Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
Freitag Nachricht vom ordnungsgemäßen Einzug der
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Mainzer Gesandten in

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27 Osnabrück] am Rande: an Bayern 1645 IV 21, an Köln 1645 IV 22
Osnabrück.

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Servien bei W. [...] . Beilegung des Mißverständnisses zwischen Servien und
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d’Avaux. Bevorstehende Ankunft Longuevilles [...]. Fragten I. H. G.,
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ob sie vor ankunfft des duca de Longueville nichts tractiren, sondern erst
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deßelben erwartten wolten? Worauf er, quod non, und daß innerhalb
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wenig tagen man sehen werde, daß sie ihre proposition ablegen und die
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tractatus wurcklich fortstellen wurden. Und seye eben dieses, was I. H. G.
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er confidenter habe anvermelden wollen, daß nemblich sie gemeind, ihre
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proposition in Gottes nahmen zu thun, vorhero aber noch, alß gegen die
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instehende woche, einer auß ihnen, wo nicht beyde, nacher Oßnabruck zu
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verraisen, und eines gewissen tags, wan die proposition ahn einem und
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andern orth geschehen solte, vermög ihrer verain, ut aequali passu

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procedatur utrobique zu vergleichen, und zu end der kunfftigen woch sich
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zu Munster wieder einzufinden. Auf welches I. H. G., daß sie es
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sonderbar gern und soviel lieber vernehmen, weilen, wie man wisse, die
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Schweden mit ihrer proposition alberait gefast, und solche ehestens zu thun
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resolvirt. Da nun dergleichen resolution auch a parte Franckreich genom-
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men, werde dermalen ad rem ipsam zu kommen sein. Und wolten I. H. G.
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dabey sich die hoffnung machen, man werde nit wieder, wie vor diesem,
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mit solchergleichen postulatis herankommen, oder auch die vorige repe-
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tiren und behaubten wollen, sondern zur sach selbst schreitten; dan sonst,
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wie biß dato, nur die zeit wurde ferner verlohren gehen. Servient sagte,
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ihre proposition seye in so weit auch aufm papier, bestehe in 4 oder 5
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haubtpuncten. Zwarn auch noch einigen andern mehr, alß verbi gratia daß
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die arma hinc inde cessiren; keine repressalia oder offensiones inskunfftig
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mehr gebracht; alle gefangene loß geben; gehorige assecuration auch de
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futuro geleistet; allerseiz commercien ihr freyer gang wieder gelaßen; gute
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correspondenz und nachparschafft uberall gehalten; einander wieder die-
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jenige, welche gegen den geschlossenen frieden thun oder handlen, assisirt
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werden solt, etc. Hielten aber solches fur kein so wichtige puncten, weilen
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es der raison und ublichen brauch bey den friedenstractaten gemeß, ahn
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seitthen des Kaysers auch zweiffelßohn selbst wurde begert werden, also
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werde man sich darinnen desto leichter vergleichen konnen. Sie stunden
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auch noch an, ob sie die haubtpuncten alle auf einmall oder jeden absonder-
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lich und nacheinander proponieren wollten. Worauf I. H. G., es seye
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nit ohn, daß solche puncten zwarn essential, gleichwol aber, alß billiche
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sachen, allerseiz leicht würden zu veraccordiren sein. Wolten auch im ubri-
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gen verhoffen, es werden die von ihm bedeutte 4 oder 5 substantialpuncten
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also bewand und in ratione fundirt sein, daß soviel bälder auß den sachen
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zu kommen. Es were das beste und sicherste, alles miteinander zu
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proponieren, dan sonsten man allemall furchten mueste, daß noch weiters
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herfor khommen werde, und also die resolutiones nit so baldt und cordate
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genommen werden kondten. Bey welchem der Servient gemeldet, wan
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man nur aufs Kaysers seitthen nicht zu viel scrupuliren, und sich gleichfalß
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heraußlaßen wurde. I. H. G., auß lezt der Kayserlichen schrifft werde
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er gesehen haben, daß man schon zimblich ad rem et materiam ipsam
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gangen, seye aber von ihnen biß dato darauff nichts geandworttet. Was
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partis huius intentio seye, kondten sie leicht erachten, dan man nomine
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Caesaris et imperii die proposition (wan mans noch Teutscher haben wolte)
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in dreyen wortten kondte begreiffen, daß nemblich alles von den
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kriegenden theylen abgenommene wieder restituirt werde, gestalt dan auch,
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wie sie vernehmen, die Schwedische proposition under andern dieses in-
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haben solle, alles in den stand im reich, warinnen es anno 1618 gewesen,
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wieder zu setzen. Welches wan es a parte des reichs eingangen, folge
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darauß, daß die Franzosen und Schweden das reich quitiren und alles
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restituirn musten, wamit der fried bald gemacht, zumalen deren cronen

