Acta Pacis Westphalicae III A 4,1 : Die Beratungen der katholischen Stände, 1. Teil: 1645 - 1647 / Fritz Wolff unter Mitwirkung von Hildburg Schmidt-von Essen
68. Plenarkonferenz der katholischen Stände Münster 1646 November 23
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Münster 1646 November 23
Köln ( Stadt ) A I p. 1079–1130 = Druckvorlage; damit identisch Bamberg A I fol. 497–522’,
Bamberg B fol. 377, Konstanz , Kurmainz B. Vgl. ferner Kurbayern A III fol. 280–300’,
Kurbayern B I fol. 322–329’ (Rapular) ; Österreich A II WFr XXXVI fol. 60–72;
Österreich B I p. 1327–1352, Ba I und Bb II; Pfalz-Neuburg III fol. 251–253;
Wartenberg / Augsburg III fol. 360’–370 ( damit identisch Wartenberg / Register II fol.
356’–372’ und IIa ).
Fortsetzung der Beratung vom Vortage. Neue Verhandlungsvollmacht für die kaiserlichen Gesandten.
Anerkennung der kaiserlichen Vermittlungsvorschläge vom 12. Juli 1646.
[Im Kurfürstenratszimmer des Bischofshofs]. Vertreten: Aachen, Augsburg, Augsburg (Stadt),
Baden-Baden, Bamberg, Basel, Bayern-Hg., Berchtesgaden, Besançon, Besançon (Stadt), Brixen,
Burgund, Chur, Corvey, Deutschmeister, Eichstätt, Ellwangen, Freising, Fulda, Halberstadt,
Hersfeld, Hildesheim, Johanniterorden, Kempten, Köln (Stadt), Konstanz, Kurbayern, Kurköln,
Kurmainz, Kurtrier, Leuchtenberg, Lüders, Lüttich, Minden, Münster, Murbach, Österreich,
Osnabrück, Paderborn, Passau, Pfalz-Neuburg, Prälaten, Prüm, Regensburg, Salzburg, Schwä
bische Grafen, Speyer, Stablo, Straßburg, Trient, Verden, Verdun, Weißenburg, Worms, Würz
burg .
Kurmainz. Bittet die Gesandten, sich zu den am Vortage in Proposition gestellten
Fragen zu äußern.
Kurtrier. Nach Wiederholung der Proposition: Soviell nun die bey der con-
ferentz furgangene handtlung betrifft, ist unnöettig, viel davon zu reden,
zumaln auß dem prothocoll gnugsamb erscheint, daß man sich in keinen
puncten als nur den termino a quo und zwar mit solchen restrictionibus
vergleichen können, welche den terminum allerdings unnutz machen, in-
deme die protestirende die antegravatos excipiren, welches die catholischen
nit eingehen wollen.
Kurtzlich aber auf die gestelte fragen zu andtwortten, ist bekandt, waß
maßen die protestirende sich eintzig anhero begeben, umb die tractaten zu
reassumiren, wie auch die conferentz darauf angefangen wordten, dahero
sie an ihrem ortt nit sehen, wie man dieselbe ohne verweiß und unglimpf
aufsagen und die tractaten an die heren Keyßerlichen remittirn könne.
Vorß ander weiß man auß den Keyßerlichen vorschlägen, das die res iudi-
catae nach dem iahr 1624 allerdings aufgehoben und denen, so dardurch
einig ius quaesitum erlanget, solcheß benommen, dahero darfurzuhalten, daß
die begebung in hoc passu bey den heren Keyßerlichen nit zu erhalten sein
werdte; were also die conferentz zwischen den ständten sonderlich wegen
der rerum iudicatarum zu continuirn. 3. ist der punctus autonomiae annoch
bevor, welcher weiln noch nit beruhrt, were von den protestirenden zu
vernehmen, wie sie darin gesinnet und ob sie nit darvon abzubringen sein
mögten.
Zu solcher fortsetzung der conferentz halten nöttig zu sein zu resolvirn,
waß den herrn deputirten vor eine instruction zu geben, ob nemblich in
dem catholischen bedencken praecise zu bleiben, oder auf die Keyßerlichen
vorschläg zu gehen. Dieselbe stehen auf 2 hauptpuncten, nemblich den
geistlichen vorbehalt und daß den protestirenden ihr begehren wegen der
freystellung benommen werdte, und weiln darauf die catholische religion
begründet, so wern selbige vorschläg zu acceptirn, zumaln die uncatholischen
dardurch von andern stifftern abgehalten werdten.
Die ubrige puncten betreffen meistens dieienige, welche die protestirende
innenhaben und kein mittell zuer handt, solche zu recuperiren, so nit meri-
tiren , uberiges alles in gefahr zu setzen. In diesen Punkten soll man die ksl.
Vorschläge akzeptieren.
Im übrigen ist nicht daran zu zweifeln, daß bei Fortsetzung des Krieges die katholische
Sache im Reich nur verschlechtert werden kann. Were derowegen ex duobus
malis minus eligendum und angelegentlich dahin zu trachten, damit daß
uberige noch im ruhigem besitz habente möge conservirt werden. Und daß,
soviell die erste frag betrifft.
Vorß andere und die uberlaßung der tractaten den herrn Keyßerlichen
belangent, seint sie der unvergreiflichen meinung, nachdem die protesti-
rende sowohl hier als zu Oßnabruck sich vernehmen laßen, sie mögen wohl
leydten, daß zwischen den stendten in puncto gravaminum religionis mit
schen die herrn Keyßerlichen und vor die herrn protestirende die Schwe-
dischen solches zu werck stellen und hinc inde communiciren, was furge-
nohmmen wirdt, und were (wie gemelt) den herrn Keyßerlichen zu bedeuten,
wie daß man an seiten der catholischen daß conclusum auf ihre vorschläg
gefast.
Kurköln. Anreichent die frag, ob die angefangene conferentz fortzusetzen
oder nit, hielten darfur, weiln der effectus gibt, daß mit der conferentz nichts
außzurichten und nur zu mehrerer verbitterung ursach gibt, daß der modus,
den herrn Keyßerlichen zu ferner maturirung die handtlung heimbzugeben,
der beste.
