Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster

3. Tätigkeit Wartenbergs auf dem Kongreß und Wiedergabe im Diarium

Mit Wartenbergs Einzug in Münster beginnt sein 13bändiges Diarium, das mit geringfügigen Unterbrechungen Rechenschaft über seine Tätigkeit bis Ende 1648 gibt. Entsprechend der wechselnden Stellung Wartenbergs lassen sich dabei mehrere Abschnitte deutlich unterscheiden: In einer ersten Periode, die bis Herbst 1645 reicht, steht die von Wartenberg beanspruchte Stellung als Vertreter des Kurkollegs im Vordergrund. Dann beginnt seine Rolle als Führer der entscheidenden katholischen Kongreßpartei, die auf die kurkölnischen Stimmen aufbaut und durch Wartenbergs eigene und ihm von

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Dritten übertragene Voten verstärkt wird. Seine dabei mitvertretenen eigenen landesherrlichen Interessen treten später, besonders seit Herbst 1646, immer mehr in den Vordergrund, so daß in den folgenden Monaten Wartenbergs Position als selbständiger Reichsstand dominiert. In einem letzten Zeitabschnitt seit Spätsommer/Herbst 1647 verliert er zunehmend seinen Einfluß auf die Kölner Politik und gerät mit den übrigen unnachgie-bigen Katholiken in die politische Isolation. Dabei greifen die einzelnen Gesichtspunkte zwar vielfältig ineinander über, schwerpunktmäßig aber gibt das Diarium diese Gliederung klar zu erkennen.
So überwiegen in der ersten Zeit nach Wartenbergs Ankunft auf dem Kongreß Fragen zur Stellung des Kurkollegs und die praktische Ausübung des Rechtes auf Unterstützung der Kaiserlichen bei den allgemeinen Frie-densverhandlungen im Sinne der Beschlüsse von 1636 und 1641. Dabei hat Wartenberg den Begriff der ‚Assistenz‘ von Anfang an sehr weitgehend aufgefaßt. Sie beschränkt sich keinesfalls auf die Beratung der Kaiserlichen, vielmehr hat der Bischof von Anfang an selbständig Kontakt zu den Mediatoren und den Vertretern der Kronen aufgenommen, wobei seine Verhandlungen mit den Franzosen umfangmäßig und sachlich am bedeu-tendsten erscheinen. Das liegt zum Teil an den ihm aus Bonn und München erteilten Weisungen, die eine Verständigung mit dieser Macht zwecks späterer Unterstützung in kirchlichen und politischen Fragen suchen ließen, ist aber zunächst keineswegs gegen die Kaiserlichen gerichtet, sofern nicht die betonte Hervorhebung der Bindung Kaiser–Kurfürsten unter entspre-chend geringerer Berücksichtigung der Spanier unterschiedliche Ansätze erkennen läßt

Bereits wenige Wochen nach Wartenbergs Ankunft in Münster hatte Kurfürst Maximilian sich über die engen kaiserlich-spanischen Beziehungen unter Vernachlässigung des kurfürstli-chen Vertreters beschwert; vgl. APW [II A 2 S. 132f] , APW [III C 2,1 S. 259] , unten S. [60ff] .
. Sachlich treten dabei zwei Komplexe in den Vordergrund, in denen Wartenberg die Interessen des Kurkollegs zu vertreten hatte: die Admissions- und die Zeremonialfragen. Dabei bestand für erstere weitge-hende Übereinstimmung mit den Kaierlichen, während letztere selbständig durchgefochten werden mußten.
Denn mit Wartenbergs Einzug in Münster waren die Protokollschwierigkei-ten zwar zunächst einmal beiseitegelegt, aber noch keineswegs gelöst. Sie wiederholten sich beim Einzug jeder weiteren kurfürstlichen Delegation, und als der zuerst Gekommene und in diesen Dingen Erfahrenste kämpfte Wartenberg dabei in vorderster Linie

Vgl. hierzu W. Becker S. 170ff.
. Zunächst einmal waren die Kronen nicht ohne weiteres bereit, den übrigen Kurfürstlichen die gleichen Ehren zu geben, die sie Wartenberg, angeblich mit Rücksicht auf seinen hohen reichsfürstlichen Rang, zugestanden hatten. In dieser Grundsatzfrage setzte Wartenberg nach mehrwöchigen Auseinandersetzungen für die Bayern gleiche Rechte hinsichtlich Einbegleitung und Visiten durch, so daß diese am

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22. Februar 1645 ihren Einzug halten konnten. Da aber die Kaiserlichen den für die Vertreter souveräner Mächte gebrauchten Ehrentitel ‚Exzellenz‘ den Bayern verweigerten, ergaben sich neue Schwierigkeiten, die erst im April mit einem Sieg der Kurfürstlichen, allerdings nur für die Prinzipalge-sandten, endeten. Als aber danach Longueville die Gewährung dieses Titels davon abhängig machte, daß man ihn ‚Altezza‘ tituliere, was die Kaiserli-chen ablehnten, gab Wartenberg verhältnismäßig schnell nach, wohl weni-ger aus der Erwägung, so das bisher Erreichte zu sichern, sondern weil die Franzosen ihm persönlich als Reichsfürsten als Gegenleistung dasselbe Prädikat boten

