Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
Sonntag Chigi
bei W. Bericht über die bisherigen Präli-
minarverhandlungen . Noch neulich ist es über den Ausdruck delle due
corone fast zum Bruch gekommen , weil ihn Servien wegen seiner Miß-
helligkeiten mit d’Avaux
nicht zulassen wollte. Schließlich haben Chigi
und Contarini
erreicht, daß die Franzosen ihn annehmen und 1644 XII 4
ihre Proposition ausliefern wollen. Spanier
und Ksl.
mit dem Modus ein-
verstanden , nur will Nassau vorher mit Volmar und W reden. Der neue
Papst
hat keine neue Instruktion geschickt, doch mahnt Panciroli
ständig,
auf den Beginn der eigentlichen Verhandlungen zu drängen. Mit Zustim-
mung Ws hält Chigi für besser, nicht totam massam von allen bevorschwe-
benden irrungen auf einmal vor sich zu nehmen. W: Daß mit den Teut-
schen sachen der anfang billig zue machen were, weilen darinnen der krieg
zum lengsten gewehret, so viel geistliche vertrieben, stiffter, closter und
kirchen verwüstet und in der uncatholischen handen gerahten, die jugend in
der kezerey erzogen und die catholische religion undertruckt werde, der-
gleichen weder in Portugall, Cathalonien, Italien, noch auch den Nieder-
landen zwischen Spanien und Frankreich geschehe. Welches dem nun-
cio apostolico gar wol eingangen; und hierbey bedeuttet, daß er mit den
Franzosen starck in contrasto geweßen, daß man alle sachen separatim
puncten vor puncten ahn die hand nehmen, und was darin geschlossen,
alsobald allerseiz underschreiben und bekrefftigen möge, weilen er nuncius
in den sorgen begriffen, daß sonsten, wan man den generalfriedenschluß
hernechst aufsezen solt, newe difficulteten und andere mainung sich herfor-
thuen und also das ganze werck de novo disputirt werden dörfft, so zwar
von den Kayserlich und Spanischen angenommen, die Franzosische aber
hetten sich noch biß dato darüber nit erklehren wollen. [...] Alß von
I. H. G. eines armistitii
anregung gethan, hat der herr nuncius sich ver-
nehmen laßen, daß er absque eo gern das haubtwerck angreiffen wolt; es
werde sich alles und wohin allerseitz intentiones gerichtet, kunfftigen son-
tag zeigen, und darnach die resolution zu nehmen sein. [...].
Reck
bei Saavedra. Die Spanier zur Übergabe der Proposition bereit, doch
zu befürchten, daß die Franzosen mit dem ihrigen gegen die bestimbte zeit
schwerlich fertig sein wurden, und wurde sich nun dießem negst ausweisen,
ob den Franzosen die handlung ernst seye oder nit. Herr dhombpropst
von der Reck meldete hierauf, daß in dem tractätl, critica monitio intitu-
lirt , zu finden, daß die Franzosen der mainung, mit Spanien allein leicht
zum frieden zu gelangen, hiengegen sonsten sich vernehmen ließen, daß sie
mit dem reich ohne Spanien bald pacisciren und verglichen sein wolten.
Darauf er, daß sein konig nimmer gedencken würde, mit Franckreich
imperio Romano secluso sich einzulaßen, sondern daßelbe vielmehrers in
seinen vorigen stand befürdern und setzen zu helffen, verhoffe, es werde
das reich und deßen eingesessene chur- und fürsten eines gleichmeßigen
gesinnet sein, und unitis animis et viribus solche intention helffen promo-
viren. Dabey herr dhombprobst gedacht, das beste mittel wurde sein,
der andern seithen gute friedensgedancken zu machen, wan die gegen-
theylige progressus ahm Rhein kondten gehindert werden. Warauff er
Savedra, daß man dieses fur keine solche progressus zu achten, es hetten die
Franzosen mehrern vortheyl nicht erlangt, dan nur allein, daß sie sich Phi-
lipsburg bemächtiget
, hiengegen lieffen ihnen die sachen in Cathalonien
dergestalt zuwieder, daß sie gezwungen, das volck meistens dorthin zu fuh-
ren, wadurch diesen orthen lufft wurde gemacht werden, alßdan coniunctio
armorum Hispanicorum mit des reichs sehr viel gutes richten kondte.
Warüber der herr dhombprobst des vorm jahr zu Paßaw vorgangenen
vergleichs
, und was dabey verabschiedet, erwehnet, und wie demselben so
schlecht nachkommen, auch die sachen diese campagnia in Niederland nicht
zum besten abgeloffen. Welches lezter doch von ihme Savedra gering
geachtet, mit vermelden, daß die Franzosen allda diesen sommer nichts dan
eine statt gewonnen, dagegen aber uber zehenthausend man verlohren
hetten, und seye solches daher kommen, daß sein konig die meiste forze
gegen Cathalonia gewendet, auch der Don Jan de Austria
nicht herauß-
kommen, mit deme dan die sonst in beraitschafft gewesene rimesse gleich-
falß außngeplieben, die nun in kurzem mit ihme de Austria folgen würde.
