Acta Pacis Westphalicae III A 4,1 : Die Beratungen der katholischen Stände, 1. Teil: 1645 - 1647 / Fritz Wolff unter Mitwirkung von Hildburg Schmidt-von Essen
76. Plenarkonferenz der katholischen Stände Münster 1647 März 31
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Münster 1647 März 31
Köln ( Stadt ) A I p. 1250–1304 = Druckvorlage; damit identisch Bamberg A I fol. 579’–604’,
Bamberg B fol. 481–483, Kurmainz B. Vgl. ferner Kurbayern A III fol. 441–452’,
Kurbayern B I fol. 357–361; Österreich A III WFr XXXVII fol. 183–189; Öster
reich B II p. 207–219, Ba I und Bb II; Wartenberg / Register II fol. 401’–422 und I a.
Stand der Religionsverhandlungen in Osnabrück. Hessische Satisfaktion. Die pfälzische Sache.
Rückgabe der Bergstraße an Kurmainz. Hilfegesuche an die Mediatoren und die kaiserlichen und
französischen Gesandten.
[Im Kurfürstenratszimmer des Bischofshofs]. Vertreten: Aachen, Augsburg, Augsburg (Stadt),
Baden-Baden, Bamberg, Bayern-Hg., Berchtesgaden, Brixen, Burgund, Chur, Corvey, Deutsch-
meister , Eichstätt, Ellwangen, Fulda, Halberstadt, Hildesheim, Johanniterorden, Kempten, Köln
(Stadt), Kurbayern, Kurköln, Kurmainz, Kurtrier, Lüders, Lüttich, Münster, Murbach,
Österreich, Osnabrück, Paderborn, Passau, Pfalz-Neuburg, Prüm, Regensburg, Schwäbische
Grafen, Speyer, Stablo, Straßburg, Trient, Verdun, Weißenburg, Würzburg, Worms.
ksl. Gesandten und den Protestanten in Osnabrück bekannt ist
Über den Fortgang der Verhandlungen, in denen den Protestanten weitgehende Zugeständnisse in
den Fragen des Besitzes der streitigen Bistümer, der Parität in den schwäbischen Reichsstädten
und des Besitzes der württembergischen Klöster gemacht wurden, vgl. G. Schmid S. 115ff.;
F. Dickmann S. 363ff.; F. Wolff S. 167ff.
geben in nichts nach, sondern stellen noch schwerere Forderungen
Die folgenden Forderungen waren nicht in den evangelischen Projekten vom 9. März 1647 (vgl.
Meiern IV S. 89 ) und 18. März 1647 ( ebd. S. 132 ) enthalten, sondern wurden von einzelnen
Gesandten vorgebracht.
die Überlassung des Stifts Osnabrück, Landabtretungen als Satisfaktion für Hessen-
Kassel und eine
Prinz Friedrich von Dänemark, Herzog von Holstein und Administrator von Bremen, hatte
seine Ansprüche am 5. März 1647 durch seinen Kanzler, den berühmten Juristen Theodor
Reinkingk, bei den ksl. Gesandten anmelden lassen (vgl. Diarium Volmar S. 417; Meiern IV
S. 89 ). Über das Erzstift Bremen und den Westfälischen Friedenskongreß vgl. demnächst die
Dissertation von W. Fleitmann .
muß.
Dannenhero nothwendig ermeßen wurde, in diesem pleno catholicorum
zu deliberiren, waß vor mittel darzu zu ergreiffen, ob nicht die herren
mediatores die herren Frantzösischen plenipotentiarii umb interposition,
die Kayserliche plenipotentiarii auch dahin anzulangen, damit sie mit
weiteren nachgeben einhalten. Dahero zu consultirn, ob angeregte depu-
tationes zu thun und wohin die proposition zu stellen, waß vor gesandte
darzu zu gebrauchen seyen, ob nicht auch der Pfaltzischen sachen furder-
liche abhandtlung, item die erhaltung der catholischen religion wie auch der
Bergstraße und andere interesse zu recommendiren.
Kurtrier . Nach Wiederholung der Proposition: Befindeten auch, maßen in der
proposition vermeldet, das die protestirende in einigen puncten ihrer ersten
vorschläg nit allein nit gewichen, sonderen dieselbe auch zu härter beschweh-
rung der catholischen erhöhet, und daß bey ihnen weder vernunfft noch
einige friedtliebende intentiones zu verspüren, sondern, gleichwie die suc-
cessus der waaffen fallen, also sie ihre consilia und postulata richten.
Zum Vorschlag, eine Deputation zu den französischen Gesandten zu schicken:
An ihrem orth befinden sie kein anderes mittell alß biß dahero gebraucht
worden; man hette mit rationibus gehandtlet, dem gegentheill mit geist-
und weltlichen motiven begegnet und verhoffet, sie wurden sich daran
begnüget haben und zu einem beßeren geschritten sein, aldieweilen aber
solches nit erfolget, so hetten sie bey dem furgeschlagenen medio gar kein
bedenckens, sonderen hielten dafur, daß dieses und dergleichen mittel mehr
zu gebrauchen.
Waß 2 do vor ingredientia an handt zu nehmen, da wolte ihnen bedüncken,
es wurde den herren deputatis an der materi nit ermangelen, und wißen die
herren Frantzösischen selber wol, wie die sachen beschaffen, und wan sie
nur einigen eiffer haben, zur sachen zu thun, darff es große information
gar nit.
Vor allem muß den Franzosen die Ursache der Beteiligung Hessens am Kriege
erklärt werden : Landgraf Moritz, als Mitglied der protestantischen Union, ist
von Spinola zur Neutralität gezwungen worden, hat diese aber nicht gehalten. Darauf
ist Tilly in Hessen einmarschiert, der auf Wunsch Wilhelms, des verstorbenen Gatten
der jetzigen Landgräfin, den alten Landgrafen zur Abdankung gezwungen hat.
Hessen hat sich also aus eigenem Antrieb in die Kriegswirren gemischt und kann jetzt
von den katholischen Ständen keine Satisfaktion verlangen.
Durch welche nun die deputation ins werck zu richten, hielten sie darvor,
nachdemalen dergleichen mehr ad dominos mediatores et Galliae pleni-
potentiarios ratione gravaminum beschehen, es weren dieienige, so vorigen
beygewohnet, hierzu nachmalß zu erbetten.
So were auch Churmaintz in dero begern wegen der Bergstraßen zu wil-
fahren und solches bestens zu recommendiren, weilen dero fugnuß hell und
clar, deßgleichen die endtliche abhelffung der Pfaltzischen sachen, darzu die
herren Frantzösischen von selbsten gewogen.
