Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
Mittwoch Nach dem Gottesdienst bei den Jesuiten
berufen die Ksl. die bei der hessischen Satisfaktion Interessierten
Vgl. APW [III C 2,2 S. 876] .
und
lassen durch Krane vortragen: Oxenstierna klagt über die Verzögerung der
Antwort zu den Gravamina, über die ksl. Antwort zum französischen Pro-
jekt und über den Widerstand gegen die hessische Satisfaktion, die
Schweden wie seine eigene Sache vertreten werde; Abreisedrohung, falls
darin nicht noch heute eine bessere Erklärung erfolgt, weshalb die Ksl. den
Interessenten zusprechen möchten, damit die Satisfaktion gleich wie sie von
den Hessischen übergeben, pure et cathegorice (erant formalia) placidirt
und acceptirt; sin minus, da man sich darinnen difficultiren soltte, hette
man noch nova et graviora postulata zu gewartten, und da ihnnen inter-
essatis solche nit angenehmb, würden sie sich aber (welches er lachend und
spöttisch gesagtt) anderst alß bißher in den krieg schicken müeßen.
Nach Beratung von Köln/Mainz/Fulda antwortet Raigersperger: Man
bleibt bei dem früheren Angebot von 600 000, zahlbar von allen Kontri-
buenten und ohne andere Sicherheit als fides publica, womit sich auch der
Kaiser und alle anderen Stände begnügen. Und hetten die Hessische, sich
hiemitt woll zue contentiren, desto mehrer ursach, weyln über die sumb der
600 000 reichsthaler noch die 4 Schaumburgische embtter, welche umb ein
höhers alß gedachte 600 000 reichsthaler sich belauffen thetten, von herrn
Kayserlichen nachgegeben. Dannenhero begerten sie, es woltten die herrn
Kayserliche dem Oxenstirn die unbilligkeitt der Hessischen förderung und
hingegen die schiedligkeitt der interessatorum woll vor augen stellen, bene-
benst den herrn nuncium ersuchen, daß er darinnen den Venetianischen
abgesandten (alß welcher, wie man vernehmb, der sachen pro Hassicis gar
woll gewogen) anderst disponiren woltte; und woltte man sich auch hier-
mitt einmahl für all erklert haben, daß man durchauß zue einer absonder-
lichen satisfaction pro militibus nit verstehen, sondern dieselbe under den
bewilligten 600 000 reichsthalern mitt begriffen haben wollen. W: Ver-
liest Erklärungen Kurkölns zur hessischen Satisfaktion. Beschwerde über
die Zession des directum dominium an den Schaumburger Ämtern, wozu
weder er noch das Mindener Kapitel sich verstehen können. Ein andere
meinung würd es gehabt haben, wan amore pacis pro infeudatione dießer
ämbter der consensus begert würde. Klagen Raigerspergers und Ws,
daß die Landgräfin in den von ihr geforderten Ämtern schon Eigentums-
rechte auszuüben beginnt. Ksl.: Erbieten sich zu Schritten bei den
Schweden und Chigi, mitt dem andeuten, daß zwarn dießer punctus
Hassicae satisfactionis praetextus pacis anitzo sein müste. Sie traweten aber
nicht, wan schon dieße stund alles solches pure nachgeben, daß damitt man
dem frieden näher sein werde. Warauff I. H. G.: Daß dießes die Fran-
zosische noch erst vor wenig tagen bey ihr außtrucklich außgesagt, wan
gleich satisfactio Hassica allerdings richtig, daß dannoch hiermitt der fried
nit erhoben. Wabey den herrn Kayserlichen in discursu remonstrirt
würde, wie beschwerlich die begerte oppignoratio, ia beschwerlicher alß die
gentzliche hinlaßung der landen, zumaln man nimmer ruhig sein, sondern
pro exoneranda conscientia durch beschwerlichen kriegslast dieße oppigno-
rirte ortten zue recuperiren sich anglegen sein laßen würde. Welches die
herrn Kayserliche wahr zu sein gestanden, und deutete der herr graff von
Nassaw in discursu ahn, alß von des Salvii und protestirender hinwegk-
reisen, und daß was gefehrliches darunder verborgen, gerehd worden, daß
der graff von Wittgenstein außtrucklich dieße wortt bey ihme lauffen
laßen, es würden sich die protestirende, falß man nit auff die vorgesetzte
conditiones schließen soltte, so gewiß undereinander verbinden, alß sie
kinder des reichs Gotts zu sein begerten. Und wie er ihme opponirt, daß
solches der sach nach schon vor etlichen monaten geschehen seye, hab er
solches nichts wiedersprochen. Beim Abschied übergibt Volmar eine Schrift
Küneckes .
