Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 III 5
1645 III 5
Sonntag Morgens zeitlich ließen I. H. G. beym Volmari
Vgl. APW [ III C 2,1 S. 291f ] .
wegen des passus, den man in der replicschrift obverstandenermaßen zu
ändern sehen mochte, anpringen. Der es auff solche weiß beliebet und
sich erpotten, davon dem graffen von Naßaw gleichfalß parte zue geben.
Und movirte benebens der deputation halber eben dasjenige, was I. H. G.
zu gemuth gangen. I. H. G. liessen auch darbei andeuten, daß sowoll sie
alß Curbayerische vermainten, das beßere were, daß solche replic etwaß
kurzer und contrahiert werden mechte, dan die Franzosen alle wort uber-
legen wurden. Volmari andwortete, er wolle sehen, aber es werde sich
nit woll thuen lassen.
Nassau bei W. Da die Franzosen die Verweigerung des Exzellenztitels für
die Bayern mit dem Verhalten Nassaus begründen, ihnen die Spanier und
Contarini folgen, möge Nassau, der sich auch auf deutsch Exzellenz titulie-
ren lasse und Befehl habe, die Kurfürstlichen dem Venezianer in allem
gleich zu behandeln, wenigstens einmal etwan gegen die mediatores,
Spanisch- oder Franzosische, wo es gelegenheit, von den Churbayerischen
zue reden, gebe, des titulß ‘Excellenz’ und hernacher doch in der Teutschen
sprach des Teutschen modi sich gebrauchen. Nassau erklärt, auf die
Anfrage, ob nicht den Kurfürstlichen gleich dem Venezianer der Titel ge-
geben werden solle, sei vom Kaiser die Antwort gekommen, er sei in Deutsch-
land nicht üblich, wenn er auch seit gewisser Zeit an einigen kurfürstlichen
Höfen den ksl. Gesandten gegeben werde. Sie sollten ihn weder fordern
noch zurückweisen, keinesfalls aber den Kurfürstlichen geben und sich not-
falls auf diese Weisung beziehen. Hiernach gedachten I. H. G. der zu
papier gebrachten replic auf der Franzosen eingebene schrifft, daß eine
notturfft sein wolle, selbige zu maturiren und den mediatoribus furderlichst
einzuhendigen. Und deutteten ahn, daß sie davon vorgestern mit dem herrn
nuncio conferirt, der sich das vorhaben sonderbar gefallen laßen und mit
verlangen darauf wartte, ursach zu haben, das werck weitter zu treiben;
vermaine auch, daß diese replic in istis terminis occasio sein werde, die
Franzosen etwas ad rem zu pringen. Warauf der herr graff, ahn ihnen
solte nichts ermanglen. Sie hetten das concept, vermög Kayserlichen be-
felchs , den Spanischen communicirt, die noch heutigen vormittag zu ihnen
zu kommen beym Volmari sich angeben. Von denen erstlich diese zwey
puncten dabey movirt zue beobachten, daß die Franzosen in ihr ubergebe-
ner schrifft ihre vorige plenipotenz iustificiren, hingegen aber, daß die
Kayserliche umbgefertigt werden mußen, und dadurch fur unrichtig hiel-
ten . 2. Daß sie, die Franzosen, den Italienischen krieg pro libertate princi-
pum Italicorum gefuhrt zu haben außgeben, und dadurch der Kayser sowol
