Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
Rezepisse auf nr. 91. Verweis auf die Beilagen A-D, unnd ist hierüber mein
gnädigster befehl, daß ihr wegen Breisach unnd Newburg am Rhein euch in
Gottes nahmen, da es anderst nit schon geschehen, wan der punctus satisfac-
tionis darmit bey Franckhreich sein abhilffliche maß khan haben, zu zu-
ruckhlassung beeder orthen erkhleret, mit anhang der von euch darzuegesez-
ten condition, indem ich euch doch auch
19 vollmacht] Im Gutachten wird das weitere Vorgehen von der Antwort auf folgende Fragen
(fol. 73–73’) abhängig gemacht: 1. Ob bei der derzeitigen Situation und 2. unter welchen
Bedingungen Breisach abgetreten werden soll; 3. was Kurbayern, 4. was Peñaranda und
5. was dem Erzherzog von Tirol auf ihre Anfragen und Beschwerden mitzuteilen ist und
6. was man zur Friedenssicherung tun kann.
Anlangendt die erste quaestion haben sich die gehorsambste räth ihres Euer Kayserlicher
Majestät noch vor disem abgelegten voti gehorsambst erinnert, und indem sich die Sa-
chen vor Euer Kayserliche Majestät nichts gebessert noch der status rerum in ichtwas
geendert, also hetten sie zwar uhrsach, umb Euer Kayserliche Majestätt desto weniger zu
behelligen, sich mit einem wort darauf zu beziechen. Demnach aber die hindanlassung
Breisach iezo fast mehr als nie difficultiert und wider solche einerseiths exclamiert und
protestiert, anderer[seits] auf die noch lengere erhaltung des corporis Euer Majestät foe-
deratorum et sociorum belli oder dessen dissolution gestellt würdt, also haben die gehor-
sambsten räth vor ein notturfft und ihr schuldigkheit zu sein erachtet, nochmals zu de-
liberieren, ob non obstantibus der einkhombenen contradictionen ex parte Spanien undt
Tirol, es bey vorigen der räth gegebenen guetachten zu verbleiben hette.
Man will also vorderist die hindanlassung Breisach uf disen hoffenden effect stellen, daß
hierdurch oder mit beeden cronen oder mit der cron Franckhreich wenigist allein und
vermittelst selber alßdan auch mit Schweden der friden erhebt undt auch dergestalt daß
ganze übrige corpus Euer Kayserlicher Majestät erbkönigreich und landen, tam quoad
regionem quam religionem, unzertrent erhalten khönte werden, bey welchem fructu
man vorlengst gehorsambst und übrigs erwisen, wie hoch bey iezigem rerum statu und
Euer Majestät in den standt gebrachten waffen solches zu aestimieren seye, waßmassen
durch disen weeg die hoffnung der eluctierung auß iezigem laborinth vor Euer Kayser-
licher Majestät erzhauß verbleibt, die succession am Reich durch die macht auch diser
länder sich zu behaubten, die secession der gesambten stände verhüettet, der cron Span-
nien mit, und ohne friden, geholffen, gegen deß Türckhen vorbruch die praeparatoria
gefast unnd ein guette oeconomia militaris et politica Euer Kayserliche Majestät bey
dero durch Gottes gnadt noch blüehenden alter, mit ihr auch daß ganze Reich bey allen
potentaten considerabel khönne machen, auch vil occasiones sich geben, daß verlohrne
durch heürath, waffen unnd andere zuegelassene undt an die handt khommende weeg
zu recuperieren, dann nit eben allezeit daß glückh bey den gegentheillen verbleiben,
sonder die göttliche allmacht, wie es Euer Majestät löbliches erzhauß ie unnd allzeit
gesegnet, solches leicht wider uf dasselbe wenden unnd walzen werde khönnen.