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1
keine anno 1618 im reich sich befunden. Und seye nichts billichers, alß da
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die cronen solches vom reich erhalten, dem reich deßgleichen reciproce
3
wiederfahren muste. Waruber er gelächelt und gesagt, dergestalt werde
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es nit hergehen; under denen 5 vorbenendten puncten seye recompensa
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coronae, und satisfactio statuum, die mit Franckreich uniirt. I. H. G.
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replicirten, a parte des reichs, und sonderlich der catholischen, vermaine
7
man solche große dienst nit empfangen zu haben, umb deswillen man zu
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einiger recompentz obligirt sein solle. Es were dan, daß die Franzosen dem
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reich durch die waffen etwas mit gewalt abzutringen gedencke [!], woruber
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man noch miteinander reden muste. Was die mit ihnen alliirte status
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anlangete, seyen dieselbe außer Churtryer alle uncatholisch, die mehrers nit
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begehren kondten, alß der Passawer vertrag und religionfrieden (welche
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von ihnen biß dato nit gehalten) mit sich brächte. Und obgleich dahero auch
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die catholische zur deren observantz weiter verbunden zu sein nicht ver-
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mainten, so möchte man sich doch, I. H. G. erachtens, umb friedens willen
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noch persuadiren laßen, selbige de novo zu ratificiren, wan vom andern
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theyl, auch von den cronen die gegenassecuration geschehe, daß darwieder
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inskunfftig nit gehandlet werden solt; alßdan auch dißhalber der fried
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leicht zu treffen, und die unirte zu contentiren. Die reichsconstitutiones
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aber und fundamentalsatzungen aufzueheben oder zu ändern, darzu hetten
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die außwendige coronen kein ursach, und habe man sichs auch von
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Franckreich oder Schweden soviel weniger zu versehen, weilen solche ad
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libertatem Germaniae tam catholicorum, quam acatholicorum gehörig, und
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welche zu conserviren beyde coronen sich angelegen seyn zu laßen so
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höchlich contestirt, und noch immerhin im mundt fuhren thetten. Alßdan
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sich bezeigen werde, ob in hoc passu die Franzosen der uncatholischen
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advocati werden sein, und den catholischen die stiffter und Kayser- und
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konigliche fundationes abnehmen wollen. Worauf der Servient, es
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wurde gleichwohl schwer sein, daß man etwan einem churfursten von
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Brandenburg (er wolte von andern nit sagen) die stiffter wegzunehmen, in
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deren besiz er so lange jahr gewesen, da sich doch andere catholische
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fürsten und stende beklagten, daß wan sie die stiffter verlaßen solten, ihrer
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alßdan viel nit zu leben haben, ia ganze häuser oder familiae ruinirt wer-
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den würden. Und seye auch der cron Franckreich dahin zu sehen, daß sie
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dero alliirte und welche es mit ihnen gehalten, nit disgustiren, hetten auch
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dazu kein ursach. Hiernach fragten I. H. G., ob dan die Franzosen ver-
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meinten, daß auch die nach dem Paßawer vertrag abgenommene stiffter
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den catholischen endzogen werden solten. Kondtens ihro in ewigkeit nit
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laßen vorsehen, so wenig es auch der Pabst zuelaßen, oder die catholische
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stend darin consentiren wurden. Und gelte die von den Franzosen fuhrende
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maxima, daß man socios foederis nit disgustiren müste, hier gar nit; son-
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dern habe man pillicher zue beforchten, daß Gott, indeme der kirchen nit
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allein solche geistliche gutter endzogen, sondern dadurch auch die catholi-
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sche religion in vielen orth extirpirt, ja der rest des catholischen exercitii

