Acta Pacis Westphalicae III A 1,1 : Die Beratungen der kurfürstlichen Kurie, 1. Teil: 1645 - 1647 / Winfried Becker
Konferenz der kurfürstlichen Gesandten Münster 1645 August 12

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Konferenz der kurfürstlichen Gesandten


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Münster 1645 August 12

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DWartenberg IV p. 2302–2311 = Druckvorlage. Vgl. ferner DKurbayern K II p. 536–
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549 ( damit identisch DKurbayern spA II p. 301–307 ).

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Aufforderung an Osnabrücker Stände, die Gesamtkonferenz in Münster zu besuchen. Kontakt-
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schwierigkeiten mit den fürstlichen Gesandten wegen des Exzellenztitels.

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Im Bischofshof. Vertreten: Kurmainz ( Cratz, J. Adam Krebs ), Kurköln ( Landsberg, Busch-
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mann
), Kurbayern ( Haslang, J. Adolf Krebs ), Kurbrandenburg ( Heiden ).

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14–19 Kurmainz – vonnöthen] sowie 230, 3–12 und – dorffte] fehlt in DKurbayern
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K II, sp A II.
Kurmainz lädt Kurköln zur Konferenz über das Thema Osnabrücker Stände. War-
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tenberg
will aber gern zuvor, was eigentlich proponirt werde und ob die
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ubrige churfurstliche haubtgesandten auch erscheinen würden, bericht
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sein. Darauf läßt Kurmainz durch einen Kanzlisten ausführlich über die geplante
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Proposition berichten, beruft sich auf einen entsprechenden Wunsch der Kaiserlichen
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und findet Wartenbergs Anwesenheit in persona nicht vonnöthen.

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Für die Zusammenkunft wird die viertte nachmittagsstund vereinbart, statt-
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finden
soll sie im hiesigen bischofflichen hoff, allwo die reichßconsultationes
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angestelt werden sollen.

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Kurmainz proponiert, man würde sich annoch guettermaßen zue berichten
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wissen, was bey deren iüngst mit den herrn Kayserlichen gehaltenen
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conferentz wegen heruberpringung der furstlichen und anderer stende
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abgesandten fur gutt befunden worden, nemblich daß die zu Oßnabruck
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anwesende Kayserliche von den hiesigen wie nit wenigers von ihnen
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Churmainzischen Ihres Gnedigsten Herrn alldort sich befindender und
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die Churbrandenburgische gesandten durch schreiben zu ersuchen, daß sie
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der muhe ubernehmen und die fürstliche zur herüberkomst disponiren
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möchten. Nun seye solches von wolgedachten herrn Kayserlichen sowol
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alß ihnen Churmainzischen also verrichtet, seitther aber die andwortt
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erfolgt, daß sowol die Keyserliche die andeuttung den furstlichen zue thun

[p. 230] [scan. 354]


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bedenckens hetten alß auch die difficultet wegen des praedicati „Excellenz“
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deme vicedomb Prombser, alß der keinen secundarium bey sich habe,
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im weg stünde, und dahero der vorschlag beschehen, daß die ersuchung
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endweder schrifftlich zue thun oder aber er der doctor Krebß sich zur mundli-
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chen disponirung hienüberbegeben möcht. Beym ersten mochte das bedencken
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seinn, daß man solchergestalt in schrifftwechßlung gerathen und nur damitt
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mehrer zeit verliehren würde, beym andern aber, daß die sachen wegen der
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stende herueberpringung in noch gar ungewissen terminis und also zue besor-
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gen , daß, da von der Churmainzischen gesandtschafft sich yemandts dort hinü-
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berbegeben und die vorhabende verrichtung fehlschlagen solte, ein solches
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Ihrer Churfurstlichen Gnaden zu Maintz schimpfflich sein, auch ihnen den
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gesandten zum verweiß ausschlagen und gereichen dorffte. Wurde also zue
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bedencken sein, ob nit beßer und nachtringlicher, die ersuchung von hier
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auß schrifftlich zu thun,

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14–24 2º – wolt] Laut DKurbayern K II, spA II statt dessen nur auf die vorantwort
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der Fürstlichen an die Kaiserlichen in Osnabrück verwiesen, wonach die Fürstlichen die
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newerung des Exzellenztitels befremdlich fanden, deswegen um Instruktion baten und
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eine Konferenz etlicher Fürsten über dieses Thema in Aussicht stellten.
2º weylen die fürstliche das praedicatum „Excellenz“
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fur die churfurstliche haubtgesanden annoch verwaigerten, ob nit solches
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aniezo zu moviren und zu sehen, wie man diese difficultet zur richtigkeit
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pringen möcht. Sey von den Churbrandenburgischen die erinnerung be-
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schehen , daß man mit den furstlichen des titulß „Excellenz“ halber die
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abred nehmen möcht, daß sie denselben den churfurstlichen haubtgesandten
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wenigstens in gegenwartt der außwerttiger cronen undt potentaten gesand-
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ten geben wolten und man auch hingegen der underlaßung deßen bey den
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zusammenkunfften under den reichsstenden allein nicht empfinden würde.
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Und stunde nun zu belieben, ob man sich uber beyde diese puncten erkleh-
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ren wolt?

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Nach vorgangener underredung yedweder gesandschafft.

