Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
Dienstag Bericht aus Osnabrück
.
W bei Trauttmansdorff. Nochmalige Bitte, die Osnabrücker Frage nach
Münster zu verweisen, zumal Salvius gegenüber La Court schon sein Ein-
verständnis erklärt hat. Befremden der Franzosen über das Mißtrauen der
Ksl.; sie wollen für Osnabrück und Abweisung der Autonomie in den
Erblanden gleichermaßen eintreten, sich aber, wenn die Ksl. wegen Osna-
brück nachgeben, auch für die Erblande nicht weiter bemühen. Trautt-
mansdorff : Die Franzosische brauchten lauter artificia, und hette man sich
auff dieselbe nicht zu verlaßen, sie einbildeten sich, daß potentia ipsorum
infinita were, möchten es aber noch woll anderst im kurtzen erfahren.
Wegen des stiffts Oßnabruck woltte er schreiben, wan nur noch res integra
were. Die Schwedische hetten vermeint, es würden bey dießer post in
puncto autonomiae von Ihrer Kayserlichen Maiestet eine milttere erklerung
einkommen. Diese Erklärung ist jedoch wieder ablehnend, und hetten die
Schwedische solche unbilliche sachen in isto puncto wiederumb vorbracht,
daß Ihre Kayserliche Maiestet lieber zehen mahl ihr leben würden verlaßen
alß solches eingehen, dan etlicher 100 000 seelen wolfarth daran glegen.
Bey dem stifft Oßnabruck kontte mans doch weiter in religione nicht
bringen, die Franzosen versprechen viell und thetten das contrarium; so
zieht gegen das Versprechen Turenne jetzt wieder gegen die Erblande.
[...] W: Des Tourenne marche nacher Francken were einmahl gegen
der Franzosen versprechen, und scheine woll, daß alle das unheyl daher
kehme, weyln die tractaten zwischen Spanien und Franckreich so schlecht
stunden, dabei referirend, was derentwegen mitt den Franzosen vorgan-
gen. Trauttmansdorff: Die Franzosen sind intractabiles, sie wollen sich
den Sukkurs nach Portugal offenhalten und ihn dem Kaiser gegenüber dem
eigenen Hause verwehren. Glaubt, daß es sich innerhalb wenig tagen zur
ruptur oder schluß schicken würde, wiewoll er mehr die ruptur besorgtte,
und der Schwedischen anherokunfft dahin angesehen zu sein vermeinte,
daß sie sich mitt den Franzosischen wegen der itzigen campagnia mehr alß
des friedeschlußes underrehden würden. Man müste es Gott befehlen, der
köntte die sachen noch woll anderst schicken, dan einmahl der Franzosen
armatur in Italien gar schlecht besteldt; Überlegenheit der Spanier auch
zur See, der Feldzug des Erzherzogs kann die Franzosen von Deutschland
ablenken. W: Man hette in tanta necessitate christianitatis, periculo et
afflictione catholicorum billich alles zum frieden zu dirigiren und guette
eingkeitt zu suchen wabey sie ihm graffen nit verhaltten kondten, daß
etliche Kayserliche kriegsbediente dießerendts mitt wortten und rheden sich
nicht woll veranließen und von dem Ulmischen armistitio gar unbedacht-
same iudicia machten. Übergabe eines kurkölnischen Schreibens in dieser
Sache. Trauttmansdorff: Daß Ihre Kayserliche Maiestet keinen soldaten,
welcher nit zu Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht dienst, und hetten Ihre
Churfürstliche Durchlaucht sein schreiben bereits zweymahl beandt-
worttet. Der officiere unverstandt, welcher in rheden und schreiben von
ihnen gebraucht würde, were ihnen nicht lieb zu vernehmmen. Der Vechta
belägerung anbelangend, würden sich die Schwedische davon mitt tractaten
nicht abbringen laßen. I. H. G.: Es were gleichwohl, wan man keines
endsatzes versichert, beßer den ortt und die völcker per tractatus zue sal-
viren, alß selbige verlohren gehen zu laßen, und were ihro ihrestheilß auch
woll nötig zue wißen, wan die Fürstenaw soltte attacquirt und den prae-
liminaribus nicht nachgelebt werden, weßen sie sich des succursus und
endsätzes halber zu versehen. Dem generalwachtmeister Sparr hetten sie
auch deßwegen zugeschrieben, aber keine resolution bekommen. Herr
graff von Trautmanstorff: Des succursus halber würde man allen
möglichen fleiß anwenden und einem ortt so gern alß dem anderen succu-
riren, und würde man itzo auch dem feind mehrer abbruch haben thuen
können, wan nicht Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht völcker in dem
armistitio begriffen. Man müßte gleichwohl sehen, wie den sachen noch zu
rahten. Verspricht Mitteilung der Braunschweiger Satisfaktionsforderun-
gen
Anlage (Projekt zur braunschweigischen Satisfaktion): fehlt; wohl schwedisches Projekt
(Druck: J. G. Meiern VI S. 419 f.).
