Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Sonntag
Sontag morgens, 11. huius, seind die deputati zu mir
kommen, und hatt der Dr. Meel, Churmaintzischer rath, absente Raigensperg
vorgebracht, nachdem sie gestrigen tags mit dem Servient so weit eins wor-
den, daß ime nomine statuum wegen der Spanischen cession ein specialver-
sicherung gethan werden solte, als hetten sie zweierlei form auffgesetzt, selbe
auch mir vordrist communicirn wollen, ob man Kayserlicherseits einig
bedenkhen haben möcht. Ich hab die conceptus gleich ipsis praesentibus ver-
lesen und geantworttet, daß mir in so wichtigem werkh einigen beyfall
ze geben ohne meiner herrn collegarum vorwissen nit gezimmen wolte. Da-
mit sie aber gleichwol auch wüßten, waß meine meinung dabei wer, so
köndte ich inen nit verhalten, daß mich diß ein solch werkh ze sein be-
dunkhte, darein wir Kayserliche keinesweegs einwilligen köndten. Dise
specialassecuration füere nichts anders nach sich dan ein realem denunciatio-
nem belli contra regem catholicum und lasse sich mit deme nit beschönen,
daß es in conformitate der generalguarantie, in dem instrumento vergriffen,
beschehe, dann es sei ein grosser underschied zwischen derselben und diser
specialassecuration. Die generalguarantie obligire allein die partes contra-
hentes inter se ad obseruantiam rerum conuentarum und gehe nit contra
tertium. Dise specialobligatio aber constringir die ständt zu einem newen
krieg mit Frankreich contra Spania, da doch die stände in disem instru-
mento sich neutral declarirt zwischen disen beeden cronen. Solche neutralitet
anietzt ze brechen und sich zu einer partei contra Spania ze machen, hoffte ich
nit, daß der chur-, fürsten und ständen meinung sei, vil weniger köndte ich
glauben, daß deren abgesandten hierunder einig specialmandatum zukom-
men, allermaassen ein solcher actus es wol erforderte; und wan der Servient
drauff tringen thet, so wurde es abermaln hieran hafften und vigore generalis
mandati nichts bestendigs abgehandlet werden könden. Zudeme so werde
Servient mit deren mir vorgewisenen formula nit zefriden sein, sondern noch
stärkher conditiones erzwingen wollen, wölche die stände nur mehr und
mehr in einen frembden krieg einflechten werden.
Ferner stüende zu bedenkhen, daß die stände sich mehrmaln erbotten, als-
baldt nach geschlossnem Teütschen friden durch ihre vermittlung daran
ze sein, daß auch der Spanische friden geschlossen werde. Also wolle sich ja
nit gebüeren, daß sie sich zumal uff eine partei schlagen, dan hierdurch wur-
den sie bei denn Spanischen ministris ihr credit baldt verlohren haben und
mit ihrer vermittlung wenig früchten mögen. Es würde auch hierdurch
gleichsamb allem verglich zwischen Spania und Frankreich der rigel ge-
stossen, dann wan dise specialassecuration erhalten, so wurde Servient
destoweniger sich zu einiger billicheit bequemen, sondern wol gar darvon-
zuziehen sich entschliessen, in betrachtung Spania solchergestalt nit nur
Frankreich, sondern zugleich das gantze Römische reich zum feinde haben
würden. Ich pette derentwegen, man wolte die sach vordrist wol bedenkhen
und den Servient dahien erinnern, daß er – in betrachtung, in ipso instru-
mento die translationes, cessiones et emancipationes deren der cron Frank-
reich überlassender landtschafften im namen Kayserlicher Maiestät, deß reichs
und deß haußes Österreich verbis directis et de praesenti tempore allberait be-
griffen seyend und also Frankreich gantz kein gfahr hab – der cessionsinstru-
menten biß zur ratification zuwartten solt, alsdann werde man eintweder
mit der Spanischen cession auch gefaßt sein oder nit. Illo casu hetts seine
richtigkheit, hoc stüende der cron Frankreich frey, keinen platz dem hauß
Österreich abzetretten und das gelt in banden zu behalten, oder es würde
alsdann der sachen anderwerts rath geschafft werden könden. Auff dise
meine erinnerung haben sich die deputati erclärt, mit der specialversiche-
rung inzehalten und dem Servient solche inconvenientias zu remonstrirn.