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1
im reich in weitter gefahr der undertruckung (weiln sie allzeit neuere unh-
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ruhe erweckhen, und darnach neue vertrag zu erzwingen suchen werden)
3
gesetzt, hochlich offendirt werde. Seye wol zu erbarmen, wan diß der ef-
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fectus der Franzosischen waffen im reich sein solle, und werde die straff
5
Gottes in dieser und jener weit gewißlich nit außpleiben. Auf welches
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der Servient, daß es von ihme also nit gemeint seye, daß man den uncatho-
7
lischen dergestalt alles werde sollen zulaßen. Sie wolten ihr eußerist thun,
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musten aber auch ihre leuth nit disgustiren. Der Kayser hab ihn doch ein
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exempel geben, indem er im Prager schluß den uncatholischen die geist-
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lichen guetter und stiffter eingeraumbt. Wobey I. H. G. vermeldet, er
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werde schon selbst beßer wissen, daß es damit einen besondern verstand
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und underscheidt habe, daß Ihre Kayserliche Majestät connivendo die
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geistliche gütter auf 40 jahr lang hingelaßen, und endzwischen daruber
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weitter amicabiliter tractirt und under den stenden, wie herkommen, ver-
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glichen werden solle. Hiengegen sagten die Franzosen, daß sie einen ewigen
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bestendigen frieden machen wolten, dergestalt Gott und der catholischen
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religion die nach dem Passawer vertrag eingezogener geistlicher guetter und
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stiffter in ewigkeit unpillicher weiß endzogen würde [!]. Von dieser
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materi ließe er ab und meldet, er vernehm, daß die reichsdeputation von
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Franckfurt anher transferirt werden soll, sehe aber nit, cui bono; zumalen
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dieselbe, wie er verstehe, nur ad causas ordinarias imperii verordnet, nicht
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aber vom reich bevollmächtiget, dieser tractaten sich zue underwinden,
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oder den schluß zu ratificiren. Warauff I. H. G., ob er dan der mai-
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nung noch, daß man der gesambten reichsstende ferner warten soll, und ob
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sie zu deren ankunfft hoffnung hetten. Alß er dieses mit nein beandtwort-
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tet, dan sie wol sehen, daß alle nit kommen würden, sagten I. H. G., er
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werde sich erinnern, daß bey gegebener visita, nachdem 4. Decembris die
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Franzosische schrifft eingeliffert, sie ihnen vorgesagt, daß es ein vergeb-
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liches wartten auf der stende ankunfft und nur die zeit darmit wurde ver-
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lohren sein. Es hettens die mediatores auch ad nauseam remonstrirt, ob sie
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es dan noch nit glaubten? Welches der Servient affirmirte, daß es wahr
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und also seye. Und continuirten I. H. G., er mochte den herren media-
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toribus und ihro inkonfftig wol und besser zuetrawen, daß sie alles recht
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und aufrichtig maineten und erinnerten. Es seyen zeit ihres hieseins nunmer
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6 monat mit dem gebenedeyten zuwartten auf ankunfft der stend hinge-
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strichen, und wißen sie noch eben wenig, ob und wer von denselben kom-
37
men werde. Ja, sie hetten nachricht, daß nit der dritte ihnen auf ihr zu-
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schreiben geandworttet, weniger des erscheinens halber sich anerklehrt.

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Ad quod der Servient, daß durch sie die zeit nit verlohren, sondern es
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hetten die Kayserlichen den vorigen sommer nit tractiren wollen, vorge-
41
bendt, daß dadurch der konig von Dennemarck wurde offendirt werden.

