Acta Pacis Westphalicae I 1 : Instruktionen, Band 1: Frankreich - Schweden - Kaiser / Fritz Dickmann, Kriemhild Goronzy, Emil Schieche, Hans Wagner und Ernst Manfred Wermter
DIE FRANZÖSISCHEN INSTRUKTIONEN (1636–1643) BEARBEITET VON FRITZ DICKMANN UND KRIEMHILD GORONZY : 12 Aufzeichnung über die alten Rechte der Krone Frankreich [1642]

[p. 159] [scan. 193]


1
12

Aufzeichnung über die alten Rechte der Krone Frankreich

[1642]

2
Auf dieses Memoire aus der Kanzlei Richelieus hat bereits Avenel hingewiesen

20
M. Avenel VII S. 804.
.
3
Es liegt in zwei Entwürfen der B-Stufe vor, die in unmittelbarem Zusammenhang
4
mit B-Entwürfen der Hauptinstruktion entstanden, aber nicht darüber hinaus zur
5
Ausfertigung gediehen sind; ferner in zwei Kopien dieser Entwürfe, ebenfalls der
6
B-Stufe, die mit entsprechenden Handschriften der Hauptinstruktion in einem
7
Dossier vereinigt sind. Es findet sich keine Spur davon, daß diese Aufzeichnung
8
den Gesandten mitgeteilt worden wäre. Dazu war sie offenbar auch nicht bestimmt,
9
sondern von Richelieu nur veranlaßt, um für sich selber über eine bestimmte Frage,
10
die ihm bei der Arbeit an der Instruktion gekommen war, Klarheit zu gewinnen

21
Vgl. Einleitung S. [5, 19–28] , [11, 21][12, 5] .
.
11
Dazu brauchte er eine Zusammenstellung und Begründung der alten Rechtsansprüche
12
Frankreichs an Spanien (nur um solche handelt es sich in der Aufzeichnung), und das
13
erklärt die sorgfältige Arbeit, die er an die beiden Entwürfe gewendet hat. Er gab
14
ihnen selbst in Korrekturen und Zusätzen die Fassung, die er wünschte. Avenel
15
sagt deshalb mit Recht von diesem Memoire: »C’est un curieux spécimen de son
16
travail personel«

22
a. a. O. VII S. 804. Die Angaben Avenels über Richelieus persönlichen Anteil an dieser
23
Aufzeichnung hat W. Mommsen S. 398 Anm. 63 vor allem aus inneren Gründen ange-
24
zweifelt. Diese Bedenken halten aber gegenüber dem Handschriftenbefund nicht stand. Zwar hat
25
Mommsen, der die Entwürfe nicht selbst gesehen hat, auch ihn angezweifelt. Er fragt, ob es
26
möglich sei, »in einem Gutachten von 13 Folioseiten, das so viel verschiedene Schriftzüge enthielt,
27
die Handschrift Richelieus mit Sicherheit nachzweisen, zumal einige seiner Sekretäre sie
28
täuschend nachmachen konnten«. Wahrscheinlich hätte aber auch Mommsen sich durch den
29
Augenschein überzeugen lassen. Die genaue Prüfung der Entwürfe gibt Avenel recht; es handelt
30
sich bei den in unserem Apparat als »von Ri« ausgewiesenen Korrekturen und Zusätzen ganz
31
zweifellos um solche von Richelieus Hand, die sich hier wie in den entsprechenden Entwürfen der
32
Hauptinstruktion (vgl. Vorbemerkung zu B1 und B2 von Nr. 5 S. 29ff.) sehr deutlich von der
33
Charpentiers, Cherrés und anderer Schreiber unterscheidet. Auch verraten die hastigen Schriftzüge
34
und erneuten Korrekturen die spontane Arbeit des Augenblickes, die für eine mühevolle Nach-
35
ahmung fremder Schriftzüge keine Zeit ließ. Überhaupt ist die Annahme eines Imitators oder
36
eines »secrétaire de la main« eine etwas gewagte, wenngleich in der französischen Forschung (und
37
nicht nur in der Richelieuforschung) zeitweise sehr beliebte Theorie; zu ihr hat schon Ch. Pfi-
38
ster
S. 307 das Nötige gesagt. Er spricht dort von einer »manière de raisonner a priori« und
39
weist mit Recht darauf hin, daß für eine solche Imitation doch wenigstens in jedem Einzelfall ein
40
plausibler Grund erkennbar sein müsse und in geheimen, nie für die Öffentlichkeit bestimmten
41
Aufzeichnungen (wie wir sie ja auch hier vor uns haben) jeder Anlaß zu einem solchen Verfahren
42
fehlte. Wie wenig bei kritischer Prüfung von der Theorie übrigbleibt, zeigt R. Lavollée,
43
Le secrétaire de la main S. 148.
.

17
B1: AE , Corresp. pol. Espagne 19 fol. 417–429.

18
Am Kopf auf dem Rand der spätere Vermerk: Mémoire sur les condi-
19
tions de la Paix, 1639, von derselben Hand, die auch die Entwürfe B1 und

[p. 160] [scan. 194]


1
B2 der Hauptinstruktion und B1 der Zusatzinstruktion mit Vermerken
2
versehen hat; überall die gleiche unrichtige Jahreszahl

31
Vgl. Vorbemerkungen zu Nr. 5, Abschnitt B1 S. [29, 7–8] , B2 S. [31, 3–5] , und zu Nr. 11,
32
Abschnitt B1 S. [151, 4–6] . – Vgl. unser Datierungsergebnis für B1 der vorliegenden Auf-
33
zeichnung: etwa September/Oktober 1641, Einleitung S. [11, 21][12, 5] , [13, 21–24] .
.

3
Von den uns bekannten Entwürfen ist dies der früheste. Er stammt in
4
seiner ursprünglichen Fassung von der Hand des Schreibers, auf den das
5
Reinkonzept B2 der Hauptinstruktion zurückgeht

34
Dieser Schriftbefund wie auch der archivische Standort (Entwurf B1 der Hauptinstruktion
35
liegt in AE , Corresp. pol. Allem. 15, dieses Aktenstück aber in AE , Corresp. pol.
36
Espagne 19), läßt uns etwas zögern, den Entwurf als B1 zu bezeichnen. Wahrscheinlich steht
37
er schon B2 näher. Da er im übrigen auf einen Vorentwurf zurückgehen muß, andererseits der
38
im folgenden beschriebene Entwurf des Memoires wohl mit Recht als B2 bezeichnet wird, könnte
39
es sich um ein Zwischenglied zwischen B1 und B2 handeln.
. Mit größter Wahr-
6
scheinlichkeit fußt er auf einem nicht zutage getretenen Vorentwurf.

7
Richelieu hat den Entwurf stark überarbeitet. Eine ursprüngliche, lange
8
Einleitung

40
Gedruckt S. [161, 31][162, 44] .
ist gestrichen und von der Hand Charpentiers durch eine kurze –
9
die den ersten Teil der ursprünglichen Einleitung über den Zweck des Memoires
10
verwendet – ersetzt worden. Darauf folgt die Untersuchung der Rechte
11
Frankreichs auf die einzelnen Länder

41
Vgl. S. [163, 3][182, 2] .
. Der zusammenfassende und betrach-
12
tende Schlußteil fehlt noch.

13
Die Handschrift ist benutzt von F. Dickmann S. 549.

14
B2: AE , Corresp. pol. Allem. 15 fol. 508–526’.

15
Dieser Entwurf (ohne Kopfvermerke) war zunächst ein nach B1 ange-
16
fertigtes Reinkonzept, vom gleichen Kanzlisten wie B1 geschrieben, also vom
17
Kanzlisten des Reinkonzepts B2 der Hauptinstruktion. Dann haben
18
Richelieu und Charpentier das ganze Stück erneut überarbeitet

42
Terminus ante quem der Handschrift und dieser Arbeiten: Juli 1642; vgl. S. [12, 5–11] , 38–41.
.

19
Die Handschrift enthält nur noch die kurze Einleitung, dafür aber am
20
Schluß, und zwar sofort als Reinkonzept von der Hand des Schreibers, eine
21
Klassifizierung der französischen Rechte und eine umfangreiche Schluß-
22
betrachtung

43
Vgl. S. [182, 3][189, 3] .
, in der auch der zweite Teil der ursprünglichen, langen Ein-
23
leitung in veränderter Form Verwendung fand. Dieser Schlußteil, in dem die
24
ganze Aufzeichnung gipfelt und in dem Richelieus Arbeit – sei es sein Diktat
25
oder seine Feder – durch den Gebrauch der ersten Person Singularis deutlich
26
hervortritt

44
Vgl. die Textstellen S. [182, 13] (41–42) und S. [185, 21–24] ; zur Sache S. [83, 36–39] .
, geht mit Sicherheit auf einen unbekannten Entwurf zurück.

27
Benutzt von F. Dickmann S. 549.

28
B3: BN, Mss., F. fr. 5202 fol. 71–93.

29
Eine Kopie in dem Dossier, dessen Kernstück die als B3 bezeichnete
30
Handschrift der Hauptinstruktion ist und das außerdem nur die Dokumente

[p. 161] [scan. 195]


1
vereinigt, die wir gleichfalls zusammen mit ihr veröffentlichen

39
Vgl. die Übersicht über das Dossier S. [31, 20–23] , 36–45; zu seiner Datierung: vor Juli 1642,
40
Einleitung S. [10, 10–15] .
. Die Kopie
2
stammt von derselben Hand wie die Entwürfe B2 und B3 der Hauptinstruk-
3
tion und wie die Entwürfe B1 und B2 des hier behandelten Memoires. Sie ist
4
wie B3 der Hauptinstruktion von Charpentier kollationiert, weicht aber noch
5
in einzelnen Worten ganz gering fügig von B2 ab

41
Kollation (vgl. S. [170, 20–21] , [175, 19–20] ) wohl nicht mit B2; vgl. Vorbemerkung zu Nr. 5,
42
Abschnitt B3 S. [31, 25][32, 9] : Annahme einer unbekannten Handschrift vor B3.
.

6
B4: AE , Corresp. pol. Allem. 23 fol. 325–334.

7
Eine Kopie in dem Dossier am Schluß des Aktenbandes, das neben der als
8
B4 bezeichneten Handschrift der Hauptinstruktion dieselben Dokumente
9
enthält wie das unter B3 beschriebene Dossier. Ebensowenig wie für die Haupt-
10
instruktion kommt dem Dossier für das hier gedruckte Memoire selbständiger
11
Wert zu.

12
Wir legen unserem Druck die Reinschrift des zweiten Entwurfs zugrunde:
13
B3. Da sie nichts wesentlich Neues mehr bringt, kommen als Randzeichen, die das
14
erstmalige Auftreten der jeweiligen Textstücke anzeigen, nur B1 und B2 vor.
15
Im Apparat erläutern wir Korrekturen und Zusätze in diesen beiden Handschriften
16
und bringen gestrichene Textstellen, insbesondere die in B1 noch vorhandene ur-
17
sprüngliche Einleitung. Gemäß den Editionsgrundsätzen S. 36f. werden Lesarten von
18
B3 berücksichtigt, nicht aber von B4.

19
B1

24
19–20 Sçavoir – non] Lemma in B1 von Charp, am Kopf der gestrichenen Einleitung
25
( vgl. S. [161, 26–31] ) .
Sçavoir, s’il faut faire la Paix en renonceant aux anciens droicts de la
20
France ou non

21
C’est chose hors de doute que, si l’on ne reçoit un notable avantage de la
22
renonciation des anciens droicts de la Couronne, réservéz jusques à présent
23
par les Traictéz, il faut bien se donner garde de la faire.

26
21– [163,2] C’est chose – en un autre] Diese Einleitung hat Charp in B1 auf einem be-
27
sonderen
Blatt niedergeschrieben. Sie wiederholt nahezu wörtlich, wenn auch in anderer Reihenfolge, die
28
ersten Sätze einer ursprünglichen, gestrichenen Einleitung, an der Ri und Charp bereits verschiedene
29
Korrekturen vorgenommen hatten. Wir geben diese Einleitung in ihrer nur in B1 erhaltenen Fassung
30
mit den Korrekturen wieder:

31
Pour ne se tromper pas au Jugement [ Korr. Ri statt en l’examen] qu’il faut faire
32
pour sçavoir, s’il vaut mieux faire la Paix à des conditions plus avantageuses [ Korr. Ri
33
statt à condition plus avantageuse], en renonceant aux anciens droicts qu’a la Couronne
34
sur beaucoup de pièces qui sont maintenant possédées par l’Espagne, qu’à moindres
35
conditions en les réservant, il est besoin d’ [ Korr. Ri statt faut] avoir une particulière
36
[ hier gestrichen: et très exacte] conoissance desdits droicts et bien considérer les avantages
37
qu’on pourroit obtenir en y renonceant, et [ von les avantages an Marginaleinschub Charp]
38
l’utilité [ folgt gestrichen: qui peut arriver à l’advenir] de leur réservation. [ Darauf zunächst
10
gestrichener Ansatz Ri im Text: pour pouuoir Juger lun Et; zu ergänzen wohl l’autre,
11
bezogen auf l’utilité. Dann zwei gestrichene marginale Ansätze Ri: Il faut und En cette
12
consideration]. Ce fondement qui Est Indubitable Estant praesuppose,
13
Il faut [ folgt gestrichen: Examiner] voir, En quoy Consistent les droicts dont
14
il est question, ce que Je desduiray [ folgt gestrichener Ansatz: clairement en
15
peu de mots pour; korrigiert zu: clairement, bien que en; auch dies gestrichen und
16
nochmaliger Ansatz: en peu de mots, der ebenfalls gestrichen wurde] succinctement
17
En ce lieu pour les auoir Esclaircis plus au long En un autre. [ Der ganze
18
letzte Satz ( ab S. [162, 12] ) ist Marginaleinschub Ri und wiederholt sich wörtlich in der neuen, kur-
19
zen
Einleitung auf dem Blatt Charp; vgl. S. [162, 8][163, 2] . ]

20
C’est chose hors de doute que, si l’on ne reçoit un notable avantage de la renonciation
21
des susdits droicts, il faut bien se donner garde de la faire. [ Hier endet der Teil der ursprüng-
22
lichen
Einleitung, aus dem die neue, kürzere auf dem Blatt Charp entstanden ist. Der folgende, im
23
übrigen auch anders gestrichene Teil findet Verwendung in der zuerst in B2 vorhandenen Schluß-
24
betrachtung
( vgl. S. [188, 6–17] ) , ist dort inhaltlich aber anders akzentuiert, d. h. eindeutig gegen
25
jede Aufgabe von Rechtsansprüchen.] Outre qu’en ce sens elle seroit préjudiciable, elle perde-
26
roit de réputation ceux qui en auroient esté autheurs, et mesme c’est chose si délicate que
27
de faire la Paix à cette condition que, quand mesme on en retireroit de grands avantages,
28
ceux qui s’en seroient mesléz ne lairroyent pas d’estre blasméz et condamnéz par la
29
postérité qui balancera sans doute si [ Zusatz Ri] peu équitablement les droicts cédéz
30
avec les avantages qu’on en retirera que la propension naturelle qu’ont tous les hommes
31
à n’approuver pas ce qu’ils n’ont pas fait les portera sans doute à estimer peu ce qu’on
32
aura receu, quoy que réel et présent, et beaucoup ce que nous aurons cédé, quoy que
33
cette cession ne soit quasi qu’une apparence à l’esgard de ceux qui usurpent avec tant de
34
puissance ce qui ne leur appartient pas qu’on ne peut tascher de le retirer de leurs mains,
35
sans hasarder [-er von 〈Ri oder Charp〉 nachträglich angefügt] de perdre ce qu’on a de plus
36
asseuré.

37
En cette considération il pourroit arriver qu’un Traitté portant cession des susdits
38
droicts seroit avantageux à la France, lequel toutes fois ne laisseroit pas de ruiner la répu-
39
tation de ceux qui l’auroient fait.

40
Mais comme en tel cas le préjudice seroit seulement particulier et l’utilité publique,
41
la raison qui oblige tout bon citoyen à postposer son intérest à celuy de l’Estat veut
42
qu’on passe par dessus les considérations qui pourroient arrester les négociateurs, s’ils se
43
considéroient eux mesmes.

