Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 IV 21
1646 IV 21
Samstag Schreiben an Buschmann
. –
Konferenz der ka-
tholischen kurfürstlichen Gesandten
Vgl. APW [ III A 4,1 S. 201ff ] .
. – [...]
Volmar bei W. Auf Wunsch der Katholiken hat er vor zwei Tagen Longue-
ville die Religionsfrage anempfohlen und ihn daran erinnert, daß nur mit
Rücksicht auf Schweden eine entsprechende Verpflichtung Frankreichs bei
der Zession des Elsaß nicht schriftlich fixiert worden ist. Er hat Longue-
ville zu veranlassen gesucht, selbst nach Osnabrück zu reisen, womit er die
Entsendung des schweden- und protestantenfreundlichen Servien zu hinter-
treiben hoffte. Gestern hat Longueville mitgeteilt, mit Rücksicht auf die
spanischen Verhandlungen müsse er bleiben, doch sei Servien hochstens
recommendirt, 1. die Schweden zu einem Stillstand zu bewegen und dabei
anzudeuten, daß Frankreich sonst einen Partikularstillstand eingehen
werde, 2. die Schweden von Bremen und Verden und die Protestanten von
der Forderung perpetuitatis der geistlichen gutter abzubringen. Warzu sie
aber beyderseiz solche argumenta gebrauchen musten, daß dadurch ein oder
ander theyl nicht würde vorn kopff gestoßen: bei den Protestanten, daß
ein Vergleich auf Zeit ihnen mehr Sicherheit gebe, da ein anderer von den
Katholiken als unerlaubt und nicht bindend betrachtet würde; bei den
Schweden, daß für Bremen und Verden die für Stifter gültigen Bindungen
gelten müßten und Veränderungen im Religionsstand von Verden dem
Bündnis widersprächen. Wodurch er Longevill noch etwas zu erlangen ver-
hoffte , wan allein von den Kayserlichen nit zuviel versprechnus oder ver-
anlassung geschehe. Volmar hat versichert, daß nach Mitteilung Trautt-
mansdorffs res adhuc plane integra sei und der Augenblick sich für franzö-
sische Einwirkungen empfehle. W: Gespräch mit den Franzosen. Durch
Buschmann mitgeteilte Nachrichten Trauttmansdorffs. Volmar: Bedin-
gungen der Abtretung des Elsaß. Rechtsstellung der Stände im Gebiet der
Landvogtei. Pfandrechte an der Landvogtei. Regierungsantritt Erzherzog
Ferdinand Karls. Als W die hessischen Forderungen erwähnt, zeigt Volmar
sich hochstens daruber verwundert, habe davon nichts gehört, must es fur
ganz unförmblich halten. Äußerungen Contarinis, daß man pro redimenda
vexa lieber alle kelch verkaufen und der landgraffin sich ohn machen
solte. I. H. G. aber andwortteten, daß es leider durch sie und ihre milizi
im stifft Paderborn und andern dahin gerathen, daß fast kein kelch oder
andere zum gottesdienst gehorige notturfft mehr ubrig, sondern schon
lengst weggeraumbt, und wurde auch dises ohnedas ein sehr böß exempel
sein fur den Kayser und die catholische, die nimmer sicher sein konden, da
allen denen, so sie uberzügen und verhergeten, noch große praemia gegeben
werden solten. Welches er wahr zue sein vermeldet. Trauttmansdorff
erbittet Ws Gutachten, 1. ob der Friedensvertrag in ein Instrument mit
beiden Kronen gefaßt und die Reichssachen darin eingeschlossen werden
sollen, 2. ob und wie die stiffter Oßnabrugk, Minden und Verden auß der
amnisti, dieselbe würde gleich aufs jahr 1618 oder 1627 geschloßen, zu
haltten? W: 1. Wie bei den Präliminarverhandlungen zwei Instrumente
zu verfassen zur Verhütung von Rangstreitigkeiten zwischen den Kronen
und die Reichssachen davon zu trennen, damit es nicht das ansehen ge-
winne , daß dieselbe sachen der coronen judicatur und transaction under-
worffen worden, und würde auch ohnedas, weiln der gravaminum darunter
mitt gedacht werden muste, der herr nuncius solch proiect mittzueferttigen
bedenckens haben. Welches der herr Volmar (alß darahn er nicht
gedacht) gahr wohl erinnert zu sein vermeldet, [...] nicht zweiffelend,
daß die ebenfalls zu befragenden Reichsstände zustimmen würden. Als
zur zweiten Frage W auf seine frühere Information
Vgl. oben [ S. 442 mit Anm. 2 ] .
verweist, Volmar:
Diese seye fundamental, wollte allein vernehmen, ob I. H. G. dem herrn
graffen von Trauttmansdorff darüber noch was weiters ahn handt geben
woltten; und werde darahn der herr graff guete satisfaction haben. Die
Spanier haben sich über die Zession des Elsaß sehr beschwert. Trauttmans-
dorff hat ihnen geantwortet, daß das reich ihrenthalben sich nicht werde
wollen zue grund gehen laßen. Sie wollen jetzt Roussillon und Artois bie-
ten , das Interesse der Franzosen an Katalonien und Portugal nicht groß. –
[...]
tholischen kurfürstlichen Gesandten
Vgl. APW [ III A 4,1 S. 201ff ] .