Vgl. S. 217–231.
. Um so unnachgiebiger verhielt er sich dafür gegenüber dem venezianischen Gesandten Contarini, mit dem sich nach Behauptung der grundsätzlichen Gleichrangigkeit der Streit um die Präzedenz fortsetzte. Um wenigstens kein gegenteiliges Präjudiz zuzulassen, zeigte er sich außer-ordentlich erfinderisch im Ersinnen von Auswegen, mit denen sich eine offizielle Feststellung der Rangfolge vermeiden ließ

Bei kirchlichen Anlässen erschien er im bischöflichen Ornat und brauchte sich so nicht unter die übrigen Gesandten einzureihen (vgl. S. [94] , [98] ); bei Ankunft der übrigen kurfürstlichen Delegationen fuhr er in Person entgegen, nahm die Neuangekommenen in seinen Wagen und konnte so die Spitze behaupten, wobei allerdings mit der zunehmenden Zahl kurfürstlicher Gesandter der Platz im Wagen knapp wurde (vgl. S. [103f] , 163, [252] , [257f] ).
. Als aber beim Einzug Longuevilles alle bisher gebrauchten Mittel versagten, wurde der Streit besonders erbittert und drängte zuletzt in Wartenbergs Diarium fast alles andere in den Hintergrund. Ausführlich sind dafür die Vorschläge und Gegenvorschläge erörtert, mit denen man die Schwierigkeit zu umgehen suchte. Schließlich einigte man sich darauf, daß nur die Franzosen selbst entgegenschickten

Vgl. S. [188] , 217–229.
. Aber schon wenig später kam es anläßlich des Einzuges der Mainzer zu einem Eklat, wobei allerdings der spanisch-französische Präzedenzstreit eine entscheidende Rolle spielte . Und im Wettlauf um die Reihenfolge der ersten Visiten setzte sich der Streit fort.
Gegenüber dem Vorwurf, Wartenberg, der als eigentlicher Motor dieser Zeremonialstreitigkeiten galt, habe durch sein Verhalten die Verhandlungen unnötig erschwert

Vgl. S. [224] , [226] f, K. Repgen, Wartenberg S. 215f.
, steht die Tatsache, daß mit ihnen kaum zu unterschät-zende Konsequenzen für die staatsrechtliche Stellung der Kurfürsten und damit für ihr Gewicht bei den Verhandlungen verbunden waren. Wurden hier wenigstens beachtliche Teilerfolge erzielt, so ließ sich in der Admis-sionsfrage das Monopol der Kurfürsten auf alleinige Vertretung des Reiches neben dem Kaiser für die Dauer nicht behaupten. Zunächst freilich übte Wartenberg es insofern aus, als er die das Reich betreffenden Fragen mit den Kaiserlichen vorberiet. Auch als die Bayern hinzukamen, blieb dabei seine Führungsrolle erhalten, wobei er sich gelegentlich auf die höhere rechtliche

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Legitimation Kurköln als Mitglied der kurfürstlichen Deputation stützen konnte

Vgl. S. [112] , W. Becker S. 186ff.
. Selbst die Ankunft der Brandenburger änderte daran noch nicht viel. Wohl traten jetzt häufiger, bedingt durch den konfessionellen Gegen-satz, Sonderkonferenzen von Kölnern und Bayern hinzu. Daß aber Warten-berg alle diese Besprechungen, sowohl die Konferenzen der Kurfürstlichen allein wie ihre Assistenzberatungen mit den Kaiserlichen, ganz im Rahmen seiner allgemeinen, durch die Beschlüsse von 1636 und 1641 legitimierten Tätigkeit sah, zeigt die Einreihung der darüber gefertigten Niederschriften in das Diarium und ihre formale Gleichbehandlung mit seinen sonstigen Visiten. Diese Form der Repräsentanz des Reiches stand jedoch in Wider-spruch zu der von den Kronen Frankreich und Schweden früh betriebenen, in ihren Propositionen vom 4. Dezember 1644 ausdrücklich geforderten Zulassung aller Reichsstände zu den Verhandlungen. Im Gegensatz zu den Brandenburgern, die dabei protestantische Sonderinteressen vertraten, aber in Übereinstimmung mit Kaiserlichen und Bayern hat Wartenberg hier jeden Einbruchsversuch so lange wie eben möglich zu bekämpfen versucht und in schrittweisem Zurückweichen jede Einzelposition verteidigt. In langen Konferenzen suchte er immer wieder die Franzosen unter Aufbietung aller ihm zur Verfügung stehenden reichsrechtlichen und historischen Kennt-nisse von der Unbegründetheit und Unzweckmäßigkeit ihrer Forderungen zu überzeugen. Da sich die Zuziehung der übrigen Reichsstände in irgendei-ner Form doch nicht umgehen ließ, wollte er sie auf die im April 1645 auch vom Kaiser genehmigte Verlegung der in Frankfurt tagenden Reichsdeputa-tion nach Münster beschränkt wissen, in der die Katholiken eine deutliche Mehrheit hatten. An der Reichsdeputation suchte er dann wenigstens noch für eine Zwischenzeit festzuhalten, bis die von den Kurfürsten am 10./11. Juli 1645 in Lengerich schließlich doch anerkannte Zuziehung aller Reichs-stände Wirklichkeit geworden wäre. Inzwischen, so mochte er hoffen, konnte man mit den Kronen in Verhandlungen über deren Friedensbedin-gungen treten, auf deren Bekanntgabe er seit seiner Ankunft immer wieder gedrängt hatte.
In Wirklichkeit hatte sich mit den jetzt gefaßten Beschlüssen auch seine eigene Stellung grundlegend geändert. Bei der von nun an gültigen Form der Beratung in reichsständischen Gremien, mit der die kurfürstliche Deputa-tion endgültig hinfällig geworden war, vertrat er zunächst nur Kurköln im Kurfürstenrat, wo Kurmainz das Direktorium führte. Äußerlich kommt der Wechsel dadurch zum Ausdruck, daß von nun an die Protokolle – wie übrigens auch für Fürstenrat und Corpus Catholicorum – nicht mehr ein Teil des Diariums sind, sondern in getrennten Protokollreihen vereinigt werden

