Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Donnerstag
Donnerstags, den 6. huius, seyend vormittag die pro-
testierende insgesambt (absente tamen domini electoris Saxoniae deputato)
vor unß erschienen und haben vorgebracht, ob sie wol weitläuffig außfüeren
köndten, waßgestalten man sich bemüehet, daß dasjenig, waß in dem ge-
machten fridenschluss mit so grosser müeh und arbeit erhebt worden, nit
nur uff dem papyr gelassen, sondern auch zu gebüerendem effect gebracht
und darmit alle praetextus, wardurch die völlige execution deß fridens ver-
hindert werden möchten, auß dem weeg geraumbt würden, so wolten
sie es doch als eine unß gnugsamb bekandte sach underlassen. Könd-
ten aber unß beschwerend anzubringen nit umbgehen, daß alle solche
gebrauchte vorsorg biß dato den verhofften effect noch nit erhalten mö-
gen, sondern es befinde sich, daß noch fast der weniger theil der gra-
virten ständt dem fridenschluss gmäß restituirt worden, da nit nur die
restituentes guettentheils sich allerhandt unerheblicher einwendungen
gebrauchen, sondern auch theils die executores selbst sich der execution
entschlagen, die parteyen ab-, ja wol die restituentes nit ze parirn anweisen.
Und wan schon einer oder der ander am Kayserlichen hof umb hilff ansue-
chen thue, so werden daselbst durch ungleiche informationes auch solche
underbawungen gemacht, daß man wol gar nit gehördt woll werden. Theils
sachen, so beraits exequirt, wollen widerumb retractirt werden. Und wan es
entlich schon so weit komme, daß die executores die execution uffm papyr
durch recess und decreten angeschafft, so erfolge doch kein parition und
werde wider die ungehorsame kein demonstration vorgenommen, als in
specie mit dem commendanten uff Parkstain
Das Amt Parkstein-Weiden (Oberpfalz) war ursprünglich Gemeinschaftsbesitz von Kurpfalz
und Pfalz-Neuburg. Der Neuburger Anteil war bei der Erbteilung von 1614 an die Sulzbacher
Linie gekommen, der kurpfälzische nach Ächtung Friedrichs V. an Pfalz-Neuburg. Neubur-
gischerseits suchte man entgegen dem tatsächlichen Konfessionsstand von 1624 ein Simultaneum
zugunsten der Katholiken durchzusetzen.
und mit dem abbt zu Laa
wegen Benndorff
geschehen. Wölches alles sachen seyen, so denn cronen
noch immerzu den pretext in handt geben, mit der exauctoration und eva-
cuation noch lenger an sich ze halten. Und ob sie wol der meinung nit seyen,
daß ex parte der ständen solches gebillicht werden solle, so könden sie iedoch
denn cronen nit benemmen, daß die hierunter auch ihre reputation beobach-
ten thüend. Damit nun allem fernern unheil in zeitten fürgebawet werde, so
hetten sie der sachen ferners nachgedacht und für daß einzig mittel befun-
den, wann die catholischen sich mit inen de nouo vereinbarn und verbinden
wolten, alle diejenige restituendos, wölche nach innhalt deß modi arctioris
exequendi das factum possessionis beygebracht, biß die ihre völlige restitu-
tion erlangt, handthaben ze helffen, daß darauff an die craißaußschreibende
fürsten wie zugleich an die restituentes und restituendos von disem convent
de nouo geschriben, mit denn executionibus ohne einigen auffhalt zu verfah-
ren erinnert, zumaln denen restituendis freygestellt werden solte, wa sich einer
oder anderer der craißaußschreibenden fürsten der execution entschlagen
wolte, andere auß demselben oder auch andern craißen zu erwöhlen, so auch
schuldig sein sollen, solche commission über sich ze nemmen. Zu solchem
ende hetten sie ein unvorgreiffliche designation verfaßt und unß ubergeben
wollen, mit pitt, wir wolten denn catholischen zusprechen, daß die sich hier-
innen der gebür accommodirn thüend. Müeßten zwar bekennen, so offt sie
diser execution halber mit denn catholischen zu red kommen, daß die sich
iederzeit in genere aller willfahrigkheit anerbietten theten, wann man aber
die specialia berüere, so hab man nichts anderes dann allerhandt disputatio-
nes und contradictiones und wol auch gar comminationes. Sie wolten aber
durch dise designation restituendorum andern, so darinn nit begriffen, nichts
praeiudicirt, sondern vorbehalten haben, künfftig auch mehr andere anze-
geben. Es möchten auch in ietziger designation wol ein und andere sach
einkommen sein, so underdessen ihren außtrag erlangt, dabei es dann ze blei-
ben haben wurde. Weren hingegen erbiettig, wann denn catholischen auch
in eim und anderm gebüerende restitution nit erfolgt, inen ebenmässig ver-
helfflich zu erscheinen. Schließlich petten sie, daß man an dem abbt zu Laa
und dem commendanten zu Parkstain als refractariis ein demonstration an-
dern zum exempel thuen wolte.
