Acta Pacis Westphalicae III A 1,1 : Die Beratungen der kurfürstlichen Kurie, 1. Teil: 1645 - 1647 / Winfried Becker
14. Sitzung des Kurfürstenrats mit Re- und Correlation Münster 1646 Januar 11 nachmittags

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14. Sitzung des Kurfürstenrats mit Re- und Correlation


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Münster 1646 Januar 11 nachmittags

4
Kurmainz Rs CorrA Fasz. 22 [ 2 ] nr. a/10 = Druckvorlage; damit identisch Kurmainz
5
Rk FrA Fasz. 9 II nr. 15 ( unvollständig ). Vgl. ferner Kurtrier zA ( damit identisch Kur-
6
trier
spA p. 216–221 ); Kurköln zA I fol. 143–146 ( damit identisch Kurköln spA I
7
fol. 310–317, Kurköln spA Ib fol. 318’–326 und Kurköln zA Extrakt fol. 13–13’ );
8
Kurbayern K II fol. 27–32 ( damit identisch Kurbayern spA II p. 47–60 ).

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Forderung der französischen Gesandten, eine Reichsdeputation solle sie aufsuchen. Vereinbarkeit
10
der Forderung mit der Würde von Kaiser und Reich. Reichsbrauch bei Anhörung auswärtiger
11
Mächte. Rücksicht auf die vereinbarte Vermittlerfunktion Venedigs und des Papstes auf diesem
12
Kongreß.

13
[Im Kurfürstenratszimmer des Bischofshofs]. Vertreten: Kurmainz, Kurtrier, Kurköln, Kur-
14
bayern , Kurbrandenburg.

15
Kurmainz . Die ursach ietziger zusammenkunfft, wie man vorhien wuste,
16
seye, daß heut die Frantzößische plenipotentiarii ihren secretarium Steng-
17
lin

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Jérémias Jacques Stenglin aus Augsburg, Sekretär und Dolmetscher Longuevilles, später Neuen-
34
burger Kanzler, neben Dr. Heider geschäftsführender Vertreter des Basler Bürgermeisters
35
Wettstein während dessen Abwesenheit (über ihn Rott S. 987, Gauss-Stoecklin S. 208,
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Gauss , Wettstein S. 302).
zue ihnen geschickt, deßgleichen auch, wie sie vernehmen, bey allen
18
andern churfürstlichen gesanden, unnd begehren laßen, daß ein deputation
19

29
19 auß – reichsräthen] Abweichend Kurtrier zA, spA: ex utroque consilio.
auß allen 3 en reichsräthen, unnd zwar von beeden religionen, zue ihnen
20
noch dießen nachmittag geschehen mögte, umb ein gewisse communication
21
mit denselben zue halten. Wehre solchem nach zue deliberiren, ob unnd
22
wie solchem petito zue deferiren; dießes begehren were einmahln dem
23
herkommen zuewieder unnd niemahln weder von außwertigen königen
24
noch Ihrer Keyserlichen Mayestät selbsten begehrt worden, sondern wan
25
sie einig anpringen zue thun gehabt, solcheß jedeßmahls collegialiter in
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pleno und vor den ständten verrichten laßen

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Reichsrechtlich war nur die Anhörung fremder Legaten durch die ksl., die ksl. und die reichs-
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ständischen oder nur durch die reichsständischen Gesandten zulässig, und zwar je nach Gegenstand
39
und Adressat des Anbringens. Selbst bei einer Adresse an die Reichsstände mußten diese bei
40
wichtigen Sachen sich zunächst mit dem Kaiser einigen oder die fremden Legaten an die ksl. Gesand-
41
ten verweisen ( Staricius S. 41).
.

27

30
27 seye vergliechen] Und zwar laut Kurtrier zA, spA, Kurbayern K II, spA II durch
31
kurfürstliches, dem Kaiser übergebenes Conclusum auf dem Regensburger Kurfürstentag von
32
1636.
seye vergliechen, daß die handtlung durch die herrn mediatores gefuhrt,
28
unnd waß hinc inde anzuebringen, durch dieselbe geschehen solle. 3º.

