Acta Pacis Westphalicae III A 1,1 : Die Beratungen der kurfürstlichen Kurie, 1. Teil: 1645 - 1647 / Winfried Becker
1. Sitzung des Kurfürstenrats Münster 1645 August 31

9
39

10

1. Sitzung des Kurfürstenrats


11
Münster 1645 August 31

12
Kurmainz Rk FrA Fasz. 9 nr. 34/35 fol. 1–13’, 11–14’ = Druckvorlage; damit identisch
13
Kurmainz K FrA Fasz. 12 ( unvollständig ), Kurmainz K FrA Fasz. 12 ( nur kurmain-
14
zische
Voten ), Kurmainz K ( Krebs ) FrA Fasz. 13 [ 2 ] ( nur kurmainzische Voten ). Vgl.
15
ferner Kurköln zA I fol. 3’–12’ ( damit identisch Kurköln Rs, Kurköln spA I fol. 7’–22’,
16
Kurköln spA Ia fol. 9–25 und Kurköln zA Extrakt fol. 1 ); Kurbayern Rp I, Kur-
17
bayern
K I fol. 29–54 ( damit identisch Kurbayern spA I p. 61–98 ).

18
modus consultandi der Reichsstände. Immer noch Plan einer ersten Plenarkonferenz in Münster.
19
Verschiedene Möglichkeiten einer Verteilung der Kollegien auf die Kongreßorte. Haltung Frank-
20
reichs
und Schwedens zum modus consultandi. Beginn geordneter Beratungen, Direktorien in
21
den Kollegien, Form der Re- und Correlationen, Geheimniswahrung.

22
Im Kurfürstenratszimmer des Bischofshofs. Vertreten: Kurmainz, Kurköln, Kurbayern, Kur-
23
brandenburg .

24
Kurmainz proponebat.

25
Es würde den churfürstlichen gesanden in frischem ahndencken ruhen, was
26
die herrn Kayserliche vorgesterigen tags wegen des zwischen chur-, fürsten
27
undt stenden annoch unerörterten modi tractandi in proposition gepracht,
28
auch weitläuffiger verlesen haben, was derentwegen denn gesterigen vor- undt
29
nachmittag in dictatur kommen. Wolten solches umb gewinnung der zeit
30
nit wiederholen, sondern kürtzlich zu der herrn vor- und nachstimmenden
31
belieben stellen, ob sie ihre dabey habende hochvernünfftige gedancken
32
unbeschwerd eröffnen wolten,

38
236, 32 –237, 5 damit – wolte] Fehlt in Kurbayern K I, spA I, Rp I und in den kur-
39
kölnischen
Überlieferungen.
damit also, deme vorgangen, mit dennselben
33
auch sie Churmaintzische sich nach befindung einer mainung vergleichen
34
undt dardurch der weg ad consultationes soviel müglich gebahnet werden
35
möge.

36
Undt nachdemahlen dem ansehen nach ermelte herrn Kayserliche vor
37
diesmahlen allein auf eine conferenz zwischen allerseits alhier und zu

[p. 237] [scan. 361]


1
Osnabruck ahnwesenden churfürstlichen, auch der fürsten undt stende
2
gesanden incliniren, alß würde zu gefälligkeit gestelt, ob man sich vor einen
3
anfang allein super illa conferentia oder, da es also vor guet angesehen
4
werden solte, über dem modo consultandi selbsten vernehmmen lasßen
5
wolte.

6
Kurköln .

30
237, 6 –239, 9 Mann – könte] Gleichlautend mit Kurbayern K I, spA I. Kurbayern
31
Rp I kürzer und mit abweichendem Wortlaut, abgesehen von den Zusätzen am Rand 18–25
32
ob – disreputirlich], 237, 27 –238, 3 so – lasßen], 239, 6–9 weisen – könte], die mit
33
der Vorlage und Kurbayern K I, spA I gleichlautend sind.
Mann wüste sich Churcöllnischentheils noch wohl zu errinnern,
7
worauf die von den herrn Kayserlichen gesanden vorgesterigen tags
8
beschehene proposition gestelt. Verwunderten sich ahn ihrem orth höch-
9
stens undt hetten nicht mit wenigem befrembden vernohmmen, daß die
10
zu Osnabruck ahnwesende fürsten und stend sich mit hiesigen,

34
10–11 undt – conferenz] Fehlt in Kurbayern K I, spA I.
undt zwar
11
zu güetlicher conferenz, so gar nit verstehen oder vergleichen wolten.

12
Über die in dem fürstlichen Osnabruckischen überraichten bedencken vor-
13
geschlagene zwen puncten de modo consultandi sich nun zu vergleichen,
14

35
14 hetten – undt] Ausführlicher in Kurköln zA I, spA I, Ia, Rs: Finden bedauerlich,
36
daß die Osnabrücker Stände in ihrem ersten den ksl. Gesandten übergebenen Bedenken es vor-
37
zogen
, die Kollegien örtlich voneinander zu trennen, in ihrem zweiten Bedenken auf das Lenge-
38
richer
Conclusum aber dazu neigten, alle drei Kollegien hälftig in sich zu teilen, wamit die
39
stände irr gemacht und desto mehrer vonnöthen gewest, daß man sich zusammen-
40
geben .
hetten sie der sachen nachgedacht undt verhofften vornehmblich, daß ahn
15
seiten Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht zu Cölln alles daßyenige seye
16
gethan undt ahn hand genohmmen worden, was zu erheb- undt befürde-
17
rung des friedens immer müglich sein undt dienen können.

18

41
237, 18 –238, 26 Daß – 3 io ] Vorlage stimmt über Kurbayern K I, spA I hinaus auch mit
42
Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia weitgehend wörtlich überein.
Daß werck nun ahn sich selbsten belangend, ob nehmblichen die stendt
19
coniunctim vel divisim daß werck vorzunehmmen, hielten sie unnoth-
20
wendig , weitläuffig

43
20 davon zu discurriren] In Kurbayern K I, spA I, Rp I und Kurköln zA I, Rs,
44
spA I, Ia statt dessen übereinstimmend zu deduciren.
davon zu discurriren, weilen man auß der zu Osnabruck
21
ahnwesenden gesanden erklärung soviel vernehmme, daß die Schweden
22
keinen lusten daran trügen, daß die ständ ahn einem orth oder sich zusam-
23
men befinden, auch theils stende selbst nicht, deßgleichen die Frantzosen,
24
wie dann in specie monsieur Servient sich solle haben vernehmmen lasßen,
25
daß die abweichung der ständ seinem könig disreputirlich. Damit man aber
26
sich in diesem werck nit uffhalte undt im vergeblichen disputat die zeit
27
unnützlich verzehre, so könte undt müste man endlich geschehen lasßen,
28
daß der oblauts vorgeschlagene modus zu versuchen, weilen iha besßer
29
aliquem quantumvis difficilem et intricatum quam plane nullum tractandi

[p. 238] [scan. 362]


1

35
1/2 tractatuum] Statt dessen in Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia Kurbayern K I, spA I und
36
– getilgt – in Kurmainz K: negotii.
modum habere, der

33
1 getröesten] Danach zusätzlich in Kurmainz K, Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia,
34
Kurbayern K I, spA I: gueten.
getröesten zuversicht, wann sich in progressu tracta-
2
tuum finden würdte, daß berürter modus aufenthalt- oder verhinderlich,
3
es werden sich die andere zu einem besßern weisen undt laiten lasßen.