Kurköln (Ihre Fürstliche Gnaden). Nicht ohne were es, das die tractaten
mit den protestirenden und Schwedischen in puncto gravaminum zu Oßna
bruck also bewandt, maßen vom directorio im vortrag erwehnet, und mit
denselben gar nit zurechtzukommen, weilen sie in einigen puncten nit
weichen, sonderen mehr und mehr, sogar auch newe postulata auf die bahn
bringen. Ihre Fürstliche Gnaden zu Oßnabruck wolten ihrestheils nit repe-
tiren , waß vorgangen, weilen es ad consilia imperii noch nit kommen und
also res acta et transacta inter Caesareos et coronas zu halten, eß were aber
das praeiudicium, so darauß entstehet, groß und sehr schwehr zu remediirn,
waß die protestirende von den Kayserlichen erlanget, und scheinet ietzundt,
das sie noch weiter tretten wolten.
Regulam anni 1624 hetten sie erstlich gesetzet, dargegen, obschon ihr stifft
Oßnabruck anno 1623 in catholischen händten gewesen und der herr car-
dinal , ihro vorfahr
platz haben, so wollens doch nit gelten laßen, hingegen aber kein eintzig
kirch, so post primam Ianuarii eiusdem anni in catholicorum manibus sich
nicht befunden, nachgeben. Wiewol nun dieses ihnen gnugsamblich remon-
strirt worden, so kommen sie doch auffgezogen mit allerhandt praetexten und
machen in specie der cronen interesse darauß, alß wan Schweden diesen
stifft Gustavo Gustavi geschencket hette, und were er in deßen possession .
23–25 Waß – gehabt] Nach Kurbayern A III an dieser Stelle: Es hetten Ir Furstliche
Gnaden den herren Khayserlichen gesagt, das sie verhoffen, man mache ia den friden,
das einer dem andern das seinige widerumb restituiren müesse, dan auf den widrigen
fall würde auch Schweden die Khayserlichen erblandt behalten.
machet, die occupirte örther gütentheilß restituirt werden müsten, unge-
achtet waß einer und der anderer darbey fur interesse gehabt, und müsten
sich damit contentiren, das sie es usque ad restitutionem
Gustafson selbst habe den
Entschädigung die Kontribution aus dem Stift in gegenwärtiger Höhe einige Monate
weiterzahlen .
Den stifft Minden anreichendt, den hetten die herren Kayserlichen a regula
anni excipirt, und deßen catholici sich gegen dieselbe bedancket, und hin-
gegen , damit es darbey mögte gelaßen werden, den pfaltzgraven Philips
Ludtwichen außbehalten
diesen stifft noch darzuhaben. Nhun ist bekandt, waß deßwegen vorgangen,
daß nemblich Churbrandeburgische die Kayserlichen dahin persuadiren
wollen, das solcher stifft, wan catholici selben nit behielten, ihro verbleiben
mochte, darauf sie auch einige vertröstung bekommen haben mögten, un-
angesehen der Salvius gesagt, Magdeburg wer vor Brandeburg gnug,
Halberstatt aber zuviel. Als Kurbrandenburg seine Ansprüche weiterverfolgt habe,
hette man sich catholischentheilß erclärt, es solte der stifft bey lebzeiten
Seiner Fürstlichen Gnaden in statu quo verbleiben, darnach aber zwischen
beeden religionsverwandten alternativ sein
So in den ksl. Vorschlägen vom 15. März 1647 ( vgl. Meiern IV S. 118 ). Zum Alternations-
plan vgl. auch UuA IV S. 543; A. Knoch S. 137ff.
wolten, und gedächten sie ietzo den stifft gantz zu halten, daß capitulum
mit der election bey beeden hauseren Brandeburg und Lüneburg alterniren
solten. Soviell nun Brandeburg angehet, ist oben schon bedeutet, Lüneburg
praetendirt aber die satisfaction, weilen sie auff den ertz- und stiffteren Mag-
deburg und Halberstadt herren haben, welche einist bischoven zu werden
verhoffen, und damit sie solche praetension desto cräfftiger machen, haben
in Februario zu
20 Bremen] In Wartenberg / Register II dagegen Magdeburg ( nb. dort hatte die Wahl
bereits im November 1646 stattgefunden ). Der ganze Passus in Kurbayern A III etwas
anders: […] hetten sie khurtzlich einen vom hauß Brandenburg zu Magdeburg,
zu Halberstat aber einen vom hauß Lüneburg zum coadiutor erwählt.
let
In Bremen war Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg zum Koadjutor gewählt worden
( vgl. Meiern VI S. 397 ), in Halberstadt Anton Ulrich ( vgl. Meiern VI S. 402; H.
Boettcher II S. 129 ). Magdeburg besaß bereits seit November 1646 mit Ernst August einen
Koadjutor aus dem Hause Braunschweig ( vgl. Meiern IV S. 256 ).
die regenten nit verstanden.
Hierbey stündte wol zu bedencken, ob catholici Seine Fürstliche Gnaden
ohne schult et citra meritum wolten verstoßen und capitulum solcher-
gestaldt post eius vitam constringirn laßen, da eß doch anno 1624 in posses-
sione gewesen. Einmal wolte dem catholischen standt viel daran gelegen
sein, das die stiffter bey ihrer freyer wahl gelaßen, forma imperii nit mutirt
und diese stiffter (wie Verden, Magdeburg, Bremen, Halberstadt, Camin
und andere) in weltliche fürstenthumber verendert werden, so dem geist-
lichen standt und primario statui nachtheilig. So were ferners zu beobachten,
das durch solche constrictiones und mutationes die fürstlichen und graff-
lichen häuser, auch ritterschafft außgeschloßen werden, da doch libera electio
bey den Teutschen allein erhalten worden. Solte dieselbe nun ad certas
familias constringirt werden, wa wirdt dan die ritterschafft, ia auch graff-
liche und fürstliche hauser hinkommen.
Obwohl die ksl. Gesandten den Protestanten die württembergischen Klöster angeboten
haben und die Autonomie in Augsburg und an anderen Orten nach dem Stande des
Jahres 1624 gestatten wollen
Art. 9 und Art. 11 der ksl. Vorschläge vom 15. März 1647 (vgl. Meiern IV S. 121 , 123).
die unbeschränkte Freistellung. Neuerdings fordern sie auch Teile von Hildesheim
für den Prinzen von Dänemark
Nämlich das im Goslarer Vertrag 1642 von Braunschweig-Lüneburg an das Fürstbistum
Hildesheim zurückgegebene Gebiet des „großen Stiftes“ (vgl. Meiern VI S. 522; S. Pufendorf ,
Reb. Suec. XIX § 94).
In diesen landen gibt es nit stiffter genug, und wirdt man balt weiter hinauff
gegen Wurtzburg und Bamberg kommen, daß also eine gemeine sach hier
auß zu machen.