[p. 412] [scan. 536]


1
Mögen dießes andere respublicquen zue großem vortheil

36
1–2 gegen – churfürsten] Danach in Kurtrier zA, spA, Kurbayern K II, spA II
37
noch: sowie gegen die Stände.
gegen die herrn
2
churfürsten in praeiudicium derselben anziehen. 4º. Wurdten Ihrer Keyser-
3
lichen Mayestät unnd den mediatorn auch dießes sehr nachdencklich vor-
4
kommen . Wolten solchem nach von den herrn vorstimmenden gehrn ver-
5
nehmen , zum fall man ermelten Frantzößischen plenipotentiarien […]
6
zue willfahren bedenckens tragen solte, wie solcheß mit guter manier bey
7
denselben zue verhüetung offension zu entschuldigen oder, da man dafür-
8
halten solte, daß man sich bey denselben anzuemelden, ob solches per
9
deputatos zu verrichten unnd waß dabey fur ein praedicat zue gebrauchen,
10

38
10–13 zuemahln – gebraucht] Fehlt in Kurbayern K II, spA II; in Kurköln zA I,
39
spA I, Ib Verweis auf Regensburger Kollegialschluß von 1636.
zuemahln jederzeit darvorgehalten, wan durch dergleichen außwertige
11
könige und potentaten bey chur-, fürsten unnd ständten einig anpringen
12
zue thun, man gegen dieselbe sich des praedicati Dignitatis, nit aber Maesta-
13
tis gebraucht. Waß nun die herrn gesanden insgesambt fur rathsamb
14
befinden werden, deme wolten sie sich auch ihresohrts gehrn conformiren.

15
Kurtrier . Hetten die Frantzösische plenipotentiarii eben auch dergleichen
16
ahn sie begehren laßen, dabey aber allein des churfürstlichen collegii unnd
17
anderer ständt keine meldung gethan. Daß petitum betreffend, vernehmen
18
sie, daß die Frantzösische mit den chur- unnd furstlichen gesandten in
19
gewisser materi zue reden begehren. Wann man nun versichert, daß solche
20
materi ihre replic betreffe, so stünden sie ahn, ob man auß dem modo zue
21
schreiten, dan albereit abgehandelt worden, daß die resolutiones den media-
22
torn immediate gegeben, vorderist durch dieselbe den Keyserlichen unnd
23
von den Keyserlichen gesandten ahn die ständt gebracht werden sollen,
24
deme dann auch uff solchen fall zue inhaeriren unnd solcheß den Frantzö-
25
ßischen plenipotentiariis zu erkennen zue geben were. Weyln aber allein
26
in genere begehrt worden, mit den chur- unnd fürstlichen gesandten zue
27
reden, unndt darauß allso die materi nit abzuenehmen geweßen, so stünden
28
ahn, ob solcheß begehren abzueschlagen, sondern hielten darfür, sie zue
29
hören. Ob aber solcheß begehrtermaßen in des duc de Longeville logiament
30
zue thun, solcheß falle ihnen bedencklich, sondern hielten, eß ahn dem ohrt
31
zue thun, wo die ständt versamblet. Wolte man nuhn solcheß in pleno oder
32
per deputatos thun, stünde zue der herrn gesandten belieben, zuemahln
33
wan Ihre Keyserliche Mayestät allß das höchste haubt etwaß ahn die ständt
34
zu bringen hetten, geschehe solcheß ahn dem ohrt, wo sie zusammenkom-
35
men ; unnd errinnerten sich, daß

40
35 anno 1630] Zusätzlich in Kurbayern K II, spA II: und 1636; keine Jahreszahl in
41
Kurköln zA I, spA I, Ib.
anno 1630 zu Regenspurg die königlich

[p. 413] [scan. 537]


1
Dennemarckische

37
Die dänischen Gesandten am Regensburger Kurfürstentag von 1630 waren Heinrich von Rantzau
38
(DBL 19 S. 145f. ), Johann Schenbach und der fl. holsteinische Hofkanzler Erich Heidemann
39
( Heyne , Fridericia I S. 173, Theatr. Europ. II S. 224ff. ).
unnd Polnische unnd andere mehr gesandten, allß sie
2
gewisses anpringen zue thun gehabt, ihre propositiones im churfürstenrath
3
abgelegt unndt die antwordt darauff empfangen. Hielten dahero, den
4
königlich Frantzößischen gesandten hienwieder anzuedeuten, wan sie
5
etwas bey den ständten anzuepringen, daß sie solcheß ahn gewohnlichen
6
ohrt thun wolten,

34
6–7 unnd – bringe] Fehlt in Kurbayern K II, spA II; zusätzlich in Kurköln zA I,
35
spA I, Ib: so per deputatos geschehen konne.
unnd werde genug sein, wan man ihnen die resolution
7
wieder inn ihr logiament bringe.