Ferner so will man mit wenigem widerhohlen, daß Euer Kayserlicher Majestätt status
bey diser der Franzosen zuemuethung so weit in acht zu nemben seye, daß man eigent-
lich capiere, was Euer Kayserliche Majestät vor sich selbst allein, waß sie nit alß mit
zuethuen anderer chur-, fürsten und ständen thuen und wie weit sie sich derselben con-
siliis opponiren khönnen und sollen. Einmahl seindt fast die wenigisten waffen im Reich
Euer Kayserlicher Majestätt, die mehrern seindt in der chur- und fürsten handen. Wan
selbe, allermassen Euer Kayserliche Majestät mit Pommern, Bremen und Verden thuen,
sich erkhleren, daß sie wegen Breisach khein krieg wollen füehren, so ist nit allein Brei-
sach verlohren, sonder weit ein mehrers in eusserister gefahr. Unnd dises ist von den
ständen umb sovil leichter zu praesumieren, wann nur die Franzosen sie gegen solche
offerta in ruehe lassen, dieweil die maisten auch umb ihr eigne landt den krieg fast nit
khönnen noch wollen füehren, geschweigendt daß sie es umb Euer Majestät lande thuen
solten. Darmit periclitiert die religion in Euer Majestät erblanden, die erblandt damit
eüsserist, und weilen aus denen allein der krieg nit zu füehren, Westphalen hingegen und
die 4 oberen craiß ganz hindan wurden gehen, so ist die raittung leicht zu machen, obs
besser ist, mit hindanlassung Breisach aus diser augenscheinlichen gefahr zu eluctieren
alß mit lengerm contrasto wegen dessen, waß man nit hat und iez nit bekhomben khan,
Euer Majestät, dero löbliches erzhauß, so vil 1000 dero getrewen underthanen etwan
dem Türckhischen oder Franzößischen und Schwedischen iugo, oder allen zugleich, mit
seel und leib zu exponiern.
Und seindt des herrn churfürsten in Bayren warnungen, sie mögen auß nott, lieb, inter-
esse, mehrerer affection gegen ihnen oder Euer Mayestät herfliessen, dißorths nit wenig
auch derenthalben in acht zu nemben, dan, es haben die Franzosen ein ufrechte intention
oder nit, solte es gleichwohl diser uhrsach halben allein bey auch wahrhafften oder un-
wahrhafften sincerationibus der Franzosen zu einem bruch khomben, so ist ausser zwei-
fel, ermelter herr churfürst werde zu seiner exculpation alle dise schreiben undt warnun-
gen publicieren lassen, jederman darmit in gedanckhen geratten, daß daran das werckh
gehafftet, das sie allein wegen diser negativa umb alles khomben undt ein solches bey dero
getrewen vasallen und underthanen, geschweigent bey dem Reich, wenig affection, son-
der allerhandt gefehrliche, weitaussehende et desperata consilia erweckhen.
Unter anderen haubtuhrsachen, warumb Breisach nit zuruckhzulassen, ist, daß der
Rhein der limes dißorths möge sein zwischen Teütschlandt und Franckhreich. Wan aber
Breisach demoliert unnd ienseiths ein vestung ufgebawet solle werden, so ist Breisach
unnd der paß Franckhreich an dem orth schon gelassen und Euer Majestät benomben.
Ist auch mehr die quaestion deß unkhosten der newen fortificationserbawung alß des
limitis. Und alteriert sich das ganze werckh auß diser des churfürsten zu Trier gegen
Franckhreich gethanen erkhlerung
Im April 1646 hatte Kf. Philipp Christoph von Trier die Franzosen um Protektion für das Hst.
Speyer, die Festung Philippsburg, die Propsteien Weißenburg und Odenheim, die Prälatur Prüm
und die Abtei St. Maximin gebeten. Nachdem Nassau dies erfahren hatte, teilte er es dem Ks. mit
( Abmeier, 64–70): Nassau an Ferdinand III., Münster 1646 Mai 6, praes. 1646 Mai 17. Eigh.
Ausf.: RK FrA Fasz. 50a Konv. C fol. 28. Beilage [1]: Vertragsentwurf des Kf.en Philipp
Christoph von Trier für eine frz. Protektion für das Hst. Speyer, die Propsteien Weißenburg und
Odenheim, die Abtei St. Maximin und die Prälatur Prüm (Copia declarationis ratione epis-
copatus Spirensis et fortalitii Philipsburgici), Trier 1646 April 23. Kopie: RK FrA Fasz. 50a
Konv. C fol. 29–29’; Klattau TA Ka. 5 Inv. nr. 60 fol. 168. Beilage [2]: Instruktion des Kf.en
Philipp Christoph von Trier für die kurtrierischen Ges. , Trier 1646 April 23. Kopie: RK FrA
Fasz. 50a Konv. C fol. 31–31’; Klattau TA Ka. 5 Inv. nr. 60 fol. 165–166. Beilage [3]:
Mandat des Kf.en Philipp Christoph von Trier für Scherer, Trier 1646 April 23, Kopie: RK FrA
Fasz. 50a Konv. C fol. 33; Klattau TA Ka. 5 Inv. nr. 60 fol. 167.
weder Franckhreich mit armaden herüber- weder Euer Majestät hinüberzugehen ver-
wert sein; unnd dises, wan die zuruckhlassung Breisach uf den erfolg des friedens will
gestelt werden.
