Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
Eur Kayserlicher Mayestät soll ich hiemit ferrers allerunderthenigist berich-
ten, das ich heüt vormittag mit beyziechung Dr. Volmars den Schweedischen
plenipotentiarium Oxenstern besuechte. Und obzwar anfangs die conversa-
tion allein uf complimenti bestanden, so hat er doch hernach zugleich etwas
de materiis pacificationis zu reden anlaaß geben und erstens vermeldt, er were
an seinem ortt erbiettig, auch zu solchem ende alherkommen, die friedens-
puncten möglichist zu vergleichen helffen und dessentwegen mit der cron
Schweeden confoederatis sich zu underreden, verhoffte gleichwol, es solte an
Eur Mayestät seiten darzue auch alle befördernus beygetragen werden. Allein
hette er gestern von denn Franzößischen plenipotentiariis verstanden, ob
wolte ich widerumb von denn vorigen offenen vinculieren, so ime etwas
befrembdlich vorkommen were.
Ich hab ime geantwortet, das mir unrecht geschechen thet und wolte gern
vernemmen, in waß puncten die Franzosen solches zu vermercken angeben
heten. Sie wolten die reichsoberherrlicheit über die reichsständt im Elsäß wie
auch die vestung Philipßburg haben, darzue köndte ich mich ia nit verstehen,
dann ich dessen von Eur Kayserlicher Mayestät keinen bevelch, es wolten
auch die reichsständt keinesweegs darein consentieren.
Solchem nach hat er von denn gravaminibus zu reden angefangen und das die
mehiste differenz noch an dem termino a quo, sodan an dem, wie es nach
außlauffung dess termini ad quem zu halten, bestüende. Das erste wolten die
protestierenden nochmalen uf anno 1618 gerichtet haben. Im anderen ver-
meinte er, das in wehrendem lauff der 100 [ jahre] via facti et iuris repetendi
bona ecclesiastica sambtlich aufgehebt, nach vollendter iaracht aber zugleich
via facti genzlich aufgehoben bleiben und im übrigen anderst nit dann per
amicabilem compositionem solcher geistlicher güeter wegen gehandlet wer-
den solte.
Hierauf sagte ich, das ich in termino a quo weiter nit dann biß uf anno 1624
tam quoad ecclesiastica quam quoad politica nachgeben köndte und das es
auch bey dem termino der 100 iar zu bewenden haben wurde. Im übrigen
were ich im werckh, uf der catholischen ständen albereit eingeraichtes guet-
achten mich mit meinen collegis eines entlichen zu entschliessen und alßdan
denen protestierenden vorzuhalten, verhoffend, es wurde zu genzlichem ver-
glich gelangt werden mögen.
Letstlich hat er angezeigt, wie das die Pfalz Neüburgische abgesandten
Ges. Pfalz-Neuburgs auf dem WFK waren seit 1646 Juni: Dr. Johann Dietrich Caspars (um
1617–1680), Simon von Labricque zu Lanoy (Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden;
1605–1622 Professor für Recht an der Universität Ingolstadt), Dr. Dietrich Althoven und Lic.
Reinhard Cloet (Lebensdaten konnten jeweils nicht ermittelt werden) ( Wolff, 209; APW III
C 2, 717 Anm. 1; Jaitner, 58ff.; DBA 729, 142ff.; Leffers, 96ff.).
ime gewesen und im namen ihres herren principalen
Hg. Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1578–1653), 1613 Juli 19 zum kath. Glauben
konvertiert, 1614 Hg. von Pfalz-Neuburg, seit dem Xantener Vertrag vom 22. November
1614 (vgl. [nr. 48 Anm. 4] ) Hg. von Jülich-Berg ( Nebinger , 19–23; Press, Pfalz-Neuburg,
260–266).
selb biß daher in abhandlung der Pfalzischen chursach were übergangen wor-
den, mit angehengter pitt, desselben interesse hiebey nit zu umbgehen, be-
gerte es also zu vernemmen, was in der sachen zu thuen. Ich hab ime geant-
wortet, es werden dergleiche opponenten niemaln ermanglen. Es müeste dise
sach undter den cronen verglichen und verabschidet werden, mit dem an-
hang, das es dabei zu verbleiben, ungehindert waß einer oder anderer dar-
wider einwenden möcht. Sonsten aber, wann die Pfalz Haidlbergische lini
abgehen solt, so bleibe Pfalz Neüburg sein ius vorbehalten.
Er hat daher anlaaß genommen, ad iustitiam causae zu kommen und dabei
anzuzeigen, das er von der sachen auch mit denn Chursäxischen abgesandten
geredt. Die heten vermelt, das zu Mülhausen die translation der chur uf Bay-
ren allein uf seiner churfürstlichen durchlaucht lebzeit were geschlossen wor-
den, und hete gar nit die mainung gehabt, das darumb die proximiores agnati
davon solten außgeschlossen werden. Ich hab ime aber remonstriert, das so-
wol de iure communi als auch in crafft der gulden bull und wegen der alter-
nativa, so vor 300 iaren zwischen Pfalz und Bayrn per simultaneam investitu-
ram stabiliert worden, solche churdignitet billich auf Bayrn transferiert wer-
den müesse, auch die darwider eingewendte oppositiones im rechten keinen
bestandt finden möchten.
Er hat die conversation mit deme beschlossen, das er negstens mich in mei-
nem losament besuechen und von ein und anderer materia ferrers mit mir
discurrieren wolte, dabey ichs auch gelassen und mich von ime licenziert hab.
Scheint, das es noch starckhe difficulteten mit disem Pfalzischen weesen ab-
geben werde, sonderlich wann die Franzosen ebenmäsßig mancquieren sol-
ten, wie zu besorgen.