Zur hessischen Satisfaktion wie Kurtrier. Landgraf Wilhelm war früher mit einer
Entschädigung von 50 000 fl. zufrieden, der Landgräfin sind bereits 600 000 fl. ange-
boten worden . Daß sie nun auf landt und leuth gehet, betrifft alleinig die
catholische und sonderlich geistliche. Ihre Churfürstliche Durchlaucht zu
Cöllen könten und wolten darzu nicht verstehen, maßen auch die herrn
Kayserlichen, welche darzu noch ferners zu animirn. Die herren Frantzö
sische wie auch die Heßen wenden fur, wan ihnen die landten nit erblich
verbleiben solten, das sie per hypothecam müsten versichert sein, so ia in
fide publica gnugsam beschicht, und wan Heßische damit nit zufrieden,
wie werden die catholischen gesichert sein der restitution, wan die landt-
graffin ihre ländere biß zu erfolgender zahlung einbehalten solte. Diese
remonstration hetten Galli von den mediatoribus wol eingenohmmen, ob-
schon sie vermeinen, man könte der landtgravin cum assecuratione religionis
gnugsame caution geben. Wie die Heßen pflegen zu handtlen, were bey
Hirschfeldt und Seiner Fürstlichen Gnaden stiffteren bekandt, auch wie
sie den Passawischen vertrag gehalten
gen , wan man uff gelt schließen wurde, könte ihr solches auß dero quartiren
in 5 monaten erstattet werden, darzu ihro dan auch auß den landen obsides
offerirt worden, so biß auf völlige zahlung zu Caßel verbleiben solten.
Nun das werck an sich selbsten belangendt, da wißen sich die herrn gesand-
ten zu erinneren, waßmaßen Seine Fürstliche Gnaden in pleno catholicorum
concordiam et constantiam mehrmalß recommendirt; weilen aber solches
nit geschehe und man noch taglich wanckete, so könne es nit anderst zu-
gehen , und wirts keiner anderst bey sich befinden. Undt weilen die sach
einen ieden trifft, alß hetten Seine Fürstliche Gnaden sowol von wegen
Churcöllen alß fur sich selbsten zelo religionis catholicae constantiam et
concordiam nochmalß eifferig recommendirn wollen, sonderlich aber den
geistlichen, und befindete sich auch, gottlob, das meiste darauff instruirt,
damit die catholische religion nit gar extirpirt, sonder ein bestendiger
friedt erhandelt werde, so per talia media et isto modo wol nit zu erhoffen.
Die protestirende kommen täglich zusammen, gehen zu den Schwedischen,
deliberiren mit ihnen und stehen vor ein geringes stättel, sogar eines pastorn
underhalt zusammen, catholischentheilß aber, wan man gantze stiffter hin-
weggibt , schweigen aber still. Ob dieß nun salus patriae et salvatio conscien-
tiae seye, ließen sie dahingestelt sein, es heische aber: hodie mihi cras tibi.
Die protestirende werden mit der zeit so potent, das sich weder Kayser,
weder catholische gegen sie werden defendirn können, umb desto mehr
ursach hetten catholici zusammenzusetzen und constantiam zu bezeugen,
weilen es exteri improbiren, wie dan auch Galli wol intentionirt und per
omnia catholicis zu assistiren befelchet; sehen, das den Schwedischen und
protestirenden pro satisfactione mehr verwilligt, alß bona conscientia ge-
geben werden kan, gestaltsam die herren mediatores Seiner Fürstlichen
Gnaden noch gesteren referirt, waß sie bey Gallis verrichtet, sie weren nemb-
lich noch wol animirt, wan nur die herrn Kayserlichen bestendig weren
und beysammenhielten. Ihre Fürstliche Gnaden ermahneten derowegen,
man solte beßer beyeinanderstehen, sonsten wurde Got noch mehr straffen.
D’Avaux reist morgen wieder nach Osnabrück und ist bereit, den katholischen
Ständen zuvor eine Audienz zu geben. Auch die Mediatoren und die ksl. Gesandten
sollen erneut um Unterstützung ersucht werden, umb so mehr, weiln es zur haubt-
sachen gehet; undt gibt herr graff von Trautmannsdorff den rationibus zwarn
platz, er vermeldet aber hingegen: hic ulla ratione non valet. Wie nun die
protestirende mit gewalt durchtringen wolten, also hetten sich catholici cum
Gallis zu widersetzen.
Zur Zusammensetzung der Deputation wie Kurtrier.
Soviel die materii belangt, were den herren Kayserlichen zu gemuth zu
fuhren, waß fur ansehentliche assistentz Ihre Kayserliche Mayestät nit allein
von den catholischen insgemein, so wol ihr eußerst gethan, sonderen ab-
sonderlich hierundigen stiffter Münster, Paderborn, Hildesheim und anderen
gehabt. Ob nun das gratiarum actio were, daß sie nun verlohren gehen und
deme gegentheill accresciren solln, damit die protestirende die catholischen
gar außmüstern und Caesari leges praescribirn! Waß man nit halten noch
salvirn kan, were per se, Oßnabruck und Minden weren aber extra regulam
anni 1624, an Münster, Hildeßheimb und Paderborn hetten sie keine
befugnuß.
Daß consilium theologicum, so die herren Kayserlichen eingeben, alß man
de termino ad quem deliberirt , ist auf ein gewiße iahracht gestelt, deme
doch zuwider seint die herrn Kayserlichen ad perpetuitatem gangen, darbey
gleichwol beede ihre stiffter excipirt worden, so itzo nit mehr geachtet
werden will. Die instructiones, soviel sie nachricht erlangt, gingen dahin,
das zu alienirung der stiffter nitt zu verstehen, maßen von Pfaltz Newburg
communication beschehen, darfur dancksagendt, welches die herrn Kay
ßerlichen ad constantiam mögte moviren, denen auch zu repraesentirn, waß
die hingebung fur gedancken bey der posterität erwecken werde.
Die Heßische satisfaction betreffent ist vordem sowohln von den catholischen
alß protestirenden concludirt worden, daß der landtgrafin kein recompens
gebuhre , so contrariirt auch deme die generalamnistia, so sie so eyferig
begeret, referendo se ad antedicta.
Gallis remonstranda miseria catholicorum und was sie intuitu beyder cronen
zuruck mußen laßen, wie von den herren Kayßerlichen allschon bewilliget.
Sie hetten ihre waffen pro libertate imperii und einen ieden zu dem seinigen
zu verhelffen geführet, es wolte aber daß religionsexercitium vertilligt wer-
den , indeme so viell stiffter und clöster fortgehen, so ihrer mit der cron
Schweeden und den protestirenden gemachter alliantz nit gemeeß; man be-
gerte sie zwar nit darvon abwendig zu machen, sonderen daß sie in dero
terminis bieß zum frieden verbleiben und, was der religion zu nachtheill
vorgehet, abgeschaffet werde: Minden, Osnabrück und die württembergischen
Klöster sind zu restituieren; in Augsburg darf die Parität nicht eingeführt werden.
