Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Samstag
Sambstags, den 27. huius, seind herr graf von Nassau
und ich, Volmar, zu denn Churbayerischen gesandten gefahren umb 10 uhr
vormittag, und hab ich inen nachfolgenden vortrag gethan: Wir zweiffelten
nit, sie wüßten sich zu erinnerm, nachdem uff allhie wegen der niderlag in
Böheimb eingelangte zeittung zwischen unß und beeden churfürstlich Col-
nischen und Bayerischen gesandten vorgangne consultation, waß etwan bei
solchem schweren zustandt vor media zu ergreiffen, damaln zwar auch der
punctus armistitii auf die baan kommen, aber noch derzeit auß ein und
anderseits angefüerten beweglichen ursachen und umbständen darmit noch
etwas innzehalten communi concluso guett befunden worden, daß wir fol-
gendts in einer andern, freytags, den 5. Maii (hab zwar in proponendo per
lapsum memoriae den 10. gesagt, ist aber, ut supra in protocollo ze sehen, den
5. geschehen) gehaltner conferentz darvon weitere anregung gethan und
zu vernemmen begehrt, ob sie, herrn churfürstliche, ihrerseits der sachen fer-
ners nachgedacht oder einig expedient erfunden hetten, mit erbietten, unß
darauff im namen Kayserlicher Maiestät eines mehrern vernemmen ze lassen.
Und wir werend zwar so weit resolvirt gewesen, wann die herrn churfürst-
liche unß einige apertur in disem werkh gegeben hetten, unß auch im namen
Ihrer Maiestät zu erclären, wie und waßgestallt darmit eingestimbt werden
köndte. Dieweil und aber unß angefüegt worden, das der cardinal Mazzarini
gegen dem nuncio apostolico zu Pariß sich hette vernemmen lassen, man
köndte in einig armistitium nit einwilligen, sondern solte allhie ein haupt-
friden tractirt, darzu sich die cron Frankreich gantz willfährig erbietten thet,
im übrigen aber zu einigem armistitio kein hoffnung wer, also hetten wir es
unserstheils darbei beruhen lassen und zuwartten wöllen, waß sich etwan in
diser materi vor weitere apertur eraignen möchte. Nun langte unß eüsserlich
an, daß es seit anher weiter in handlung kommen wer, wie und waßgestalten
aber solches beschehen, dessen wer unß kein aigentlicher bericht bis daher
von niemanden eingebracht worden. Derentwegen so wolten wir sie hiemit
freundlich ersucht haben, im fahl inen deßwegen einiger bevelch von ihrem
gnädigsten herrn eingelangt, sie auch ein und anders darüber ze negocirn
angefangen oder im werkh begriffen, daß sie unß darvon parte ze geben
unbeschwert sein wolten, darmit wir unß im namen Kayserlicher Maiestät
darnach zu richten wissen köndten, etc.
Auff disen unsern vortrag seind sie von unß in ein nebengemach abgetretten,
und nachdeme sich zimblich lang miteinander underredt, auch darauff wider
zu unß verfüegt, hatt Dr. Krebs die anttwortt uff nachfolgenden innhalt vor-
getragen: Sie wüßten sich wol zu erinnern, waß in denn von unß angezognen
conferentzen deß armistitii halber auff die baan kommen wer und sonderlich,
waß des cardinals Mazzarini dem nuncio apostolico gegebner anttwortt
halber angezeigt worden, als wölcher in diser materi den gantzen winter hin-
durch dubiose sich vernemmen lassen, daß werkh nit abgeschlagen noch zu-
gesagt, biß endtlich, da er vermeint, es were die campania vorhanden und
nach der Böheimbschen niderlag alles gewunnen, mit diser runden abschla-
gung auffgezogen und solches durch den nuncium Parisiensem dem allhiesi-
gen zugeschriben worden. Ob sie dann wol solches alles und waß für
starkhe erinnerungen darbei auch die herrn mediatores auff die bei inen in
hoc puncto beschehene vorträg ieweils gethan hetten, ihrem gnädigsten
herrn nach und nach mit allen umbständen gantz fleissig überschriben und
zu erkennen gegeben, das man sich gantz vergeblich in diser materi ferners
bemüehen würde, so hetten iedoch Seine Churfürstliche Durchlaucht dessen
alles ungeachtet und erst nach erhaltner victori wider den Touraine inen
weitern und gantz ernstlichen bevelch zukommen lassen, daß nochmaln bei
denn mediatoren, auch denn Franzosen selbst auff ein armistitium, doch in
ordine ad pacem tringen und, ie mehr die gegentheil sich darwider setzten, ie
sterkher und hefftiger sie selbiges sollicitirn, dabei aber auch crafft deß cardi-
nals Mazzarini dem churfürstlichen beichtvatter patri Verraut gegebner ver-
tröstung insistirn solten, daß die Französische plenipotentiarii der catholi-
schen religion zuwider nichts nachhengen noch auch die gravamina auff dise
congressus ziehen lassen wolten. Dann Sein Churfürstliche Durchlaucht
hette inen von ermeldts confessarii negociato so vil nachricht überschriben,
daß der cardinal Mazzarini ime außtruklich gesagt, es hetten die Französi-
sche plenipotentiarii genugsamben bevelch, das interesse religionis catholicae
in acht ze nemmen, auch den punctum grauaminum de bonis ecclesiasticis nit
ze admittirn.