Burkhardt bei Reck. Oxenstierna hat sich gestern bei ihm über die schlech-
ten Friedensaussichten beschwert und mit seiner Abreise gedroht; die
Schweden fürchten, daß nach Weggang Trauttmansdorffs die Ksl. weder
Vollmacht noch Willen zum Abschluß haben. Reck: Wolle man die
sache rechtt und ohne passion consideriren, so würde sich alßdan dabei fin-
den, daß weder den herrn Kaiserlichen noch den catholischen einige ursach
des verzugs oder nit erfolgenden schlußes beizumeßen. Mit Frankreich hat
man vor einem Jahr geschlossen, jetzt werden neue Forderungen vorge-
bracht ; nachdem Frankreich oft durch Einholen neuer Weisungen die
Verhandlungen verzögert hat, ist den Ksl. nicht zu verdenken, wenn sie
jetzt auf Befehle warten müssen. Die Befürchtungen wegen Weggang
Trauttmansdorffs sind falsch, allerdings ist mit keinen Zugeständnissen
über Trauttmansdorffs Vereinbarungen hinaus zu rechnen. Es wölle nuhn
er cantzler alß ein getrewer patriot doch woll bei sich nebenst andern
erwegen, ob nit Ihre Kayserliche Mayestet beiden cronen den frieden gnug-
samb entgegengetragen und gleichsamb von ihnen zu erkauffen begehrt, die
catholische auch ihre friedtfertigkeit also bezeigt, daß sie die herrn Augs-
purgische confessionsverwante zumahln keine ursach, in puncto grava-
minum sich lenger auffzuhalten, und den coronis ließen zu des reichs volli-
gem Untergang die stände in mißtrawen und uneinigkeit zu ihrem gewun-
scheten furtheil lenger zu halten. Es wehre auch gnugsamb bekantt, daß die
Schwedische bei ihrer anherokunfft zum friedenschluß woll geneigtt, hettcn
sich aber von den Frantzosen wieder irr machen laßen, weiln dießelbige
keinen frieden im reich begehrten, alßlang sie nit mit Spanien zu schließen
gedechten. Ille: Er erkente und wißte sehr woll, daß die Frantzosen
dahin ihr absehen gerichtett; man müßte gleichwoll sehen, daß man im
reich zum frieden und dem alten guten Teutschen vertrawen wieder
kerne. Praepositus: Zu dem alten Teutschen vertrawen zu kommen,
müßte man auch den weg der voreltern, die sich woll dabei nebenst dem
reich befunden, eingehen und weder zur rechten noch zur lincken außschla-
gen. Es würde aber leider bei diesen tractaten solches ubell observirt, und
wan man nuhr dem rechtt nachdechte, wie es die Heßen Caßelische vor-
hetten und welcher gestaltt sie beide herrn churfürsten zu Maintz und Cölln
alß turbatores publicae quietis bei diesem conventu an landt und leuhte zu
straffen vorhetten, so würde man leichtlich erkennen, daß auff diese weise
das vertrauen nit zu stifften noch zum frieden zu gelangen. Konzessionen
beider Kurfürsten trotz des von Hessen erlittenen Schadens bei den Ver-
handlungen von Sababurg, Würzburg und Mainz
Zu den Sababurger Verhandlungen vgl. oben [S. 589 Anm. 3] . Die dort gemachten Konzes-
sionen standen wieder zur Diskussion bei den durch den Bischof von Würzburg geführten
neuen Akkomodationsverhandlungen im Frühjahr 1636 und den Mainzer Akkomoda-
tionsverhandlungen 1638/39. Zur Kölner Haltung vgl. J. Foerster S. 132ff.