Vgl. oben S. [XXVII] .
. Der mit dem neuen Verhandlungsmodus für Wartenberg verbun-dene Einflußverlust wurde aber dadurch wettgemacht, daß ihm bei den

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reichsständischen Beratungen jetzt nicht nur die Stimmen der übrigen kurkölnischen Stifter zur Verfügung standen, sondern er für Osnabrück, Minden und Verden über seine Stellung als Gesandter hinaus auch kraft eigenen Rechtes am Kongreß teilnahm. Eifrig auf möglichst vollständige Präsenz der Katholiken bedacht, ließ er sich in den folgenden Monaten auch noch Vollmachten von Eichstätt, Augsburg, Regensburg, Chur und Ellwan-gen übertragen und vertrat zeitweise auch Leuchtenberg

Im einzelnen wurden beim kurmainzischen Direktorium eingereicht: 1645 IX 20 außer der kurkölnischen Vollmacht die Vollmachten für Münster, Hildesheim/Paderborn, Lüttich, Stablo/Berchtesgaden, Osnabrück, Minden, Verden, Regensburg – 1645 X 23 Vollmacht für Leuchtenberg, Eichstätt – 1645 XII 4 Vollmacht für Ellwangen – 1645 XII 7 Vollmacht für Augsburg – 1646 II 21 Vollmacht für Chur ( MEA Fasz. 9). Die Vollmachten für die Kölner Nebenstifter und Wartenbergs eigene Stifter sind auf Kapitulare und Räte ausgestellt, die übrigen auf Wartenberg selbst.
. Einschließlich des Erzstiftes dirigierte er also auf dem Höhepunkt seines Einflusses 16 Stimmen von politisch allerdings sehr unterschiedlichem Gewicht. Im Diarium Ausdruck gefunden haben die Sonderbelange dieser Stände weniger, ledig-lich Wartenbergs Stellung als Landesherr in Osnabrück kommt stärker zur Geltung. In den folgenden Monaten stehen mit der endgültigen Konstitu-ierung der reichsständischen Gremien zusammenhängende Fragen im Vor-dergrund, die indessen für die weiteren Verhandlungs- und Rechtspositionen von einschneidender Bedeutung waren: Die Verteilung der Stände auf beide Kongreßorte, wobei die Katholiken vergeblich eine stärkere Konzentration in Osnabrück unter schwedischem Einfluß zu verhindern suchten, die Zulassung von Mediatstädten zum Kongreß, die Zulassung von Hessen-Kassel und Magdeburg zum Fürstenrat, von denen ersteres mit den Kronen in offenem Bündnis stand, während der protestantische Administrator von Magdeburg von den Katholiken nicht als legitimer Landesherr anerkannt wurde. Mit der Übergabe der kaiserlichen Responsion auf die letzte Proposition der Kronen, am 16. Oktober 1645, und der Ankunft des ersten kaiserlichen Ministers Trauttmansdorff, am 29. November, kamen dann die eigentlichen Sachverhandlungen stärker in Fluß.
Angelpunkt dabei war für Wartenberg die Religionsfrage. Während aber über die Beratung der Differenzen in den Corpora der Religionsparteien, über protestantische Gravamina und katholische Gegengravamina, über Media und Gegenmedia im Diarium verhältnismäßig kurz hinweggegangen wird, steht die Verbindung dieser Frage mit den Satisfaktionsansprüchen der Kronen im Mittelpunkt. Schon früh hatte Wartenberg im Hinblick auf die spätere Erörterung der Religionsfrage bei Frankreich Anlehnung zu finden gesucht. Das entsprach ganz der auch von Kurköln unterstützten bayerischen Politik, die Sicherheiten in der Pfalzfrage suchte und angesichts der ungünstigen militärischen Entwicklung seit Herbst 1644 dringend einen Waffenstillstand wünschte. Wie weit Wartenberg über die zwischen Bonn und München auch erörterte Möglichkeit eines Sonderstillstandes orientiert

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war, muß dahingestellt bleiben

Über die Möglichkeit eines bayerisch-französischen Sonderstillstandes, in den die Kölner Stifter eingeschlossen werden sollten, wurde Kf. Ferdinand im November 1645 durch den nach Münster reisenden bayerischen Gesandten Ernst unterrichtet, doch sollten die Kölner Gesandten einschließlich Wartenberg vorerst nicht informiert werden. Vgl. J. Foerster S. 280f.
. Bei den ihm aufgetragenen Bemühungen in Münster hat er, soweit das Diarium zu erkennen gibt, immer nur korrekt von einem allgemeinen Waffenstillstand, allenfalls unter Ausschluß Spa-niens