4
Zum zweiten stehe gleichwohl zu bedencken, welcher modus aus beeden
5
zu erwöhlen; und wiewohlen yeder seine difficulteten hette, so seye doch
6

37
6/7 dividuitas] In Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia statt dessen diversitas, in Kurbayern
38
spA I ( und in Kurbayern K I verbessert aus divisitas) divisio.
nit zu zweiffeln, daß der erste dem herkommen ähnlicher, zumahlen divi-
7
duitas loci benigna interpretatione pro nuda

39
7 diversitate] In Kurbayern K I, spA I irrtümlich wie in Kurmainz K, wo das Wort ver-
40
bessert
ist, indiversitate.
diversitate conclavis gehalten
8
werden könte, auch auf diese weiß mit denn re- undt correlationibus desto
9
besßer fortzukommen sein würdte. Bey dem zweiten modo befinden sich
10
ebenmäsßig undt hingegen diese ungelegenheiten, daß erstlich die divisa
11
collegia miteinander würden conferiren undt sich vergleichen undt folgendts
12
zu der gewohnlichen re- undt correlation schreitten, wehre also der erste
13
noch wohl für denn schleunigsten zu halten. Man vernehmme aber, daß
14
von diesem die Osnabruckischen gleichfals abgestanden undt praecise bey
15
dem zweiten puncten zu verpleiben gedächten; wan deme also, so befinden
16
sie nicht rathsamb, abermahlen in newes disputat zu schimpff undt spott
17
der gantzen Teutschen nation, daß man sich in praeliminaribus nicht ver-
18
gleichen könne, sich einzulasßen, sondern wolten lieber geschehen lasßen,
19
daß mit dem zweiten, wie beschwerlich auch derselbe vorkomme, der ver-
20
such zu thun, womit die in der Kayserlichen proposition proponirte erste
21
frag also ihre erledigung habe.

22
Die andere frag betreffend, wie, wann, und wasgestalt der modus consul-
23
tandi , da selbiger verglichen, zu werck zu richten, da seye auf diese frag
24
leicht zu antwortten, auch darneben zu ermesßen, daß in re tam ardua et
25
tantopere necessaria pillig kein momentum temporis zu

41
25 versaumen] Laut Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia folgt darauf noch: Zu beginnen
42
ist, sobaldt sich das fürstliche und stättische collegium verglichen; entsprechend fehlt
43
in Kurköln 23 da – verglichen].
versaumen.

26
Quoad directorium pro 3 io hielten sie dafür, daß es bey deme zu lasßen, wie
27
im reich herkommen undt gebräuchig. Undt obmahlen hertzog Augustus
28
zu Sachsen ratione des ertzstiffts Magdenburg sich des directorii im löbli-
29
chen fürstlichen collegio zu Osnabrugk underfangen wollen, so seye doch
30
nicht zu zweiffelln, da in diesem werck ein gantzes gemacht, desßen gesanden
31
würden sich verhoffentlich eines andern besinnen undt dem Prager
32
friedenschlues, crafft desßen hochermelter hertzog zu dem stifft Magdenburg

[p. 239] [scan. 363]


1
admittirt worden

35
Im Unterschied zum Pirnaer Friedensentwurf wurde dem Hg. August von Sachsen nur das Stift,
36
nicht aber der Primat Magdeburg auf Lebenszeit verliehen. Auch wurde im Prager Frieden
37
stärker als noch im Pirnaer Entwurf die Verleihung zum Gnadenakt stilisiert, ebenso war auch
38
der dauernde ruhige Genuß des Stifts im Prager Frieden, gemessen am Pirnaer Vorfrieden, nicht
39
mehr gesichert ( Friedenspacten S. 62f., K. G. Helbig S. 631f.).
,

18
1 beobachten] Zusätzlich in Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia: Läßt Hg. August
19
sich an den Prager Frieden nicht binden, so hat er auf das Erzstift zugunsten des noch lebenden
20
Mgf. Christian Wilhelm von Brandenburg gar keinen Anspruch.
beobachten. Ausßer desßen legen 2º noch andere
2
impedimenta im weg; undt habe vorhero dieses ertzstifft Magdenburg
3
hertzog Christian Wilhelmb zu Brandenburg

40
Hg. Christian Wilhelm von Brandenburg (1587–1665), 1598 gewählter Erzbischof, 1614
41
Administrator von Magdeburg, kämpfte auf dänischer und schwedischer Seite, wurde 1628 vom
42
Magdeburger Domkapitel abgesetzt, konvertierte 1632 zum Katholizismus ( ADB 4 S. 164ff. ,
43
NDB 3 S. 226 ).
genosßen; dahero sie Mag-
4
denburgische gesanden ratione mehrberürten ertzstiffts einiges fundament
5
zu dergleichen directorio nicht erzwingen oder behaupten könten, sondern
6
verhoffentlich sich

21
6–9 weisen – könte] Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia gleichlautend mit der Vorlage
22
und Kurbayern K I, spA I.
weisen lasßen undt die sach in vorigen standt stellen;
7
bevorab weil 3º dieses eine sach, so inter gravamina religionis gehörig
8
undt pars ipsa tractatuum seye, also von desßen befang undt erörterung pro
9
praesupposito

23
9 nicht] Statt dessen in Kurbayern K I, spA I nichts, in Kurmainz K ist nichts zu
24
nicht korrigiert.
nicht gehalten werden könte.

10
4.

25
10–13 Die – theten] Die Hinweise auf 1636 und den Präliminarfrieden fehlen in
26
Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia, Kurbayern K I, spA I, denn sie sind erst in einer um-
27
fangreichen
Korrektur von J. Adam Krebs in Kurmainz K ( Fasz. 12 ) enthalten, während
28
Kurbayern K I, spA I wörtlich dem ursprünglichen Text in Kurmainz K bis 240, 14
29
vorgangen] folgt, Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia hier eigenständig ist. Während Kur-
30
mainz
K ( ursprünglicher Text ) und Kurbayern K I, spA I korrekt wiedergeben, daß
31
nach Münster Kurköln und Kurbrandenburg deputiert waren, steht in Kurköln zA I, Rs,
32
spA I, Ia, daß nach Münster das collegium gantz abgeordnet, diese Abordnung durch eine
33
gewisse verordnung zwischen sämtlichen Kurfürsten bereits lange bestimmt

44
Die Verlegung des Kurkollegs (als Teil des Deputationstags) von Frankfurt nach Münster ging
45
nur auf einen Mehrheitsbeschluß des Kurfürstenrats Frankfurt zurück, auch die Abordnung der
46
Kurfürsten von Sachsen und Trier zum Kongreß war am 31. August 1645 noch nicht erfolgt.
( nicht wie
34
in der Vorlage erörtert) worden war.
Die Abordnung der Kurfürsten an die Kongreßorte ist bereits 1636 und beim

11
Präliminarfrieden erörtert worden , demezufolg sich einige churfürstliche gesand-
12
schafften alhier wie auch zu Osnabruck, absonderliche Maintz- undt Bran-
13
denburgische legationes, einfinden theten, derowegen es zwischen denn
14
churfürsten weiterer abtheilung nit vonnöthen. Betreffendt aber übrige
15
beede reichscollegia undt wie dieselbe abzutheilen, solches würdte zu ihr
16
der fürstlichen undt stättischen disposition stehen, undt wolten dennselben
17
diesfals nichts vorschreiben.