42
I. H. G. replicirten hierauff, davon wisten sie nichts zu sagen, zweiffle-
43
ten aber nit, die Kayserlichen wurden hierinnen sich schon wissen zu ver-
44
andwortten. I. H. G. redeten aber nur von der 6 monat zeit, daß sie alhier

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1
sich befunden, welche mit zuwarttung auf die stende, auch mit so gewisser
2
remonstrirter vergeblichkeit verzehrt, und underdeßen so viel catholisch-
3
und christenblutt vergossen worden. Servient fragt, wan die deputation
4
anherkehm, ob sie ihre vota libera haben würden, 2. wie es mit denen zu
5
halten, so de circulis alberait hier und sonsten noch in privato folgen moch-
6
ten. Eben gleich zu Franckfurt, sagten I. H. G., wurden die sachen vor-
7
genommen, daß nemblich yeder collegium, das chur- und furstliche, sich
8
eines conclusi, darauff miteinander einer mainung verglich, und demnegst
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solches den Kayserlichen reportirten, dabey sich niemandts zu beschweren,
10
noch ein ander modus von den außwendigen contra libertatem Germanicam
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praescribirt, oder von andern contra constitutiones praetendirt werden
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könne. Die circulares, so etwan geschickt haben, konten sich durch die
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ihrige bey den deputatis illius circuli angeben, und ihre notturfft wie die
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privati status, vermög des anno 1636 und 1641 gemachten reichsschlußes,
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vorpringen laßen. Welches dan beßer sein wurde, weilen yeder von der
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deputation assistenz haben, und bey den Kayser- und churfürstlichen in
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billichen sachen gehör und statt finden wurde, alß wan yeder privatus fur
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sich allein sein anliegen vorpringen und urgiren solte. Daß aber seinem
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(Servients) andeutten nach, solche deputation zur conclusion und assecu-
20
ration nit instruirt, da wurde sich er und sein collega genugsamb erinnern,
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daß man schon vor etlichen monaten sich erpotten, daß Ihre Kayserliche
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Majestät, wan die tractatus in gang kommen, und mit rechtem ernst und
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eiffer fortgesezt, einen allgemeinen reichstag außschreiben, auf deme die
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conclusa alßdan allerseiz vorpracht werden solten; woran sie coronen
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alßdan sich contentiren laßen müsten. Worauf der Servient, ob solcher
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reichstag nacher Munster, oder wohin solte verschrieben werden? Und alß
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I. H. G. geandworttet, die reichsconstitutiones vermögten, daß die comitia
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imperialia in den reichsstätten zu halten, sagte er, alßdan endweder
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Franckfurt oder Collen, desto näher den friedenstractaten zu sein, erwehlt
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werden müste. I. H. G. hienwieder, bey Ihrer Kayserlichen Majestät
31
und den herren churfursten stunde, wie sie sich de loco et tempore wurden
32
vergleichen, so aber ehender nit geschehen werde, biß man einen rechten
33
ernst zu den tractaten und bestendigen fortgang sehe etc. Servient mel-
34
det, I. H. G. wolte er in vertrawen sagen, daß er fur gewiß berichtet, den
35
Kayserlichen seye die liberation des churfursten zu Tryer nicht zuwider,
36
nur werde es per electores verhindert; undt man müste hierinnen satisfac-
37
tion geben, oder sie wurden ursach haben, sich von hier zu retiriren. Diß
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aber sagte er so still und erschrocken oder bedachtsam, daß man woll
39
abnemmen konte, daß sie keinen bevelch haben, weniger ihme ernst seie.

