Acta Pacis Westphalicae III A 1,1 : Die Beratungen der kurfürstlichen Kurie, 1. Teil: 1645 - 1647 / Winfried Becker
Konferenz der kaiserlichen und der kurfürstlichen Gesandten Münster 1645 April 17
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Münster 1645 April 17
DWartenberg II fol. 116’–119 = Druckvorlage. Vgl. ferner DKurbayern K I p. 203–
206 ( damit identisch DKurbayern spA I p. 326–330 ); DVolmar fol. 392–392’ ( Druck
Cortrejus p. 154 ).
Form und Inhalt der kaiserlichen Antwort an die französischen Gesandten: keine schriftliche
Zustellung, sondern pro memoria an die Mediatoren; Unterstützung der Katholiken durch
Frankreich, Restitution Kurtriers.
Feierlicher Einzug der kurmainzischen Gesandten in Osnabrück?
Im Bibliothekszimmer des Jesuitenklosters. Vertreten: kaiserliche Gesandte (Nassau, Volmar),
Kurköln (Wartenberg, Landsberg), Kurbayern.
Auf Anregung Wartenbergs treffen sich in der Bibliothek des Jesuitenklosters, in
dem Nassau und Wartenberg ihre andacht zu verrichten pflegen, die ksl., kurbayeri-
schen und kurkölnischen Gesandten nach geendigtem Gottesdienst zur Bera-
tung der ksl. Antwort an die französischen Gesandten. Allda her Volmari breviter
die ursachen, warumb man zusammenkommen, repetirt und der hern
churfürstlichen mainung, was den mediatoribus weitters vorzupringen
sein möchte, zu vernehmen begert.
Warauf Ihre Hochfürstliche Gnaden kurzlich votirt, daß sie das
der andwort, so den mediatoribus pro memoria zuzustellen guttbefunden
worden (und dießem num. 55
Brevis recapitulatio der Antwort, die den Mediatoren bei ihrer mündlichen Verhandlung mit
den französischen Gesandten erteilt wurde, mit Stellungnahme der ksl. Gesandten dazu ( Kur-
köln VI 242 a fol. 185–186, vgl. Meiern I S. 377–381 ).
erwogen. Hetten dabey nit allein kein bedenckens, sondern weren auch der
mainung nachmaln, daß solche materi den Franzosischen allein mundlich
vorzutragen. Zum fall aber den herrn Kayserlich- und Churbayerischen
ein anders belieben und die mediatores begehren solten, daß mans schrifft-
lich zu ubergeben, so hielten doch, daß das concept außer wenig wortten,
die zu ändern sein möchten, gar wol passirn köndte, maßen es suxcinct
nervoß und iuxta conclusum aufgesezt. Nur hetten sie wargenommen, daß
die von ihro vorgeschlagen- und insgemein guttbefundene gegenfrag, ob
es nemblich die Franzosen mit den uncatholischen in punctis religionis
et bonorum ecclesiasticorum contra catholicos bey den tractaten zu halten
gedächten, außgelaßen.
Was Churtryer anlangte, sehen Ihre Hochfürstliche Gnaden nit, wie man auß
dem concluso werde schreitten konnen, daß nemblich suo tempore et loco
davon gered und tractirt werden solle; und werde zweiffelßohn der Saint
Romain
Melchior de Harod de Senevas, baron de St. Romain (1614–1694), conseiller du roi, von 1636
bis 1651 verschiedene Botschaften nach Pommern, Schweden und Dänemark, 1642–1643
französischer Resident in Hamburg, 1644–1648 Resident in Münster, während des Kongresses
in diplomatischer Mission bei den Kurfürsten von Köln und Brandenburg (1647–1648), 1666–
1671, 1684–1689 Gesandter in Lissabon, 1672–1676 bei den Schweizer Kantonen (über ihn
Rott S. 976, Flassan IV S. 68, Zedler 32 Sp. 694).
in hoc passu mitpringen.
