Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
Donnerstag Der bayerische Kanzlist Mendel
bei W: Von
den Gesandten
will Haslang in Steinfurt warten, Krebs sich in Münster
mit W besprechen. W: Wegen der neuen Schwierigkeiten wäre Haslang
besser in Bilstein
geblieben und Krebs unmittelbar von Köln aus zu ihm
gekommen [...]. Schreiben an die bayerischen Gesandten.
W und Kölner Räte bei Nassau/Volmar . Da Kurköln die Beschickung des
von Neuburg ausgeschriebenen Kreistages abgelehnt hat, werden allen-
falls einige geringere Stände erscheinen. Die Deputation des fränkischen
Kreises wird sich wohl bis zum Abschluß des vom Kaiser wegen der
Quartierfrage ausgeschriebenen Kreistages verzögern. Mitteilung eines
Schreibens Geleens wegen der Leiche des portugiesischen Vertreters.
Ankunft Mendels, bevorstehender Einzug der Bayern. Nachdem nun diß
eine formalis legatio von so vornehmen reichs chur- und fürsten, so werde
auch die einholung pillich sollemniter geschehen müßen. Ahn willfahriger
des hern nuncii sowol alß ihr der hern Kayserlichen bezeig- und erklehrung
zweiffelten sie ganz nit; wie es aber die Spanisch-, Franzosisch- und der
Venedische werde halten wollen, wüsten sie nit. Kondten aber in vertrawen
unangedeutt nit laßen, wie sie von sicherer person, die es selbsten gehort,
nit ohne sonderbares befrembden vernommen, waßgestalt die Spanische
plenipotentiarii die guttschen endgegenzuschicken und sowol den Chur-
bayer- alß Brandenburgische mit den titulo Excellenz zu verehren, be-
denckens haben solten. Soviel das erste anlangete, muste man daselb wegen
ihrer mit den Franzosen habenden differenz und strittigkeit, sonderlich
weilen sie die schwächste alhier, und in ihrem vornehmen mit macht und
authoritet nit manuteniren konten, ahn sein ort gestelt sein laßen. Das
ander aber wusten sie zuemal nit, mit was fugen die Spanier das praedica-
tum solten difficultiren oder verwaigern konnen. Wodurch dan, wie es
schier scheinen wolle, auch die Franzosen anlaß bekommen dörfften, des-
gleichen zu thun, und denselben sonderlich von dem Venetianischen, wegen
deren mit den herrn churfursten habenden praecedenzstrittigkeit , solches
in die ohren gehangen werden möcht [...]. Die Ksl. bezweifeln, daß
auf das Neuburger Ausschreiben hin jemand zum westfälischen Kreistag
erscheinen werde, und gedachte der herr graff von Naßaw dabey in
specie, daß er seinem bevollmächtigten, den er zu dergleichen tägen
zu gebrauchen pflegte, alberait, nit biß zue weitterer verordnung zu com-
pariren, befelcht, deßgleichen auch der graff von Dillenburg
gethan hette,
daß also aller vermutthung nach auß diesem werck nichts werden würde.