Vgl. S. [124] .
, gesprochen. Auch in der Frage der französischen Satisfaktion war sein Verhalten eher zurückhaltend. So hat er zwar gesucht, den Franzosen in Nebenpunkten, wie Gewährung einer Deputation der münsterischen Stände, gefällig zu sein

Vgl. A. Knoch S. 70–75.
, ihnen aber immer wieder das Übermaß ihrer Forderungen vorgehalten und sie gleichzeitig gemahnt, auch auf Schweden mäßigend einzuwirken. Maßgeblich war dabei der Gedanke, daß man durch einseitige Unterstützung Frankreichs Trauttmansdorff, der bereits in Osnabrück unterhandelte, ganz auf die Seite der Schweden und Protestanten treibe. Den Kaiserlichen allerdings war es bereits zuviel, daß Wartenberg sich überhaupt auf Verhandlungen über die französischen Forderungen einlassen wollte

Vgl. S. 377ff, [386]
. Dagegen hat Maximilian deutlich seine Mißbilligung von Warten-bergs Haltung zu erkennen gegeben und gewarnt, man möge sich nicht durch unnützen Widerstand Frankreich zum Feinde machen

So Kurbayern an Kurköln 1646 II 7, 14, 28, III 14, 28, IV 4, 18 ( München II K. schw. 986); dem ersten dieser Schreiben fügte Maximilian hinzu, man möge es Wartenberg mitteilen.
. Erst nach weiteren Zugeständnissen Trauttmansdorffs in Osnabrück, und als die kaiserlich-französischen Verhandlungen bereits begannen, lenkte Warten-berg seit März 1646 wieder mehr auf die Seite der Franzosen, von denen er wissen wollte, ob sie gegen Zession des Elsaß die Interessen der Katholiken, namentlich hinsichtlich der Stifter Bremen und Verden, unterstützten würden

Vgl. S. [432ff]
. Unter diesem Gesichtspunkt sah er die weiteren Satisfaktionsver-handlungen, die sich mit Unterbrechungen bis zum Herbst hinzogen. Die Franzosen gaben zwar immer gute Vertröstungen, vermieden aber bindende Zusagen. Erst als nach ständiger Erhöhung ihrer Forderungen, die auch Wartenbergs Unwillen erregten, am 13. September 1646 der Vorvertrag über ihre Satisfaktion geschlossen wurde, verpflichteten sie sich offiziell zur Intervention in Osnabrück. Den sehr bedingten Wert ihrer Unterstützung hatte Wartenberg jedoch schon im Sommer erfahren, als sie keinen Schutz gegen Eroberungen durch schwedische Truppen in Westfalen gewährleisten konnten

Vgl. S. [475ff] , [484] , [490ff] , [495ff] .
.
Im übrigen wird Wartensbergs Beteiligung bei den Religionsfragen – die zwischen Deputationen der Religionsparteien meist in Osnabrück geführten

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Gravaminaverhandlungen und die damit zusammenhängende schwedische Satisfaktion – im Diarium hauptsächlich faßbar durch sein Einwirken auf die in Münster befindlichen Diplomaten. Bereits am 27. Mai 1645 hatte er Contarini in einem ausführlichen Vortrag Belehrungen zum Reichskirchen-recht erteilt

Vgl. S. 182ff.
, am 18. April 1646 suchte er erneut Longueville und Servien die katholische Position nahezubringen

Vgl. S. [447ff] .
. Vor allem ging es ihm immer wieder darum, die Kaiserlichen von weiteren Konzessionen abzuhalten. Er bemühte sich, das von Trauttmansdorff angeführte Wiener Theologengut-achten zu zerpflücken, das die Abtretung geistlicher Güter auf immer zugestand

Vgl. S. [428ff] , [438] ff, A. Knoch S. 85ff.
, und versuchte den Grafen mit Hinweis auf die Wichtigkeit der französischen Verhandlungen von Osnabrück fernzuhalten

Vgl. S. [486ff] , [493] und die Äußerungen Chigis S. [511] , [513] .
. Als er weitere Konzessionen Trauttmansdorffs nicht hindern konnte, hat er sie als unver-bindlichen Vorschlag der Kaiserlichen interpretiert

Vgl. S. [535] .
. Erkennbar, wenn auch im Diarium nur leise angedeutet, wird dabei im Sommer 1646 bereits eine gewisse Distanzierung zu Buschmann, dessen enge Zusammenarbeit mit den Kaiserlichen Wartenberg offenbar nicht gern gesehen hat