und der schwedischen Autonomieerklärung
Schwedische Erklärung über die Autonomie in den Erblanden (Druck: J. G. Meiern IV
S. 526.
. Betrachtet die Verhand-
lungen von Kurmainz, Würzburg und Bamberg mit Frankreich als reine
Kontributionsabsprachen. Bayerische Gesandtschaft nach Paris, auf die wie
auf den Unterhalt der bayerischen Truppen während des Stillstandes große
Summen gehen. Verspricht nochmals, sich für die Verlegung der Verhand-
lungen über Osnabrück einzusetzen, und dabey anzeigh gegeben, wie daß
woll nichts gewißes vom friedenschluß zu hoffen. Seine bevorstehende
Abreise. W: Wan kein fried, wie zu vermuhten, erfolgen soltte, hette
man gleichwoll bey zeitten auff einen andern modum, mitt dem
kriegsweßen beßer außzukommen, zu gedencken, und mitt den ertz- und
stifftern, welche man der wiedrigen religion zugethanen übergeben, eine
andere beßere handlung mitt catholischen fürstlichen häußeren, alß
Florenz, Saphoyen und anderen, zur erhalttung der catholischen religion
bono modo anzugehen und zu versuchen, wie man gleichwohl das
catholische weeßen beßer alß vor dießem versicheren kontte. Lage in Polen.
Mitteilung Trauttmansdorffs: Schwedische Erklärung zur Autonomie in
den Erblanden und braunschweigische Satisfaktionsforderungen. – Mittei-
lung dieser Stücke an d’Avaux mit Bitte um Schreiben an La Court wegen
Verweisung der noch nicht erledigten Punkte nach Münster. – Schreiben
an Bischoping. – [...]
W bei Trauttmansdorff. Nochmalige Bitte, die Osnabrücker Frage nach
Münster zu verweisen, zumal Salvius gegenüber La Court schon sein Ein-
verständnis erklärt hat. Befremden der Franzosen über das Mißtrauen der
Ksl.; sie wollen für Osnabrück und Abweisung der Autonomie in den
Erblanden gleichermaßen eintreten, sich aber, wenn die Ksl. wegen Osna-
brück nachgeben, auch für die Erblande nicht weiter bemühen. Trautt-
mansdorff : Die Franzosische brauchten lauter artificia, und hette man sich
auff dieselbe nicht zu verlaßen, sie einbildeten sich, daß potentia ipsorum
infinita were, möchten es aber noch woll anderst im kurtzen erfahren.
Wegen des stiffts Oßnabruck woltte er schreiben, wan nur noch res integra
were. Die Schwedische hetten vermeint, es würden bey dießer post in
puncto autonomiae von Ihrer Kayserlichen Maiestet eine milttere erklerung
einkommen. Diese Erklärung ist jedoch wieder ablehnend, und hetten die
Schwedische solche unbilliche sachen in isto puncto wiederumb vorbracht,
daß Ihre Kayserliche Maiestet lieber zehen mahl ihr leben würden verlaßen
alß solches eingehen, dan etlicher 100 000 seelen wolfarth daran glegen.
Bey dem stifft Oßnabruck kontte mans doch weiter in religione nicht
bringen, die Franzosen versprechen viell und thetten das contrarium; so
zieht gegen das Versprechen Turenne jetzt wieder gegen die Erblande.