Beym andern punct, nemblich des Franckischen craißes beruffung nacher
Bamberg, vermeldete herr Volmari, daß er gleichfalß von Franckfurt auß
die nachricht habe, alß wan selbigen craißes deputation anhero sich in etwa
wieder stecken und verlengern solte, auch von dem Veneto newlich vernom-
men, daß die Franzosen eben dergleichen advisi hetten und dahero wol
sehen, daß sie auff der stende erscheinung alhier umbsonst wartteten. Drit-
tens des veldmarschalcken graffen von Geleens schreiben und erklehrung
betreffend vermeindten, daß er absolute ordre ertheylen solte, den corpör
des Bodelli sampt allen beygewesten sachen außfolgen zu laßen, und solches
zwar nit von rechts wegen, sondern auß courthesia, sonderlich, da die
mediatores solches in istis terminis noch erst gestern so starck und embsig
begert hetten, weilen sonst die Franzosen und Schweden dannenhero anlaß
nehmen dörfften, mit der proposition ad pacem und den tractaten noch
lenger ahn sich zu halten. Mit welcher mainung I. H. G. sich allerdings
verglichen und ihrestheyls solchergestalt ahn den veldmarschalcken von
Geleen zu schreiben sich erpotten. Mit vermelden, daß consideratis conside-
randis nit unthunlich were, wan von den Kayserlichen zu Oßnabruck ahn
ihn von Geleen deßgleichen geschehe, welches allerseiz fur gar billich und
rhatsamb befunden worden. Wegen desjenigen, 4., so sie anietzt der
churfürstlichen gesandten tractaments halber vernehmen, müsten sie sich
sonderlich der Franzosen halber hochstens verwundern, da dieselbe doch ye
und alle weg, der chur- und fürsten libertet und dignitet zu erhalten, so
groß im mund fuhreten, sie so offt anhero beruffen, und nun dergestalt ihre
abgeordnete zu tractiren und ihnen leges zu praescribiren understünden.
Sie, Kayserliche, blieben der intention, daß sie den Churbayerischen und
Brandenburgischen deputirten, auch andern churfürstlichen, wan sie formal
gesandten, die gutschen endgegenschicken und in allem ubrigen tractament
dem Kayserlichen befelch nachkommen wolten. Sonsten habe der herr
nuncius zue ihme graffen geschickt und in vertrawen avisirt zu sein begert,
wan die Churbayerischen werden ankommen, welches er auch zu thun ver-
tröstet, dabey auch bedeuttet, daß sie Kayserliche gegen die churfürstlichen
mit hinausschickung der gutschen und sonsten ihre schuldigkeit verrichten
würden. Von den Spaniern aber, Franzosen, oder auch dem Venediger
hetten das geringste nit vernommen. Deme nach begerten I. H. G., ob
sie Kayserliche ihnen nit belieben laßen möchten, dextre daruber nachzu-
kündigen und dahin sich zu bemuhen, daß das verlauttete beginnen ver-
huettet und alles ad aequitatem et rationem eingerichtet werden möchte;
dan sonsten gewiß besorgten, daß einige churfursten weder hieher noch auf
Oßnabruck deputiren, auß deme negotio huic pacificationis große remora
zugezogen würde. Welches die herren Kayserliche wahr zu sein be-
kendt, und zu allen guten officiis, solches abzuwenden, sich erpotten. Hier-
auf meldeten die herren Kayserliche, I. H. G. möchten sie hac occasione nit
pergen, welchergestalt von Ihrer Kayserlichen Majestät ihnen gestern
schreiben zukommen, warinnen vermeldt, wie Churbayern ahn sie gelangen
laßen, ob solten die Franzosen sich gar hoch daruber formalisiren und emp-
finden, daß die Kayserlichen mit den Spanischen soviel umbgingen, mit
denselben beysamenkombsten hielten und auß den negotiis in beywesen der
mediatoren mit ihnen conferirten, welches desto mehrer zue verwundern,
weilen die Spanier alß außlender mit des reichs sachen nichts zu schaffen
hetten und hingegen die anwesende Churcolnische darzu nit geruffen wur-
den. Nun konten sie hochlich contestiren, daß vor I. H. G. ankunfft sie mit
den Spaniern auß den praeliminarien alß interessirten, weilen sie sonst keine
assistenz gehabt, communiciren müßen; were ihnen aber allemal nicht gar
lieb gewesen, zuemalen mit denselben offt und viel nicht vortkommen konnen,
sondern sie sowol bey den praeliminarien alß auch iungst in gegenwart I. H.
G. bey der eingebenden proposition allerhandt oppositiones gehabt und pro-
testationes anhencken wollen, die Ihrer Kayserlichen Majestät, maßen I. H.