[p. 240] [scan. 364]


1

29
1–11 So – tertio] Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia, Kurbayern K I, spA I stim-
30
men
hier mit dem ursprünglichen Wortlaut in Kurmainz K überein, der von der Vorlage,
31
in die J. Adam Krebs’ Korrekturen zu Kurmainz K eingearbeitet sind, etwas abweicht.
So würden auch pro 5º quoad re- undt correlationes die herrn churfürstliche
2
sich in ihrem collegio einer meinung vergleichen undt nachfolglich mit
3
beeden übrigen collegiis zu denen re- undt correlationen schreitten können,
4
zumahlen die herrn Churmaintz- undt -brandenburgische zu Osnabrugk
5
mit ihren herrn collegis alhier gleichstimmende vota führen würdten.

6
Bey denn herrn fürstlichen undt stättischen aber würdte es diesfals bey so
7
beschaffener division difficultet haben; es erzaigten sich gleichwohl zwey
8
media, nehmblich daß entweder durch die gesambte fürstliche undt stätti-
9
sche oder durch einen ausschusß solche re- undt correlationes geschehen
10
könten, und zwar entweder hier oder zu Osnabrugk, alternatim oder in
11
loco tertio,

32
11–14 worinnen – vorgangen] Vorlage wieder gleichlautend mit Kurmainz K, Kurköln
33
zA I, Rs, spA I, Ia, Kurbayern K I, spA I.
worinnen man aber ihnen keine gesetz undt ordnung vorzu-
12
schreiben begehre, bevorab darumben, weil ohnedaß schon böese undt
13
verbitterte reden deshalber, alß wolte man ihnen durch die collegialconclusa
14
gleichsamb ziehl undt maß geben, albereit von etlichen vorgangen.

15

34
15–18 Belangendt – status] Zusatz von J. Adam Krebs in Kurmainz K, fehlt in den
35
andern Überlieferungen.
Belangendt dann weiters die hauptre- und correlationes zwischen allen
16
dreyen collegiis, selbige würden sich hernegst leichtlich schicken, sie
17
geschehen gleich in locis tractatuum oder in loco tertio per deputatos oder
18
per omnes status.

19

36
240, 19 –244, 3 Endtlichen – würdte] Gleichlautend mit Kurbayern K I, spA I, jedoch
37
in der Vorlage anders als in Kurbayern stets indirekte Rede.
Endtlichen undt zum sechsten hetten die herrn Kayserliche gesanden in
20
ihrer proposition erwehnung gethan, daß dahien zu trachten, damit bey
21
einer solchen mänge, wie anyetzo alhier ist, alle consilia under andern
22
geheimbnusßen mögten bestermasßen in der enge gehalten werden, zu-
23
mahlen man mit höchstem misßfallen vernehmen müsßen, daß der extractus
24
protocolli über daßyenige, was zu Längerig gehandlet worden, frey und
25
offentlich herumbgetragen, iha auch gar den getruckten gemeinen zeit-
26
tungen

38
26 zu Braunschweig] Fehlt in Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia, das auch in der Formu-
39
lierung
seit 14 vorgangen] wieder von der Vorlage abweicht.
zu Braunschweig

40
Es handelt sich mutmaßlich um die Wochentliche Post-Zeitung, Braunschweig, für die aller-
41
dings
Exemplare erst ab 1646 nachgewiesen sind, möglicherweise auch um die „wahrscheinlich im
42
Niedersächsischen ( Braunschweig-Lüneburg )“ gedruckte Ordinari-Postzeitung ( 1634–1652 ).
43
( Bogel-Blühm I S. 136, 114f. ).
beygefüegt worden, undt zwar etwas härter undt
27
herber alß man sonst im hochlöblichen churfürstlichen collegio ahnein-
28
ander zu begegnen pflege; wehre dahero höchstnötig, hienführan der-

[p. 241] [scan. 365]


1
gleichen zu verhüeten undt daß silentium, wie sichs gebühre, zu

39
1 halten] Zusätzlich in Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia: welches im churfurstlichen
40
alß engern collegio beßer zu geschehen.
halten.
2
Vermeinten, es solte hierzu nicht undienlich sein, daß deryenige modus,
3
so zu Nürnberg, Regenspurg undt Franckfurth in vorschlag kommen,
4
anyetzo auch alhier zu halten wehre, daß nehmblich von allen, so in dem
5
churfürstlichen collegio begriffen, ein handtgelübdt gethan würdte, daß
6
alle darinnen vorgehende handlungen niemand anderß, als yedentheils
7
Gnedigsten Herrn Principaln

41
7–8 undt – vonnöthen] Zusatz von J. Adam Krebs in Kurmainz K; fehlt in den andern
42
Überlieferungen.
undt ihren collegis oder welchen es ex col-
8
legio zu wisßen vonnöthen, solten communicirt werden.

9
Undt weilen man ex parte des hochloblichen churfürstlichen collegii keiner
10
sonderlichen conferenz under sich ferner vonnöthen, werde man der fürst-
11
lichen erklärung zu erwartten haben.

12
Kurbayern . Danken für die Proposition und die befürderung der tractaten den
13
ksl. Gesandten.

14
Daß werck nun ahn sich selbsten betreffendt, da stehe nun laider mennig-
15
lich vor augen der höchstbetrüebte, ehelende, iha von tag zu tag noch
16
mehr zunehmmende gefährliche stand des Römischen reichs; undt wehre
17
iha höchlich von Gott zu wünschen, daß solches dermahleneinist aus die-
18
sem betrüebten standt heraußgerisßen und den bis uff dato höchst erbärmb-
19
lichen cristenbluetvergiesungen ein endt gemacht werde.

20
Die eifrigen Bemühungen des Kurfürsten von Bayern um den Frieden geben bißhero
21
alle ihre geführte consilia überflüesßig zu erkennen; bezeugten auch dero
22
friedliebende begierd nicht allein die bey diesen tractaten geführte, sondern
23
auch bey allen vorgewesenen conventen undt berathschlagungen abgelegte
24
vota, verplieben auch ihe undt allezeit auf dieser ihrer meinung bestendig
25
[…]. Trachteten auch noch unaußsetzlich dahien, wie doch dermahleneins
26
der so hochnothwendige modus consultandi eingerichtet undt die consul-
27
tationes zum anfang undt eingang gebracht werden mögten.