Respondimus, wir betten verhofft, nachdem nun so vilfeltige consultationes
und conclusa, promissiones et repromissiones in hoc puncto under den
ständen beeder religionen fürgangen, an unß, auch der cronen plenipoten-
tiarios mehrmaln schrifft- und mundtlich gebracht, auch Ihr Kayserlicher
Maiestät allerunderthänigst referirt, von deroselben approbirt und zu executi-
on gestellt worden, es solte nunmehr sein verbleibens darbei gehabt haben.
Dieweiln aber sie, protestierende, dises ferner anbringen ze thuen nöthig er-
achtet, so wolten wir nit underlassen, mit denn catholischen hierauß ze com-
municirn, und sehen, waß darauff ze thuen oder ze lassen. Wir wolten unß aber
gleichwol nit versehen, daß durch dise ihre proposition die tractaten in
puncto euacuationis et exauctorationis auffgehalten oder auch, wann es darmit
zum schluss kommen, alsdann die executiones gesperrt werden solten, dann
Ihr Maiestät werden sich einmal dessen nichts irren, noch vil weniger ratione
restituendorum einigen newen tractat aufftringen lassen, sondern simpliciter
darauff beharren, daß die euacuationes locorum et exauctorationes militum
würklich außgericht werden sollen. Die protestierenden haben es darbei
bewenden lassen und zum beschluss sich erbotten, wann etwan in eim und
anderm puncten mit inen pro maiori informatione ze reden nothwendig er-
achtet werden solte, sich insgesambt oder per deputatos, wie es unß beliebte,
darzu einzestellen.
Eodem nachmittag haben wir die catholischen vor unß beschaiden und inen
disen verlauff communicirt, wölche es gleichergestalt zu bedenken genom-
men. Designatio apud acta [ 2550].
testierende insgesambt (absente tamen domini electoris Saxoniae deputato)
vor unß erschienen und haben vorgebracht, ob sie wol weitläuffig außfüeren
köndten, waßgestalten man sich bemüehet, daß dasjenig, waß in dem ge-
machten fridenschluss mit so grosser müeh und arbeit erhebt worden, nit
nur uff dem papyr gelassen, sondern auch zu gebüerendem effect gebracht
und darmit alle praetextus, wardurch die völlige execution deß fridens ver-
hindert werden möchten, auß dem weeg geraumbt würden, so wolten
sie es doch als eine unß gnugsamb bekandte sach underlassen. Könd-
ten aber unß beschwerend anzubringen nit umbgehen, daß alle solche
gebrauchte vorsorg biß dato den verhofften effect noch nit erhalten mö-
gen, sondern es befinde sich, daß noch fast der weniger theil der gra-
virten ständt dem fridenschluss gmäß restituirt worden, da nit nur die
restituentes guettentheils sich allerhandt unerheblicher einwendungen
gebrauchen, sondern auch theils die executores selbst sich der execution
entschlagen, die parteyen ab-, ja wol die restituentes nit ze parirn anweisen.
Und wan schon einer oder der ander am Kayserlichen hof umb hilff ansue-
chen thue, so werden daselbst durch ungleiche informationes auch solche
underbawungen gemacht, daß man wol gar nit gehördt woll werden. Theils
sachen, so beraits exequirt, wollen widerumb retractirt werden. Und wan es
entlich schon so weit komme, daß die executores die execution uffm papyr
durch recess und decreten angeschafft, so erfolge doch kein parition und
werde wider die ungehorsame kein demonstration vorgenommen, als in
specie mit dem commendanten uff Parkstain
Das Amt Parkstein-Weiden (Oberpfalz) war ursprünglich Gemeinschaftsbesitz von Kurpfalz
und Pfalz-Neuburg. Der Neuburger Anteil war bei der Erbteilung von 1614 an die Sulzbacher
Linie gekommen, der kurpfälzische nach Ächtung Friedrichs V. an Pfalz-Neuburg. Neubur-
gischerseits suchte man entgegen dem tatsächlichen Konfessionsstand von 1624 ein Simultaneum
zugunsten der Katholiken durchzusetzen.
