Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
Mittwoch W mit Landsberg bei Nassau/Volmar
. 1. Bitte
um Meinung der Ksl. zum Empfang des portugiesischen Vertreters als Pri-
vatperson ; 2. beabsichtigter Durchmarsch brandenburgischer Truppen
durch das Stift Münster und Amt Reckenberg , wobei zue consideriren
seye, wie schon vor diesem verlautthet, daß man auf dergleichen weiß die
Kayserlichen volcker aus der graffschaft Marck dextre zu pringen, und
denselben die contribution dadurch zu beschneiden gemeind, also solcher
last abermal den ubrigen wenig craißstende wurde zugewalzet; 3. Anfrage
des Abtes von Fulda wegen Beschickung des Kongresses, da er einerseits
nicht gegen den Kaiser handeln, andererseits die Franzosen nicht durch
Nichtbeantwortung oder scharfe Ablehnung ihrer Einladung reizen will,
zumal sein Land es durch stärkere hessische Kontributionen zu entgelten
haben würde. Ksl.: 1. Seye des Portugesischen suchen gefahrlich, und
würde die audienzverstattung von den Spanischen nit zum besten aufge-
nommen werden. Dieser Portugeser habe vor dießem beym herrn nuncio
gleichfalß sich angeben und audienz begert, die ihm aber abgeschlagen, und
vermainten also, daß I. H. G. diß und andereß dabey wol zur consideriren
hetten. Das ander seye ein weit aussehend werck, zumalen auch das patent
vom churfürsten zu Brandenburg selbst nit, sondern vom Nerbrodt
under-
schrieben, und zu Cleve datirt. Und were seltzam, wan gleich der churfurst,
wie vorgeben wird, heraußkommen solt und wolt, daß er seine leibguarden
vorahnschickte. Auch da er in diesen landen, und den tractaten selbst in
persona beywohnen wolt, sey solche guardia gar zu groß und ungewohnlich,
auch dadurch einen und andern zur suspicion undt zu dergleichen anlaß
geben würde. I. H. G. setzen hinzu, daß das patent keine requisition,
sondern nur ein ordinanz, in eines und andern fursten land durchzuziehen,
noch auch einige requisitionschreiben ahn die fürsten selbst abgangen,
weniger die behorende caution super damnis, wie die reichsconstitutiones
erfordern, nit gelaistet, auch nit offerirt. Und vermainten sie Kayser-
liche dahero, daß man die durchmarche wol zue difficultiren, und solches
sowohl dem graffen von Veelen, alß der Clevischen regierung anzudeuten
hette. Und sey diß werck dahero soviel desto verdächtiger, weil man wisse,
was zwischen Churbrandenburg und den Schweden eine zeit her wegen der
neutralitet fur tractaten vorgangen, auch fur gefahrliche correspondenz in
diesen landen mit den Staden gepflogen, und noch wegen des heyrhats mit
des printzen von Uranien tochter im werck
; imgleichen wie man vor-
habens seye, sich der Gulichischen landen zu impatroniren, und Pfaltz
Newburg wieder darauß zue sezen. Ad 3. Weilen Ihre Kayserliche Majestät
sich nunmehr, wie es mit der fursten und stende erscheinung bey den trac-
taten gehalten werden mechte, erklehrt, maßen sie aniezt anzeigen wolten,
so were darauß des herren abten zu Fulda Fürstliche Gnaden leicht ein
andwort zu formiren, maßen dan auch von andern geschehen, und sie sol-
ches soviel weniger mißpillichen kondten. I. H. G. replicirten beym
ersten, daß ein große differenz zwischen dem, was der Portugesische beym
herrn nuncio anpringen und bey ihro beschehen mögen. Bei Chigi hat der
Portugiese sich zu Verhandlungen angeben wollen, W ist kein Mediator,
das Reich hat keine Differenzen mit Portugal. Und hielten auch I. H. G.,
weilen er sich selbsten fur keinen gesandten, sondern fur ein privat caval-
lier ausgebe, so sonsten vor nit geschehen, und er uberall vom gemainen
man fur einen gesandten gehalten worden, daß durch solches den Spaniern
mehrer vortheyl alß praeiuditz gebehren würde. So weren auch beyde
I. H. G. stätt Oßnabruck und Minden mit den Anseestätten wegen der traf-
ficquen alliirt, und stunde also zue besorgen, wan diß des Portugesischen
suchen ganz und allein umb der Spanischen consideration willen verwaigert
und abgeschlagen werden solt, daß darauß hernegst bemelten stätt und den
stifftern in andern occasionen einig praeiudiz oder wiederwillen zugezogen
werden dörfft. Auf welches die Kayserlichen, es weren sachen, so zu
consideriren, sie hetten allein ihre mainung gesagt, und stehe nun bey
I. H. G., was hierin zu thun vermeinen möchten. Beym zweitten repli-
cirten I. H. G., ihro und bemeltem probsten Landsperg, auch den furstlich
Münsterischen räthen seyen eben dergleichen bedencken zu gemuth gangen,
wolten nit underlaßen, hierauß mit bemelten Münsterischen sich weitter zu
underreden, und was zu thun zu endschließen. Ihres theylß hetten beraitz
von ihrer hoffjunckern einen ins ambt Reckenberg, weiln ihr gewester mar-
schalck und ambtman daselbst kurz verstorben, geschickt, solchen durch-
zug muglichst zue divertiren. Auf das dritt, weilen die herren Kayserliche
eines schreibens von Ihrer Majestät meldung gethan, so solt ihro deßen
communication sonders lieb sein. Darauf teilt Volmar ein Schreiben
mit, das den Dank des Kaisers für Ws Zusammenarbeit mit den Gesandten,
insbesondere für die Mitteilung seiner Unterredung mit den Franzosen vom
Januar, ausdrückt, sowie einen Befehl an die Gesandten in Frankfurt
wegen Deputation der Stände zu den Friedensverhandlungen
. Weiter fragt
er, ob die Geschäfte, wenn alle kurfürstlichen Gesandten hier seien, colle-
gialiter tractirt werden solten. Worauf I. H. G., daß eben dieser punct
zu Franckfurt annoch in deliberatione, und schein, daß man sich biß dato
daruber nit vereinpahren konnen, weilen Churcollen und Brandenburg sich
der anno 1636 auf sie devolvirter depution, Churmainz aber der direction
nicht begeben wolle. Und ließ sich ansehen, daß man solchen schluß, biß die
churfürstlichen gesandten ankommen anhero außstellen werd, solchen falß
I. H. G. von Churcollen speciale instruction wurden einholen müßen,
woruber sie sich dan, und was in hoc passu weitters erfolgt, auch vernehmen
laßen wolten.