28
Daß aber fürsten undt stenden die a parte des hochlöblichen churfürst-
29
lichen collegii auf die bahn geprachte media keineswegs gefällig, sondern
30
diesen freundlichen weg zur conferenz abgeschlagen undt andere ge-
31
dancken gegen daß churfürstliche collegium geschöpfft, seye sehr nach-
32
dencklich , müste aber gleichwohlen ahn seinem orth gestelt verpleiben.
33
Ihre Churfürstliche Durchlaucht in Bayern wehren noch der gnedigsten
34
meinung, daß einen alß denn andern weg denn fürstlichen nachmahlen
35
beweglich zugesprochen werde, das auch ihrerseits uff den von denn herrn
36
churfürstlichen zur einig- undt vertrewlichkeit gebahnten weg mögte zu-
37
sammengetretten werden. Bey dergleichen vertrewlichen conferenz könte
38
man sich etwas besßer expectoriren undt die friedensbegierd mit mehrerm

[p. 242] [scan. 366]


1
contestiren; würdte gewisßlich sich zaigen, daß ahn seiten höchstgedachter
2
Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht nichts alß ruhe undt friedt gesucht undt
3
damit den vorhero erwehnten erbärmblichen bluetstürtzungen ein end
4
gemacht werde undt zwischen Ihrer Kayserlichen Mayestät, chur-, fürsten
5
undt stenden daß rechte guete alte vertrawen wiederumb gepflantzt undt
6
eingeführt, der liebe frieden erhebt, auch selbiger ruhig undt bestendig
7
könne erhalten werden.

8
Dieweilen man aber anyetzo so viel nachricht, daß etliche fürstliche undt
9
stättische gesanden von Osnabrugk sich gestern anhero begeben

39
Nachdem Dr. Johannes Müller am 24. August mit der Antwort der Osnabrücker Stände und
40
der ksl. Gesandten in Osnabrück wieder nach Münster gereist war ( Meiern I S. 566 –568),
41
sandten die Osnabrücker Stände zusätzlich die Gesandten von Magdeburg, Braunschweig- Lüne-
42
burg , Sachsen-Altenburg und Nürnberg nach Münster ( Becker S. 222 Anm. 29).
, seye
10
ihnen zu gemüeth gangen, ob nit daß mittell könte versucht werden, daß
11
nehmblich die herrn Kayserliche gesanden gebührlich zu ersuchen, daß sie
12
sich mögten gefallen lasßen, ermelte gesanden vor sich zu erfordern und
13
ihnen beweglich zuzusprechen, ob sie sich doch zu einer solchen vertrew-
14
lichen conferenz wolten vermögen undt disponiren lasßen; sie diese alhie
15
ahnwesende Osnabrugkische gesanden mögten vielleicht von andern dae-
16
selbsten gewaldt haben, mit denn alhiesigen zu reden undt sich zu ver-
17
gleichen .

18
Solte man aber, wie anyetzo in dem Churcöllnischen voto erwehnt undt
19
vorgepracht worden, die sichere undt bestendige nachricht haben, daß
20
sowohl die gesambte fürstliche sich von ihrem vorhaben keineswegs ab-
21
wendig machen lasßen, wie dann auch die königlich Schwedische gesanden
22
nicht darzu verstehen wolten, so müsße man diesorths auf solchen fall
23
wohl bekennen, daß der so wohlgemeinte vorschlag der conferenz umb-
24
sonst undt ohne frucht sein werde, undt dahero auch dem hochlöblichen
25
churfürstlichen collegio in etwas schimpf- oder disreputirlich fallen, daß
26
desßen so eyfferige treue undt wohlgemeinte remonstrationes keineswegs
27
verfangen, sondern vielmehr zurückgestellt undt in keine consideration
28
genohmmen worden.

29
Ihre Churfürstliche Durchlaucht in Bayern seyen ihe undt alwegen der
30
meinung gewesen undt noch, daß man bey diesen angestelten friedens-
31
tractaten undt reichsconsultationen in denn schrancken des alten herkom-
32
mens undt reichsconstitutionibus verbleiben undt dennselben inhaeriren
33
solte, inmasßen mehrhöchstgedachte Ihre Churfürstliche Durchlaucht sie
34
noch allererst

38
34 bey – undt] Statt dessen in Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia vorgestern.
bey iüngster ordinari dahien gnedigst instruirt undt bevelcht,
35
auf alle mögliche mittell undt weg zu gedencken undt zu sehen, damit doch
36
alle zertrennung der stendt undt der collegiorum sowohl integraliter alß
37
in se verhüetet werden mögten; alß hetten sie auß solchem gnedigsten

[p. 243] [scan. 367]


1
bevelch, sintemahlen sie auf kein anders instruirt, pillig ihr votum dahien
2
abgeben sollen undt nach möglichkeit zu cooperiren, auf daß die reichs-
3
consultationes mögten beysammen undt ahn einem orth gehalten undt
4
geschlosßen werden.

5
Sollte es aber gleichsamb res desperata undt wie vorgemelt sowohl die
6
cron Schweden alß auch die zu Osnabrugk befindliche gesanden keines-
7
wegs darzu zu vermögen sein, so werde endtlich doch wohl ein anderer
8
modus müsßen erdacht werden, wie undt welchergestalt zu befürderung
9
des friedens in dem heyligen Romischen reich die vorhabende consulta-
10
tiones eingericht undt schleunig damit verfahren werde.

11
Es geben Ihre Churfürstliche Durchlaucht in Bayern ahn ihrem hohen
12
orth zu dergleichen separation einigen ahnlaß und uhrsach nit, sondern da
13
sie zu einigem andern modo einverstehen würden, theten sie ein solches
14
zu dem endt, damit ihro einige remora pacis mit unfueg nit könte zuge-
15
muetet werden.