Ob nun deren compositionsmittell auch zu approbiren, mögten sie wunt-
schen , eß könnte der catholischen religion zum besten ein mehrerß erhalten
werden, weiln es aber daran, daß man sich resolviren muiß, ob man solche
mittell annehmen oder die tractaten abrumpirn und noch weiter in den
blütigen krieg stehen wolle, und man dann weiß, daß Ihre Keyßerliche
Mayestät und noch ihro dieienige, so die waffen fuhren, erkennen, daß der
kriegslast nit langer zu tragen, und der fried auf alle mögliche weeg zu
befurtern, allerhöchst ermelter Keyßerlicher Mayestät auch die necessität,
darvon maaß und ziel genommen werden müß, am besten bekandt, sie
auch deren die theologos wohl werden haben informiren laßen, alß weren
Ihre Churfurstliche Durchlaucht sich deme, waß zu änderen und zu beßern
in ihrer macht nit bestehet, zu widersetzen nit intentionirt.
Jedoch sollen die rechtmäßig ergangenen Urteile und die bestehenden Verträge nicht
aufgehoben werden, sondern nach den Bestimmungen des Prager Friedens in Kraft
bleiben . Ferner soll das Stift Straßburg ausdrücklich den Katholiken vorbehalten
bleiben .
Letzlich gehet ihnen dießes zu gemuth, daß den catholischen große be-
schwerden zugezogen worden, indeme die herrn Keyßerlichen ohne die
ständt, welche interessirt, sich so weit hieraußgelaßen, und damit der-
gleichen inskunfftig vermitten bleibe, weren die herrn Keyßerliche zu
ersuchen, sie wollen sich gegen die protestirende nit uber ihre vorschläg vom
12. Iulii erclären, weiln man sich ex parte catholicorum nit weiter einlaßen
kan; solte aber von den protestirenden ein oder ander punct auf die pan
gebracht werden, den wollen sie den catholischen communiciren und ihrer
ungehört nichts nachtheiligeß einraumen.
Waß Ihrer Furstlichen Gnaden zu Oßnabruck stifter angehet, ist unnötig
absönderlich zu erinderen.
Kurbayern. […] Ihrestheils hielten sie darfur, daß catholici den Keyßer
lichen vorschlägen pure zu inhaeriren hetten und dieselbe pro norma et
regula zu halten, welches gleichwohl den protestirenden nit zu eröfnen,
besonderen die herrn Keyßerlichen bestermaßen zu ersuchen, sie wollen
res iudicatas et transactas möglichst salviren und zumalen nit cassiren laßen,
und damit nach den verwilligten 100 iahren den catholischen zween weegen,
amicabilis compositionis et iuris, offen gelaeßen und man sich nit erst elapso
saeculo de norma legis et iudice zu vergleichen habe,
Keyßerlicher Mayestät und dero cammergericht die iudicatur außzubehalten.
Solten die protestirende aber in gedachten vorschlägen obscuritaten finden
oder dubia haben, dieselbe weren anzuhören und mit den catholischen zu
resolviren.
den Protestanten erklären, daß ihnen mit diesen Vorschlägen so viel eingeräumt würde,
wie sie früher selbst nie zu fordern gewagt hätten. Pro 2. were denselben wohl
zu imprimiren, man getrauete catholischentheilß ein mehrerß nit einzu-
raumen , weiln der untergang ihrer religion darauf bestehet; 3. die herrn
catholischen chur- und fursten, auch ständt begerten nit auf den extremis zu
bestehen, sonderen hetten die von ihnen (den Keyßerlichen) furgeschlagene
compositionsmittell approbirt, gantzlicher höfnung, sie (die Augspurgischen
confessionsverwandte ständt) wurden wegen etlich weniger wiedrigen daß
hochheilsame negocium pacis nit zu stecken gemeint sein. Pro 4. were die
communication beyzusetzen, wan die protestirende dißen rationibus nit
beyfall geben wollen, daß die catholischen nit weiter gehen werden noch die
cron Franckreich ein mehrers verstatten, allermaßen sie von dero pleni-
potentiariis per discursum vernommen
die protestirende hierauf nit einlaßen wolten, wurden die catholischen ihre
oblata revociren, wie auch die Keyßerlichen vorschläg, und, wan kein
andereß medium obhanden, daß werck in Gott und der zeit befehlen, darauß
gleichwohl die cronen ihren vortheill ersehen wurden, daß reich mehr und
mehr zu subiugirn.
Schließen also, daß die heren Keyßerlichen zu ersuchen, sie wolten nicht
allein mit dem Schweedischen plenipotentiario Salvio diese materi vor die
handt nehmen, sonderen auch den herrn Venetum und die Frantzößischen
emploiirn, daß sie coniunctim et separatim den Schweedischen die unbülig
keit der protestirenden postulatorum und hingegen der catholischen gäntz
billigste oblationes vortragen wollen, damit die protestirende den Keyßer
lichen vorschlägen acquiesciren, darzu erbietet sich die cron Franckreich und
der herr Venetus, so stehen auch die Schweedische so starck nicht darauf,
sonderen, wan sie eine richtigkeit in ihrer satisfaction erlanget, werden sie
verhoffentlich gute officia praestirn. Es verlautet auch, daß die protestirende
selbst auf diese maniere incliniren, iedoch mit wißen und willen der ständt
Am 22. und 23. November 1646 hatten die evangelischen Stände in Münster beschlossen, die
Verhandlungsführung den ksl. und schwedischen Gesandten zu überlassen (vgl. Meiern III S. 415f. ,
423). Am 23. November wurden die ksl. Gesandten ersucht, diese Aufgabe zu übernehmen
(vgl. Diarium Volmar S. 372).
res iudicatas et transactas zu ubergeben. Kurköln ist hierbei als Metropolitan
wegen der Religionsverhältnisse in Jülich und Cleve interessiert
Die Ausübung der Metropolitangewalt in den jülich-bergischen Ländern, die bis dahin unter
einem kaum beschränkten landesherrlichen Kirchenregiment gestanden hatten, war 1621 in dem
Provisionalvergleich zwischen Ferdinand von Köln und Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg
geregelt worden (vgl. A. Franzen , Wiederaufbau S. 331; Text: Scotti I Nr. 206; über die
Restitution katholischer Kirchen und die Zulassung von Orden an einzelnen Orten vgl. W. Fabri -
cius V 1 passim).