Treffen Ws mit Servien vor der Stadt. Aus Paris ist die Resolution gekom-
men , daß der bayerische Gesandte wie andere eingeholt und behandelt wer-
den soll, doch möge W es bis zur Rückkehr von d’Avaux geheim hal-
ten . W: Es hätte keine andere Entscheidung fallen können in specie von
der cron Franckreich, wan sie anderst einen rechten lust zum frieden bezei-
gen, und den effectum ihrer außgelaßener invitationschreiben sehen, und
nit dadurch mehrers disgusti zu erwecken gedencken wolte. Auff wel-
ches der Servient, zue bezeigen, daß mit I. H. G. er vertrewlich reden wolt,
must er bekennen, daß ihr difficultiren in Franckreich, sonderlich gegen
Churbayern, ubel aufgenommen, auch gar ihnen deßwegen misfiltz zuge-
schrieben. Seye aber von ihnen auß vorsatz nit, sondern daher geschehen,
daß in ihrer commission gehalten, alli ambasciadori del corpo delli elettori,
denselben nemblich die ehr zu thun, welches sie deputirte vom collegio und
nit ad singulos verstanden etc. Ob nun wol I. H. G. dieses noch zur zeit
also nit zusamen reymen konnen, weiln die Franzosische gegen sie hiebevor
in discursu vermeldet, daß was ihro geschehen, sowol uti deputato alß, und
zwarn principaliter, einem solchen und alhier benachparten fursten gesche-
hen seye; auch daß sie es biß dato gar den Churbrandenburgischen, welche
doch in beyden sensibus de corpore electorali zu verstehen, difficultirt, so
haben sie doch mit dem Servient ietzt gestalten sachen nach daruber nicht
disputiren wollen. Und alß hiernach Servient fragt, wo die Churbaye-
rische sich verhielten, und ob sie bald hereinkommen wurden, haben
I. H. G. geandtworttet, sie seyen eine starcke tagraiß von hier, wartteten
auf vollige accommodation des quartiers, welches dan, wie I. H. G. verneh-
men, innerhalb wenig tagen fertig sein werd. Wobey alß I. H. G. auch ver-
meldet, daß die Churbrandenburgische ehester tagen in die nähe kommen
würden, sagte der Servient, questo è un altra cosa. Welches I. H. G. dissi-
mulirt, auf daß nit dadurch ein und anders wiederumb in zweiffl gezogen
und newe difficultet möchte gemacht werden, und zu anderer occasion, biß
ihro, wie gedacht, die Franzosische resolution formaliter zu wissen gethan,
verschoben. W versichert, daß die Ksl. allen kurfürstlichen Gesandten ent-
gegenschicken würden; dagegen sei der Exzellenztitel in Deutschland
nicht üblich, werde aber von den Deutschen den Ausländern, die ihn
wünschten, gegeben und entsprechend auch von diesen verlangt. Ser-
vien stimmt zu, es habe ein yede nation sein besondere brauch und
titul. Und alß hiernach auf I. H. G. zufragen, wan der d’Avaux wie-
der zuruckkommen wurde, er, gegen ubermorgen, damit er bey expedition
der post sein möge, geandworttet, gedachten sie, weilen die difficultet
wegen des Bodelli disseitz genzlich removirt, und nun anietzt bey den
Schwedischen bestunde, ob nit dermaln einst von ihnen die proposition wur-
de zue gewartten sein? Andworttete Servient, I. H. G. würden wissen,
ob der corper außgefolgt seye oder nit. Warauf I. H. G., daß sie davon,
noch auch, ab der Oßnabruckische dhombdechant erlaßen, nichts vernom-
men. Es würde aber der cörper ante restitutionem des dhombdechants, wie
der veldmarschalck von Geleen anbefohlen und I. H. G. ihnen andeutten
laßen, nicht gefolgt werden. Und wolten sie ihn hierbey in vertrawen nicht
pergen, daß man sich von Kayserlicher seithen, und sonderlich I. H. G.,
zum hochsten zu beklagen, daß bemelter dhombdechant gegen den prae-
liminarvergleich dergestalt angehalten, dha er alß capitular und caput
capituli und alß ein neutrale person der statt Oßnabruck per se frey und im
praeliminarvergleich eingeschlossen. Zweyttens seye erweißlich und notori,
daß er von I. H. G. suite mit deroselben hereinkommen, ihr rhat sey und
bey dießen friedenstractaten assistire, auch noch 3. I. H. G. pasport habe,
welches alles sich weit anders alß bey des Bodelli corper und sachen
befinden thutt. Dan die quaestion seye, ob er Bodelli bey lebzeitten frey
gewesen oder nit, 2. ob er von der Schwedischen suite zu halten, und dan
daß 3. die pasport vom Ochsenstern ganz general, ungewohnlich und un-
gültig gewesen. Wan man nun disseitz intentionirt, wie sie jenerseitz, hette
man billicher ursach, deßhalber rumor zu machen, und überall, wie ihres
