Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Samstag
Sambstags, 16. huius, zufolg diser erinnerung
haben
herr graf von Nassau und ich, Volmar, die Churtrierischen gsandten vor unß
erfordert und inen vorgehalten, wie daß unlengster tagen Ihrer Excellentz,
herrn grafen von Trautmansdorff, und unß vorkommen wer, daß der herr
churfürst zu Trier sein innhabend bistumb Speyr sambt andern prelaturen
der cron Frankreich in ein erbprotection unterwürfflich gemacht, auch inen,
abgesandten, gemessene bevelch, instruction und commission zugeferttigt
haben soll, solches nit allein bei denn Französischen plenipotentiarien zu
negocirn, sondern auch gar in alle drey reichsräthe ze notificirn. Nun were
leicht zu erachten, daß solches beginnen der Römisch Kayserlichen Maie-
stät, unserm allergnedigsten herrn, sehr befrembdtlich vorkommen, sie auch
darfürhalten werde, daß Seiner Churfürstlichen Gnaden, dergleichen weit
aussehende anhenkung zu suechen und sich one Ihrer Maiestät als dero
höchsten weltlichen oberhaupts consens, wissen und willen darüber ver-
bundtlich einzelassen, nit gebüeren thue, sondern deroselben vilmehr obge-
legen wer, gleich wie Ihr Kayserliche Maiestät alles daßjenig, waß von ihren
sich gegen Seine Churfürstlichen Gnaden ze thuen gebüert, Kayserlich, auff-
recht und gnedigst volnzogen worden, daß also auch selbige, waß sie Ihrer
Maiestät in schrifften und aidtlich zugesagt, in mehrer obacht genommen und
dergleichen weit aussehende sachen zu nachthel Ihrer Kayserlichen Maiestät
und deß gantzen Römischen reichs, auch zu diser ansehenlicher chur- und
fürstlicher stiffter nachtl zihlende sachen nit negocirt haben solte. Und
dieweil dann unß als Kayserlichen ministris darzu still zu schweigen nit ge-
büeren wolte, als ersuechten wir sie, abgesandte, sie wolten nit allein mit
weiterm negocirn und publicirn diser handlungen innhalten, sondern auch
Ihr Churfürstliche Gnaden selbst darvon beweglich abmahnen, deroselben
auch zu gmüett legen, wann sie darinnen wider verhoffen fortfahren und
künfftiger zeit ihren selbst und ihren stifftern mehrer unglegenheit uber
den halß ziehen würden, daß sie alsdann Ihrer Kayserlichen Maiestät keine
schuldt wurden zuzemessen, sondern an sich selbst ze suechen und zu
berewen haben.
Die abgesandte haben unß darauff nachfolgenden bericht gethan: Es were
inen vor ungevehr 6 wochen von ihrem gnedigsten herrn ein patent zu-
kommen, darinnen Sein Churfürstliche Gnaden dero bisthumb Speyr, die
propstei Weissenburg, Udenheim, die abbteyen Prüm und Sankt Maximin
in einen erbschutz der cron Frankreich, doch salva libertate imperii et immu-
nitate ecclesiastica, submittirn theten [ 1275], mit der weitern commission, daß
sie solches denn Französischen gesandten überliefern und die ratihabition
bei inen sollicitirn solten. In dem schreiben aber were gemeldt, daß Ihrer
Churfürstlichen Gnaden meinung nit wer, die churfürstliche ertzstifft in
solche protection zu ziehen. Dieweil aber gleichwol im patent die abbteyen
Prüm, so derselben incorporirt sei, vermeldet werde, so hetten sie diser und
anderer mehr ursachen willen – sonderlich das inen bewußt, solches alles sine
praeuia deliberatione et consensu capitulorum vorgenommen und verhand-
let werde – die anbevohlne insinuation nit volnziehen wollen, sondern ihre
bedenkhen dem herrn churfürsten beweglich vor augen gestellt und gebet-
