Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
Samstag Reichsräte . – Ksl. Schreiben an Kurköln und
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Kurmainz wegen Schaumburg.

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Mitteilung Chigis auf Anfrage Ws: In ihrer schriftlichen Antwort auf die

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1
ksl. Erklärung

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Vgl. unten [S. 503 Anm. 4] .
bestehen die Franzosen auff behaltung Philipsburg starck,
2
und es gleichsamb pro conditione sine qua non hielten, sorge nit wenig dif-
3
ficultet, und hetten sich sonst in anderen allein generaliter erpotten, sey
4
noch wenig darvon zu berichten.

5

41
5 W] am Rande: sequitur hern dhombprobsten auffsatz was bey den Franzosen vor-
42
gangen.
W bei den Franzosen. Dank für die Bemühungen wegen Paderborn und
6
Wiedenbrück. Longueville: Eß thete ihnnen leid, daß der Marcilly nit
7
zeitlicher nacher Paderborn hette kommen und ein mehrers außrichten
8
konnen, weiln sie den Teutschen alles guts gönneten und gleichsamb Teut-
9
sche wehren. I. H. G.: Sie musten gantz Teutsche mit sein, so wurde es
10
woll besser gehen. Longueville: Sie wehren rechte Teutschen und
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wolten auch auf Teutsch handelen. Wegen der stadt Paderborn intendirter
12
neutralisirung wehre ihnnen vorgeruckt, daß selbige stat wie auch andere
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orter deß stiffts vor diesem die neutralitet gehabt, aber wan sie einen vor-
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theil gegen die Hessen ersehen, widder aufgehoben. Wegen Widdenbrug
15
und Furstenaw beschwerten sich andere, daß die darin liggende völcker alle
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hostiliteten gegen sie verubten, und dahero ursach zu haben vermeinten,
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selbiger orter sich zu versichern. Dan wan sie ratione praeliminarium solten
18
frey sein, so musten sie sich anders verhalten und einer rechten neutralitet
19
bequemen. Uberdas hette man in den ietz eingenommenen plätzen uberall
20
völcker von I. H. G. gefunden. I. H. G.: Soviel ihre plätze anlangte,
21
alß Widdenbrug und Furstenaw, wehren selbe unstreitig dem stifft Osna-
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brugk zugehorig und darin gelegen, wehre also vigore praeliminarium
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nichts gegen sie vorzunehmen; daß aber dero darinn liggende völcker gegen
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diejenige, welche ihro ihre drey stiffter vorenthielten, ihr bestes alß soldaten
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theten, auch nit verschönt wurden, deßen wehren sie ia nicht zu verden-
26
cken, und auch kein anderst bis dato verabscheidet, und könten I. H. G.
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denselben auch nit trawen, und solang sie sich nit zu einem anderen ver-
28
anlaßen, wurden sie absque laesione praeliminarium ihr bestes thun mue-
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ßen. Wie dan beym krieg der underschiedt und die exempla vorhanden,
30
daß eine stadt und platz extra actus hostilitatis pleibe, und dannoch darauß
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auffm velde und anderer orten die soldaten gegeneinander ihr gewehr ge-
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brauchten, und wan ein anders bey den praeliminaribus oder sonsten wehre
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verglichen, so hetten I. H. G. viele unkosten bey ihren werbungen und
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andern nötigen kriegsanlagen bis dato ersparen können. Bey ietzigem statu
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aber hielten sich dieselbe ahn die praeliminartractaten und bedanckten sich
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nachmahls, daß sie Frantzösische sich der sachen so weit angenohmmen und
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der praeliminar vesthaltung behaubten theten. Daß sonsten I. H. G.
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soldatesca sich in ihren guarnisonen sowoll alß anderen ortern gebraucht,
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käme daher, weiln zwischen den soldaten kein neutralitet, und desto weni-
40
ger beschwerten sich dieselbe, daß ihre soldaten in den stetten Hoxter,