8
Den titul belangendt, hielten, man hette sich in particulari gegen die
9
Frantzösische gesandten desjenigen praedicats zu gebrauchen, so man ihnen
10
bißhero gegeben; den könig in Franckreich betreffend, hette man im alten
11
herkommen zu verpleiben.

12
Kurköln .

36
12–15 Den – sei ] Fehlt in Kurtrier zA, spA, Kurbayern K II, spA II.
Den französischen Gesandten, die ebenfalls von ihnen die Deputation

13
gefordert haben, haben sie geantwortet, daß diese sach als für sambtliche ständt
14
gehörig von Kurmainz zu verlangen und vom Direktorium wieder vor alle Stände zu
15
bringen sei. Zur Sache selbst: 1º wehre zue besorgen, wan den Frantzoßen
16
nit solte deferirt werden, daß solcheß bey denselben ein offension gebehren
17
unnd dahien außgedeutet werden mögte, allß wan man ahn demjenigen,
18
so zue fortsetzung der tractaten nötthig, selbsten hinderlich; hiengegen
19
were niemahlß breuchlich geweßen, wann beym churfürstlichen collegio
20
oder solcher reichsversamblung einig anpringen von außwertigen potenta-
21
ten zue thun geweßen, daß die ständt zue selbigen gesandten in ihr logia-
22
ment kommen, sondern wehren jedeßmahls die verrichtungen in offentlicher
23
versamblung abgelegt worden, allermasen dann die Römisch Keyserliche
24
Mayestät allß das höchste oberhaubt unnd dero man zue gehorsamen
25
schuldig, solcheß jederzeit beobachtet unnnd jedeßmahls ihr begehren durch
26
ihre gesandten bey den chur-, fürsten unnd ständten, wan dieselbe ordent-
27
lich beysammengeweßen, ablegen lasen, wie dann anno 1630 die Frantzö-
28
ßische

40
Charles Brulart und Père Joseph. Siehe oben S. [ 58 Anm. 1 ] , S. [ 61 Anm. 1 ] , BuANF II 5 nr. 170 S. 415.
unnd 1636 solcheß die königlich Polnische

41
Georg Gf. Ossilinski, der für eine prohabsburgische Politik Polens eintrat ( Haan S. 111f.,
42
121f.).
unnd andere mehr ge-
29
sandten beobachtet. Dahero die Frantzößische plenipotentiarii selbsten
30
erkennen werden, daß chur-, fürsten unnd ständt des heyligen Römischen
31
reichs nit wenig bedencklich fallen werde, wan sie auß dem alten herkom-
32
men schreiten solten. So würdte auch nit weniger bey allerseits principaln,
33
zuevorderist aber Ihrer Keyserlichen Mayestät selbsten unverantwordtlich

[p. 414] [scan. 538]


1
fallen, daß man frembden mehr allß ihren gesandten deferire. Ermelte Frant-
2
zößische plenipotentiarii hetten ihnen andeuten laßen, daß sie den Key-
3
serlichen gesandten durch die mediatores ihre replic

40
Französische Replik vom 7. Januar 1646 (Druck Meiern II S. 200–203: revidierte lateinische
41
Übersetzung der italienischen Mitschrift Contarinis, vgl. Repgen , Verbandlungstechnik S. 72f.);
42
schwedische Replik vom gleichen Tage: Druck Meiern II S. 183–190 (ksl. Protokoll), S. 190–
43
200 (schwedisches Protokoll).
eröffnet unnd derent-
4
wegen mit den ständten gehrn zue reden begehrten, da doch die herrn
5
mediatores von keiner replic wissen wolten, sondern bedeutet, daß ihnen
6
solche bloß mündtlich angezeigt, von ihnen aber zue papier gebracht unnd
7
ermelten Frantzößischen plenipotentiarien ad approbandum wiederumb
8
zuegestelt worden unnd also dieselbe annoch der underzeigung in mangel
9
stünden. Wan sich nun die ständt bey ihnen einfinden solten, werde eß daß
10
ansehen gewinnen, allß wan man Ihrer Keyserlichen Mayestät unnd den
11
ständten vorgreiffen wolte unnd dahero großen verdruß gebehren.