Vgl. auch S. [484] , [489] . Allerdings spielte dabei auch mit, daß durch aktive Beteiligung Buschmanns nicht die auf passives Geschehenlassen gehende offizielle Haltung Kurkölns gefährdet wurde.
.
Seit langem wußte Wartenberg, daß im Rahmen der Gravamina- und Satisfaktionsverhandlungen seine eigenen Stifter gefährdet waren: Verden forderte Schweden nebst Bremen für sich, Minden, Osnabrück und mögli-cherweise ein Teil der Stifter Kurfürst Ferdinands sollten als Kompensation anderer Reichsstände dienen, außerdem waren letztere durch die hessen-kasselischen Satisfaktionsansprüche gefährdet. So hatte der Kampf für die eigenen und die Kölner Interessen in dieser Frage von Anfang an einen guten Teil von Wartenbergs Tätigkeit am Kongreß ausgemacht. In fast ermüdender Eintönigkeit wiederholt das Diarium immer wieder die Argu-mente, die Wartenberg für seinen Rechsstandpunkt geltend machte und Kaiserlichen wie Franzosen einzuhämmern suchte. Aber schon am 26. März 1646 mußte Trauttmansdorff ihm gegenüber eingestehen, daß er Verden neben Bremen bereits den Schweden angeboten hatte

Vgl. S. [423f] .
. Dieser Schritt ließ sich nicht mehr rückgängig machen, so sehr der Bischof auch weiterhin dagegen ankämpfte. Daher traten später die Bemühungen um Minden und Osnabrück in den Vordergrund. Die Frage erreichte ihr entscheidendes Stadium, als nach Abschluß des Vorvertrages mit Frankreich die Verhand-lungen in Osnabrück wiederaufgenommen wurden. Um besser auf sie einwirken zu können, ging Wartenberg von Februar bis April 1647 selbst

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nach Osnabrück und hat in täglichen langen Konferenzen Kaiserliche und Franzosen auf eine gemeinsame Widerstandslinie gegen die schwedisch-protestantischen Forderungen einzuschwören gesucht. Die Intensität seiner Bemühungen hier und in den folgenden Wochen in Münster finden im Diarium schon rein umfangmäßig ihren Niederschlag: Die Niederschrift für die Monate Februar bis Juli 1647 umfaßt 2538 Seiten, das ist mehr als für das gesamte Jahr 1646 und liegt ungefähr um ein Drittel über den Eintragungen für den Rest des Kongresses. Der Sache nach ging es um einen Kampf an mehreren Fronten: einmal gegen die Forderungen der Protestan-ten, wobei das im Dezember 1646 vereinbarte Normaljahr 1624 gegen Minden, aber eigentlich für Osnabrück sprach, weshalb die Gegenseite hier eine Ausnahmeregelung verlangte. Ungünstig war das Normaljahr aber auch hier in bezug auf die Autonomiefrage, da die eigentliche Rekatholisie-rung erst später eingesetzt hatte. Erschwerend kamen noch die Selbständig-keitsbestrebungen der Stadt Osnabrück und der Ritterschaft hinzu

Zu Wartenbergs Argumentation vgl. S. [638ff] , [643ff] . 87 Vgl. S. [615f] , [618f] , [678] .
. Zum anderen wurden beide Stifter in den Handel um die schwedische Satisfak-tion hineingezogen. Nur kurzzeitig schien es möglich, diese ohne Zustim-mung und Entschädigung Brandenburgs abwickeln zu können. Die mit der Einwilligung in die Zession halb Pommerns verbundenen brandenburgi-schen Äquivalenzansprüche waren zwar unrealistisch überhöht, bildeten aber um so mehr eine Gefahr, als sie Forderungen weiterer Bewerber nach sich zogen. Dagegen war Hilfe bei den Kaiserlichen nur sehr bedingt zu erwarten, die ersatzweise Forderungen auf Abtretungen in Schlesien befürchten mußten. Die Franzosen zeigten sich zwar ihrem Versprechen gemäß zur hilfsweisen Interzession für die bedrängten Katholiken bereit, wollten es aber nicht auf einen wirklichen Bruch mit Schweden ankommen lassen und verlangten zudem, daß die Kaiserlichen ihrerseits die Initiative ergriffen und keine unzeitigen Konzessionen machten. Diesen gegenüber hatte Wartenberg einen um so schwereren Stand, als gerade jetzt in Ulm Sonderverhandlungen geführt wurden, die am 14. März 1647 zu einem Waffenstillstand Bayerns und Kölns mit den Kronen führten. So gaben die Kaiserlichen ihm hinsichtlich seiner Stifter immer wieder gute Vertröstun-gen, aber Trauttmansdorff ließ doch keinen Zweifel daran, daß ohne wirkliche Hilfe, also militärische Unterstützung durch Köln und Bayern sowie Einstellung der Feindseligkeiten seitens Frankreichs, er der Gegenseite entscheidende Zugeständnisse machen müsse und machen werde

Vgl. die Verhandlungen Wartenbergs 1647 II 16, III 25 (S. [718ff] , [785ff] ).
.
Das erste Opfer war Minden. Schon um die Jahreswende war der Einsatz der Franzosen für dieses Stift nicht überzeugend gewesen, wenn sie auch meinten, es schließlich doch noch retten zu können

Vgl. S. [684] , [692f] .
. Die Entscheidung war

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praktisch gefallen, als die Kaiserlichen es am 20. Februar 1647 Brandenburg unter der Bedingung zusicherten, daß es bei den noch ausstehenden Grava-minaverhandlungen den Protestanten zufallen würde