Will mans aber stellen, daß khein fridt darauf erfolgen, sonder ungeacht diser offerten
der krieg continuieren solle und gleichwohl müesse, so ist aber die frag, obs besser sey,
abzuschlagen oder zu offerieren. Die decision dises quaesiti beruehet darauf: 1. Ob Euer
Kayserliche Majestät iez zur zeit schon in der postur seindt, daß, wan sich Churbayren
separiert, Euer Kayserliche Majestätt allein die negativam behaubten khönnen. 2. Wan
Euer Majestät in der postur nit seindt, ob sie leichter sich in solche stellen khönnen, wan
Bayren auch nur uf ein zeit noch bey Euer Majestät bleibt oder aber iezo gleich ex
inproviso, wan er sich separiert oder die tractaten mit seiner particularhandlung im-
brugliert, es zu thuen vermögen. 3. Weil Churbayren sein Separation uf die defusus der
resistenzmittel sezet, ob er nit leichter bey Euer Majestät und consequenter alle Euer
Majestät hauß socii belli zu erhalten, wan mit diser oblation so vil zeit gewunnen würdt,
daß Euer Kayserliche Majestätt in besserer postur sich finden und dem herrn churfürsten
zeigen khönnen, daß man gegen Franckhreich sich noch defendieren khönne.
Alle dise drei praeliminares quaestiones tragen gleich uf dem ruekhen, daß etiam in or-
dine ad bellum (wohin auch die maisten räth vermainen, daß das werckh außlauffen
werde und weder Schweden noch Franckhreich zum friden ernst seye) dise oblation mit
Breisach und gewinnung der zeit utilis et necessaria seye. Es dient dahero dise oblation
zumahlen nit ad dissolutionem foederis Austriaci, wie es Spannien und Lothringen auß-
legt, sed est unicum remedium ad eiusdem consolidationem et ad retentionem unius
socii belli, den unnß vor dißmahl unnd in hac frangenti, ungeacht sonst khein compara-
tion, ganz Spannien, Lottringen vil weniger, ersezen khan.
Waß thuen unnd müessen die Franzosen nicht thuen, damit sie ihr foedus integrum
erhalten? Haben sich dieselbe nit resolvieren müessen, die religion zu prostituieren, den
Schweden daß halbe Reich unnd Euer Majestät erbkönigreich und landen, sovil ahn
ihnen, einzuraumen, die Hollender zu der iezigen und noch mehrern potenza zu brin-
gen, selbige in allem sich zu parificieren, die landtgräfin auf den händen zu tragen
Die Anspielung bezieht sich auf Lgf.in Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel (vgl. [nr. 39 Anm. 1] )
und die frz.-hessischen Verträge von 1636, 1639 und 1640 (Vertrag von Wesel, 1636 Okto-
ber 21: Druck: DuMont VI.1, 128f.; Vertrag von Dorsten, 1639 August 12/22: Druck:
DuMont VI.1, 178ff.; Vertrag von Den Haag, 1640 März 11; vgl. Bettenhäuser, 12;
Demandt, 258).
summa infamia bey allen catholischen potentaten ihro so vil stiffter in rachen zu werf-
fen, alle aber ietzberuerte foederatos mit dem bluet der cron Franckhreich underthanen
und dem von ihnen herausgepresten gelteren, soofft sie anheben, zu murmuriren, zu
demulcieren; und zu der gedult bewegt sie nicht proprii regni defensio, sonderen nur
libido dominandi.
Da man nun ex parte Euer Majestät hingegen nit dergestalt de lucro captando, sondern
de dammno vitando certiert und in ordine ad conservationem Euer Majestät foederierte
bey Euer Kayserlicher Majestät, deroselben erzhaus und consequenter auch bey Span-
nien zu erhalten khein anderes medium iez zur zeit übrig unnd verhanden, alß daß man
prompte unnd alacriter zu diser oblation mit Breysach schreitte, so were ie zu verwun-
deren, daß Euer Majestät mit demiehnigen, waß sie nit haben und ohne hilff ihrer foe-
deratorum nit bekhommen khönnen, ihre confoederierte bey sich etiam in ordine ad
bellum nit erhalten wolten, wo die Franzosen die conservation ihrer foederatorum so
theür sich ankhommen lassen und nit mit demiehnigen, waß sie nit haben, sonderen mit
dem, waß sie haben und wohl behalten khunten, überflüsßig bezahlen.