theylß offentlich gegen die parola und praeliminarvergleich handleten,
propaliren, daß man dahero diserseitz nit mehr tractiren, ja, wie sie new-
lich, alß von dem aufgefangenen Cathalonier ihnen die unbegründte zeit-
tung zukommen, sich verlautten laßen, das werck gar zerschlagen und
davon ziehen wolt. I. H. G. hetten pro mera discretione dergleichen nichts,
weder den Kayser- noch Spanischen ahn hand geben, noch auch anderwerz
sich beschweren wollen, sagtens ihme allein, daß er desto mehrers zue
sehen, wie dißcretlich man disseitz verfahre und keine remoras et fucos
suchen, sondern das gemeine wesen und desiderirten frieden aufsichtig zu
befurdern intendiren thue. Solte aber der dhombdechant wieder verhoffen
lenger aufgehalten werden, wurden sie nit zu verdencken sein, gehoriger
orth davon anzupringen und solches gebuhrender maßen zu resentiren.
Darauß dan nichts alß weitterung endstehen werde, zumalen der von
Geleen, alß ihm hiervon vorkommen, expresse gemeltet, daß auf eben
solche weiß auch andere nit frey sein würden, und man die revange täg-
lich haben könde. Worauf der Servient, er muste bekennen, daß ein
große differenz zwischen des Bodelli und bemelten dhombdechantens arrest
sey; daß auch er, der dhombdechant, von I. H. G. suiten, hab er alhier
selbst gesehen, und lobte dabey I. H. G. discretion und gute intention zur
einigkeit. Wolte auch nit underlaßen, ahn den Ochsenstern hiervon
alßbalden zu berichten, und, daß er sich der raison bequehme, und zur
weitlauffigkeit nit ursach geben möcht, zu erinnern, da auch solches nit
verfangen solt, mit seinen collega beym wiederzuruckkommen weitters
darauß zu reden. Alß I. H. G. folgend vermeld, es stehe aber zu
beforchten, wan gleich diese difficultet superirt, daß man alßdan doch
ihrerseits wieder was newes auf die bahn pro remora, zeit zu gewinnen,
herfurpringen werde. Andworttete er, die hand ahn die brust
schlagendt, nein, sondern daß man, wan sein collega wieder zuruckgelangt,
ein anderß cum satisfactione spuhren werde. Ihm komme aber selzam vor,
daß die mediatores, so sonst keine stund verlohren, und ihren eiffer in
allem uberflussig mercken laßen, anietzt nach allerseiz empfangener pleni-
potentien mit deren extradition so lang cunctirten, es müste ein oder ander
plenipotenz nit richtig, undt solches ahn dieser verweilung ursach sein.
I. H. G. sagten darauf daß ihro unbewust, warumb mit der außlifferung
werde zuruckgehalten, vermuttheten aber wegen abwesenheit des conte
d’Avaux. Warauff Servient, er vernehm weitleuffig, daß die mediato-
res die heraußgebung nit, alß mit angehenckten conditionen, thun wol-
ten. I. H. G., sie wüsten hiervon nichts, kondtens ihr auch nit vorsehen
laßen. Da es aber gleich sein solt, ob ihm solch anmutthen undienlich oder
unmuglich, oder contra rationem zue sein bedunckte. Er continuirt, daß
sie von Pariß nachricht hetten, alß wan die Spanische plenipotenz geän-
dert. Hierauf I. H. G., sie hetten von underschiedlichen orthen her, daß
quoad personas mutationes geschehen, und ahn statt des verstorbenen
Zapata
, Don Castel Rodrigo, der vom guberno zu Brüssel nit absein konne,
und Don Francisco di Melos, welcher nacher Spanien gefordert, drey
andere benendt worden, so aber proprie fur kein substantial änderung zue
halten, oder einige difficultet oder remoram causiren kondt; so wenig Ihrer
Kayserlichen Majestät und konigin in Franckreich auch selbst benommen
gewesen, den iezt hier gegenwertigen mehrere zue adiungiren, oder auch
ganze newe zue benennen und die vorige zue revociren. Er sagt, daß
solches also, und movire es diß dubium gar nit, und konne auch dergleichen
veränderung kein bedencken pringen. Ob auch gleich von denen, so depu-
tirt, der duca de Medina sobald nicht hier sein werd, so befinde sich doch
hingegen der ander cavallier auf der raiß, und konten die anwesende
plenipotentiarii, gleich auch sie in abwesen des Longeville, sonder deßen
fortfahren; habe aber aus Pariß adviso, daß noch andere mutationes vor-
gangen sein sollen. I. H. G., die Kayserliche hetten sie assecurirt, daß in
der ihriger nit ein einziges jota außgelaßen oder geändert, sondern dem ver-
gleich allerdings gemeß. Worauf er, die ihrige deßgleichen. I. H. G.
