Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
Samstag Mitteilung von d’Avaux: Aus Zeitgründen
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wird Oxenstierna diesmal keine Besuche annehmen können, will aber,
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wenn eben möglich, W noch empfangen. – Mitteilung an die Bayern. Da
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keine Notifikation erfolgt, unterbleibt der Besuch.

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Bericht Landsbergs: Besuch Oxenstiernas bei Nassau. Als Grund seines
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Besuches hat Oxenstierna Absprachen über den weiteren Verhandlungs-

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modus
angegeben und dazu vier Vorschläge gemacht: 1. Zusammenkunft
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der Beteiligten an einem Ort, 2. Verhandlung durch Schreiben, 3. durch
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Deputierte, 4. durch die Sekretäre. Die Ksl. haben 1 und 2 als zu umständ-
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lich
, 3 und 4 wegen der Gefahr von Mißverständnissen abgelehnt und Fort-
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setzung
der Verhandlungen über die Mediatoren empfohlen. Oxenstierna
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hat auf Fertigstellung der katholischen Schrift zu den Gravamina gedrun-
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gen
, deren Behandlung unumgänglich sei, und zum geistlichen Vorbehalt
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gemeint, daß übertretende Bischöfe ihre Stifter wenigstens auf Lebenszeit
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behalten sollten. Die Ksl. haben eingewandt, daß solches also nit herkom-
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men und dergleichen große confusion gebähren werde. [...]

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Bericht Buschmanns: Die Protestanten haben ihre Gravamina den Ksl.,
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dem Mainzer Direktorium, den Schweden und zur Mitteilung an die Fran-
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zosen
Vulteius zugestellt. Vor Erhalt der Gravamina wollten die Schweden
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ihre Replik nicht herausgeben. Nach vertraulicher Mitteilung Trauttmans-
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dorffs
sind die Schweden bereit, ohne Vermittler mit den Ksl. zu ver-
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handeln
. Zur Pfälzer Frage hat Trauttmansdorff zu Buschmann geäußert,
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Bayern lehne die Alternation ab, die achte Kur mache Schwierigkeiten,
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man habe sich mit einem oder andern vorschlag nicht zu ubereylen, verhof-
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fend, die sachen dahin zum besten sich wurden richten laßen, daß die chur
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bey der ganzen Wilhelmischen lini perpetuirt, auch die Oberpfalz iure
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pignoris dem hauß Bayern, so lang biß die forderung der 13 millionen
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erlegt, pleiben solle. Die Schweden sprechen jetzt von einer Pommern,
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Schlesien, Teile Mecklenburgs und 6–7 Stifter umfassenden Satisfaktion,
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vermutlich um damit auch Äquivalente für Brandenburg zu gewinnen. –
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[...]

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Mitteilung Chigis: Lösung des Herzogs von Lothringen vom Bann wegen
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seiner Doppelehe

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Hg. Karl von Lothringen war seit 1637 IV 2 mit Beatrix de Cusance (1614–1663)
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verheiratet, doch hatte der Papst die Trennung seiner ersten Ehe mit der in Frankreich
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lebenden Herzogin Nicolea von Lothringen nicht anerkannt.
.

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Bayern bei W: Kurbayern sieht, daß der Kaiser den Frieden hauptsächlich
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durch Trennung der Protestanten von den Kronen zu erreichen sucht. Zue
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besorgen, daß solche abziehung anderst nicht, alß cum magno detrimento
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der catholischen religion werde geschehen konnen; zumalen die protesti-
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rende leichtlich mercken konnen, daß ein yeder theyl umb sie buhle, und sie
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dahero sich theur zu machen anlaß nehmen werden. Derowegen wol zu
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bedencken stunde, daß weilen man einen weg wie den andern ohne der
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frembden cronen satisfaction den zweck des friedens nicht erlangen,
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sondern wan schon die stend under sich allerdings ainig, man erst mit den
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frembden coronen einen newen krieg werde anfangen mußen, ob dan nicht
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beßer auf solche satisfaction bedacht zu sein. Und hielten Seine Churfürst-
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liche Durchlaucht eine notturfft, daß die catholische chur- und furstliche

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abgesandte ingesambt oder durch einen ausschuß den Kayserlichen gesand-
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ten die notturfft remonstriren und sie ersuchen und erinnern möchten,
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gleich alspald den frembden coronen, so gut man werde konnen, in puncto
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satisfactionis zu begegnen. Das Angebot mit Metz, Toul und Verdun un-
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zureichend
. Möglichkeit eines spanisch-französischen Sonderfriedens, wa-
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durch dan Teutschland der ganzer last des kreigs ubern halß gezogen
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würde. Derowegen beßer in zeiten in causis prophanis mit den frembden
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frieden zu stifften, alß vorerst dispendium religionis zue leiden und dan-
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noch folgendts zue solchen mittelen zu schreitten. W: Daß dieses eine
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hochvernunfftige erinnerung, Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht auch fur
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solchen in religionssachen bezeigende sorg und eiffer von allen catholischen
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billich hoher danck gebühre. Dieweyln es aber iezo auf dem beruhe, daß
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die Franzosen und Schweden ihre haubterklehrung von sich geben und man
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darauß vernehmen wird, wohin sie mit ihrer satisfaction endt- und eigent-
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lich ziehlen, so werd den catholischen stenden die materia selbst ahn hand
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geben, sich dieserthalb mit den Kayserlichen in underredung einzulaßen
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und die notturfft vor augen zu stellen. Inmittelst aber hielten I. H. G.
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beßer hiemit in rhue zu stehen, den zweiffelsohn die Kayserlichen doch
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alles auf solche der frembden coronen erwarttende erklehrung hinweisen
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und man mit dieser erinnerung nichts außrichten wurde, dan den unglimpff
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einzulegen, alß ob die stend gern sehen wolten, daß Ihre Kayserliche Maje-
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stät mit hinderlaßung ihrer landen den frieden dem reich erkauffen solten.

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