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1
Paderborn und Stadtberg gleichs andern undergestochen worden, und
2
hetten die Schwedische sich deßen nit, sondern billiger I. H. G. gegen die-
3
selben sich zu beklagen, welche nit allein mit schweren auflagen ihre under-
4
thanen schwerlich tractirten, sondern auch den statum religionis et
5
controversarium contra praeliminaria zu invertiren sich nit geschewet. [...]
6
Servien: Zu bedauern, daß die sachen in den parochiis also noch turbirt und
7
involvirt gehalten wurden, und musten auch sagen, daß die Kayserliche mit
8
dem Coßfeldisch- und Ottensteinischen

36
Ottenstein bei Ahaus, Festung im Hochstift Münster, von den Hessen neben Coesfeld zu
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ihrem Hauptstützpunkt im Münsterland ausgebaut.
anschlag gegen die praeliminaria
9
gehandelt. W: Darüber nicht informiert. Anschlag der Hessen auf
10
Wiedenbrück, als er im August 1644 dort krank lag, womit sie zu dießen
11
entreprinsen den Kayserlichen möchten ursach gegeben haben. Reck:
12
Bericht über die Paderborner Neutralität: Zuerst April 1633 nach drei-
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wöchiger
Belagerung durch Landgraf Wilhelm vereinbart, nach der Schlacht
14
bei Hessisch-Oldendorf 1633 VII 8 mit Berufung auf die veränderte Lage
15
die Stadt zur Aufnahme hessischer Truppen gezwungen und die Regie-
16
rung
des Stiftes verändert

38
Vgl. B. Ph. von Chemnitz II 1 S. 109f, 165.
. Nach Wiedereroberung durch Götz 1636 hes-
17
sischer
Überfall 1638 V 1 entgegen dem damaligen Stillstand, dessen Ver-
18
längerung
schon publiziert war

39
Vgl. J. Foerster S. 147f.
. Dann von den Hessen gleichsamb zu einer
19
ergetzlichkeit vor die außplunderung und underhaltung ihrer soldaten eine
20
Neutralität von vier Monaten bewilligt. Als inzwischen sich Pfälzer
21
Truppen näherten und die Hessen dagegen keine Sicherheit geben konnten,
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hat man wieder ksl. Truppen in die Stadt legen müssen

40
Zur Bedrohung der westfälischen Stifter durch die Truppen des Pfalzgrafen Karl Lud-
41
wig im Jahre 1638 vgl. J. Foerster S. 159f.
, auß welchem dan
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gnugsamb zu ersehen, daß bey diesen beiden actibus der Hessischen contra-
24
vention mehrers zu scheiden seye alß den Paderbornischen deßwegen zu
25
verweisen. Die dritte Neutralität ist von Geleen für Brakel und einige
26
Amtshäuser bewilligt und in Kassel verglichen worden

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Durch Assekurationsscheine der Landgräfin 1645 V 12, Kurkölns 1645 VI 6 und Geleens
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1645 VI 18 sollten Brakel, Dringenberg, Wewelsburg und Neuhaus für ein Jahr von Be-
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satzungen frei bleiben; die Durchführung zog sich noch bis August hin ( Marburg 4f
45
Paderborn 270, 271). Vgl. J. Foerster S. 270f.
; daß Melander sie
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aufgehoben hat, ist Paderborn nicht anzulasten, zudem ist man den Hessen
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nur um einige Stunden zuvorgekommen. W: Unvermögen der Stadt zur
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Zahlung der von Hessen geforderten 25 000 Reichstaler, Bitte um
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Ermäßigung und Anrechnung der nach dem Vergleich genommenen
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Naturalien, Abführung der hessischen Garnison und Neutralisierung ange-
32
sichts
der von den Hessen drohenden Gefahr einer völligen Änderung des
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kirchlichen Status. [...] Verlangen Wrangels nach Verkauf oder Inzahlung-
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gabe
des nach Münster geretteten Liborischreines. Translation des Kapitels
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nach Münster laut einem früheren Beschluß für den Fall einer feindlichen