fragten, ob er dan vermain, daß bey der Spanischen veränderung gesche-
hen, und ob solchen falß, wan ahn der außfertigung was zu scrupuliren
oder disputieren sein solt, die tractatus wieder auf ihrer seiten de novo
wolte verschoben, und wie es scheint, dadurch abermal zeit zu gewinnen
gesucht werden. Er andworttete von nein. I. H. G., wan die
Kayserliche und Franzosische richtig, warumb sie nit auch, gleich schon vor
etlichen monaten der Kayser und das reich in reichssachen gethan, propo-
niren und die Teutsche sachen vornehmen wolten. Interim mochten sie mit
den Spanischen uber die plenipotentz wegen der mit Spanien in Italia,
Portugal, Cathalonia und andern orthen außer des reichs habender diffe-
rentien, handlen, und selbige tractatus, biß sie dem vergleich gemeß bey-
pracht, verschieben. Auff welches der Servient, diese mainung werd es
auch bey ihnen haben, ruhe nur iezo alles ahn des d’Avaux wiederkunfft,
alßdan zu den sachen wurcklich geschritten werden kundt. Und hoffe er, es
solle sich mit den Teutschen sachen gar in kurzem und zwar zu gutem end
und einigkeit schicken, zumaln das odium zwischen den Teutsch- und Fran-
zosischen nationen bey weittem nit, alß zwischen Spanien und Franckreich
were. Nur daß sie gar wol wusten, wie die Spanier sich des Kaysers und
reichs macht und nahmen zu ihrem interesse so vorthelhafftig bediehnten,
maßen mit dem Mantuanischen weesen geschehen, darauß dieser krieg in
Teutschland tails endstanden sey. Deme nun inskunfftig vor- und auß dem
labyrinth zu kommen, sey das beste mittel der stende anwesenheit gehalten,
weiln bekand, daß ahn iezigem Kayserlichen hoff die consilia nit allein
durch Spanische ministos getrieben, sondern gar durch mit geld corrumpirte
Teutsche und pentzionarien effectuirt, deßwegen sich die Franzosen sowol
alß das reich hetten vorzusehen. Auf das wegen der stende comparition
replicirten I. H. G., daß mit augen genug zu sehen, daß die stende vieler
ursachen wegen nit, oder doch so bald nit, aber alle gar nit kommen wur-
den; ob dan deßhalber mit den tractaten nit zu verfahren? Andwort-
tete er abermal nein, nur daß ex parte des reichs die assecuration haben
musten. Darauf I. H. G., man habe sich deßwegen nichts irren zu
laßen, zumaln von Kayserlicher Majestät der assecuration halber schon
offtmal erpiethens geschehen. Und were die deputation zu Franckfurt in
der nähe, von dern, weiln sie das ganze reich repraesentirt, anhero abgeord-
net; da mans auch nottig erachtet, dieser punctus ahn die vollige deputation
gebracht werden kondt, wodurch die zeit viel mehrers gewonnen, alß der-
gestalt auf der stende particularankunfft vergeblich zu wartten. Alß
hierauff der Servient sagt, daß der Kayser nur die, so ihm affectionirt und
von ihme dependirn, deputieren tate, replicirten I. H. G., sie sehen, daß er
hierinnen ubel informirt, und ungleiche impressiones bekommen. Er solte
sich zuruck erinnern, was fur erleutterung sie ihme und dem d’Avaux
hierin vor diesem geben, daß nemblich die deputation der reichsstende vor
100 und mehr jahren auff gewisse stiffter, fürstliche häuser und reichsstätte
verglichen, welche weder der Kayser noch yemandts, außer einem reichs-
tag, ändern, mehrere deputirn, oder andere anordnen konne ; und solches
ex libertate, so Teutschland habe, die sie zuversichtlich nit würden zu än-
dern gedencken. Darauf andworttete Servient allein, ihr intention gehe
dahin, des Romischen reichs libertet zu conserviren. Diesem nach ge-
dachten I. H. G. der von Pariß auß so starck verlautthender kriegßprae-
paratorien in Franckreich, und daß darauß nit zu zweifflen, sie wurden
noch kunfftig die tractaten darumb aufziehen, und nur eventus belli er-
wartten. Ob aber dadurch libertas Germanica und die catholische religion
werde erhalten, müste man den effectum, und wie es Gott mit dem glueck
schicken wolt, erwartten. Hierauf wolte I. H. G. er, Servient, assecu-
riren, daß solche praeparatoria principaliter nit, sondern das wenigste
gegen Teutschland gemacht wurden. Wie aber die sachen in Italia nit recht
gingen, in Cathalonia und Spanien sich auch zimblich geändert, und da-
durch daß der konig in Hispania selbst zur armada sich begeben wolle,
consequenter die underthanen in der praesenz mehrer zu sterckung der ar-
mada, ja selbst zu fechten permoviren werde, also müsten auch dorthin die
meiste macht und mittel destinirt werden [...].