44
Le tout est de ne se pas mesprendre en la solidité et en la valeur de nos droicts.
45
Le droict de Navarre… [ Mit diesem Ansatz zur ersten speziellen Untersuchung bricht das
46
Stück aus B1 ab. Genauso beginnt hinter der neuen, kurzen Einleitung, am Kopf des in B1 darauf
47
folgenden Blattes der Abschnitt Navarra; vgl. S. [163, 4] . ]

[p. 162] [scan. 196]


1
Mais la difficulté est sçavoir, s’il vaut mieux faire la Paix à des conditions
2
plus avantageuses, en renonceant aux susdits droicts, qu’à moindres condi-
3
tions, en les réservant.

4
Pour pouvoir décider cette question, il faut avoir une particulière et très
5
exacte conoissance des droicts de la Couronne et bien considérer les
6
avantages qu’on pourroit obtenir en y renonceant, et

48
6 l’utilité] Korr. 〈Ri oder Charp〉 in B2 statt B1, Einlegeblatt Charp ( vgl. S. [161, 26–29] ) ,
49
und B2 ursprünglich ( wohl irrtümlich) : leur utilité.
l’utilité de leur
7
réservation.

8

9
[162,8][163,2] Ce fondement un autre] Marginaleinschub Ri in der ursprünglichen,
10
gestrichenen Einleitung (vgl. S. [162, 12–19] , dazu S. [161, 26–30] ), von Charp auf seinem Ein-
11
legeblatt, in die neue, kurze Einleitung wörtlich übernommen.
Ce fondement qui est indubitable estant présupposé, il faut voir en quoy consiste[!] les droicts dont il est question,

[p. 163] [scan. 197]


1
ce que je desduiray succinctement en ce lieu, pour les avoir
2
éclaircis plus au long en un autre

27
Die Unterlagen, deren sich Richelieu für die folgende Zusammenstellung bediente, sind die von den
28
Hofhistoriographen und amtlichen Gutachtern Pierre Dupuy und Théodore Godefroy in jahre-
29
langer Arbeit zusammengebrachten Materialien über die alten Rechte der Krone Frankreich auf
30
solche Gebiete, die sich in Händen fremder Herrscher befanden. Vgl. darüber wie überhaupt zur
31
Erörterung der französischen Kronrechte in der Publizistik W. Mommsen S. 387–406 und
32
R. von Albertini S. 146–159. Ein Teil der von Dupuy und Godefroy erarbeiteten Gut-
33
achten erschien später im Druck: P. Dupuy 1665, Mémoires et instructions 1689
34
(die Auflage von 1665 fälschlich dem Staatssekretär Hugues de Lionne zugeschrieben; in Wirk-
35
lichkeit enthält der Band, wie W. Mommsen S. 391 Anm. 21 nachweist, Gutachten von Th.
36
Godefroy. Die Mémoires et instructions sind wieder abgedruckt in Négociations
37
secrètes I (1725; über deren Herkunft aus den von Godefroy hinterlassenen Papieren vgl.
38
F. Dickmann S. 505f.). – In der Aufzeichnung Richelieus erscheinen die Gutachten Godefroys
39
meist stark verkürzt, doch sind ganze Abschnitte wörtlich übernommen, so daß an dem Zusammen-
40
hang kein Zweifel besteht. Bemerkenswert ist, daß auch eigenhändige Zusätze Richelieus wörtlich
41
den Text Godefroys wiedergeben; er hat sich also persönlich sehr eingehend mit dessen Gutachten
42
vertraut gemacht. – Wir verweisen bei den einzelnen Teilen der Aufzeichnung auf die ent-
43
sprechenden Abschnitte der Mémoires et instructions und der Négociations secrètes.
.

3

14
3 Navarre] Überschrift in B1 von Ri.
Navarre

44
Für diesen Abschnitt hat das Gutachten in Mémoires et instructions S. 151–55,
45
Négociations secrètes I S. 30 als Unterlage gedient. Einzelne Stellen sind wörtlich über-
46
nommen
.

4
Le droict de Navarre se trouvera au jugement de toute personne non
5
prévenue de passion sans difficulté quelconque, tant par ce que l’usurpation
6
est claire et récente, aiant esté faite en 1512

47
Vgl. S. [63, 37–39] und die ausführliche Darstellung bei P. Boissonnade S. 269–341.

15
6– [164,7] sansusurpation] Marginaleinschub Ri in B1 statt B1 ursprünglich nur:
16
que parce que Charles quint qui la fit; Anschluß an S. [164, 7–8] : et Philippe 2. ond.
sans autre prétexte que
7
celuy d’une excommunication

17
7 prononcée] Korr. Ri in B2. Im Marginaleinschub Ri in B1 ( vgl. S. [163, 15–16] )
18
zuerst: Injuste, dann sofort weiter: Et Emanee ( S. [163, 8] ) . Dazwischen setzte Ri folgendes
19
ein: zunächst ein Wort oder einen Wortansatz, der durchaus unleserlich, aber zu lang für ein ergänzen-
20
des
-ment zu Injuste ist; darauf: donnee sans sujet legitime ( vgl. S. [163, 7] ) . B2 ur-
21
sprünglich
läßt hinter injuste eine Lücke und fährt mit donnée fort. Charp setzt in die Lücke
22
-ment prononcée. Dann wird injustement prononcée, donnée gestrichen, und Ri setzt dar-
23
über
prononcee.
prononcée sans suject légitime

8
et émanée d’un

24
8 Pape] Randnotiz Charp in B2, nach B3 übernommen: Jules 2. ond.
Pape ennemy de la France

25
8 et de ses alliéz] Von Ri in seinem Marginaleinschub in B1 ( vgl. S. [163, 15–16] )
26
nachträglich zugesetzt.
et de ses alliéz
.

12
[162,9] consiste] So B1, Einlegeblatt Charp ( vgl. S. [161, 26–30] ) , sowie B2 und B3.
13
Im Marginaleinschub Ri dagegen richtig consistent ( vgl. S. [162, 13] bzw. 12–19 ) .

[p. 164] [scan. 198]


1
Que par ce que l’intérest des Roys ne leur

11
1 permet pas de] Folgt gestrichener Ansatz Ri in seinem Marginaleinschub in B1 ( vgl.
12
S. [163, 15–16] ) : recognoistre que le pape ayt pouuoir de. Darauf setzt Ri neu
13
mit recognoistre ( S. [164, 2] ) an.
permet pas de

2
reconoistre que

14
2 les Papes] Folgt gestrichener Ansatz Ri in seinem Marginaleinschub in B1 ( vgl. S. 163,
15
15–16) : puissent donner droict [ folgt gestrichener Ansatz a l’Usurp ( zunächst
16
l’Usurp gestrichen und hinzugefügt la Con)] a lacquisition des Royaumes. Über
17
diesem gestrichenen Ansatz fügt Ri die endgültigen Worte: ayent pouuoirleurs Estats
18
ein ( S. [164, 2–3] ) .
les Papes aient pouvoir de priver ceux qui

3
ont ce caractère de leurs Estats.

4

19
4 Que par ce que] Hier folgt gestrichener Ansatz Ri in seinem Marginaleinschub in B1
20
( vgl. S. [163, 15–16] ) : les Ambassadeurs de Charles quint Et philipes 2 ond
21
ne voulurent pas mettre En.
Que par ce que le Chancellier d’Espagne ne trouva pas bon
5
en l’assemblée de Montpellier de l’an 1519 qu’aucun des
6
Ministres de son Maistre se servist de ce moyen

25
Die Exkommunikation des Königspaares Johann und Katharina d’Albret durch Papst Julius II.,
26
der mit Ferdinand von Aragon in der sogenannten »Heiligen Liga« von 1511 verbündet, also
27
Partei war, erfolgte am 21. Juli 1512 und nochmals am 18. Februar 1513; vgl. P. Boissonnade
28
S. 344–358 und die ebd. S. 636ff., 645ff. abgedruckten Exkommunikationsbullen. Zum Streit
29
über die Rechtmäßigkeit dieser Akte vgl. a. a. O. S. 358–70. Danach muß es zweifelhaft
30
erscheinen, ob der Kanzler Gattinara wirklich in Montpellier 1519 bei den Verhandlungen über
31
Navarra die von Richelieu skizzierte Haltung eingenommen hat. Jedenfalls hat er sich zwei Jahre
32
darauf in Calais ausdrücklich auf die umstrittene Exkommunikation als Rechtsgrund berufen
33
und Zweifel für unerlaubt erklärt ( a. a. O. S. 360), während die französischen Unterhändler
34
und die französischen Publizisten bis ins 17. Jahrhundert stets die hier auch von Richelieu
35
akzeptierte Theorie vertreten haben, daß dem Papst kein Absetzungsrecht gegenüber weltlichen
36
Herrschern zustehe.
. Que par ce
7
enfin que Charles quint qui fit ladite usurpation, et Philippe
8
2. ond, son fils, tous deux peu

22
8 scrupuleux] Von Charp in B1 in eine vom Schreiber offengelassene Textlücke gesetzt.
scrupuleux en matière d’usurpation d’Estats, en
9
reconoissent par leur testament leur conscience chargée et

23
9 ordonnent à] B1 ursprünglich: chargent, hier von Ri korrigiert zu ordonnent; à
24
wird erst in B2 nachträglich zugesetzt.
ordonnent à
10
leurs successeurs de les descharger

37
Die Mémoires et instructions S. 154f., Négociations secrètes I S. 30 bezeichnen
38
die hier gemeinten Testamente genauer:

39
a) Un écrit en forme de Codicile Karls V. für Philipp II. vom Jahre 1548, worin er ihm
40
zur Entlastung seines Gewissens eine neue Untersuchung der Rechte Spaniens auf Navarra zur
41
Pflicht gemacht habe. Das kann sich nur auf das fünfte und letzte Testament des Kaisers vom
42
6. Juli 1544 beziehen ( bei K. Brandi Nr. 21, vgl. B. Beinert S. 36), das damals schon
43
durch den Druck bei P. Sandoval II S. 859–881 bekannt war ( erste Auflage schon 1604–
44
06). Hier wird S. 876 auf ein beigeschlossenes Blatt (hoja suelta) verwiesen ( vgl. K. Brandi
45
Nr. 23, B. Beinert S. 37), dessen Wortlaut Ch. Weiss IV S. 500f. mitteilt. Sein
46
Inhalt entspricht einigermaßen den Angaben in den Mémoires et instructions. Da
47
P. Sandoval nur das Testament, nicht aber das Kodizill kannte, muß dieses auf einem anderen
48
Wege ( möglicherweise durch Abschriften aus dem Granvelle-Archiv in Besançon) dem Spürsinn
49
Godefroys bekanntgeworden sein.

23
b) Eine instruction Karls V. für Philipp, Artikel 58, die den Rat enthalte, Philipp möge die
24
Prinzessin Jeanne d’Albret heiraten und dafür den Verzicht Frankreichs auf alle Ansprüche
25
hinsichtlich Navarras fordern. Hier ist das Testament vom 18. Januar 1548 ( K. Brandi
26
Nr. 17; B. Beinert S. 36) gemeint und zweifellos P. Sandoval die Quelle gewesen,
27
denn nur in dem Abdruck bei ihm (II S. 655; vgl. damit Ch. Weiss III S. 311–13) findet
28
sich die Einteilung in Abschnitte und unter Nr. 58 der erwähnte Ratschlag.

29
c) Ein Testament Philipps II. für seinen Sohn vom Jahre 1598 mit dem gleichen Auftrag wie
30
oben: Prüfung der spanischen Rechte auf Navarra und gegebenenfalls Rückgabe des Landes oder
31
Entschädigung der Berechtigten. Ein Testament Philipps aus dem Jahre 1598 gibt es nicht (vgl.
32
E. W. Mayer), nur apokryphe Testamente, die jedoch nicht gemeint sein können, weil keines
33
davon etwas über Navarra enthält. Die Quelle dieser Notiz ist daher nicht zu ermitteln.

34
Kopien der Testamente Karls V. von 1548, Philipps II. von 1597 und des angeblichen von 1598
35
verzeichnen die Kataloge der Collection Dupuy unter Nr. 375 und 605; vgl. L. Dorez I S.
36
343, II S. 138. Diese Kopien können gleichfalls herangezogen worden sein.
.

[p. 165] [scan. 199]


1
Que par ce enfin que les droicts de la France à cet esgard ont esté réservéz
2
en tous les

9
2 Traittéz] In B1 folgte noch, später gestrichen: qui ont esté.
Traittéz faits depuis ladite usurpation, et

10
2 nommément] Korr. Ri in B1 statt B1 ursprünglich: récemment.
nommément en
3
celuy de Vervins

37
Einen speziellen Rechtsvorbehalt hinsichtlich Navarras enthält nur der Friedensvertrag von
38
Vervins 1598 (bei J. Du Mont V 1 S. 561), Artikel 23/24. In den Verträgen von Cambrai
39
1529, Crépy 1544 und Cateau-Cambrésis 1559 ( a. a. O. IV 2 S. 7, 279, V 1 S. 34) wird
40
Navarra nicht erwähnt, wohl aber behalten sich die Vertragsparteien in allgemeiner Form ihre
41
Rechtsansprüche in den vertraglich nicht geregelten Fragen vor.
.

4

11
4 Catalogne] Überschrift in B1 von Ri.
Catalogne

42
Die kurzen historischen Bemerkungen dieses Abschnittes zeigen einige wörtliche Anlehnungen an
43
Mémoires et instructions S. 120, 124, 150, Négociations Secrètes I S. 25, 27.

5

12
5– [166,8] Il est certain – à estre disputé] Dies ist grammatisch ein Satz und wurde
13
so in B1, ursprünglich auch noch in B2 geschrieben, d. h. mit Kommata vor Bien que ( S. [166, 2] )
14
und vor Cet eschange ( S. [166, 5] ) . In B2 hat Ri aus den Kommata Punkte korrigiert und die
15
großen Buchstaben B und C gesetzt, was B3 übernimmt.

16
5 Il est certain que] Korr. Ri in B1 statt B1 ursprünglich: Le droict dessur [!] la
17
Catalogne a esté bon autresfois, estant certain que cette province a esté; und weiter wie S.
18
[165, 5] : du temps. Gleichzeitig der S. [165, 19–20] ausgewiesene Zusatz Ri.
Il est certain que du temps de Charlemagne et depuis son Règne
6
jusques au Roy S t Louis

19
6 la Catalogne a tousjours esté] Textzusatz Ri in B1, abhängig von der S. 165,
20
16–18 erläuterten Korr. Ri in B1.
la Catalogne a tousjours esté dépendante
7
de la souveraineté de France

44
Die Grafschaft Katalonien, aus der Spanischen Mark Karls des Großen entstanden, war bis
45
1258 (vgl. S. [165, 46–48] ) Lehen der Krone Frankreich, aber faktisch unabhängig.
, mais le Roy S t Louis en aiant fait en l’an 1258
8
un eschange

46
Im Vertrag von Corbeil 1258 verzichtete König Ludwig IX., der Heilige, von Frankreich auf
47
seine Lehenshoheit über Katalonien, König Jakob (Jayme) I. von Aragon auf die seinige im
48
Languedoc.
avec le Roy d’Arragon

25
[165,8] pour certains droicts] Textzusatz Charp in B1, ursprünglich noch fortfahrend: qui
26
pouvoient apartenir audit Roy d’Arragon. Das wurde wohl im Zusammenhang eines Text-
27
zusatzes
Ri gestrichen ( vgl. S. [166, 28–29] ) .
pour certains droicts sur plusieurs

[p. 166] [scan. 200]


1
Comtéz et Seigneuries du Languedoc, Guienne, et Provence,

28
1–2 prétendus par ledit Roy d’Arragon] Textzusatz Ri in B1; vgl. dazu den
29
gestrichenen Teil des Textzusatzes Charp in B1 S. [166, 25–26] .
prétendus
2
par ledit Roy d’Arragon. Bien que les choses eschangées soient
3
visiblement inégales,

30
3 particulièrement en ce, que ce] Korr. Ri in B2 statt Marginaleinschub Ri in
31
B1 ( vgl. S. [166, 32–33] ) und B2 ursprünglich: et que ce.
particulièrement en ce, que ce

32
3–5 qui estoitéclaircies] Marginaleinschub Ri in B1, hier und in B2 ursprüng-
33
lich
beginnend: et que ce ( vgl. S. [166, 30–31] ) .
qui estoit

4
cédé par les Roys d’Arragon ne fust que des prétentions non

5
éclaircies

34
5 dont ilsen possession] Texteinschub Ri in B2; dabei ein erster Einschub:
35
Et mal fondees, den Ri wieder strich.
dont ils ne furent jamais en possession
. Cet eschange
6
toutesfois qui n’altère pas nostre droict, selon les maximes

36
6 des Parlements] Korr. in B2 statt B1 ursprünglich: du Parlement, von 〈Ri〉 korrigiert
37
zu des Parlement [!]; B2 zuerst wieder du Parlement ( die korrigierende Hand nicht erkennbar).
des Parlements
7
du Royaume qui tiennent pour

38
7 indubitable] Korr. Ri in B1 statt B1 ursprünglich: maxime.
indubitable que les droicts de la Couronne
8

21
8 eschange] In B2 hierzu Randnotiz Ri, später Ch fortfahrend; sie wurde nach B3 ohne
22
den Zusatz Marge übernommen; Orthographie B2:

10
Marge. Le Roy S ct Louis Cedde Le Comte de Barcelonne, Urgel,
11
Bezaly, Roussillon, Les Empuries, Le Comte de Cerdaigne, [ B3 de]
12
Conflans, Gironde, Et Aussonne [ B3 Ossone] En Catalogne.
13
Et le Roy darragon Cedde Carcassonne, le Comte de Loragais, Besiers,
14
Et le Vicomte dagde [ B3 d’Agde], Alby Et l’Albigeois, Rodes, le Comte
15
de Fois, Et Cahours Et le Cahoursin, Narbonne Et le Duche de Narbonne,
16
Puylaurents, S cte Foy, Millaud, Vicomte de Credon, [ von hier an Ch] au pais
17
de Fezansaguet, à Nismes et au Némansois, à Toulouze et au Comté de Thoulouze, et à
18
S t Gilles, bref en tout ce qu’il prétendoit en toute la terre et jurisdiction de Remond,
19
Comte de Thoulouze.