16
Sonsten erinnerten sich, wasgestalt der zu Osnabrugk ahnwesenden fürsten
17
undt stendt gesanden underschiedliche vorschläg, wie die consultationes
18
einzurichten, überschickt, undt zwar anfänglich, daß daß starckiste colle-
19
gium ahn einem, die zwey schwächste aber ahm andern orth sich einfinden
20
undt denn berathschlagungen abwartten solten; undt würdte ihres erachtens
21
es denn verstand ohnzweiffentlich dahien gehabt haben, daß zu Münster
22
daß churfürstliche neben dem stättischen, zu Osnabruck aber daß fürstliche
23
allein verpleiben solte; uneracht nun dieses vorschlags, so vernehmme
24
mann, daß zu Osnabrugk in wenig tagen dieser modus wieder umbge-
25
kehrt undt andere newe vorschläg gemacht worden. Da nun so palden
26
die genohmmene resolutiones wolten verendert werden, sehe man ahn
27
seiten Churbayern nit, wie doch mit einigem fundament undt bestandt man
28
sich auf eines undt daß andere zu verlasßen. Lieffen auch solchergestalt die
29

41
29/30–30 einander – entgegen] Etwas ausführlicher in Kurbayern K I, spA I: aller-
42
dings gegeneinander unnd schnurstrackhs zuwider.
relationes undt berichten, so yedersorths […] überschrieben würden, ein-
30
ander allerdings zu entgegen; undt dha man ihe die collegia vorgeschlage-
31
nermasßen integraliter hette vertheilen sollen, würdte es endtlichen auf
32
diesen weg ehender undt mit verhofftem besßern effect, als wie der yetzo
33
ankommende vorschlag seye, effectuirt werden können. Weilen aber wie
34
vorgemelt die fürstliche undt stättische gesanden zu Osnabrugk davon
35
fiehelen undt anyetzo begehrten, zwar alß wan der cron Schweden pleni-
36
potentiarii ein anders nit haben wolten, alß daß die collegia

43
36 in se] Statt dessen in Kurbayern K I, spA I irrtümlich inter se.
in se vertheilt
37
werden solten, undt sie in dem Churcollnischen voto so viel wahrgenohm-
38
men , das man letztlichen diesen modum, wie schwer er auch seye, damit
39
man nur denn friedenshandlungen einen anfang machen könte, acceptiren
40
werde müsßen, also undt da die maiora ein solches geben würdten, zweif-

[p. 244] [scan. 368]


1
felten sie nit, Ihre Durchlaucht in Bayern würden es auch wohl müsßen
2
geschehen lasßen. Sie besorgten

37
2 aber] Zusätzlich in Kurbayern K I, spA I: nicht wenig dabei.
aber, daß werck werde zaigen, was vor
3
verzüeg- undt beschwerlichkeit daraus entstehen undt erfolgen würdte.

4
2. […] Wasgestalt undt wie baldt der anfang zu machen, hette man freylich
5
kein wochen, iha kein stundt oder

38
5 tag] Zusätzlich in Kurbayern K I, spA I: noch augenblickh.
tag zu verabsaumen, sondern der anfang
6
aufs allerehist, soviel nur müglich zu machen, inmasßen von einem undt
7
andern Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht in Bayern sie unverlengte under-
8
thenigste relation erstatten

39
8 würdten] Danach in Kurbayern K I, spA I ( in K I von Haslang eingefügt ): unnd die
40
ratification erwarthen wollen.
würdten.

9
3. Hinsichtlich der Direktorien wie Kurköln, undt hette es seinen gebahnten
10
weg, wie undt welchergestalt die directoria in allen collegiis dem herkom-
11
men gemees angestelt würden.

12
4º. Was für stendt sich ein undt andern orths einfinden solten, wehre
13
gleichergestalt im Cöllnischen voto die erleuterung geschehen, mit denen
14
sie sich conformirten, soviel daß churfürstliche collegium betreffe; die
15
fürstliche undt stättische würden sich undereinander sonder zweifel

41
15–16 dem – nach] Abweichend in Kurbayern K I, spA I ( und sinngemäß in Kurköln
42
zA I, Rs, spA I, Ia ): eines gewissen modi.
dem
16
reichsherkommen nach ebenmäsßig bequemen.

17
Auf die 5 te frag, wie die re- undt correlationes ahnzustellen, hielten sie
18
selbsten darfür, daß im churfürstlichen collegio leichtlich werde fortzu-
19

43
19/20 -brandenburgische] Statt dessen in Kurbayern K I, spA I: andere herrncurfürstliche.
kommen sein, sintemahlen unzweiflich die Churmaintz- undt -bran-
20
denburgische herrn abgesanden gleichförmige vota führen würden, also daß
21
in collegio electorali einer sonderbahren re- undt correlation nit von-
22
nöthen . So würden sich auch die fürstliche undt stättische zu Osnabrugk
23
undt Münster verpleibende derentwegen zu vergleichen haben.

24
Schlieslichen undt 6º die geheimbhaltung betreffendt, wehre solcher
25
punctus höchstnötig, undt hetten sie selbsten die von Churcölln erwehnte
26
getruckte zeittungen gesehen undt mit befrembden nachdencken müsßen,
27
wie sogar die verba formalia, so bey der Längerischen zusammenkunfft zum
28
theil vorkommen, darin begriffen gewesen, welches gleichwohl desto
29
ehender zu verschmertzen wehre, da die sachen votirter gestalt und mei-
30
nung nach wehren auskommen oder berichtet wordenn, es wehre aber
31
gantz ein anderer verstandt, und zwar solcher, so zu etwas verschimpffung,
32
ausgebracht. Dahero man pillig darauf zu sehen, daß künfftig alles in
33
gepührender geheimb undt enge gehalten undt einer oder andern gesandt-
34
schafft , so ihre vota undt vorschläg zu des gemeinen wesens beruhigung
35
wohl undt aufrecht fürgenohmmen undt geführt, nit also

44
35 sinistre] In Kurbayern K I von Haslang zu ungleich verbessert.
sinistre aufge-
36
nohmmen undt ausgebreitet werde.

[p. 245] [scan. 369]


1

33
245, 1 –246, 4 Kurbrandenburg – vorstimmenden] Kurbayern K I, spA I mit der
34
Vorlage gleichlautend.
Kurbrandenburg . […] Sie erinnerten sich, daß underschiedliche media
2
super modo consultandi in vorschlag kommen, worunder etliche darfür-
3
gehalten , daß selbige dem praeliminarschlues undt dem reichsabschiedt
4
de anno 1641 undt sonsten dem herkommen zuwieder, scheine auch, daß
5
die zu Osnabrugk ahnwesende fürsten undt stende keinen andern alß denn
6
yetzt letzt vorgeschlagenen modum,

35
6–7 das – einfinde] Fehlt in Kurbayern K I, spA I; in Kurmainz K von J. Adam
36
Krebs hinzugefügt.
das nehmblich ahn beeden orthen
7
aequalis numerus statuum sich einfinde, werden ahnnehmmen wollen. So
8
wolten auch die Schweden durchauß davon nit weichen;

37
8–10 man – liese] Korrektur von J. Adam Krebs in Kurmainz K, wo es statt dessen ursprüng-
38
lich
wie in Kurbayern K I, spA I beißt: sondern gedächten ehender alles mit den
39
waffen durchzutringen.
man hette
9
anyetzo mit einer solchen parthey zu thun, welche mehr per successus
10
armorum alß

40
10 per rationes] Statt dessen in Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia: per viam iuris.
per rationes sich regiren liese, dahero mann dann nothwendig
11
dahien zu gedencken, wie die tractaten befürdert undt nit noch ferner
12
rückstellig gemacht werden. Hielten auch unnothwendig, sich in dieser
13
materi mit vergeblichem disputat aufzuhalten, sondern weilen sie vernehm-
14
men , daß die herrn vorstimmende dahien gingen, daß endtlich daß beste
15
wehre, weil alles ansuchen und errinnern vergeblich, auch die vermeinte con-
16
ferenz umbsonst undt disreputirlich sein würdte, denn vorgeschlagenen
17
modum ratione divisionis collegiorum in se zu willigen, dahero sie sich
18
deswegen quoad hoc mit denn herrn vorstimmenden verglichen.