ten, solches vorhaben zu underlassen. Es hetten aber Sein Churfürstliche
Gnaden baldt hernach dem Dr. Scherer ein verschlossen pacquet, an die
Franzosen überschriben, zugeschikht und ernstlich bevohlen, selbiges als-
baldt ze überlifern, auch darauff ein anttwortt ze sollicitirn und neben andern
conditionibus auch diß an die Französischen gsandten zu begehren, daß die
cron Frankreich schuldig und verbunden sein soll, ime widerumb ze ein-
raumung derjenigen gaistlichen güettern zu verhelffen, so in seiner Trier-
und Speyrischen dioecesi durch uncatholische weren seither deß Passawi-
schen vertrages entzogen worden. Als nun die Franzosen ihre resolution
etwas auffgezogen, seyen inen sambtlichen ein bevelch zukommen, alsbaldt
und insgesambt bei dennselben auff ein anttwortt ze tringen. Wölches sie
gethan, und were selbige dahien gangen, daß sie sich noch derzeit hauptsach-
lich nit erclären köndten; es wer ein sehr wichtige sach und müeßte vordrist
an königlichen hof referirt werden. Waß aber die verhelffung zu wider-
erlangung deren entwendten gaistlichen guetter anlangte, da würde man
dessen so weit erbiettig sein, wann es solche güetter, wolche nach anno
1618 entzogen worden, wegen derjenigen aber, so vor anno 1618 in der
uncatholischen handen kommen, da köndte die cron Frankreich in prae-
iudicium derselben nichts vornemmen; dann obwol Churtrier mit Frank-
reich confaederirt, so weren doch hingegen auch die uncatholische dero
confaederati und müeßten billich handtgehabt werden. Betreffendt zum
andern, daß Philipsburg lenger nit dann allein, biß ein universalfrid mit
dem hauß Österreich geschlossen würde, besetzt sein soll, darzu köndte
sich Frankreich nit verstehen, sondern wann die protection erblich sein soll,
so mueßte auch die besatzung erblich sein. Drittens quoad iura metropolitica
über die episcopatus Metz, Tull und Verdun, da begehrte man zwar selbige
nit zu entziehen, man köndte aber auch nit gestatten, daß die caussae occur-
rentes ausserhalb derselben bisthumb districtu nach Trier gezogen wurden,
sondern es möchte herr churfürst einen iudicem metropolitanum nach Metz
verordnen, wölcher aldort solche caussas terminirn thet.
Sie, Trierische abgesandte, hetten zwar hiebei nit unterlassen, damit inen
inskünftig diser expedition halber nit etwan unglegenheit zugezogen würde,
sich auch absonderlich mit gebürenden protestationibus zu verwahren. Als
sie nun diß alles Ihrer Churfürstlichen Gnaden referirt und sie vermerkht,
daß es nit nach ihrem wunsch bei denn Franzosen ablauffen wolt, hetten sie
in einem an Dr. Scherern abgangnen schreiben wol so vil zu verstehen
gegeben, daß sie den rewkauff bekommen und daher gern sehen wolten,
daß die Kayserlichen plenipotentiarii sich der sachen starkh opponirn theten,
dann Sein Churfürstliche Gnaden erkenten, daß solches alles ze thuen nit in
ihrer macht gestanden, wüßten allein nit, wie sie mit glimpff widerumb
draußkommen köndten. Im übrigen bedankhten sie, abgesandten, sich der
beschehenen erinnerung und wolten auch nit ermanglen, solches Ihrer Chur-
fürstlichen Gnaden bestermaassen ze representirn, und were ingleich die er-
wöhnte publication in die reichsräthe nit geschehen, solte auch noch fürter
unterlassen bleiben.
Sambstags, 16. huius, referirn wir an herrn grafen von Trautmansdorff, waß-
gestalt wir sein bevelch bei denn mediatoribus abgelegt und dabei discurirt
worden [ 1281].