Hierauff hat er eines armistitii dahin erwehnung gethan, daß, wie er ver-
nehme, Churbayern darauf deuten solle, kondte es aber gar kein medium
ad pacem promovendam erachten, sondern werde viel mehr zu großerer
ruin im reich und andern incommodis und ungelegenheiten prompta occasio
sein. Man habe offters verspuhrt, daß man in Bayern, gleich in prosperis
gar zue groß, also, wan die sachen etwas wiedrig sich bezeigten, gar zu bald
abiect und kleinmütthig wurde, und sey die gefahr der Kayserlichen haubt-
armada ahn der Saal
Die ksl. Hauptarmee unter Matthias Gf. von Callas (1584–1647; zu ihm ADB VIII
S. 320–331 ) war auf dem Rückmarsch von Schleswig-Holstein von den Schweden fast
völlig aufgerieben worden.
weit großer bey Churbayern anpracht, alß sie in sich
were. Auff welches der herr dhombprobst, daß er eigentlich nicht
wisse, was es bey Churbayern des angeregten armistitii halber fur eine
meinung hab, soviel aber wol, daß die herren churfursten des reichs das
ihrige ferner gern beytragen und mit zuwircken wolten, daß das Romische
reich in vorigem stand conservirt und ein allgemeiner fried erlangt werden
möcht; des Gallasischen exercitus ubler zustandt were von Ihrer Kaiser-
lichen Majestät
durch dero reichsvicecanßlers
aigne abordnung endekht
worden. Der Savedra gedachte dießem nach, daß sie von den Franzoßi-
schen consiliis diese nachricht hetten, daß weilen sie versphurten, daß ihnen
so leicht nit sein würde, Spanien zu subiungiren, indeme die volcker nacher
Cathalonien soviel meylen wegs zu pringen, sehr kospar, sie ihre meiste
forze gegen das reich, des Rheinstrombs und Elsaß sich vollends zu impa-
troniren, kunfftigen fruling emploiren und gebrauchen wurden, welches zu
verhindern sein konig gleichfalß das eußerist vorkehren wurde; annecti-
rende, es sey zu verwundern, daß den Hessen so lang platz und der vorthel
in diesen landen in handen gelaßen werde. Welches lezter der herr
dhombprobst darmit bescheiden, daß zwarn viel gute occasiones zu hinder-
treibung der Hessischen progressen bevor gewesen, yedeßmal aber durch
ab- und anderwertz hinfuhrung der volcker außm craiß behindert wor-
den . Warauff er Savedra, daß dahero so viel mehr nottiger und zeitt
sein wolle, dießen craiß zu armiren.
minarverhandlungen . Noch neulich ist es über den Ausdruck delle due
corone fast zum Bruch gekommen , weil ihn Servien wegen seiner Miß-
helligkeiten mit d’Avaux
und Contarini
ihre Proposition ausliefern wollen. Spanier
verstanden , nur will Nassau vorher mit Volmar und W reden. Der neue
Papst
auf den Beginn der eigentlichen Verhandlungen zu drängen. Mit Zustim-
mung Ws hält Chigi für besser, nicht totam massam von allen bevorschwe-
benden irrungen auf einmal vor sich zu nehmen. W: Daß mit den Teut-
schen sachen der anfang billig zue machen were, weilen darinnen der krieg
zum lengsten gewehret, so viel geistliche vertrieben, stiffter, closter und
kirchen verwüstet und in der uncatholischen handen gerahten, die jugend in
der kezerey erzogen und die catholische religion undertruckt werde, der-
gleichen weder in Portugall, Cathalonien, Italien, noch auch den Nieder-
landen zwischen Spanien und Frankreich geschehe. Welches dem nun-
cio apostolico gar wol eingangen; und hierbey bedeuttet, daß er mit den
Franzosen starck in contrasto geweßen, daß man alle sachen separatim
puncten vor puncten ahn die hand nehmen, und was darin geschlossen,
alsobald allerseiz underschreiben und bekrefftigen möge, weilen er nuncius
in den sorgen begriffen, daß sonsten, wan man den generalfriedenschluß
hernechst aufsezen solt, newe difficulteten und andere mainung sich herfor-
thuen und also das ganze werck de novo disputirt werden dörfft, so zwar
von den Kayserlich und Spanischen angenommen, die Franzosische aber
hetten sich noch biß dato darüber nit erklehren wollen. [...] Alß von
I. H. G. eines armistitii
nehmen laßen, daß er absque eo gern das haubtwerck angreiffen wolt; es
werde sich alles und wohin allerseitz intentiones gerichtet, kunfftigen son-
tag zeigen, und darnach die resolution zu nehmen sein. [...].