40
I. H. G., hierzu wurde ihnen ex parte Caesaris vel imperii ganz keine ur-
41
sach geben. Würdens sie aber selbst nehmen wollen, wurden sie vor der
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ganzen weit bezaigen, daß ihnen zum frieden kein ernst. Man habe sich von
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seitthen Ihrer Majestät und des reichs per mediatores wegen Churtryer so
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weit erklehrt, daß sie damit billich zufrieden sein konnen und müßen. Zu-

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1
malen man gar nit abgeschlagen, daß deßhalber tractatus und vergleich
2
vorgehen soll, sondern hab man sich allein quoad tempus difficultirt, biß
3
man sehe, wie sich die tractaten anlaßen. Gestalt er Servient dan zuvor
4
selbst gedacht, daß diß kein substantial punct, also konne er auch ahn auff-
5
stoß der handlung nit ursach sein. Und habe er sonsten auch, alß ein ver-
6
stendiger, leicht zu erachten, daß es die mainung disseiz gar nit habe, daß,
7
da alles adiustirt und der fried geschlossen, der churfurst in iezigem stand
8
verbleiben, und nit wieder zu seiner kirchen und administration solte
9
gelaßen werden. Daß er aber gehort haben solt, ob were den herren chur-
10
fursten sein, Churtryers, restitution zuewieder, daß mueste ein ignorant von
11
den sachen oder malitiosus spargirt haben. Und wolten I. H. G. ihm fol-
12
gende motiven zu consideriren geben, und alßdan selbsten iudiciren laßen,
13
ob er vermainen konne, daß die churfursten seine befreyung gehindert.
14
Und 1. werde er vorhin wissen und begreiffen, daß die anhaltung anfeng-
15
lich ganz nit mit vorbewust und weniger guttachten der herrn churfursten
16
geschehen. 2. Weren die schreiben vorhanden, wie I. H. G. in specie wißen,
17
daß Chürtryer noch erst vor etlichen monaten beyde herrn churfursten zu
18
Collen und Bayern, vermuthlich auch ahn andere, geschrieben, und von
19
denselben seine erledigung zu befurdern begert, worauf die andwort also
20
erfolgt, daß er darmit zufrieden gewesen. 3. Seyen seine verbrechen imme-
21
diate gegen die herren churfürsten, I. H. G. wissens, nit, sondern wieder
22
Ihre Kayserliche Majestät, maßen dieselbe die original tractatus und hand-
23
lung, so vorgangen, in handen haben sollen. Sie wolten vor der captivation,
24
ob recht oder unrecht darahn beschehen, nit sagen, diß aber wol, daß wan
25
daruber vor diesem die geistlichen churfursten, in specie Churcollen, in ihren
26
votis vernommen, sie allezeit dahin geziehlet, daß wol zu considerirn und
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nit wenig bedencklich falle, sonderlich einen geistlichen churfursten derge-
28
stalt beym kopff zu nehmen. Diß bekenten I. H. G. zwar, daß alß iüngst,
29
wissen nit auß der Franzosen oder anderer vorschlag, proponirt worden,
30
daß der churfurst von Tryer ad locum tertium undt zwar nacher Rom oder
31
Italien mochte gefuhrt werden, I. H. G. und Churbayerische gesandte sol-
32
ches improbirt, dan sie nit befinden, wie ein furst des reichs, geschweigens
33
ein churfurst, außer reichs in anderer landen und handen gefuhrt, und ihme
34
allda der proceß gemacht werden solt, welches dan auch andere stende nim-
35
mer wurden zugeben. Und ob zwarn solches mit dem cardinal Cleselio

41
Melchior Klesl (1553–1630), Bf. von Wien 1598, Kardinal 1616, Minister unter Kaiser
42
Mathias, 1618 verhaftet, seit 1619 in päpstlichem Gewahrsam in Österreich. 1622 nach
43
Rom gebracht und 1623 freigelassen, 1627 Rückkehr nach Österreich (vgl. ADB XVI
S. 167ff ).
ex-
36
emplificirt werden wolle, so seye doch dieser große underschied dabey zu
37
machen, daß er under das collegium cardinalium gehört, und kein furst des
38
reichs gewesen. Der Servient fiele hierein, er muße es selbst fur unrecht
39
halten und bekennen, wan mans ex parte des reichs solte zugeben, habe
40
auch ye und allezeit darahn gezweifflt. In Franckreich habe man eben der-