Salzburg. Agunt similiter gratias, bevorab daß sich die herrn deputirte
ihre gerechtsamb gegen den ertzstift Magdeburg so eiferig haben angelegen
sein laßen. Soviel aber ubriges betrift, dieweilen uber allen angewendten
fleiß und vorgebildte rationes die protestirende sich nicht näher zum zweckh
legen wollen, dahero zu besorgen, es werde die conferentz schwehrlich
glucken, hingegen aber zu hoffen, die Keyßerliche auctoritet werde der
sachen guten nachtruck geben, alß deuchte ihnen daß beste und vorträg
lichste zu sein, daß die herren Keyßerlichen plenipotentiarii gebührlich
ersucht wurden, ihre handlung zu reassumirn und emsiglich dahin zu sehen,
damit daß werck richtig gemacht werde.
Die Keyßerlichen vorschläg betreffendt, nachdem Ihrer Mayestät und dero
herren plenipotentiarii der zustandt deß reichs am besten bekandt, und
dannenhero wohl wißen, wie weit in dieser sachen zu gehen seye, und dan
keinesweegs zu zweiflen, sie werden daß werck reiflich uberlegt haben, ehe
dan sie die außgehändigte vorschläg publiciret, als laßen sie es ihrestheils
allerdings darbey. Die ksl. Gesandten dürfen jedoch ohne Wissen und Willen der
katholischen Stände keine Abmachungen mit der Gegenseite treffen.
Rechtmäßige Urteile und Verträge sollen ihre Geltung behalten. Wegen des Vorbehalts
für Straßburg wie Kurköln. Ubrige 4 Stifter bedörfen keiner reservation, weiln
sie außtrucklich vorbehalten und durch approbirung der vorschläg ver-
sichert sein.
Österreich. Ad 1. sehet man, daß die conferentz nicht operirt noch darab
einiger schluß zu gewartten, 2. ist zu bedencken, wan man dieselbe wolte
fortsetzen, daß die deputirte kein rechtmäßige vollmacht haben, sich mit
den protestirenden einzulaßen, als wißen sie ihrestheils nicht, wie solche
conferentz bey so bewandter sachen fruchtbahrlich fortzusetzen; falls man
auch einige vollmacht wolte geben, so wird man sich doch derselben wegen
hinc inde unterlauffenden interesse schwehrlich vergleichen können. 3. hat
man von den protestirenden soviell vernommen, es ihnen nicht zuwieder
seye, daß die handtlung den herren Keyßerlichen uberlaßen werde. Zumalen
wan dergleichen instruction in pleno solte zusamengetragen werden, wurde
dießelbe nicht wohl in geheimb verbleiben und die protestirende dardurch
mehrerß auf ihre vorschläg tringen, alß wan die handlung den herren
Keyßerlichen ubertragen.
Die andere frag belangent, ob nemblich die Keyßerlichen vorschläg vom
12. Iulii zu approbirn, seint solche ursachen vorhanden, daß sie nicht wohl
können geändert werden, sowol wegen der herrn Kayßerlichen commissa-
rien und
herrn Frantzößischen zugestellet, welche darauf stehen und zu manu-
tenirn gleichsamb versprochen
einzuschließen, maßen die vorhergangene vota wollen, wird ihnen sehr
schwehrfallen; laßen sich doch nit zuwider sein, daß ihnen etliche personen
ad assistendum beygeordnet werden.
Waß von Churcöln erwehnet, es hoch zu wuntschen were, eß könnte dem
catholischen weeßen alles zum besten erhalten werden, dem können sie
leichtlich beyfall geben, nachdemaln aber die zeiten also schwehr gefallen,
daß sie die necessität nit erachten können, derowegen daß werck nit weiter
zu verschieben, sonderen die vereinigung der ständt in den religionsdifferen-
tien auf alle weeg zu suchen, damit die außwerdige cronen nit weiter umb
sich greifen und daß reich mehrerß dilaceriren. Ob eß aber sogestalten
sachen nach nit nöttig, laßen sie dieienige iudiciren, welche bieß dahero viel
darvon geredet. Alles auf die spitz zu setzen, ist die zeit nit, noch nutzlich,
und wird beßer sein, was man noch in hand hat, zu versicheren, alß alleß in
die hogste gefahr zu setzen. Dahero sie dahin schließen, daß den heren
Kayßerlichen die handtlung wieder zu ubergeben, wo möglich die prote-
stirende zu acceptirung der vorschläg zu vermögen, auch mit fleiß dahin
zu sehen, damit die res iudicatae et transactae endweter erhalten oder nach
inhalt des Prager friedensschlußes moderirt werden mögen.
Pfalz-Neuburg. Weiln sie verspüren, daß die heren deputirte mit allen
fleiß bey der conferentz negotiirt, alß mögten sye bey der 3. frag lieber
sehen, daß sie darin weiter fortfähren thätten, iedoch mit der unmaßgeb
licher erclärung, daß sie mit den protestirendten von puncten zu puncten
gehen und von einen zu den anderen nit fortschreiten, bieß der erste zur
richtigkeit gebracht. Damit aber dardurch einige zeit nit verlohren werdte,
könnten beyderseitß ständt sich in nebenzimmern aufhalten, umb die fur-
fallende streittigkeiten zu vergleichen; solten dieselbe nun auf solche weiß
durch die ständt nit können beygelegt werden, alßdan weren sie erst denen
herrn Keyßerlichen und mediatoribus, sonderlich den Veneto, heimbzu-
stellen und deren mediation zu suchen, welche auch pro arbitrio mit den
herrn Frantzößischen darauß communicirn könten.
Pfalz-Neuburg hat nichts dagegen, daß die Verhandlungen mit den Protestanten
den Kaiserlichen überlassen werden, doch gibt es dagegen einige Bedenken: die Prote-
stanten werden den Katholiken den Abbruch der gegenwärtigen Konferenzen vorwerfen.