Wegen der Pfaltzischen sach und der Bergstraß, weiln dießes an sich selbst
gantz billig, vergleichen sich mit Churtrier.
Kurbayern . Er (von Haßlang) achte unnoetig sein, von unbilligkeit der
postulatorum zue reden, sondern were zu wunschen, daß, waß noch nit
begeben, conservirt könte werden, zu dem die deputation ad Gallos fur-
geschlagen worden, darmit er sich vergleiche.
Der Vortrag bei den Franzosen ist nach den Voten Kurtriers und Kurkölns einzu-
richten . Wartenberg wird gebeten, sich selbst an der Deputation zu beteiligen. Die
kurmainzischen Ansprüche auf die Bergstraße sollen unterstützt werden. Bedanckte
sich schließlich, daß man die erorderungen der Pfältzischen sach auch re-
commendirn wolte laßen, pittet solcheß angelegentlich zu vollfuhren.
Österreich. Auf die gestelte fragen gebe man ex parte deß hochloblichen
haußes Osterreich ob temporis angustias kürtzlich dieße andtwortt: Eß were
bekand, waß daß hauß Osterreich den gemeinen catholischen wesen, solang
daßelbe von zeit des ersten abfallß hat sustinirt werden mußen, zum besten
gethan unnd bedörffe keiner erweisung, daßelbig were erbietig, ein solches
bieß zu endt der weldt zu continuirn, wan es nur von den catholischen
assistentz und constantiam haben wurde, maßen von Oßnabruck wohl er-
wehnet . So wer auch bekand, waßmaßen Galli bey gegenwerttigen tractaten
durchgehentß und gleich anfangs bey dem Magdeburgischen admissions-
stritt sich heraußgelaßen und große vertröstung geben, deßwegen dan an-
sehentliche deputationes an dieselbe gethan, die rationes auch in scriptis
dem herrn nuncio ubergeben worden; so were seithero auch eine zu Oßna
bruck beschehen . Uber daß wuste man auch und were auß discursen, zeitungen
und schreiben kundbar, daß der her graff von Avaux sich seither gegen die
herren Kayßerlichen verlautten laßen, daß sie befelcht, bey den catholischen
und dem Kayser für einen man zu stehen und alles erhalten zu helfen, waß
immer moglich. Denselben Gallis weren die extrema bekand und wusten,
woher sie kommen, wie sie in reich causirt worden und zu remediiren weren.
Ob nun uber dießes alles bey ihnen mit nochmaliger deputation einzu-
kommen , wolten sie ihrestheilß indifferent sein, eß were aber kündig, daß
von denen, welche dergleichen deputationes befurderen, ein andereß inten-
tirt werde, und were ihres ermeßens viel beßer, wan man darmit nit so
liberal were, weiln man ohnedem täglich zu ihnen kommen kan und sie
vorhin genucht bericht haben.
Die materi were weitleufig, und hetten sie sich darauf nit versehen; in Oßna
bruckischen voto were sie weitleufig außgefuhret und könte pro et contra
davon geredet werden. In deme prothocollo hetten wahrgenommen, eß
were viell darahn gelegen, daß sich die herren Kayßerlichen nit praecipitirten
und den Heßen nit alleß verwilligen, wie dan ietzo darfurgehalten werden
wolle, sie weren weiter außgeschritten, so ihnen ursach gibt, solches zu
notificiren; weiln unterdem aber nit zu zweiflen, eß werden die herrn
Kayßerlichen den catholischen alles zum besten gemeint haben, so muste
man auch andere meinung von ihnen nit haben. Waß etwa zu erinderen,
könte bono modo geschehen, sie seint bieß dahero behutsamb gangen,
werdens noch thuen, iuxta illud finis coronat opus. Wegen der Wirtem-
bergischen clöster weren sie erschwungen worden, wie auch in den erb-
landen , sachen einzugehen, daran Ihre Mayestät sonsten nie gedacht, und
were zu besorgen, es werde dergleichen noch mehr erfolgen.
Mögen aber hierbey sich nit langer aufhalten, et quoad deputationem (uti
dicitur) indifferent sein. Obs nutzen bringen werde, stünde dahin, et proficiat
illis, die so eiferig darauf gehen. Circa personas vergleichen sich mit den
vorstimmenden.
Bayern-Hg. wie Kurbayern
Burgund. In deliberatione quoad deputationem ad Gallos ad petendam
illorum interpositionem in materia gravaminum pro domo Burgundica dic-
tum fuit, quod licet conveniens fuisset communicari prius omnia et singula,
quae hactenus in hac materia acta sunt et actitata; audita tamen relatione a
directorio atque illustrissimo principe Osnabrugensi facta placere, ut ad
Caesareanos atque mediatores fiat deputatio, ad Gallos vero non ita nisi
simul fiat vel utriusque coronae catholicae plenipotentiarios.
Experientiam compertam esse ex omnibus deputationibus, quotquot hactenus
ad Gallos factae sunt, nullum prorsus effectum esse subsecutum. Im Gegen-
teil haben die Protestanten ipsorummet Gallorum forte instinctu ihre Forde-
rungen erhöht; unter französischem Schutz haben sie die württembergischen Klöster
zurückgewonnen
conditionem catholicorum redditam esse omni ex parte deteriorem, Marte
et arte Gallicis catholicos a catholicis esse divisos eoque rem redactam, ut,
nisi Deus causae suae adsit, religio catholica per Germaniam manifeste
periclitetur.
Hisce malis non edoctos non debere iterum in eundem lapidem impingere,
salutem quaerendam non esse ab iis, qui nos perditos cupiunt, neque illorum
auxilia imploranda, qui discordiis et divisionibus nostris unice studeant
pacemque internam remoratam cupiunt, ut tanto facilius bello externo nos
possint opprimere. Quae dicta sunt multo magis consideranda esse circa
deputationem ratione satisfactionis Hassiacae, quam Galli tanquam propriam
promovent et illius postulandae authores sunt et adiutores; illos suis et
sociorum commodis potissimum studere eoque collimare, ut, quo plures
atque ampliores dantur satisfactiones, ipsi suum quoque, quam obtendunt,
possint adiungere.
In negotio vero Palatino mirum esse agi de interpositione Gallica praeterito
rege catholico, qui eius legitimus esse possessor
interest ac sine cuius interventu componi non potest, deinde satis constare
quam parum cordi sint Gallis res religionis catholicae in Palatinatu Inferiori
reducto adversus leges imperii Calvinismo iam dudum e provincia illa
exterminato .