19
2º wie undt wann, nachdeme man sich de modo consultandi verglichen,
20
die consultationes ahnzustellen: man tractire nunmehr seiter anno 1636,
21
dahero iha einmahl nothwendig, die sach nit noch länger uffzuschieben,
22
sondern dahien zu trachten, daß, sopaldt man sich verglichen, die consul-
23
tationes würcklich angetretten werden solten.

24
3º. Soviel daß directorium betreffe,

41
24 bleibe – gemees] Abweichend in Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia: hätten quoad
42
collegium electorale nichts zu erinnern, weillen Mayntz seine gesandten an beyden
43
orthen habe.
bleibe es dem herkommen gemees,
25
undt hetten sich die fürstliche gleichwohl under sich zu vergleichen.

26
4º. Hetten allezeit darauf geziehlt, daß alle stend cum iure suffragii ad-
27
mittirt würden; ein yeder standt würdte sich bey seinem collegio ahnzu-
28
geben wisßen.

29
5º. Die re- undt correlationes solten geschehen in loco tertio

44
29 entweder] Statt dessen – mit etwas anderem Sinn – in Kurbayern K I, spA I: oder.
entweder
30
alternatim oder

45
30 per deputatos] Fehlt in Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia.
per deputatos.

31
6º gebühre es sich nit, daß die reichs- undt rathsgeheimbnusßen propa-
32
lisirt undt also offentlich im truck herumbgetragen würden. Sie ahn ihrem

[p. 246] [scan. 370]


1
orth hetten nit vernohmmen, das dergleichen im truck ausgangen, noch
2
weniger ichtwas davon gesehen; wehre pillig, daß das silentium gehalten
3
würdte, hetten eben daß interesse dabey als andere, conformirten sich
4
dahero hierin mit denn herrn vorstimmenden.

5
Kurmainz . Beziehen sich auf die gestern diktierte ksl. Proposition und die Voten
6
der vor- undt nachstimmenden. Ihrestheils hetten von Ihrem Gnedigsten
7
Herrn nun zum öffteren, auch noch bey der vorgesterigen tags eingelangten
8
post,

38
8–22 dahien – mögte] Knapper in Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia, Kurbayern
39
K I, spA I.
dahien ziehelenden gnedigsten bevelch erlangt, daß mit ihren con-
9
siliis aller möglichkeit nach dahien concurriren solten, wie doch alle ver-
10
hinderliche difficulteten aus dem weg geraumbt, dardurch die reichscon-
11
sultationes undt consequenter auch diese höchstnötige friedenshandtlungen
12
mehrers befürdert werden mögten. Es betauereten undt beklagten Ihre
13
Churfürstliche Gnaden diese so lang continuirende hochschädliche ver-
14
zögerung dieses wercks nit wenig, undt gleichwie verhoffentlich yeder-
15
menniglichen , insonderheit aber dero herrn mittchurfürsten bekant, was-
16
gestalt ihre consilia yederzeit auf des heyligen reichs beruhigung gerichtet
17
gewesen, also hetten sie auch bey des reichs gegenwertigem übelen zustandt
18
ein anders zu desideriren keine uhrsach. Derowegen Ihre Churfürstliche
19
Gnaden yederzeit undt noch darfürgehalten, daß man quoad modum
20
agendi et tractandi ein solches mittell zu ergreiffen, welches nit allein dem
21
herkommen undt denn reichsconstitutionibus ahm gemäßlichsten, sondern
22
auch denen tractaten ahm befürderlichsten sein mögte.

23

40
23–33 Die – solchenfals] Fehlt in Kurbayern K I, spA I, knapper in Kurköln
41
zA I, Rs, spA I, Ia.
Die trennung der collegiorum befünden Ihre Churfürstliche Gnaden also
24
bewandt, das daraus noch fernere schädliche remorae der tractaten zu
25
erwartten sein würden; wan derohalben sie auß mangell bevelchs sich mit
26
den herrn vorstimmenden super tali divisione collegiorum nit absolute
27
conformiren könten, alß wolten darfürhalten, daß man gradatim gehen undt
28
vor einen anfang auf vorbedeute conferenz, da sich anderster die herrn
29
Kayserliche mit deren negotiation beladen lasßen wolten, gehen, und bey
30
deroselben dieser sache gäntzliche abhandlung versucht werden könte.
31
Solten aber die herrn Kayserliche entweders solche negotiation nit über
32
sich nehmen, oder auch sothane conferenz ahn sich selbsten vor infructuos
33
ermesßen, solchenfals wolten sich quoad divisionem collegiorum in se mit
34
dem Churcöllnischen voto, yedoch zuvorders auf Ihrer Kayserlichen
35
Mayestät allergnedigste ratification

42
35–37 undt – würden] Fehlt in Kurköln zA, I Rs, spA I, Ia.
undt hoffnung, daß Ihre Churfürstliche
36
Gnaden ihro solchen modum als ultimum remedium promovendi tractatus
37
endtlich mit belieben lasßen würden, hoc praesupposito casu vergleichen,

[p. 247] [scan. 371]


1
wann, wie im Churcöllnischen voto erwehnt worden, weder fürsten undt
2
stende von solcher ihrer vorgeschlagener abtheilung der collegien abwendig
3
zu machen noch auch die cron Schweden oder auch die Frantzösische
4
plenipotentiarii, inmasßen Cölln vom Servient angeregt, zue einigem andern
5
modo zu bewegen wehren, zumahlen bekennen müsten, daß bey gegen-
6
wertigem übelen zustandt deß heyligen reichs es besßer sein wolte, einige
7
alß gar keine tractatus zu haben.

8
Betreffendt nun die zweite frag Caesareae propositionis nach dem Beginn
9
der Beratungen, da dictirte menniglichen die natürliche vernunfft, daß man
10
alle remoras soviel müglich aus dem weg raumen undt ohne weitere zeit-
11
verlieherung zur sachen schreitten solte.

12
3. Wegen der Direktorien gibt es auch keine Schwierigkeiten,

33
12–15 undt – mögten] Fehlt in Kurbayern K I, spA I.
undt zwar anzu-
13
fangen vom stättrath, weilen gegenwertige conventus in keinen reichs-
14
stätten angestelt, so würdte zu erwartten stehen, wesßen sich die stätte
15
wegen der direction in ihrem rath vergleichen mögten.

16

34
16–17 Daß – hergebracht] Fehlt in Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia; laut Kurbay-
35
ern
K I, spA I bezieht sich Kurmainz bezüglich des Kurfürstenrats nur auf das Herkom-
36
men
.
Daß churfürstliche collegium belangendt, seye bekant, wasgestalt Chur-
17
maintz das directorium in demeselben undisputirlich hergebracht, dero-
18
wegen es diesfals under denn herrn churfürstlichen weder zu Osnabruck
19
noch alhier einige schwürigkeit nit haben würdte.