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1
Eroberung. Franzosen: Daß mit salvirung der tumbae und translation
2
des capituls gar woll geschehen, und verwunderten sich sehr uber des
3
Wrangel erklerung, daß er solche tumbam an bezahlung annehmen wollen,
4
dero verkaufung oder tradirung muste durchauß nit geschehen, bekennendt
5
das ein solches bey diesem conventu ein großes aufsehen geben wurde,
6
wobey dan der conte d’Avaux sonderlich seinen eifer erga Sanctum
7
Liborium vermercken laßen. I. H. G.: Eß were bey den Schwedischen
8
nichts newes, daß sie kirchensachen et vasa aurea annehmen; alß Osnabrug
9
anno 1633 ubergangen, hetten ihre dhombcapitularn etliche und 70 calices
10
geliefert, darzu die Schweden den altar, a sancto fundatore Carolo Magno,
11
von pur golt in 6 taffelen bestehent, geschenckt, weggenohmen, und beklag-
12
ten I. H. G. mehr ipsam venerandam antiquitatem et fundatoris tanti
13
memoriam neben allen catholischen dan das golt, insonderheit, daß sie der-
14
gleichen von der cron Franckreich allegirten und confoederirten außstehen
15
musten. Bitte um einen Paß für den Kempener Landdekan

43
Johann Wilmius (um 1584–1655).
, Klagen der
16
Geistlichen in Neuss. Galli contestirten, daß sie dergleichen proceduren
17
gar nit approbirten, begerten wegen des pastors zu Kempen ein memorial.
18
[...] Man muste frieden machen und dergleichen inskunfftig verhueten.

19
I. H. G.: Wolten das memorial einschicken. Der friede scheine das ahn
20
der cron Franckreich heffte, dan Breisag seye offerirt und werden nun
21
omnino nova praetendirt. Servient: Die Kayserliche hetten die handt-
22
lung und oblation in natura sua invertirt, deme folgte Franckreich, wur-
23
den es auch iederzeit thun. Philipßburg hette Churtrier ihnnen sub pro-
24
tectione geben, praetendirten daruber kein dominium, und wan Churtrier es
25
ihnnen uberlasen wurde, hetten sich dessen andere nit zu beschweren, weiln
26
excercitium religionis catholicae in der Underpfaltz manutenirt wurde.

27
I. H. G.: Wolten nit hoffen, das in puncto satisfactionis so viel newerun-
28
gen solten behaubtet wollen werden. Avaux: Die Kayserliche wehren
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hieran schuldig, daß sie mit Breysach so lang zuruck gehalten und darzu
30
solche conditiones angehangen, daß damit nit fortzukommen. Lindaw
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wolte das hauß Ostereich anstat Breysach vor sich behalten, so ein weites
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außehen hette. Franckreich muste alles, was im ob- und niedern Elsas
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gelegen, auser dem stifft Straßburg und Basel, uberlasen werden, und sol-
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ten alle die reichsstet und andere herschafften bey ihren privilegiis sub
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corona Galliae cum ipsa iustitia gehandthabt werden. I. H. G.: Sie
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hetten vor diesem verstanden, daß sie anders nichts begerten alß was das
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hauß Ostereich wegen der vogtey und pfandtschafft vom reich derendts
38
gehabt. Servient: Die Ostereichische hetten die pfandtschafft gar weit
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extendirt und der stet privilegia woll zu disputiren gewust, nun bey deren
40
verlasung machte man die privilegia gewaltig groß, das nur krieg darauß
41
entstehen möchte. Wabey der conte d’Avaux erzehlet, daß ein canoni-
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cus geweßen, welcher 20 jahr fleißig, was gegen seinen bischoff sein