Diesem empfangnen bevelch hetten sie müessen nachkommen, und weren
darauff erstens zum herrn nuncio, sodann erst nechstvergangnen montags
zum herrn Veneto gangen und solche mandata eim und anderm der
nothuerfft nach vorgetragen. Dieweiln auch herr nuncius selbst sie erinnert
und dahien gewisen, daß sie solches alles denn Franzosen immediate vor-
tragen wolten, so weren sie darauff am zinstag zum Servient gefahren (dann
der conte d’Avaux hette sich eingenommner medicin halber entschuldigt).
Als sie nun ime, Servient, erstens erinnerung gethan, daß sie dermaln ihr
proposition eröffnen und denn handlungen einen anfang machen wolten,
sodann 2. die conservationem religionis catholicae, 3. non admissionem gra-
uaminum in puncto bonorum ecclesiasticorum recommendirt und 4., daß man
zu einem armistitio sich entschliessen solt, vorgehalten, hetten sie auß seiner
anttwortt wol verspürt, daß er zu eim und anderm wenig lust. Dann er allein
per generalia geanttworttet, die sachen weren wichtig, stüende nit allein bei
ime, sondern müeßte es mit seinem collega conferirn, alsdann wolte er sie
widerumb einer anttwortt bescheiden. Benebens aber vermeldet, daß sie nit
gemeint, vil weniger bevelcht weren, etwas zu nachtheil der catholischen
religion vorgehen ze lassen, jedoch aber hinzugesetzt, sie köndten ihren con-
federirten daßienig, sie berechtet zu sein vermeinten, benebens nit verwehren
oder entziehen. Die grauamina betreffend, weren die materia et caussa belli,
köndte nit anderst sein, die müeßten auff disem congressu gehandlet und ver-
glichen werden, dann sonst wuerde nimmer kein bestendiger fridt sein. Die
catholische solten sich dessen nit waigern, dann bei disem congressu wur-
den sie zum beystandt den nuncium apostolicum und sie, Französische
plenipotentiarios, haben, also desto starkher ihr ius manteniren könden. Der
proposition halber hette er vertröstung gethan, daß solche uff Pfingsten
eröffnet werden solte. Und dieweil der gantze discurs uff vorgedachtem
schluss bestanden, daß er, Seruient, sich hierüber mit seinem collega unter-
reden und sie alsdann einer anttwortt beschaiden wolt, so hetten sie deren
zu gewarttet und weren willens gewesen, selbige alsdann auch mit unß
ze communicirn.
Wir haben unß über dise anttwort etwas wenigs miteinander underredt,
und dieweil wir zuvor schon unß miteinander verglichen gehabt, wie und
waßgestalt wir dise conferentz einfüeren, auch auff ein und andere auß-
fallende anttwortt unß weiter vernemmen lassen wolten, also hab ich folgen-
dergestalt replicirt: Wir theten unß diser umbständtlichen communication
freundlich bedankhen, wolten nit unterlassen, der sachen auch unsers ortts
nachzedenkhen und von disem verlauff Ihrer Kayserlichen Maiestät aller-
underthänigste relation ze thun. Wir köndten aber auch dabei unß ferners zu
eröffnen nit umbgehen, und wüerden sie sich unabfellig zu erinnern haben,
daß wir gleich bei verrichter erster visita inen gantz vertraulich und wol-
meinlich angefüegt, es hetten unß Ihr Kayserliche Maiestät allergnädigst
bevohlen, nit nur insgemein mit einem hochloblichen churfürstlichen colle-
gio, sondern auch vor andern in specie mit beeder herren churfürsten Cöln
und Bayern anlangenden deputatis und gesandten sondere vertrawliche cor-
respondentz und guettes vernemmen ze pflegen, alles, so vorlaufft, mit inen
vertrawlich ze communicirn und also coniunctis viribus et animis dise fridens-
tractaten ze füeren, allermaassen hingegen dergleichen erclärung von inen im
namen Seiner Churfürstlichen Durchlaucht auch gegen unß beschehen. Wir
hetten unserstheils biß daher beflissen, erstens mit Ihr Fürstlichen Gnaden,
herrn bischoffen zu Oßnabrukh, als der allein allhier gewesen, und dann fol-
gendts mit inen, Churbayerischen gesandten, zu ihrer ankunfft solchevertraw-
liche correspondentz und communication im werkh ze prestirn, alles, was vor-
kommen, mit inen ze consultiren, uff gefaßten schluss ze exequirn und hinwi-
derumb, wie die sachen verrichtet worden, ze referirn. Daher unß billich verse-
hen, es solte dergleichen auch gegen unß beschehen und solche wichtige sachen
one unser vorwissen und mit unß deßwegen gepflogne communication weder
an die mediatores noch vil weniger an die parteyen selbst gebracht werden.