20
So konten sie auch ebenfals wegen der direction im fürstenrath keine dif-
21
ficultet befinden, zumahlen Österreich undt Saltzburg solche notorie her-
22
gebracht ; undt theten sie eüsßerlich gleichwohlen bestendig vernehmen,
23
daß Ihrer Fürstlichen Gnaden herrn hertzogs Augusti zu Sachsen alß
24
inhabers des ertzstiffts Magdenburg zu Osnabrugk ahnwesende gesanden

37
Magdeburg war vertreten durch den fl. magdeburgischen Geheimen Rat Konrad von Einsiedel und
38
den Domkapitelsyndicus Dr. Johann Krull und tendierte zur unnachgiebigeren Partei im Corpus
39
Evangelicorum ( Wolff S. 87f.).

25
sich austrücklich vernehmmen lasßen, daß sie sich des directorii daeselbst
26
nit auß einigem habenden bevelch, sondern einzig undt allein auf bey ihnen
27
von andern fürstlichen gesanden beschehene instanz pro interim angenohm-
28
men , also daß sie fürstliche Magdenburgische sich desßelben directorii bey
29
angehenden tractaten weiters zu undernehmmen verhoffentlich keine
30
uhrsach haben würden

40
Im Prager Frieden war – anders als im Pirnaer Vorfrieden – von einer 40jährigen Wahrnehmung
41
der Direktorien auf Kreisebene (im Unterschied von Session und Votum) deshalb nicht mehr die
42
Rede, weil ein solcher Passus auf Magdeburg hätte bezogen werden können, Hg. August von
43
Sachsen aber nur auf seine Person eingeschränkte Rechte auf Magdeburg erhalten sollte ( Friedens -
44
Pacten S. 81 Anm. 44).
.

31
Soviel nun denn 4 ten punct, was vor stende sich ein undt andern orths ein-
32
zufinden , betrifft, da hetten bey demeselben in der herrn vor- undt nach-

[p. 248] [scan. 372]


1
stimmenden [votis] einige discrepanz vermerckt undt der herrn Churbran-
2
denburgischen meinung dahien eingenohmmen,

33
2–4 daß – müste] In den übrigen Überlieferungen vermerkt Kurmainz noch die
34
Meinung Kurkölns und Kurbayerns, die laut Kurbayern K I, spA I darauf hinausläuft,
35
das, wer alhie, alhie verbleiben solle, laut Kurköln zA I, Rs, psA I, Ia aber
36
darauf, daß es im churfürstlichen collegio bey der vorigen verordnung verbleiben
37
könne.
daß universaliter durch alle
3
drey reichscollegia eine aequalis divisio undt abtheilung aller gesandtschaff-
4
en ahn beede orthe beschehen müste; hetten auch auß ihr herrn Churbranden-
5
burgischen nach ihrem abgelegten voto geführten discurs so viel vernohm-
6
men , alß wan sie es dahien verstehen wolten, daß an yedem orth tria integra
7
collegia sein müsten. Stelten also zu der herrn vorstimmenden belieben, ob
8
sie sich über solch Churbrandenburgisch votum vernehmmen lasßen
9
wolten.

10
Ahnraichendt 5º die re- undt correlationes,

38
10–18 und – können] Laut Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia warnt Kurmainz vor
39
difficultät in diesem Punkt, wann das churfürstliche collegium aequaliter abgetheilt
40
werden solte.
und zwar erstlich under denn
11
abgetheilten gesandtschafften eiusdem collegii alhier undt zu Osnabrugk,
12
dafern die abtheilung der herrn churfürstlichen legationen auf die im
13
Churcöllnischen voto errinnerte maß beschehen solte, damit sie sich dan
14
auf obgedachte ratification vergleichen könten, so würde es zwischen den
15
churfürstlichen keine absonderliche re- undt correlationes vonnöthen haben,
16
sondern die zu Osnabrugk ahnwesende Churbrandenburg- und -maint-
17
zische mit ihren alhier habenden collegis sich yederzeit einer meinung ver-
18
gleichen können.

41
18–23 Übrige – vorkommen] Fehlt in Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia; kürzer in Kur-
42
bayern
K I, spA I.
Übrige fürsten undt stende aber würden dieser parti-
19
cularrelation halber under sich auch ein mittell zu finden wisßen, denen
20
dan sie Churmaintzische ebenfals weder bey diesem noch andern punctis
21
einiges ziehl noch maß vorzuschreiben begehrten. Was aber die hauptre-
22
undt correlationes zwischen allen dreyen reichsräthen belangte, da wüsten
23
keine andere modos, alß die bereits im Churcöllnischen voto vorkommen;
24
bey welchem puncto sie dann, wie auch bey deme 6 ten quoad silentium,
25
alß welches sie bey gegenwertigem, deß heyligen reichs höchste wohlfahrt
26
betreffenden consultationibus ebenfalls vor höchstnötig erachteten, mit der
27
herrn Churcöllnischen voto vergleichen undt darfürhalten theten, das man
28
sich auch wegen der secretarien undt protocollisten der verschwiegenheit
29
halben eines gewisßen hernegst zu vergleichen hette.

30
Kurköln . […]

43
248, 30 –250, 14 Churcöllnischentheils – werden] Vorlage gleichlautend mit Kurbayern K I,
44
spA I; Kurbayern Rp I nur im kurbayerischen Votum und in den Marginalzusätzen.
Churcöllnischentheils seye man nachmahls der meinung,
31
daß wan die collegia iha integraliter oder in se solten getheilt werden undt
32
daß von ihedem collegio theils zu Osnabruck undt theils alhier sein mögten,

[p. 249] [scan. 373]


1
daß der erste modus, welcher den reichsconstitutionibus etwas ähnlich,
2
noch wohl zum bequembsten sein mögte.

3
Sintemahlen man aber vernehmme, daß die cron Schweden

40
3–7 undt – befinden], 13–16 einer – könne] gleichlautend.
undt der ständ
4
abgesanden zu Osnabrugk dahien gingen, das […] hier undt dort aber-
5
mahlß tria integra collegia sein solten, also ein yeder ahn beede orthe
6
abordnen oder yemandt vollmacht auftragen müste, worauf sie aber ihres-
7
theils gantz kein reflexion gemacht, befinden diesen modum gantz schwer.
8
Undt werde sich solcher in ewigkeit nit practiciren lasßen, noch weniger
9
bey andern mit ahnwesenden stenden zu verantwortten sein, daß man
10
dergleichen conclusa mache undt sie in selbigen gleichsamb obligire zu
11
schicken oder zu thun undt einzugehen, was andere begehren. Sie sehen
12
bey so gestalten sachen nicht, wie aus der sachen zu kommen, liesßen es
13
dahero nachmahlen bey ihrem voto, da einer aus beeden vorigen vorge-
14
schlagenen modis zu amplectiren, vorderist aber des fürstenraths schlues zu
15
erwartten seye, alßdann man sich ex parte der herrn churfürstlichen darüber
16
weiter bereden könne.

