Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 IV 28

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1646 IV 28
Samstag Übergabe des Gutachtens der Reichsstände über die
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Repliken der Kronen an die Ksl. . – Vorherige Anfrage der Mainzer: 1. Kann
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das Memorial der rheinischen und schwäbischen Ritterschaft wegen Einschluß
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in den Frieden dem Gutachten einfach beigelegt werden? 2. Soll das Ge-
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such
der Städte Münster und Osnabrück wegen Aufhebung der Zölle und
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Lizenten in beiden Stiftern

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Memorial der Städte Münster/Osnabrück 1646 IV 24 (Druck: APW III D 1 S. 150).
den Ksl. empfohlen werden? W: 1. Einver-
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standen
. 2. Will nähere Informationen geben. – Konferenz der von der
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hessischen Satisfaktion betroffenen Stände. Danach Information an die
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Mainzer: Vor zwei Jahren haben Kurköln und W nach Abstimmung mit
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dem Kaiser die Bedingung gestellt, daß Münster und Osnabrück zunächst
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die Erhöhung ihrer Akzise aufgeben und die Abstellung der spanischen,
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staatischen, schwedischen und hessischen Zölle erwirken sollten, inzwischen
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das Eigentum der in beiden Städten sich aufhaltenden Gesandten aber frei
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passieren könne. Darauf erklären die Mainzer, die Sache auf sich beruhen
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und den stetten bei fernerem angeben dießen beschaid wiederfahren laßen
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zu wollen.

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Mitteilung Serviens: In Wallenhorst wollen die Schweden auf Eingabe der
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Bevölkerung einen katholischen Geistlichen zulassen. Wegen Gehrde kann
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der Bote keine Auskunft geben.

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Einen sich anmeldenden mantuanischen Sekretär vertröstet W und läßt
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bei Chigi Erkundigungen wegen des Zeremoniells einziehen. Chigi: In
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Rom wird Mantua wie Savoyen behandelt; er hat aber dem Vertreter er-
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klärt
, er möge zunächst die Zustimmung der Ksl. und der Kronen einholen.
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Servien hat den Mediatoren bei seinem Bericht über die Verhandlungen in
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Osnabrück in specie ratione der stiffter und des religionswesens [...] keine
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sonderbare vertröstung gegeben, allein [...] vermainen wollen, die uncatho-
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lische stendt, denen er, alß ihrer fünff bey ihme sich angemeldet, zimblich
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hette zugesprochen, auf amplectirung eines medii temporalis würden zu
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pringen sein. Ratione armistitii hetten sich die Schwedische legati des
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wercks nicht undernehmen wollen, sondern daß solches von der generalitet
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dependiren thette, und seye dießfalß zwischen den Franzosen und Schwe-
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den der underschiedt zu machen, daß der duc de Longeville ein so hohe
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person; hetten sich zwarn erpotten, ahn den Touraine zu schreiben, zue
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dem end für den abschickenden einen salvum conductum geferttigt haben
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woltten.

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Mitteilung an die Bayern. Diese meinen, daß Mantua weder entgegenzu-
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schicken
noch der Exzellenztitel zu geben ist. Wegen des Waffenstillstan-
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des
haben sie von den Franzosen die gleiche Nachricht mit dem Zusatz,
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daß die Schweden innerhalb 10 Tagen Antwort von Torstenson erwarten
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und die Franzosen an Turenne geschrieben haben. Wegen der gravaminum

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religionis hetten sie hoffnung geben, daß die uncatholische wie auch die
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Schweden auf der gesuchten perpetuitet nicht bestehen würden. Ratione
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negocii Palatinatus hetten sich die Schweden schir soviell vernehmen laßen,
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daß sie die Franzosen darmitt allein würden geweren laßen. Alß auch sie
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Churbayerische der von den Hessen ganz ohngereimbt gemachten praeten-
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sion gedacht, hetten sich die Franzosen dabey ganz übell zuefrieden bezeigt
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und gemeldet, daß inen davon nichts bewust, würden auch inen darinn,
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und sonderlich soviell Paderborn betrifft, keinen beifall geben. Endtlich
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hetten sie auch der Schweden herahnmarche gegen dießen craiß, und waß
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solches dießen tractaten für unglegenheiten, auch wohl deren aufhebung
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veruhrsachen werde, meldung gehabtt, mitt begeren, daß die Französische
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solches bey den Schwedischen legatis divertiren helffen woltten. Welches
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sie alßdan zu thuen zugesagt, wan sie ohnedeme mitt den Schweden über
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die erwarttende Kayserliche duplic verglichenermaßen zue Lengerich con-
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feriren würden. Sie Churbayerische aber hetten inen remonstrirt, daß solches
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noch zeitt erförderen, inmittelß aber der exercitus weiter fortgehen und
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alßdan desto übeler werde zurugkzukehren sein, und begert, daß doch ohne
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zeittverlierung deßhalber bey den Schwedischen vorbawung geschehe, war-
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zue sie sich erpotten hetten.

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