[G.] selbst befunden, hernegst disreputirlich, auch dem gemeinen wesen
schädlich und aufzuglich seyen erachtet worden. Gestalt dan sie Spanische
dergleichen protestationes ihrer proposition einen weg alß den andern zu
annectiren nit underlaßen, biß auf der mediatoren starckes remonstriren
und zusprechen sie endlich davon abweichen mußen. Kondten sonsten wol
sagen und bey ihren gewissen bethauren, daß, so lang I. H. G. alhier sich
befunden, sie alles und alles, was nur vorkommen, mit ihro communicirt.
Ohne seye aber wol nit, daß zu gewinnung der zeit ein und anderß mal von
den mediatoribus begert worden, wan sie propositiones zu thun oder rela-
tiones vorzuetragen gehabt, umb doppelte zeit und muhe zu spahren, die
Spanische mit hinzuzuruffen, welches sie dan nicht difficultiren oder ab-
schlagen konnen. Dahero es dahin gerahten, wie der her graff von Nassaw
vermeldet, daß die Spanische zwey verscheidene malen, wie sie vernom-
men, daß die mediatores bey ihnen Kayserlichen sich eingefunden, ultro
und unberuffen auch hinzukommen, ja sogar daß auch einsmalß, alß sie
die Kayserlichen zum herrn nuncio gefahren, die Spanier ihnen bald uner-
fordert, und ohn wissen ihr sowol alß bemelten herrn nuncii, gefolgt weren,
welche man, ob es ihnen wol nit lieb gewesen, dannoch nit abweisen kon-
nen. Noch weitters alß die mediatores erst iüngst, vormittag umb 10, zu ihn
den Kayserlichen und gleich darauf umb 11 zu den Spanischen zu kommen
veranlast, hette der Savedra die mediatores hinwieder wissen laßen, es seye
unvonnötthen zue ihnen sich zu bemühen, sondern daß sie sich mit bey den
Kayserlichen einfinden wolten, welches dan also auch geschehen, ihnen
Kayserlichen aber nicht lieb gewesen, sondern würden allemal viel lieber
ihres Kaysers und des reichs sachen ohne sie consultiren und tractiren. Und
kondten I. H. G. versichern, daß sie keine andere intention hetten, alß mit
ihro und andern erwarttenden churfürstlichen gesandten auß allen vor-
fallenden sachen collegialiter, und sonsten wie es die occasion und negotia
leiden und geben würden, stethig umbstendlich und vertrewlich zu commu-
niciren. Mit nachmaliger contestation, daß, was mit den Spanischen ohn ihr
zuziehung vorgangen, alles wie oben gemelt casualiter und occasionaliter
geschehen seye. Auf welches I. H. G. geandworttet, ihro seye unwis-
sendt, woher Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht in Bayern diese advisen
von der Franzosischen plenipotentiarien ungleichen gedancken und ublen
außdeuttung der Kayserlichen mit den Spanischen vorgehende communica-
tiones kommen mögen. Ihrestheylß hetten von tag zu tagen, was voruber-
gehet, sowol Churcollen alß Churbayern trewlich und umbstendig be-
richtet, maßen auch Ihre Churfürstliche Durchlaucht zu Bayern in dero
andtwort noch unlengst herkommen laßen, daß sie auß denen relationen
und protocollis ersehen und gern vernehmen, daß die Kayserlichen mit
deroselben so gute correspondenz hielten, und auß allem vertrewliche com-
munication pflegen thetten. Was in I. H. G. abwesen vorgangen, verstunde
sich vor sich selbst, daß alß lang sie nit zugegen gewesen, auch sie ad con-
silia nit gezogen werden konnen; wolten derowegen, auf der herren Kay-
serlichen begeren, nicht underlaßen, hochstgedachter Seiner Churfürstli-
chen Durchlaucht in Bayern ietzt beschehene andeutt- und erleutterung
gebuhrendt zue uberschreiben. Und zeigten demnach I. H. G. ahn, welcher-
gestalt von Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht in Bayern sie bey letzter
post schreiben empfangen, des inhalts, daß Ihre Kayserliche Majestät sie
unlengst wissen laßen, wie dieselbe zue befurderung eines armistitii dero
hiesigen gesandten, darauß mit den churfürstlichen vertrewlich zu commu-
niciren, allergnädigsten befelch rescribiren wolten. Nun wusten I. H. G. nit,
ob solch Kayserlicher befelch alberait einkommen, welchen falß sie schon
commission hetten, uber diesen puncten mit ihnen herrn Kayserlichen ver-
träwlich zue conferiren. Die herrn Kayserliche haben sich hierauf ver-