Wir hetten zwar keinen bevelch, den churfürstlichen oder anderer ständen
gesandten den zutritt zu denn mediatorn oder auch denn parteyen nach gestalt
der sachen nothurfft zu verwehren, begehrten es vil weniger vor unsere pri-
vatperson ze unterfangen. Nachdem wir unß aber dessen anno 1636 zwischen
Ihr Kayserlicher Maiestät und dem churfürstlichen collegio gemachten
schluss, waßgestalten dise fridenstractaten gefüert werden solten, zu erin-
nern, so wolle unß fast bedenkhlich fallen, daß man unß in solchen princi-
palpuncten gleichsamb umbgehen und nit vordrist mit unß communicirn
solle, ehe dieselben in einige verfängliche underredung anderorts gebracht
seyen. Dann wir lassen es zwar an sein ortt gestellt sein, daß sie willens, die
vom Servient und seinem collega außfallende anttwortt mit unß ze commu-
nicirn, es were aber alsdann nit mehr res integra, sondern würde uff dem ver-
fahren werden müessen. wozu sich die gegentheil erbiettig machten, oder, da
man alsdann erst zurukhgehen und andere difficulteten einwerffen wolt, in
die gedankhen bei menniglich gerathen, als hette man dergleichen sachen
nur zum hinderlist auff die baan gebracht. Ihr Kayserliche Maiestät hetten
unß noch vor disem in allen unsren instructionibus den punctum armistitii
eingerukht, auch daßjenig, waß zwischen deroselben und deß herrn chur-
fürsten abgeordneten ze Lintz vor Ihr Maiestät verraisen in Böheimb vor-
gangen
Vgl. Beilagen [nr. 485, 502.]
, communicirt und zumahlen seit anher gnädigsten bevelch zukom-
men lassen, wa sich einige apertur zu einem erträglichen armistitio ereigte,
selbige nit zu versaumen. Dessentwegen es an unß nit solte ermanglet haben,
wann sie unß ihres gnädigsten herrn intention communicirt hetten, mit inen
und denn Churcölnischen insgesambt darvon ze handlen, wie solches mit
guetter dexteritet were zu negocirn gewesen. Es were gleichwol zu beden-
khen, wie hoch Ihr Kayserliche Maiestät in omnem casum hiebei inter-
essirt. Eintweder begehre man ein armistitium generale oder particulare
ze tractirn. Sei es umb ein armistitium generale zu thun, so were Ihr Kayser-
liche Maiestät deß reichs oberhaupt, und gebührte sich, daß dieselben und
dero gsandten darvon wissen und solches geschäfft hauptsachlich füeren sol-
ten. Were es aber uff ein armistitium particulare zwischen Ihr Churfürst-
licher Durchlaucht und den Franzosen angesehen, so wir doch nit glaubten
noch gedenkhen köndten, so verhofften wir doch nit, daß Ihr Kayserliche
Maiestät darbei sambt ihrem hauß solten umbgangen werden, neben deme
gleichwol auch noch mehr ansehenliche chur-, fürsten und stände deß reichs,
der cron Hispanien zu geschweigen, dabei interessirt, wölche so schlechter-
dingen ze praeterirn gleichwol ein weit aussehende sach sein wolte. Man
würde vil besser thun, wann man sich in solchen vorlauffenden handlungen
solcher einmüettigkheit und zusamensetzung der gemüetter, rathschlägen
und handlungen gegeneinander erzeigte, daß meniglich sehen und spüren
köndt, daß man dißortts uff alle fähl vor einen mann ze stehen entschlossen
wer. Es ärgerten sich ob solchen nebenseittigen handlungen die herren me-
diatores, die gegentheil und Franzosen selbst, theten deßwegen allerhandt
verkleinerliche discurs außsprengen, die protestirende schöpfften darauß
ungleiche einbildungen. Wir ersuchten sie demnach gantz freundlich, sie wol-
ten sich inskünfftig nit beschweren, von solchen sachen, ehe dann etwas von
inen anderwertts angebracht, mit unß ze communicirn. Wir weren erbiettig,
iederzeit daßienig ze exequirn, waß mit gemeinem rath für thunlich und guett
funden werden möchte. Wolten sie alsdann unsere verrichtungen mit abson-
derlichem zusprechen bei den herrn mediatorn oder Franzosen selbst secun-
diren, daß würde unß nit entgegen sein. Allein daß man in terminis bleibe,
das Ihr Kayserliche Maiestät und von derentwegen unß der gebüerende
respect getragen werde. Gestalten wir nit zweiffelten, Ihr Churfürstliche
Durchlaucht selbst keine andere intention haben, sondern in deren bißher
gegen Ihr Kayserliche Maiestät gepflognen guetten und engen verständtnus
verharren, auch gern sehen werden, daß ein solches auch zwischen unß,
denn ministris, ein- und anderseits beobachtet werde.