36
11–16 So – understehen] Statt dessen in Kurtrier zA, spA: Abordnung des reichß-
37
corpus werde von Spanien wegen der praecedentz hoch empfunden werden, so biß
38
dahero alle propositiones ad partem gethan.
So were
12
auch dem Venetianischen ambassadorn niemahls zuegemuthet worden,
13
zue ihnen in ihr logiament zue kommen; solten nun die churfürstliche
14
gesandten zue den Frantzoßen uff ihr begehren kommen, werde ermelter
15
Venetianischer ambassador solcheß zue einem praeiudiz anzueziehen sich
16
understehen.

17
Die herrn gesandten hetten auch annoch in gutem andencken, daß die
18
Frantzößische plenipotentiarii bey eröffnung ihrer proposition dergleichen
19
evocirung nit gethan, sondern ermelte proposition ad partem einem
20
jedwedern nacher hauß geschickt. Unnd weyl man doch allein ihr anpringen
21
anhören unnd ad referendum nehmen werde, so sehen sie nit, wie sie dem
22
herkommen zuewieder die ständt zue sich begehren solten. Sie wolten
23
Franckreich nit gehrn zur offension ursach, viel weniger aber ichtwaß nach-
24
geben , so den churfürstlichen collegio

39
24 unnd – ständten] Fehlt in Kurköln zA I, spA I, Ib.
unnd sambtlichen ständten zu nach-
25
theil gereichig. Hielten derowegen darfür, eß könte den Frantzösischen
26
plenipotentiariis zuentbotten werden, daß man ihnen zwar gehrn deferiren
27
wolte, da aber der Kaiser und ausländische Könige jederzeit vor versammelten Stän-
28
den
ihre werbung vorgebracht hätten, allß werden sie pro sua prudentia selbsten
29
erkennen, daß den ständten bedencklich fallen wolle, dießmahl wieder daß
30
herkommen ein newen anfang zue machen. Wann sie gleichwohl vor den
31
ständten, ahn gewohnlichem ohrt entweder in pleno oder vor den depu-
32
tirten , ihr anbringen thun wolten, werde man sich darzu gehrn bequemen.

33
Ratione praedicati könte leicht ein außweg gesucht unnd ahnstatt, wo man
34
den könig melden solte, allein in genere die wortt „der cron Franckreich“
35
gebraucht werden.

[p. 415] [scan. 539]


1
Kurbayern . Finden bedenklich, daß man von demjenigen, so von alters
2
herkommen, solte abweichen; hiengegen were auch zue consideriren, ob nit
3
die Frantzoßen ab solcher verweigerung höchlich dörfften offendirt unnd
4
solcheß eine newe remora der tractaten sein.

5
Bey den Frantzosen in ihrem logiament zu erscheinen, werde schwer fallen,
6
unnd dahero besser, wanß in loco conventus ordinario geschehe; unnd
7
würdten sich die Frantzößen darüber desto weniger zue beschweren haben,
8
weyln von den Keyserlichen solcheß selbst observirt worden, welcheß
9
dann denselben ihres davorhaltens hienwieder in antwortt anzuedeuten.
10

37
10–12/13 Wann – separiren] Fehlt in Kurbayern K II, spA II, das sonst unter Wieder-
38
holung
der bereits in den vorangegangenen Voten geäußerten Argumente gegen die Forderung
39
Frankreichs ausführlicher.
Wann gleichwohl die herrn nachstimmende ein anderß, so dem churfürst-
11
lichen collegio nit verkleinerlich noch den friedenswerck hinderlich sein
12
werde, für rathsamb ermessen solten, wolten sie sich davon auch nit separi-
13
ren .

14
Ratione praedicati hielten sie auch, werde kein bedencken sein, wan man
15
in genere allein die cron Franckreich melden thete.