Unnd bey so beschaffner sachen seindt die gehorsambsten räth der allerunderthenigsten
mainung, es möge die zuruckhlassung Breysach sambt Newburg am Rhein oder zu ei-
nem oder zu kheinem friedt dienen, daß aus oberwehnten uhrsachen die zuruckhlassung
ieztgedachter vestung Breisach Euer Kaiserliche Majestät kheineswegs zu difficultieren,
sonderen zu befürderen hetten, und wolten disem allem nach underthenigst davorhalten,
im fall ermelter herr graf von Trautmansdorff bereit darzue nit gevollmechtiget, daß
Euer Majestät ihme nochmals dise vollmacht geben und, daß er lenger mit seiner erkhle-
rung nit zuruckhhalten solte, gnädigst befehlen möchten.
Ad secundam quaestionem, mit waß sicherheit und conditionibus dise oblation zu
thuen, ob nit etwa ein schrifftliche assecuration ex parte Gallorum oder aber die parola
der mediatorum, daß mit disem der fridt gemacht sein und an seithen Franckhreich
weiter von Euer Majestät nichts begert werden solle, praetendiert möcht werden oder ob
es simpliciter bey der cautel zu verbleiben, so bishero von den Kayserlichen gesanten
gebraucht worden, nemblich „quod non subsecuta pace oblata omnia pro non oblatis
habeantur“
Punkt 12 des ksl. Elsaßangebots vom 14. April 1646 ( Meiern III, 7 ) lautete: Quodsi praeter
spem non fiat, quicquid ex suprapositis dictum, factum, oblatum fuerit, pro non dicto,
non facto, non oblato habeatur neutraque pars inde ad praestandum quidpiam teneatur
nulla prorsus ratione.
will, daß der friden daran hafft, seindt zwar erhebliche considerationes vorkhommen,
umb deretwillen nicht unrathsamb möchte sein, von den Franzosen vor der von Euer
Majestät erfolgenden oblation eventualiter die versicherung zu haben, daß sie darmit
content wollen sein und ahn Euer Majestät weiter nichts nit suechen, auch obschon
vorgefallen, daß die Franzosen schwerlich sich cathegorice zu einem solchen werden
erkhleren, auch bis anhero nit erkhlert hetten, sonderen auch zuvor wegen ihrer mitfoe-
derierten ein mehrere richtigkheit wollen wissen, dahero auch dises temperament an die
handt gegeben worden, daß man die Franzosen wenigst stringieren möchte, daß sie in
puncto satisfactionis Gallicanae content wolten sein, so ist doch in contrarium betrach-
tet worden, nachdem dise oblation non tam in ordine ad securitatem pacis quam in
ordine, ut per conservationem Austriacorum foederatorum bellum eo facilius continuari
possit et elector Bavariae a separatione retrahi, daß dahero mit diser eventualobligation
der Franzosen, wan mans bevorab Bayrischerseiths für ein newes refugium halten wolt,
die zeit nicht zu verliehren und den Franzosen hierdurch campo zu geben sey, mit Bay-
ren, oder auch Bayren mit ihnen, mehrers anzubinden.
2. Wan schon die Franzosen sich erkhlerten, in puncto istius satisfactionis content zu
sein, so ist man doch deß fridens bey ihnen hernach undt das sie nur mit dem puncto
satisfactionis content wolten sein, eben so wenigh alß zuvor versichert, dan sie khönnen
aus hundert andern in dem instrumento pacis noch unverglichenen sachen den anlaß
nemmen ad continuationem belli, et stante hac continuatione belli, wie sich Longeville
schon zu mehrmahlen erkhlert, werden sie bey mehrerm ihrem glückh sich an ihre even-
tualobligation de nihil amplius petendo nicht binden lassen. Dannenhero wolte fast das
rathsambste sein, daß es allerdings bey der clausul, „quod oblata pro non oblatis in ca-
sum non subsecutae pacis deberent habere“ verbleiben khunt und der herr obristhoff-
meister nit gebunden wurde, vor genuegsamber sicherheit des erfolgenden fridens mit
Breisach nit herauszugehen, dann weder der herr churfürst in Bayren noch weniger der
herr obristhoffmeister, die mediatores gleichfals, pro candore et sinceritate Gallorum nie
expromittiern werden, nehest daß gleichwohl den Schwedischen Pommern, Wißmar,
Bremen, Verden und Halberstatt gegeben, aber von ihnen khein solche realis declaratio
de nihil amplius petendo begert, weniger erhalten, sonder ihnen nach ihren sincerationi-
bus getrauet worden.