Ferner: Wan man die handtlung den herrn Keyßerlichen wieder pure auf-
geben und ihnen ex medio catholicorum adiungiren solte, werden die prote-
stirende auch begehren, daß die Schwedische ihr capo sein sollen, dardurch
aber wurden die religions- und reichsgravamina gegen die reichsconstitu-
tiones vor einen dritten getzogen, und wurde die cron Schweeden ex iden-
titate rationis desto weniger abweichen, wan man Franckreich hierzu em-
ploiiren wolte; solte man iedoch wißen, immaßen von Osterreich erwehnet,
daß die protestirende solche remission selbst begehren und nit zu ihren
disgusto gereiche, wollen sie sich gerne den maioribus et sanioribus acco-
modirn . Materiam ipsam belangent haben Ihre Fürstliche Durchlaucht zwar
sowohl bey den termino a quo alß ad quem kein sonderbahres interesse,
auser deme, waß sie vor diesem wegen der im fürstenthumb Neuburg, alß
der hertzog seu dominus universalis territorii catholisch wordten, vor-
gangener reformation
Ob sönsten, was in Keyßerlichen vorschlägen enthalten, den protestirenden
einzuraumen, in conscientia verandtworttlich oder nit, haben Ihre Durch-
laucht keine theologos consulirt, sonderen sie instruirt, dahin zu zielen,
daß alles in geist- undt weldtlichen sachen auf den religion- und prophan-
frieden gerichtet und ein ieder ständt bey dem seinigen erhalten werde, mit
außtrucklichen befelch, wan iemand dargegen solte beschwehret werden,
wolten, demselben quovis modo zu assistiren; seint derowegen bereit, allen
laedirten (sonderlich Strasburg und uberigen) bestermaßen beyzustehen.
Wan noch andere beschwerd und die interessirte eß den herrn Keyßerlichen
remittiren wollen, stellen sie eß dahin. Die furstenthumber Berg, Cleve,
Marck und uberige betreffendt, können sie sich wegen vertrag, heyraths-
pacten und dergleichen nit binden laeßen, sondern repetirn ihre anteriora
vota.
Burgund. Ex parte domus Burgundicae dictum fuit ad Imam quaestionem,
non videri quare de successu modi mediique gravaminum per collocutionem
amicabilem terminandorum sit desperandum. Versari nos quidem in contra-
dictoriis , sed ea eiusmodi esse, quae componi adhuc possint, primum contro-
versiarum articulum de termino nempe a quo iam pene esse compositum,
reliquas pari via posse componi vel saltem elucidari. Non omnia quoque
quaestionum capita colloquio hactenus habito esse pertractata: nihil de auto-
nomia , quod unum est ex praecipuis, adhuc esse dictum; continuandam
idcirco collationem iam coeptam ac punctis omnibus debite discussis circa
singula, quid fieri possit vel non possit, in pleno esse deliberandum, sicque
non habituros occasionem protestantes, ut catholicos inculpent, prout iam
pridem fecerunt, quasi formam tractationis ad libitum immutent nunque
hunc nunc illum agendi modum amplectantur.
Burgund kann die ksl. Vorschläge billigen, jedoch sollen rechtmäßige Urteile und
Verträge in Kraft bleiben. Die Religionsveränderungen in der Unterpfalz dürfen
nicht rückgängig gemacht werden
Die Rekatholisierung der Unterpfalz war gleich nach der Besetzung des Landes durch die Spanier
und Ligatruppen 1620/23 begonnen worden, wobei sich die ersten Maßnahmen gegen die Calvinisten
richteten. In verstärktem Maße wurde sie nach 1625 fortgesetzt (vgl. L. Häusser II S. 405f.,
481ff.; ferner B. G. Struve S. 566 ff.).
gegenwärtigen Verhandlungen auszunehmen.
Quod ad Gallorum interventum in hac gravaminum tractatione attinet, cum
a domo Burgundica nunquam probatum esse nec adhuc approbari posse,
compertum esse quam parum beneficii causae catholicae hactenus a Gallis
accessit, quidquid ipsi pro satisfactione obtinenda etiam solennibus pro-
missis addixerint. Aliam quoque Gallis aliam nostratibus in rebus reli-
gionis esse sententiam. Illos autonomiam in Gallia receptam approbare
quam in imperio recipere; esset religionem catholicam prorsus elimi-
nare . Illos in postulatis suis cuncta ad initia belli Germanici restituta velle,
catholicos in reductionem anni vigesimi quarti difficulter adhuc posse con-
descendere . Denique adversari id moribus atque institutis maiorum, quibus
inviolabiliter id observatum semper fuit, ut res Germaniae per Germanos
solos tractarentur. Auch beim Passauer Vertrag hat man die Einmischung der
Franzosen nicht geduldet . Postremo rem hanc exemplo quoque esse pernici-
osam , non modo in praesens, ut idem faciant protestantes cum Suecis,
sed et imposterum, ut si qua religionis aliave in imperio controversia exurgat,
ilico exterorum auxilium imploratur, unde aliud sequi non posset quam
dissidia et bella intestina ac (quod Deus avertat) convulsio atque interitus
imperii.
Baden-Baden. Die ksl. Gesandten mögen die Verhandlungen mit den Protestanten
auf der Grundlage ihrer letzten Vorschläge fortsetzen. Weiln die protestirende
sich auch so gar wiederigen erzeigen und zu hofen, wan die Schweedische
ihre satisfaction erlanget, sie werden dieselbe flectiren helfen, alß hielte
darfur, eß were punctus satisfactionis mit der handtlung in den religions-
sachen pari passu fortzusetzen, der zuversicht, es werden die protestirende
(deren neue instructiones, nit so gar auf den extremis zu beharren, ein-
kommen ) den ernst der catholischen erkennen und sich friedlich bequemen.