alß der konig von Spanien culpirt werden wolt. Ihnen seye aber auf das
erste begegnet, daß man von der plenipotenz zue moviren bedenckens ge-
tragen , weilen, wan man disseiz die Kayserliche hette justificiren, hingegen
die Franzosen ihre opinion manuteniren wollen, es aufs new unnottig
disputat und zeitverliehrung wurde abgeben haben. Es seye nun eine oder
die andere beschaffen [heit] richtig oder unrichtig gewesen, wie sie wolle,
hetten doch auf allerseiz guttbefinden umbgefertigt werden müßen. So seye
auch wegen des andern iezt nit zeit zu scrupuliren, weilen man pro nunc
von den Teutschen sachen allein zue reden gedenckt; suo loco et tempore
aber werde sichs, wan dergleichen bei den Italianischen sachen weitter vor-
pracht , schon finden. Ob sie nun bey heut begerter zusammenkunfft weit-
tere erinnerung oder nuewes vorbringen thun würden, stunde zue erwar-
ten . I. H. G. bedanckten sich der gethanen communication und confor-
mirten sich mit den Kayserlichen in beyden puncten; und wolten im
ubrigen gern vernehmen, ob und was die Spanische dabey ferners mochten
vorpringen. Werbung des savoyischen Vertreters. Nassau: Auch wenn
Frankreich Savoyen das gewünschte Zeremoniell zugestehe, werde Spanien
es nicht tun wollen. Saavedra sage, es seyen lautter von den churfürstlichen
erst movirt und praetendirte noviteten. Biß dato seye es gegen einige andere
nit in usu gewesen alß den Kayser, Spanien und Franckreich, ietzt woll
mans so gemein machen, und ein yeder praetendiren, sein konig werde kein
große inclination darzu haben. Worauf I. H. G. replicirt, daß die novitet
ahm Kayserlichen hoff, auch von den Spaniern mit dem Veneto gemacht
und hie von den Spaniern und von den Franzosischen introducirt worden
were. Der graff von Naßaw meldete, [was] diß des Savoyischen suchen
anlangete, wie oben gedacht, mochte man sich, wans I. H. G. und den her-
ren Churbayerischen gefellig, formaliter underreden, und vermeine er, daß
man sich daruber wol werde in etwas vergleichen konnen. W hält
wegen des ostfriesischen Anbringens reifliche Überlegung, besonders in
Hinblick auf den westfälischen Kreis, für nötig und empfiehlt dazu eben-
falls ein Konferenz [...].
Vgl. APW [ III C 2,1 S. 291f ] .
wegen des passus, den man in der replicschrift obverstandenermaßen zu
ändern sehen mochte, anpringen. Der es auff solche weiß beliebet und
sich erpotten, davon dem graffen von Naßaw gleichfalß parte zue geben.
Und movirte benebens der deputation halber eben dasjenige, was I. H. G.
zu gemuth gangen. I. H. G. liessen auch darbei andeuten, daß sowoll sie
alß Curbayerische vermainten, das beßere were, daß solche replic etwaß
kurzer und contrahiert werden mechte, dan die Franzosen alle wort uber-
legen wurden. Volmari andwortete, er wolle sehen, aber es werde sich
nit woll thuen lassen.