. Es hätten die Hessen
billig solches mit mehrerm danck annehmen und auch die vor dem kriegs-
wesen mit ihnen gehaltene gute freundtschafft und erwiesene gutthaten
beßer erkennen sollten. Es bestünden diese der Heßen Caßelischen postu-
lata auff solcher unbilligkeit, hetten auch in sich alsolche gefahr, betruck
und betrangnuß in sich begrieffen, daß beide herrn churfürsten und meh-
rers dabei interessirt gemachte lieber alles, was der lieber Gott darin ver-
hengen mögte, außzustehen gedechten, alß sich dergestaltt einer zumahl
unerhörter unbilligkeit sambt ihren successorn zu untergeben. Ille: Er
vermerckte woll, daß dieß negotium Cassellanum dem friedenswerck nit
wenig hinderlich, wehre also zu wünschen, daß ein medium compositionis
hier zu finden. Thumbprobst: Wan man rationem nit gantz auff eine
seit setzte und aller Teutschen redligkeit vergeßen wolte, so hetten sich
beide herrn churfürsten albereits so viell amore pacis erbotten, daß die
coronae und reliqui status gnugsamb zu erkennen beider herrn churfürsten
friedliebende begierigkeit, auch sich die Caßelischen höchlich zu bedan-
cken. Der duc de Longeville, welcher der Caßelischen ein so großer patron,
hette nuhr 6 mahl hunderttausent reichsthaler gefordert. Zu dieser zahlung
wolten beide herrn churfürsten nebenst andern den Heßen contribuirenden
landen concurriren, aber daß sie mit ihrer landen untergang andere von den
contributionibus befreyen und sich, wie erstgemelt, alß turbatores publicae
quietis bei der gantzen christenheit und posteritet solten beschreien laßen,
dahin würde man es nimmer pringen. Eine entsprechende eigenhändige Er-
klärung Kurkölns ist erst gestern eingetroffen. Burkhardt: Er erkente
woll die unbilligkeitt der sachen wolte gleichwoll in gutem vertrauen von
sich selbsten, ohne einige commission von andern fragen, ob nit noch etwas
geltts auff die 6 mahl hunderttausent reichsthaler zu hinlegung dieser diffi-
cultet konte offerirt werden. Ille: Es wehre dasjenig gebotten, was die
Frantzosen anfenglich für die Caßelische begehrt, und hetten dieselbe auch
dahmahls modum solutionis vorgeschlagen, daß es von allen den Heßischen
contribuirenden landtschafften beizuschaffen; dabei müßte es auch
nuhnmehr gelaßen werden, und sie in publica fide ihre assecuration
nehmen. Beide cronen hetten an ihren postulatis nachgelaßen, den Caßeli-
schen hette man noch darüber die 4 Schaumburgische ambter, welche jahr-
lichs zwischen 40 und 50 000 reichstaler rhenten, geben. Es solten die
andere stände billig nit zugeben, daß illa nimia cupiditate habendi aliena
das gantze reich lenger in solcher gefahr des untergangs solte gehalten
werden. Landgraf Wilhelm und seine Witwe haben oft beteuert, daß sie
den frieden und nit anderer leuhte und lande begehrten. Da man nuhn das
contrarium, den frieden itzo auffzuhalten, erwiesen, so wehre woll ein
unbesonnenes ding, denselben pfandtschafften zu laßen, welche umb ihres
fürtheils willen so wenig den abscheidt halten. Wan die catholische in
ihrem corpore dergleichen mittstandtt hetten, welcher mit dergleichen uner-
hörter und unleidtlicher unrechtfertigkeit seinem andern mittstandt und
nachbarn zuzusetzen vorhabens, man würde ihme anders und ernstlicher
zusprechen, alß a parte der Augspurgischen confessionsverwanten bißhero
geschehen. Dahero dan die catholische nit unbillig in diese gedancken
geriehtem, daß was man ihnen in puncto gravaminum nit abnehmen kan,
durch dergleichen mittell zu entziehen vorhabe; und weiln dieß der weg
zum vertrauen nit, so wehre es zeit, einen beßern und den rechten einzu-
gehen, sähe auch seinestheils nit, was weiters fruchtbarliches zu verrichten,
alßlange die Caßelische sich zur billigkeit nit bequemen. [...]
