Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Sonntag
Sontags, den 15. huius, proponirt herr graf: 1. Wie es mit
des Catalanischen gesandtens abraiß beschaffen und waß dessen ursach sein
möcht. Er vermeinte, das derselb sich in Hollandt begeben werde, weil er von
einer Holländischen convoy in 80 pferdt starkh abgeholt worden. 2. Weyl
von underschiedlichen ortten verlauttet, daß die Stadischen gesandten mit
1000 oder 2000 pferdten convoyrt allher kommen sollen, ob nit und wie
dawider zu praeoccupiren. 3. Ob nit beim herrn bischoffen von Oßnabrukh
umb communication der Bottellischen schrifften anzemahnen. 4. Weil alle
einkommende avisi und allhie vorlauffende umbstände zu erkennen geben,
daß die Franzosen keinen friden ze schliessen, sondern den krieg mit größer
macht als nie fortzesetzen begehren und also kein hoffnung uff die hiesige
tractatus ze machen, ob nit über daß, waß wir bereits zu verschiedenen mahlen
incidenter Ihr Maiestät angedeüttet, solches nochmalen per expressum ze
schreiben und Ihr Maiestät gehorsambst einzerathen, sich ebenmässig in
äusseriste verfassung ze stellen und ad continuationem belli ze richten.
Ad primum respondi, der Catalanier sei mit sakh und packh relictis tantum
duobus ex suis ministris (ut reor continuandae correspondentiae causa)
hinweg, nemme seinen weeg recte uff Pariß, caussa seye, er were grand can-
celliero di Barcellona und primus motor der rebellion. Nun wer in seinem
abwesen ein vicecancellier auffgenommen, disen hielten die Franzosen vor
suspect, das er mit Spanien colludirte. Hetten derwegen vorgenommen, denn
allhiegeweßten widerumb nach Barcellona ze bringen, in hoffnung, daß durch
sein auffstifften die gemüetter der rebellen widerumb erfrischt und noch
ferner bei Frankreich ze halten bewegt werden köndten. Zu Pariß wurdte er
verbleiben, biß der Harcourt nach Barcellona abraißte, alsdann mit ime
gehen. Bleibt dabei, ze referiren ad Caesarem.
Ad secundum, es were der Kayserlichen auctoritet etwas schimpflich, daß
wir von selbsten deßwegen durch die mediatores etwas solten negociren,
und ein anzeig unserer schwacheit, vermeinte, es solte principaliter durch die
Münsterische regierung geschehen und diß als ein gravamen wegen deß
gantzen landts bei denn mediatoren angebracht werden. Placuit. Woll deß-
wegen mit dem thumbprobst von Paderborn reden.
Ad tertium, möchte ja freilich deßwegen nachfrag gehalten und bei gedach-
tem herrn thumbprobst anmahnung gethan werden. Placuit et hoc.
Ad quartum, meinstheils wolte ich nit gern dazu rathen, dann es möchte
auffgenommen werden, als hielten wir darfür, Ihr Kayserliche Maiestät ge-
dachten von selbst nit auff solche casus. Sonsten aber wüßte ich ex certa et
fida relatione, daß, nachdem zu Pariß uff vernomne zeittung, wie es mit er-
öffnung der propositionum ad pacem hergangen, nit geringe schwierigkheit
entstanden, man von hof der Franzosen scriptum wie auch unsere proposi-
tiones dem parlament ad consultandum zugestellt. Das selbig hette der Franzo-
sen postulata gar nit guett finden wollen, sondern darfürgehalten, daß beede
unterlassen und ad caussam principalem fürgeschritten werden solle. Dann
waß die reichstände anlangt, weil niemandts von dennselben über so lang
zuvor an sie abgangne schreiben erscheine, sei es genugsamb anzeigen, daß
man solche erforderung nit zum besten auffnemme. Deß churfürsten von
Trier erledigung vor anfang der tractaten ze begehren, sei gar unzimblich und
wol zu erachten, daß es nit werde bewilligt werden. Darauff were auch ge-
schlossen worden, einen aignen currier ad Gallicos plenipotentiarios ze schik-
hen mit bevelch, diser einwendungen ungehindert zu handlung der fridens-
puncten fortzegehen. Diser currier were von Pariß den letzten Decembris
abgeraißt, den 6. zu Brüssel gewesen, aber noch nit allhier. Sobaldt nun die
plenipotentiarii diser resolution auß Pariß mit nechstvorgangner ordinari
in geheimbdt und per zifras berichtet worden, hetten sie bei gestriger ordi-
nari wider mit grossem fleiß nach hof geschriben und praeoccupirt, wann sie
nur auff disen postulatis verharren lassen, dann die sachen weren in denn
terminis, daß sie beede puncten zu erhalten getrawten. Herr graf vermeinte, wir
solten hierauff denn mediatoribus weiter zusprechen, unß uff dise Informa-
tion beziehen und nochmalen rundt sagen, daß der Kayser den churfürsten
nit würde ledig lassen. Sed ego replicaui, dises wer nit rathsamb, dann ich
hette dise anzeig ex secreto indicio et ex literis Gallorum decifratis, und
wann wir hierauff einige instantiam bei denn mediatoren theten, so wuerde es
bei denn Franzosen groß nachdenkhen geben und möchte die correspon-
dentz leicht verrathen werden. Consensit igitur tacendum esse. Sodann were
noch ungewiß, wann die churfürstlichen gesandten allher kommen, waß sie
in disem puncten vor eine resolution fassen werden. Also sei besser, man
lasse es uff sich selbst beruhen. Wir hetten doch noch jüngst den mediatorn
Ihr Kayserlicher Maiestät meinung genugsamb remonstrirt, were zu erwart-
ten, ob die Franzosen ratione überschikhung der passporten zufriden oder
waß sie weiter an unß suchen lassen werden, alsdann köndten wir cum dex-
teritate unß uff deß parlaments beyfall referiren. Bleibt dabei.