Vgl. S. [736ff] .
. Gleichzeitig verrin-gerte sich damit in gefährlicher Weise die Masse, die zur Entschädigung all derjenigen zur Verfügung stand, welche glaubten, im Zusammenhang mit der schwedischen Satisfaktion ebenfalls Ansprüche stellen zu können. Ihre Blicke richteten sich jetzt vornehmlich auf Osnabrück. Nachdem zunächst in schnellem Wechsel die verschiedensten Kandidaturen und Projekte für beide Stifter auftauchten, wurde zuletzt Minden Brandenburg zugesprochen und in Osnabrück ein Alternat eingerichtet, wonach auf Wartenberg ein Mit-glied des Hauses Braunschweig folgen und dann ein ständiger Wechsel zwischen katholischen Bischöfen und lüneburgischen Prinzen in der Regie-rung des Stiftes stattfinden sollte

Zu den braunschweigischen Ansprüchen vgl. S. [744ff] .
. Wartenberg hat noch alle möglichen Schritte unternommen, dieses Ergebnis zu ändern – so sollte Brandenburg auf die Grafschaft Schaumburg verwiesen, das Alternat nach Minden übertragen und Osnabrück damit freigemacht werden

Vgl. S. [933f] , [939] , [946] .
–, jedoch vergeblich. In seinem die Verhandlungsergebnisse mit Schweden zusammenfassenden Friedensprojekt vom 3. Juni 1647, dem Proiectum Trauttmansdorffianum, hatte der kaiserliche Minister die entscheidenden Bestimmungen über Osna-brück bereits fixiert

Die Bewilligung des Osnabrücker Alternates war 1647 V 27 erfolgt, vgl. S. [882] .
. In den noch ausstehenden langwierigen Verhandlun-gen über eine ständige Wahlkapitulation für Osnabrück hat Wartenberg später wohl noch seinen Einfluß geltend gemacht, als Verhandlungspartner aber das Kapitel auftreten lassen, da er durch keinen positiven Akt seinen Konsens geben wollte

Zum Beginn der Verhandlungen vgl. S. [923f] , [935] , [941] , [945] f, [951] , [958] . Seit Januar 1648 wurden die Verhandlungen in Osnabrück weitergeführt, worüber hauptsächlich die Korre-spondenz Wartenbergs mit Bischoping Auskunft gibt. Vgl. A. Knoch S. 169ff, 208ff, 235ff.
.
Die Einigung über Osnabrück war bereits unter dem Druck schwedischer Truppen erfolgt, die unter Ausnutzung der durch die Kölner Neutralität veränderten militärischen Lage in Westfalen im Sommer 1647 die letzten bisher noch von Wartenberg beherrschten Teile des Stiftes eroberten. Der Bischof hatte die Annahme der Neutralität abgelehnt und glaubte die Osnabrücker Besitzungen durch den Hamburger Präliminarvertrag von 1641 genügend geschützt. Doch die unter Berufung darauf um Vermittlung angegangenen Franzosen empfahlen lediglich Sonderabmachungen mit den Schweden, die Wartenberg nicht eingehen wollte

Vgl. S. [847] f, [884] ff, [890] ff, [908] f, [924] ff, [937] f, [961] .
. Nachdem seine Hoff-nungen auf Frankreich bereits im Vorjahr und bei den Verhandlungen um die Stifter enttäuscht worden waren, begann er jetzt Kontakte zu den Spaniern zu knüpfen. Davon enthält allerdings das Diarium kaum etwas,

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ein deutliches Anzeigen dafür, daß Wartenberg sich wohl bewußt war, hier eine Politik zu betreiben, die mit der kurkölnischen nicht mehr unbedingt in Einklang stand

Vgl. A. Knoch S. 178ff, 183f, 201f. Erste Kontakte über Raigersperger in der Frage der hessischen Satisfaktion unten S. 958, 972. Die häufiger werdende Zahl der Besuche läßt atmosphärische Verbesserungen erkennen, doch werden die entscheidenden Vereinbarungen mit Peñaranda 1647 IX 1 nicht erwähnt. Eine Ausnahme bildet die Aufnahme der Vorschläge 1647 XII 29 im Diarium, vgl. S. [1043f] .
. Zwar neigte auch Kurfürst Ferdinand, unzufrieden über die Ergebnisse des Waffenstillstandes und in seinem Argwohn gegenüber den Hessen kräftig von Wartenberg unterstützt

Vgl. J. Foerster S. 296f.
, inzwischen zur Wiederaufnah-me des Kampfes, zumal Trauttmansdorff in der richtigen Hoffnung auf einen Stellungswechsel immer sehr viel Verständnis für die von Wartenberg vorgebrachten Klagen über Ausschreitungen kaiserlichen Truppen in West-falen gezeigt hatte

Diese Frage nahm in den Verhandlungen des Sommers 1647 einen breiten Raum ein, vgl. S. [862f] , [866] , [870f] , [876] , [885] , [889] , [911ff] , [919f] , [929ff] , [942ff] .
. Aber ein Signal zur Zusammenfassung aller militäri-schen Kräfte der Katholiken gegen die im Trauttmansdorffianum gemach-ten Konzessionen war das nicht. Vielmehr deutete die Sondergarantie für die volle Integrität seiner Länder bei Friedensschluß, auf die hin der Kurfürst Ende Juli in Bonn mit Trauttmansdorff seine ‚Rekonjunktion‘ vereinbarte und in die Wartenbergs Stifter nicht eingeschlossen waren