Gobelius bei Reck. Klage über den schlechten Fortgang der Verhandlung-
gen. Reck: Gespräch mit Burkhardt. [...]
Schmising/Voß
/Mercken bei W. Beratung über die von Volmar mitge-
teilte Schrift Küneckes.
Mitteilung Kranes: Oxenstierna hat sich über die Antwort der hessischen
Interessenten offendirt bezaigt, mitt vermelden, daß dan nicht hier, son-
dern zue Oßnabruck der schluß müste gemacht werden und er alßo lenger
nicht hier zu verbleiben, sondern gleich morgen auff Oßnabruck zu ver-
reyßen gedächte. Alß nun darauff die Kayserliche sich erbotten, ihme hin-
über nachzufolgen, hab er dafür gehaltten, daß mitt ihnnen Kayserlichen
weiters nichts würde zu handlen sein, zumaln, wie man vernehmb, sie doch
in instructione ein mehrers nit hetten, alß der herr graff von Traut-
manstorff gehabt zu haben sich vernehmmen laßen, warmitt der fried nicht
zu schließen seye. Auf die Antwort, die Schweden selbst hätten versichert,
bei gewissen, inzwischen gemachten Zugeständnissen könne der Frieden in
24 Stunden geschlossen sein, hat Oxenstirn replicirt, er wolle versicheren,
daß in 24 jahren nicht, es würde dan der Hessischen postulatum, die grava-
mina und anders völliglich erledigt und eingewilliget.
berufen die Ksl. die bei der hessischen Satisfaktion Interessierten
Vgl. APW [III C 2,2 S. 876] .
lassen durch Krane vortragen: Oxenstierna klagt über die Verzögerung der
Antwort zu den Gravamina, über die ksl. Antwort zum französischen Pro-
jekt und über den Widerstand gegen die hessische Satisfaktion, die
Schweden wie seine eigene Sache vertreten werde; Abreisedrohung, falls
darin nicht noch heute eine bessere Erklärung erfolgt, weshalb die Ksl. den
Interessenten zusprechen möchten, damit die Satisfaktion gleich wie sie von
den Hessischen übergeben, pure et cathegorice (erant formalia) placidirt
und acceptirt; sin minus, da man sich darinnen difficultiren soltte, hette
man noch nova et graviora postulata zu gewartten, und da ihnnen inter-
essatis solche nit angenehmb, würden sie sich aber (welches er lachend und
spöttisch gesagtt) anderst alß bißher in den krieg schicken müeßen.