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1
konnen, annotirt; alß er nun selbsten bischoff worden, hette er darauß
2
lautere annotata pro episcopo contra capitulum gemacht; so machten ietzo
3
die Ostereichsche mit der stet privilegien, derohalben mit seinen collegis
4
concludirte, daß zu erhaltung eines bestendigen friedens ihnnen das Ob-
5
und Underelsas obbeschriebenermaßen zu uberlasen. Under wehrendem
6
discurs zeigte der conte d’Avaux dem duc de Longueville ein schreiben auß
7
der Schweitz, daß sich dieselbe verwunderten, warumb Franckreich die
8
waltstette zurucklasen wolte. Alß I. H. G. andtworteten, die Kayser-
9
liche hetten anstat Breysach ihnnen die waldtstette, so jenseits gelegen,
10
offerirt, repetirten die Frantzosen ihr voriges, daß die Kayserliche obla-
11
tionem geendert, und gebe also ipsa mora andere consilia, man mögte doch
12
zum frieden eilen. I. H. G.: Sie wurden selbsten bezeugen, wie fleisig
13
und getrewlich man zu erlangung eines schluß sich bemuhet, und wurde
14
allerhandt von der cron Franckreich newen postulatis geredet, indeme man
15
solche gute versicherung gehabt, daß mit offerirung der vestung Breysach
16
der friede zu schließen. Conte d’Avaux: Sie hetten gestern den herrn
17
mediatoribus ihre schrifftliche erklerung geben und die von den Kayser-
18
lichen aufgesetzte 14 puncta außerhalb 2 und also 12 bewilligt, darauß man
19
ihre friedtliebende intention wurde spuren. Alß nun I. H. G. gefragt,
20
was doch das vor 2 puncta wehren, hat der d’Avaux angefangen zu lachen
21
und gesagt, warumb sie nit nach den andern 12 punctis fragten. Und
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andtworteten I. H. G., weiln dem andeuten nach selbige verglichen, wehren
23
also wegen der unverglichener sorgfeltig. Longeville: Die mediatores
24
hetten es in handen, bey dem heraußgeben wurde man ihr gute intention
25
schon sehen. I. H. G. beduchten gleichwoll, wie sie anderwehrts nachrich-
26
tung, daß es noch nicht so allerdings verglichen. [...]

27
Staatische bei W. Anläßlich ihres bevorstehenden Abschlusses mit Spanien
28
suchen sie auch ihre versicherung bei den benachparten und sonderlich beim
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Romischen reich, wobei sie fur erst die biß daher mit demselben gehabte
30
neutralitet zue solidiren gedachten. Vor allem aber wünscheten, daß der
31
fried in der nachparschafft im reich auch würde stabilirt, wadurch sie und
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ihr status mehrers assecurirt werden mochten. Vornemblich befünden 4
33
sachen, deren accomodation dahzu nottig, alß 1. punctus et differentiae
34
circa religionem, 2. das Pfalzisch weesen, 3. die freye commercia, wobey sie
35
sonderbar interessirt, 4. daß dem churfursten zue Brandenburg, alß welcher
36
gegen Ihre Kayserliche Majestätt sich allezeit getrew, auch biß dato neutral
37
verhalten und gegen Ihre Majestät keine offensie verubt, das fürstenthumb
38
Pommern, warzu er so gut recht hette, unschuldig mochte genommen
39
werden. Es wer diß eine solche sach, dadurch den benachtbarten außländi-
40
schen potentaten gar wol einig nachdencken kondte gemacht werden, und
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sie es dabey also nit laßen möchten. Bitte um Ws Unterstützung besonders
42
im 4. Punkt. W: [...] Das Teutsche weesen anlangendt, bedanckt sich
43
ebenfalls fur den guten wunsch, daß man zum frieden gelangen mocht,
44
hofften zu Gott, man werde noch alhie den frucht und nuzen der tractaten