wegen Benndorff
noch immerzu den pretext in handt geben, mit der exauctoration und eva-
cuation noch lenger an sich ze halten. Und ob sie wol der meinung nit seyen,
daß ex parte der ständen solches gebillicht werden solle, so könden sie iedoch
denn cronen nit benemmen, daß die hierunter auch ihre reputation beobach-
ten thüend. Damit nun allem fernern unheil in zeitten fürgebawet werde, so
hetten sie der sachen ferners nachgedacht und für daß einzig mittel befun-
den, wann die catholischen sich mit inen de nouo vereinbarn und verbinden
wolten, alle diejenige restituendos, wölche nach innhalt deß modi arctioris
exequendi das factum possessionis beygebracht, biß die ihre völlige restitu-
tion erlangt, handthaben ze helffen, daß darauff an die craißaußschreibende
fürsten wie zugleich an die restituentes und restituendos von disem convent
de nouo geschriben, mit denn executionibus ohne einigen auffhalt zu verfah-
ren erinnert, zumaln denen restituendis freygestellt werden solte, wa sich einer
oder anderer der craißaußschreibenden fürsten der execution entschlagen
wolte, andere auß demselben oder auch andern craißen zu erwöhlen, so auch
schuldig sein sollen, solche commission über sich ze nemmen. Zu solchem
ende hetten sie ein unvorgreiffliche designation verfaßt und unß ubergeben
wollen, mit pitt, wir wolten denn catholischen zusprechen, daß die sich hier-
innen der gebür accommodirn thüend. Müeßten zwar bekennen, so offt sie
diser execution halber mit denn catholischen zu red kommen, daß die sich
iederzeit in genere aller willfahrigkheit anerbietten theten, wann man aber
die specialia berüere, so hab man nichts anderes dann allerhandt disputatio-
nes und contradictiones und wol auch gar comminationes. Sie wolten aber
durch dise designation restituendorum andern, so darinn nit begriffen, nichts
praeiudicirt, sondern vorbehalten haben, künfftig auch mehr andere anze-
geben. Es möchten auch in ietziger designation wol ein und andere sach
einkommen sein, so underdessen ihren außtrag erlangt, dabei es dann ze blei-
ben haben wurde. Weren hingegen erbiettig, wann denn catholischen auch
in eim und anderm gebüerende restitution nit erfolgt, inen ebenmässig ver-
helfflich zu erscheinen. Schließlich petten sie, daß man an dem abbt zu Laa
und dem commendanten zu Parkstain als refractariis ein demonstration an-
dern zum exempel thuen wolte.
Respondimus, wir betten verhofft, nachdem nun so vilfeltige consultationes
und conclusa, promissiones et repromissiones in hoc puncto under den
ständen beeder religionen fürgangen, an unß, auch der cronen plenipoten-
tiarios mehrmaln schrifft- und mundtlich gebracht, auch Ihr Kayserlicher
Maiestät allerunderthänigst referirt, von deroselben approbirt und zu executi-
on gestellt worden, es solte nunmehr sein verbleibens darbei gehabt haben.
Dieweiln aber sie, protestierende, dises ferner anbringen ze thuen nöthig er-
achtet, so wolten wir nit underlassen, mit denn catholischen hierauß ze com-
municirn, und sehen, waß darauff ze thuen oder ze lassen. Wir wolten unß aber
gleichwol nit versehen, daß durch dise ihre proposition die tractaten in
puncto euacuationis et exauctorationis auffgehalten oder auch, wann es darmit
zum schluss kommen, alsdann die executiones gesperrt werden solten, dann
Ihr Maiestät werden sich einmal dessen nichts irren, noch vil weniger ratione
restituendorum einigen newen tractat aufftringen lassen, sondern simpliciter
darauff beharren, daß die euacuationes locorum et exauctorationes militum
würklich außgericht werden sollen. Die protestierenden haben es darbei
bewenden lassen und zum beschluss sich erbotten, wann etwan in eim und
anderm puncten mit inen pro maiori informatione ze reden nothwendig er-
achtet werden solte, sich insgesambt oder per deputatos, wie es unß beliebte,
darzu einzestellen.
Eodem nachmittag haben wir die catholischen vor unß beschaiden und inen
disen verlauff communicirt, wölche es gleichergestalt zu bedenken genom-
men. Designatio apud acta [ 2550].