Volmar bei W. Auf Wunsch der Katholiken hat er vor zwei Tagen Longue-
ville die Religionsfrage anempfohlen und ihn daran erinnert, daß nur mit
Rücksicht auf Schweden eine entsprechende Verpflichtung Frankreichs bei
der Zession des Elsaß nicht schriftlich fixiert worden ist. Er hat Longue-
ville zu veranlassen gesucht, selbst nach Osnabrück zu reisen, womit er die
Entsendung des schweden- und protestantenfreundlichen Servien zu hinter-
treiben hoffte. Gestern hat Longueville mitgeteilt, mit Rücksicht auf die
spanischen Verhandlungen müsse er bleiben, doch sei Servien hochstens
recommendirt, 1. die Schweden zu einem Stillstand zu bewegen und dabei
anzudeuten, daß Frankreich sonst einen Partikularstillstand eingehen
werde, 2. die Schweden von Bremen und Verden und die Protestanten von
der Forderung perpetuitatis der geistlichen gutter abzubringen. Warzu sie
aber beyderseiz solche argumenta gebrauchen musten, daß dadurch ein oder
ander theyl nicht würde vorn kopff gestoßen: bei den Protestanten, daß
ein Vergleich auf Zeit ihnen mehr Sicherheit gebe, da ein anderer von den
Katholiken als unerlaubt und nicht bindend betrachtet würde; bei den
Schweden, daß für Bremen und Verden die für Stifter gültigen Bindungen
gelten müßten und Veränderungen im Religionsstand von Verden dem
Bündnis widersprächen. Wodurch er Longevill noch etwas zu erlangen ver-
hoffte , wan allein von den Kayserlichen nit zuviel versprechnus oder ver-
anlassung geschehe. Volmar hat versichert, daß nach Mitteilung Trautt-
mansdorffs res adhuc plane integra sei und der Augenblick sich für franzö-
sische Einwirkungen empfehle. W: Gespräch mit den Franzosen. Durch
Buschmann mitgeteilte Nachrichten Trauttmansdorffs. Volmar: Bedin-
gungen der Abtretung des Elsaß. Rechtsstellung der Stände im Gebiet der
Landvogtei. Pfandrechte an der Landvogtei. Regierungsantritt Erzherzog
Ferdinand Karls. Als W die hessischen Forderungen erwähnt, zeigt Volmar
sich hochstens daruber verwundert, habe davon nichts gehört, must es fur
ganz unförmblich halten. Äußerungen Contarinis, daß man pro redimenda
vexa lieber alle kelch verkaufen und der landgraffin sich ohn machen
solte. I. H. G. aber andwortteten, daß es leider durch sie und ihre milizi
im stifft Paderborn und andern dahin gerathen, daß fast kein kelch oder
andere zum gottesdienst gehorige notturfft mehr ubrig, sondern schon
lengst weggeraumbt, und wurde auch dises ohnedas ein sehr böß exempel
sein fur den Kayser und die catholische, die nimmer sicher sein konden, da
allen denen, so sie uberzügen und verhergeten, noch große praemia gegeben
werden solten. Welches er wahr zue sein vermeldet. Trauttmansdorff
erbittet Ws Gutachten, 1. ob der Friedensvertrag in ein Instrument mit
beiden Kronen gefaßt und die Reichssachen darin eingeschlossen werden
sollen, 2. ob und wie die stiffter Oßnabrugk, Minden und Verden auß der
amnisti, dieselbe würde gleich aufs jahr 1618 oder 1627 geschloßen, zu
haltten? W: 1. Wie bei den Präliminarverhandlungen zwei Instrumente
zu verfassen zur Verhütung von Rangstreitigkeiten zwischen den Kronen
und die Reichssachen davon zu trennen, damit es nicht das ansehen ge-
winne , daß dieselbe sachen der coronen judicatur und transaction under-
worffen worden, und würde auch ohnedas, weiln der gravaminum darunter
mitt gedacht werden muste, der herr nuncius solch proiect mittzueferttigen
bedenckens haben. Welches der herr Volmar (alß darahn er nicht
gedacht) gahr wohl erinnert zu sein vermeldet, [...] nicht zweiffelend,
daß die ebenfalls zu befragenden Reichsstände zustimmen würden. Als
zur zweiten Frage W auf seine frühere Information
Vgl. oben [ S. 442 mit Anm. 2 ] .
Diese seye fundamental, wollte allein vernehmen, ob I. H. G. dem herrn
graffen von Trauttmansdorff darüber noch was weiters ahn handt geben
woltten; und werde darahn der herr graff guete satisfaction haben. Die
Spanier haben sich über die Zession des Elsaß sehr beschwert. Trauttmans-
dorff hat ihnen geantwortet, daß das reich ihrenthalben sich nicht werde
wollen zue grund gehen laßen. Sie wollen jetzt Roussillon und Artois bie-
ten , das Interesse der Franzosen an Katalonien und Portugal nicht groß. –
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