Sovil aber anlangt die anderen conditiones, so der oblation Breysach annectiert, nemb-
lich inclusionis regis Hispaniarum et pacis etiam cum illo simul concludendo, recom-
pensae vor die erzherzogischen, assistentiae in gravaminibus, promotionis pacis Sueci-
cae, retentionis Blawbeyren
Das württembergische Oberamt Blaubeuren war der vorderösterreichischen Linie vom Ks. un-
ter dem Vorbehalt übertragen worden, es wieder in den alten Stand zu versetzen, wenn dies im
Frieden beschlossen werden sollte (vgl. [nr. 20 Anm. 7] ; Philippe, 21).
Die württembergische Herrschaft Hohenstaufen war um 1330 aus Reichsbesitz in württember-
gischen Pfandbesitz gelangt. 1637 erhielt Ehg.in Claudia (vgl. [nr. 18 Anm. 1] , [nr. 20 Anm. 7] )
die Pfandschaft Hohenstaufen mit Göppingen und Pfullingen sowie die Pfandschaft Achalm,
nachdem Ferdinand II. schon ein Jahr zuvor bestimmt hatte, daß diese beiden Herrschaften
dem Erzhaus Österreich ohne Einlösung des Pfandschillings verbleiben sollten ( Philippe, 21).
sambst bey demiehnigen verbleiben, waß derentwegen die mediatores bereit an die Fran-
zößische gesanten gebracht und zweifelohne nunmehr schon dem instrumento pacis in-
seriert würdt sein, allerdings verbleiben, doch auch dergestalt, daß der herr obriste hoff-
meister bey einem unnd andern mehr unnd weniger gestalten sachen nach zu calieren
und nachzugeben freye handt habe.
Anlangendt die dritte frag , so halten die gehorsambsten räth darvor, daß dem herrn
churfursten in Bayren die substanza desiehnigen, waß Euer Kayserliche Majestät dem
herrn obristhoffmeister oder anbefohlen haben oder noch anbefehlen, vertrewlich und
gnädigst unverlengt communicieren. Dan weil man die hindanlassung Breisach nit vor
unrathsamb halt, et vel in ordine ad pacem vel ad meliorem enim belli continuationem,
so khan man bey solchem scopo und soll ihms nit verhalten, massen folgendes ahn den
herrn churfürsten ufgeseztes schreiben es mit mehrerm in sich halt, warbeyneben auch
Euer Kayserliche Majestät die trewherzige warnung der fraw churfürstin
genhendigen zeilen, doch ohne erzeigung einziger übrigen sorg, gnädigst erkhenten, mit
dem anhang, das sie, die fraw churfürstin, alle dergleichen nit allein beeden heüßern,
sonderen auch beeder ganzen posteritet schädlichen consiliis und praecipitanz ferner in
das khünfftig, sovil ahn ihr, verhüetten wolte, allermassen Euer Kayserliche Majestätt
selbst am besten der fraw churfürstin solches zu verstehen geben wissen.
Betreffendt deß Peneranda schreiben , beruehet sein beschwernus auf vieren: 1. daß die
hindangebung Breisach die Separation des königs in Spannien mit sich ziehe, 2. daß der
herr obrist hoffmeister auß affection oder aus forcht den Bayrischen consiliis nachgebe,
3. daß alle dise consilia und deren, die ihnen folgen, zu der ruina des loblichen erzhauß
angesehen seyen, und 4., daß auf disen consiliis die ruina der religion und des königs in
Spannien und aller erzherzogen beeder linien beruehe.