Auff dise replic hatt der freyherr von Haßlang one abstandt selbst zu antt-
wortten angefangen. Sie wüßten sich dessen, waß bei denn hinc inde vor-
gangnen empfahungen vor erbietten geschehen, gar wol zu erinnern, hetten
auch ihrestheils kein andern bevelch, als aller guetter vertraulicheit sich mit
unß zu befleissen. Es were aber an deme, daß ihr gnädigster herr, ob sie ime
zwar mehrmaln mit guetten umbständen gnugsamb remonstrirt, daß in dem
puncto armistitii auß vilen ursachen nit fortzukommen wer, inen doch noch
letztens newer dingen, wie obgemeldt, deßwegen nachfolg ze thun anbevoh-
len. Und dieweil nichts darinn begriffen, daß sie es zuvor mit unß commu-
nicirn solten, so hetten sie als diener anderst nit thuen könden, als dem
bevelch nachzekommen. Wolten iedoch solche unsere andung Seiner Chur-
fürstlichen Durchlaucht gehorsamst referirn und sich weitern bescheidts
erholen. Sonsten aber köndten sie mit Gott bezeugen, daß Ihr Churfürstliche
Durchlaucht kein anders absehen dann auff den gemeinen fridenstandt het-
ten und also einig particulararmistitium ze tractirn nit begehrten. Sie hetten
zwar beim Servient wenig inclination dazu verspürt, dann er in specie
gesagt, es werde nichts außzerichten sein, weil die Schweden dazu gantz nit
verstehen wolten. Man solle gleichwol bedenkhen, wie zweifelhafftig daß
kriegswesen bißher durchgeloffen. Wahr sei es wol, daß die erhaltne victori
grosser importantz, sein gnädigster herr werde die auch eüsserister müglicheit
nach prosequirn, sodann das Ihr Kayserliche Maiestät sich auch widerumb in
starkhe verfassung stellen thue. Wann es aber derselben nachmaln wie in
Böheimb fehlen solt, so würde es ja gentzlich umb dero erblanden geschehen
sein. Were also besser, man köndte deß feindts fortuna mit einem armistitio
stekhen und inmittelst zu einem fridenschluss gelangen. Auff disen discurs
hatt Dr. Krebs mit mehrern particulariteten secundirt und sagte, daß ihr
intention nit gewesen, unß in disem negocio vorzegreiffen oder gentzlich
zu übergehen, sondern allein den furt zu bereitten und, wohien deß gegen-
theils inclinationes zihlen möchten, zu erkundigen. Alsdann wolten sie uns
allen verlauff trewlich eröffnet haben, damit wir es in ein hauptproposition
hetten bringen und denn mediatoren vortragen mögen, weil onedaß in denn
vorgehenden consultationibus were geschlossen worden (id quod in nostro
protocollo non inuenitur, sed tantum de futura deliberatione sonat), daß nach
eröffneter proposition ein armistitium solte gesuecht werden, mit allerhandt
einmischung, wie daß armistitium zu nutzen gereicht, die armada uff die
protestirende verlegt werden köndte.
Von unß ist ferner geanttworttet worden, dise sachen weren solcher impor-
tantz, daß man billich von anfangs, ehe das deßwegen anderwerts wenig
oder vil angebracht, darvon mußte wissenschafft haben. Hofften auch nit, das
es Ihr Churfürstlicher Durchlaucht werde zuwider sein. Man müeßte gleich-
wol darauff acht habe, daß man allerhandt ungleiche gedankhen und gelosia
verhüette. Hab dabei erzehlt, waß der graf von Wittgenstein sich gegen und
wegen deß patris confessarii zu Pariß negociato verlautten lassen und wie
übel sie, Churbrandenburgische gesandten, sambtlich solches auffgenommen.
Waß auch Dr. Keberlin, Costantzischer abgesandter, von deß herzogs zu
Württemberg seinem vicecantzler in diser materi zugethandem schreiben
angezeigt, daraus zu sehen, waß für seltzame concept dise leütte hierab
fassen theten. Unsers ortts seyen wir in materia nit mißstimmend, sondern
hetten allein in forma unsere erinnerung nit vorbeigehen könden, hofften, sie
würdens zum besten auffnemen. Im hauptwerkh selbst, wann es darzu kom-
men solt, wuerden vil schwere absätz zu bedenkhen sein. Zwar wann die
waaffen allerdings uff die protestirende köndten gebracht werden, wie Dr.
Krebß andeüttung gethan, wuerde es diserseits so vil weniger bedenkhens
haben, hingegen aber beim gegentheil starkh angehalten, ob sie darein willi-
gen würden. Daß sei man versichert, daß die gegentheil nimmer ein armisti-
tium zugeben werden, sie hetten dann dessen ein grossen, mächtigen vortel.
Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht were es bei ietzigem standt ihrer waaffen
wol zu thuen, daß aber dabei Ihr Kayserlicher Maiestät der feindt mitten in
denn erblanden gelassen werden soll, daß wüerde eben das rechte mittel sein,
sie gentzlich one weittern schwertstraich ze consumirn. Dise und mehr
andere umbständt aber müeßte man uff den fahl wol bedenkhen und zwar
auch diß in acht nemmen, daß man nit durch vorschlagung eines armistitii
die fridenstractaten selbst in mehrer verlengerung stekhen thue etc. Mit sol-
chen complimenti ist diese visita beschlossen worden.
und ich, Volmar, zu denn Churbayerischen gesandten gefahren umb 10 uhr
vormittag, und hab ich inen nachfolgenden vortrag gethan: Wir zweiffelten
nit, sie wüßten sich zu erinnerm, nachdem uff allhie wegen der niderlag in
Böheimb eingelangte zeittung zwischen unß und beeden churfürstlich Col-
nischen und Bayerischen gesandten vorgangne consultation, waß etwan bei
solchem schweren zustandt vor media zu ergreiffen, damaln zwar auch der
punctus armistitii auf die baan kommen, aber noch derzeit auß ein und
anderseits angefüerten beweglichen ursachen und umbständen darmit noch
etwas innzehalten communi concluso guett befunden worden, daß wir fol-
gendts in einer andern, freytags, den 5. Maii (hab zwar in proponendo per
lapsum memoriae den 10. gesagt, ist aber, ut supra in protocollo ze sehen, den
5. geschehen) gehaltner conferentz darvon weitere anregung gethan und
zu vernemmen begehrt, ob sie, herrn churfürstliche, ihrerseits der sachen fer-
ners nachgedacht oder einig expedient erfunden hetten, mit erbietten, unß
darauff im namen Kayserlicher Maiestät eines mehrern vernemmen ze lassen.
Und wir werend zwar so weit resolvirt gewesen, wann die herrn churfürst-
liche unß einige apertur in disem werkh gegeben hetten, unß auch im namen
Ihrer Maiestät zu erclären, wie und waßgestallt darmit eingestimbt werden
köndte. Dieweil und aber unß angefüegt worden, das der cardinal Mazzarini
gegen dem nuncio apostolico zu Pariß sich hette vernemmen lassen, man
köndte in einig armistitium nit einwilligen, sondern solte allhie ein haupt-
friden tractirt, darzu sich die cron Frankreich gantz willfährig erbietten thet,
im übrigen aber zu einigem armistitio kein hoffnung wer, also hetten wir es
unserstheils darbei beruhen lassen und zuwartten wöllen, waß sich etwan in
diser materi vor weitere apertur eraignen möchte. Nun langte unß eüsserlich
an, daß es seit anher weiter in handlung kommen wer, wie und waßgestalten
aber solches beschehen, dessen wer unß kein aigentlicher bericht bis daher
von niemanden eingebracht worden. Derentwegen so wolten wir sie hiemit
freundlich ersucht haben, im fahl inen deßwegen einiger bevelch von ihrem
gnädigsten herrn eingelangt, sie auch ein und anders darüber ze negocirn
angefangen oder im werkh begriffen, daß sie unß darvon parte ze geben
unbeschwert sein wolten, darmit wir unß im namen Kayserlicher Maiestät
darnach zu richten wissen köndten, etc.
Auff disen unsern vortrag seind sie von unß in ein nebengemach abgetretten,
und nachdeme sich zimblich lang miteinander underredt, auch darauff wider
zu unß verfüegt, hatt Dr. Krebs die anttwortt uff nachfolgenden innhalt vor-
getragen: Sie wüßten sich wol zu erinnern, waß in denn von unß angezognen
conferentzen deß armistitii halber auff die baan kommen wer und sonderlich,
waß des cardinals Mazzarini dem nuncio apostolico gegebner anttwortt
halber angezeigt worden, als wölcher in diser materi den gantzen winter hin-
durch dubiose sich vernemmen lassen, daß werkh nit abgeschlagen noch zu-
gesagt, biß endtlich, da er vermeint, es were die campania vorhanden und
nach der Böheimbschen niderlag alles gewunnen, mit diser runden abschla-
gung auffgezogen und solches durch den nuncium Parisiensem dem allhiesi-
gen zugeschriben worden. Ob sie dann wol solches alles und waß für
starkhe erinnerungen darbei auch die herrn mediatores auff die bei inen in
hoc puncto beschehene vorträg ieweils gethan hetten, ihrem gnädigsten
herrn nach und nach mit allen umbständen gantz fleissig überschriben und
zu erkennen gegeben, das man sich gantz vergeblich in diser materi ferners
bemüehen würde, so hetten iedoch Seine Churfürstliche Durchlaucht dessen
alles ungeachtet und erst nach erhaltner victori wider den Touraine inen
weitern und gantz ernstlichen bevelch zukommen lassen, daß nochmaln bei
denn mediatoren, auch denn Franzosen selbst auff ein armistitium, doch in
ordine ad pacem tringen und, ie mehr die gegentheil sich darwider setzten, ie
sterkher und hefftiger sie selbiges sollicitirn, dabei aber auch crafft deß cardi-
nals Mazzarini dem churfürstlichen beichtvatter patri Verraut gegebner ver-
tröstung insistirn solten, daß die Französische plenipotentiarii der catholi-
schen religion zuwider nichts nachhengen noch auch die gravamina auff dise
congressus ziehen lassen wolten. Dann Sein Churfürstliche Durchlaucht
hette inen von ermeldts confessarii negociato so vil nachricht überschriben,
daß der cardinal Mazzarini ime außtruklich gesagt, es hetten die Französi-
sche plenipotentiarii genugsamben bevelch, das interesse religionis catholicae
in acht ze nemmen, auch den punctum grauaminum de bonis ecclesiasticis nit
ze admittirn.