20
Den Inhalt dieser Marge hat Ri ursprünglich wohl in den Haupttext bringen wollen, denn es
21
findet sich in B2 hinter eschange ( S. [165, 8] ) zwischen zwei Zeilen folgender gestrichener Ansatz von
22
Ri: ladicte Catalogne, Le Comte de Barcelone, Urgel, Besaly, Rous-
23
sillon
, les Empuries, La Cerdaigne, Conflans, Gironde, Et Aussonne
24
En Catalogne.
sont inaliénables

42
Der Rechtssatz von der Unveräußerlichkeit und Unverjährbarkeit der Kronrechte, insbesondere
43
des Rechtes an der Krondomäne, hatte sich im späten Mittelalter herausgebildet und war im 16.
44
und 17. Jahrhundert wohl in allen europäischen Monarchien anerkannt. In Frankreich wurde das
45
Prinzip schon 1539 gesetzlich fixiert und bereits 1566 im Edikt von Moulins eine Kodifikation
46
aller für die königliche Domäne gültigen Rechtsgewohnheiten vorgenommen. Die Rechtsprechung
47
in Sachen der Domäne wurde 1579 dem Parlament von Paris übertragen. Vgl. F. A. Isambert
48
XIV 1 S. 185ff., 378 und P. N. Riesenberg, passim.
,

39
8 semble] So nach B1 und B2; B3 irrtümlich: semblent.
semble l’obscurcir et le rendre suject à estre disputé.
9

40
9– [167,5] Aussyprivilèges] Zusatz Ri in B1, unter dem ursprünglichen Schluß des
41
Abschnitts Katalonien in B1.
Aussy ne prétendons nous pas maintenant

21
[166,9][167,1] aucune Catalogne] Von Ri in seinem Textzusatz in B1 (vgl. S. 166,
22
40–41) nachträglich zugesetzt, aber – dem Sinn nach zu urteilen – wohl während der Konzeption
23
des ersten Satzteils.
aucune chose sur la

[p. 167] [scan. 201]


1
Catalogne en vertu de ces anciens droicts, mais bien en vertu
2
de la nouvelle donation que les Catalans font au Roy de leur
3
Estat, justement affranchy de la domination du Roy d’Espag-
4
ne

33
Vgl. S. [73, 40–43] .
, entant qu’il a souffert et authorisé le violement de leurs
5
B2
privilèges, |

24
5–7 à l’observationprovince] Zusatz Ri in B2, unter dem ursprünglichen Schluß
25
des Abschnitts Katalonien in B2 ( vgl. zum ursprünglichen Schluß in B1 S. [166, 40–41] ) . Die
26
letzten Worte des Zusatzes, ab Souurainete ( S. [167, 6] ) , sind Korr. Ri statt Ri zuerst:
27
domination desdicts Catalans.
à l’observation desquels il estoit particulière-
6
ment
obligé, sur peine de perdre la souveraineté de leur
7
province

34
Das war in der Tat der überlieferte Rechtszustand in Aragon. Die Untertanen gelobten dem
35
König Gehorsam nur con tal que nos guardéis nuestros fueros y libertades, y si no, no.
36
König Alfons III. gestand 1287 den Ständen für den Fall rechtswidrigen Verhaltens des Herr-
37
schers
die Befugnis zur Wahl eines Gegenkönigs zu. Vgl. F. Kern S. 210 Anm. 452 und
38
W. Näf S. 34 Anm. 8. Wieweit dieser Rechtszustand im 17. Jahrhundert noch als gültig be-
39
trachtet
werden konnte, bleibt natürlich die Frage. – Einige Notizen über die Rechte und Privi-
40
legien
der Katalanen in Mémoires et instructions S. 124–126, Négociations se-
41
crètes
I S. 25f.
. |

8
B1

28
8 Roussillon] Überschrift in B1 von Ri.
Roussillon

42
Der folgende Abschnitt nach Mémoires et instructions S. 118–120, Négociations
43
secrètes I S. 24.

9
Le droict des Comtéz de Roussillon et de Cerdagne est clair et indubitable,
10
par ce que Ferdinand et Isabelle, Roys de Castille et d’Arragon, à qui
11
Charles 8. e

29
11 les céda – en 1493] B1 ursprünglich: le céda en 1493, damit – wohl irrtümlich –
30
bezogen auf Le droict ( S. [167, 9] ) ; nachträglich wird an le das s angefügt. In B2 streicht Ri les
31
céda en 1493, erneuert es aber mit seinem Zusatz de Nouueau.
les céda de nouveau en 1493 pour ne les avoir pas contraires au
12
recouvrement de son Royaume de Naples

44
Vertrag von Barcelona, 1493 I 19; bei J. Du Mont III 2 S. 297. Durch diesen Vertrag wollte
45
König Karl VIII. von Frankreich freie Hand gewinnen für seinen Einfall nach Italien.
, n’observèrent pas les condi-
13
tions portées par la cession qu’il leur en fit.

14
Ils estoient obligéz d’estre ennemis des ennemis du Roy Charles et de ne
15
marier point leurs enfans avec ceux du Roy des Romains et du Roy d’Angle-
16
terre.

17
Et ce pendant, ils ne furent pas plustost en possession desdits Comtéz que
18
Ferdinand contrevint à sa promesse en donnant secours aux Arragonois
19
qui tenoient le Royaume de Naples, et formant une grande ligue avec le
20
Pape

32
20 et le Roy] et erst in B3, fortlaufender Text.
et le Roy des Romains, la Seigneurie de Venise et le Duc de Milan,

[p. 168] [scan. 202]


1
par les armes de laquelle fut donnée la bataille de Fornoue pour chasser les
2
François d’Italie

41
Liga von Venedig, 1495 III 31 (Text: J. Chr. Lünig I S. 111ff.), durch deren Streitkräfte
42
Karl VIII. am 6. Juli 1495 in der Schlacht von Fornovo (bei Parma) geschlagen wurde.
.

3
Il maria en suite ses deux filles aux fils du Roy des Romains et d’Angle-
4
terre, quoyqu’il eust promis le contraire et qu’il fust expressément spécifié
5
en la cession que Charles 8. e faisoit desdits Comtéz

43
Vertrag von Barcelona, vgl. S. [167, 44–45] . Die beiden hier gemeinten Töchter Ferdinands sind
44
Johanna (die Wahnsinnige), Gemahlin Philipps des Schönen, und Katharina von Aragon, erste
45
Gemahlin König Heinrichs VIII. von England.
que lesdits Ferdinand
6
et Isabelle renoncent à tous droicts sur lesdits Comtéz de Roussillon et de
7
Cerdagne, s’ils viennent à manquer formellement, comme ils firent, aux
8
conditions portées par ledit

20
8 Traicté] Neben dem letzten Absatz Randnotiz des Schreibers von B1 – B3:

21
Philipe de Comines parlant de cette affaire dit, grand tort eurent lesdits Roy et Reyne
22
d’Espagne de s’estre ainsy parjuréz envers le Roy après cette grande bonté qu’il leur
23
avoit faite de leur rendre les pais de Roussillon.
Traicté.

9

24
9–13 Il estComtéz] Texteinschub, bzw. ab quitte pas ( S. [168, 10] ) Marginalein-
25
schub
Ri in B1. Dafür Vorentwurf Ri an späterer Stelle von B1; vgl. S. [170, 29–38] .
Il est encore à remarquer que le Roy Charles 8. e, se des-
10
saisissant
desdits Comtéz, n’en quitte pas le droict, puisque
11
le mesme Traitté par lequel il se

26
11 démet] Im Marginaleinschub Ri in B1 ( vgl. S. [168, 24–25] ) folgte ursprünglich noch,
27
dann gestrichen: de la possession.
démet porte que luy

12
et ses successeurs pourront faire examiner les droicts de la
13
France sur lesdits Comtéz

46
Vertrag von Barcelona, vgl. S. [167, 44–45] ; diese Stelle bei J. Du Mont III 2 S. 298f.
.

14
Ce qui

28
14 semble embarass er] Korr. Ri in B2 statt B1 und B2 ursprünglich: embarasse.
semble embarass er

29
14 cette] So nach B1 und B2; B3 irrtümlich: cet.
cette affaire est que le Roy Louis 12. a
15
depuis ceddé lesdits Comtéz à Ferdinand et Isabelle

30
15 en l’an 1500] Textzusatz Ri in B1, über einem gestrichenen Ansatz im laufenden Text:
31
d’autres cessions faites: wohl Abschreibefehler, da an der betr. Stelle ohne Sinn; vgl. aber das un-
32
mittelbar
folgende en contre eschange d’autre cession faite ( S. [168, 15–16] ) .
en l’an 1500 en
16
contre eschange d’autre cession

33
16 faite] So nach B1 und B2; B3 irrtümlich: fait.
faite par eux des droicts qu’ils prétendoient
17
leur appartenir en la Comté de Montpellier et autres terres et Seigneuries du
18
Royaume

47
Vertrag von Granada, 1500 XI 11; bei J. Du Mont III 1 S. 446.
. |

19
B2
Mais deux choses sont à considérer en ce suject.

34
19– [169,10] Mais deuxl’eschange; et] Marginalzusatz Ri in B2 für den ersten Teil
35
eines Marginalzusatzes Ri in B1, der ursprünglich nach B2 übernommen worden war ( vgl. den
36
zweiten Teil S. [169, 10][170, 8] , dazu S. [169, 21–30] ) :

37
Linegalite de cet Eschange, Insere dans ce traicte plustost pour colorer
38
la retention des dicts Comtez que pour en acquerir le droict, [ folgt gestriche-
39
ner
Ansatz: monstre clairement] Est un Indice Manifeste de Sa Nulite qui
40
Sera recognue Indubitable. Par [ce que fehlt bei Ri in B1; in B2 ce im laufenden
12
Text vorhanden; ein Kanzlist ( vgl. S. [171, 19–22] ) fügt dahinter noch que ein. Ri korrigiert dann
13
hier in B2 par ce que zu Et ( vgl. S. [169, 10] ) .] Anschluß an S. [169, 10] : quiconque
14
sçaura.

[p. 169] [scan. 203]


1
La

15
1 première est] Bis hierhin ist der Marginalzusatz Ri in B2 ( vgl. S. [168, 34–36] ) Korr.
16
über einem gestrichenen marginalen Ansatz Ri in B2: Mais il Est a Considerer.
première est que, long temps auparavant que Ferdinand

2
et Isabelle cédassent

17
2–3 les Roys] So dem Marginalzusatz Ri in B2 entnommen ( vgl. S. [168, 34–36] ) ; B3
18
irrtümlich: le Roy, wozu das folgende leurs successeurs ( S. [169, 3] ) nicht paßt.
lesdits droicts au Roy Louis 12., les

3
Roys d’Arragon et leurs successeurs avoient vendu les mesmes
4

19
4 droicts] Im Marginalzusatz Ri in B2 ( vgl. S. [168, 34–36] ) folgt hier noch: a nos
20
Roys; B3 läßt das aus.
droicts et en avoient receu les sommes promises

31
Johann II. von Aragon verpfändete 1462 Roussillon und Cerdagne an König Ludwig XI. von
32
Frankreich als Preis für dessen Hilfe gegen die aufständischen Katalanen.
, ce qui
5
montre bien que cet eschange n’est inséré au Traitté fait
6
avec Louis 12. que pour colorer la rétention des Comtéz de
7
Cerdagne et de Roussillon.

8
La seconde est que, quand mesme l’eschange seroit véri-table , l’inégalité des choses eschangées est une preuve
9
B1
manifeste de la nulité de l’eschange

33
Dieses Argument (krasse Ungleichheit der Bedingungen erweist die Nichtigkeit eines Vertrages)
34
findet sich nicht in den Mémoires et instructions, bei Richelieu aber gleich zweimal: Hier
35
gegen den Vertrag von Granada, im Abschnitt Flandern (vgl. S. [172, 12][174, 15] ) gegen die
36
Verträge von Madrid, Cambrai und Crépy. Diese Einrede wird nicht näher begründet, soll wohl
37
auch nicht den ganzen Vertragsinhalt, sondern nur die angegriffenen Bestimmungen treffen und richtet
38
sich, wie es scheint, einerseits gegen die Könige, die diese Verträge geschlossen haben (Ludwig XII.
39
bzw. Franz I.), andererseits gegen ihre Vertragspartner (Ferdinand und Isabella bzw. Kaiser
40
Karl V.). Jenen soll offenbar das Recht abgesprochen werden, solche Verlustgeschäfte auf Kosten
41
der Krondomäne einzugehen (zur Begründung vgl. S. [166, 42–48] , [177, 34–38] , [187, 39–43] );
42
diesen gegenüber dient die Ungleichheit der Tauschobjekte als Beweis, daß die betreffenden Zes-
43
sionen überhaupt nur sub conditione anderer, von ihnen nicht erfüllter Zusagen geschehen seien (bei
44
Ferdinand und Isabella gegen Überlassung der Hälfte von Neapel und gegen ein politisches
45
Bündnis, bei Karl V. gegen gewisse, auf S. [173, 8][174, 4] genannte Zessionen. Im zweiten Falle
46
dienen die ungleichen Bedingungen außerdem zum Beweis, daß der Charakter eines Vertrages
47
nicht mehr gewahrt gewesen sei.
; et | quiconque sçaura
10

21
10– [170,8] quiconqueportèrent] Marginalzusatz Ri in B1; der erste Teil dieses
22
Zusatzes, der in B2 von Ri durch einen anderen Marginalzusatz ( S. [168, 19][169, 10] ) ersetzt
23
wurde, ist S. [168, 37–40] wiedergegeben. Daran schloß sich der hier ausgewiesene zweite Teil mit
24
Par [ce que fehlt; vgl. S. [168, 40] ] quiquonque Scaura auf dem unteren Blattrand an.
25
Statt dieser Zusätze in B1 hatte B1 ursprünglich nur: L’inégalité de cet eschange porta;
26
Anschluß an S. [170, 9] : le Roy François. Das letzte Wort seines Zusatzes: porterent,
27
schrieb Ri über das gestrichene porta in den Text und gab damit den Anschluß.
28
Im übrigen ist aber der hier ausgewiesene zweite Teil des Zusatzes Ri grammatikalisch in B1
29
nicht ganz durchgeführt worden. Deshalb fügte Ri in B2 einen ergänzenden Satzteil ein sowie
30
dementsprechend hinter porterent noch elles hinzu; vgl. S. [170, 7–9] , dazu S. [170, 22–26] .
que Louis 12. fist cette cession à condition que la moitié du

[p. 170] [scan. 204]