Caeterum ex quo in propositione a directorio facta de mediis pacis conse-
quendae mentio erat iniecta censere domum Burgundicam non aliud con-
venientius pro catholicis medium esse quam unionem et constantiam, imi-
tandum esse ipsorumet adversariorum exemplum, qui concorditer et con-
stanter res suas agunt ac ad finem, quem desiderant, deducunt; coniunctio-
nem vero non animorum modo, sed armorum esse necessariam, abrumpen-
das esse neutralitatis, armistitii aliasque eiusmodi tractationes singulares
pacem velimus, bellum esse parandum pacemque sub clypeo tractandam.
De modis vero et mediis, quibus id fieri possit, regis catholici sententiam,
ubi desuper deliberabitur, sese propius explicaturum.
Pfalz-Neuburg (Dr. Caspari). Nach Wiederholung der Proposition: schlägt
ad 1. vor, durch Deputationen die Franzosen, die ksl. Gesandten und die Spanier
um Unterstützung der katholischen Seite zu bitten. Zur Zusammensetzung der Depu-
tation wie Kurtrier.
An seinem orth hette er zur erinderen, daß Ihre Furstliche Durchlaucht nie-
maln nichts anders begehret oder gesuchet als die conservation der reichs-
satzungen , sonderlich deß religionsfriedens, damit ein ieder bey den seynigen
verbleiben mögte, insonderheit Seine Furstliche Gnaden zue Oßnabruck bey
dero stiffteren, deßgleichen auch Straßburg wie nit weniger die reichspraelaten
bey ihren clösteren und iurisdiction, also auch beydte reichsstätt Achen und
Augspurg bey ihrem exercitio religionis und ublichen herkommen.
Ihre Furstliche Durchlaucht wustens fur Gott und im gewißen nicht zu
verandtwortten, wan die geistlichen gutter anderwerts, als sie verordnet,
verwendet werden solten; verhoffent, es werden die catholische ihro deß
gleichen in dero landten, wie den Sultzbachischen ämbteren, gern gönnen,
darinnen sie alß landtsfurst post terminum 1624 reformirt, weiln sie regulam
cuius est regio, eius quoque est de religione dispositio, sententias et rescripta
Caesarea vor sich haben . Und wurde Seiner Fürstlichen Durchlaucht wie
auch sambtlichen catholischen disreputirlich sein, wan einer unter ihnen
von den Augspurgischen confessionsverwandten solte bestritten und nicht
manutenirt werden, deßen sich die protestirende zu ihrem vortheill bedienen
wurden. Und were nicht wenig zu verwunderen, daß die protestirende
setzen dörfen, die religion solle restituirt werden, dan wan sie also auffge-
zogen kommen, welcher uncatholische würde sich convertirn!
Insbesondre wird dem Vorschlag der ksl. Gesandten widersprochen, daß allen zum
Sulzbacher Hof gehörenden Personen das exercitium religionis freistehen soll
So nach Art. 14 der ksl. Vorschläge vom 15. März 1647 ( vgl. Meiern IV S. 125 ).
Ad 4., die Bergstraß betreffendt, ließe sichs nicht zuwieder sein und gönne
Churmaintz gar woll, das sie dießelben behalten; fiat proinde mentio per
dominos deputatos.
Ad 5. thette sich auf die in dem am 16. und 28. huius abgelegten voto
eingewendte protestation bezihen
Bei den genannten Sitzungen des Fürstenrates in Osnabrück protestierte Pfalz-Neuburg gegen
die geplante Regelung der pfälzischen Frage, durch die die Rechte der Rudolfinischen Linie der
Wittelsbacher verletzt wurden (vgl. Meiern IV S. 373 f., 393f.).
Osnabrück wie Churcöllen
Baden-Baden wie Cöllen und Oßnabruck
Deutschmeister. Hette vernommen, was vorgetragen worden, darinnen
praesupponirt, man hette davon bericht gehabt, deßen er sich nit beruhmen
könte; hette zwar mit muhe einige nachricht erlangt, es were aber zu
beclagen, daß auß dießer wichtigen und gemeiner sachen mit den ständten
nicht communiciret würde
dem Colnischen voto zimbliche information erlanget uber dasienige, so zu
Oßnabruck tractirt worden, und wolte demnach ad quaestiones kommen.
Und erstlich zwar, ob an die herren Frantzoßischen zu deputirn, hielte
darfur, nachdeme dießes von den herrn Kayßerlichen zu Oßnabruck vor-
geschlagen worden, daß es nicht außer acht zu laßen. Quoad materialia ist
alles von Oßnabruck in voto Coloniensi wol erinnert worden, daß der
Bergstraßen, unbilligkeit der Heßischen praetension, der stätt Achen und
Augspurg wie auch der Wirtembergischen clöster gedacht werde, recom-
mendirte deß Teutschen ordens interesse bey der kirchen zu Nürenberg
wie imgleichen die Straßburgischen strittigkeiten mit den uncatholischen,
gestalten auch wegen dasiger häusser, so were wenigers nit Oßnabruck und
Mindten aufs trefflichst zu recommendirn.
Sonsten were die oft- und vielmahls beschloßen unio et constantia woll zu
wuntschen, aber nit zu hoffen, und wird derienige, so daran ursach, es gegen
Gott zu verantwortten haben.
Ob nun auch die deputation an die herren mediatores fortzusetzen, solche
hielte er vor billig, damit sie den catholischen weeßen auch assistirn. Ob aber
bey denselben anzuregen, daß die herren Kayßerlichen zu weit gangen, da
stündte er seinestheils nicht wenig ahn, obs dienlich, daß man sie dergestalt
beschuldigen solte; were daruber nicht informirt. Die personen belangent
conformirt sich mit Trier, daß die vorige zu ersuchen, wie er sie dan requi-
rirt , dergestalt, daß Ihre Fürstliche Gnaden zu Oßnabruck der deputation
auch wolten beywohnen.
Die Pfaltzische sach konte den herren Frantzoßischen iuxta conclusum auch
recommendirt werden, sonderlich weill sie darzu inclinirten.
daß dem in reich hergebrachten modo et methodo gemeeß, bevorab in so
wichtigen, soviell geistliche gutter betreffenden sachen mit der sambtlichen
catholischen wißen, belieben und einrathung dato were gehandlet und ver-
fahren worden, gestalten dan hiebevor auß gehabten specialbefelch der
vorschlag beschehen, daß den herren Kayßerlichen etliche deputati von den
catholischen zu dießer handlung zu adiungiren. Weiln aber solcher vor-
schlag keine belieb- oder effectuirung gefunden und dan Ihre Fürstliche
Gnaden zu Bamberg außer des mithabenden allgemeinen catholischen inter-
esse bey dießen puncto nicht so sehr specialiter interessirt, haben, was zu
änderen in ihren machten nit geweßen, billich dahingestellet sein laßen
mußen; wuntschen und desiderirn mehrers nicht, als das der sambtlichen
und eines ieden catholischen ständts interesse unverletzt erhalten und zu
dem endt alle ersprießliche expedientia ergriffen. Bei den jetzt vorgeschlagenen
Deputationen sollen alle Einzelerinnerungen berücksichtigt werden.