Diesem empfangnen bevelch hetten sie müessen nachkommen, und weren
darauff erstens zum herrn nuncio, sodann erst nechstvergangnen montags
zum herrn Veneto gangen und solche mandata eim und anderm der
nothuerfft nach vorgetragen. Dieweiln auch herr nuncius selbst sie erinnert
und dahien gewisen, daß sie solches alles denn Franzosen immediate vor-
tragen wolten, so weren sie darauff am zinstag zum Servient gefahren (dann
der conte d’Avaux hette sich eingenommner medicin halber entschuldigt).
Als sie nun ime, Servient, erstens erinnerung gethan, daß sie dermaln ihr
proposition eröffnen und denn handlungen einen anfang machen wolten,
sodann 2. die conservationem religionis catholicae, 3. non admissionem gra-
uaminum in puncto bonorum ecclesiasticorum recommendirt und 4., daß man
zu einem armistitio sich entschliessen solt, vorgehalten, hetten sie auß seiner
anttwortt wol verspürt, daß er zu eim und anderm wenig lust. Dann er allein
per generalia geanttworttet, die sachen weren wichtig, stüende nit allein bei
ime, sondern müeßte es mit seinem collega conferirn, alsdann wolte er sie
widerumb einer anttwortt bescheiden. Benebens aber vermeldet, daß sie nit
gemeint, vil weniger bevelcht weren, etwas zu nachtheil der catholischen
religion vorgehen ze lassen, jedoch aber hinzugesetzt, sie köndten ihren con-
federirten daßienig, sie berechtet zu sein vermeinten, benebens nit verwehren
oder entziehen. Die grauamina betreffend, weren die materia et caussa belli,
köndte nit anderst sein, die müeßten auff disem congressu gehandlet und ver-
glichen werden, dann sonst wuerde nimmer kein bestendiger fridt sein. Die
catholische solten sich dessen nit waigern, dann bei disem congressu wur-
den sie zum beystandt den nuncium apostolicum und sie, Französische
plenipotentiarios, haben, also desto starkher ihr ius manteniren könden. Der
proposition halber hette er vertröstung gethan, daß solche uff Pfingsten
eröffnet werden solte. Und dieweil der gantze discurs uff vorgedachtem
schluss bestanden, daß er, Seruient, sich hierüber mit seinem collega unter-
reden und sie alsdann einer anttwortt beschaiden wolt, so hetten sie deren
zu gewarttet und weren willens gewesen, selbige alsdann auch mit unß
ze communicirn.
Wir haben unß über dise anttwort etwas wenigs miteinander underredt,
und dieweil wir zuvor schon unß miteinander verglichen gehabt, wie und
waßgestalt wir dise conferentz einfüeren, auch auff ein und andere auß-
fallende anttwortt unß weiter vernemmen lassen wolten, also hab ich folgen-
dergestalt replicirt: Wir theten unß diser umbständtlichen communication
freundlich bedankhen, wolten nit unterlassen, der sachen auch unsers ortts
nachzedenkhen und von disem verlauff Ihrer Kayserlichen Maiestät aller-
underthänigste relation ze thun. Wir köndten aber auch dabei unß ferners zu
eröffnen nit umbgehen, und wüerden sie sich unabfellig zu erinnern haben,
daß wir gleich bei verrichter erster visita inen gantz vertraulich und wol-
meinlich angefüegt, es hetten unß Ihr Kayserliche Maiestät allergnädigst
bevohlen, nit nur insgemein mit einem hochloblichen churfürstlichen colle-
gio, sondern auch vor andern in specie mit beeder herren churfürsten Cöln
und Bayern anlangenden deputatis und gesandten sondere vertrawliche cor-
respondentz und guettes vernemmen ze pflegen, alles, so vorlaufft, mit inen
vertrawlich ze communicirn und also coniunctis viribus et animis dise fridens-
tractaten ze füeren, allermaassen hingegen dergleichen erclärung von inen im
namen Seiner Churfürstlichen Durchlaucht auch gegen unß beschehen. Wir
hetten unserstheils biß daher beflissen, erstens mit Ihr Fürstlichen Gnaden,
herrn bischoffen zu Oßnabrukh, als der allein allhier gewesen, und dann fol-
gendts mit inen, Churbayerischen gesandten, zu ihrer ankunfft solchevertraw-
liche correspondentz und communication im werkh ze prestirn, alles, was vor-
kommen, mit inen ze consultiren, uff gefaßten schluss ze exequirn und hinwi-
derumb, wie die sachen verrichtet worden, ze referirn. Daher unß billich verse-
hen, es solte dergleichen auch gegen unß beschehen und solche wichtige sachen
one unser vorwissen und mit unß deßwegen gepflogne communication weder
an die mediatores noch vil weniger an die parteyen selbst gebracht werden.