Eodem von herrn grafen von Trautmansdorff, daß mit denn catholischen
ständen, sonderlich mit dem bischof von Oßnabrukh wie auch denn Baye-
rischen, geredt werden soll, weil einmal auß allen actionibus mit denn gegen-
theilen erscheine, daß kein erträglicher frid zu hoffen, sonder den krieg fort-
zesetzen von inen resolvirt, also wolten sie ihre principales ermahnen, sine
respectu daß eüsserist auffzesetzen, damit man sich pro aris et focis defendirn
könde, de 16. huius [ 1282].
herr graf von Nassau und ich, Volmar, die Churtrierischen gsandten vor unß
erfordert und inen vorgehalten, wie daß unlengster tagen Ihrer Excellentz,
herrn grafen von Trautmansdorff, und unß vorkommen wer, daß der herr
churfürst zu Trier sein innhabend bistumb Speyr sambt andern prelaturen
der cron Frankreich in ein erbprotection unterwürfflich gemacht, auch inen,
abgesandten, gemessene bevelch, instruction und commission zugeferttigt
haben soll, solches nit allein bei denn Französischen plenipotentiarien zu
negocirn, sondern auch gar in alle drey reichsräthe ze notificirn. Nun were
leicht zu erachten, daß solches beginnen der Römisch Kayserlichen Maie-
stät, unserm allergnedigsten herrn, sehr befrembdtlich vorkommen, sie auch
darfürhalten werde, daß Seiner Churfürstlichen Gnaden, dergleichen weit
aussehende anhenkung zu suechen und sich one Ihrer Maiestät als dero
höchsten weltlichen oberhaupts consens, wissen und willen darüber ver-
bundtlich einzelassen, nit gebüeren thue, sondern deroselben vilmehr obge-
legen wer, gleich wie Ihr Kayserliche Maiestät alles daßjenig, waß von ihren
sich gegen Seine Churfürstlichen Gnaden ze thuen gebüert, Kayserlich, auff-
recht und gnedigst volnzogen worden, daß also auch selbige, waß sie Ihrer
Maiestät in schrifften und aidtlich zugesagt, in mehrer obacht genommen und
dergleichen weit aussehende sachen zu nachthel Ihrer Kayserlichen Maiestät
und deß gantzen Römischen reichs, auch zu diser ansehenlicher chur- und
fürstlicher stiffter nachtl zihlende sachen nit negocirt haben solte. Und
dieweil dann unß als Kayserlichen ministris darzu still zu schweigen nit ge-
büeren wolte, als ersuechten wir sie, abgesandte, sie wolten nit allein mit
weiterm negocirn und publicirn diser handlungen innhalten, sondern auch
Ihr Churfürstliche Gnaden selbst darvon beweglich abmahnen, deroselben
auch zu gmüett legen, wann sie darinnen wider verhoffen fortfahren und
künfftiger zeit ihren selbst und ihren stifftern mehrer unglegenheit uber
den halß ziehen würden, daß sie alsdann Ihrer Kayserlichen Maiestät keine
schuldt wurden zuzemessen, sondern an sich selbst ze suechen und zu
berewen haben.
Die abgesandte haben unß darauff nachfolgenden bericht gethan: Es were
inen vor ungevehr 6 wochen von ihrem gnedigsten herrn ein patent zu-
kommen, darinnen Sein Churfürstliche Gnaden dero bisthumb Speyr, die
propstei Weissenburg, Udenheim, die abbteyen Prüm und Sankt Maximin
in einen erbschutz der cron Frankreich, doch salva libertate imperii et immu-
nitate ecclesiastica, submittirn theten [ 1275], mit der weitern commission, daß
sie solches denn Französischen gesandten überliefern und die ratihabition
bei inen sollicitirn solten. In dem schreiben aber were gemeldt, daß Ihrer
Churfürstlichen Gnaden meinung nit wer, die churfürstliche ertzstifft in
solche protection zu ziehen. Dieweil aber gleichwol im patent die abbteyen
Prüm, so derselben incorporirt sei, vermeldet werde, so hetten sie diser und
anderer mehr ursachen willen – sonderlich das inen bewußt, solches alles sine
praeuia deliberatione et consensu capitulorum vorgenommen und verhand-
let werde – die anbevohlne insinuation nit volnziehen wollen, sondern ihre
bedenkhen dem herrn churfürsten beweglich vor augen gestellt und gebet-
ten, solches vorhaben zu underlassen. Es hetten aber Sein Churfürstliche