Daß aber in etlichen votis erwehnung beschehen, die deputation an die
herren Frantzösischen werde entweder keinen oder schlechten effect haben,
erinnert man sich, zu Oßnabruck der deputation zum conte d’Avaux bey-
gewohnet zu haben , welcher uf des catholischen sambtlichen interesse
beschehener recommendation hinwiderumb antworttete, tacentibus catho-
licis coronae et sibi catholicorum interesse curae et cordi fuisse; warbey
von ihme auch dießer vorschlag beschehen, daß die Kayßerliche und
catholische sich in puncto gravaminum religionis, was sie aigentlich und
endtlich thun wollen, eines gewißen schluß vergleichen, folgents denselben
und, daß man a parte catholicorum semel pro semper salva conscientia et
religione weiters nicht gehen könte, den Schwedischen und protestirenden
wie auch den herren Frantzösischen plenipotentiariis bedeuten solte. Frank-
reich würde dann die katholischen Stände in allen Punkten, besonders bei der Erhal-
tung der Bistümer, unterstützen. Auf die weitere Frage, ob Frankreich Realassistenz
leisten würde, wenn die Protestanten nicht nachgeben und den Krieg fortsetzen wollten,
habe d’Avaux nochmals auf eine endgültige Erklärung der Katholiken gedrängt und
gesagt, da es ad extrema et continuationem belli kommen solte, were inner-
halb wenig tagen von Pariß die resolution einzuzihen. Dieße des herrn
conte d’Avaux resolution ist des herrn graffens Trautmannsdorffs excellenz
damaln von den catholischen deputatis referiret und von ihro hinwider
geanttwortet worden, wolten mit ihren herren collegis auß den sachen
reden, das ultimatum in puncto gravaminum ufsetzen, den chür- wie auch
fürstlichen catholischen gesandten communiciren
hen , davon hette keine nachrichtt.
Kurmainz kann zu Recht die Rückgabe der Bergstraße fordern; denn dieses Gebiet
gehört den Pfalzgrafen nicht erblich, sondern es ist ihnen 1462 von Dietrich von
Isenburg für die Unterstützung gegen Adolf von Nassau im Streit um das Erzstift
verpfändet
Die erhaltung des catholischen exercitii in der Unterpfaltz ist nicht wenigers
billig: als der abgelebt konig in Schweeden pfaltzgraffen Friederichen resti-
tuiret , hette derselbe versprechen mußen, der Luterischen religion einfuh-
rung in der Unterpfaltz zu verstatten, also wurden die Frantzoßen nicht
nachgeben, daß die catholische religion, so bereits introducirt, hinwider
außgeschaffet werden solte .
Wegen der hessischen Satisfaktion wie Kurköln; wegen der Restitution der Elisabeth-
Kapelle in Nürnberg wie Deutschmeister. Dieses Gotteshaus hat die Stadt bereits
zu Zeiten des Schwäbischen Bundes dem Deutschen Orden überlassen müssen, sie
kann jetzt nicht die geringsten Rechte daran geltend machen. Außerdem ist dort
durch einen nach dem Prager Frieden zwischen Stadt und Orden geschlossenen Vertrag
das katholische exercitium publicum zugelassen worden
Vgl. dazu das ausführliche Memorial des nürnbergischen Gesandten Ölhafen ( Meiern IV
S. 187f. ), wo diese Darstellung bestritten und die Einführung des katholischen Exercitium
religionis auf das Restitutionsedikt zurückgeführt wird.
Zur Zusammensetzung der Deputation wie die Vorstimmenden.
Letzlichen seye freulich wohl zu wuntschen, daß alle catholische in Europa
coniunctis animis et armis des catholischen interesse sich annehmen theten,
bevorab beyde mechtigste cronen Franckreich und Spanien vermittels deren
vorgehender pacification, weiln der ständt im reich zustandt undt vermogen
leider mehr als zuviel bekant und der uncatholischen ubermuth so groß ist,
daß sie der Frantzöschen hilfleistung den catholischen, daran gleichwoll
sehr zu zweiflen, derentwegen nit hoch estimiren, weiln sie darvorhalten,
wan Franckreich mit Spanien nicht vorhero reconciliiret, die meiste vires
nicht bey den uncatholischen, sondern wider Spanien emploiiren dorften.
Worms. Ist mit den Deputationen an die Franzosen, die ksl. Gesandten und die
Mediatoren einverstanden. Im übrigen durchgehend wie die Vorstimmenden; bittet
um Berücksichtigung der kurmainzischen Interessen an der Bergstraße.
Eichstätt wie Kurköln
Speyer wie Churtrier
Straßburg wie Teutschmeister
dominos mediatores, Caesareos et Hispanos fortgesetzet werde. Wegen der
ingredientien were pro 2 do im Cölnischen voto schon gnugsambe erwehnung
beschehen, dabeynebens aber sonderlich zu remonstrirn, wie weit catholische
albereits gangen, daß Franckreich pro 2 do causam religionis in den alliancen
außgenommen, 3. daß auffnehmen der uncatholischen und die vermehrung
ihrer religion der crön Franckreich schadtlich fallen mögte, sintemaln, wan
sie im reich meister, auch auf diese crön ihre verderbliche intentiones
extendiren dorften.
Zur Zusammensetzung der Deputation wie die Vorstimmenden, Wartenberg sollte
jedoch auch beteiligt werden. Es wird um Berücksichtigung der Partikularinteressen
gebeten.
Sonsten wuste aigentlich nicht, was in den gravaminibus vorgangen. Was
im Septembri anno 1646 vor eine resolution den herren Kayserlichen extra-
dirt , dißer hett sich wohl zu erinneren, seinestheils bezihete er sich darauff;
warauß zu ersehen, ob Caesarei davon abgewichen. Es scheinte aber, das
seithero daß werck gantz geendert worden, wiewohl es nur vorschläg zum
frieden weren und die catholische nicht bindeten. Dieses wehre fast be-
frembdtlich , das in etlichen monaten a catholicis nichts ratione gravaminum
deliberiret, hingegen acatholici fast täglich consultiren, dießeits bleibe alleß
erliggen, unangesehen es das zeitliche und ewige betrifft.