Vgl. kaiserliche Resolution Pilsen 1647 VIII 19 ( München II K. schw. 987), wonach Ir Churfürstliche Durchlaucht und deroselben legitimi successores bei ihren Landen erhalten werden sollten.
, bereits auf eine nicht mehr an den allgemein katholischen Belangen orien-tierte Kölner Politik hin. Wenn Ferdinand sich zunächst auch noch gegen jegliche Abtretung geistlicher Güter und für eine Neuberatung des Projektes im Sinne der Katholiken aussprach und damit die durch Wartenberg vertretene Anschauung deckte, so scheinen die Unterschiede doch bald größer geworden zu sein, als das Diarium zu erkennen gibt. Immerhin gestand der Kurfürst seinem Bruder Maximilian, der auf schnellen Ausgleich drängte, im Oktober 1647 schon zu, daß die katholischen Deputierten bei weiteren Verhandlungen nicht mehr streng an Mehrheitsbeschlüsse gebunden sein sollten

Vgl. J. Foerster S. 319f.
. Im Diarium aber treten in diesen Monaten die eigentlichen Religionsfragen vor anderen Problemen – Rechtfertigung der Rekonjunk-tion, neue französische Satisfaktionsforderungen, Abwehr der hessischen Satisfaktion – fast ganz in den Hintergrund. Gelegentliche Äußerungen sind in abgemildertem Ton gehalten und und lassen nicht erkennen, daß gerade Wartenberg Führer der Maximalisten, der alle Konzessionen grundsätzlich ablehnenden katholischen Mehrheitspartei war

Die Abnahme der Äußerungen im Diarium entspricht dem sich anbahnenden Stimmungs-wechsel in Bonn; seit August 1648 im wesentlichen noch S. [983] , [1001f] , [1004f] , [1018f] , [1020ff] , [1027] .
. In dieser Situation bricht

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das Diarium am 16. Oktober 1647 unvermittelt ab und setzt ohne weitere Erläuterungen erst mit Wartenbergs Rückkehr aus Bonn am 25. November wieder ein.
Dem äußeren Einschnitt entspricht ein innerer Bruch in Wartenbergs Position. Leider liegen über die Motive seiner Reise und seine Verhandlun-gen in Bonn nur wenige unzusammenhängende Nachrichten vor, die insgesamt kein klares Bild ergeben. Wirklich sicher ist nur, daß es hierbei nicht, wie Meiern behauptet hat, zum Entzug des kurfürstlichen Votums gekommen ist. Dagegen bleibt schon zweifelhaft, ob die Initiative zu der Reise mehr von Ferdinand oder von Wartenberg selbst ausgegangen ist. Eine Aufforderung Maximilians, er möge Wartenberg nach Bonn rufen und dort bis nach Abschluß der bevorstehenden Ausgleichsgespräche mit den Prote-stanten unter einem Vorwand festhalten, hat Ferdinand abgelehnt und den Bischof in den folgenden Wochen mehrfach gegen bayerische Vorwürfe in Schutz genommen. Dennoch scheint er im Sinne der Prinzipalisten, der von Bayern geführten kleinen, aber die wichtigsten katholischen Stände umfas-senden Partei, die unter Hintanstellung grundsätzlicher Bedenken den Ausgleich wollte, auf Wartenberg eingewirkt zu haben. Jedenfalls war dieser offenbar nicht recht mit dem Ausgang der in Bonn geführten Gespräche zufrieden

Vgl. A. Knoch S. 189f, J. Foerster S. 320–324.
. Vor allem aber zeigt der weitere Verlauf in Münster, daß sich seine Stellung grundlegend geändert hatte.
Daß zunächst Buschmann beauftragt wurde, bei Kurbrandenburg noch einen Versuch für Wartenbergs Schaumburger Tauschprojekt vom Sommer zu machen – die Relation hat Wartenberg in voller Länge dem Diarium einverleibt

Vgl. S. 1220ff.
–, mutet wie eine letzte Konzession des Kurfürsten an. An den dann bis zum Sommer 1648 in Osnabrück geführten endgültigen Ausgleichs-verhandlungen aber hat Wartenberg nicht mehr teilgenommen und mit verdächtigem Nachdruck dafür äußere Gründe, vor allem die Gefährdung seiner persönlichen Sicherheit in der Nachbarstadt, ins Feld geführt

Dieser Frage diente besonders die Mission von Lintz in Osnabrück Anfang Dezember 1647, vgl. S. 1221, 1231, 1234, A. Knoch S. 194f.
. Zwar war auch Kurfürst Ferdinand zunächst noch keineswegs bereit, sich voll den Prinzipalisten anzuschließen, aber die von ihm aus Gewissensgründen gewählte passive Haltung wurde doch von Buschmann, dem einen seiner beiden Vertreter in Osnabrück, im Sinne eines möglichst engen Zusammen-gehens mit dieser Gruppe interpretiert, während Landsberg, der Vertrauens-mann Wartenbergs, heftig opponierte

Vgl. J. Foerster S. 332–338.
. Schließlich erhielt Buschmann auf bayerisches Betreiben im Februar 1648 eine geheime Sonderinstruktion, die ihn bei grundsätzlicher Wahrung der passiven Haltung noch enger an die