Nach Beratung von Köln/Mainz/Fulda antwortet Raigersperger: Man
bleibt bei dem früheren Angebot von 600 000, zahlbar von allen Kontri-
buenten und ohne andere Sicherheit als fides publica, womit sich auch der
Kaiser und alle anderen Stände begnügen. Und hetten die Hessische, sich
hiemitt woll zue contentiren, desto mehrer ursach, weyln über die sumb der
600 000 reichsthaler noch die 4 Schaumburgische embtter, welche umb ein
höhers alß gedachte 600 000 reichsthaler sich belauffen thetten, von herrn
Kayserlichen nachgegeben. Dannenhero begerten sie, es woltten die herrn
Kayserliche dem Oxenstirn die unbilligkeitt der Hessischen förderung und
hingegen die schiedligkeitt der interessatorum woll vor augen stellen, bene-
benst den herrn nuncium ersuchen, daß er darinnen den Venetianischen
abgesandten (alß welcher, wie man vernehmb, der sachen pro Hassicis gar
woll gewogen) anderst disponiren woltte; und woltte man sich auch hier-
mitt einmahl für all erklert haben, daß man durchauß zue einer absonder-
lichen satisfaction pro militibus nit verstehen, sondern dieselbe under den
bewilligten 600 000 reichsthalern mitt begriffen haben wollen. W: Ver-
liest Erklärungen Kurkölns zur hessischen Satisfaktion. Beschwerde über
die Zession des directum dominium an den Schaumburger Ämtern, wozu
weder er noch das Mindener Kapitel sich verstehen können. Ein andere
meinung würd es gehabt haben, wan amore pacis pro infeudatione dießer
ämbter der consensus begert würde. Klagen Raigerspergers und Ws,
daß die Landgräfin in den von ihr geforderten Ämtern schon Eigentums-
rechte auszuüben beginnt. Ksl.: Erbieten sich zu Schritten bei den
Schweden und Chigi, mitt dem andeuten, daß zwarn dießer punctus
Hassicae satisfactionis praetextus pacis anitzo sein müste. Sie traweten aber
nicht, wan schon dieße stund alles solches pure nachgeben, daß damitt man
dem frieden näher sein werde. Warauff I. H. G.: Daß dießes die Fran-
zosische noch erst vor wenig tagen bey ihr außtrucklich außgesagt, wan
gleich satisfactio Hassica allerdings richtig, daß dannoch hiermitt der fried
nit erhoben. Wabey den herrn Kayserlichen in discursu remonstrirt
würde, wie beschwerlich die begerte oppignoratio, ia beschwerlicher alß die
gentzliche hinlaßung der landen, zumaln man nimmer ruhig sein, sondern
pro exoneranda conscientia durch beschwerlichen kriegslast dieße oppigno-
rirte ortten zue recuperiren sich anglegen sein laßen würde. Welches die
herrn Kayserliche wahr zu sein gestanden, und deutete der herr graff von
Nassaw in discursu ahn, alß von des Salvii und protestirender hinwegk-
reisen, und daß was gefehrliches darunder verborgen, gerehd worden, daß
der graff von Wittgenstein außtrucklich dieße wortt bey ihme lauffen
laßen, es würden sich die protestirende, falß man nit auff die vorgesetzte
conditiones schließen soltte, so gewiß undereinander verbinden, alß sie
kinder des reichs Gotts zu sein begerten. Und wie er ihme opponirt, daß
solches der sach nach schon vor etlichen monaten geschehen seye, hab er
solches nichts wiedersprochen. Beim Abschied übergibt Volmar eine Schrift
Küneckes .
Burkhardt bei Reck. Oxenstierna hat sich gestern bei ihm über die schlech-
ten Friedensaussichten beschwert und mit seiner Abreise gedroht; die
Schweden fürchten, daß nach Weggang Trauttmansdorffs die Ksl. weder
Vollmacht noch Willen zum Abschluß haben. Reck: Wolle man die
sache rechtt und ohne passion consideriren, so würde sich alßdan dabei fin-
den, daß weder den herrn Kaiserlichen noch den catholischen einige ursach
des verzugs oder nit erfolgenden schlußes beizumeßen. Mit Frankreich hat
man vor einem Jahr geschlossen, jetzt werden neue Forderungen vorge-
