Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1648 III 26

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1648 III 26
Donnerstag

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20 Donnerstags] am Rande: Schweden wollen den § ’Tandem omnes‘ nit vornemmen,
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es sei dann die Casselische praetension vordrist verglichen.
Donnerstags, den 26. huius, seind wir bei denn
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Schweden, alwo sich auch der Französische resident de La Cour eingefun-
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den , gewesen und haben vermeint, es solte von dem Thumbshirn und
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Langenbeckh vertröstermaassen der § ’Tandem omnes‘ vordrist, sodann auch
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die Casselischen sachen abgehandlet werden. So haben aber die Schweden
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alsogleich mit dem erstem angefangen, hinder sich ze halten, erstens allein
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ettlich wortt als ’tam in ecclesiasticis quam in politicis‘, item ’arma sump-
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sissent ‘ geandet und, daß jene außgelassen, aber beygesetzt werden mochte,
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begehrt: ’aut alias in eorum partes transiissent‘; so beedes bewilligt. Über
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daß suechten sie, daß wir bewilligen wolten, ’ut eiusmodi restituti libertate
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conscientiae gaudeant, domi priuatim exercitio religionis vacare et ad publi-
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cum frequentandum excurrere possint‘. Als wir unß aber dahien bezogen,
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daß dises newe zumuetten der verglichnen autonomiae zuwiderlauffen thet,
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haben sie sich entschuldigt, sie weren uber dise materiam noch nit gefaßt,
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hetten deren nit nachgedacht, sondern verhofft, wir wurden alsogleich zu

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abhandlung der Casselischen sach fürschreitten. Begehrten, wir solten inen
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unsere in schrifften verfaßte declaration zustellen, folgendts wolten sie auch
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mit nechstem sich über den § ’Tandem‘ vernemmen lassen, und wurde wol
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auß der sach zu kommen sein. Nos, wolten unß darzu nit verstehen, sie
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hetten wol gewußt, daß wir anderst nit in abhandlung der Casselischen sach
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eingewilligt, es wurde dann auch zumal, und zwar priori loco, der bemeldte
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paragraphus erledigt. Also solten sie parati sein. Wir köndten unß eines
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mehrern nit, als beraits geschehen, erclären, müeßten vor allen dingen wis-
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sen , ob Ihr Kayserliche Maiestät derentwegen frid haben wurde oder nit,
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ehe dann wir unß wegen Cassel erclärten.

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Weil wir unß nun dißortts zu keinem andern vermögen lassen wöllen, haben
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sie entlich einen abtritt zu denn protestierenden genommen, durch dieselben
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an die catholischen setzen lassen, unß zuzesprechen. Wie auch beschehen,
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aber mit der erleütterung, das in allweeg der § ’Tandem‘ vordrist zu erledi-
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gen , im übrigen alsogleich die Casselische sach abgehandlet werden solte. Fol-
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gendts seind auch die protestierenden an unß kommen. Da wir unß erbotten,
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es solten die Schweden unß noch disen abendt per Thumbshirn und Lan-
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genbeckh ihr erclärung über den § ’Tandem‘ uberbringen lassen, so wol-
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ten wir denselben hingegen eodem instante unsere declaration in caussa
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Cassellana zustellen und morgen beederseits über dise beede puncten hand-
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len . Sueci consensere, sed ita, ut istae scripturae sigillatae et clausae inuicem
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transmitterentur. Wir vermerkhten leichtlich, daß sie unß zu eludirn suech-
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ten , liessens iedoch dabei bleiben.

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Eodem circa horam quintam haben ermeldte beede gsandten herrn grafen
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von Lamberg die Schwedische declaration eingebracht und die unserig da-
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gegen empfangen. Aperto illorum scripto statim apparuit praeuisa nobis
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fraus, da sie nit nur etlich wortt, sondern den gantzen innhalt der Kayser-
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lichen limitation uber hauffen geworffen, videatur [ 2010 ].

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Eodem 26. huius referirn wir disen verlauff ad Caesarem [ 2011 a ].

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Nachdem nun die Schweden unsere declaration in caussa Cassellana be-
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kommen , haben sie noch in der nacht sich bei herrn grafen von Lamberg
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entschuldigen lassen, daß sie darüber vordrist mit dem Französischen resi-
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denten wie auch denn Cassellischen selbst rathschlagen müeßten, also erst
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übermorgen sambstags sich bei unß widerumb einstellen köndten.

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