Wir hetten zwar keinen bevelch, den churfürstlichen oder anderer ständen
gesandten den zutritt zu denn mediatorn oder auch denn parteyen nach gestalt
der sachen nothurfft zu verwehren, begehrten es vil weniger vor unsere pri-
vatperson ze unterfangen. Nachdem wir unß aber dessen anno 1636 zwischen
Ihr Kayserlicher Maiestät und dem churfürstlichen collegio gemachten
schluss, waßgestalten dise fridenstractaten gefüert werden solten, zu erin-
nern, so wolle unß fast bedenkhlich fallen, daß man unß in solchen princi-
palpuncten gleichsamb umbgehen und nit vordrist mit unß communicirn
solle, ehe dieselben in einige verfängliche underredung anderorts gebracht
seyen. Dann wir lassen es zwar an sein ortt gestellt sein, daß sie willens, die
vom Servient und seinem collega außfallende anttwortt mit unß ze commu-
nicirn, es were aber alsdann nit mehr res integra, sondern würde uff dem ver-
fahren werden müessen. wozu sich die gegentheil erbiettig machten, oder, da
man alsdann erst zurukhgehen und andere difficulteten einwerffen wolt, in
die gedankhen bei menniglich gerathen, als hette man dergleichen sachen
nur zum hinderlist auff die baan gebracht. Ihr Kayserliche Maiestät hetten
unß noch vor disem in allen unsren instructionibus den punctum armistitii
eingerukht, auch daßjenig, waß zwischen deroselben und deß herrn chur-
fürsten abgeordneten ze Lintz vor Ihr Maiestät verraisen in Böheimb vor-
gangen
Vgl. Beilagen [nr. 485, 502.]
men lassen, wa sich einige apertur zu einem erträglichen armistitio ereigte,
selbige nit zu versaumen. Dessentwegen es an unß nit solte ermanglet haben,
wann sie unß ihres gnädigsten herrn intention communicirt hetten, mit inen
und denn Churcölnischen insgesambt darvon ze handlen, wie solches mit
guetter dexteritet were zu negocirn gewesen. Es were gleichwol zu beden-
khen, wie hoch Ihr Kayserliche Maiestät in omnem casum hiebei inter-
essirt. Eintweder begehre man ein armistitium generale oder particulare
ze tractirn. Sei es umb ein armistitium generale zu thun, so were Ihr Kayser-
liche Maiestät deß reichs oberhaupt, und gebührte sich, daß dieselben und
dero gsandten darvon wissen und solches geschäfft hauptsachlich füeren sol-
ten. Were es aber uff ein armistitium particulare zwischen Ihr Churfürst-
licher Durchlaucht und den Franzosen angesehen, so wir doch nit glaubten
noch gedenkhen köndten, so verhofften wir doch nit, daß Ihr Kayserliche
Maiestät darbei sambt ihrem hauß solten umbgangen werden, neben deme
gleichwol auch noch mehr ansehenliche chur-, fürsten und stände deß reichs,
der cron Hispanien zu geschweigen, dabei interessirt, wölche so schlechter-
dingen ze praeterirn gleichwol ein weit aussehende sach sein wolte. Man
würde vil besser thun, wann man sich in solchen vorlauffenden handlungen
solcher einmüettigkheit und zusamensetzung der gemüetter, rathschlägen
und handlungen gegeneinander erzeigte, daß meniglich sehen und spüren
köndt, daß man dißortts uff alle fähl vor einen mann ze stehen entschlossen
wer. Es ärgerten sich ob solchen nebenseittigen handlungen die herren me-
diatores, die gegentheil und Franzosen selbst, theten deßwegen allerhandt
verkleinerliche discurs außsprengen, die protestirende schöpfften darauß
ungleiche einbildungen. Wir ersuchten sie demnach gantz freundlich, sie wol-
ten sich inskünfftig nit beschweren, von solchen sachen, ehe dann etwas von
inen anderwertts angebracht, mit unß ze communicirn. Wir weren erbiettig,
iederzeit daßienig ze exequirn, waß mit gemeinem rath für thunlich und guett
funden werden möchte. Wolten sie alsdann unsere verrichtungen mit abson-
derlichem zusprechen bei den herrn mediatorn oder Franzosen selbst secun-
diren, daß würde unß nit entgegen sein. Allein daß man in terminis bleibe,
das Ihr Kayserliche Maiestät und von derentwegen unß der gebüerende
respect getragen werde. Gestalten wir nit zweiffelten, Ihr Churfürstliche
Durchlaucht selbst keine andere intention haben, sondern in deren bißher
gegen Ihr Kayserliche Maiestät gepflognen guetten und engen verständtnus
verharren, auch gern sehen werden, daß ein solches auch zwischen unß,
denn ministris, ein- und anderseits beobachtet werde.