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1
zu solchem intento gleichergestalt erheben konnen, umb desto mehrer,
2
weyln die von ihnen in ieziger ihrer proposition angeregte puncten sich wol
3
würden fureinander pringen laßen. Dan quoad primum hab man beym
4
Paßawer vertrag und religionfrieden genugsambe regul, wan auch solcher
5
gehalten, were es zu diesem krieg nit gerathen, und muste man iezund
6
sehen, wie man sich allerseitz beßer darbei und sonsten assecurire, inmaßen
7
dan die stend super gravaminibus miteinander in tractat begriffen weren,
8
werde auch auß den sachen, wan man allein rationem und das Teutsche
9
gemuth wolte praevaliren laßen, wol zu kommen sein. Ad 2., das negotium
10
Palatinatus nemblich, sey daselb auch auf solche weeg dirigiret und gerich-
11
tet, wadurch authoritas Caesaris wie billich conservirt, die iustitia in
12
puniendis criminibus gehalten, und dannoch die pfalzgraffen auch, wan sie
13
nur selbst wollen, electoratus dignitatem octavo loco wiederumb bekommen
14
konnen, daß also I. H. G. und andere unpassionirte anderst nit sehen oder
15
sagen kondten, alß daß man den frieden deßhalber keineswegs auszu-
16
schliesen haben werd, wan nur die intention darzue auch ex alia parte gutt
17
und auffrichtig. Ad 3. ratione commerciorum, derntwegen sey ex parte
18
imperii dahin beraitz geschlossen, daß alle newe von den stenden oder
19
außlendischen kriegenden tailen angelegte zöll, licenten und imposten im
20
reich aufgehoben werden solten, und werde man eben deßhalber die
21
Spanisch und sie die Stadische auch anlangen und sich solcher auffheb- und
22
abschaffung ihrerseits gleichfalß versehen. Uber welchen passum sie
23
gelacht und es fur ein billiches ding gehalten. Quoad punctum 4. sey
24
I. H. G. und vielen andern sehr leid, daß man die exteros mit so ansehn-
25
lichen stücken und provincien ausm reich contentiren wolle. Die iura Chur-
26
brandenburgs ahns herzogthumb Pommern seyen starck und genugsamb
27
bekand, des herrn churfürsten person auch, und das uraltes hauß mit allen
28
circumstantien billich zu consideriren. Ihres theylß wurden wol zu der hin-
29
laßung nit rathen, kondten aber ihren eignen stifft Verden nicht salviren,
30
der ihr doch von Gott und rechts wegen eben woll gebuhren thette.
31
Wünsche daß einig medium practicabile zu erhaltung Pommeren von ihnen
32
oder andern konte erfunden und nuzlich vorgeschlagen werden, wodurch
33
und mit welchen rationibus sie gleichfalß ihren stifft Verden zu conserviren
34
verhoffeten. Thetten zwar nichts alß bey den Kayserlichen und andern
35
deßhalber, bekehmen aber nur zur andwort, daß der Kayser selbst das
36
Elsaß müste zurücklaßen. Van Gent: Die Kronen haben den Krieg
37
gegen das Haus Österreich geführt, also muß dieses auch die Entschädigung
38
geben, es konte solche ubergeb- und abtrettung den benachparten poten-
39
taten kein solchen gealosie und schaden erwecken, gleich mit Pommern
40
beschehe. I. H. G.: Sie ließen beyde diese guette motiva ahn sein orth
41
gestelt, es militirten aber dieselbe eben auch fur ihren stifft Verden, nemb-
42
lichen wegen der gealosia der potentaten. Pomeren belangend, seye einmal
43
gewiß, daß die Schweden in mari Baltico einen starcken fueß und dominat
44
sezen, und eine grose macht dadurch erlangen werden, gleichenfalß auch

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1
mit Bremen und Verden ahn dem Weeser- und Elbstroomb, welches ihnen
2
den herrn Staden nahendt genug were. Darauf sagte einer auß ihnen,
3
daß I. H. G. den rechten punct touschirten, und seye wol zue befahren, daß
4
es bey solch angefangenem accord sein verpleibens nicht behalten werd,
5
dan damit gar zu viele potentaten interessirt, und muste darumb der
6
besorgenden ungelegenheit und weitteren unrhue vorkommen werden.