Osnabrück. Actis directorio et deputatis gratiis ist eine reflexion zu machen,
wie man in die communication kommen, notorium siquidem est, welcher-
gestalt man anfangs darauf bestandten , eß wolten die herren Keyßerlichen
mit den protestirenden auß der sachen communiciren, welche darauf der
ständt aßistentz begeret, und seint demezufolg die catholische deputirte
hinüber nacher Oßnabruck verraiset und haben mit ihnen müntlich confe-
rirt , daruber haben die protestirende darfurgehalten, es were die sach den
herren Kayserlichen absolute zu ubergeben, welches catholici difficultirt.
Diesem nach aber haben sie einß eine conferentz begeret und sich anhero
begeben; waß aber dern frucht seye, gibt der eventus.
Wie nun das werck weiters anzugreiffen, vermeinten Ihre Furstliche Gnaden,
es weren 3 oder 4 püncten zu consideriren: 1. notorie wiße man, wie das
catholici den protestirenden in vielen schwehren puncten, maßen von Bay-
eren erwehnet, nachgeben, darmit sie nit content, sonderen noch mehrers
in die catholischen tringen, da sie doch in einigem puncten nit gewichen;
2 do unerachtet die herren Kayserlichen in ihren vorschlägen uber daßienige
gangen, waß catholici so reichlich nachgeben, wollen sie dieselbe dem ver-
lauth nach nit acceptiren, darab clärlich zu verspüren, das sie finale exter-
minium catholicae religionis begeren, und denen interessatis nichts gestatten
wollen, wan man ihnen mehr nachsehet. 3. were zu bedencken, ob nit die
sach leichter gemacht würde, wan man den Schwedischen satisfactionspunct
adiustirte, dan zu hoffen, wan die Schwedischen ihre intention darin erlangt,
sie werden die protestirende zu milderen consiliis lencken und daß werck
mit den Kayserlichen componiren helffen. 4 to haben die protestirende von
ihren principalen, wie von Beyern und Baden erinnert, newe befelch be-
kommen , daß sie in ihren extremis nit verbleiben sollen. Wan diese puncten
wol considerirt, kan man sich leichter auff die gestelte fragen resolvirn.
Und 1. zwaren ist nit ohne, das die herrn deputirte allen möglichen fleiß
angewendet, aber mit leuthen, so nit capaces rationis, ist nit fortzukommen,
und kan man gar nit eingehen, waß sie begern. So nun durch andere, denen
sie mehr alß catholicis, qui pars et contrarii seint, deferiren mögten, zur
ragion zu bringen, weren die herren
sich zu nehmen und den protestirenden zu bedeuten, das sich die catho-
lischen alles gutes ercläret, und stündte nun an ihnen, deßgleichen zu thun.
Kommen sie alßdan auf die Kayserlichen vorschläg, könten die herren von
ihnen vernehmen, ob sie dieselbe acceptiren wollen, und solchenfalß weren
es auch die catholischen gemeint pro bono pacis, in betrachtung, wan man
die differentz zwischen gedächten vorschlägen und der catholischen con-
siderirt , es sich befindet, das underschiedtliche puncta coincidiren, und die
meiste können beßer explicirt werden.
Die haubtdifficulteten bestehen in 3 haubtpuncten, nemblich in dem termino
a quo et ad quem. In termino ad quem ist man nit durchgehents darauf
gangen, doch wolte man sich amore pacis permissive halten. Terminum a
quo belangendt, ist das meiste mit den rebus iudicatis, decisis et transactis.
Die vor 1624 ergangenen Urteile müssen unbedingt in Kraft bleiben. Was darnach
aber und sich ein oder ander bischtumb in der possession befindet, were
zwar etwan nachzugeben, iedoch iuxta nuperum conclusum citra praeiudi-
cium . Für die vor 1624 geschlossenen Verträge gilt das gleiche. Für das Stift
Straßburg ist das Normaljahr 1624 nicht anzuwenden, da die dortigen protestanti-
schen Domherrenstellen nur den damaligen Inhabern persönlich zugestanden waren .
Die Ansprüche Magdeburgs auf das Direktorium im Fürstenrat sind unbegründet.
Auch die an Minden gefallenen Teile der Grafschaft Schaumburg
Das Stift Minden beanspruchte aus dem Erbe des 1640 ausgestorbenen Schaumburger Grafen-
hauses die Ämter Schaumburg, Bückeburg, Stadthagen und Sachsenhagen als heimgefallene Lehen.
Dieser Anspruch wurde durch ksl. Dekret (1641) und Reichshofratsurteil (1645) bestätigt
(vgl. die Akten bei Meiern II S. 768 ff.).
Protestanten nicht überlassen werden.
Daß sonsten iuxta saepe reiteratum conclusum die clausula, daß die Kayser-
lichen cum praescitu statuum tractiren sollen,
wenigers nit gefallen, und ist dieses essentialissimum, weilen es sonsten inter
ipsos catholicos streit abgibt, wie mit underschiedtlichen schon geschehen,
ut maneat res integra. Es ist auch den herren Kayserlichen bey Gott mehr
verandtwortlich, wan sie cum consensu et praescitu verfaren, alß sonsten.
Dieses können sie nicht verübelen, weil Kayserlicher Mayestät meinung ist,
das sie mit den interessirten communicirn sollen, so kan auch diese erinne-
rung nicht vor ubel aufgenohmen werden, die sollen auch den protesti-
renden keine anlaß oder vertröstung noch hoffnung uber die vorschläg
geben, dan nicht wol ein weiters kan nachgesehen werden, wan der catho-
licismus noch länger verbleiben solle, wie sie mit mehrerem in vorigen ihren
votis ausgefuhret.
Andere differentz, quoad normam betreffendt, conformiren sich mit Bayeren,
in simili, wan einig dubium furfallen solte, deßgleichen waß wegen revoca-
tion oblatorum und interposition Veneti et Gallorum erinnert worden.
Die necessität, waher sie komme und warumb eß mit der zu spath, non est
huius loci zu disputiren, posteritet annotescet, et Deus scit.
Leuchtenberg wie Baden und Bayeren
Besançon. Continuandam censet coeptam conferentiam, quandoquidem ita
in nupero catholicorum concilio conclusum idque impediet, ne catholici
denuo cogantur Osnabrugam sese conferre.