Auff dise replic hatt der freyherr von Haßlang one abstandt selbst zu antt-
wortten angefangen. Sie wüßten sich dessen, waß bei denn hinc inde vor-
gangnen empfahungen vor erbietten geschehen, gar wol zu erinnern, hetten
auch ihrestheils kein andern bevelch, als aller guetter vertraulicheit sich mit
unß zu befleissen. Es were aber an deme, daß ihr gnädigster herr, ob sie ime
zwar mehrmaln mit guetten umbständen gnugsamb remonstrirt, daß in dem
puncto armistitii auß vilen ursachen nit fortzukommen wer, inen doch noch
letztens newer dingen, wie obgemeldt, deßwegen nachfolg ze thun anbevoh-
len. Und dieweil nichts darinn begriffen, daß sie es zuvor mit unß commu-
nicirn solten, so hetten sie als diener anderst nit thuen könden, als dem
bevelch nachzekommen. Wolten iedoch solche unsere andung Seiner Chur-
fürstlichen Durchlaucht gehorsamst referirn und sich weitern bescheidts
erholen. Sonsten aber köndten sie mit Gott bezeugen, daß Ihr Churfürstliche
Durchlaucht kein anders absehen dann auff den gemeinen fridenstandt het-
ten und also einig particulararmistitium ze tractirn nit begehrten. Sie hetten
zwar beim Servient wenig inclination dazu verspürt, dann er in specie
gesagt, es werde nichts außzerichten sein, weil die Schweden dazu gantz nit
verstehen wolten. Man solle gleichwol bedenkhen, wie zweifelhafftig daß
kriegswesen bißher durchgeloffen. Wahr sei es wol, daß die erhaltne victori
grosser importantz, sein gnädigster herr werde die auch eüsserister müglicheit
nach prosequirn, sodann das Ihr Kayserliche Maiestät sich auch widerumb in
starkhe verfassung stellen thue. Wann es aber derselben nachmaln wie in
Böheimb fehlen solt, so würde es ja gentzlich umb dero erblanden geschehen
sein. Were also besser, man köndte deß feindts fortuna mit einem armistitio
stekhen und inmittelst zu einem fridenschluss gelangen. Auff disen discurs
hatt Dr. Krebs mit mehrern particulariteten secundirt und sagte, daß ihr
intention nit gewesen, unß in disem negocio vorzegreiffen oder gentzlich
zu übergehen, sondern allein den furt zu bereitten und, wohien deß gegen-
theils inclinationes zihlen möchten, zu erkundigen. Alsdann wolten sie uns
allen verlauff trewlich eröffnet haben, damit wir es in ein hauptproposition
hetten bringen und denn mediatoren vortragen mögen, weil onedaß in denn
vorgehenden consultationibus were geschlossen worden (id quod in nostro
protocollo non inuenitur, sed tantum de futura deliberatione sonat), daß nach
eröffneter proposition ein armistitium solte gesuecht werden, mit allerhandt
einmischung, wie daß armistitium zu nutzen gereicht, die armada uff die
protestirende verlegt werden köndte.
Von unß ist ferner geanttworttet worden, dise sachen weren solcher impor-
tantz, daß man billich von anfangs, ehe das deßwegen anderwerts wenig
oder vil angebracht, darvon mußte wissenschafft haben. Hofften auch nit, das
es Ihr Churfürstlicher Durchlaucht werde zuwider sein. Man müeßte gleich-
wol darauff acht habe, daß man allerhandt ungleiche gedankhen und gelosia
verhüette. Hab dabei erzehlt, waß der graf von Wittgenstein sich gegen und
wegen deß patris confessarii zu Pariß negociato verlautten lassen und wie
übel sie, Churbrandenburgische gesandten, sambtlich solches auffgenommen.
Waß auch Dr. Keberlin, Costantzischer abgesandter, von deß herzogs zu
Württemberg seinem vicecantzler in diser materi zugethandem schreiben
angezeigt, daraus zu sehen, waß für seltzame concept dise leütte hierab
fassen theten. Unsers ortts seyen wir in materia nit mißstimmend, sondern
hetten allein in forma unsere erinnerung nit vorbeigehen könden, hofften, sie
würdens zum besten auffnemen. Im hauptwerkh selbst, wann es darzu kom-
men solt, wuerden vil schwere absätz zu bedenkhen sein. Zwar wann die
waaffen allerdings uff die protestirende köndten gebracht werden, wie Dr.
Krebß andeüttung gethan, wuerde es diserseits so vil weniger bedenkhens
haben, hingegen aber beim gegentheil starkh angehalten, ob sie darein willi-
gen würden. Daß sei man versichert, daß die gegentheil nimmer ein armisti-
tium zugeben werden, sie hetten dann dessen ein grossen, mächtigen vortel.
Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht were es bei ietzigem standt ihrer waaffen
wol zu thuen, daß aber dabei Ihr Kayserlicher Maiestät der feindt mitten in
denn erblanden gelassen werden soll, daß wüerde eben das rechte mittel sein,
sie gentzlich one weittern schwertstraich ze consumirn. Dise und mehr
andere umbständt aber müeßte man uff den fahl wol bedenkhen und zwar
auch diß in acht nemmen, daß man nit durch vorschlagung eines armistitii
die fridenstractaten selbst in mehrer verlengerung stekhen thue etc. Mit sol-
chen complimenti ist diese visita beschlossen worden.