1
Royaume de Naples luy demeureroit,

15
1–3 que Ferdinandamitié] Korr. Ri in seinem Marginalzusatz in B1 ( vgl.
16
S. [169, 21–27] ) statt des ursprünglichen Ansatzes: Et quils Viuroyent A lauenir En
17
une Sincere Et Veritable amitie . Ri bezieht A lauenir En ( darin sind A und En
18
Korrekturen, A aus ursprünglich de, En offenbar nur nachgezogen über en) in den endgültigen
19
Text ein, ebenso amitie, das ihn weiterführt.
que Ferdinand et luy

2
seroient amis d’amis et ennemis d’ennemis et vivroient

20
2–3 à l’avenir ] In B3 vom Schreiber ausgelassen, aber von Charp bei seiner Kollation (vgl.
21
S. [161, 3–5] , 41–42) wieder hinzugefügt.
à

3
l’avenir en amitié et vraie intelligence, conditions aux-
4
quelles
toutes Ferdinand manqua si notoirement qu’il chassa
5
les François de la moitié du Royaume de Naples, usurpa le
6
Royaume de Navarre sur les alliéz du Roy

39
Vgl. S. [63, 37–43] .
, et se ligua avec
7
B2
le Roy d’Angleterre contre la France

40
Durch den Beitritt zur Heiligen Liga von 1511, welcher der mit der Eidgenossenschaft ver-
41
bündete Papst und Venedig angehörten und England und der Kaiser beitraten.
, |

22
7–8 verraAinsy] Textzusatz Ri in B2. Er vervollständigt den von quiconque
23
sçaura ( S. [169, 10] ) abhängigen, schon in B1 zugefügten Satz Ri grammatikalisch und sachlich
24
( vgl. S. [169, 21] , 28–30 ) . Ri in B1 nur ( vgl. S. [170, 7] /8 ) : France Ces; B2: France. Ces.
verra clairement

8
B1
qu’il ne peut estre soustenu. Ainsy | ces conditions portèrent-
9

25
9 elles ] Textzusatz Ri in B2, abhängig von Ainsy in seinem vorangehenden Zusatz in B2
26
(vgl. S. [170, 8] und 22–24).
elles le Roy François en personne à mettre le siège devant Perpignan avec
10
40 mil hommes, et le Roy Henry 4. e à y envoier depuis le Mareschal d’Ornane
11
avec une autre armée

42
Die Mémoires et instructions S. 120 führen noch mehrere andere Belagerungen Perpignans
43
an: durch Ludwig XI., Karl VIII., Franz I., Heinrich IV., dessen Truppen von dem Mar-
44
schall d’Ornano befehligt wurden.
, ce qui fait bien voir que ces Roys, et ce qui est à
12
remarquer François 1. r, successeur de Louis 12., n’ont jamais prétendu
13
B2
avoir perdu leur droict

45
Die eben genannten Unternehmungen gelten also als konkludente Handlungen, durch die die
46
genannten Könige die Fortdauer ihrer Rechtsansprüche auf Roussillon bekundet haben.
, |

27
13–14 et qu’ondescheus] Zusatz Ri in B2, unter dem ursprünglichen Schluß des
28
Abschnitts Roussillon in B2.

29
In B1 hatte Ri unter dem Schluß des Abschnitts ( vgl. S. [170, 13] : perdu leur droict.) einen
30
Zusatz angefügt, der mitten im Satz abbrach und wieder gestrichen wurde, als Ri an früherer
31
Stelle von B1 einen inhaltlich gleichen Zusatz einfügte; vgl. S. [168, 9–13] , 24–25.

32
Aussy Est ce chose bien [ bien nachträglich eingefügt] Euidente que Charles
33
8 me [ Korr. Ri statt zuerst: Louis 12 me] ny renonce pas en quittant le deppost
34
quil auoit Entre les mains, puis que le Mesme traicte par lequel il met
35
les Comtez de Roussillon Et de Cerdaigne Entre les Mains de Ferdinand
36
porte que le Roy Charles Et ses Successeurs Roys de France pourront
37
faire Examiner leur droict sur ces Comtes a Cause d’Engagement, ou
38
autrement …
et qu’on ne peut prétendre avec appa-
14
rence
qu’ils en soient descheus. |

[p. 171] [scan. 205]


1
B1

17
1 Flandres] Überschrift in B1 von Ri.
Flandres

33
Diesem Abschnitt über Flandern entspricht kein ähnlicher in den Mémoires et instructions,
34
doch scheinen hier und da, vor allem wieder in den eigenhändigen Zusätzen Richelieus, einzelne
35
Stellen aus den dort gedruckten Gutachten verwendet worden zu sein, die im folgenden einzeln
36
nachgewiesen werden.

2
La France a esté sans contestation en possession de la souveraineté du
3
Comté de Flandres, sous lequel est compris le Brabant et l’Artois jusques au
4
Traitté de Madrid, par lequel le Roy François premier y renonce, y estant
5
forcé par sa prison

37
Vertrag von Madrid, 1526 Januar 14 ( J. Du Mont IV 1 S. 399ff.), bekanntlich dem in Kriegs-
38
gefangenschaft befindlichen König Franz I. von Kaiser Karl V. abgezwungen. Der Verzicht auf
39
Flandern und Artois im Artikel 10 des Vertrages.
.

6
En outre la propriété des villes de l’Isle [Lille], de Douay, et d’Orchyes
7
appartient

18
7 clairement] So B1; B2 ursprünglich: proprement; Korr. Charp wieder zu clairement.
clairement à la France par deux transactions passées.

8
La première en 1369 à Gand; et la seconde en 1386 à Paris

40
H. Pirenne II S. 221f., 251ff. – Ob das Gutachten über Lille, Douai und Orchies aus
41
Mémoires et instructions S. 263–270, Négociations secrètes I S. 49f. hier benutzt
42
ist, läßt sich nicht sagen. Der Satz über die Verträge von Gent und Paris offenbar nach Mémoires
43
et instructions S. 243, Négociations secrètes I S. 45.
.

9

19
9–14 De plus – jouy] Dieser Passus ist in B1 von einem aus B1 und B2 der Instruktion
20
bekannten Kanzlisten ( vgl. S. [113, 27–40] und S. [119, 32–41] ) , der auch hier im weiteren wieder
21
auftritt ( vgl. S. [178, 16–22] und S. [182, 33–36] ) , hastig, also wohl nach Diktat auf einem kleinen
22
Zettel niedergeschrieben und dem laufenden Text durch Zeichen eingefügt worden. Ursprünglich hatte
23
Ri neben dem laufenden Text einen Marginalzusatz begonnen, dann wieder gestrichen:

24
Encores auparauant la presente Guerre le Roy Enuoyoyt [ bis hierhin aus
25
einem ersten Ansatz entstanden: Encores presentement le Roy Enuoye, was Ri
26
durch Zusätze bzw. Korrektur an presentement und Enuoye veränderte] de temps En
27
Temps faire les officiers a l’Isle [ Lille], Bourbourg, Dunquerque, Et
28
Grauelines.
De plus la

29
9 mesme] Textzusatz Charp in B2.
mesme chastellenie de l’Isle et quelques deppendances d’icelle
10
au Pais Bas, et les Seigneuries de Dunkerque, Graveline, et Bourbourg,
11
relevans du Comté de Flandres, appartiennent encore présentement si
12
notoirement au Roy, comme partie du domaine qui appartenoit au feu Roy
13
Henry 4. e à cause de ses père et mère

44
Wie die Mémoires et Instructions S. 270f., Négociations secrètes I S. 50 näher
45
ausführen, durch die Heirat des Grafen von Vendôme, Franz von Bourbon, des Urgroßvaters
46
König Heinrichs IV., mit Marie von Luxemburg im Jahre 1488.
, que le Roy à présent régnant en a
14
tousjours jouy.

15
Outre

30
15 ces moyens] Korr. Ri in B1 statt B1 ursprünglich: ce droit général ( Ri fügt s an ce).
ces moyens les droicts d’Artois

31
15 semblent d’ailleurs] Korr. Ri in B1 statt B1 ursprünglich, falsch bezogen: semble
32
(nt von 〈Ri〉 angefügt, dann semblent gestrichen und von Ri erneuert) .
semblent d’ailleurs clairs et
16
sans difficulté en ce que par le Traicté fait à Senlis en 1493 entre l’Empereur

[p. 172] [scan. 206]


1
Maximilian et le Roy

15
1 Charles 8. e] In B1 folgt gestrichen: la ville et Comté d’Arras, an dieser Stelle ohne Sinn;
16
vgl. aber dasselbe S. [172, 2–3] , und zwar hinter einem zweiten Charles 8. Demnach muß ein Zeilen-
17
sprung
bei der Abschrift vorliegen, den der Schreiber sofort bemerkte und tilgte.
Charles 8. e Maximilian promet que son fils Philipe,
2
estant aagé de 20 ans, remetra entre les mains de Charles 8. la ville et Comté
3
d’Arras

37
Vertrag von Senlis ( 1493 Mai 23) bei J. Du Mont III 1 S. 303, Artikel 9.
, ce qui justifie le droict de la France.

4

18
4–11 Et ne sertde la France] Einschub unter dem Text der betr. Seite, bzw. ab
19
parlement de paris ( S. [172, 7] ) Marginaleinschub Ri in B1. Der Zusatz erfuhr in B2 von
20
Charp die S. [172, 21–25] erklärte Veränderung.
Et ne sert de dire que du temps des Roys Philipe le Bel et
5
Philipe le Long Robert 3. e , Comte d’Artois, par la succession
6

21
6 duquel – à la France] Der Texteinschub Ri in B1 ( vgl. S. [172, 18–19] ) lautete
22
hier schwer verständlich: duquel le dict Comte appartient a la France, les droicts
23
luy [ luy auf France bezogen] En Sont deuolus; das wurde nach B2 übernommen. Hier
24
strich Charp die Worte: ledit Comté appartient à la France, setzte für luy en in den
25
Text dudit Comté und hinter dévolus die Worte à la France.
duquel les droicts dudit Comté sont dévolus à la France, fut
7
débouté dudit Comté par arrest du Parlement de Paris

38
Die Grafschaft Artois, seit 1226 im Besitz einer jüngeren Linie des königlichen Hauses, wurde
39
unter Philipp dem Schönen durch das Parlament von Paris dem Grafen Robert III. abgesprochen
40
und seiner Schwester zuerkannt, die mit Philipp (le Long), dem Sohn des Königs, verheiratet war.
41
Deren Tochter heiratete Philipp den Kühnen, den 1363 mit Burgund belehnten jüngeren Sohn
42
König Johanns II., des Guten. Darauf gründeten sich die Erbansprüche der Habsburger als
43
Nachkommen der Maria von Burgund (vgl. S. [176, 42–44] . – Richelieu benutzt hier
44
Mémoires et instructions S. 245–251, Négociations secrètes I S. 46f., wo die
45
verwickelten Vorgänge genauer dargelegt sind.
,
8
puisque, quand mesme lesdits arrests,

26
8–9 contreévidentes] Im Marginaleinschub Ri in B1 ( vgl. S. [172, 18–19] ) ist dies
27
in Klammern eingeschlossen, die B2 nicht übernimmt.
contre lesquels on

28
8 met] Korr. Ri in seinem Marginaleinschub in B1 ( vgl. S. [172, 18–19] ) statt Ansatz
29
Riapporte〉 ( durch Streichung undeutlich) .
met

9
en avant des nulitéz

30
9 évidentes] Vorweg gestrichener Ansatz Ri in seinem Marginaleinschub in B1 ( vgl.
31
S. [172, 18–19] ): manif[estes zu ergänzen].
évidentes, auroient esté bons, les Trait-
10
téz
faits

32
10 longtemps depuis] Nachträglicher Zusatz Ri in seinem Marginaleinschub in B1
33
( vgl. S. [172, 18–19] ) .
longtemps depuis entre Maximilian et Louis 11.

11
restablissent les droicts de la France.

12

34
12 Aussyen avant] Korr. Ri in B1 statt B1 ursprünglich: Et ne sert de rien de
35
dire. – Von der Hand des Schreibers steht neben diesem Anfang des Passus in B1 die Randnotiz:
36
Bapaume dépend de l’Artois. Sie wurde nach B2 nicht mehr übernommen.
Aussy peu sert-il de mettre en avant que le Roy François 1. r y
13
ait renoncé par le Traicté de Madrid, d’autant qu’aiant fait ce Traicté estant
14
prisonnier, il ne peut estre estimé valable, et qu’en effect le Parlement et les

[p. 173] [scan. 207]


1
Estats

12
1 tenus à Angoulesme] Textzusatz Ri in B1. In B2 ist à Angoulesme unter-
13
strichen
; auf dem Rand dazu eine mit Strichen umzogene Notiz, anfangs Ch, dann Ri: Faut voir,
14
sy cet acte fut fait à Angoulesme et en quel temps, Sil fut faict immediatement
15
apres le traicte de Madrid Ou seulement apres Celuy de Cambray, lors
16
que les Enfants de France ne furent plus Es mains des Espagnols. Die
17
Notiz wurde nicht nach B3 übernommen.
tenus à Angoulesme déclarèrent nul ce qui avoit esté fait, et ne
2
voulurent jamais consentir à la délivrance de la Duché de Bourgoigne et du
3
Comté d’Ossone,

18
3 et] Textzusatz 〈Charp〉 in B2.
et à la cession de la souveraineté du Duché de

19
3 Charolois] In B1 von Charp im Anschluß an ein vom Schreiber gesetztes Ch geschrieben.
Charolois

45
Vgl. die Ausführungen zum gleichen Thema in Sektion X der Hauptinstruktion, S. [89, 1][91, 2] .
46
Die Mémoires et instructions S. 176–180, Négociations secrètes I S. 34 enthalten
47
ein längeres Gutachten, Moyens de nullité contre les traitéz de Madrid, Cambray, et
48
Crespy, mit ausführlicher Zusammenstellung aller Anfechtungsgründe, das aber hier nicht
49
benutzt zu sein scheint.
. |
4

20
4 Il ne sert] Hier beginnt in B2 ein von Charp hastig, wohl nach Diktat geschriebenes Blatt,
21
das bis zum Schluß des Abschnitts Flandern S. [174, 15] reicht. Es ist dem Text von B2 für
22
einen gestrichenen Passus, den auch B1 schon hatte, eingefügt worden. Dieser lautete:

23
Il est vray que la confirmation du Traitté de Madrid, faite par le Traitté de Cambray,
24
de Crespy, de Casteau en Cambrésis, et de Vervins rend nostre droict plus disputable.

25
Neben diesem gestrichenen Passus in B2 ein gestrichener Ansatz Ri zu einer Randnotiz: Faut
26
Voir Ce quon peut respondre ( vgl. eine ähnlich beginnende Randnotiz aus B2 S.
27
[173, 13–16] ) .
Il ne sert pas aussy

28
4–5 de Madrid, Cambray, et Crespy] Textzusatz Ri in B2, auf dem Diktatblatt
29
Charp ( vgl. S. [173, 20–24] ) .
de mettre en avant que lesdits Traittéz de Madrid,
5
Cambray, et Crespy, portent

30
5 non] Eingefügt nach B2, Diktatblatt Charp (vgl. S. [173, 20–24] ); non fehlt irrtüm-
31
licherweise in B3.
non une simple cession des susdits droicts,
6

32
6 faits] So B2, Diktatblatt Charp ( vgl. S. [173, 20–24] ) , und B3 statt richtig: faite.
faits [1] par nos Roys à l’Empereur Charles quint et ses successeurs, mais une
7
cession faite en considération d’autres droicts cédéz

33
7 à la France] Von Charp auf seinem Diktatblatt in B2 ( vgl. S. [173, 20–24] ) nachträglich
34
zugesetzt.
à la France par ledit
8
Empereur et ses successeurs.