7
I. H. G. repetirten, daß ihr sonderbar lieb, wan einiges mittel kondte
8
ergriffen werden, daß Churbrandenburg Pommern, Dennemarck Bremen,
9
und sie ihren stifft Verden behalten mochten, gleich dan billich, daß ein
10
yeder zue dem seinigen wieder, wie es ante hoc bellum gewesen, gelangte.
11
Geschehe auch dem printzen auß Dennemarck, welcher yederzeit mit
12
Schweden in neutralitet gestanden (biß er seinen herrn vatter, der contra
13
ius gentium also were angegriffen, zu helffen gezwungen) groß ungleich,
14
und hetten die Schweden bey dem Danischen accord soviel erlangt, daß sie
15
ia kein ursach oder raison, den erzstifft Breemen vom printzen zue begeh-
16
ren. Sie ihres theylß müstens dahin laßen gestelt sein. Einer auß den
17
Holländern meldete, sie vernehmen, daß es umb das Elsaß ein so grose sach
18
nit were, die Franzosen geben vor, daß die landschafft sehr verschuldet,
19
hingegen die einkumbsten nicht correspondirten, auch gering weren.

20
I. H. G.: Köndten davon ihres theylß nit sagen, den Franzosen aber
21
werdts darumb zu thun sein, damit sie noch mehrers praetendiren mögen,
22
seye pro nobilissima et fertilissima provincia allezeit gehalten, und wan
23
einige in der welt, die wisten, was fundus seye, werens die herrn Staden, so
24
quintam essentiam auß den landen kondten suechen und zue nutz prin-
25
gen. Auff welches eines ex Hollandis: Es sey zwar nicht ohn, hetten
26
viel million und millionen schulden und kondten den krieg gleichwol fuh-
27
ren. Der vorthel aber sey, daß bellum in vicina ahn ihren landen, da das
28
gelt, was sie außgeben, ihnen wiederumb einginge; ja sie hetten jahrlichs
29
wol milliones von Spanischem geld bekommen, so ihnen bey getroffenem
30
frieden wieder werde abgehen, zuemaln ihnen die Spanischen soldaten und
31
provisiones pro exercitu alß ahn brod, keeß, butter, fischwerck etc. mit
32
gutem Spanischem golt hetten mussen bezalt werden. Den krieg aber wie
33
Spanien oder Franckreich zu fuhren, die jährlich so viel millionen auß dem
34
land schickten und hingegen nichts wieder hieneinbekehmen, wurdt Hol-
35
land gar zu schwer, ia impossibel fallen, ja waß sie auf ihren exercitum ge-
36
wendet, were gleichergestallt wieder ihnen per continuum motum zu
37
handen khommen, also die continuation ihnen leicht gefallen. I. H. G.:
38
Zu friedenszeitten würden gleichwol auch viel Spanisch geld, und vielleicht
39
mehr alß beym krieg bekommen, indem sie ihre ansehenliche navigationes
40
und commercia in alle konigreich und landen desto freyer treiben und ver-
41
richten kondten. Welches sie Stadische abgesandte wahr zu sein
42
bekennen müsten. I. H. G.: Die herrn Staden hetten bißdato ihren krieg
43
gar ordentlich mit guter oeconomi außer ihren, in des konigs von Spanien
44
provincien gefuhrt. Unus ex Hollandis: Wan das reich solches auch

[p. 502] [scan. 552]