nehmen laßen, daß ihnen noch zur zeit einiger befelch circa hunc passum
nit zukommen, hetten aber doch die general ordre schon vor diesen, daß,
auff den fall vom gegentheyl einige anregung von dergleichen stillstand der
waffen geschehen möchte, sie Kayserliche das werck wol uberlegen und
darauß mit den anwesenden churfürstlichen sich bereden solten. Nachdem
aber hiervon einige meldung weder die herren mediatores noch Franzosi-
sche yemalen bißherzu gethan, so seye auch keine gelegenheit gewesen, deß-
halber etwas zu moviren. Nur habe der Venetische einsmalß von weittem
gedacht, daß ohne armistitium der fried sich schwerlich werde tractiren
laßen; wan nun die propositiones beschehen und die inclinationes ad pacem
darauß vernommen, werde man zu verspuhren haben, ob ein armistitum
einzugehen oder ohne daßelbe fortzukommen sein werde. Wobey der her
graff von Naßaw, er erinnere sich, wie von Pariß vor zweyen jahren ver-
lautthet, daß ein armistitum von 12 jahren ad maiorennitatem regis vor-
geschlagen werden solte, biß herzu aber werde damit zuruckgehalten, son-
dern zweiffl wegen glucklichen progreß ihrer waffen; ob nun davon occa-
sione ihr verhoffender proposition ad pacem etwas vorkommen werde,
stunde zu erwartten. Würden alßdan solchen falß nicht underlaßen, mit
I. H. G. und andern churfürstlichen gesandten auß allen vertrewlich zu
communiciren. Da Nassau und Volmar erklären, über die Argumente
der Kurfürsten im Präzedenzstreit mit Venedig nicht voll informiert zu
sein, will W die dazu dem Kaiser übergebene Begründung beschaffen und
ihnen mitteilen.
den Gesandten
mit W besprechen. W: Wegen der neuen Schwierigkeiten wäre Haslang
besser in Bilstein
gekommen [...]. Schreiben an die bayerischen Gesandten.
W und Kölner Räte bei Nassau/Volmar . Da Kurköln die Beschickung des
von Neuburg ausgeschriebenen Kreistages abgelehnt hat, werden allen-
falls einige geringere Stände erscheinen. Die Deputation des fränkischen
Kreises wird sich wohl bis zum Abschluß des vom Kaiser wegen der
Quartierfrage ausgeschriebenen Kreistages verzögern. Mitteilung eines
Schreibens Geleens wegen der Leiche des portugiesischen Vertreters.
Ankunft Mendels, bevorstehender Einzug der Bayern. Nachdem nun diß
eine formalis legatio von so vornehmen reichs chur- und fürsten, so werde
auch die einholung pillich sollemniter geschehen müßen. Ahn willfahriger
des hern nuncii sowol alß ihr der hern Kayserlichen bezeig- und erklehrung
zweiffelten sie ganz nit; wie es aber die Spanisch-, Franzosisch- und der
Venedische werde halten wollen, wüsten sie nit. Kondten aber in vertrawen
unangedeutt nit laßen, wie sie von sicherer person, die es selbsten gehort,
nit ohne sonderbares befrembden vernommen, waßgestalt die Spanische
plenipotentiarii die guttschen endgegenzuschicken und sowol den Chur-
bayer- alß Brandenburgische mit den titulo Excellenz zu verehren, be-
denckens haben solten. Soviel das erste anlangete, muste man daselb wegen
ihrer mit den Franzosen habenden differenz und strittigkeit, sonderlich
weilen sie die schwächste alhier, und in ihrem vornehmen mit macht und
authoritet nit manuteniren konten, ahn sein ort gestelt sein laßen. Das
ander aber wusten sie zuemal nit, mit was fugen die Spanier das praedica-
tum solten difficultiren oder verwaigern konnen. Wodurch dan, wie es
schier scheinen wolle, auch die Franzosen anlaß bekommen dörfften, des-
gleichen zu thun, und denselben sonderlich von dem Venetianischen, wegen
deren mit den herrn churfursten habenden praecedenzstrittigkeit , solches
in die ohren gehangen werden möcht [...]. Die Ksl. bezweifeln, daß
auf das Neuburger Ausschreiben hin jemand zum westfälischen Kreistag
erscheinen werde, und gedachte der herr graff von Naßaw dabey in
specie, daß er seinem bevollmächtigten, den er zu dergleichen tägen
zu gebrauchen pflegte, alberait, nit biß zue weitterer verordnung zu com-
pariren, befelcht, deßgleichen auch der graff von Dillenburg
daß also aller vermutthung nach auß diesem werck nichts werden würde.