35
8– [174,5] Sçavoir est: dedes prétentions] Einschub Ri in B2, im Text des Dik-
36
tatblatts
Charp ( vgl. S. [173, 20–24] ) , statt Charp: parce que les droicts qu’ilz avoient sur
37
diverses villes et forteresses qu’ilz avoient sur la rivière de Somme, comme sur Peronne,
38
Montdidier, et Roye, et autres lieus adjacents. Tant parce que lesdits droicts estoient
39
prétensions; Anschluß an S. [174, 5] /6: non éclaircies. – Hinter adjacents bricht die Satzkon-
40
struktion
ab. Dennoch scheint das Diktat – dem Schriftbilde nach – mit Tant sofort weiterge-
41
gangen
zu sein. In seinem Texteinschub arbeitet Ri dann das Bruchstück bis adjacents aus. Bis hier-
42
hin
reicht zunächst auch nur die Streichung, wie eine Unterbrechung zeigt. Dann werden auch die
43
Worte Tant – prétensions gestrichen und von Ri am Schluß seines Einschubs gering verändert
44
ersetzt ( vgl. S. [174, 5] ) .
Sçavoir est: de tout ce qu’il prétendoit
9
aux villes assises sur la rivière de Somme et au Comté de
10
Ponthieu, en quelque sorte et manière que ses prétentions
11
fussent fondées, soit sur les Traittéz d’Arras, Conflans,

[p. 174] [scan. 208]


1
Perone, et autres; sçavoir est encore: des droicts prétendus par
2
Charles quint et ses successeurs sur les chastellenies de
3
Peronne, Mondidier, et Roye, comme aussy les droicts par
4
eux prétendus sur les Comtéz de Boulogne et de Guines

32
Im Frieden von Arras 1435 erwarb Philipp der Gute von Burgund pfandweise die Sommestädte
33
von Karl VII. von Frankreich; im Vertrag von Conflans 1465 trat Ludwig XI. von Frankreich
34
die Grafschaft Ponthieu an Burgund ab; im Vertrag von Péronne 1468 zwang Karl der Kühne
35
von Burgund König Ludwig XI. zur Teilnahme an der Unterwerfung Lüttichs. – Über die
36
habsburgischen Ansprüche auf die im Text genannten Gebiete ausführlich Mémoires et
37
instructions S. 97–108, auf denen der Text z. T. wörtlich beruht. Vgl. auch Mémoires
38
et instructions S. 244, Négociations secrètes I S. 46.
,
5
tant par ce que lesdits droicts estoient des prétentions non
6
éclaircies

19
6 et mal fondées] Textzusatz Ri in B2, im Diktatblatt Charp ( vgl. S. [173, 20–24] ) .
et mal fondées, dont ils n’estoient pas en possession, que par ce
7
que, quand mesme ils en eussent esté paisibles possesseurs, il n’y avoit point
8
de proportion entre ce qu’il leur estoit cédé et ce qu’ils cédoient

39
Vgl. S. [169, 33–47] .
.

9

20
9 Ce que] Vorweg gestrichener Ansatz auf dem Diktatblatt Charp in B2 ( vgl. S. [173, 20]
21
24) : Il est vray.
Ce que les Espagnols peuvent dire de plus plausible en cette affaire est
10
que les cessions faites par le Traitté de Madrid ont esté

22
10 non seulement] Von Charp auf seinem Diktatblatt in B2 ( vgl. S. [173, 20–24] ) nach-
23
träglich
zugesetzt, aber wohl vor Ausführung des Satzes: mais confirmées… ( S. [174, 12] ) .
non seulement
11

24
11 confirmées] Von hier an schreibt Charp auf dem Innenrand seines Diktatblatts (vgl. S. 173,
25
20–24), und zwar nimmt er das Blatt quer.
confirmées par les Traittéz de Cambray, de Crespy, de Chasteau en Cambré-
12
sis, et de Vervins

40
In den genannten Verträgen (vgl. S. [171, 37–38] , [165, 38–39] ) waren jeweils die früheren mit
41
gewissen Ausnahmen und Rechtsvorbehalten von beiden Seiten bestätigt worden. – Der Sinn
42
dieses Absatzes ist wohl: Die Spanier können immerhin beanspruchen, daß die Zessionen des
43
Friedens von Madrid, soweit sie nicht in den späteren Verträgen von der Bestätigung ausdrücklich
44
ausgenommen sind, weitergelten. Da Frankreich nur die Abtretung des Herzogtums Burgund
45
widerrufen hat (Cambrai, Artikel 2), muß es die übrigen Abtretungen anerkennen.
, mais confirmées avec exception de ce que nos Roys et les
13
Estats du Royaume ont trouvé de trop rude de ce qui estoit audit Traicté,
14
comme estoit le délaissement du Duché de Bourgoigne, ce qui fait qu’il n’y a pas
15
lieu de douter de la validité desdites cessions approuvées par lesdits

26
15 Traittéz] Schluß des Diktatblatts Charp in B2 ( vgl. S. [173, 20–24] ) .
Traittéz. |

16
B1

27
16 Hesdin] Überschrift in B1 von Ri.
Hesdin

46
Hier ist deutlich Mémoires et instructions S. 251–253, Négociations secrètes I
47
S. 47 als Vorlage zu erkennen.

17
B2

28
17 Hesdin est] Randnotiz in B1 und B2 ursprünglich: Le Hesdin d’à présent est une
29
nouvelle place, bastie près du lieu où estoit l’autre. Die Notiz wurde in B2 gestrichen, weil
30
Ri hier an etwas späterer Stelle einen inhaltlich gleichen Zusatz in den Haupttext brachte; vgl.
31
S. [175, 10–12] und 39.
Hesdin est un Comté que nous prétendons séparé de l’Artois |

15
[174,17][175,3] et deppendantCharles 5.] Textzusatz Ri in B2.
et deppen-
18
dant
du Comté de

16
[174,18] S t Pol] Schreibweise B3; im Textzusatz Ri in B2 ( vgl. S. [175, 15] ) : S ct Paul.
S t Pol qui relève de Boulogne,

17
[174,18] ce] So dem Textzusatz Ri in B2 (vgl. S. [175, 15] ) entnommen, statt der schlechteren
18
Lesart B3: et.
ce qui paroist

[p. 175] [scan. 209]


1
tel par la déclaration et recognoissance qu’en

19
1 font] In B3 vom Schreiber ausgelassen, aber von Charp bei seiner Kollation (vgl. S. 161,
20
3–5, 41–42) wieder hinzugefügt.
font Robert,

2
frère de S t Louis, et Philipe de Bourgoigne

45
Dem Nachweis, daß Hesdin von der Grafschaft St. Pol und diese von Boulogne lehensabhängig
46
sei, dient ein Gutachten in den Mémoires et instructions S. 253–257, Négociations
47
secrètes I S. 47f., das hier benutzt ist.
, frère de Charles
3
B1
5., | quoy que les Espagnols soutiennent que c’en est une deppendance, |
4
B2

21
4–8 afin dedudit Hesdin] Textzusatz, bzw. ab S. [175, 6] : pourroyent
22
estre Marginalzusatz Ri in B2 statt B1 und B2 ursprünglich: Ainsy les Roys d’Espagne ne
23
[ Korr. Ri in B2 statt B1 und B2: n’y] peuvent prétendre y avoir droict que par la renon-
24
ciation qui en fut faite par Henry 2.; Anschluß an S. [175, 8] : par le Traitté.

25
Davon hatte Ri in B2 zunächst nur den letzten Teil gestrichen: que par la – Henry 2., und
26
ihn wie folgt im Text ersetzt: par les Traictes de Madrid Et de Cambrai, quen-
27
tant
que par iceux [ folgt durch Streichung unleserlicher Wortansatz] les droicts des
28
Comtes de Flandres Et dartois leur auoyent Este Cedes. Daran schloß sich
29
bereits der zweite Teil seines endgültigen Zusatzes S. [175, 5–8] an: Pour Esuiter
30
dudit Hesdin.

31
Dann strich Ri auch den ersten Teil des ursprünglichen Textes: Ainsy – droict, sowie seinen
32
Korrekturzusatz par les TraictesEste Cedes und ersetzte sie darüber im Text,
33
wie S. [175, 4–5] ersichtlich ist: affin de pretendreSur Hesdin.Vgl. dazu
34
für eine inhaltlich fast gleiche Marginalie in B1 und ursprünglich B2 S. [175, 41–44] .
afin de prétendre que le Traicté de Madrid qui leur cedde
5
l’Artois

35
5 leur donne] So nach B2, Textzusatz Ri ( vgl. S. [175, 21–24] ) , statt der schlechte-
36
ren
Lesart B3: sur donne.
leur donne droict sur Hesdin. Pour éviter aux con-
6
testations
qui pourroient estre faites sur ce suject, Philipe
7
2. ond obtint du Roy Henry 2. ond une renonciation particulière
8
B1
dudit Hesdin | par le Traitté fait à Cateau en Cambrésis en 1559

48
Die Verträge von Cambrai (Artikel 5) und Cateau-Cambrésis (vgl. S. [165, 38–39] )
49
enthalten besondere Bestimmungen über Hesdin.
, en
9
suite de ce qu’ils l’avoient pris et repris ès années 1552 et 1553 et

37
9 tellemen t] Textzusatz Ri in B2, einen in B2 folgenden Textzusatz Ri einleitend (vgl.
38
S. [175, 39–40] ).
tellement
10
B2
ruiné après la dernière prise |

39
10–12 que le Hesdinl’ancienne] Textzusatz Ri in B2. Vgl. für eine inhaltlich
40
gleiche Marginalie in B1 und ursprünglich B2 S. [174, 28–31] .
que le Hesdin qui est à présent
11
est une nouvelle place qui fut bastie par eux en une
12
situation qu’ils choisirent proche de l’ancienne. |

13
B1

41
13 Lors que] Hierneben Randnotiz in B1 und B2 ursprünglich: Par le Traitté de Madrid le
42
Roy François renonce à Hesdin comme dépendant de l’Artois. Die Notiz wurde in B2
43
gestrichen, weil Ri hier an etwas früherer Stelle einen inhaltlich fast gleichen Zusatz in den Haupttext
44
brachte; vgl. S. [175, 4–5] , 31–33 bzw. 21–33.
Lors que les Espagnolz prirent Hesdin en 1552 et 1553, la France en estoit
14
en possession légitime, en suite de quoy Henry 2. ond n’a pas laissé de le céder

[p. 176] [scan. 210]


1
pour le bien de la Paix.

18
1 Ainsy] Textzusatz Ri in B2.
Ainsy, quand mesme nous n’aurions point le droict
2
maintenant audit Hesdin, les Espagnolz peuvent bien par un nouveau
3
Traitté de Paix le céder pour le repos de la Chrestienté, ne leur estant pas
4
honteux de faire, ce dont nous leur avons montré l’exemple.

5

19
5 Duché de Bourgogne] Den ganzen Abschnitt Duché de Bourgogne, einschließlich der
20
Überschrift, hat Ch in B1 auf einem besonderen Blatt niedergeschrieben. Dies Blatt ist zusammen
21
mit den folgenden Blättern zur Comté de Bourgogne später zu der Handschrift B1 hinzugekom-
22
men
. Hier folgte ursprünglich auf dem Blatt, auf dem recto der Abschnitt Hesdin stand, verso
23
sofort der Abschnitt Milan ( auf S. [176, 4] also S. [179, 21] ) . Die beiden neuen Abschnitte wurden
24
durch Zeichen hinter dem über Hesdin eingefügt und davor verheftet.
Duché de Bourgogne

36
Dieser Abschnitt zeigt nur geringfügige Anlehnung an Mémoires et instructions S. 272–
37
285, Négociations secrètes I S. 50–54; die Argumentation ist bei Richelieu so knapp
38
gefaßt, daß ein Zusammenhang, wenn er besteht, kaum nachweisbar ist.

6
La [!] Duché de Bourgoigne a tousjours esté un fief de la France; elle
7
vient par succession à Jean, Roy de France, qui la donna en appanage à
8
Philipe le Hardy,

25
8 l’un de ses cadets] Korr. Charp in B2; B1, Einlegeblatt Ch ( vgl. S. [176, 19–24] ) : son
26
filz, was Ri zu son Second filz ergänzte; so auch B2 ursprünglich.
l’un de ses cadets, après le service qu’il luy rendit à la
9
bataille de Poictiers

39
König Johann II., der Gute, belehnte 1363 seinen jüngeren Sohn Philipp den Kühnen nach dem
40
Aussterben der kapetingischen Seitenlinie mit dem Herzogtum Burgund, das bis 1477 im Besitz
41
der jüngeren Linie Valois blieb.
.

10
Les Espagnolz fondent leur droict sur un moyen principal que par
11
l’appanage la Duché est donnée à Philippe et ses enfans qui naistront de luy
12
en loial mariage, et que ce nom d’enfans par le droict comprend les femelles
13
comme les masles.

27
13 Et partant] B1 setzt, wie es dem Sinn entspricht, ein Komma vor – allerdings großgeschrie-
28
benem – Et; in B2 und B3 ein Punkt.
Et partant que l’on

29
13 ne peut] So B2; B1, Einlegeblatt Ch ( vgl. S. [176, 19–24] ) : ne pourroit; das korri-
30
gierte
Ri in B1 zu: na [n’a] peu, woraus in B2 ne peut geworden ist ( vgl. denselben Abschreibe-
31
fehler
von B2 der Hauptinstruktion S. [95, 34–35] ) .
ne peut prétendre le retour à la
14
Couronne de France du Duché de Bourgoigne, puis qu’il y avoit une fille
15

32
15 qui futCharles quint] Textzusatz Ri in B1, auf dem Einlegeblatt Ch
33
( vgl. S. [176, 19–24] ) .
qui fut mariée à Maximilian dont est venu Charles quint

42
Maria von Burgund, einzige Tochter des Herzogs Karl des Kühnen von Burgund († 1477)
43
heiratete den Erzherzog und späteren Kaiser Maximilian. Ihr Sohn Philipp der Schöne ist der
44
Vater Kaiser Karls V.
.

16
L’on réplique que par la loy de France les appanages sont pour les masles
17
seulement,

34
17 et que, lors qu’ils viennent] Korr. Ri in B1, Einlegeblatt Ch ( vgl. S. [176, 19–24] ) ,
35
statt hier: lesquelz venan[s unleserlich, da Ri das Wort zu vienent umkorrigiert hat].
et que, lors qu’ils viennent à manquer, les terres données

[p. 177] [scan. 211]


1
sont réunies à la Couronne

34
Eine Veräußerung von Kronrechten und Teilen der königlichen Domäne war nur ganz ausnahms-
35
weise und aus zwingenden Gründen erlaubt. Das Edikt von Moulins (vgl. S. [166, 42–48] )
36
ließ nur zwei Fälle gelten: Ausstattung jüngerer Prinzen des königlichen Hauses und Bestreitung
37
dringender Kriegskosten; in beiden Fällen mußte Rückfall an die Krone bzw. Rückkauf vorbe-
38
halten, im zweiten Falle auch die Zustimmung des Parlamentes eingeholt werden.
, et que ce mot d’enfans qui est

14
1 exprimé] Korr. Ri in B1, Einlegeblatt Ch ( vgl. S. [176, 19–24] ) , statt hier: en condi-
15
tion.
exprimé
2
dans l’appanage de Bourgoigne doit estre interprété par la loy du Roy-
3
aume

16
3 qui ne donnemasles] Textzusatz Ri in B1, Einlegeblatt Ch ( vgl. S. [176, 19–24] ) .
17
Ein hier ursprünglich nach Royaume ( S. [177, 2–3] ) folgender Satz von der Hand Ch ist ge-
18
strichen
: C’est le point sur lequel tourne toute la contestation.
qui ne donne les appanages qu’aux masles

39
Das Edikt von Moulins spricht ausdrücklich von puisnéz mâles, für die allein Teile der
40
Domäne als Apanage bestimmt werden dürfen.
.

4

19
4–5 L’évidenceDuché] Textzusatz Ri in B1, Einlegeblatt Ch ( vgl. S. 176,
20
19–24) , statt hier: Cependant la Duché nous demeura. Im gleichen Zusammenhang die Korr.
21
Ri S. [177, 22–25] .
L’évidence de nostre bon droict obligea Maximilian d’
5
Austriche à nous laisser le Duché par le Traitté qui fut fait

22
5–6 entre – Louis 11. e] B1, Einlegeblatt Ch ( vgl. S. [176, 19–24] ) , lautete ursprünglich:
23
entre le Roy Louis 11. e et Maximilian d’Autriche. Ri strich die Worte et Maximilian
24
d’Autriche, die sich durch seinen in B1 vorangehenden Zusatz ( vgl. S. [177, 19–20] ) erübrigten,
25
und fügte hinter entre hinzu: Luy Et.
entre
6
luy et le Roy Louis 11. e le 23. e de

26
6 décembre] Orthographische Korr. Ri in B1, Einlegeblatt Ch ( vgl. S. [176, 19–24] ) ,
27
statt: X. bre.
décembre 1482

41
Friede von Arras, bei J. Du Mont III 1 S. 100.
.

7
Nonobstant ce délaissement la violence de Charles quint
8
contraignit le Roy François premier, prisonnier à Madrid, à luy
9
promettre ledit Duché, chose si injuste que ledit Roy ne vou-
10
lust jamais ratifier le Traitté de Madrid pour ce chef

42
Karls V. Forderung auf Burgund war in der Tat der schwierigste Punkt bei den Verhandlungen,
43
die dem Frieden von Madrid 1526 vorausgingen, weil die Franzosen jede andere territoriale
44
Forderung außer dieser einen bewilligen wollten ( K. Brandi, Karl V, I S. 203). Der Kaiser
45
erzwang von dem gefangenen König die Abtretung des Herzogtums. Sie gab den Hauptgrund
46
für die spätere Annullierung des Vertrages durch Frankreich ab.
.