Betreffendt nun die erste beschwernus, so bringen die acta einzige separation deß königs
in Spannien von disen tractaten noch derzeit nit mit sich, sondern vil mehr daß contra-
rium innhalts der hinausgegebnen duplic et articuli responsorii ex parte Caesareorum ad
secundum, item ad tertium, bey dem den mediatoribus zuegestelten memorial in puncto
satisfactionis, ist in specie dise condition sine qua non nit allein, das mit dem könig in
Spannien zugleich der friden geschlossen solle werden, sondern sogar, daß die cron
Franckhreich mit den damahls von Spannien offerierten conditionibus content und zu-
friden sein solle
Bezug auf das ksl. Elsaßangebot vom 14. April 1646 ( Meiern III, 7 : Punkt 10) und die
Kurzfassung der ksl. Duplik auf die frz. Replik vom 5. Mai 1646 ( ebenda, 13f.: zu Art. 1
Punkt 2).
Maii dahin lauttet, „Vuestra Excelencia save aquello que yo le confio en mi cassa de las
ordenes que tengo al Emperador, mi señor, a que añado que su majestad me manda no
alargar el negocio a l[a] manera que a fin de [e]sta semaria estarán para llevarse mis
comisiones. Vuestra Excelencia verá lo que jo podré hacer in servicio de su majestad
católica“, so last sich doch hieraus nit inferieren einzige Separation von Spannien und
meritiert dergleichen gethrewe warnung und erpietten, so von dem herrn obristhoffmei-
ster zweifelsohne dahin gemeint worden, daß auch die Spannischen mit ihren oblationi-
bus sich befürderten, dergleichen exclamation wider ihne, oder vilmehr wider Euer Kay-
serliche Majestät selbsten, zumahlen nit. Es ist auch sehr ungewiß, ob sich des herrn
obristhoffmeisters commissiones derendts mit dem friden oder unfriden enderen wer-
den, dise wort lautten nit, das er ohne Spannien den fridt wolle machen, sonderen khön-
nen auch dahin verstanden werden, daß er unverrichter sachen, in dem gedanckhen
wohl mehr andere sein, von dannen abziehen unnd sich umbsonst mit versaumbnus
Euer Majestät dienst daselbst nit umbfüehren wolle lassen.
Und vermeinen nochmals die gehorsambste räth, daß sich die cron Spannien einziger
separation noch zur zeit nicht zu beschweren, sondern das Euer Kayserliche Majestät
mit eüsserister ihrer gefahr das contrarium iederzeit vil mehrers manuteniert und alle
dahin zihlende consilia mit höchster dexteritet und bestendigkheit contraminiert, vil
eher zu bedanckhen habe. So khan auch dem Peneranda unverborgen sein, in was weit-
leüffigen terminis noch zur zeit einmahl die ganze fridenshandlung ist und das ia meh-
rers menniglehlich kheine alß eine sichere hoffnung darvon haben khan, dahero es dan
abermahls dises gegen Euer Kaiserliche Majestät ministris so beschwerlichen außbruechs
umb sovil weniger bedörfft hette.
Solte es aber dahin khomben, daß es sicher an deme, daß der fridt mit dem Reich eher
alß mit Spannien geschlossen khunte und wolte werden und ein solches sich nit verhin-
dern liesse, so werden alßdan, die es mit dem hauß Spannien wohl mainen, selbst richter
sein khönnen, ob der cron Spannien besser mit einem totalverlust diser länder als mit
erhaltung derselben vor das löbliche erzhauß gedient sey. Immittels Euer Kayserliche
Majestätt einzige separation aufzutringen und deroselben aufrichtige intention mit der-
gleichen beschuldigung zu beschweren, khan man für nichts anders alß ein so gestaltes
werckh halten, daß billich bey Spannien über dergleichen ministros zu resentieren.
Die andere beschwerde belangend, so auf der affection oder forcht wegen Bayren gestelt,
da hat kheiner Euer Majestät ministrorum darauf, sondern auf den zuestandt Euer Kai-
serlicher Majestät erbkönigreich und landen und deren unvermögen, auf den abgang
aller hilffsmittel von Spannien, auf die iezige beschaffenheit des ganzen Heyligen Römi-
schen Reichs, uff die description der Kheyserlichen waffen von ihr erzfürstlicher durch-
laucht und darauf entlichen daß aug gehabt, daß mit 20 000 man weniger weit schlechter
alß mit 20 000 mehrers sich kriegen last, die exempla des churfürsten zu Trier und Sach-
ßen vor augen seindt, unnd entlichen Churbayren weder resolution noch mittel manglen
khönne, wie Chursachßen und alle anderen fürsten des Reichs zum theill mit lieb, zum
theil mit unwillen gethan
Die Anspielung bezieht sich wahrscheinlich einerseits auf den unbefristeten Waffenstillstand
von Eilenburg (vgl. [nr. 4 Anm. 15] ) zwischen Kursachsen und Schweden und andererseits auf
die Annäherung zwischen Kurtrier und Frankreich, die schließlich zum Geheimvertrag über
Philippsburg vom 19. Juli 1646 (Druck: DuMont VI.1, 346f.) führte ( Dickmann, 287, 358;
Abmeier, 76–85).