Vernehme, daß dem stifft und statt Augsburg alles vergeben, waß sie per
res transactas et iudicatas erhalten
Art. 11 der ksl. Vorschläge vom 15. März 1647 schrieb für die Stadt Augsburg die Parität
nach dem Stande des Jahres 1624 vor und beseitigte somit die Herrschaft des katholischen Magistrats
(vgl. Meiern IV S. 123 ).
rechtmäßige sach ihro anbefohlen sein zu laßen. Einmal Caesareos sine con-
sensu tractasse, Gallicos plenipotentiarios inculpare liberalitatem Caesarea-
norum , dahero zu sehen, wie solche zu restringiren, alias inutilem ipsorum
assistentiam fore. Kein theologus könte guthaischen, was bereits bewilli-
get , res transactas et iudicatas cassari, ohnangesehen deren erhaltung so offt
resolvirt; sie giengen alle viel weiter hinauß, und stündte es ietzo an deme,
ob es bey dem letztern verbleiben mögte.
Wegen der stiffter Oßnabruck und Minden, Heßen Caßelischen satisfaction,
constantiae, unionis, deputationis vergleichet sich mit den Churcölnischen
und Trierischen votis. Soviel die Bergstraß betrifft, quod constantiam attinet,
wie Burgundt, de reliquo auf die vielmahls eingewendte protestation mit
begern, solches abereins ad prothocollum zu nehmen. Sein meinung were
gleichwol nit, einigen standt daß geringste zu entziehen, sonderen contra-
dicirte es per expressum.
Die saecularisation der stiffter improbirten sogar die uncatholischen scri-
benten selbsten, dato habe es die erfahrung abgeben, ie mehr von den geist-
lichen gütern abandoniret, ie großer die straff Gottes und schwerer der
friedt gefallen, Caesareis quidem gratiae agendae, daß sie ihr möglichst
thäten, dahingegen aber zu betauren autonomiam internis hereditariis, item
in perpetuum actionum suspensionem concessam.
In Pfaltz Newburgischem voto seye erwehnung beschehen, alß wan ichts
zu deren nachtheil bewilliget, daruber were niemalen deliberiret, wenigers
consultiret worden.
Repetit ratione Kembten dieß votum.
Hildesheim wie Churcöllen
Paderborn, Regensburg item
Passau wie Teutschmeister
wirdt, sich zu conformiren, vergleicht sich dahero mit dem furstlich Oßna
bruckischen voto durchgehendt, insonderheit auch, das Ihrer Fürstlichen
Durchlaucht Pfaltz Newburg, Straßburg, praelatische, Augsburgische und
Aachische postulata in acht zu nehmen.
Brixen. Repetit votum Tridentinum.
Münster, Lüttich wie Cöllen
Halberstadt wie Teutschmeister
Verdun. Sentire se deputationem ad Caesareos et mediatores bonam, ad
Gallos vero inutilem esse, cum sine illorum ope et auxilio protestantes nihil
petant, ii vero intercessores sint inutiles, qui ipsi interesse praetendunt;
deinde per eiusmodi deputationem Gallis propriarum virium diffidentiam
propalari, propterea aliud se non videre medium quam concordiam. Dolen-
dum autem esse, quod dissensionibus unus alterum destruat. Quodsi iam
unio conclusa fuerit, facturum ratione serenissimi ducis declarationem ulte-
riorem , et, cum ex praecedentibus votis colligat, quod proposita deputatio
per maiora approbata, censet similem ad Hispanos faciendam et omnium
ipsis interesse recommendandum, unionem autem et constantiam catholi-
corum omnium optimum futurum remedium.
Chur wie Cöllen
Fulda. Dankt den Ständen für ihr Eintreten gegen die hessischen Satisfaktions-
forderungen und bittet um weitere Unterstützung, auch in der Frage der Freistellung
der Untertanen.
Es haben zwar hiebevor etliche protestirende sich dahin bewerffen wollen, daß
weilen die autonomia in Franckreich verstattet worden, das von den catho-
lischen solche gleichfalß salva conscientia bewilligt werden könte, welcher-
gestalt aber die autonomia in Franckreich bewilligt, seye ex historia be-
kandt ; es hetten die Hugenotten alle in bello civili eingezogene kirchen und
clöster restituiren müßen, so wurde ihnen auch kein exercitium gestattet,
wo sedes episcopales begriffen. Wan die Lutheraner alle in Teutschlandt
eingezogene bischthumb und clöster zu restituirn sich erclären, wirdt man
sich sodan ratione autonomiae concedendae auch resolviren können.
Im ubrigen were das fürstlich Oßnabruckische, Pfaltz Newburgische und
andere particular interesse bey den deputationibus zu recommendiren.
Kempten wie Augsburg
Murbach, Lüders, Johanniterorden wie Teutschmeister
Ellwangen wie Oßnabruck und Cöllen
Weißenburg, Prüm wie Trier
Berchtesgaden, Stablo wie Collen
Corvey. Conformirte sich mit dem Teutschmeisterischen voto, höchlich
clagendt, das er von deme, so gehandtlet worden, kein andere wißenschafft
alß etwas clanculum erlanget; fiele denen, de quorum corio agitur, sehr
beschwerlich, hette seinestheilß auch nit gewust, de qua materia ietzundt
man handtlen würde, weilen aber die sach wichtig, so wolte er sich alle
notturfft vorbehalten haben.
Nun auff die quaestiones zu kommen, resolvirt sich ad primum affirmative,
könte die vorgeschlagene deputation nit improbiren, sonderen sehe vor gut
ahn, das solche auch an die herren Spanische fortgesetzt werde, damit eß
das ansehen nit gewinne, alß wolte man sie gar despectiren, da man doch
die Holländer inaudito prorsus exemplo visitirt, und wan sie schon nit
mögten helffen können, so erforderte es doch decentia. Per quos ad maiora,
scilicet per anteriores deputatos.
Der Vortrag der Deputierten sollte zuvor schriftlich verfaßt werden, um zu ver-
meiden , daß einzelne Punkte vergessen werden. Hierbei wird an die Klöster in Bremen
wie nicht weniger deren geistlichen im Cölnischen und Bergischen, von
deren legato er in deßen abreiß substituirt worden , erinnert.
Dahin were auch zu sehen, damit die herren mediatores nicht etwan ver-
meinen , man hette catholischentheils alles bewilliget, da sie doch darüber
nicht gehoret und es auch contradicirt. In specie die Wirtembergischen
clöster anlangent, bedanckte sich gegen die, so deren gedacht, und wolte
nicht verhoffen, das andere, so davon still geschwiegen, nicht instruirt sein
solten. Auß dieser deputation were gute frucht zu hoffen, dan alß er bey
dem conte d’Avaux gewesen, umb die clöster in particulari zu recommen-
diren , hette er sich vernehmen laßen, sie hetten daruber vom cardinal
Mazarini schreiben bekommen; alß er aber in ihnen getrungen, ob sie den
catholischen würckliche assistentz leisten wolten: wan Caesarei et catholici
sich beständig erzeigten, daß es sicher were, widrigens aber müsten sie es
fahren laßen. Solten nun diese clöster von iederman, auch von Franckreich
verlaßen werden, müsten sie es Gott allein clagen und ahn ihnen ihr appella-
tion richten, der eß zu seiner zeit wol gedencken wurde, repetendo ea, quo
ante hac fusius dixit. Der Bergstraßen sambt andern interessatis wie auch
Pfaltz Newburg könne und solle kein praeiuditz zugezogen werden.