11
En suite de quoy Charles quint, convaincu de la justice de
12
la France, renoncea par le Traicté de Cambray à la cession
13
dudit Duché

47
J. Du Mont IV 2 S. 7, Artikel 2. Doch verzichtete Karl V. nur auf die Herausgabe, nicht
48
auf seinen Rechtsanspruch.
que François premier luy avoit faite.

[p. 178] [scan. 212]


1

16
1 Droicts sur le Comté de Bourgogne] Überschrift in B1 von Ri. – Darauf
17
ist der ganze Abschnitt Comté de Bourgogne von dem Kanzlisten geschrieben, von dem in B1
18
der Hauptinstruktion die Reinschrift eines längeren Passus (vgl. S. [113, 27–40] ), in B2 der Haupt-
19
instruktion das für Savoyen angehängte Memoire (vgl. S. [119, 32][120, 25] ) und zu dem
20
hier gedruckten Stück ein Einlegezettel in B1 (vgl. S. [171, 19–22] ) und in B2 mehrere Korrekturen
21
(vgl. S. [182, 33–36] ) stammen. – Zur nachträglichen Einfügung des Abschnitts in B1 vgl. S.
22
[176, 19–24] .
Droicts sur le Comté de Bourgogne

41
Dieser Abschnitt unter Benutzung des sehr viel ausführlicheren Gutachtens in Mémoires et
42
instructions S. 289–296, Négociations secrètes I S. 53f. Der letzte Absatz fast
43
wörtlich aus Mémoires et instructions S. 297f.

2
Il est certain que le Comté de Bourgoigne qui a esté en divers temps
3
possédé par divers Seigneurs, l’a quelques fois esté par des Roys de

23
3 France] Randnotiz des Schreibers in B1 – B3: Philipe le Bel et le Roy Jean [ et fehlt in
24
B1 und B2].
France.
4

25
4–5 l’an***] Lücke in B1 – B3.
Mais il est certain aussy que depuis que Maximilian eust espousé en l’an
5
*** Marie de Bourgoigne, fille de Charles, dernier Duc de Bourgoigne

44
Vgl. S. [176, 42–44] .
,
6
le Comté a tousjours esté en la possession de ceux de la Maison d’Autriche.

7

28
7–13 Nonobstantavoit faite] Texteinschub Ri in B1, auf dem Einlegeblatt Ch
29
( vgl. S. [176, 19–24] ) , statt hier ursprünglich:

30
Par le Traité de Madrid le Roy François premier avoit ceddé le Duché de Bour-
31
goigne. Mais il ne le voulut jamais ratiffier pour ce chef, et de fait par le Traité de Cam-
32
bray l’Empereur Charles quint renoncea à la cession qui avoit esté faite du Duché de
33
Bourgoigne.

12
Damit schloß das Einlegeblatt Ch in B1 ( vgl. S. [176, 19–24] ) . – Die oben nicht als von Ri
13
ausgewiesenen Worte: S. [177, 8] le Roy François premier, S. [177, 9–10] voulust jamais
14
ratifier, S. [177, 12] à la cession, hat Ri aus dem hier wiedergegebenen ursprünglichen Text des
15
Abschnitts in seine Korrektur einbezogen.
Ce qui demeure en controverse est sçavoir, si ledit Comté relève du Duché
8
de Bourgoigne et par conséquent en arrière fief de la Couronne de France,
9
ou s’il relève de l’Empire, ou s’il est franc

26
9 et] Textkorr. in B2 statt B1 und B2 ursprünglich: ou.
et indépendant de tous les

27
9 deux] Hier folgte im Text von B1 ein Passus, den Ri durch Striche und das Wort Marge
28
auf den Rand verwies. Der Passus erscheint in B2 und B3 ohne den Zusatz Marge als Randnotiz.
29
Il se trouve dans le thrésor des chartres du Roy un acte d’investiture du Comté de
30
Bourgoigne en 1362, par lequel l’Empereur Charles 4. donne à Philipe le Hardy, fils du
31
Roy Jean, et à ses successeurs [ B1 und B2: hoirs successeurs] légitimes le Comté de
32
Bourgoigne pour le tenir à foy et homage de l’Empire, tant à cause que le Comté estoit
33
lors vaccant audit Empire à deffaut d’hoirs masles que pour autres causes.
34
L’acte porte que l’investiture fut donnée par l’Empereur à la prière du Roy Jean, père
35
de Philipe le Hardy.
36
Est à noter que les officiers de Marie de Bourgoigne ne se servirent point de cet acte, lors
37
qu’ils contestèrent du temps de Louis XI. que le Comté n’estoit pas mouvant de la France.
deux

45
Die Franche Comté galt, seit sie mit dem Königreich Burgund 1033/34 an Kaiser Konrad II.
46
gekommen war, als Reichslehen. Nach wechselvollen Schicksalen fiel sie 1384 durch Heirat an
47
Philipp den Kühnen von Burgund, wurde nach Karls des Kühnen Tod 1477 von König Ludwig XI.
48
von Frankreich annektiert, im Frieden von Arras (vgl. S. [177, 41] und [179, 38–40] ) behaup-
49
tet, aber im Vertrag von Senlis (vgl. S. [172, 37] ) von Maximilian zurückerworben.
.

10
Il y eut grand différent entre Louis 11. e et Marie de Bourgoigne

38
10– [179,2] pour cesouveraineté] Textzusatz, bzw. ab de bourgongne dont
39
( S. [178, 11][179, 1] ) Marginalzusatz Ri in B1.
pour ce
11
suject, Louis prétendant qu’il relevast

40
11 du] Ab B2; Ri in seinem Textzusatz in B1 ( vgl. S. [178, 38–39] ) : de.
du Duché de Bour-

[p. 179] [scan. 213]


1
goigne
dont il estoit Seigneur, et Marie soustenant qu’il
2
estoit franc et indépendant de toute souveraineté
. Mais enfin
3
par accord passé à Arras en 1492

38
Nicht 1492, sondern 1482 Dezember 23. Im Frieden von Arras (vgl. S. [177, 41] ) verlobte
39
Maximilian I. seine zweijährige Tochter Margarete dem Dauphin Karl und versprach, ihr als
40
Mitgift Artois und beide Burgund zu geben. Die Heirat kam nicht zustande.
entre Maximilian, Duc d’Autriche,
4
mary de Marie de Bourgoigne, et le Roy Louis 11. e le mariage du Dauphin,
5
fils de Louis, est stipulé avec la fille unique que ledit Duc d’Autriche avoit
6
eue de ladite Marie de Bourgoigne, à condition que, si ledit mariage s’accom-
7
plissoit, la propriété dudit Duché appartiendroit au Dauphin et à sa femme, et
8
s’il ne s’accomplissoit point, ladite propriété demeureroit aux autres enfans
9
que Maximilian avoit eu d’une autre femme, et la mouvance et la sou-
10
veraineté dudit Comté appartiendroit à Louis et à ses enfans, à cause du
11
Duché de Bourgogne dont ils estoient possesseurs.

12
Ce qui rend ce droict aucunement douteux est que, par un Traité qui fut
13
fait le 23. e may 1493 entre le Roy Charles 8. et Maximilian d’Autriche, Roy
14
des Romains

41
Vertrag von Senlis (vgl. S. [172, 37] ), Artikel 5.
, estant porté que les Comtéz de Bourgogne et d’Artois, de
15
Charolois, et Seigneurie de Noyers seront rendues par le Roy, et tous
16
autres, qu’il appartiendra au Roy des Romains comme père et tuteur de
17
Philipe, son fils, pour en jouir en tous droictz et proffits, ainsy que d’ancienne-
18
té en ont jouy les prédécesseurs dudit Seigneur Archiduc.

27
18 Il] In B1 folgte noch est, das ab B2 fehlt. Dadurch erklärt sich wohl, daß B2 und B3
28
einen grammatisch nicht hingehörigen Punkt vor Il setzen. Denn B1: Il est fait exception ( kein
29
Zeichen vor großgeschriebenem Il) ist eindeutig abhängig vom Satzbau S. [179, 12–18] : Ce qui
30
rend… aucunement douteux est que, par un Traité… estant porté que…, il est fait
31
exception… usf. Indem est wegfällt, wird diese Beziehung unklar und deshalb ab B2 ein zweiter
32
Hauptsatz geschrieben, der den ersten unvollständig läßt. – Inhaltlich ist der ganze Absatz Ce qui
33
rend – du Comté ( S. [179, 12–20] ) abhängig vom vorangehenden Satzteil et la mouvance
34
– possesseurs ( S. [179, 9–11] ) .
Il fait exception
19
du ressort et de la souveraineté des Comtéz d’Artois, Charolois, et Seigneu-
20
rie de Noyers,

35
20 et souveraineté] So B1 – B3 statt richtig: et de la souveraineté.
et non du ressort et souveraineté du Comté.

21

36
21 Milan] Überschrift in B1 von Ri.
Milan

42
Der Abschnitt über Mailand entspricht im Gedankengang dem ausführlicheren Gutachten in
43
Mémoires et instructions S. 163–167, Négociations secrètes I S. 32. Einige
44
Anklänge im Wortlaut lassen auf unmittelbare Benutzung schließen.

22
Les droicts de la France sur le Duché de Milan sont si clairs en leur
23
origine qu’ils ne peuvent estre disputez, veu que le contract de mariage de
24
Valentine, fille du Duc Galéasse, laquelle espousa le fils du Roy Charles 5. e,
25
porte en termes exprès qu’elle héritera dudit Duché, ses deux frères venans
26
à mourir

37
26 sans héritiers] In B2 vom Schreiber ausgelassen, von Charp wieder ergänzt.
sans héritiers, ainsy qu’il arriva

45
Gian Galeazzo Visconti, Herzog von Mailand (1385–1402), verheiratete seine einzige Tochter
46
Valentina mit Ludwig von Valois, Sohn König Karls V. von Frankreich.
.

[p. 180] [scan. 214]


1
L’investiture que Louis 12. receut dudit Duché par l’Empereur Maxi-
2
milian

30
Die Belehnung Ludwigs XII. mit Mailand durch Kaiser Maximilian I. im Jahre 1505 war nur
31
eine Episode in der Politik des Kaisers. Frankreich behauptete das Herzogtum mit einer kurzen
32
Unterbrechung bis zum Jahre 1521, verlor es dann an Kaiser Karl V. und mußte im Frieden von
33
Madrid 1526 und in späteren Verträgen (vgl. S. [171, 37–38] und S. [165, 38–39] ) ausdrücklich
34
darauf Verzicht leisten.
fait voir que ce droict estoit indubitable, et

20
2 c’est] So nach B1; B2 und B3 irrtümlich: s’est.
c’est se mocquer que
3
de mettre en jeu les prétentions de François Sforce en vertu d’une sœur
4
batarde de Valentine qui clairement n’y avoit aucun droict

35
Der Condottiere Francesco Sforza heiratete Bianca, eine uneheliche Tochter des letzten Visconti
36
Filippo Maria, erlangte nach dessen Tode 1450 das Herzogtum Mailand, das den Sforza bis zur
37
Absetzung und Gefangennahme des Lodovico il Moro durch die Franzosen im Jahre 1500 verblieb.
.

5
La prétention des Espagnols n’a autre fondement

21
5 apparent] Textzusatz Ri in B1.
apparent que la
6
renonciation que fit François 1. r au Traitté de Madrid

38
Friede von Madrid 1526 (vgl. S. [171, 37–38] ), Artikel 8.
dudit Duché de
7
Milan conjointement avec celles du Royaume de Naples, de la Souveraineté
8
de Flandres, et du Duché de Bourgogne.

22
8–13 Mais cevalables] Zusatz Ri in B1, auf dem unteren Rand des Blattes; die
23
Worte sur le dict Duche ( S. [180, 9–10] ) sind darin nachträglich zugesetzt.
Mais ce qui est porté au
9
Traicté de Crespy que les droicts de la France sur ledit
10
Duché demeurent au Roy François au cas que le mariage
11
stipulé

24
11 entre ***] Lücke im Zusatz Ri in B1 ( vgl. S. [180, 22] ) wie auch in B2 und B3.
entre *** ne se

25
11 face] Schreibweise ab B2; im Zusatz Ri in B1 ( vgl. S. [180, 22] ) : fasse.
face pas

39
Der Friede von Crépy 1544 (vgl. S. [165, 39] ) sah die Heirat des Herzogs Karl von Orléans, des
40
Sohnes Franz’ I., mit Maria, der Tochter Karls V., vor, wogegen Frankreich auf Mailand
41
verzichten sollte. Das Zustandekommen der Heirat war ausdrückliche Bedingung für den Verzicht.
, justifie bien que l’Empereur
12
Charles quint ne tenoit

26
12 pas ces] Im Zusatz Ri in B1 ( vgl. S. [180, 22] ) : pas ses; B2 läßt pas aus; Charp
27
fügt es wieder hinzu und verändert gleichzeitig ses zu ces.
pas ces premières renonciations

13
valables.

28
13 Aussy peut – raisonnable] Korr. Charp in B2 statt B1 und B2 ursprünglich: A
29
cela on respond.
Aussy peut on dire avec fondement raisonnable que lesdites
14
renonciations de Cambray et de Madrid ont esté forcées, et que celles des
15
autres Traittéz subséquents n’est [!] qu’une suite d’un acte vicieux.

16

23
[180,16] Naples] Überschrift in B1 von Ri.
Naples

42
Der folgende Abschnitt beruht wahrscheinlich, wie inhaltliche Berührungen und wörtliche Anklänge
43
zeigen, auf Mémoires et instructions S. 167–175, Négociations secrètes I S. 33f.

17
Les droicts de la France sur la Couronne de Naples

24
[180,17] viennent] Korr. 〈Charp〉 in B2 statt – von Les droicts ( S. [180, 17] ) abhängig –
25
irrtümlich in B1 und B2 ursprünglich: vient.
viennent de la Maison
18
d’Anjou

44
Karl von Anjou, Bruder König Ludwigs IX., des Heiligen, wurde 1265 vom Papst mit dem
45
staufischen Besitz in Unteritalien belehnt und begründete die Anjouherrschaft im Königreich
46
Neapel-Sizilien.
et

26
[180,18] sont si clairs] Korr. Charp in B2 statt B1 und B2 ursprünglich: est si clair; im
27
weiteren bleibt der falsche Singular, abhängig von Les droicts ( S. [180, 17] ) aber stehen; vgl. S. 180,
28
18 und [181, 1] : le.
sont si clairs que les Roys d’Espagne n’ont pas pensé le [!]
19
pouvoir asseurer que par la renonciation du Traitté de Madrid.

[p. 181] [scan. 215]


1
Pour le [!] justifier il faut sçavoir que dès l’an 1265 Clément 4. e donna
2
l’investiture de cet Estat au Duc d’Anjou, cadet de S t Louis, dont les suc-
3
cesseurs en ont jouy paisiblement plus de cent ans.