um Meinung der Ksl. zum Empfang des portugiesischen Vertreters als Pri-
vatperson ; 2. beabsichtigter Durchmarsch brandenburgischer Truppen
durch das Stift Münster und Amt Reckenberg , wobei zue consideriren
seye, wie schon vor diesem verlautthet, daß man auf dergleichen weiß die
Kayserlichen volcker aus der graffschaft Marck dextre zu pringen, und
denselben die contribution dadurch zu beschneiden gemeind, also solcher
last abermal den ubrigen wenig craißstende wurde zugewalzet; 3. Anfrage
des Abtes von Fulda wegen Beschickung des Kongresses, da er einerseits
nicht gegen den Kaiser handeln, andererseits die Franzosen nicht durch
Nichtbeantwortung oder scharfe Ablehnung ihrer Einladung reizen will,
zumal sein Land es durch stärkere hessische Kontributionen zu entgelten
haben würde. Ksl.: 1. Seye des Portugesischen suchen gefahrlich, und
würde die audienzverstattung von den Spanischen nit zum besten aufge-
nommen werden. Dieser Portugeser habe vor dießem beym herrn nuncio
gleichfalß sich angeben und audienz begert, die ihm aber abgeschlagen, und
vermainten also, daß I. H. G. diß und andereß dabey wol zur consideriren
hetten. Das ander seye ein weit aussehend werck, zumalen auch das patent
vom churfürsten zu Brandenburg selbst nit, sondern vom Nerbrodt
schrieben, und zu Cleve datirt. Und were seltzam, wan gleich der churfurst,
wie vorgeben wird, heraußkommen solt und wolt, daß er seine leibguarden
vorahnschickte. Auch da er in diesen landen, und den tractaten selbst in
persona beywohnen wolt, sey solche guardia gar zu groß und ungewohnlich,
auch dadurch einen und andern zur suspicion undt zu dergleichen anlaß
geben würde. I. H. G. setzen hinzu, daß das patent keine requisition,
sondern nur ein ordinanz, in eines und andern fursten land durchzuziehen,
noch auch einige requisitionschreiben ahn die fürsten selbst abgangen,
weniger die behorende caution super damnis, wie die reichsconstitutiones
erfordern, nit gelaistet, auch nit offerirt. Und vermainten sie Kayser-
liche dahero, daß man die durchmarche wol zue difficultiren, und solches
sowohl dem graffen von Veelen, alß der Clevischen regierung anzudeuten
hette. Und sey diß werck dahero soviel desto verdächtiger, weil man wisse,
was zwischen Churbrandenburg und den Schweden eine zeit her wegen der
neutralitet fur tractaten vorgangen, auch fur gefahrliche correspondenz in
diesen landen mit den Staden gepflogen, und noch wegen des heyrhats mit
des printzen von Uranien tochter im werck
habens seye, sich der Gulichischen landen zu impatroniren, und Pfaltz
Newburg wieder darauß zue sezen. Ad 3. Weilen Ihre Kayserliche Majestät
sich nunmehr, wie es mit der fursten und stende erscheinung bey den trac-
taten gehalten werden mechte, erklehrt, maßen sie aniezt anzeigen wolten,
so were darauß des herren abten zu Fulda Fürstliche Gnaden leicht ein
andwort zu formiren, maßen dan auch von andern geschehen, und sie sol-
ches soviel weniger mißpillichen kondten. I. H. G. replicirten beym
ersten, daß ein große differenz zwischen dem, was der Portugesische beym
herrn nuncio anpringen und bey ihro beschehen mögen. Bei Chigi hat der
Portugiese sich zu Verhandlungen angeben wollen, W ist kein Mediator,
das Reich hat keine Differenzen mit Portugal. Und hielten auch I. H. G.,
weilen er sich selbsten fur keinen gesandten, sondern fur ein privat caval-
lier ausgebe, so sonsten vor nit geschehen, und er uberall vom gemainen
man fur einen gesandten gehalten worden, daß durch solches den Spaniern
mehrer vortheyl alß praeiuditz gebehren würde. So weren auch beyde
I. H. G. stätt Oßnabruck und Minden mit den Anseestätten wegen der traf-
ficquen alliirt, und stunde also zue besorgen, wan diß des Portugesischen
suchen ganz und allein umb der Spanischen consideration willen verwaigert
und abgeschlagen werden solt, daß darauß hernegst bemelten stätt und den
stifftern in andern occasionen einig praeiudiz oder wiederwillen zugezogen
werden dörfft. Auf welches die Kayserlichen, es weren sachen, so zu
consideriren, sie hetten allein ihre mainung gesagt, und stehe nun bey
I. H. G., was hierin zu thun vermeinen möchten. Beym zweitten repli-
cirten I. H. G., ihro und bemeltem probsten Landsperg, auch den furstlich
Münsterischen räthen seyen eben dergleichen bedencken zu gemuth gangen,
wolten nit underlaßen, hierauß mit bemelten Münsterischen sich weitter zu
underreden, und was zu thun zu endschließen. Ihres theylß hetten beraitz
von ihrer hoffjunckern einen ins ambt Reckenberg, weiln ihr gewester mar-
schalck und ambtman daselbst kurz verstorben, geschickt, solchen durch-
zug muglichst zue divertiren. Auf das dritt, weilen die herren Kayserliche
eines schreibens von Ihrer Majestät meldung gethan, so solt ihro deßen
communication sonders lieb sein. Darauf teilt Volmar ein Schreiben
mit, das den Dank des Kaisers für Ws Zusammenarbeit mit den Gesandten,
insbesondere für die Mitteilung seiner Unterredung mit den Franzosen vom
Januar, ausdrückt, sowie einen Befehl an die Gesandten in Frankfurt
wegen Deputation der Stände zu den Friedensverhandlungen
er, ob die Geschäfte, wenn alle kurfürstlichen Gesandten hier seien, colle-
gialiter tractirt werden solten. Worauf I. H. G., daß eben dieser punct
zu Franckfurt annoch in deliberatione, und schein, daß man sich biß dato
daruber nit vereinpahren konnen, weilen Churcollen und Brandenburg sich
der anno 1636 auf sie devolvirter depution, Churmainz aber der direction
nicht begeben wolle. Und ließ sich ansehen, daß man solchen schluß, biß die
churfürstlichen gesandten ankommen anhero außstellen werd, solchen falß
I. H. G. von Churcollen speciale instruction wurden einholen müßen,
woruber sie sich dan, und was in hoc passu weitters erfolgt, auch vernehmen
laßen wolten.