17
Kurbayern . Wiederholen auf die neue Umfrage hin das vorige Votum, in welchem
18
nach länge ausgeführt, daß sie nur auf die Beratung durch die drei Kollegien an
19
einem Ort instruiert sind. Daß aber anyetzo der andere vorgeschlagene modus,
20
daß nehmblich die collegia in se vertheilt werden solten, diesseits auch
21
soweit ad ratificandum angenohmmen, habe es die meinung, weilen in dem
22
hochlöblichen churfürstlichen collegio darfürgehalten werden wolte, daß
23
kein anderer modus von denn cronen undt stenden angenohmmen werden
24
wollen, undt das absehen von Churcölln dahien gerichtet worden, daß
25
under beeden einer mögte amplectirt werden, also man sich auch von denn
26
maioribus nit separiren wollen. Daß aber, wie ex parte der herrn Churbran-
27
denburgischen erleutert worden, alle drey collegia integra sowohl zu Osna-
28
brugk alß Münster sein solten, hielte man darfür, ob sie zwar diesfals nit
29
instruirt, selbiger weder thun- noch practicirlich, sondern, wie in dem
30
Churcöllnischen voto angezaigt worden,

41
30–31 es – würde] Statt dessen in Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia: Es wird unmöglich sein,
42
weil viele Stände aus Geld- und Personalmangel kaum an einen Kongreßort abordnen können.
es denn stenden zu sehr schwer
31
undt hart fallen würde. Vermeinten also, man solte bey demyenigen modo,
32
davon zuvor geredet worden, verpleiben. Mann mache sich auch diesßeits
33
die gedancken, die herrn königliche Schwedische gesanden würden ihrer
34
bekanten beywohnenden discretion nach nicht dieyenige sein, welche der
35
Römischen Kayserlichen Mayestät und denn stenden maaß und ordnung
36
fürschreiben wolten, wie der modus consultandi ahnzustellen seye, inmas-
37
ßen man dann mit den frembden cronen de materia pacis zu tractiren, nicht
38
aber de modo absonderlich zu handlen hette. Undt zweiffelten auch gar
39
nicht, da das werck mit seinen ausführlichen umbstenden denn herrn

[p. 250] [scan. 374]


1
Schwedischen solte recht vorgetragen werden, sie sich zu einem andern
2
bequemen würden; undt würdte iha nimmermehr zu verantwortten sein,
3
daß von chur-, fürsten undt stenden der Romischen Kayserlichen Mayestät,
4
authoritet undt hochheit so nahe getretten undt deroselben so weit einge-
5
griffen , das mit betrohelichen wortten, wie die reichsconsultationes, undt
6
zwar wieder altes herkommen, solten angestelt werden, man gleichsamb
7
gesetz undt ordnung fürschreiben wolte; allzeit ahn seiten Ihrer Churfürst-
8
lichen Durchlaucht in Bayern würde ein solches nie wollen eingerathen
9
werden. Mann bestehe dahero nachmahlen auf vorigem ad ratificandum
10
genohmmenen voto allerdings, nemblichen daß den herrn fürstlichen undt
11
stättischen gesanden zuvorhero zu bezeugung der ahn dieser seiten fried-
12
liebenden intention undt das die tractaten nicht ferner verweilt würden,
13
vorangenohmmenes mittell mögte vorgetragen undt ahn seiten deß chur-
14
fürstlichen collegii dabey bestanden werden.

15
Kurbrandenburg .

37
15–18 Repetirten – wolten] Zusätzlich in Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia: Ihr Votum
38
käme aus ihnen selbst nicht, sondern dem Osnabrücker Fürstenratsbedenken, welches
39
dahin gehet, daß die collegia nicht getrennet, sondern nur ratione loci separirt
40
seyn sollen.
Repetirten ihr voriges votum, daß die drey collegia ahn
16
beeden ortthen gleich sein solten. Hetten sie der fürstlichen erklärung
17
dahien eingenohmmen, und daß auch weder die frembde cronen noch die
18
stendt einigen andern modum ahnnehmmen wolten. Müsten dahero noth-
19
wendig auf ihrem vorigen voto beharren, mögten aber wohl zugeben, daß
20
ein anderer modus von den herrn königlich Schwedischen könte erhalten
21
werden.

22
Kurmainz . Hetten angehört, wohien sich die herrn vorstimmende auf daß
23
Churbrandenburgische votum super divisione collegiorum vernehmmen
24
lasßen, welchergestalt auch die herrn Churbrandenburgische sich darüber
25
ferners erklärt. Thäten solches recapituliren, hetten ahn ihrem orth dieyenige
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proiecten, welche die fürstliche undt stättische zu Osnabrugk dieses puncts
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halben sowohlen denn herrn Kayserlichen alß dem Churmaintzischen
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directorio undt denn herrn fürstlichen alhier nach undt nach eingeraicht, zwar
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auch verlesen, aber anderster nit alß auf die zwen modos, daß nehmblich
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die zwey schwächste collegia ahn ein, daß dritte undt starckiste aber ahn
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daß andere orth zu verlegen oder die collegia alle drey in sich ahn beede
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orthe zu vertheilen seyen.

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32–36 Verstünden – geben] Statt dessen in Kurköln spA I, Ia, zA I, Rs: daß aber
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jeder an bede orth schicken solte, darein köndten sie nicht willigen.
Verstünden, daß diesem letzteren modo ein
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anderer verstandt gegeben werden wolle, müsten ihrestheils ihr voriges
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votum auf Ihrer Kayserlichen Mayestät undt Ihrer Churfürstlichen Durch-
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laucht aller- undt gnädigste genehmbhaltung wiederholen undt also sub spe
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rati der Churcöllnischen undt -bayer- meinung beyfall geben; undt hielten

[p. 251] [scan. 375]


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schlieslich darfür, daß zu vernehmmen sein werde, was super hac materia
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im fürstenrath vor ein schlues gefallen sein mögte,

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2–8 zu – beschehen] Fehlt in Kurbayern K I, spA I, knapper in Kurköln spA I,
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Ia, zA I, Rs, wo aber danach zusätzlich: Diese correlation bliebe biß zur nechsten zu-
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sammenkunfft ausgestelt, weillen im fürstenrath das conclusum nicht gemacht, uti
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protocollum parle des fürstenraths.
zu übriger herrn gesan-
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den belieben stellende, ob zu endtlicher vergleichung dieser sache die
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gewohnliche re- undt correlationes durch die ordinarios deputatos utriusque
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collegii vor- und ahn hande genohmmen oder was diesfals sonsten vor ein
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modus zu ergreiffen sein mögte.

7
Conclusum, es solten solche re- undt correlationes per ordinarios deputatos
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beschehen.

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