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1
gleichen constitutiones und observantias, daß die erzbischofff bischoff etc.,
2
obwol dieselbe dem Pabst underworffen, dannoch außerhalb nit geliffert,
3
sondern muste der Pabst commissarios ad formandum processum in
4
partibus deputiren. I. H. G. continuirten auf ihr voriges, daß von
5
seithen Ihrer Kayserlichen Majestät den herrn churfursten mehrmalen
6
remonstrirt, daß gegen Ihre Majestät und das reich unverandwortliche
7
sachen und grobe facta mit den außwertigen vorgangen, und sonderlich mit
8
Franckreich und Schweden tractirt worden, daß sie intuitu derselben seiner
9
anhaltung halber genugsambe ursach gehabt, und noch zu haben vermain-
10
ten. Auf welches Servient, ahm Kayserlichen hoff möge man vorgeben
11
was man wolle, kondte doch nichts solches vorpracht werden, dan der
12
konig auß Franckreich coronam imperii niemaln affectirt hette. I. H. G.
13
andwortteten, sie sagten davon nit; were ihro auch die rechte beschaffen-
14
heit unbekand, hetten nur lengst erwehnt, repetirtens auch nachmal, daß
15
nit allein die Kayserlichen und Spanische ministri, sondern auch Ihre Maje-
16
stät selbst sage, daß alle die tractaten und schrifften, so zwischen Chur-
17
tryer, dem cardinal Richelieu, baron Saludie, St. Chamont und Buotti

40
Zu St. Chaumont und Bussy vgl. oben S. 46 und 74. Louis de Briançon, baron de
41
Saludie, war französischer Kommandant der Festung Ehrcnbreitstein.
vor-
18
gangen, und was er durch die seinige zu Pariß anpringen und verrichten
19
laßen, in originali beyhanden, umb desto weniger man zu zweifflen, daß
20
Ihre Kayserliche Majestät auf gefehrliche sachen und considerationes, so er
21
der churfurst practiziret, beziehen thue. Darauff Servient, offt gebe
22
man viel von sachen vor, die man in handen habe. Er konte einmal ver-
23
sichern, daß sein konig das imperium nie gesucht, wuste auch alles was
24
wegen der neutralitet mit Churtryer damaln tractiert worden. Die confoe-
25
deration belangendt, damit habe das hauß Ostereich selbst zuerst den an-
26
fang, in specie mit den Schweitzern, gemacht. I. H. G. gaben zur and-
27
wort, es seyen die Schweitzer unders reich billich mit zu rechnen, und seye,
28
wie sich selbige davon eximirt, vorhin bekhand genug. Deßgleichen seyen
29
auch von rechts wegen die Staden von Holland unders reich mitgehorig,
30
wie sich aber dieselbe in libertatem abziehen wollen, und die cron Franck-
31
reich selbst sie contra imperium et regem Hispaniae fomentiren, ja gar testis
32
coronatis iez gleich erheben thue, wisse man wol. Und wan das hauß Oster-
33
reich schon in einem oder andern mißthun solte, seye doch darumb nit
34
gesagt, daß deßwegen diesem oder jenem stand zustehe, contra constitutio-
35
nes imperii et statum mit außländischen potentaten sich zu confoederiren,
36
welches dan auch im konigreich Franckreich selbst nit gestattet wurde, wie
37
mit dem herzogen von Bullion

42
Frédéric Maurice de La Tour d’Auvergne (1606–1652), duc de Bouillon, prince de
43
Sedan, verhaftet 1642 nach Aufdeckung der Verschwörung des Saint-Mars und freige-
44
lassen gegen Verzicht auf Sedan.
zu exemplificiren, der noch iüngst wegen
38
angebener correspondentz mit Spanien, ob er schon souverain, aller seiner
39
land und leuth endsezt worden und am leben gestrafft werden wollen.