Die dritte beschuldigung ist sehr schwer, aber die zeit zu khurz, derselben vor dißmahl
zu antwortten, man ist immittels mit deme content, daß Euer Kayserliche Majestät von
allen ihren gehorsambsten räthen ein anders und bessers wissen und glauben.
Anlangendt die viertte, nemblich die ruina der religion, ist derselben notturfft durch die
theologos genuegsamb deliberiert worden, warbey man es auch gehorsambst verbleiben
laßt.
Der anhang der ruina von beeden linien erforderte auch ein mehrere beantworttung,
dieweil man aber durchgehendt für guet befunden, daß Euer Kayserliche Majestät dises,
deß Peneranda schreiben dem marches de Grana
weittere notturfft bey dem könig anbringen lassen sollen, also mueß man sich eil und
khürze halben auf den aufsaz selber instruction und von Euer Majestät erfolgende ap-
probation beziehen.
Betreffendt ferner des Volmars protestation , ist für rathsamb befunden worden, die
contractus, so zwischen Euer Kaiserlicher Majestät herrn vattern und erzherzog Leo-
polden vorgangen, dem herrn obristhoffmeister in copiis alsogleich zuezuschickhen
Im überlieferten Aktenzusammenhang findet sich als Beilage [E] nur der Erbvertrag zwischen
Ferdinand II. und Ehg. Karl (1590–1624) von 1623 Oktober 29. Wie aus der Antwort
Trauttmansdorffs (nr. 161) hervorgeht, haben der Weisung jedoch drei Erbverträge von 1623,
1625 und 1630 beigelegen. Bei den beiden heute hier fehlenden Aktenstücken handelte es sich
wahrscheinlich um die Verträge mit Ehg. Leopold (1586–1632) vom 24. September 1625 und
vom 24. Oktober 1630 (Druck: Renner, 239–242, 245–248). Zur Frage der Erbverträge
vgl. Turba, 199–208; Seidel, 14–35; Schulze .
daraus sich dan befinden würdt, daß die hinumblassung Elsas auß pur lauter brüederli-
cher lieb und affection geschehen und der erzherzog Leopold iure patrimoniae dißorths
nichts zu praetendieren gehabt, dahero dan auch alle action gegen Euer Kaiserliche Ma-
jestät von der Tyrolischen lini umb sovil mehrers falt. Und möchte durch den herrn
obristhoffmeister dem Vollmar die allgemeine noth, die millionen, so Euer Majestät
eben zu conservation des Tyrols spendiert haben und noch spendieren, repraesentiert
und ihre durchlaucht auf einen bessern weg alß zu dergleichen praetensionen gewisen
und immittelß die recompensa bey Franckhreich und den stenden des Reichs selbsten
aufs beste promoviert und befürdert werden, im übrigen die erzherzoglichen dahin be-
schiden, daß, wan selbe mittel zum krieg hetten, Euer Kaiserliche Majestät solche gern
vernemben wolten, auß dem ihrigen aber solchen wegen Breisach weder fuehren khun-
ten noch ihrs Kayserlichen hohen ambts halben schuldig weren.
Anlangendt die letste quaestion, nemblichen waß bey der praesupponierten unsicherheit
des fridens dermahleins vorzunemben, ist man der underthenigisten mainung, daß man
ie eher, ie besser zusambentrette und die consulta darauf stelle, waß dan zu thuen, wan
mit disen offenen beede cronen nit content wollen sein unnd dardurch zeigen, daß von
continuation deß kriegs sie, die cronen, sich durch kheinerley oblationes, wie die auch
seyen, abhalten wollen oder werden lassen.
Ita conclusum in consilio secretiorum consiliariorum Lincii, 22. Maii anno 1646 in me-
tatis excellentissimi domini comitis Gallas. Es folgt die Präsenzliste.