2 do nequit captare affirmativam, quid res non est amplius integra, si tamen
maiora eo vergant, non separabit se.
De caetero subscribit voto Burgundico, quod nihil praesidii Galli prae-
stabunt .
Deutschmeister. Dolendum, daß es dahin kommen, daß catholici nit mehr
under sich einß und etliche mehr auf ihr privatum alß daß publicum beflißen
sein. Soviel aber die quaestiones belanget, hat man ad 1 m gethan, waß man
gekönt, ob aber die handtlung zu continuiren, stehet nicht wenig an, weilen
die protestirende von ihm petitis so gar nit abweichen wollen, alß allein
bey dem termino a quo, deme sie aber solche clausulas angehencket, das
alle gravati intra semestre sollen clagloß gestelt werden, welches in infinitum
außlauffet und den terminum umbstoßet. So erclären sich die protestirende
auch allein in favorem Ihrer Fürstlichen Gnaden zu Oßnabruck und prae-
teriren alle interessirte. Were derowegen vorigen schluß zu inhaeriren und
den protestirenden zu bedeuten, wan sie sich nit näher zum ziel lägen,
werden sich catholici weiter nit einlaßen, wolte man aber ferner fortsetzen,
wie von Newburg erwehnet, hette man sich etlicher puncten zu vergleichen,
wie weit man gehen könne und nicht, damit muße man sich aber nit herauß
laßen alß in der conferentz et eodem omnino tempore, ne resolutiones, ut
fieri solet, evulgentur.
2 do Man hat den protestirenden schon viel nachgeben, und hat er wegen
des iahrs 1624 underschiedtliche meinungen gehört, daß keinen darmit
zu praeiudiciren, wan es darbey verbleibt, hat es seinem gnädigsten herren
principalen zu ruhmen, wiedrigenfalß ist bekandt, das er sich allezeit mit
protestation verwahret.
Daß sonsten von den protestirenden außgeben wirdt, wan man die Kayser-
lichen vorschläg nit verwilliget, werde es den herrn abgesandten ein schleg-
ter respect sein, den hat man in allen thünlichen sachen zu beobachten,
alhier aber, ubi de conscientia agitur, hat er kein platz. Bey dem stifft Straß
burg seindt alle hauser interessirt, will deme nichts begeben haben, wie er
dan seinerseiths an protestiren und contradiciren nichts ermangelen laßen.
seye noch zu zeitlich, sondern zu vernehmen, waß die protestirende zu thun
gemeint. An seinem orth wirdt er nimmer dahin gehelen,
verwilligen, das propter consequentiam die herren Frantzösischen zu dieser
handtlung gebrauchet werden.
Wegen der straßburgischen Kanonikate wird auf ein dem Direktorium übergebenes
Memorial verwiesen.
Bamberg. Uff die vorgestelte fragen,
8–16 undt zwar – sein] Nach Kurbayern A III: Weiln die angefangene conferenz
ganz ohne frucht abgelauffen, deren continuation nur weitleuffigkheit unnd endtlich
woll ein grosses praeiudicium nach sich ziehen khöndte, so seie dieselbe zu under-
lassen . Österreich A II: Es sei zu besorgen, eß werden die Schwedische pari iure
auch dabeysein, also auch inskünfftig sich in die reichßsachen eintringen wollen.
Eß möchten ettwan die Kayßerlichen die protestirenden erinnern, ihr ultimatum auff
die vorschläg zu eröffnen.
den protestirenden zu continuiren, kurtzlich zu andtworten, halte man dar-
fur , das zu verhutung wideriger impressionen (wie auch, damit die res
iudicatae et transactae, welche von den Kayserlichen in ihren letzteren
vorschlägen bereits begeben worden, salvirt) continuirt werden könte,
solten aber, wie in etlichen votis vermeldet worden, die Augspurgische
confessionsverwandte selbst nit darfurhalten, daß vermittelß continuirung
solcher conferentz schleunig auß dem werck zu kommen seye, alß laßet es
dahingestelt sein. Dißseits ist man instruirt, das werck nach aller möglich
keit zu befurdern.
Ad 2. Nachdeme die Kayserliche Mayestät alß belli director gegenwertige
necessitet dergestalt ponderirt, das dieselbe praevio consilio theologorum
verandtwörtlich gehalten, den protestirenden soviel einzuraumen, Ihre
Fürstliche Gnaden zu Bamberg auch darbey specialiter nichts anders inter-
essirt , dahero es dahingestelt sein laßen, iedoch das die res legitime decisae
et iudicatae erhalten bleiben.
Ad 3. Ist billig und hochnotwendig, das die interessati hieruber vernohmmen
und den Augspurgischen confessionsverwandten ohne vorhergehende be-
willigung der catholischen nichts weiters eingeraumet werde.
Worms. Ad 1. Dieweilen die conferentien mehr zu weiterung alß vereini-
gung außschlagen, hielte darfur, es were auf maaß und weiß wie vor
diesem den herren Kayserlichen die handtlung zu uberlaßen und von ihnen
also zu reassumiren, denen es die protestirende nit verübelen können, weilen
sie non suo sed catholicorum nomine die handtlung antretten.
lischen eingewendte erinnerungen in fleißigste acht zu nehmen.
Wegen der vor 1624 ergangenen Urteile wird auf das kurkölnische Votum verwiesen.
Auch die noch rechtshängigen Sachen dürfen nicht kassiert werden.
Würzburg. Vorß erste könte beedes zugleich beschehen, wie in Trierischen
und Bambergischen votis erwehnet, und hat die conferentz soviel operirt,
das die protestirende ratione termini a quo in den extremis nit verblieben,
und wan catholischer seiten weiteren gewaldt gehabt, mogten sie sich noch
mehrers heraußgelaßen haben. Daß zeiget sich in den rebus iudicatis,
derentwegen sie sich erbietig gemachet, wan catholische selbige specificiren,
wolten ihre erclären und wegen etlich weniger den krieg nit fuhren, haben
diesen punctum zumahlen nit contradicirt, sonderen ad referendum ange-
nohmmen , deßgleichen haben sie sich auch in offentlichen discurs vernehmen
laßen. Wil sich von den maioribus nit absonderen, das die herrn Kayser-
lichen zu ersuchen, sie wollen die handtlung wider annehmen, das geschehe
nun mit dem Salvio oder nit, gilt im eben viel, und ist diß kein arbitrament,
sonderen eine bloße interposition und underhandtlung.