4
Depuis deux Reynes de Naples, toutes deux nominées Jeanne, ont tous-
5
jours adopté des Princes de la Maison d’Anjou

32
Die Herrschaft der älteren Anjou dauerte im Königreich Neapel bis 1382. Die letzte Königin
33
aus diesem Hause, Johanna I., adoptierte 1380 den Bruder Karls V. von Frankreich, Ludwig I.
34
von Anjou, Stammvater der jüngeren französischen Linie der Anjou, der aber von Karl von Du-
35
razzo (aus der ungarischen Linie der Anjou) verdrängt wurde. Karls Tochter Johanna II. setzte
36
erst Alfons V. von Aragon-Sizilien zu ihrem Nachfolger in Neapel ein, widerrief aber später
37
diesen Akt und bestimmte 1423 Ludwig III. aus der französischen Linie der Anjou zum Thron-
38
folger. Aus den beiden genannten Adoptionen folgerte Karl VIII. für sich ein doppeltes Erb-
39
recht kraft Devolution, das er durch seinen Feldzug nach Italien 1494/95 geltend machen wollte.
, par le moyen desquels
6
ladite Couronne fut dévolue à Louis 11. et après luy à Charles 8. qui, après
7
avoir conquis ce Royaume qui luy appartenoit, en fut chassé par Ferdinand,
8
Roy de Castille, lequel toutesfois trouva tant de justice aux droicts de
9
Charles 8. qu’il commença un Traitté avec luy qui ne fut terminé que sous
10
Louis 12., par lequel l’Estat de Naples fut partagé en deux

40
Vgl. S. [63, 40–43] .
.

11
En suite de cet accord ils chassèrent tous deux par armes communes
12
Frédéric, usurpateur qui les troubloit en leur partage, ce qui ne fut pas
13
plustost fait que Ferdinand viola sa foy et s’empara du Royaume de Naples
14
par Gonsalve, son Lieutenant général

41
Gonzalo ist der Feldherr Ferdinands, der 1503 die Franzosen aus Neapel vertrieb.
.

15
Ferdinand jugeant sa possession injuste propose un mariage à Louis 12. de
16
Germaine de Foix, sa niepce

42
Ferdinand von Aragon heiratete im August 1505 Germaine de Foix, eine Nichte König Lud-
43
wigs XI. von Frankreich.
; moiennant ce mariage le Roy Louis cedda les
17
droicts du Royaume de Naples à Ferdinand, à la charge de reversion en cas
18
de manquement d’enfans.

19
Ladite

29
19 Germaine] Textzusatz Charp in B1.
Germaine de Foix estant

30
19 décédée] Korr. 〈Charp〉 in B1 statt B1 ursprünglich: ceddée.
décédée sans enfans

44
Aus der Ehe Ferdinands mit Germaine ging 1509 ein Sohn hervor, der aber unmittelbar nach
45
der Geburt starb.
, Ferdinand man-
20
quant d’héritiers manqua de foy tout ensemble, ce qui

31
20 a] Erst ab B2, fortlaufender Text.
a fait voir clairement
21
que la possession en laquelle sont les Espagnolz du Royaume de Naples
22
est manifestement injuste, et que leur droict ne peut estre coloré que par la

[p. 182] [scan. 216]


1
renonciation de nos Roys

14
1 qui ne peut – valable] So B3; B1 und B2: qui ne peuvent estre estimées valab-
15
les; demnach wurde das vorangehende la renonciation in Verbindung mit de nos Roys pluralisch
16
verstanden.
qui ne peut estre estimé[e] valable, puis que l’
2
origine est

17
2 vicieuse] Hier endet die Handschrift B1; vgl. Vorbemerkung zu B1 S. [160, 7–12] .
vicieuse. |

3
B2

18
3 De tout] Hier beginnt der erstmals in B2 enthaltene zusammenfassende und betrachtende
19
Schlußteil, von dem der erste Entwurf fehlt; vgl. Vorbemerkung zu B2 S. [160, 19–26] .
20
Voraus geht in B2 eine leere Verso-Seite (recto der letzte Absatz über Neapel, S. [181, 19]
21
[182, 2] ). Am Kopf dieser Seite von der Hand Charp das Lemma Sicile, daneben auf dem Rand
22
von Ri: Faut laisser trois pages blanches. Dieser Anweisung hat man entsprochen,
23
denn hinter der Verso-Seite befindet sich der Rest eines später herausgeschnittenen Blattes

46
Für den geplanten, aber nicht ausgeführten Abschnitt über Sizilien lag als Material die
47
in Mémoires et instructions S. 180–196, Négociations secrètes I S. 34–37
48
gedruckte Ausarbeitung bereit.
.

24
Betrachtet man daraufhin B1, das mit dem Abschnitt Neapel schließt, so fallen am Schluß
25
der Handschrift die Reste von zwei herausgeschnittenen Blättern auf. Möglicherweise waren schon
26
hier Seiten für den nicht ausgeführten Abschnitt Sizilien, vielleicht auch mit der betr. Überschrift,
27
vorgesehen. Es ist dazu anzumerken, daß man in den Aktenbänden AE , Corresp. pol. Alle-
28
magne
irgendwann sehr viele Blätter herausgeschnitten hat, die nicht immer ganz leer waren,
29
sondern, wie Schriftreste zeigen, Kanzleivermerke und andere Notizen trugen.

30
B3 ( BN) hat den Sachverhalt getreu bewahrt: die Überschrift Sicile am Kopf einer neuen Seite
31
hinter dem Abschnitt Neapel und darauf drei leere Seiten. Die anweisenden Worte Richelieus fehlen.
32
Der Abschnitt Sizilien blieb aber auch hier unausgeführt.
De tout ce que dessus il paroist qu’on peut faire trois classes différentes
4
des droicts du Roy

43
Eine solche Klassifikation der königlichen Rechte findet sich in den Mémoires et instructions
44
nicht; hier beginnt, wie es scheint, Richelieus grundsätzliche Überlegung, mit der er die Schluß-
45
folgerungen aus den ihm vorliegenden Gutachten zieht.
.

5
La première de ceux desquels il n’y a point de renonciation, comme sont
6
ceux du Royaume de Navarre.

7
La seconde de ceux auxquels nos Roys ont renoncé, mais par des Traictéz
8
dont les conditions ont esté si manifestement violées qu’il faudroit estre
9
aveugle pour ne voir pas que les renonciations

33
9 qui y sont faites] Korr. eines Kanzlisten in B2 statt B2 ursprünglich: comprises èsdits
34
Traittéz. Die Korr. ist von demselben Kanzlisten ausgeführt, von dem in B1 der S. [171, 19–22]
35
beschriebene Einlegezettel und der Abschnitt Comté de Bourgogne ( vgl. S. [178, 16–22] ) stammen.
36
Im weiteren folgen mehrere Korrekturen von seiner Hand.
qui y sont faites demeurent
10
aussy nules de droict que lesdits Traittéz

37
10 ont esté deffect] So B3; B2 ursprünglich ( und zwar parallel zum vorangehenden aussy
38
nules de droict que lesdits Traittéz; S. [182, 10] ) : ont esté nuls d’effect. Von der Hand
39
des 〈Kanzlisten〉 ( vgl. S. [182, 33–36] ) wurde ( bezogen auf das vorangehende nules) ont zu l’ont
40
ergänzt und nuls gestrichen. B3 läßt l’ aus und schreibt deffect, womit sich der Sinn verändert.
ont esté deffect[s].

11
En cette classe pourroient estre mis divers droicts de la Couronne, mais
12
pour n’y rien mettre qui puisse estre contesté avec apparence de raison,
13
j’y réduiray seulement les droicts sur les Comtéz de Roussillon et de Cer-

[p. 183] [scan. 217]


1
dagne auxquels les Espagnolz ne peuvent prétendre aucun droict que par
2
les deux Traittéz faits entre Ferdinand et les Roys Charles 8. et Louis 12.,
3
lesquels deux Traictéz ont esté si notoirement violéz qu’on ne peut douter
4
de leur nulité

40
Die oben beim Abschnitt über Roussillon erwähnten Verträge von Barcelona und Granada (vgl.
41
S. [167, 44–45] und S. [168, 47] ).
.

5
La 3. e classe contiendra les droicts auxquels

25
5 nos] Korr. des Kanzlisten ( vgl. S. [182, 33–36] ) in B2 statt B2 ursprünglich: les.
nos Roys ont renoncé par
6
divers Traittéz qui sont non seulement nuls pour n’avoir pas esté fidèlement
7
exécutéz de la part des Espagnolz, mais en outre pour n’avoir pas esté faits
8
avec la liberté requise et nécessaire à la validité des

26
8 conventions] Korr. des Kanzlisten ( vgl. S. [182, 33–36] ) in B2 statt B2 ursprünglich:
27
Traittéz.
conventions de telle
9
nature, où il s’agit de l’aliénation des droicts des Couronnes qui sont
10
senséz par beaucoup de jurisconsultes inaliénables

42
Das bezieht sich insbesondere auf die Verträge von Madrid 1526 (vgl. S. [171, 37–38] ) und
43
Cambrai 1529 (vgl. S. [165, 38–39] ), die wegen der Gefangenschaft Franz’ I. bzw. seiner Söhne
44
als Zwangsverträge betrachtet werden. Zur Unveräußerlichkeit der Kronrechte vgl. S. 166,
45
42–48, [177, 34–38] und [187, 39–43] .
.

11
Tels droicts sont ceux qu’a la Couronne sur la Souveraineté de la Flandre,
12
de Brabant, et d’Artois, tels ceux que nous avons sur Hesdin, Naples,
13

41
13 réduiray] Korr. des Kanzlisten (vgl. S. [182, 33–36] ) in B2 statt B2 ursprünglich:
42
inséreray. Im übrigen weist der Gebrauch der ersten Person Singularis an dieser Stelle auf das
22
persönliche Diktat oder die eigene Niederschrift Richelieus hin, womit gleichzeitig deutlich ist, daß
23
die Reinschrift dieser Schlußbetrachtung in B2 auf ein nicht bekanntgewordenes Konzept zurück-
24
geht (vgl. Vorbemerkung zu B2 S. [160, 19–26] und S. [83, 36–39] ).
Milan, Sicile.

14

28
14 Cinq Traittéz] Randnotiz Ri in B2, nach B3 übernommen; Orthographie B2:

29
Traicte de Madrid fut faict En lan 1526.

30
Celuy de Cambray En lan 1529.

31
Celuy de Crespi En lan 1544.

32
Celuy de Casteau [ B3: en] Cambresis en lan *** [ Lücke in B2 und B3].

33
Celuy de Veruins En lan *** [ Lücke in B2 und B3].
Cinq Traittéz peuvent estre estiméz

34
14 nous priver desdits] Korr. des Kanzlisten ( vgl. S. [182, 33–36] ) in B2 statt B2 ursprüng-
35
lich
: ruiner lesdits.
nous priver desdits droicts, ceux de
15
Madrid, de Cambray, de Crespy, de Cateau en Cambrésis, et de Vervins ,
16
mais quiconque sera despouillé de passion verra clairement que les renon-
17
ciations faites

36
17 en iceux] Korr. des Kanzlisten ( vgl. S. [182, 33–36] ) in B2 statt B2 ursprünglich: aux-
37
dits Traittéz.
en iceux ne peuvent préjudicier aux droicts de la Couronne,
18
bien qu’elles

38
18–19 semblent – auparavant] Korr. des Kanzlisten ( vgl. S. [182, 33–36] ) in B2 statt
39
B2 ursprünglich: soient capables de les couvrir de quelques ombres.
semblent les affoiblir et les rendre moins clairs qu’ils n’estoient
19
auparavant.

20
La prison du Roy François 1. r justifie clairement que le Traicté qu’il a
21
fait à Madrid, estant en cet estat, ne peut estre censé valable .

[p. 184] [scan. 218]


1
La détention de Mess rs ses enfans qui estoient en ostage en Espagne

44
Im Frieden von Madrid 1526 mußte Franz I. seine beiden Söhne als Geiseln stellen, um selbst
45
frei zu kommen. Sie wurden erst durch den Frieden von Cambrai 1529 wieder frei.

2
avec les principaux Seigneurs du Royaume

11
2 pendant – Cambray] Texteinschub des Kanzlisten ( vgl. S. [182, 33–36] ) in B2.
pendant le Traicté de Cambray
3
montre évidemment que ce 2. ond Traitté ne peut estre censé avoir plus de
4
force que le premier.

5

12
5–10 Charles – gehenne] Marginaleinschub des Kanzlisten ( vgl. S. [182, 33–36] ) in B2.
13
Dafür hatte B2 ursprünglich:

14
Lors que le Traitté de Crespy fut fait, l’estat auquel estoit la France, ataquée d’un costé
15
par Charles quint qui estoit à chasteau Thierry avec 60 mil hommes, et de l’autre par
16
Henry 8. e, Roy d’Angleterre, qui estoit à Boulogne avec 30 mil, lesquels Princes
17
avoient tant de confiance en leurs forces qu’ils avoient fait entre eux un partage de la
18
France, fait paroistre que le Roy François ne parle audit Traitté que comme un homme qui
19
est à la gehenne.
Charles quint estant à Chasteau Tierry avec

20
5–6 une armée de 60 mil hommes] Korr. des Kanzlisten bzw. Ri im Marginalein-
21
schub
des Kanzlisten in B2 ( vgl. S. [184, 12–19] ) statt darin zuerst, dann gestrichen: 60 mil
22
hommes ( so auch die ursprüngliche Fassung des Passus, vgl. S. [184, 15] ) . Das von dieser Korr.,
23
bzw. von une armée abhängige une de ( S. [184, 7] ) steht bereits im laufenden Text.
une armée de 60 mil hom-
6
mes
,

24
6 lors que le Traitté de Crespy fut fait] Im Marginaleinschub des Kanzlisten in B2 ( vgl.
25
S. [184, 12–19] ) ursprünglich an späterer Stelle im laufenden Text ( vgl. S. [184, 32–33] bzw.
26
31–41) , dort gestrichen und von dem Kanzlisten hier nachträglich zugesetzt.
lors que le Traitté de Crespy fut fait, et le Roy Henry 8. d’Angleterre
7
à Boulogne avec une de 30,

27
7 le dessein – ces deux Princes] Korr. bzw. Zusatz Ri im Marginaleinschub des Kanz-
28
listen
in B2 ( vgl. S. [184, 12–19] ) statt darin ursprünglich nur: avec dessein.
le dessein qu’avoient ces deux Princes de
8
partager la France selon

29
8 le project und desjà formé] Korrekturen Ri im Marginaleinschub des Kanzlisten in
30
B2 ( vgl. S. [184, 12–19] ) statt darin ursprünglich: la division und faicte.
le project qu’ils en avoient des jà formé entre
9
eux

46
In dem geheimen Bündnisvertrag zwischen Karl V. und König Heinrich VIII. von England vom
47
11. Februar 1543 erhoben beide ihre alten Ansprüche auf große Teile Frankreichs; doch bestand
48
wohl kaum die ernsthafte Absicht, Frankreich aufzuteilen; vgl. L. Ranke IV S. 249f. Eine
49
akute Gefahr bestand im Augenblick des Friedensschlusses überhaupt nicht; Heinrich leistete
50
dem Kaiser keinerlei militärische Hilfe, und Karl schloß den Frieden ohne Heinrichs Zustimmung.
,

31
9 justifie clairement] Korr. Ri im Marginaleinschub des Kanzlisten in B2 ( vgl. S. 184,
32
12–19) statt des ursprünglich darin enthaltenen, gestrichenen Ansatzes: lorsque le Traitté
33
de Crépy fut fait, il n’y a personne qui ne soit capable de reconoistre que le mauvais
34
estat du Royaume. Dieser Ansatz erinnert inhaltlich an den Anfang der ersten Fassung des
35
Passus in B2 ( vgl. den Text S. [184, 14] ) . Grammatisch ist er aus dem ursprünglichen Satzbau des
36
Marginaleinschubs verständlich ( rekonstruierbar nach S. [184, 5–9] und 20–30 ) : Charles quint
37
estant à… et le Roy Henry 8…. à…, avec dessein de partager la France selon la
38
division… faicte…, lorsque le Traitté de Crépy fut fait, il n’y a personne qui… usf.
39
Unter dem gestrichenen Ansatz, dessen erster Teil: lorsque – fait an eine frühere Stelle gebracht
40
wurde ( vgl. S. [184, 24–26] ) , setzte der Kanzlist, an die beiden Korrekturworte Ri anschließend,
41
neu an: que le Roy ( vgl. S. [184, 9] ) .
justifie clairement que le Roy François ne parle en ce Traitté que
10
comme un homme qui

42
10 estoit] So B3; B2 ursprünglich und Marginaleinschub des Kanzlisten in B2 (vgl. S. 184,
43
12–19): est.
estoit à la gehenne.