Beym andern punct, nemblich des Franckischen craißes beruffung nacher
Bamberg, vermeldete herr Volmari, daß er gleichfalß von Franckfurt auß
die nachricht habe, alß wan selbigen craißes deputation anhero sich in etwa
wieder stecken und verlengern solte, auch von dem Veneto newlich vernom-
men, daß die Franzosen eben dergleichen advisi hetten und dahero wol
sehen, daß sie auff der stende erscheinung alhier umbsonst wartteten. Drit-
tens des veldmarschalcken graffen von Geleens schreiben und erklehrung
betreffend vermeindten, daß er absolute ordre ertheylen solte, den corpör
des Bodelli sampt allen beygewesten sachen außfolgen zu laßen, und solches
zwar nit von rechts wegen, sondern auß courthesia, sonderlich, da die
mediatores solches in istis terminis noch erst gestern so starck und embsig
begert hetten, weilen sonst die Franzosen und Schweden dannenhero anlaß
nehmen dörfften, mit der proposition ad pacem und den tractaten noch
lenger ahn sich zu halten. Mit welcher mainung I. H. G. sich allerdings
verglichen und ihrestheyls solchergestalt ahn den veldmarschalcken von
Geleen zu schreiben sich erpotten. Mit vermelden, daß consideratis conside-
randis nit unthunlich were, wan von den Kayserlichen zu Oßnabruck ahn
ihn von Geleen deßgleichen geschehe, welches allerseiz fur gar billich und
rhatsamb befunden worden. Wegen desjenigen, 4., so sie anietzt der
churfürstlichen gesandten tractaments halber vernehmen, müsten sie sich
sonderlich der Franzosen halber hochstens verwundern, da dieselbe doch ye
und alle weg, der chur- und fürsten libertet und dignitet zu erhalten, so
groß im mund fuhreten, sie so offt anhero beruffen, und nun dergestalt ihre
abgeordnete zu tractiren und ihnen leges zu praescribiren understünden.