Nun furs andere, die vorschläg betreffendt, were ein beßerer zustandt zu
wünschen, und ist unnötig, viel von der necessitet zu reden, wie in keinen
zweiffel zu ziehen, ob Kayserliche Mayestät mit den theologis derentwegen
underredung pflegen laßet. Schließet derowegen in partem affirmativam,
das doch die res iudicatae, wie sie schon in den tractat kommen, nachmalß
in alle weeg reservirt werden, wenigst dieienige, darvon das Cölnische
votum meldet. Und weilen bey letzter session vor gut angesehen worden,
das man dieselbige specificiren solle, so benennet folgende: Anno 1630 in
camera Costnitz wegen St. Georgen contra Wirtemberg, Costniz contra
Wirtemberg Reichenbach betreffendt; in aula Caesaris anno 1629 außge
fuhret Costnitz contra Ulm die parfüßerkirch, item daß freye offene exer-
citium catholicae religionis, sodan visitation des gotteshauses Wengelen
betreffendt; Wurtzburg contra Hanaw, Schlichtern betreffendt. Die vier
clöstersachen seint bekanndt und wirdt sie daß directorium in acht zu
nehmen wißen […].
Eichstätt. Ihre Fürstliche Gnaden werden den maioribus subscribiren,
weilen die sachen darinnen wol uberlegt, sie auch den betrubten zustandt
des reichs nit länger moriren wollen, wollen sich also mit Collen und Bayeren
pro affirmativa passive halten, das die herren Kayserlichen die handtlung
nachmalß uber sich nehmen, sed non per modum arbitrii und mit dem
zusatz, daß die seith anno 1624 eingelöste pfandtschafften, ungeachtet darin
vi meri imperii und gemeinschafft halben reformationes beschehen, sub eo
termino nit sollen begriffen sein, desuper protestando.
Bey den verträgen, rebus iudicatis und allen religionsstreitigkeiten were
dahin zu sehen, ut regula maneat pro catholicis, und wan protestirende
vermeinen beschweret zu sein, mögen sie dargegen excipiren und eine
specification ubergeben. An seithen deß stiffts ist man erbietig, falß iemandt
gravirt, gnugsamen bericht zu erstatten.
Requirantur interim domini Caesarei, daß sie cum periculo interessatorum
nichts uber ihre vorschläg eingehen und dan mit fleiß daran sein wollen,
damit die protestirende solche acceptiren, und werden dardurch die stiffter
Straßburg, Halberstadt und Minden in specie außgezogen.
Speyer. Wie Kurtrier; ergänzt, daß Zweibrücken 1630 zur Herausgabe des Klosters
Hornbach verurteilt worden ist
Kloster Hornbach (heute Landkreis Zweibrücken), an dem die Bischöfe von Speyer und die
Pfalzgrafen seit dem Mittelalter Herrschaftsrechte hatten, wurde 1558 von Zweibrücken ein-
gezogen , mußte aber durch ksl. Mandat 1631 an Speyer restituiert werden (vgl. Meiern IV
S. 397 ; B. G. Struve S. 566f.).
Straßburg wie Teutschmeister
Konstanz wie Wurtzburg
Augsburg. Kan wegen specialinstruction zu den mediis nit verstehen,
weilen man bey diesem stifft der meinung, das eß salva conscientia nit
geschehen könne, non enim facienda mala, ut eveniant bona, zumahlen in
ihren mächten nicht ist, von dem iure quaesito abzustehen. Wan doch per
maiora darwider solte concludirt werden, hatt befelch, darfur zu bitten,
sonsten muste daß miserabile protestationis remedium an handt nehmen.
Mit dem stifft Augsburg hat es die beschaffenheit nit, daß die reformation
allein auf dem religionfrieden, sonderen mehrerentheilß auff andere argu-
menta fundiret, wie dan außbündige transactiones und pacta vorhanden,
darauff in anno 1629 die executio beschehen .
1627 ist in Kempten das Kloster St. Anna, in Memmingen die Pfarrkirche St.
Martin restituiert worden. Das wegen der Kartause Christgarten schon in der Vier
klöstersache gefällte Urteil konnte erst 1630 exequiert werden. Im übrigen soll dem
Direktorium eine genaue Erläuterung übergeben werden.
Hildesheim, Paderborn wie Cöllen
Freising wie Saltzburg
Regensburg uti maiora, sonderlich aber wie Oßnabruck
Passau. Wie Teutschmeister, vorbehaltet sich res iudicatas wegen Straß
burg , sonderlich der kirchen daselbst.
Trient. Thut neben dancksagung sich kürtzlich resolviren, daß diese con-
ferentz ihren zweck nit erreichet wegen der protestirenden praeliminar-
cautelen der unverbindtlichkeit. Die reichsacta geben, daß dergleichen
underredungen absque effectu iederzeit abgangen und zeitverlust seint, wie
es sich anno 1613 bezaigt . Ob dannenhero die herren Kayserlichen umb
die abermalige ubernehmung der tractaten zu bitten, vergleichet sich mit
denienigen, qui affirmativam sequuntur, dergestalt, das die im furstlich
Oßnabruckischen voto angefürte erinnerungen beobachtet werden.
Die durchgehende acceptation der Kayserlichen compositionvorschläg be-
treffendt , mögte wünschen, daß man in passibus utilibus zum zweck glangen
könte, weilen aber seine instruction neben dem termino auff die behaubtung
rerum iudicatarum bestehet, daruber er bericht gethan, aber darauff noch
keine erclärung erlanget,
passivis halte, verhöffentlich nit zu verdencken sein.
Basel wie Costnitz und Wurtzburg
Brixen wie Triendt
Münster, Lüttich wie Collen
Minden, Verden wie Osnabrück
Halberstadt wie Teutschmeister
Verdun. Ratione termini ad quem repetit votum Burgundicum, de reliquo
legati magistri ordinis Teutonici.