16
Kurbrandenburg . Befinden die von Churmaintz unndt -cölln angefuhrte
17
rationes praegnant; wie man aber des reichs ietzige beschaffenheit wüste
18
unnd ahn befürderung deßen wohl fast keine stundt zue feyeren unnd man
19
mit den außwerttigen zue thun, so werde besser sein, in etwaß zue deferiren
20
allß die sach auffzuehalten. Eß were zue Regenspurg ein modus geschlossen,
21
aber

40
21–30 per – thun] Weitgehend gleichlautend Kurköln zA I, spA I, Ib.
per omnia nit observirt worden; den mediatorn hette man ihr officium
22
zue laßen, werde aber denjenigen, so eß angehet, nichts müßen benommen
23
sein.

41
23–25 Der – gereichen] Fehlt in Kurbayern K II, spA II, das erst 27 Damit]
42
wieder einsetzt, und in Kurtrier zA, spA.
Der Venetianische ambassador werde allß ein mediator considerirt
24
unnd seinetwegen die deputation dem collegio zue keinem nachtheil
25
gereichen. Mann seye in praedicamento passionis, sie aber actores, kann
26
man allso uff den rationibus in contrarium nit bestehen; wann utrinque
27
paritas wehre, hette eß ein ander consideration. Damit gleichwohl den herrn
28
churfursten ahn ihrer praecedentz nichts praeiudicirt werde, so vermeinten
29
schließlichen, den Frantzößischen plenipotentiarien hinwieder anzuedeuten,
30
da es ihnen beliebig, ihr ahnbringen in loco collegiali allß 3 io zue thun.

31
Des praedicats halber könte das vorgeschlagene medium der „cron Franck-
32
reich “ gebraucht werden.

33
Kurmainz . Befinden, daß die herrn gesandten insgesambt der meinung,
34
daß solche von den Frantzößischen gesandten begehrte deputation wieder
35
des reichs herkommen unnd daß darzue ohne praeiuditz deßelben, bevorab
36
aber der churfürstlichen praecedentz vor dem Venetianischen ambassadorn,

[p. 416] [scan. 540]


1
nit zue schreiten; dahero die Frantzoßen zwar anzuehören, jedoch daß
2
solcheß in pleno consessu oder per deputatos an dem ohrt, wo man zusam-
3
menkomme , geschehe.

34
3–5 Dann – conformirt] Fehlt in den anderen Überlieferungen.
Dann obwohln die herrn Churbrandenburgische
4
gesandten anfangs etliche rationes in contrarium angezogen, so hetten sie
5
sich doch endtlich mit den herrn vorstimmenden auch conformirt. Sie
6
ihrestheils hetten dabey auch kein bedencken, sondern hielten mit den herrn
7
vorstimmenden darvor, man hette den Frantzoßen hienwieder zue bedeu-
8
ten , daß man ihnen zwahr nit gehrn auß banden gehen wolte, alldieweylln
9
aber solcheß begehrn wieder des reichs herkommen, zumahln, wan bey
10
reichsversamblungen frembde cronen, auch gahr Ihre Keyserliche Mayestät
11
den ständten ichtwaß vorzuebringen gehabt, solcheß jederzeit in pleno
12
vor allen ständten verrichtet worden wehre, so wolte man die ständt nicht
13
verdencken, daß sie solchem modo inhaerirten, unnd würdte den Frantzößi-
14
schen plenipotentiarien anheimbgestelt, wan sie ichtwaß vorzuebringen
15
gemeint, daß sie solcheß in pleno

35
15 oder – deputatis] Deutlicher in Kurtrier zA, spA: vel aliquibus deputatis ex
36
utroque consilio. Kurköln zA I, spA I, Ib im kurmainzischen Votum wesentlich kür-
37
zer
.
oder coram ordinariis deputatis thun
16
wolten. Unnd nachdemahln die herrn gesandten der meinung, daß man
17
ratione praedicati allein in genere daß wortt „cron Franckreich“ sich
18
gebrauchen solte, so wolten sich auch zu begebenheit darnach achten.
19
Sintemahl auch offtbesagte Frantzößische gesandten ihr begehren allein
20
durch ihren secretarium Stenglin dem Churmaintzischen directorio eröffnet,
21
so stündte zue der herrn gesandten belieben, ob man nit hette durch beede
22
Churmaintz- unnd -bayerische secretarios demselben die resolution hin-
23
wieder , solche den abgesandten zue hinderbringen, anzuzeigen, allermasen
24
derselbe sich erbietig gemacht, inn des duc de Longeville logiament
25
darauff zue warten.