Sie, Kayserliche, blieben der intention, daß sie den Churbayerischen und
Brandenburgischen deputirten, auch andern churfürstlichen, wan sie formal
gesandten, die gutschen endgegenschicken und in allem ubrigen tractament
dem Kayserlichen befelch nachkommen wolten. Sonsten habe der herr
nuncius zue ihme graffen geschickt und in vertrawen avisirt zu sein begert,
wan die Churbayerischen werden ankommen, welches er auch zu thun ver-
tröstet, dabey auch bedeuttet, daß sie Kayserliche gegen die churfürstlichen
mit hinausschickung der gutschen und sonsten ihre schuldigkeit verrichten
würden. Von den Spaniern aber, Franzosen, oder auch dem Venediger
hetten das geringste nit vernommen. Deme nach begerten I. H. G., ob
sie Kayserliche ihnen nit belieben laßen möchten, dextre daruber nachzu-
kündigen und dahin sich zu bemuhen, daß das verlauttete beginnen ver-
huettet und alles ad aequitatem et rationem eingerichtet werden möchte;
dan sonsten gewiß besorgten, daß einige churfursten weder hieher noch auf
Oßnabruck deputiren, auß deme negotio huic pacificationis große remora
zugezogen würde. Welches die herren Kayserliche wahr zu sein be-
kendt, und zu allen guten officiis, solches abzuwenden, sich erpotten. Hier-
auf meldeten die herren Kayserliche, I. H. G. möchten sie hac occasione nit
pergen, welchergestalt von Ihrer Kayserlichen Majestät ihnen gestern
schreiben zukommen, warinnen vermeldt, wie Churbayern ahn sie gelangen
laßen, ob solten die Franzosen sich gar hoch daruber formalisiren und emp-
finden, daß die Kayserlichen mit den Spanischen soviel umbgingen, mit
denselben beysamenkombsten hielten und auß den negotiis in beywesen der
mediatoren mit ihnen conferirten, welches desto mehrer zue verwundern,
weilen die Spanier alß außlender mit des reichs sachen nichts zu schaffen
hetten und hingegen die anwesende Churcolnische darzu nit geruffen wur-
den. Nun konten sie hochlich contestiren, daß vor I. H. G. ankunfft sie mit
den Spaniern auß den praeliminarien alß interessirten, weilen sie sonst keine
assistenz gehabt, communiciren müßen; were ihnen aber allemal nicht gar
lieb gewesen, zuemalen mit denselben offt und viel nicht vortkommen konnen,
sondern sie sowol bey den praeliminarien alß auch iungst in gegenwart I. H.
G. bey der eingebenden proposition allerhandt oppositiones gehabt und pro-
testationes anhencken wollen, die Ihrer Kayserlichen Majestät, maßen I. H.
[G.] selbst befunden, hernegst disreputirlich, auch dem gemeinen wesen
schädlich und aufzuglich seyen erachtet worden. Gestalt dan sie Spanische
dergleichen protestationes ihrer proposition einen weg alß den andern zu
annectiren nit underlaßen, biß auf der mediatoren starckes remonstriren
und zusprechen sie endlich davon abweichen mußen. Kondten sonsten wol
sagen und bey ihren gewissen bethauren, daß, so lang I. H. G. alhier sich
befunden, sie alles und alles, was nur vorkommen, mit ihro communicirt.
Ohne seye aber wol nit, daß zu gewinnung der zeit ein und anderß mal von
den mediatoribus begert worden, wan sie propositiones zu thun oder rela-
tiones vorzuetragen gehabt, umb doppelte zeit und muhe zu spahren, die
Spanische mit hinzuzuruffen, welches sie dan nicht difficultiren oder ab-
schlagen konnen. Dahero es dahin gerahten, wie der her graff von Nassaw
vermeldet, daß die Spanische zwey verscheidene malen, wie sie vernom-
men, daß die mediatores bey ihnen Kayserlichen sich eingefunden, ultro
und unberuffen auch hinzukommen, ja sogar daß auch einsmalß, alß sie
die Kayserlichen zum herrn nuncio gefahren, die Spanier ihnen bald uner-
fordert, und ohn wissen ihr sowol alß bemelten herrn nuncii, gefolgt weren,
welche man, ob es ihnen wol nit lieb gewesen, dannoch nit abweisen kon-
nen. Noch weitters alß die mediatores erst iüngst, vormittag umb 10, zu ihn
den Kayserlichen und gleich darauf umb 11 zu den Spanischen zu kommen
veranlast, hette der Savedra die mediatores hinwieder wissen laßen, es seye
unvonnötthen zue ihnen sich zu bemühen, sondern daß sie sich mit bey den