Treffen Ws mit Servien vor der Stadt. Aus Paris ist die Resolution gekom-
men , daß der bayerische Gesandte wie andere eingeholt und behandelt wer-
den soll, doch möge W es bis zur Rückkehr von d’Avaux geheim hal-
ten . W: Es hätte keine andere Entscheidung fallen können in specie von
der cron Franckreich, wan sie anderst einen rechten lust zum frieden bezei-
gen, und den effectum ihrer außgelaßener invitationschreiben sehen, und
nit dadurch mehrers disgusti zu erwecken gedencken wolte. Auff wel-
ches der Servient, zue bezeigen, daß mit I. H. G. er vertrewlich reden wolt,
must er bekennen, daß ihr difficultiren in Franckreich, sonderlich gegen
Churbayern, ubel aufgenommen, auch gar ihnen deßwegen misfiltz zuge-
schrieben. Seye aber von ihnen auß vorsatz nit, sondern daher geschehen,
daß in ihrer commission gehalten, alli ambasciadori del corpo delli elettori,
denselben nemblich die ehr zu thun, welches sie deputirte vom collegio und
nit ad singulos verstanden etc. Ob nun wol I. H. G. dieses noch zur zeit
also nit zusamen reymen konnen, weiln die Franzosische gegen sie hiebevor
in discursu vermeldet, daß was ihro geschehen, sowol uti deputato alß, und
zwarn principaliter, einem solchen und alhier benachparten fursten gesche-
hen seye; auch daß sie es biß dato gar den Churbrandenburgischen, welche
doch in beyden sensibus de corpore electorali zu verstehen, difficultirt, so
haben sie doch mit dem Servient ietzt gestalten sachen nach daruber nicht
disputiren wollen. Und alß hiernach Servient fragt, wo die Churbaye-
rische sich verhielten, und ob sie bald hereinkommen wurden, haben
I. H. G. geandtworttet, sie seyen eine starcke tagraiß von hier, wartteten
auf vollige accommodation des quartiers, welches dan, wie I. H. G. verneh-
men, innerhalb wenig tagen fertig sein werd. Wobey alß I. H. G. auch ver-
meldet, daß die Churbrandenburgische ehester tagen in die nähe kommen
würden, sagte der Servient, questo è un altra cosa. Welches I. H. G. dissi-
mulirt, auf daß nit dadurch ein und anders wiederumb in zweiffl gezogen
und newe difficultet möchte gemacht werden, und zu anderer occasion, biß
ihro, wie gedacht, die Franzosische resolution formaliter zu wissen gethan,
verschoben. W versichert, daß die Ksl. allen kurfürstlichen Gesandten ent-
gegenschicken würden; dagegen sei der Exzellenztitel in Deutschland
nicht üblich, werde aber von den Deutschen den Ausländern, die ihn
wünschten, gegeben und entsprechend auch von diesen verlangt. Ser-
vien stimmt zu, es habe ein yede nation sein besondere brauch und
titul. Und alß hiernach auf I. H. G. zufragen, wan der d’Avaux wie-
der zuruckkommen wurde, er, gegen ubermorgen, damit er bey expedition
der post sein möge, geandworttet, gedachten sie, weilen die difficultet
wegen des Bodelli disseitz genzlich removirt, und nun anietzt bey den
Schwedischen bestunde, ob nit dermaln einst von ihnen die proposition wur-
de zue gewartten sein? Andworttete Servient, I. H. G. würden wissen,
ob der corper außgefolgt seye oder nit. Warauf I. H. G., daß sie davon,
noch auch, ab der Oßnabruckische dhombdechant erlaßen, nichts vernom-
men. Es würde aber der cörper ante restitutionem des dhombdechants, wie
der veldmarschalck von Geleen anbefohlen und I. H. G. ihnen andeutten
laßen, nicht gefolgt werden. Und wolten sie ihn hierbey in vertrawen nicht
pergen, daß man sich von Kayserlicher seithen, und sonderlich I. H. G.,
zum hochsten zu beklagen, daß bemelter dhombdechant gegen den prae-
liminarvergleich dergestalt angehalten, dha er alß capitular und caput
capituli und alß ein neutrale person der statt Oßnabruck per se frey und im
praeliminarvergleich eingeschlossen. Zweyttens seye erweißlich und notori,
daß er von I. H. G. suite mit deroselben hereinkommen, ihr rhat sey und
bey dießen friedenstractaten assistire, auch noch 3. I. H. G. pasport habe,
welches alles sich weit anders alß bey des Bodelli corper und sachen
befinden thutt. Dan die quaestion seye, ob er Bodelli bey lebzeitten frey
gewesen oder nit, 2. ob er von der Schwedischen suite zu halten, und dan
daß 3. die pasport vom Ochsenstern ganz general, ungewohnlich und un-
gültig gewesen. Wan man nun disseitz intentionirt, wie sie jenerseitz, hette