[...] W: Des Tourenne marche nacher Francken were einmahl gegen
der Franzosen versprechen, und scheine woll, daß alle das unheyl daher
kehme, weyln die tractaten zwischen Spanien und Franckreich so schlecht
stunden, dabei referirend, was derentwegen mitt den Franzosen vorgan-
gen. Trauttmansdorff: Die Franzosen sind intractabiles, sie wollen sich
den Sukkurs nach Portugal offenhalten und ihn dem Kaiser gegenüber dem
eigenen Hause verwehren. Glaubt, daß es sich innerhalb wenig tagen zur
ruptur oder schluß schicken würde, wiewoll er mehr die ruptur besorgtte,
und der Schwedischen anherokunfft dahin angesehen zu sein vermeinte,
daß sie sich mitt den Franzosischen wegen der itzigen campagnia mehr alß
des friedeschlußes underrehden würden. Man müste es Gott befehlen, der
köntte die sachen noch woll anderst schicken, dan einmahl der Franzosen
armatur in Italien gar schlecht besteldt; Überlegenheit der Spanier auch
zur See, der Feldzug des Erzherzogs kann die Franzosen von Deutschland
ablenken. W: Man hette in tanta necessitate christianitatis, periculo et
afflictione catholicorum billich alles zum frieden zu dirigiren und guette
eingkeitt zu suchen wabey sie ihm graffen nit verhaltten kondten, daß
etliche Kayserliche kriegsbediente dießerendts mitt wortten und rheden sich
nicht woll veranließen und von dem Ulmischen armistitio gar unbedacht-
same iudicia machten. Übergabe eines kurkölnischen Schreibens in dieser
Sache. Trauttmansdorff: Daß Ihre Kayserliche Maiestet keinen soldaten,
welcher nit zu Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht dienst, und hetten Ihre
Churfürstliche Durchlaucht sein schreiben bereits zweymahl beandt-
worttet. Der officiere unverstandt, welcher in rheden und schreiben von
ihnen gebraucht würde, were ihnen nicht lieb zu vernehmmen. Der Vechta
belägerung anbelangend, würden sich die Schwedische davon mitt tractaten
nicht abbringen laßen. I. H. G.: Es were gleichwohl, wan man keines
endsatzes versichert, beßer den ortt und die völcker per tractatus zue sal-
viren, alß selbige verlohren gehen zu laßen, und were ihro ihrestheilß auch
woll nötig zue wißen, wan die Fürstenaw soltte attacquirt und den prae-
liminaribus nicht nachgelebt werden, weßen sie sich des succursus und
endsätzes halber zu versehen. Dem generalwachtmeister Sparr hetten sie
auch deßwegen zugeschrieben, aber keine resolution bekommen. Herr
graff von Trautmanstorff: Des succursus halber würde man allen
möglichen fleiß anwenden und einem ortt so gern alß dem anderen succu-
riren, und würde man itzo auch dem feind mehrer abbruch haben thuen
können, wan nicht Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht völcker in dem
armistitio begriffen. Man müßte gleichwohl sehen, wie den sachen noch zu
rahten. Verspricht Mitteilung der Braunschweiger Satisfaktionsforderun-
gen
Anlage (Projekt zur braunschweigischen Satisfaktion): fehlt; wohl schwedisches Projekt
(Druck: J. G. Meiern VI S. 419 f.).
Schwedische Erklärung über die Autonomie in den Erblanden (Druck: J. G. Meiern IV
S. 526.
lungen von Kurmainz, Würzburg und Bamberg mit Frankreich als reine
Kontributionsabsprachen. Bayerische Gesandtschaft nach Paris, auf die wie
auf den Unterhalt der bayerischen Truppen während des Stillstandes große
Summen gehen. Verspricht nochmals, sich für die Verlegung der Verhand-
lungen über Osnabrück einzusetzen, und dabey anzeigh gegeben, wie daß
woll nichts gewißes vom friedenschluß zu hoffen. Seine bevorstehende
Abreise. W: Wan kein fried, wie zu vermuhten, erfolgen soltte, hette
man gleichwoll bey zeitten auff einen andern modum, mitt dem
kriegsweßen beßer außzukommen, zu gedencken, und mitt den ertz- und
stifftern, welche man der wiedrigen religion zugethanen übergeben, eine
andere beßere handlung mitt catholischen fürstlichen häußeren, alß
Florenz, Saphoyen und anderen, zur erhalttung der catholischen religion
bono modo anzugehen und zu versuchen, wie man gleichwohl das
catholische weeßen beßer alß vor dießem versicheren kontte. Lage in Polen.
Mitteilung Trauttmansdorffs: Schwedische Erklärung zur Autonomie in
den Erblanden und braunschweigische Satisfaktionsforderungen. – Mittei-
lung dieser Stücke an d’Avaux mit Bitte um Schreiben an La Court wegen
Verweisung der noch nicht erledigten Punkte nach Münster. – Schreiben
an Bischoping. – [...]