[p. 185] [scan. 219]


1
Le Conestable et le Mareschal de S t André qui firent le Traitté de
2
Cateau en Cambrésis estans intéresséz en iceluy par la liberté qu’il leur
3
acquerroit

42
Bei den Friedensverhandlungen in Cateau-Cambrésis 1559 wirkten als französische Unterhändler
43
der Konnetabel von Montmorency und der Marschall de St.-André mit, die spanische Kriegs-
44
gefangene und für die Dauer der Verhandlungen auf Ehrenwort beurlaubt waren.
,

25
3–4 il se trouvera – requise] Marginaleinschub des Kanzlisten ( vgl. S. [182, 33–36] )
26
in B2 mit einem ersten, dann gestrichenen marginalen Ansatz: nos Ennemis propres; statt dessen
27
hatte B2 ursprünglich: [ zu ergänzen wohl cela] oste tout lieu de penser que ce Traitté ait eu
28
celle [ auf liberté S. [185, 2] bezogen ] qui estoit requise.
il se trouvera peu de gens qui veuillent soustenir que ce Traitté
4
ait eu la liberté qui estoit requise pour valider l’aliénation d’une

29
4 notable] Textzusatz des Kanzlisten ( vgl. S. [182, 33–36] ) in B2.
notable
5
partie des Estats

30
5 qui sont attachéz] Textzusatz bzw. Korr. des Kanzlisten ( vgl. S. [182, 33–36] ) in B2
31
statt B2 ursprünglich: attachée ( auf partie bezogen statt jetzt auf Estats).
qui sont attachéz à une Couronne.

6
Si l’on dit que le Traitté de Vervins fait par Henry le Grand confirme la
7
renonciation des droicts de la troisième classe, je responds qu’en matière
8
d’Estats on ne peut estimer que de nouveaux Traittéz puissent en valider
9
un qui est vicieux de sa nature et qui blesse les loix fondamentales de l’
10
Estat. Et partant, quelque ratification qui ait esté faite à Vervins des cessions
11
accordées par le Traitté de Madrid

32
11 et autres] Korr. des Kanzlisten ( vgl. S. [182, 33–36] ) in B2 statt B2 ursprünglich,
33
dann gestrichen: et [et fehlte zunächst, von dem Kanzlisten nachträglich zugefügt] par les autres
34
Traittéz.
et autres subséquents, on ne peut la
12
tirer à conséquence au préjudice des droicts de l’Estat, parce que la violence
13
manifeste du premier laisse une raisonnable présomption de force aux autres,
14
qui

35
14 doivent estre] Korr. des Kanzlisten ( vgl. S. [182, 33–36] ) in B2 statt B2 ursprünglich:
36
sont.
doivent estre censéz non libres, à cause que le premier a mis les affaires
15
en si mauvais estat qu’on n’a pas la liberté de faire ce qu’il faut pour s’en tirer.

16
Je sçay bien que Mess rs du Parlement tiennent pour maxime inviolable
17
et maxime de pareille nature et de mesme force que la Loy Salique, que les
18
droicts de la Couronne sont inaliénables

45
Vgl. S. [166, 42–48] , [177, 34–38] und [187, 39–43] . – Die sog. Loi Salique, die die männ-
46
liche Thronfolge in Frankreich regelte, galt als das wichtigste Grundgesetz des Königreiches.
.

19
Mais voiant que, si leur supposition est véritable, le Royaume est privé
20
de tout moyen de faire aucun Traicté en quelque occasion que ce puisse
21
estre, ce dont il pourroit arriver beaucoup d’inconvéniens,

37
21–24 j’ay – je dis] Hier dringt die erste Person Singularis, also Richelieus Diktat
38
oder Feder, besonders hervor, was auf ein nicht bekanntgewordenes Konzept der Schlußbe-
39
trachtung schließen läßt (vgl. Vorbemerkung zu B2 S. [160, 19–26] und S. [83, 36–39] ).
j’ay de la peine
22
à me vouloir prévaloir de cette raison; reconoissant ce pendant que de tout
23
temps leur créance a esté receue en France, je penserois pécher contre les
24
intérests publics, si

40
24 je dis] Korr. des Kanzlisten ( vgl. S. [182, 33–36] ) in B2 statt B2 ursprünglich: j’estime.
je la révoquois en doute. Mais je dis qu’elle ne doit

41
24 pas] Textzusatz des Kanzlisten ( vgl. S. [182, 33–36] ) in B2.
pas

[p. 186] [scan. 220]


1
estre entendue à la rigueur, ains avec tempéramment, ce qui se fera, si l’on
2
reconoist qu’elle n’oste pas absolument la liberté d’aliéner des droicts de la
3
Couronne, mais empesche seulement qu’on ne le puisse faire que pour des
4
sujects

25
4 si importants] B2 ursprünglich: du tout nécessaires. Ri korrigierte du tout im Zu-
26
sammenhang
seines Texteinschubes, der S. [186, 30–31] ausgewiesen ist, zu si, ließ aber nécessaires
27
stehen, obwohl es sich in seinem Texteinschub wenige Worte darauf – allerdings auf einer neuen
28
Seite – wiederholte ( vgl. S. [186, 4–5] ) . Der Kanzlist ( vgl. S. [182, 33–36] ) ersetzte dann das
29
erste nécessaires durch importants.
si importants à l’Estat

30
4–16 qu’ils soient – du Palais] Texteinschub Ri in B2 bis Entiere Ruine ( S.
31
186, 5) ; dann Marginaleinschub in B2, von Ri mit En quoy eingeleitet ( S. [186, 6] ) und im
32
weiteren von der Hand des Kanzlisten ( vgl. S. [182, 33–36] ) .

33
Statt dieser Einschübe hatte B2 ursprünglich: lors qu’il est question de le garantir par ce
34
moyen de ruine, et par des formes convenables à un faict de telle importance qui requiert
35
l’assemblée et le consentement des Estats. Et [ Korr. des Kanzlisten für En tel cas] quoy
36
qu’on puisse aliéner ainsy [ainsy Zusatz des Kanzlisten] les droicts de la Couronne, ils ne
37
lairront pas d’estre censéz et devoir estre dits inaliénables; Anschluß an S. [186, 16] :
38
en ce que la Couronne.
qu’ils soient absolument nécessai-
5
res
pour

39
5 le] So B3; im Textzusatz Ri in B2 ( vgl. S. [186, 30–31] ) : les, damit offenbar auf su-
40
jects ( S. [186, 4] ) bezogen; B2 ursprünglich bezieht aber wie B3 mit le auf Estat ( vgl. S. 186,
41
30–38 bzw. den Text S. [186, 4] und 33 ) , was die Stelle eindeutiger macht.
le garentir d’une entière ruine

43
Vgl. S. [177, 34–38] .
.

6
En quoy il est à remarquer qu’il y a grande différence entre ce qui
7
touche l’intérest des Roys et ce qui concerne ceux de l’Estat. La personne
8
des Roys peut estre rédimée par argent provenant des revenus de l’Estat;
9
les sujects du Royaume doivent se saigner en telles occurrences. Mais
10
l’Estat ne peut estre démembré que pour luy mesme, encore faut-il en user
11
ainsy par les formes convenables; comme les chirurgiens ne couppent
12
jamais le bras

42
12 d’une personne] So B3; B2: d’un homme.
d’une personne pour luy sauver la vie sans une consultation
13
des plus expers de leur mestier, on ne peut valablement résoudre le démem-
14
brement de quelque pièce de l’Estat sans l’assemblée des Estats. En ce cas
15
ce qui sera ainsy valablement aliéné ne lairra pas d’estre censé inaliénable,
16
selon la vraie intelligence de la maxime du Palais

44
Bezeichnung für das Parlament von Paris, nach seinem Sitz, dem Palais de Justice.
en ce que la Couronne
17
ne perd jamais le droict de les racquerrir, si ceux à qui on les a transportés
18
n’observent pas les conditions auxquelles ils ont esté cédéz, ou donnent
19
quelque autre suject légitime de ce faire.

20
Comme les grandes donations sont rendues nulles par une manifeste et
21
notable ingratitude, les cessions faites de quelque dépendance du Royaume
22
pour acquérir le repos de tout le reste sont rendues nulles par l’injustice
23
d’une guerre intentée par ceux à qui on a fait les susdites cessions, leur
24
méconoissance du tout contraire aux Traictéz faits avec eux ouvre la porte

[p. 187] [scan. 221]


1
pour rentrer en la possession de ce dont on s’estoit despouillé pour acquérir
2
leur amitié et le repos

32
Widerruf von Schenkungen bei grobem Undank: Sciendum tarnen est, quod, etsi plenissimae
33
sint donationes, tarnen si ingrati existant homines, in quos beneficium collatum est,
34
donatoribus per nostram constitutionem licentiam praestavimus certis ex causis eas
35
revocare (P. Krueger I S. 15 = Institutionen 2, 7, 2). – Ein charakteristisches Beispiel für
36
die Anwendung zivilrechtlicher Grundsätze auf das Völkerrecht; vgl. die ganz ähnliche Argu-
37
mentation
bei der Begründung des französischen Anspruches auf Pinerolo in Richelieu, Mé-
38
moires
VIII S. 208.
.

3
Et c’est en cette considération que nous pouvons à juste tiltre rentrer en
4
ce que nous avons cédé à la Maison d’Austriche en diverses occasions, veu
5
qu’au lieu d’en recevoir de l’amitié, plus nous nous sommes affoiblis en
6
l’augmentant, plus nous a-t-elle fait la guerre pour nous opprimer.

7
En suite de tout ce que dessus, le grand nombre des droicts que la France
8
a sur divers Estats injustement possédéz par l’Espagne, l’importance d’
9
iceux et leur évidence font

29
9 qu’il est] So nach B2; B3 irrtümlich: qui est.
qu’il n’y a personne qui ne voie qu’il est impos-
10
sible que ceux qui nous en privent nous peussent donner des récompenses
11
égales à ce qui nous appartient légitimement, ce qui fait que,

30
11–12 quand mcsme on supposeroit] Korr. des Kanzlisten ( vgl. S. [182, 33–36] ) in B2
31
statt B2 ursprünglich: supposé mesme.
quand mesme
12
on supposeroit qu’un Roy puisse renoncer aux deppendances de sa Cou-
13
ronne, on ne le sçauroit faire au faict dont il s’agit, veu qu’il n’y a personne
14
qui estime que les Monarques puissent avoir cette liberté et cette puissance,
15
si ce n’est à l’avantage de l’Estat qui ne se trouveroit pas en ce cas

39
Daß der Monarch auf Kronrechte und Teile der Domäne nur zum Vorteil des Staates verzichten
40
dürfe, wird aus den Bestimmungen des Ediktes von Moulins (vgl. S. [166, 42–48] ) wie überhaupt
41
aus dem Grundsatz gefolgert, daß der König nicht Eigentümer, sondern nur Verwalter und Nutz-
42
nießer des Krongutes ist. Veräußerungen (außer in den S. [177, 34–38] genannten Fällen) durch
43
den König galten daher als rechtswidrig und für den Nachfolger nicht bindend.
.

16
J’ajoute que l’orgueil des Espagnols les fera plustost résoudre à une
17
guerre perpétuelle qu’à consentir à rien donner en eschange de ce qu’ils
18
pensent posséder avec le tiltre coloré des renonciations de nos Roys. Il est
19
hors d’apparence de penser à un tel genre de Traicté.

20
Et partant, supposé qu’on veuille faire la Paix, comme on le veut, sincè-
21
rement, le meilleur party qu’on puisse prendre est de ne confirmer ny dés-
22
approuver dans le Traitté qui se fera les renonciations faites aux Traictéz
23
précédens, mais laisser les choses en l’estat où elles sont.

24
Quant aux droicts de la Navarre, il faut par nécessité ou la ravoir par le
25
Traitté, ce qui n’est pas à espérer, ou en réserver le droict, ainsy qu’il a
26
esté fait par le Traitté de Vervins.

27
Pour les Comtéz de Roussillon et de Cerdagne, si nous en sommes en
28
possession

44
Hieraus äußerster terminus ante quem für das Memoire; vgl. Einleitung S. [12, 5–11] , 38–41.
quand le Traicté de Paix se concluera, le tiltre d’une nouvelle

[p. 188] [scan. 222]


1
conqueste validera nos anciens droicts, et la justice en laquelle ils sont
2
fondéz rendra ce nouvel acquest légitime

42
Da Frankreichs Rechte auf Roussillon und Cerdagne (wie Richelieu oben nachgewiesen zu haben
43
meint) nicht erloschen sind, ist der Feldzug zur Rückeroberung dieser Gebiete ein bellum justum
44
und die daraus sich ergebende Annexion rechtmäßig.
.

3
Pour conclusion j’estime qu’il vaut mieux faire la Paix à moindres condi-
4
tions, en réservant les droicts sur la Navarre sans renoncer de nouveau aux
5
autres, que de la faire à des conditions plus avantageuses, renonceant à
6
tous les susdits droicts;

23
6–17 et c’est chose certaine – chose possible] In diesem Passus findet der zweite Teil der
24
ursprünglichen Einleitung in B1, die von der Hand Charp durch eine kürzere ersetzt worden war,
25
Verwendung (vgl. S. [162, 21–44] bzw. ab S. [161, 26] ). Trotz wörtlicher Anklänge hat sich der
26
Akzent inhaltlich aber verändert, d. h. die Schlußbetrachtung richtet sich S. [188, 3–6] , 17–20 gegen
27
jede Aufgabe von Rechtsansprüchen, während die ursprüngliche Einleitung die Möglichkeit dazu
28
offengelassen hatte.
et c’est chose certaine que, quand mesme un Traitté
7
portant cession des susdits droicts seroit avantageux à la France, il ne
8
lairroit pas de ruiner de réputation ceux qui l’aurroient fait ou conseillé,
9
qui

29
9 en] So B3; en fehlt in B2.
en seroient indubitablement condamnéz par la postérité qui balance
10
d’ordinaire si peu équitablement ce qui a esté fait par le passé, ou pour n’en
11
pénétrer pas les motifs, ou à cause de la propension naturelle qu’ont tous les
12
hommes à improuver ce qu’ils n’ont pas fait, qu’il seroit impossible d’en
13
éviter la censure.

14
Comme en tel cas le préjudice seroit seulement particulier et l’utilité
15
publique, la raison qui oblige tout bon citoyen à postposer son intérest à
16
celuy de l’Estat ne m’empescheroit pas de conseiller de faire un Traicté
17
de pareille nature, si c’estoit chose possible. Mais sçachant bien que les
18
Espagnols n’ont garde de faire

30
18 ce que – en ce cas] Marginalkorr. des Kanzlisten ( vgl. S. [182, 33–36] ) in B2 statt
31
B2 ursprünglich: un tel effort.
ce que la raison requéreroit d’eux en ce cas
19
pour establir une Paix perpétuelle, la fin à laquelle on doit tendre est de
20
conserver ses

32
20 anciens] Textzusatz Ri in B2.
anciens droicts et ce qu’on a

33
20 conquis] Hier ursprünglicher Schluß des Stückes in B2. Das Folgende ist Zusatz Ri oder
34
des Kanzlisten.
conquis en la guerre pré-
21
sente
,

38
21– [189,1] et de rendre – ne puissent] Zusatz des Kanzlisten ( vgl. S. [182, 33–36] )
39
in B2, unter dem ursprünglichen Schluß des Stückes. Der Zusatz ging anfangs weiter, wie aus
40
S. [189, 6] zu ersehen ist.
et de rendre le Traitté

41
21 qui sera fait] Textzusatz Ri in B2, im Zusatz des Kanzlisten ( vgl. S. [188, 38–40] ) .
qui sera fait si asseuré par la caution des
22
ligues

45
Hinweis auf den Gedanken einer deutschen und einer italienischen Liga zur Sicherung des Friedens,
46
mit dem sich Sektion IV der Hauptinstruktion, Nr. 5 S. 70ff., beschäftigt.
qui doivent estre faites à cette fin, que les Espagnolz qui sont en

[p. 189] [scan. 223]


1
possession de rompre aisément les Traictéz qu’ils font ne puissent

4
1–3 violer celuysur les bras] Zusatz Ri in B2, im Zusatz des Kanzlisten ( vgl.
5
S. [188, 38–40] ) , statt darin ursprünglich, nach unleserlichem, schon vorher gestrichenem Wort-
6
ansatz
: faire le mesme de celuy qui sera fait.
violer
2
celuy qui interviendra, sans que toutes les forces de la Chres-
3
tienté
leur

7
3 tombent] So B3; im Zusatz Ri in B2 ( vgl. S. [189, 4–6] ) irrtümlich: Tombe.
tombent sur les bras
.

[p. 190] [scan. 224]

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