man billicher ursach, deßhalber rumor zu machen, und überall, wie ihres
theylß offentlich gegen die parola und praeliminarvergleich handleten,
propaliren, daß man dahero diserseitz nit mehr tractiren, ja, wie sie new-
lich, alß von dem aufgefangenen Cathalonier ihnen die unbegründte zeit-
tung zukommen, sich verlautten laßen, das werck gar zerschlagen und
davon ziehen wolt. I. H. G. hetten pro mera discretione dergleichen nichts,
weder den Kayser- noch Spanischen ahn hand geben, noch auch anderwerz
sich beschweren wollen, sagtens ihme allein, daß er desto mehrers zue
sehen, wie dißcretlich man disseitz verfahre und keine remoras et fucos
suchen, sondern das gemeine wesen und desiderirten frieden aufsichtig zu
befurdern intendiren thue. Solte aber der dhombdechant wieder verhoffen
lenger aufgehalten werden, wurden sie nit zu verdencken sein, gehoriger
orth davon anzupringen und solches gebuhrender maßen zu resentiren.
Darauß dan nichts alß weitterung endstehen werde, zumalen der von
Geleen, alß ihm hiervon vorkommen, expresse gemeltet, daß auf eben
solche weiß auch andere nit frey sein würden, und man die revange täg-
lich haben könde. Worauf der Servient, er muste bekennen, daß ein
große differenz zwischen des Bodelli und bemelten dhombdechantens arrest
sey; daß auch er, der dhombdechant, von I. H. G. suiten, hab er alhier
selbst gesehen, und lobte dabey I. H. G. discretion und gute intention zur
einigkeit. Wolte auch nit underlaßen, ahn den Ochsenstern hiervon
alßbalden zu berichten, und, daß er sich der raison bequehme, und zur
weitlauffigkeit nit ursach geben möcht, zu erinnern, da auch solches nit
verfangen solt, mit seinen collega beym wiederzuruckkommen weitters
darauß zu reden. Alß I. H. G. folgend vermeld, es stehe aber zu
beforchten, wan gleich diese difficultet superirt, daß man alßdan doch
ihrerseits wieder was newes auf die bahn pro remora, zeit zu gewinnen,
herfurpringen werde. Andworttete er, die hand ahn die brust
schlagendt, nein, sondern daß man, wan sein collega wieder zuruckgelangt,
ein anderß cum satisfactione spuhren werde. Ihm komme aber selzam vor,
daß die mediatores, so sonst keine stund verlohren, und ihren eiffer in
allem uberflussig mercken laßen, anietzt nach allerseiz empfangener pleni-
potentien mit deren extradition so lang cunctirten, es müste ein oder ander
plenipotenz nit richtig, undt solches ahn dieser verweilung ursach sein.
I. H. G. sagten darauf daß ihro unbewust, warumb mit der außlifferung
werde zuruckgehalten, vermuttheten aber wegen abwesenheit des conte
d’Avaux. Warauff Servient, er vernehm weitleuffig, daß die mediato-
res die heraußgebung nit, alß mit angehenckten conditionen, thun wol-
ten. I. H. G., sie wüsten hiervon nichts, kondtens ihr auch nit vorsehen
laßen. Da es aber gleich sein solt, ob ihm solch anmutthen undienlich oder
unmuglich, oder contra rationem zue sein bedunckte. Er continuirt, daß
sie von Pariß nachricht hetten, alß wan die Spanische plenipotenz geän-
dert. Hierauf I. H. G., sie hetten von underschiedlichen orthen her, daß
quoad personas mutationes geschehen, und ahn statt des verstorbenen
Zapata
und Don Francisco di Melos, welcher nacher Spanien gefordert, drey
andere benendt worden, so aber proprie fur kein substantial änderung zue
halten, oder einige difficultet oder remoram causiren kondt; so wenig Ihrer
Kayserlichen Majestät und konigin in Franckreich auch selbst benommen
gewesen, den iezt hier gegenwertigen mehrere zue adiungiren, oder auch
ganze newe zue benennen und die vorige zue revociren. Er sagt, daß
solches also, und movire es diß dubium gar nit, und konne auch dergleichen
veränderung kein bedencken pringen. Ob auch gleich von denen, so depu-
tirt, der duca de Medina sobald nicht hier sein werd, so befinde sich doch
hingegen der ander cavallier auf der raiß, und konten die anwesende
plenipotentiarii, gleich auch sie in abwesen des Longeville, sonder deßen
fortfahren; habe aber aus Pariß adviso, daß noch andere mutationes vor-
gangen sein sollen. I. H. G., die Kayserliche hetten sie assecurirt, daß in
der ihriger nit ein einziges jota außgelaßen oder geändert, sondern dem ver-
gleich allerdings gemeß. Worauf er, die ihrige deßgleichen. I. H. G.