kommen, und hatt der Dr. Meel, Churmaintzischer rath, absente Raigensperg
vorgebracht, nachdem sie gestrigen tags mit dem Servient so weit eins wor-
den, daß ime nomine statuum wegen der Spanischen cession ein specialver-
sicherung gethan werden solte, als hetten sie zweierlei form auffgesetzt, selbe
auch mir vordrist communicirn wollen, ob man Kayserlicherseits einig
bedenkhen haben möcht. Ich hab die conceptus gleich ipsis praesentibus ver-
lesen und geantworttet, daß mir in so wichtigem werkh einigen beyfall
ze geben ohne meiner herrn collegarum vorwissen nit gezimmen wolte. Da-
mit sie aber gleichwol auch wüßten, waß meine meinung dabei wer, so
köndte ich inen nit verhalten, daß mich diß ein solch werkh ze sein be-
dunkhte, darein wir Kayserliche keinesweegs einwilligen köndten. Dise
specialassecuration füere nichts anders nach sich dan ein realem denunciatio-
nem belli contra regem catholicum und lasse sich mit deme nit beschönen,
daß es in conformitate der generalguarantie, in dem instrumento vergriffen,
beschehe, dann es sei ein grosser underschied zwischen derselben und diser
specialassecuration. Die generalguarantie obligire allein die partes contra-
hentes inter se ad obseruantiam rerum conuentarum und gehe nit contra
tertium. Dise specialobligatio aber constringir die ständt zu einem newen
krieg mit Frankreich contra Spania, da doch die stände in disem instru-
mento sich neutral declarirt zwischen disen beeden cronen. Solche neutralitet
anietzt ze brechen und sich zu einer partei contra Spania ze machen, hoffte ich
nit, daß der chur-, fürsten und ständen meinung sei, vil weniger köndte ich
glauben, daß deren abgesandten hierunder einig specialmandatum zukom-
men, allermaassen ein solcher actus es wol erforderte; und wan der Servient
drauff tringen thet, so wurde es abermaln hieran hafften und vigore generalis
mandati nichts bestendigs abgehandlet werden könden. Zudeme so werde
Servient mit deren mir vorgewisenen formula nit zefriden sein, sondern noch
stärkher conditiones erzwingen wollen, wölche die stände nur mehr und
mehr in einen frembden krieg einflechten werden.
Ferner stüende zu bedenkhen, daß die stände sich mehrmaln erbotten, als-
baldt nach geschlossnem Teütschen friden durch ihre vermittlung daran
ze sein, daß auch der Spanische friden geschlossen werde. Also wolle sich ja
nit gebüeren, daß sie sich zumal uff eine partei schlagen, dan hierdurch wur-
den sie bei denn Spanischen ministris ihr credit baldt verlohren haben und
mit ihrer vermittlung wenig früchten mögen. Es würde auch hierdurch
gleichsamb allem verglich zwischen Spania und Frankreich der rigel ge-
stossen, dann wan dise specialassecuration erhalten, so wurde Servient
destoweniger sich zu einiger billicheit bequemen, sondern wol gar darvon-
zuziehen sich entschliessen, in betrachtung Spania solchergestalt nit nur
Frankreich, sondern zugleich das gantze Römische reich zum feinde haben
würden. Ich pette derentwegen, man wolte die sach vordrist wol bedenkhen
und den Servient dahien erinnern, daß er – in betrachtung, in ipso instru-
mento die translationes, cessiones et emancipationes deren der cron Frank-
reich überlassender landtschafften im namen Kayserlicher Maiestät, deß reichs
und deß haußes Österreich verbis directis et de praesenti tempore allberait be-
griffen seyend und also Frankreich gantz kein gfahr hab – der cessionsinstru-
menten biß zur ratification zuwartten solt, alsdann werde man eintweder
mit der Spanischen cession auch gefaßt sein oder nit. Illo casu hetts seine
richtigkheit, hoc stüende der cron Frankreich frey, keinen platz dem hauß
Österreich abzetretten und das gelt in banden zu behalten, oder es würde
alsdann der sachen anderwerts rath geschafft werden könden. Auff dise
meine erinnerung haben sich die deputati erclärt, mit der specialversiche-
rung inzehalten und dem Servient solche inconvenientias zu remonstrirn.