Nassau bei W. Da die Franzosen die Verweigerung des Exzellenztitels für
die Bayern mit dem Verhalten Nassaus begründen, ihnen die Spanier und
Contarini folgen, möge Nassau, der sich auch auf deutsch Exzellenz titulie-
ren lasse und Befehl habe, die Kurfürstlichen dem Venezianer in allem
gleich zu behandeln, wenigstens einmal etwan gegen die mediatores,
Spanisch- oder Franzosische, wo es gelegenheit, von den Churbayerischen
zue reden, gebe, des titulß ‘Excellenz’ und hernacher doch in der Teutschen
sprach des Teutschen modi sich gebrauchen. Nassau erklärt, auf die
Anfrage, ob nicht den Kurfürstlichen gleich dem Venezianer der Titel ge-
geben werden solle, sei vom Kaiser die Antwort gekommen, er sei in Deutsch-
land nicht üblich, wenn er auch seit gewisser Zeit an einigen kurfürstlichen
Höfen den ksl. Gesandten gegeben werde. Sie sollten ihn weder fordern
noch zurückweisen, keinesfalls aber den Kurfürstlichen geben und sich not-
falls auf diese Weisung beziehen. Hiernach gedachten I. H. G. der zu
papier gebrachten replic auf der Franzosen eingebene schrifft, daß eine
notturfft sein wolle, selbige zu maturiren und den mediatoribus furderlichst
einzuhendigen. Und deutteten ahn, daß sie davon vorgestern mit dem herrn
nuncio conferirt, der sich das vorhaben sonderbar gefallen laßen und mit
verlangen darauf wartte, ursach zu haben, das werck weitter zu treiben;
vermaine auch, daß diese replic in istis terminis occasio sein werde, die
Franzosen etwas ad rem zu pringen. Warauf der herr graff, ahn ihnen
solte nichts ermanglen. Sie hetten das concept, vermög Kayserlichen be-
felchs , den Spanischen communicirt, die noch heutigen vormittag zu ihnen
zu kommen beym Volmari sich angeben. Von denen erstlich diese zwey
puncten dabey movirt zue beobachten, daß die Franzosen in ihr ubergebe-
ner schrifft ihre vorige plenipotenz iustificiren, hingegen aber, daß die
Kayserliche umbgefertigt werden mußen, und dadurch fur unrichtig hiel-
ten . 2. Daß sie, die Franzosen, den Italienischen krieg pro libertate princi-
pum Italicorum gefuhrt zu haben außgeben, und dadurch der Kayser sowol
alß der konig von Spanien culpirt werden wolt. Ihnen seye aber auf das
erste begegnet, daß man von der plenipotenz zue moviren bedenckens ge-
tragen , weilen, wan man disseiz die Kayserliche hette justificiren, hingegen
die Franzosen ihre opinion manuteniren wollen, es aufs new unnottig
disputat und zeitverliehrung wurde abgeben haben. Es seye nun eine oder
die andere beschaffen [heit] richtig oder unrichtig gewesen, wie sie wolle,
hetten doch auf allerseiz guttbefinden umbgefertigt werden müßen. So seye
auch wegen des andern iezt nit zeit zu scrupuliren, weilen man pro nunc
von den Teutschen sachen allein zue reden gedenckt; suo loco et tempore
aber werde sichs, wan dergleichen bei den Italianischen sachen weitter vor-
pracht , schon finden. Ob sie nun bey heut begerter zusammenkunfft weit-
tere erinnerung oder nuewes vorbringen thun würden, stunde zue erwar-
ten . I. H. G. bedanckten sich der gethanen communication und confor-
mirten sich mit den Kayserlichen in beyden puncten; und wolten im
ubrigen gern vernehmen, ob und was die Spanische dabey ferners mochten
vorpringen. Werbung des savoyischen Vertreters. Nassau: Auch wenn
Frankreich Savoyen das gewünschte Zeremoniell zugestehe, werde Spanien
es nicht tun wollen. Saavedra sage, es seyen lautter von den churfürstlichen
erst movirt und praetendirte noviteten. Biß dato seye es gegen einige andere
nit in usu gewesen alß den Kayser, Spanien und Franckreich, ietzt woll
mans so gemein machen, und ein yeder praetendiren, sein konig werde kein
große inclination darzu haben. Worauf I. H. G. replicirt, daß die novitet
ahm Kayserlichen hoff, auch von den Spaniern mit dem Veneto gemacht
und hie von den Spaniern und von den Franzosischen introducirt worden
were. Der graff von Naßaw meldete, [was] diß des Savoyischen suchen
anlangete, wie oben gedacht, mochte man sich, wans I. H. G. und den her-
ren Churbayerischen gefellig, formaliter underreden, und vermeine er, daß
man sich daruber wol werde in etwas vergleichen konnen. W hält
wegen des ostfriesischen Anbringens reifliche Überlegung, besonders in
Hinblick auf den westfälischen Kreis, für nötig und empfiehlt dazu eben-
falls ein Konferenz [...].