Schwäbische Grafen wie Augsburg
Köln ( Stadt ) . Ad 1., 2. und 3. wie die Vorstimmenden.
Und kommet einem ersamen rhath sehr beschwerlich fur, das die protesti-
rende , aller remonstration unerachtet, ie länger ie härter bey der autonomia
beharren, welches auch viell höhere chur-, fürsten und ständt, sonderlich
statt Cöllen und Aach betreffen thut. Diß ist ein werck, daran salus status
catholici beruhet, welches die löblichen vorfahren tanquam substantiam
religionis iederzeit verfechtet, und weilen die statt Cölln einem ieden daß
seine wol gönnet, so wurdt zum höchsten gebetten, dieses auch bey der
deputation zu recommendirn.
Aachen. Durchgehend wie Köln (Stadt). Aachen kann den Termin 1624 annehmen.
Augsburg ( Stadt ). Referire sich ad votum Augustanum und befinde die
deputation umb so viel mehr nötig, weil er von den herrn Kayserlichen zu
den Frantzosen gewiesen worden; und hette er bey dieser ordinari schreiben
bekommen, falß die protestirende ihre intentiones durchtringen solten, das
viel 1000 seelen zu scheiteren gehen wurden. Biß daher were ihm keine
instruction zukommen, in die Kayserlichen vorschläg zu willigen, hoffe
hingegen, es werden die herren Kayserlichen die statt zu gravirn nit ge-
meint sein; wurde sonsten den catholischen sehr wehe thun, das sie ihre
rathstellen den uncatholischen solten abtretten, diese aber hingegen froh-
locken . Sie verblieben bey kayser Carls wahlordtnung und waß davon depen-
dirt , wie ad longum abgelesen wirdt.
Kurmainz . Sie hetten vernommen, wahin die vota auf die 3 von ihnen
vorgestelte fragen außgeschlagen, und weilen die zeit verlauffen, wolten sie
solche kürtzlich recapituliren, und darauff gleich schließen.
Ad 1 um giengen alle außerhalb Burgundt und Verdün unanimiter dahin, daß
die deputation nit allein ad Gallos, sonderen auch Caesareos et mediatores
fortzusetzen
aber pro 3 tio ex voto Coloniensi zu ziehen weren, und das deren von ein-
und andern begerten recommendationen auch zu gedencken.
Ihrestheilß, ob sie wol (die warheit zu bekennen) nicht wenig anstündten,
ob die deputation sehr nutzlich sein wurde, weilen doch alle vorstimmende
darauff gehen, so laßens dahingestelt sein, ut proxime fiat.
Sie findeten die vota auch dahin gerichtet, daß dergleichen deputation zu
Oßnabruck anzuordtnen, weilen der conte d’Avaux hinuberverreiset , daß
aber derentwegen ein gesamptes schreiben an dahige legatos abzufertigen,
achteten unnötig und gnugsamb zu sein, wan namens aller ständt sie es an
die Churmaintzische räth gelangen ließen, gestalt ein solches den ubrigen
vor- und anzubringen. Dafern nun, maßen in votis erwehnet, gewiß, daß
die herren Frantzösischen von der cron befelchet, den catholischen in
ihren anliggen zu assistiren, so hoffeten sie, die deputation ohne frucht
nit abgehen wurde, ob sie sich aber des catholischen wesens halben mit
den Schweden und protestirenden abwerffen werden, stünden sie starck an,
zumalen nit unbekandt, weßen sie sich gegen die protestirende erclärt und
wie hoch sie denselben obligirt, dahero zu besorgen, sie mögten sich
wegen eines und anderen closters unnd puncten mit ihnen nit abwerffen;
doch wurde es die zeit schon geben.
In votis were auch vorkommen, das nichts beßers alß unio animorum et
constantia, nun were dieses zum drittmalen vorbracht worden, alß man
gesehen, daß die protestirende auff ihrer ersten resolution bestandten, ob
man nemblichen catholischentheilß ihnen nachgeben oder eine resolution,
sich zu manutenirn, faßen solle, derzeit were auch kein beßer mittel von Ihrer
Fürstlichen Gnaden erachtet und vorgeschlagen worden alß unitas et con-
stantia . Wan solche aber nur in worten bestehet und nicht (maßen von
Burgundt erinnert) andere mittel darzu geschafft werden, gestalten die
catholischen bey den noch habenden stifft- und geistlichen guetern zu
manutenirn, so wirt wol alles umbsonst sein. Were großer underschiedt
zwischen den catholischen und protestirenden, daß diese zusammenlieffen
und ihre sachen denen cronen recommendirten, solches machten die victo-
riose waffen, und wißen alle assistentz; das aber catholici den Schweden
unnd Frantzosen ihr anligen recommendiren solten, da hetten sie nur feindt
vor sich. Die Schwedischen gehen uff der catholischen undertrucken und
assistiren ihnen darzu die Frantzosen, daß es den catholischen also an cräfften
und assistentz ermanglet. Man redet zwar viel von der zusammensetzung,
wan es aber in die proposition kombt, dan ist es zu frühzeitig unnd will
keiner darauf stimmen, damit es nit etwan vor die cron komme. Dieses
sagten sie darumben, daß die unio rechtschaffen unnd nicht blößlich mit
worten, sondern in dem werck selbst erwiesen werde.
So were die deputation etlicher votis nach nit allein ad Gallos, sondern auch
ad Hispanos zu thun. Nun laßen sie sich diesen vorschlag nit zuwider sein,
sintemalen bekandt, waß fur ansehentliche officia diese cron dem catholischen
gemeinen weesen geleistet und wenigers nit alß frembte, so catholicos
befeindten, honorirt werden solten, aldieweilen aber hingegen auch kündig,
waß fur ein schwerer praecedentzstreit sich zwischen beeden cronen Spanien
und Franckreich enthaltet, und dan auch wißig, waß es damit fur beschaffen-
heit hat, alß hielten sie dafur, es könte ob morae periculum die deputation
ehist bey den Frantzösischen und hernacher einßmalß bey den Spanischen
zu werck gerichtet und also dan auch wegen der Underpfaltz und der
religion darin mit ihnen conferirt werden, darvon hernegst ein mehrers.
Da aber noch einer oder der ander, daß es nit geschehn solte, bedenckens
truge, wolten sie es gern vernehmen.
Die Partikularinteressen der einzelnen Stände sollen berücksichtigt werden; Kurmainz
bedankt sich für das Erbieten der Stände, für die Rückgabe der Bergstraße einzutreten.