Die herrn Churbayerischen haben eben dergleichen votirt und auch nit rhat-
samb gehalten, was schrifftliches den Franzosen zu ubergeben, und
benebenst annectirt, daß sie die quaestionem zu moviren, ob nemblich die
Franzosen in causis religionum ahn der uncatholischen seitthen zu stehen
gemeint, fur gar nottig und gut hielten, dabey auch die gefahr, so auß der
Schweden großen progressen nit allein der religion in Teutschland, sondern
den Franzosen selbst imminiren thette, zu repraesentiren, wie von ihnen
alberaiz auß befelch Ihres Gnedigsten Herrn underschiedlich geschehen.
Die herrn Kayserliche machten des conclusum, daß nichts schrifftlichs
zu ubergeben, sondern allein den mediatoribus die substantia etwaß auß-
fuhrlich ad singula puncta vorzupringen, wobey dan auch die allerseiz
nothwendig befundene quaestion nicht außer acht gelaßen werden solt;
daß aber in der schrifft davon nichts gemelt, seye underschiedlicher ursachen
willen geschehen und daß man beßer erachtet, die anregung mundlich
zu thun.
Seyen nun demnegst gemeint, das anpringen bey den herrn mediatorn
ubermorgen, alßdan man bey ankommener post sonderlich auß Franck-
reich allerseiz etwas mehrer licht und nachricht uber ein und anderß werde
erlangen konnen, zue thun und den herrn churfürstlichen davon hinwieder
zu berichten.
Diesem nach proponirten Ihre Hochfürstliche Gnaden, daß der Churmain-
zische vorahngeschickte hoffrhat Dr. Krebß auß Oßnabruck geschrieben
und bey ihro folgender dubiorum halber nachfragens gehabt: 1º ob vorm
einzug die notification der herbeykombst schrifftlich oder durch einen
vorahn hineingeschickten mündlich zu geschehen, 2º obs auch dem Fran-
zosischen residenten
Claude de Salles baron de Rorté. Siehe oben S. [ 8 Anm. 4 ] .
zu wissen zu thun, mit begehren, die resolution und andwort nacher
Warendorff
bey denselben heut gegen den abend anzulangen vermaint, zu addressiren.
Hierauf begerten die herrn Kayserliche Ihrer Hochfürstlichen Gnaden
mainung zu vernehmen, welche sie dahin eröffnet, […] daß die intimation
durch yemandts der ihrigen mundlich zu thun. Ad 2.
hie noch zu Oßnabruck einigem residenten die notification nit geschehen,
noch auch von denselben die gutschen endgegengeschickt, außer was den
Savoyischen newlich der Rosenhan gethan, und solches zwarn, wie man
vernimbt, auf begehren der Franzosen, weiln sonsten, da weder die Kayser-
lich -, Spanisch- noch der Venetianische die ihrige geschickt, der comitat
gar gering gewesen were.
Quoad 3. ob den fürsten zu notificiren, stunden ahn, und seyen rationes pro
et contra; wie es aber biß dato allhie nit geschehen, auch den Hessischen
underlaßen, so vermainten, daß man in diesen terminis dort ebenfalß zu
pleiben und keinem auß den fürstlichen die notification zu thun.
Die herrn Churbayerische conformirten sich genzlich, und daß sie das
lezter vieler ursachen willen unrhatsamb
29 hielten] Zusätzlich in DKurbayern K I, spA I: dan sonsten, da die ahnietzo ahnwe-
sendte fürstliche gesanden zue solchen einzüegen ersuecht würden, darfften hernacher
andere ankhommende fürstliche gesanden von den churfürstlichen reciproce dieße
ehr der einbeglaitung praetendiren oder diese albereith anwessende fürstliche gesan-
den es difficultiren, biß sie sich von Hause bescheidts erholt hetten.
coronis zu notificiren, welche mainung auch den Kayserlichen gefallen;
und ist also demnegst diese resolution dem doctorn Krebß noch heut
nacher Warendorff uberschriben.