Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
Die Iovis septima Martii anno 1647, hora nona ante prandium, hat bey ihrer excellenz
herren graven von Trauttmanstorff der Französischer gesandter graff di Avoux sich
eingefunden und negst abgelegten complimentis und bezeügter gewöhnlicher friedtsbe-
girdt von dem Pfaltzischen wesen zu reden angefangen und ihre excellenz, den
Kayserlichen principalgesandten, erinnert, das sie neben der chur auch die Oberpfaltz
für ihre churfürstliche durchlauchtt in Bayren behaubten und selbige nit zuruckhlassen,
iedoch daß werckh dahin richten wolten, weilen der pfaltzgraven viel, daß denselben zu
ihrer besseren underhaltung neben der Underen Pfaltz und zu desto williger abtrettung
der Oberen fünffmahlhunderttausent reichsthaler in geldt gegeben werden möchten.
Herr graff von Trauttmanstorff hat ihme hinwiederumb zu verstehen geben, daß weder
ihre churfürstliche durchlauchtt noch viel weniger ihre Kayserliche mayestätt, alß
welche umb des lieben friedens willen und dero hochlöblichstes ertzhauß so viel landt
und leüth zuruckhlaßen müsse, sich darzue verstehen würden. Dieses aber wolten ihr
excellenz bey den reichsständen zu negotiiren uber sich nehmen, daß denen pfaltzgra-
ven auß denen negstkünfftigen reichsanlagen und etwa in den jahren 1648 und 1649
dreymahlhunderttausent reichstahler angewiesen und bezahlt werden solten, mit diesem
außtruckhlichen beding, daß zugleich ihrer churfürstlichen gnaden zu Mayntz gegen
erlegung des pfandtschillings die Bergstrass alß ein uhraltes appertinens zum ertzstifft
Mayntz, allermassen sie dieselbige besitzen, gelassen werden müeste. Sagte aber dabey
klar herauß, wan vorgedachter Frantzösischer gesandter conte di Avoux für ihr
churfürstliche durchlauchtt in Bayern die chur und Obere Pfaltz zu erhalten negotiirte,
daß sie und dero Kayserliche mitabgesandten mit ihme, conte di Avoux, allerdings einig
und einstimmig wehren und wolten auch ihre officia, wie sie es ohnedaß von ihrer
Kayserlichen mayestätt im befelch betten, eüsserster mögligkeit nach darzue beytragen.
Dafern aber gedachter conte di Avoux hierunter ein andere intention und etwa diese
hette, daß, allermassen mit Elsas geschehen, sie mit gedachter churfürstlichen durch-
lauchtt in Bayern in solcher verstandtnuß wehren, daß hingegen ihre churfürstliche
durchlauchtt und anstadt der ihr hierunder erwiesender assistenz der cron Franckhreich
noch ferner ein oder anderen craiß oder landt vom Reich zuezuspielen gedächte, daß
auff solchen fahl die Kayserlichen mit ihnen, den Frantzösischen, hierin nit allein nicht
ainig, sondern, sobaldt sie etwaß solches merckhen solten, strackhs andere consilia und
resolutiones zu ergreiffen und sich mit dem anderen theil pro re nata, so gut es ihrer
Kayserlichen mayestätt, des Reichs und dero hochlöblichsten ertzhauses dienst erfor-
dert, zu vergleichen entschlossen wehren. Es hat aber auff diß leztere gedachter di
Avoux sich rundt erklärt, daß sie von dem Reich weiter nichts praetendirten.
2. Wegen des stiffts Minden sagte er, daß es die Schweden rewete, daß sie Churbranden-
burg darauff hoffnung gemacht betten, und gingen dieselbe darmit umb, wie sie daß
werckh verdrahen und Braunschweig und Mecklenburg alternative darmit satisfaction
geben könten, alß daß einer nach dem andern den stifft geniessen möchte. 3. So hett er
noch gestern, alß den 6. diß, denen Schwedischen gesandten außtrückhlich gesagt,
Franckhreich wolle und müsse friedt haben und könne nit mehr kriegen, dahero sie, die
Schweden, sich darnach zu richten und ihre sachen nicht weniger zum frieden zu
richten haben möchten. 4. Von Pariß hetten sie die nachricht, daß Spanien Porto
Longone und Piombino zuruckhlassen wolten. Sie, die Frantzosen, könten aber
ehrenhalber nit weniger thuen, alß sich des Portuguesen insoweit anzunehmen, wiewol
sie seinethalben weder krieg noch friedt suchten, daß er dem instrumento pacis
einverleibt und die clausula wegen Portugal eingeruckht werden möchte, daß der cron
Franckreich bevorstehen solle und möge, Portugal nach belieben hielffe zu leisten. 5. Zu
desto mehrer bezeügung oder persuadirung, daß die cron Franckreich den frieden
ernstlich begehrte, gab er vor, daß sie dergestalt nit sub arbitrio Hispanorum stehen
noch erwarten wolte, wan es denselben gelegen were, friedt zu machen. Sie, die
Frantzosen, wolten eine gewisse zeit, alß etwa den lezten Martii oder lengst den 10.
Aprilis, ihnen selbst vorstellen, also und dergestalt, daß wan Spanien mit ihnen in
solcher zeit nit schlüessen wolte, daß sie, die Frantzosen, alßdan weder bey ihren
vorgeschlagenen conditionibus zu verbleiben noch die offerirte anzunehmen obligirt
sein wolten.
Obgesagter herr graff von Trauttmanstorff hat ihme, di Avoux, wegen Minden zu
verstehen geben, daß man noch hoffte, selbigen stifft führ die catholische zu erhalten,
den Portuguesen oder Breganza aber betreffent, würde eß umbsonst sein und, wan die
cron Franckhreich den frieden ernstlich begehrte, daß sie deßwegen kein uhrsach hette,
den frieden aufzuziehen, alß welchen die cron Spanien auffrichtig und unverziglich zu
schlüessen resolvirt wehre.