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Kurköln . Sie hetten vernommen, zue was end diese conferenz angestelt,
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sagten dem Churmainzischen directorio fur die ubernommene mühe und
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sorgfalt zu des wercks befürderung danck. Es seye aber billich hochstens
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zue bethauren und eine besondere straff von Gott seu malum Germaniae
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fatum, daß nitt allein mit der sachen selbst nit fortzukommen, sondern
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auch sogar die media, so man zur facilitirung zu gebrauchen, in so vielle
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difficulteten gesteckt werden. Ihrestheylß kondten noch anderst nicht
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ermessen, alß daß das iungst bey den herrn Kayserlichen guettbefundenes
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mittel zu ergreiffen und die disponirung zum herüeberkommen vorge-
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schlagenermaßen mundlich zu thun, weylen das schreiben und libelliren
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gegeneinander nur mehrer weitterung und zeitverliehren, auch verbitterung
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der gemühter causiren würde, und daß zu abhelffung des praedicati halber
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im weg stehennder difficultet der herr Dr. Krebß die bemuhung uberneh-
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men und die raiß auff Oßnabruck thun möchte.

[p. 231] [scan. 355]


1
Die dabey movirte difficultet anbelangendt, kondten sie nit sehen, es falle
2
auch, wie es woll, daß solcher conatus Churmainz oder dero gesandten
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einigergestalt disreputir- oder verweißlich sein konne, sondern werde
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ihnen vielmehr zu besonderem rhum gereichen, daß nichts unversucht
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gelaßen, was zue befurderung der consultationen und des nottigen friedens-
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wercks dienlich erachtet worden.

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Betreffend den andern punct wegen des praedicati „Excellenz“, seyen der
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meinung, daß man selbige aniezo nicht zu moviren, damit man nicht auß
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einer difficultet in die andere gerath undt das intent, so man aniezo mit der
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zusammenkommung vorhat, desto schwehrer zu erheben sein möge,
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zuemalen man deßen iezo ohnedas nicht benotthiget, sondern eben diese
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difficultet durch sein Dr. Krebsen hienuberraiß zu endfliehen gedenckt.

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Da aber hernegst hiervon weitters vorkommen oder newe difficulteten sich
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deßhalber erzeugen solten, alßdan wurde man den fürstlichen die iüngsthin
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zu Lengerich ins mittel komene rationes und ursachen, warumb sie dasjenige
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den herrn churfursten, was ihnen Ihre Kayserliche Maiestät, alß von dero
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alle tituli herfliesen, selbst gonneten und würcklich geben, nicht zu verwai-
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gern , außfuhrlich andeutten konnen.

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Kurbayern . Repetirt die proposition negst beschehener dancksagung fur
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deren eröffnung, und

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20–21 erachteten – nehmen] Zusätzlich in DKurbayern K II, spA II: Kurbayern
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nahm als sicher an, es würde die intimation den fürstlichen albereith beschehen sein:
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in diesem wichtigen werckh darf khein zeit mehr verabsaumbt werden.
erachteten auch billich, das iüngsthin in der conferenz
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bey den herrn Kayserlichen beliebtes mittel fur der hand zu nehmen; weylen
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aber die iezt verstandene difficultet wegen des praedicati „Excellentz“ im
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weg, so hielten auch mit den herrn Churcöllnischen, daß der Churmainzi-
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sche adiunctus Dr. Krebß die bemuhung, nach Oßnabruck zu raisen, uber-
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nehmen möchte, zumalen durch das schrifftwechßlen nur mehr exacerbation
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veruhrsacht und die zeit verlohren

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26 würde] Zusätzlich in DKurbayern K II, spA II: Eine schrifftliche intimation
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scheint deshalb gefehrlich zu sein, weilen die fürstliche in ihrer antwortt den chur-
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fürstlichen principalgesanden die „Excellenz“ nicht geben, sondern selbige aller-
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erst recht praeiudicirn werden.
würde.

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27–31/32 Beym – beobachten] Statt dessen in DKurbayern K II, spA II: Die
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Erklärung der herrn fürsten selbst ist abzuwarten; die Fürstlichen haben aber nach dem
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Vorbild der Kaiserlichen den Kurfürstlichen das Prädikat zu geben.
Beym andern punct ratione praedicati „Excellenz“ erinnerten sich zwarn,
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was deßhalber unlengst zue Lengerich rhatsamb gehalten, weylen aber durch
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iezt mit hienuberraisen des Churmainzischen adiuncti der deßwegen befahr-
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ten hindernuß vorkommen, so conformirten sich mit Churcollen, daß
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davon iezo unnotthige anregung nit zu thun, hernegst aber solches zue beob-
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achten .

[p. 232] [scan. 356]


1
Kurbrandenburg . Vergleicht sich mit beyden vorstimmenden mainungen.

2
Kurmainz .

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2–6 Wiederholten – kondte] Ausführlicher in DKurbayern K II, spA II: Bevor
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Krebs ( Kurmainz ) endgültig zustimmt, regt er an, daß Krebs ( Kurbayern ) dem actui zu
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Ossnabruck beiwohnen solte, da Kurbayern neben Kurmainz die deputatio ordinaria
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trifft. Die Kurbayerischen antworten, daß sie bei der sachen nichts difficultirn wolten,
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da die Churbrandeburgische nicht zu Ossnabruck wehren, dan wan selbige diesser
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deputation beiwohnten, würde solches gegen das bekhandte herkhommen sein; es
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gebt jetzt auch nur darum, daß J. Adam Krebs die stell seines verhinderten Kollegen ein-
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nimmt
. Sie wollen sonst als Mitglieder der ordentlichen Deputation des Kurkollegs ihre schul-
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digkheit tun. Kurköln und Kurbrandenburg stimmen dem zu.
Wiederholten zwar ihr voriges wegen der besorgten disreputa-
3
tion , so Churmainz auß dem vergeblichen versuch zustehen würde; ließe
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es aber endtlich dabey, daß der Dr. Krebß sich hienuber begeben wolte,
5
nur daß er sich darzu anliegender geschefften halber vorm dienstag nit
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erledigen kondte.

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