[p. 151] [scan. 201]


1
Hiervon nahme der Servient abermal einen absprung und vermeldet, biß
2
dato habe er vermaint, I. H. G. seyen von Churcollen nomine totius collegii
3
deputirt, so musten sie verspuhren, Churtryer habe seinen consensum darin
4
nit geben, konne also kein bestendiges conclusum collegiale gemacht sein
5
oder werden. I. H. G. replicirten, sie wüsten nit, was sie hierzu solten
6
sagen; verspührten auß dießen discursen, daß ihnen noch wenig ernst ad
7
rem ipsam zue schreitten, sondern alle tag newe difficulteten und aufzug
8
suchten. Und sorgten dahero, daß sie ahnstatt der verhofften proposition
9
mit solchen sachen wiederumb herfurkommen wurden, die I. H. G. sowol in
10
particulari, alß auch die mediatores offtmaln genugsamb beandworttet.
11
Weilen er aber in so weit gleichsamb ihre commission, ja den haubtpuncten
12
selbst, ob das churfürstliche collegium ergenzt seye, und ob man anietzo
13
rebus sic stantibus ohn Churtryer conclusa collegialia machen konne, in
14
disputat ziehen wolle, müsten sie nothwendig zu rettung des churfürstlichen
15
collegii authoritet, und die potestatem zur abordnung sowol Churcollens
16
alß Brandenburgs folgendes melden; daß Churmainz, Collen, Bayern,
17
Sachßen und Brandenburg nunmehr 10 gantzer jahr alle gravissima negotia
18
imperii ohn einiges difficultet tractirt, pro conclusis collegialibus im ganzen
19
reich und weldt gehallten, im reichstagsabschied, und sonsten underschied-
20
lich von gesambten stenden respective confirmirt und guttgeheischen wor-
21
den. Daß nun solche conclusa und actus man solte von den Franzosen oder
22
Schweden disputiren oder annulliren laßen, werde man ex parte imperii
23
und sonderlich des churfürstlichen collegii in ewigkeit nit zugeben, dan auf
24
solche weiß man ahn statt des friedens nichts alß eversionem totius status
25
imperii und nur dissensiones ac lites under den stenden suchen und machen
26
wurde. Darauf er Servient, es seye gleichwol schwer, daß ein Kayser
27
macht haben solle, einen churfürsten außm collegio pro libitu zu schaffen,
28
und der stim priviren, da man doch exempel habe, daß Kayser selbst privirt
29
und abgesezt worden weren. W: Der Ausschluß ist mit Zustimmung
30
aller Kurfürsten erfolgt[...] , die Absetzung König Wenzels

43
Wenzel von Luxemburg (1361–1419), deutscher König 1378, abgesetzt 1400.
ist cognita
31
causa vom churfürstlichen collegio et statibus imperii geschehen, nicht aber
32
von einem churfursten allein oder auch nach belieben eines außwendigen
33
potentaten. Servien: Es werde auf diese weiß dahin kommen, daß wan
34
ein churfurst dem Kayser sein votum nit gebe, er denselben deßhalber de
35
collegio praecludiren werde. Welches I. H. G. beandworttet, daß man
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quotidiana exempla in electionibus der churfursten, erzbischoffen und
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anderer habe, die allemal singulorum vota in electionibus nit bekhemen,
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dannoch deßhalber keine ungnad auf sie würffen, weilen ihnen ohnedaß
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mortification gnug, daß sie legitime electos auch wieder ihren willen
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erkennen und leiden müsten. [...] Seye auch von so großen monarchen und
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potentaten solcher proceß und vindicta mit raison nicht zu befahren, weiln
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es auch in ihrer macht nit stunde. Sonsten hetten sie uber diß alles

[p. 152] [scan. 202]


