sodann werden Eur Kayserliche Mayestät aus der beylage nr. 1 genedigist
anzuhören haben, das bis uf den 15. diß mit den Franzößischen gesandten
im Haag noch khein endtliches verabschidet gewesen, vil weniger inen
einige resolution wegen der Staadischen deputierten tractaments und praedi-
cats bey dem congressu von Pariß eingelangt were. Und dieweil die Fran-
zosen in disem und andern mit so vil punctualiteten sich aufhalten theten,
auch nit vergnüegt sein wolten, das es der pündtnus halber zwischen
Franckhreich und Hollandt bey deme, so anno 1635 verglichen
Vgl. [S. 242 Anm. 1] .
bleiben solt, da die Hollender vermeinen und sich erbietten, mit fürschei-
nung einer neutralitet durch simulierte abdanckhung irer völckher oder
sonst in ander weeg Eur Kayserlichen Mayestät mehr schaden und
abbruch zu thuen, als wann sie sich derselben offene feindt erclären solten:
also werde insgemein darfür gehalten, das mehrbesagte Franzößische gesand-
ten von selbst ursach zu lengerm aufhalt suechen, damit sie inmitelst ire
vörtl mehrers ersechen khönnen etc.
Nachdem dann über dasienig, was wir nun zu verschidenen mahlen von
irem negocien im Haag gehorsamist referiert, auch hin und wider allerhandt
discurs außgesprengt werden, waraus ire gefährliche anschläg ie mehr und
mehr herfürbrechen thuend, haben wir nit underlassen sollen, diser unserer
relation auch nr. 2 beyzulegen
Wahrscheinlich = [nr. 161,1] .
zößischer officier, du St. Andre genandt, so zu Hamm von Eur Kayser-
lichen Mayestät besazung aufgehalten wirdt, ausschlagen thut, waraus so vil
wol abzunemmen, weiln er ein guete zeit zuvor den einfall der Schweeden
in Holstein vorgesagt, das es ein schon lang mit Franckhreich communi-
cierte, zwar sonder zweifel auf andere praesupposita fundierte sach gewesen,
und darumben dasihenig, was von ime wegen vorhabenden einfalls und
eingriffs deß Westfalischen craiß discurriert wirdt, nit allerdings ausser
acht zu lassen sey. Wiewol die erweckhte unruhe mit Dennemarkh, wo
dieselb königliche würden anderst wie in der beylag nr. 3 aus Hamburg, vom
18. diß, geschrieben wirdt, solchergestalt zu den waaffen greiffen solt, der-
gleichen consilia sonder zweifl merckhlich hinderhalten und steckhen
möchte.
PS Bei außfertigung diß seind unnß nr. 4 unnd 5 beygelegte weitere zeittun-
gen aus Pariß vom 15. unnd aus dem Haag vom 22. huius zuekhomben, aus
welchen gleichwol einestheils soviel erscheint, das die Franzößische pleni-
potentiarii nunmehr etwas mehrern ernst, sich auf die raiß alher fertig ze
machen, erscheinen lassen, das aber dabei gemeldet würdt, beedes, Franckh-
reich unnd Hollandt, weren genzlich bedacht, ein frieden mit Eur Kayser-
lichen Mayestät unnd Spannien ze schliessen, ungehindert, was auch die
Schweden darzue sagen möchten, will unnß nit so für richtig ansehen, wie
es der novellant meldet, seitemahlen die undter ihnen aufgerichte confoede-
rationes weit andere nachdenkhen mit sich füehren thuend. Würdt also zu
erwarten sein, wohien mit der zeit ihre propositiones zihlen werden.
[ Eigh. Zusatz Nassaus:] Bei dießer post ist unß von Collen auß copia der
obgedachten Französischen und Schwedischen confoederation
cirt worden, so allergehorsamb sub nr. 6 beygelegt habe.
PS [ von der Hand Nassaus] Bey schließung dießes kommen auß Hamburg
sub nr. 7 vom 22. dießes, darinnen under andern zu sehen, wie schimplich
die Lünneburgische vom general Dorstensohn sollen beantwortet worden
sein, und dann auß Bremen sub nr. 8 vom 25. dießes.