Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Sonntag

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28 Sontags] am Rande: Consultatio inter comitem a Nassau et me.
Sontags, den 15. huius, proponirt herr graf: 1. Wie es mit
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des Catalanischen gesandtens

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Dr. José Fontanella reiste am 14. Januar 1645 von Münster ab.
abraiß beschaffen und waß dessen ursach sein
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möcht. Er vermeinte, das derselb sich in Hollandt begeben werde, weil er von
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einer Holländischen convoy in 80 pferdt starkh abgeholt worden. 2. Weyl
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von underschiedlichen ortten verlauttet, daß die Stadischen gesandten mit
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1000 oder 2000 pferdten convoyrt allher kommen sollen, ob nit und wie
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dawider zu praeoccupiren. 3. Ob nit beim herrn bischoffen von Oßnabrukh

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umb communication der Bottellischen schrifften anzemahnen. 4. Weil alle
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einkommende avisi und allhie vorlauffende umbstände zu erkennen geben,
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daß die Franzosen keinen friden ze schliessen, sondern den krieg mit größer
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macht als nie fortzesetzen begehren und also kein hoffnung uff die hiesige
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tractatus ze machen, ob nit über daß, waß wir bereits zu verschiedenen mahlen
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incidenter Ihr Maiestät angedeüttet, solches nochmalen per expressum ze
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schreiben und Ihr Maiestät gehorsambst einzerathen, sich ebenmässig in
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äusseriste verfassung ze stellen und ad continuationem belli ze richten.

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Ad primum respondi, der Catalanier sei mit sakh und packh relictis tantum
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duobus ex suis ministris (ut reor continuandae correspondentiae causa)
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hinweg, nemme seinen weeg recte uff Pariß, caussa seye, er were grand can-
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celliero di Barcellona und primus motor der rebellion. Nun wer in seinem
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abwesen ein vicecancellier auffgenommen, disen hielten die Franzosen vor
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suspect, das er mit Spanien colludirte. Hetten derwegen vorgenommen, denn
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allhiegeweßten widerumb nach Barcellona ze bringen, in hoffnung, daß durch
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sein auffstifften die gemüetter der rebellen widerumb erfrischt und noch
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ferner bei Frankreich ze halten bewegt werden köndten. Zu Pariß wurdte er
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verbleiben, biß der Harcourt

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Henri de Lorraine (1601–1666), comte d’Harcourt, Vizekönig von Katalonien 1645–1646.
nach Barcellona abraißte, alsdann mit ime
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gehen. Bleibt dabei, ze referiren ad Caesarem.

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Ad secundum, es were der Kayserlichen auctoritet etwas schimpflich, daß
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wir von selbsten deßwegen durch die mediatores etwas solten negociren,
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und ein anzeig unserer schwacheit, vermeinte, es solte principaliter durch die
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Münsterische regierung geschehen und diß als ein gravamen wegen deß
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gantzen landts bei denn mediatoren angebracht werden. Placuit. Woll deß-
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wegen mit dem thumbprobst von Paderborn

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Dietrich Adolf von der Recke.
reden.

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Ad tertium, möchte ja freilich deßwegen nachfrag gehalten und bei gedach-
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tem herrn thumbprobst anmahnung gethan werden. Placuit et hoc.

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Ad quartum, meinstheils wolte ich nit gern dazu rathen, dann es möchte
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auffgenommen werden, als hielten wir darfür, Ihr Kayserliche Maiestät ge-
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dachten von selbst nit auff solche casus. Sonsten aber wüßte ich ex certa et
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fida relatione, daß, nachdem zu Pariß uff vernomne zeittung, wie es mit er-
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öffnung der propositionum ad pacem hergangen, nit geringe schwierigkheit
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entstanden, man von hof der Franzosen scriptum wie auch unsere proposi-
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tiones dem parlament ad consultandum zugestellt. Das selbig hette der Franzo-
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sen postulata gar nit guett finden wollen, sondern darfürgehalten, daß beede
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unterlassen und ad caussam principalem fürgeschritten werden solle. Dann
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waß die reichstände anlangt, weil niemandts von dennselben über so lang
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zuvor an sie abgangne schreiben erscheine, sei es genugsamb anzeigen, daß
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man solche erforderung nit zum besten auffnemme. Deß churfürsten von
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Trier erledigung vor anfang der tractaten ze begehren, sei gar unzimblich und
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wol zu erachten, daß es nit werde bewilligt werden. Darauff were auch ge-
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schlossen worden, einen aignen currier ad Gallicos plenipotentiarios ze schik-

