Acta Pacis Westphalicae III D 1 : Stadtmünsterische Akten und Vermischtes / Helmut Lahrkamp
153. Protokoll des Rates der Stadt Münster Münster 1646 August 18
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Münster 1646 August 18
Ausfertigung: A II 20 Bd. 77 fol. 19’. Druck: H. Lahrkamp , Friedenskongreß S. 249.
Messerstecherei zwischen Jesuitenschülern und französischem Gesandtschaftspersonal.
Als etliche studiosi gestrigs abendß umb 10 uhren am Roggenmarckt et-
liche Frantzosen antreffend verwundet, wie darüber die Frantzosen durch
Ihre Alteza duc de Longoville clagen lassen, daß nemlich der apoteker in
der seiten, dazu dessen diener in der schulter starck verwundet sey, und dan
Joannes Schütte, paedagogus beim gerichtschreiber Diekhoff, corporaliter
zur corteguardi vor 2 tagen in arrest genommen, jedoch erga cautionem de
resistendo praestitari erlassen, zween studiosi complices aber alnoch bei den
herrn patribus enthalten, so ward die notturfft in weiter bedencken gezogen,
dweill senatus ihre jurisdiction zu conserviren schuldig, den herrn patribus
aber (unangesehen dieselben sich uff das privilegium clericale, item privi-
legium Friderici Imperatoris berufen, damit aber nit bestehen oder sich be-
helfen können, da hoc casus via publica begangen, so mit leibs exemplar
straf oder relegation zu bestrafen) keine cognition, weniger straf dißfalß zu-
stehen oder nachgeben könte, daß deswegen herr pater rector und pater
praefectus studiosorum per notarium Hülßbusch requirirt werden sollen,
die beide in collegio noch uffgehaltene studiosos senatui abfolgen zu lassen,
sonsten am zierlichsten zu protestiren, daß senatus widrigenfalls uff andere
inen villeicht mißfellige mittele pro conservatione suae jurisdictionis be-
dacht sein müste.
Wie dan in specie per vota beschlossen, zum fall der Verweigerung sollen
der herrn patrum pferde, da sie ausgehen oder ausfüren wolten, an den statt-
pforten usque ad paritionem arrestirt und gekehret werden [ mit Randver-
merk : haec non extrahantur in descriptione!].
Nb. Eodem die, sabbati 18. Augusti, paulo post Joannes Schütte, monitus
seine mitgesellen zu benennen, sagt und berichtet, daß Joannes Brogbern,
Gerhardus Schütte, Henricus Brune und er, Joannes Schütte, in Byderlachen
hause mit Brogberns vatter ein trunck gethan ghabt und hette sich begeben,
wie sie underm Bogen etwas still gestanden, daß der Frantzösische apote-
ker und dessen diener inen starck zugesprochen: quid hic substitis? und
wie sie geantwortet: quid ad vos? und fürters biß an Bergwins haus vort-
gangen , da hab des apotekers diener sein degen gezogen. Haec studiosi vi-
dentes hetten gesagt: habt ihr degen, so haben wir messere. Weren also an-
einander gewachsen und hette seines vermeinens Gerhardus Schütte den
stich gethan.