fragten, ob er dan vermain, daß bey der Spanischen veränderung gesche-
hen, und ob solchen falß, wan ahn der außfertigung was zu scrupuliren
oder disputieren sein solt, die tractatus wieder auf ihrer seiten de novo
wolte verschoben, und wie es scheint, dadurch abermal zeit zu gewinnen
gesucht werden. Er andworttete von nein. I. H. G., wan die
Kayserliche und Franzosische richtig, warumb sie nit auch, gleich schon vor
etlichen monaten der Kayser und das reich in reichssachen gethan, propo-
niren und die Teutsche sachen vornehmen wolten. Interim mochten sie mit
den Spanischen uber die plenipotentz wegen der mit Spanien in Italia,
Portugal, Cathalonia und andern orthen außer des reichs habender diffe-
rentien, handlen, und selbige tractatus, biß sie dem vergleich gemeß bey-
pracht, verschieben. Auff welches der Servient, diese mainung werd es
auch bey ihnen haben, ruhe nur iezo alles ahn des d’Avaux wiederkunfft,
alßdan zu den sachen wurcklich geschritten werden kundt. Und hoffe er, es
solle sich mit den Teutschen sachen gar in kurzem und zwar zu gutem end
und einigkeit schicken, zumaln das odium zwischen den Teutsch- und Fran-
zosischen nationen bey weittem nit, alß zwischen Spanien und Franckreich
were. Nur daß sie gar wol wusten, wie die Spanier sich des Kaysers und
reichs macht und nahmen zu ihrem interesse so vorthelhafftig bediehnten,
maßen mit dem Mantuanischen weesen geschehen, darauß dieser krieg in
Teutschland tails endstanden sey. Deme nun inskunfftig vor- und auß dem
labyrinth zu kommen, sey das beste mittel der stende anwesenheit gehalten,
weiln bekand, daß ahn iezigem Kayserlichen hoff die consilia nit allein
durch Spanische ministos getrieben, sondern gar durch mit geld corrumpirte
Teutsche und pentzionarien effectuirt, deßwegen sich die Franzosen sowol
alß das reich hetten vorzusehen. Auf das wegen der stende comparition
replicirten I. H. G., daß mit augen genug zu sehen, daß die stende vieler
ursachen wegen nit, oder doch so bald nit, aber alle gar nit kommen wur-
den; ob dan deßhalber mit den tractaten nit zu verfahren? Andwort-
tete er abermal nein, nur daß ex parte des reichs die assecuration haben
musten. Darauf I. H. G., man habe sich deßwegen nichts irren zu
laßen, zumaln von Kayserlicher Majestät der assecuration halber schon
offtmal erpiethens geschehen. Und were die deputation zu Franckfurt in
der nähe, von dern, weiln sie das ganze reich repraesentirt, anhero abgeord-
net; da mans auch nottig erachtet, dieser punctus ahn die vollige deputation
gebracht werden kondt, wodurch die zeit viel mehrers gewonnen, alß der-
gestalt auf der stende particularankunfft vergeblich zu wartten. Alß
hierauff der Servient sagt, daß der Kayser nur die, so ihm affectionirt und
von ihme dependirn, deputieren tate, replicirten I. H. G., sie sehen, daß er
hierinnen ubel informirt, und ungleiche impressiones bekommen. Er solte
sich zuruck erinnern, was fur erleutterung sie ihme und dem d’Avaux
hierin vor diesem geben, daß nemblich die deputation der reichsstende vor
100 und mehr jahren auff gewisse stiffter, fürstliche häuser und reichsstätte
verglichen, welche weder der Kayser noch yemandts, außer einem reichs-
tag, ändern, mehrere deputirn, oder andere anordnen konne ; und solches
ex libertate, so Teutschland habe, die sie zuversichtlich nit würden zu än-
dern gedencken. Darauf andworttete Servient allein, ihr intention gehe
dahin, des Romischen reichs libertet zu conserviren. Diesem nach ge-
dachten I. H. G. der von Pariß auß so starck verlautthender kriegßprae-
paratorien in Franckreich, und daß darauß nit zu zweifflen, sie wurden
noch kunfftig die tractaten darumb aufziehen, und nur eventus belli er-
wartten. Ob aber dadurch libertas Germanica und die catholische religion
werde erhalten, müste man den effectum, und wie es Gott mit dem glueck
schicken wolt, erwartten. Hierauf wolte I. H. G. er, Servient, assecu-
riren, daß solche praeparatoria principaliter nit, sondern das wenigste
gegen Teutschland gemacht wurden. Wie aber die sachen in Italia nit recht
gingen, in Cathalonia und Spanien sich auch zimblich geändert, und da-
durch daß der konig in Hispania selbst zur armada sich begeben wolle,
consequenter die underthanen in der praesenz mehrer zu sterckung der ar-
mada, ja selbst zu fechten permoviren werde, also müsten auch dorthin die
meiste macht und mittel destinirt werden [...].