Gnaden baldt hernach dem Dr. Scherer ein verschlossen pacquet, an die
Franzosen überschriben, zugeschikht und ernstlich bevohlen, selbiges als-
baldt ze überlifern, auch darauff ein anttwortt ze sollicitirn und neben andern
conditionibus auch diß an die Französischen gsandten zu begehren, daß die
cron Frankreich schuldig und verbunden sein soll, ime widerumb ze ein-
raumung derjenigen gaistlichen güettern zu verhelffen, so in seiner Trier-
und Speyrischen dioecesi durch uncatholische weren seither deß Passawi-
schen vertrages entzogen worden. Als nun die Franzosen ihre resolution
etwas auffgezogen, seyen inen sambtlichen ein bevelch zukommen, alsbaldt
und insgesambt bei dennselben auff ein anttwortt ze tringen. Wölches sie
gethan, und were selbige dahien gangen, daß sie sich noch derzeit hauptsach-
lich nit erclären köndten; es wer ein sehr wichtige sach und müeßte vordrist
an königlichen hof referirt werden. Waß aber die verhelffung zu wider-
erlangung deren entwendten gaistlichen guetter anlangte, da würde man
dessen so weit erbiettig sein, wann es solche güetter, wolche nach anno
1618 entzogen worden, wegen derjenigen aber, so vor anno 1618 in der
uncatholischen handen kommen, da köndte die cron Frankreich in prae-
iudicium derselben nichts vornemmen; dann obwol Churtrier mit Frank-
reich confaederirt, so weren doch hingegen auch die uncatholische dero
confaederati und müeßten billich handtgehabt werden. Betreffendt zum
andern, daß Philipsburg lenger nit dann allein, biß ein universalfrid mit
dem hauß Österreich geschlossen würde, besetzt sein soll, darzu köndte
sich Frankreich nit verstehen, sondern wann die protection erblich sein soll,
so mueßte auch die besatzung erblich sein. Drittens quoad iura metropolitica
über die episcopatus Metz, Tull und Verdun, da begehrte man zwar selbige
nit zu entziehen, man köndte aber auch nit gestatten, daß die caussae occur-
rentes ausserhalb derselben bisthumb districtu nach Trier gezogen wurden,
sondern es möchte herr churfürst einen iudicem metropolitanum nach Metz
verordnen, wölcher aldort solche caussas terminirn thet.
Sie, Trierische abgesandte, hetten zwar hiebei nit unterlassen, damit inen
inskünftig diser expedition halber nit etwan unglegenheit zugezogen würde,
sich auch absonderlich mit gebürenden protestationibus zu verwahren. Als
sie nun diß alles Ihrer Churfürstlichen Gnaden referirt und sie vermerkht,
daß es nit nach ihrem wunsch bei denn Franzosen ablauffen wolt, hetten sie
in einem an Dr. Scherern abgangnen schreiben wol so vil zu verstehen
gegeben, daß sie den rewkauff bekommen und daher gern sehen wolten,
daß die Kayserlichen plenipotentiarii sich der sachen starkh opponirn theten,
dann Sein Churfürstliche Gnaden erkenten, daß solches alles ze thuen nit in
ihrer macht gestanden, wüßten allein nit, wie sie mit glimpff widerumb
draußkommen köndten. Im übrigen bedankhten sie, abgesandten, sich der
beschehenen erinnerung und wolten auch nit ermanglen, solches Ihrer Chur-
fürstlichen Gnaden bestermaassen ze representirn, und were ingleich die er-
wöhnte publication in die reichsräthe nit geschehen, solte auch noch fürter
unterlassen bleiben.
Sambstags, 16. huius, referirn wir an herrn grafen von Trautmansdorff, waß-
gestalt wir sein bevelch bei denn mediatoribus abgelegt und dabei discurirt
worden [ 1281].
Eodem von herrn grafen von Trautmansdorff, daß mit denn catholischen
ständen, sonderlich mit dem bischof von Oßnabrukh wie auch denn Baye-
rischen, geredt werden soll, weil einmal auß allen actionibus mit denn gegen-
theilen erscheine, daß kein erträglicher frid zu hoffen, sonder den krieg fort-
zesetzen von inen resolvirt, also wolten sie ihre principales ermahnen, sine
respectu daß eüsserist auffzesetzen, damit man sich pro aris et focis defendirn
könde, de 16. huius [ 1282].