26
Ist solchem nach concludirt worden, durch die Sekretäre von Kurmainz und
27
Kurbayern dem Stenglin antworten zu

38
27 lassen] Ende des kurkölnischen Protokolls.
lassen,
warbey dan der Churcöllnische
28
cantzler Puschman vorgeschlagen, eß mögten die Frantzößische plenipo-
29
tentiarii von ihrem begehren umb soviell glimpfflicher zue divertiren sein,
30
wan ihnen zuegleich angezeigt würdte, daß sonderlich aller ständt gesandten
31
sambt unnd sonders in selbstaigener persohn der Frantzößischen plenipo-
32

39
32–33 allermaßen– geschehen] Ausführlicher in Kurbayern K II, spA II: Stenglin
40
verspricht den bei ihm angemeldeten Protokollisten, die Antwort Longueville vorzutragen,
41
gibt den Wartenden aber nach einer Viertelstunde Bescheid, daß er Longueville occupirt
42
befundten und ihm die kurfürstliche Antwort später mitteilen will.
tentiarien anbringen gehrn hören wolten, allermaßen dann auch solcheß
33
geschehen.

[p. 417] [scan. 541]


1

35
1–34 Vorgehend – werde] Wesentlich kürzer Kurtrier zA, spA, Kurbayern
36
K II, spA II. Laut Kurtrier regt bereits der Fürstenrat an, die ksl. Gesandten von der
37
Angelegenheit in Kenntnis zu setzen.
Vorgehend dießes aber ist sowohl mit dem fürsten- allß stättrath per depu-
2
tatos re- unnd correferirt worden, warbey dan des furstenraths conclusum
3
geweßen, daß bey dießer sach sowohl auff Ihrer Keyserlichen Mayestät
4
unnd des reichs hocheit allß auch darauff zue sehen, damit die Frantzößi-
5
sche herrn plenipotentiarii durch ein gäntzliche verweigerung gleichwohl
6
nit offendirt werden mögten, derentwegen per viam mediam zu verfahren;
7
unndt weil die churfürstliche von den Frantzoßen ersucht worden, allß
8
wollen die herrn churfürstliche abgesandte ihnen belieben laßen, sich bey
9
denselben aigentlicher intention zu erkundigen unnd sie mit gueten rationi-
10
bus dahien zue disponieren, daß eß bey des reichs ublichem herkommen
11
verpleiben, die replica denen herrn mediatoribus, volgents durch dieselbe
12
den Keyserlichen unnd allßdan dem reichßdirectorio von ihnen communi-
13
cirt werden mögte, inmaßen eß biß anhero allso observirt worden.

14
Der stättrath hat davorgehalten, daß im Römischen reich anderst nicht
15
herbracht, wan gahr Ihre Keyserliche Mayestät selbsten bey chur-, fürsten
16
unnd ständten etwaß anzubringen, allß daß sie solcheß ihe unnd allwegen
17
durch ihre hierzue verordtnete thun laßen, die deßwegen sich ad locum,
18
allda sich die chur-, fürstliche unnd der ständt abgesandten beysammen-
19
befunden , begeben unnd daselbst die notturfft eröffnet haben; wolte sich
20
allso gegen frembden cronen viell weniger gebühren, auß dießer observantz
21
zue schreiten. 2º der anno 1636 zue Regenspurg gemachte churfürstliche
22
collegialschluß wehre dem stättrath nit bekandt, umb deßen communication
23
soviell hieher dienlich unnd nothwendig, derselbe pitten thete. 3º seye der
24
Frantzößischer plenipotentiarien zuemuthen der reputation der chur-,
25
fürsten unnd ständt, allß die daß heylige Römische reich repraesentirten,
26
zuewieder unnd entgegen. 4º. Ob man zwar nicht verhoffen wolte, daß die
27
außwertige respublicquen sich dergleichen anmaßen werden, so seye doch
28
5º zue besorgen, Ihre Mayestät mögten, da man den Frantzößischen hierin
29
deferiren solte, solcheß empfinden unnd in ungnaden vermercken; dahero
30
in dem stättrath für guth geachtet werde, daß dießes alles vorderist per
31
deputatos den Keyserlichen herrn plenipotentiariis communicirt, hernacher
32
mit guetem glimpf den herrn Frantzößischen insiniurt unnd zu erkennen
33
gegeben werden solle, damit dießfallß das alte herkommen im reich in acht
34
genohmen werde.

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