Lectum sacrae Caesareae maiestati, 23. Maii a prandio Lincii anno 1646, und haben ihre
Kayserliche majestätt gesagt, die sachen werden wegen Breisach schon ihr richtigkeit
haben, im ubrigen placuit der gehaimben reth guettachten und soll ihrer Kayserlichen
majestätt die instruction für denn marchese di Grana, wann sie verfast, abgelesen wer-
den. Es folgt die Präsenzliste.
nachzugeben, wie es die befürderung des fridens mit sich möcht bringen.
Bleibt gleichwohl alles darbey, daß, wan nit fridt würdt, waß anerbotten, un-
angebotten solle sein.
Wegen der session unnd stimb werdt ihr daß euch iüngst überschickhte guet-
achten empfangen unnd daraus mein intention vernomben haben. Bleib
nochmahls der meinung, daß auf alle weis dahin zu sehen, wie Franckhreich
hiervon abgehalten möge werden, und halte vor nuzlicher, daß Elsas ganz der
cron Franckhreich vil eher incorporiert alß mit session unnd stimb vom
Reich dependierendt bleibe.
Deß Peneranda schreiben bin ich gesonnen, in Spannien zu schickhen unnd
derentwegen die nothwendige andung dem marches de Grana anzubefehlen,
massen euch nehestens alles dessen, waß ich ermeltem marchesen de Grana
hierin befehl, in copiis beygeschlossen solle werden
Vgl. dazu Ferdinand III. an Trauttmansdorff, Linz 1646 Juni 6. Ausf. (H.): TA Ka. 125 Bb
4f nr. 5 fol. 96 – Konzept: RK FrA Fasz. 50c fol. 49. Beilage [1] Ferdinand III. an Carretto,
Linz 1646 Juni 1. Kopie: TA Ka. 125 Bb 4f nr. 5 fol. 103–112; TA Ka. 124 Teil I fol. 122
(Auszug) – Konzept: RK FrA Fasz. 52c I fol. 391–402.
lich unnd wohl gethan, daß ihr euch dergleichen nit irren noch die gedult
verliehren lassen, sonder blos daß aug uf meinen dienst und meine befehl
gehabt, mit dern so eiferig unnd vorsichtigen volziehung ich auch gnädigst
unnd wohl content bin, unnd meritieren dieselbe ganz ein anderes, alß was
ermeltes Peneranda unbesonnene uflagen in sich füehren.
Waß entlichen anlangt die protestation, deren der Volmar in nahmen der erz-
herzogin liebden befelcht solle sein, bleibt zwar dieselbe an sein orth gestelt,
will auch mich versehen, daß sie dergestalt werde geschehen sein, daß nit
etwan andere ständt, umb sovil mehr uf mein erzhauß zu tringen anlaß mö-
gen nemben, warmit deß ganzen hauß interesse wenig gedient wurde sein.
Hab dabey vor ein notturfft gehalten, euch beyzuschliessen, waß zwischen
weylandt meines fürstlichen geliebten herrn vatters majestät unnd liebden
unnd dem erzherzog Leopoldt seelig gleichwohl vor ein handlung wegen El-
sas vorgangen, waraus ihr mit mehrerm erkhennen khönnet, daß das Elsas ihr
liebden seelig auß pur lauterer brüederlicher lieb unnd affection gelassen
worden unnd selbe noch dero erben iure haereditatis dißorths nichts zu
suechen haben.
Ihr habt demnach dem Volmar anzudeüten, daß ich mich eben derenthalben
dergleichen protestation umb sovil weniger versehen hette. Waß ich dißorths
thette, geschehe zu abwendung noch mehreren gefahr des gesambten lobli-
chen haußes. Es were umb ein geringes unglückh zu thuen, so möchte nit
allein diß nachgesehene, sonder wohl auch Tyrol selbst verlohren sein. Die
mittel, den krieg lenger zu füehren, wolten nit erkhleckhen. Ich were auch nit
obligiert, vor ein oder anderen ohne sein beyhülff, mit exponierung all mei-
ner länder, den krieg zu continuieren. Solten aber ihr liebden etwan mir mit-
tel an die handt zu geben wissen, wie nit allein das verlohrne zu recuperiren,
sonder auch daß noch übrige besser durch die waffen alß durch den friden zu
defendieren, so wolte ich dieselbe gern vernemben. Immittels wurde mir ein-
zige eviction, sowohl bey ihr liebden alß andern ständen, die umb deß gemei-
nen weesens halben leiden theten, ganz nit ufgetrungen khönnen werden,
massen ihr mit guetem glimpf den sachen recht zu thuen und also der Vol-
mar mit gelegenheit zu bescheiden werdet wissen.