bracht ; nachdem Frankreich oft durch Einholen neuer Weisungen die
Verhandlungen verzögert hat, ist den Ksl. nicht zu verdenken, wenn sie
jetzt auf Befehle warten müssen. Die Befürchtungen wegen Weggang
Trauttmansdorffs sind falsch, allerdings ist mit keinen Zugeständnissen
über Trauttmansdorffs Vereinbarungen hinaus zu rechnen. Es wölle nuhn
er cantzler alß ein getrewer patriot doch woll bei sich nebenst andern
erwegen, ob nit Ihre Kayserliche Mayestet beiden cronen den frieden gnug-
samb entgegengetragen und gleichsamb von ihnen zu erkauffen begehrt, die
catholische auch ihre friedtfertigkeit also bezeigt, daß sie die herrn Augs-
purgische confessionsverwante zumahln keine ursach, in puncto grava-
minum sich lenger auffzuhalten, und den coronis ließen zu des reichs volli-
gem Untergang die stände in mißtrawen und uneinigkeit zu ihrem gewun-
scheten furtheil lenger zu halten. Es wehre auch gnugsamb bekantt, daß die
Schwedische bei ihrer anherokunfft zum friedenschluß woll geneigtt, hettcn
sich aber von den Frantzosen wieder irr machen laßen, weiln dießelbige
keinen frieden im reich begehrten, alßlang sie nit mit Spanien zu schließen
gedechten. Ille: Er erkente und wißte sehr woll, daß die Frantzosen
dahin ihr absehen gerichtett; man müßte gleichwoll sehen, daß man im
reich zum frieden und dem alten guten Teutschen vertrawen wieder
kerne. Praepositus: Zu dem alten Teutschen vertrawen zu kommen,
müßte man auch den weg der voreltern, die sich woll dabei nebenst dem
reich befunden, eingehen und weder zur rechten noch zur lincken außschla-
gen. Es würde aber leider bei diesen tractaten solches ubell observirt, und
wan man nuhr dem rechtt nachdechte, wie es die Heßen Caßelische vor-
hetten und welcher gestaltt sie beide herrn churfürsten zu Maintz und Cölln
alß turbatores publicae quietis bei diesem conventu an landt und leuhte zu
straffen vorhetten, so würde man leichtlich erkennen, daß auff diese weise
das vertrauen nit zu stifften noch zum frieden zu gelangen. Konzessionen
beider Kurfürsten trotz des von Hessen erlittenen Schadens bei den Ver-
handlungen von Sababurg, Würzburg und Mainz
Zu den Sababurger Verhandlungen vgl. oben [S. 589 Anm. 3] . Die dort gemachten Konzes-
sionen standen wieder zur Diskussion bei den durch den Bischof von Würzburg geführten
neuen Akkomodationsverhandlungen im Frühjahr 1636 und den Mainzer Akkomoda-
tionsverhandlungen 1638/39. Zur Kölner Haltung vgl. J. Foerster S. 132ff.
billig solches mit mehrerm danck annehmen und auch die vor dem kriegs-
wesen mit ihnen gehaltene gute freundtschafft und erwiesene gutthaten
beßer erkennen sollten. Es bestünden diese der Heßen Caßelischen postu-
lata auff solcher unbilligkeit, hetten auch in sich alsolche gefahr, betruck
und betrangnuß in sich begrieffen, daß beide herrn churfürsten und meh-
rers dabei interessirt gemachte lieber alles, was der lieber Gott darin ver-
hengen mögte, außzustehen gedechten, alß sich dergestaltt einer zumahl
unerhörter unbilligkeit sambt ihren successorn zu untergeben. Ille: Er
vermerckte woll, daß dieß negotium Cassellanum dem friedenswerck nit
wenig hinderlich, wehre also zu wünschen, daß ein medium compositionis
hier zu finden. Thumbprobst: Wan man rationem nit gantz auff eine
seit setzte und aller Teutschen redligkeit vergeßen wolte, so hetten sich
beide herrn churfürsten albereits so viell amore pacis erbotten, daß die
coronae und reliqui status gnugsamb zu erkennen beider herrn churfürsten
friedliebende begierigkeit, auch sich die Caßelischen höchlich zu bedan-
cken. Der duc de Longeville, welcher der Caßelischen ein so großer patron,