Kayserlichen einfinden wolten, welches dan also auch geschehen, ihnen
Kayserlichen aber nicht lieb gewesen, sondern würden allemal viel lieber
ihres Kaysers und des reichs sachen ohne sie consultiren und tractiren. Und
kondten I. H. G. versichern, daß sie keine andere intention hetten, alß mit
ihro und andern erwarttenden churfürstlichen gesandten auß allen vor-
fallenden sachen collegialiter, und sonsten wie es die occasion und negotia
leiden und geben würden, stethig umbstendlich und vertrewlich zu commu-
niciren. Mit nachmaliger contestation, daß, was mit den Spanischen ohn ihr
zuziehung vorgangen, alles wie oben gemelt casualiter und occasionaliter
geschehen seye. Auf welches I. H. G. geandworttet, ihro seye unwis-
sendt, woher Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht in Bayern diese advisen
von der Franzosischen plenipotentiarien ungleichen gedancken und ublen
außdeuttung der Kayserlichen mit den Spanischen vorgehende communica-
tiones kommen mögen. Ihrestheylß hetten von tag zu tagen, was voruber-
gehet, sowol Churcollen alß Churbayern trewlich und umbstendig be-
richtet, maßen auch Ihre Churfürstliche Durchlaucht zu Bayern in dero
andtwort noch unlengst herkommen laßen, daß sie auß denen relationen
und protocollis ersehen und gern vernehmen, daß die Kayserlichen mit
deroselben so gute correspondenz hielten, und auß allem vertrewliche com-
munication pflegen thetten. Was in I. H. G. abwesen vorgangen, verstunde
sich vor sich selbst, daß alß lang sie nit zugegen gewesen, auch sie ad con-
silia nit gezogen werden konnen; wolten derowegen, auf der herren Kay-
serlichen begeren, nicht underlaßen, hochstgedachter Seiner Churfürstli-
chen Durchlaucht in Bayern ietzt beschehene andeutt- und erleutterung
gebuhrendt zue uberschreiben. Und zeigten demnach I. H. G. ahn, welcher-
gestalt von Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht in Bayern sie bey letzter
post schreiben empfangen, des inhalts, daß Ihre Kayserliche Majestät sie
unlengst wissen laßen, wie dieselbe zue befurderung eines armistitii dero
hiesigen gesandten, darauß mit den churfürstlichen vertrewlich zu commu-
niciren, allergnädigsten befelch rescribiren wolten. Nun wusten I. H. G. nit,
ob solch Kayserlicher befelch alberait einkommen, welchen falß sie schon
commission hetten, uber diesen puncten mit ihnen herrn Kayserlichen ver-
träwlich zue conferiren. Die herrn Kayserliche haben sich hierauf ver-
nehmen laßen, daß ihnen noch zur zeit einiger befelch circa hunc passum
nit zukommen, hetten aber doch die general ordre schon vor diesen, daß,
auff den fall vom gegentheyl einige anregung von dergleichen stillstand der
waffen geschehen möchte, sie Kayserliche das werck wol uberlegen und
darauß mit den anwesenden churfürstlichen sich bereden solten. Nachdem
aber hiervon einige meldung weder die herren mediatores noch Franzosi-
sche yemalen bißherzu gethan, so seye auch keine gelegenheit gewesen, deß-
halber etwas zu moviren. Nur habe der Venetische einsmalß von weittem
gedacht, daß ohne armistitium der fried sich schwerlich werde tractiren
laßen; wan nun die propositiones beschehen und die inclinationes ad pacem
darauß vernommen, werde man zu verspuhren haben, ob ein armistitum
einzugehen oder ohne daßelbe fortzukommen sein werde. Wobey der her
graff von Naßaw, er erinnere sich, wie von Pariß vor zweyen jahren ver-
lautthet, daß ein armistitum von 12 jahren ad maiorennitatem regis vor-
geschlagen werden solte, biß herzu aber werde damit zuruckgehalten, son-
dern zweiffl wegen glucklichen progreß ihrer waffen; ob nun davon occa-
sione ihr verhoffender proposition ad pacem etwas vorkommen werde,
stunde zu erwartten. Würden alßdan solchen falß nicht underlaßen, mit
I. H. G. und andern churfürstlichen gesandten auß allen vertrewlich zu
communiciren. Da Nassau und Volmar erklären, über die Argumente
der Kurfürsten im Präzedenzstreit mit Venedig nicht voll informiert zu
sein, will W die dazu dem Kaiser übergebene Begründung beschaffen und
ihnen mitteilen.