Et conclusum, mit nechsten Ihr Kayserlicher Maiestät solche beschaffenheit
ze referiren und die consequentz, das disen Franzosen zu keinem friden ernst,
zu erkennen ze geben, auch nochmaln zu erinnern, das ein manifest in Frank-
reich ze publiciren nit unrathsamb sein werde. Endtlich fragte er auch, ob
nit bei herrn bischof von Oßnabrukh wegen übergebung seiner vollmacht
anzemahnen. Respondi, man müeßte es caute etwan beim thumbprobst von
Paderborn erinnern, dann ich besorgte, wann vom gantzen churfürstlichen
collegio gesandtschafften einkommen sollen, sie werden beim Churmaintzi-
schen directorio dise einliferung thun wöllen. Conclusum, etiam den hern
Kayserlichen commissariis zu Frankfurt von deß Parisischen parlaments de-
cision parte ze geben.
Eodem ist auch herr nuncius zu mir kommen. Erstens mir ein dubium auß
des Petri Berthii Germania
de matricula imperii proponirt, darnach von
tractation der Churbayerischen gsandten nachricht begehrt und ob man sie als
ambasciatores tractiren sollt. Drittens ad parerga, ubi non abnuit Venetum
habere commissionem ex aula Parisiensi de concordandis Auausio et Ser-
uiento.
des Catalanischen gesandtens abraiß beschaffen und waß dessen ursach sein
möcht. Er vermeinte, das derselb sich in Hollandt begeben werde, weil er von
einer Holländischen convoy in 80 pferdt starkh abgeholt worden. 2. Weyl
von underschiedlichen ortten verlauttet, daß die Stadischen gesandten mit
1000 oder 2000 pferdten convoyrt allher kommen sollen, ob nit und wie
dawider zu praeoccupiren. 3. Ob nit beim herrn bischoffen von Oßnabrukh
umb communication der Bottellischen schrifften anzemahnen. 4. Weil alle
einkommende avisi und allhie vorlauffende umbstände zu erkennen geben,
daß die Franzosen keinen friden ze schliessen, sondern den krieg mit größer
macht als nie fortzesetzen begehren und also kein hoffnung uff die hiesige
tractatus ze machen, ob nit über daß, waß wir bereits zu verschiedenen mahlen
incidenter Ihr Maiestät angedeüttet, solches nochmalen per expressum ze
schreiben und Ihr Maiestät gehorsambst einzerathen, sich ebenmässig in
äusseriste verfassung ze stellen und ad continuationem belli ze richten.
Ad primum respondi, der Catalanier sei mit sakh und packh relictis tantum
duobus ex suis ministris (ut reor continuandae correspondentiae causa)
hinweg, nemme seinen weeg recte uff Pariß, caussa seye, er were grand can-
celliero di Barcellona und primus motor der rebellion. Nun wer in seinem
abwesen ein vicecancellier auffgenommen, disen hielten die Franzosen vor
suspect, das er mit Spanien colludirte. Hetten derwegen vorgenommen, denn
allhiegeweßten widerumb nach Barcellona ze bringen, in hoffnung, daß durch
sein auffstifften die gemüetter der rebellen widerumb erfrischt und noch
ferner bei Frankreich ze halten bewegt werden köndten. Zu Pariß wurdte er
verbleiben, biß der Harcourt nach Barcellona abraißte, alsdann mit ime
gehen. Bleibt dabei, ze referiren ad Caesarem.