hette nuhr 6 mahl hunderttausent reichsthaler gefordert. Zu dieser zahlung
wolten beide herrn churfürsten nebenst andern den Heßen contribuirenden
landen concurriren, aber daß sie mit ihrer landen untergang andere von den
contributionibus befreyen und sich, wie erstgemelt, alß turbatores publicae
quietis bei der gantzen christenheit und posteritet solten beschreien laßen,
dahin würde man es nimmer pringen. Eine entsprechende eigenhändige Er-
klärung Kurkölns ist erst gestern eingetroffen. Burkhardt: Er erkente
woll die unbilligkeitt der sachen wolte gleichwoll in gutem vertrauen von
sich selbsten, ohne einige commission von andern fragen, ob nit noch etwas
geltts auff die 6 mahl hunderttausent reichsthaler zu hinlegung dieser diffi-
cultet konte offerirt werden. Ille: Es wehre dasjenig gebotten, was die
Frantzosen anfenglich für die Caßelische begehrt, und hetten dieselbe auch
dahmahls modum solutionis vorgeschlagen, daß es von allen den Heßischen
contribuirenden landtschafften beizuschaffen; dabei müßte es auch
nuhnmehr gelaßen werden, und sie in publica fide ihre assecuration
nehmen. Beide cronen hetten an ihren postulatis nachgelaßen, den Caßeli-
schen hette man noch darüber die 4 Schaumburgische ambter, welche jahr-
lichs zwischen 40 und 50 000 reichstaler rhenten, geben. Es solten die
andere stände billig nit zugeben, daß illa nimia cupiditate habendi aliena
das gantze reich lenger in solcher gefahr des untergangs solte gehalten
werden. Landgraf Wilhelm und seine Witwe haben oft beteuert, daß sie
den frieden und nit anderer leuhte und lande begehrten. Da man nuhn das
contrarium, den frieden itzo auffzuhalten, erwiesen, so wehre woll ein
unbesonnenes ding, denselben pfandtschafften zu laßen, welche umb ihres
fürtheils willen so wenig den abscheidt halten. Wan die catholische in
ihrem corpore dergleichen mittstandtt hetten, welcher mit dergleichen uner-
hörter und unleidtlicher unrechtfertigkeit seinem andern mittstandt und
nachbarn zuzusetzen vorhabens, man würde ihme anders und ernstlicher
zusprechen, alß a parte der Augspurgischen confessionsverwanten bißhero
geschehen. Dahero dan die catholische nit unbillig in diese gedancken
geriehtem, daß was man ihnen in puncto gravaminum nit abnehmen kan,
durch dergleichen mittell zu entziehen vorhabe; und weiln dieß der weg
zum vertrauen nit, so wehre es zeit, einen beßern und den rechten einzu-
gehen, sähe auch seinestheils nit, was weiters fruchtbarliches zu verrichten,
alßlange die Caßelische sich zur billigkeit nit bequemen. [...]
Gobelius bei Reck. Klage über den schlechten Fortgang der Verhandlung-
gen. Reck: Gespräch mit Burkhardt. [...]
Schmising/Voß
teilte Schrift Küneckes.
Mitteilung Kranes: Oxenstierna hat sich über die Antwort der hessischen
Interessenten offendirt bezaigt, mitt vermelden, daß dan nicht hier, son-
dern zue Oßnabruck der schluß müste gemacht werden und er alßo lenger
nicht hier zu verbleiben, sondern gleich morgen auff Oßnabruck zu ver-
reyßen gedächte. Alß nun darauff die Kayserliche sich erbotten, ihme hin-
über nachzufolgen, hab er dafür gehaltten, daß mitt ihnnen Kayserlichen
weiters nichts würde zu handlen sein, zumaln, wie man vernehmb, sie doch
in instructione ein mehrers nit hetten, alß der herr graff von Traut-
manstorff gehabt zu haben sich vernehmmen laßen, warmitt der fried nicht
zu schließen seye. Auf die Antwort, die Schweden selbst hätten versichert,
bei gewissen, inzwischen gemachten Zugeständnissen könne der Frieden in
24 Stunden geschlossen sein, hat Oxenstirn replicirt, er wolle versicheren,
daß in 24 jahren nicht, es würde dan der Hessischen postulatum, die grava-
mina und anders völliglich erledigt und eingewilliget.