Reck
zu befürchten, daß die Franzosen mit dem ihrigen gegen die bestimbte zeit
schwerlich fertig sein wurden, und wurde sich nun dießem negst ausweisen,
ob den Franzosen die handlung ernst seye oder nit. Herr dhombpropst
von der Reck meldete hierauf, daß in dem tractätl, critica monitio intitu-
lirt , zu finden, daß die Franzosen der mainung, mit Spanien allein leicht
zum frieden zu gelangen, hiengegen sonsten sich vernehmen ließen, daß sie
mit dem reich ohne Spanien bald pacisciren und verglichen sein wolten.
Darauf er, daß sein konig nimmer gedencken würde, mit Franckreich
imperio Romano secluso sich einzulaßen, sondern daßelbe vielmehrers in
seinen vorigen stand befürdern und setzen zu helffen, verhoffe, es werde
das reich und deßen eingesessene chur- und fürsten eines gleichmeßigen
gesinnet sein, und unitis animis et viribus solche intention helffen promo-
viren. Dabey herr dhombprobst gedacht, das beste mittel wurde sein,
der andern seithen gute friedensgedancken zu machen, wan die gegen-
theylige progressus ahm Rhein kondten gehindert werden. Warauff er
Savedra, daß man dieses fur keine solche progressus zu achten, es hetten die
Franzosen mehrern vortheyl nicht erlangt, dan nur allein, daß sie sich Phi-
lipsburg bemächtiget
dergestalt zuwieder, daß sie gezwungen, das volck meistens dorthin zu fuh-
ren, wadurch diesen orthen lufft wurde gemacht werden, alßdan coniunctio
armorum Hispanicorum mit des reichs sehr viel gutes richten kondte.
Warüber der herr dhombprobst des vorm jahr zu Paßaw vorgangenen
vergleichs
schlecht nachkommen, auch die sachen diese campagnia in Niederland nicht
zum besten abgeloffen. Welches lezter doch von ihme Savedra gering
geachtet, mit vermelden, daß die Franzosen allda diesen sommer nichts dan
eine statt gewonnen, dagegen aber uber zehenthausend man verlohren
hetten, und seye solches daher kommen, daß sein konig die meiste forze
gegen Cathalonia gewendet, auch der Don Jan de Austria
kommen, mit deme dan die sonst in beraitschafft gewesene rimesse gleich-
falß außngeplieben, die nun in kurzem mit ihme de Austria folgen würde.
Hierauff hat er eines armistitii dahin erwehnung gethan, daß, wie er ver-
nehme, Churbayern darauf deuten solle, kondte es aber gar kein medium
ad pacem promovendam erachten, sondern werde viel mehr zu großerer
ruin im reich und andern incommodis und ungelegenheiten prompta occasio
sein. Man habe offters verspuhrt, daß man in Bayern, gleich in prosperis
gar zue groß, also, wan die sachen etwas wiedrig sich bezeigten, gar zu bald
abiect und kleinmütthig wurde, und sey die gefahr der Kayserlichen haubt-
armada ahn der Saal
Die ksl. Hauptarmee unter Matthias Gf. von Callas (1584–1647; zu ihm ADB VIII
S. 320–331 ) war auf dem Rückmarsch von Schleswig-Holstein von den Schweden fast
völlig aufgerieben worden.
were. Auff welches der herr dhombprobst, daß er eigentlich nicht
wisse, was es bey Churbayern des angeregten armistitii halber fur eine
meinung hab, soviel aber wol, daß die herren churfursten des reichs das
ihrige ferner gern beytragen und mit zuwircken wolten, daß das Romische
reich in vorigem stand conservirt und ein allgemeiner fried erlangt werden
möcht; des Gallasischen exercitus ubler zustandt were von Ihrer Kaiser-
lichen Majestät
worden. Der Savedra gedachte dießem nach, daß sie von den Franzoßi-
schen consiliis diese nachricht hetten, daß weilen sie versphurten, daß ihnen
so leicht nit sein würde, Spanien zu subiungiren, indeme die volcker nacher
Cathalonien soviel meylen wegs zu pringen, sehr kospar, sie ihre meiste
forze gegen das reich, des Rheinstrombs und Elsaß sich vollends zu impa-
troniren, kunfftigen fruling emploiren und gebrauchen wurden, welches zu
verhindern sein konig gleichfalß das eußerist vorkehren wurde; annecti-
rende, es sey zu verwundern, daß den Hessen so lang platz und der vorthel
in diesen landen in handen gelaßen werde. Welches lezter der herr
dhombprobst darmit bescheiden, daß zwarn viel gute occasiones zu hinder-
treibung der Hessischen progressen bevor gewesen, yedeßmal aber durch
ab- und anderwertz hinfuhrung der volcker außm craiß behindert wor-
den . Warauff er Savedra, daß dahero so viel mehr nottiger und zeitt
sein wolle, dießen craiß zu armiren.