Ad secundum, es were der Kayserlichen auctoritet etwas schimpflich, daß
wir von selbsten deßwegen durch die mediatores etwas solten negociren,
und ein anzeig unserer schwacheit, vermeinte, es solte principaliter durch die
Münsterische regierung geschehen und diß als ein gravamen wegen deß
gantzen landts bei denn mediatoren angebracht werden. Placuit. Woll deß-
wegen mit dem thumbprobst von Paderborn reden.
Ad tertium, möchte ja freilich deßwegen nachfrag gehalten und bei gedach-
tem herrn thumbprobst anmahnung gethan werden. Placuit et hoc.
Ad quartum, meinstheils wolte ich nit gern dazu rathen, dann es möchte
auffgenommen werden, als hielten wir darfür, Ihr Kayserliche Maiestät ge-
dachten von selbst nit auff solche casus. Sonsten aber wüßte ich ex certa et
fida relatione, daß, nachdem zu Pariß uff vernomne zeittung, wie es mit er-
öffnung der propositionum ad pacem hergangen, nit geringe schwierigkheit
entstanden, man von hof der Franzosen scriptum wie auch unsere proposi-
tiones dem parlament ad consultandum zugestellt. Das selbig hette der Franzo-
sen postulata gar nit guett finden wollen, sondern darfürgehalten, daß beede
unterlassen und ad caussam principalem fürgeschritten werden solle. Dann
waß die reichstände anlangt, weil niemandts von dennselben über so lang
zuvor an sie abgangne schreiben erscheine, sei es genugsamb anzeigen, daß
man solche erforderung nit zum besten auffnemme. Deß churfürsten von
Trier erledigung vor anfang der tractaten ze begehren, sei gar unzimblich und
wol zu erachten, daß es nit werde bewilligt werden. Darauff were auch ge-
schlossen worden, einen aignen currier ad Gallicos plenipotentiarios ze schik-
hen mit bevelch, diser einwendungen ungehindert zu handlung der fridens-
puncten fortzegehen. Diser currier were von Pariß den letzten Decembris
abgeraißt, den 6. zu Brüssel gewesen, aber noch nit allhier. Sobaldt nun die
plenipotentiarii diser resolution auß Pariß mit nechstvorgangner ordinari
in geheimbdt und per zifras berichtet worden, hetten sie bei gestriger ordi-
nari wider mit grossem fleiß nach hof geschriben und praeoccupirt, wann sie
nur auff disen postulatis verharren lassen, dann die sachen weren in denn
terminis, daß sie beede puncten zu erhalten getrawten. Herr graf vermeinte, wir
solten hierauff denn mediatoribus weiter zusprechen, unß uff dise Informa-
tion beziehen und nochmalen rundt sagen, daß der Kayser den churfürsten
nit würde ledig lassen. Sed ego replicaui, dises wer nit rathsamb, dann ich
hette dise anzeig ex secreto indicio et ex literis Gallorum decifratis, und
wann wir hierauff einige instantiam bei denn mediatoren theten, so wuerde es
bei denn Franzosen groß nachdenkhen geben und möchte die correspon-
dentz leicht verrathen werden. Consensit igitur tacendum esse. Sodann were
noch ungewiß, wann die churfürstlichen gesandten allher kommen, waß sie
in disem puncten vor eine resolution fassen werden. Also sei besser, man
lasse es uff sich selbst beruhen. Wir hetten doch noch jüngst den mediatorn
Ihr Kayserlicher Maiestät meinung genugsamb remonstrirt, were zu erwart-
ten, ob die Franzosen ratione überschikhung der passporten zufriden oder
waß sie weiter an unß suchen lassen werden, alsdann köndten wir cum dex-
teritate unß uff deß parlaments beyfall referiren. Bleibt dabei.
Et conclusum, mit nechsten Ihr Kayserlicher Maiestät solche beschaffenheit
ze referiren und die consequentz, das disen Franzosen zu keinem friden ernst,
zu erkennen ze geben, auch nochmaln zu erinnern, das ein manifest in Frank-
reich ze publiciren nit unrathsamb sein werde. Endtlich fragte er auch, ob
nit bei herrn bischof von Oßnabrukh wegen übergebung seiner vollmacht
anzemahnen. Respondi, man müeßte es caute etwan beim thumbprobst von
Paderborn erinnern, dann ich besorgte, wann vom gantzen churfürstlichen
collegio gesandtschafften einkommen sollen, sie werden beim Churmaintzi-
schen directorio dise einliferung thun wöllen. Conclusum, etiam den hern
Kayserlichen commissariis zu Frankfurt von deß Parisischen parlaments de-
cision parte ze geben.
Eodem ist auch herr nuncius zu mir kommen. Erstens mir ein dubium auß
des Petri Berthii Germania
tractation der Churbayerischen gsandten nachricht begehrt und ob man sie als
ambasciatores tractiren sollt. Drittens ad parerga, ubi non abnuit Venetum
habere commissionem ex aula Parisiensi de concordandis Auausio et Ser-
uiento.