1
gethan und man nicht die Schweden hin- und wieder wie die hocustas hette
2
vagiren laßen, solte es auch einen andern krieg geben haben; hettens eben
3
gemacht wie die hocustae, die hien und wieder, wo nur etwas zu fressen,
4
fliegen, hetten sich auß einem land in das ander, biß diß oder iehns sich
5
etwas wiederumb erholet, begeben, hingegen werd es ex parte imperii
6
beyzeiten nicht in acht genommen, auf welche manier im reich immer was
7
fruchtbarlichs konne gewirckt werden. Auf Ws Fragen: Aufbruch
8
Oraniens zum Feldzug. Aufstand in Brasilien. Beim Gehen empfehlen die
9
Staatischen nochmals ihre Neutralität und daß sie derentwegen von Ihrer
10
Kayserlichen Maiestät und den reichsstenden ein brieff oder patenten
11
haben wolten. I. H. G.: Wan man allerseiz, wie zu hoffen, fried
12
erlangt, werde sich vor dem andern keiner zu befahren haben. Kurköln,
13
Kurbayern und er hetten bey diesem krieg in so vielen occasionen, licet ab
14
aliis vel instigati vel lacessiti (warüber sie einander angesehen), genugsamb
15
erwiesen, daß sie die neutralitet allezeit auffrichtig gehalten, wie sie dan
16
dagegen keine klag würden zu fuhren haben, kondten auch fur hochst-
17
gemelte beyde Churfürstliche Durchlauchten ferner versprechen, auch fur
18
sich selbst erklehren, daß dergleichen noch kunfftig bey fried und kriegs-
19
zeiten geschehen solte. Auff welches einer auß ihnen: De utroque sere-
20
nissimo electore Coloniensi et Bavaro et Vestra Celsitudine confidimus et
21
securi sumus, wie die formalia gelauttet, quod hoctenus germane servant,
22
allein wolten sie gern vom Kayser und ganzen reich deßhalber auch asse-
23
curirt sein, deßwegen sie dan den graffen von Trautmanstorff und sie
24
Spanische pro interpositione ersuchen wolten, pitten aber I. H. G. pro
25
authoritate das ihrig dabey zu thun belieben mochten. Warzu sie sich
26
erpotten, mitt fernerm vermelden, weylen Ihre Kayserliche Majestät sich
27
erklehrt, alsobald pace conclusa einen reichstag außzuschreiben, damit
28
alles, was gehandlet, communi statuum imperii consensu ratificirt werde,
29
sey alßdan gar gute occasion ihr begehren zu beobachten und die assecura-
30
tion nachmaln, wie vor diesem auch bey den reichßtagen geschehen, zue
31
thun. Weylen sie aber uber solches, welches fur gar gut und in gebuhrender
32
obacht zu halten, sich vernehmen laßen, vermaint, daß die befurderung
33
noch bey diesen tractaten geschehen mocht, so haben sich auch I. H. G.
34
hierzu, wans von herrn Kayserlichen in proposition bei den stenden
35
gebracht würde, erpotten. Dessen sie sich höchlich bedankht.

36
Vertrauliche Mitteilung der Trierer: Schreiben Kurtriers an sie wegen
37
Ehrenbreitstein

43
Anlage (Kurtrier an Gesandte): fehlt.
. W: Kurköln hat keine neuen Weisungen geschickt,
38
man wird berichten.

39
Mitteilung an die Bayern: Gespräche mit Franzosen und Staatischen. Der
40
spanisch-staatische Frieden soll insgeheim schon gestern unterschrieben
41
worden sein. Bayern: Die Franzosen haben ihre Antwort an die Ksl.
42
mitgeteilt, man findet sie wegen der abermalß gethaner postulaten noch

[p. 503] [scan. 553]


1
eben schwer, indem nicht nur die vestung Philipspurg, sondern alles im
2
Elsaß und ahm Oberrhein begerten, außer dem stifft Straspurg und Basel,
3
worunter verscheidene bisthumb, graff- und herrschafften undt bey 13
4
reichsstätt begriffen; und weylen sie, ohneracht von ihnen Churbayerischen
5
ein anders remonstrirt, vermainen wollen, daß ein geringes darahn gelegen,
6
und selbige reidisstett schon vor lengst auff reichsversamblungen nicht
7
weren beschrieben oder erschienen, hetten gleich den reichsabschieden nach-
8
geschlagen und dem conte de Avaux, daß noch erst anno 1613 und zuvor
9
allezeit den comitiis imperialibus beygewohnt, vorzeigen laßen; wollen sich
10
um die Abschrift der französischen Erklärung bemühen und sie W mittei-
11
len
. – [...]

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