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von Bayern geführte Partei wies

Vgl. J. Foerster S. 340–343. Ein Zusammentreffen mit Wartenberg in Münster hat Krebs bei seiner Durchreise bewußt vermieden; vgl. S. 1069.
. Wie weit Wartenberg versucht hat, von Münster aus dennoch Einfluß auf die Verhandlungen zu nehmen, ist nicht sicher zu ermitteln, da seine Korrespondenz mit Buschmann verloren ist

Am aufschlußreichsten für diesen Zeitraum ist die erhaltene Korrespondenz mit Bischoping (OSN 137), in der jedoch häufig auf die Buschmann erteilten Weisungen verwiesen ist.
. Im Diarium sind solche Bemühungen, wo sie sich gelegentlich aus anderen Quellen erschließen lassen, kaum erwähnt oder verschleiert

So seine Überlegungen Mitte Februar 1648, durch Reorganisation des Corpus Catholicorum in Münster die Sonderverhandlungen in Osnabrück zu hindern und die im Zusammenhang damit erfolgte Zurückhaltung der Kölner Deputierten in Münster. Vgl. J. Foerster S. 338f, A. Knoch S. 206f.
. Die auch an Umfang stark reduzierten Eintragungen betreffen hauptsächlich bei Chigi, den Spaniern und gelegentlich den Franzosen eingezogene Erkundigungen über den Stand der spanisch-französischen Verhandlungen

Zu gelegentlicher Kritik am Vorgehen in Osnabrück vgl. S. [1076ff] , [1080] , [1085f] , [1089] .
. Erst als nach Abschluß der Religionsfragen die Kaiserlichen selbst mit Rücksicht auf Spanien ein zu schnelles Vorgehen der Osnabrücker Stände bei der Behand-lung der schwedischen Militärsatisfaktion zu verhindern suchten, gewann ab Juni 1648 seine Stellung wieder etwas mehr an Gewicht. Da um diese Zeit Buschmann den Kongreß verließ, konnte er über dessen Nachfolger, zuerst den Osnabrücker Offizial Bischoping und dann den Hildesheimer Kanzler Stein, auch wieder etwas mehr Einfluß auf die in Osnabrück geführte Kölner Kurstimme nehmen

Vgl. J. Foerster S. 357ff.
. Vor allem traten, nachdem im Mai 1648 die Verhandlungen von den Religionsparteien an die Reichskollegien zurückge-kommen waren, die unzufriedenen Katholiken unter seiner Führung in Münster als Fürstenrat zusammen und wandten sich in scharfen Protesten gegen das Vorgehen der Osnabrücker Stände. Das Diarium berührt zwar diese Auseinandersetzungen mehr am Rande

So gegenüber Krebs 1648 VI 2 und Volmar 1648 VIII 18, vgl. S. [1098f] , [1130ff] , ferner S. [1112] . Das Diarium enthält die erste Konferenz der münsterischen Stände 1648 V 3 (vgl. S. [1088] ), im übrigen werden die Proteste lediglich bei der Erwähnung des Schriftwechsels aufgeführt.
, doch drückt sich die verän-derte Lage in häufigeren vertraulichen Konferenzen mit den Kaiserlichen aus

So seit Anfang Juni 1648, vgl. S. [1101ff] , [1116ff] , dann vor allem seit der endgültigen Rückkehr der Kaiserlichen nach Münster Mitte August 1648. Auf deren Wunsch berief Wartenberg auch Stein aus Osnabrück ab, mußte ihn auf neue Weisungen aus Bonn hin aber wieder zurückschicken. Vgl. S. [1128] , [1131] f, [1135] f, [1137] , J. Foerster S. 360f.
, während Maximilian erneut in seinen Bruder drang, er möge Wartenberg die Kölner Fürstenratsstimmen entziehen

Vgl. J. Foerster S. 359ff.
. Die Kaiserlichen allerdings befanden sich jetzt wegen der von Frankreich geforderten Tren-nung des Kaisers von Spanien selbst in Opposition zu den vorwärtsdrängen-den Osnabrücker Ständen und wurden ebenso übergangen wie Wartenberg.

[p. XLVIII] [scan. 48]

Als Mitte September die Osnabrücker Stände nach Münster kamen, um die Kaiserlichen zur Annahme des bereits festgestellten Vertrages zu bewegen oder ohne sie abzuschließen, haben sie unter bewußter Umgehung Warten-bergs und der übrigen Kölner Delegationsmitglieder nur zu Stein Kontakte aufgenommen

Vgl. S. [1149] , [1151f] .
. Dieser allein hat auch am 24. Oktober 1648 der Unter-zeichnung der Verträge beigewohnt, selbst aber nicht unterschrieben

Vgl. S. [1170f] , J. Foerster S. 362f.
. Bereits einige Tage vorher hatte Wartenberg für seine drei Stifter schriftli-che Proteste eingereicht

Vgl. S. [1152] , [1164] .
.
Die folgenden Wochen waren erfüllt mit Fragen der Durchführung des Friedens, der Truppenabdankungen und der noch ausstehenden Osnabrüc-ker Wahlkapitulation. Mitten in diesen Verhandlungen, mit dem 31. Dezember 1648, endet das Diarium Wartenberg.

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