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hen mit bevelch, diser einwendungen ungehindert zu handlung der fridens-
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puncten fortzegehen. Diser currier were von Pariß den letzten Decembris
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abgeraißt, den 6. zu Brüssel gewesen, aber noch nit allhier. Sobaldt nun die
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plenipotentiarii diser resolution auß Pariß mit nechstvorgangner ordinari
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in geheimbdt und per zifras berichtet worden, hetten sie bei gestriger ordi-
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nari wider mit grossem fleiß nach hof geschriben und praeoccupirt, wann sie
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nur auff disen postulatis verharren lassen, dann die sachen weren in denn
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terminis, daß sie beede puncten zu erhalten getrawten. Herr graf vermeinte, wir
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solten hierauff denn mediatoribus weiter zusprechen, unß uff dise Informa-
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tion beziehen und nochmalen rundt sagen, daß der Kayser den churfürsten
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nit würde ledig lassen. Sed ego replicaui, dises wer nit rathsamb, dann ich
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hette dise anzeig ex secreto indicio et ex literis Gallorum decifratis, und
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wann wir hierauff einige instantiam bei denn mediatoren theten, so wuerde es
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bei denn Franzosen groß nachdenkhen geben und möchte die correspon-
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dentz leicht verrathen werden. Consensit igitur tacendum esse. Sodann were
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noch ungewiß, wann die churfürstlichen gesandten allher kommen, waß sie
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in disem puncten vor eine resolution fassen werden. Also sei besser, man
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lasse es uff sich selbst beruhen. Wir hetten doch noch jüngst den mediatorn
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Ihr Kayserlicher Maiestät meinung genugsamb remonstrirt, were zu erwart-
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ten, ob die Franzosen ratione überschikhung der passporten zufriden oder
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waß sie weiter an unß suchen lassen werden, alsdann köndten wir cum dex-
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teritate unß uff deß parlaments beyfall referiren. Bleibt dabei.

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Et conclusum, mit nechsten Ihr Kayserlicher Maiestät solche beschaffenheit
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ze referiren und die consequentz, das disen Franzosen zu keinem friden ernst,
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zu erkennen ze geben, auch nochmaln zu erinnern, das ein manifest in Frank-
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reich ze publiciren nit unrathsamb sein werde. Endtlich fragte er auch, ob
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nit bei herrn bischof von Oßnabrukh wegen übergebung seiner vollmacht
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anzemahnen. Respondi, man müeßte es caute etwan beim thumbprobst von
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Paderborn

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Dietrich Adolf von der Recke.
erinnern, dann ich besorgte, wann vom gantzen churfürstlichen
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collegio gesandtschafften einkommen sollen, sie werden beim Churmaintzi-
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schen directorio dise einliferung thun wöllen. Conclusum, etiam den hern
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Kayserlichen commissariis zu Frankfurt von deß Parisischen parlaments de-
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cision parte ze geben.

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34 Eodem] am Rande: Dominus nuncius ad me.
Eodem ist auch herr nuncius zu mir kommen. Erstens mir ein dubium auß
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des Petri Berthii Germania

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Petrus Bertius (1565–1629), flämischer Schriftsteller. Seine Commentaria rerum Ger-
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manicarum erschienen in Amsterdam 1616.
de matricula imperii proponirt, darnach von
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tractation der Churbayerischen gsandten nachricht begehrt und ob man sie als
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ambasciatores tractiren sollt. Drittens ad parerga, ubi non abnuit Venetum
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habere commissionem ex aula Parisiensi de concordandis Auausio et Ser-
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uiento.

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