1
gnugsamb vernommen, was die Kayserlichen wegen exclusion Churtryer ex
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collegio durch die mediatores iüngst repliciren laßen. Warauff er, daß
3
sie gesagt, Churtryer habe den Palatinum selbst außm collegio geschafft.
4
Nun were ein große differenz zwischen beyden, zumalen der pfalzgraff in
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notoria rebellione et banno imperii declarirt und gewesen were. W:
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Man habe lediglich gesagt, daß Trier zwischen Beginn des Krieges 1618 und
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der Ächtung des Pfalzgrafen 1622 an den Beschlüssen des Kurkollegs zu sei-
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ner
Ausschließung mitgewirkt habe. Servien: Daß auch in notorietate
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facti, indeme die ganze welt von der vom pfalzgraffen angefangener
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rebellion gewust, ein großer underschied. I. H. G., hetten schon zuvor
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gemeldt, daß notorietas facti auß seinen eigenen schreiben und gegenschrei-
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ben, maßen man ex parte Caesaris vermeint, genugsamb zu nehmen. Wol-
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len es auch hier nit disputieren, weiln sie nit instruirt noch dißhalber com-
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mitirt weren. Er, Servient, seine erledigung hetten sie biß dato nit ex
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gratia, sondern iustitia et concordatis Hamburgicis begert, dan solches ein-
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mal im praeliminarvergleich endthalten. W: Nach Meinung der Ksl.
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sind in Hamburg Pässe fur die herren churfursten oder deren deputirte
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begert und erlangt, fur Churtryer aber anderst nit alß auf seine abgesandte
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ex parte Caesaris bewilliget worden. Worauf er Servient heraußgefah-
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ren, so hetten die Kayserlichen sie Franzosen betrogen, und es were also
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nit. W verweist auf den Vertrag; er habe gehört, daß der d’Avaux
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selbst gestehen müße, es seye fur den churfursten zu Tryer person niemalen
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passaportus begert, hab auch deßhalber keine commission, außer fur seine
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abgeordnete gehabt. Worauff er Servient mit alteration gemeldet, dem
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sey wie ihm wolle, es muste gleichwol liberirt sein. I. H. G., ahn seiner
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lengeren detention seye niemandts dan sie Franzosen selbst schuldig. Zuma-
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len wan von ihnen, verglichener maßen, die proposition 4. Decembris eroff-
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net, und in den tractatibus verfahren, wurde man in den 5 oder 6 monaten
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zu dem punct wegen Churtryers erledigung alberait kommen sein. Zumaln,
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wie von ihme selbst gedacht, die nachricht zue haben, wolte solches der
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Kayser nit hindern [...]. Worauf der Servient concludirt, so bald sie
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von Oßnabruck wieder zuruckkommen, hofften ehest auf den verglichenen
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tag zur proposition und der handlung selbst zu kommen.

41
33–40 Meldete – einzuefinden] am Rande: litteris inseratur.
Meldete demnegst,
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Churbayerns beichtvatter

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P. Johann Vervaux SJ (1586–1661); vgl. L. Koch II Sp. 1815ff. Zu seinen Verhand-
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lungen
in Paris vgl. K. Schweinesbein S. 185ff.
hetten sie anietzo zu Pariß, welches ein herrlichs
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ding, und viel guts veruhrsachen konne. Inmaßen sie hiervon mit I. H. G.
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und herren Churbayerischen, maßen sie deßhalber in befelch bekommen,
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bey ihrer wiederkunfft von Oßnabruck weitters reden wolten. I. H. G.
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plieben circa hoc in generalibus, mit vermelden und anerpiethung, daß ihro
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solches angenehm, auch nit underlaßen wolten, bey ihrer zurucklangung ge-
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legenheit zue machen, sich bey ihnen einzuefinden. Begerten aber sowol fur

[p. 153] [scan. 203]


1
ietzt alß auch sonst, er wie auch der d’Avaux das ienige, was sie von des
2
reichs wegen also confidenter und rund andeutteten, nicht ubel nehmen,
3
und doch glauben wolten. Gestalt sie dan alberait mit convocation der stend
4
erfahren hetten, daß sie die ihnen von selbst oder von andern gemachte
5
mainung betrogen. Servient andworttete, daß ihm sowol, alß dem de
6
Avaux I. H. G. candor und modus procedendi biß dato gar wol gefallen,
7
hetten auch vill informationes dardurch erlangt und deßhalber
8
underschiedlich nacher hoff berichtet, so daselbst sehr wol aufgenommen
9
[...].

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