Chur wie Oßnabruck
Fulda. Wie Bamberg, und weilen protestirende der pfandtschafften meltung
thun, das die eingelöste wider abgetretten und keine inskünfftig reluirt
sollen werden, darbey befindet sich dieser stifft interessiret, und gehöret
dieses nit ad gravamina […]. Weil die reichsstätt ihnen daß ius reluendi
reserviren, müßen die höhere ständte, denen man solche befugnuß abstricken
wil, deterioris conditionis sein, welches in imperio inauditi exempli were.
Hersfeld wie Teutschmeister
Kempten wie Würtzburg
Murbach, Luders, Johanniterorden wie Teutschmeister
Ellwangen wie Augsburg
Weißenburg, Prüm wie Trier
Berchtesgaden, Stablo wie Cöllen
Corvey wie Ihre Furstliche Gnaden zu Oßnabruck
Prälaten. Hat bey der conferentz selbsten erfahren, das die deputation
ohne frucht abgangen, und wan man schon deroselben ferners inhaeriren
wolte, so ist doch nichts beßers zu gewarten, es sey dan sach, das sich die
protestirende näher herbeylaßen. Haltet derowegen dafur, daß mans auff
solche weiß nit mehr mit ihnen zu versüchen. Ob aber den herren Kayser-
lichen nachmalß die sach zu ubertragen, stehet dahin; hat sonsten offtmalß
angedeutet und bleibet noch darbey, das die Kayserlichen compositions-
media nit können salva conscientia acceptirt werden noch von seinen herren
principalen in ewigkeit angenohmmen werden, deßwegen nachmalß solem-
nissime protestirendt; dieselbe gönnen einem ieden den lieben frieden, sie
meinen aber nit, das diß das recht zulängliche mittel sey, und sehen dannen-
hero nicht, warumb man manibus et pedibus darin solle fallen. Hat auß
vorgehenden votis gern vernohmmen, daß man keinem praeiudiciren wolle,
die wort mußen aber dem werck nit contrari sein, welches geschicht, wan
die vorschläg acceptirt werden.
Newlich hat man Minden und andere außgezogen, daß aber der praelaturen
nit ebensowol alß der stiffter gedacht worden, muß mit befrembden und
nit geringer bestürtzung befinden, weilen sie nit gering und, wie man per
ludibrium pfleget zu sagen, ein handt voll clöster, so gegen den frieden nit
zu achten, sonderen 30 und mehr, darzu viell 100 000 seelen gehören, und
weilen man billig bedenckens traget, einiger statt, sogar einem eintzigen
cavallier zu praeiudiciren, alß wil deßgleichen gegen die stifft und clöster
verhoffen. Unerhört ists, daß legitime possidentes authoritate Caesaris sollen
lamentabili exemplo vertrieben werden, derowegen fast alle vota dahin
dirigirt, das man sich deßwegen eifferig solle annehmmen, wie sie dan in
specie darauff instruirt, die churfürstlichen zwaren wegen ihres iuris metro-
politici , die fürstlichen aber ratione diocesani. Soviel aber die ubrige stifft
belangt, obschon man dabey nit in specie instruirt, so wirdt man dannoch
ex parte catholicorum keinen geringen eiffer erzeigen alß die protestirende,
welche auch in der geringsten sachen vor einen man stehen.
Verhoffet nit, das under den catholischen einer seye, welcher zu prophanirung
der clöster seinen positivum sensum geben werde, der mögte sönsten die
schwere execrationes und imprecationes, so die gotsählige stiffter außgego
ßen , auff sich laden, und damit man sehe, das dieselbe nit gering, alß thut sie
extractweiß ablesen, deren sich wol kein catholischer wirt theilhafftig machen
wollen. Solche hinlaßungen wollen mit der necessität durchgetragen werden,
es geben aber weder die historien noch die experientz, das dieß ein mittel
zum frieden, sonderen wol daß contrarium, das man dardurch weiter vom
zweck abkommet; und weilen darfur wil gehalten werden, man könne
propter regulam „ex duobus malis minus“ ect. etwas nachsehen, so wil
hieruber seine meinung kürtzlich eröffnen: malum est duplex, poenae et
culpae, taliusmodi consensus non est autem malum poenae, sed culpae;
quando iam duo mala culpae concurrunt, nullum est eligendum, sed quando
unum culpae, alterum poenae, tum minus, scilicet poenae, eligen dum potest;
quando etiam duo mala poenae concurrunt, electio est penes arbitrium
eligentis.
Im ubrigen behält sich fernere notturfft bevor.
Schwäbische Grafen. Ad 1. subscribit Cöllen, Bayeren, Osterreich, Oßna
bruck und gleichstimmenden umb so mehr, weilen die protestirende ohne
consens der Schwedischen nicht schließen können.
Ad 2. wie Teutschmeister, Straßburg und gleichstimmende, weilen graven
und herren mercklich hierbey interessirt, laßet sich doch gefallen, das von
den herrn Kayserlichen erleuterung ihrer vorschläg begert werde, weilen
sie verhöffentlich selbsten der meinung in puncto rerum iudicatarum. So
hetten dieselbe auch denen catholischen von ihrer handtlung nachricht zu
erstatten und uber die vorfallende newe streitigkeiten deren gutachten ein-
zuholen , auch dahin zu trachten, damit die bereits außgesetzte stiffter, auch
die stifft- und clöster im landt von Wirtemberg erhalten unndt Augsburg
nit weiter getrieben werde.
Dan were auch von den protestirenden zu vernehmen, waß sie etwa uber
die Kayserlichen vorschlag praetendiren, damit man sich endtlich der vor
schläg halber erclären könne.
Daß sonsten die interessati ihre notturfft dem directorio ubergeben sollen,
ist schon von ihme und anderen mehr geschehen, darauf er sich beziehen
thut […].
Iudicatur solle bey Kayserlicher Mayestät und dero cammergericht bestehen,
wie Bayeren, deßgleichen das Venetus et Galli per Caesareos zu emploiiren,
item das satisfactio Suecica befürdert werde. Sonsten mit Oßnabruck, das man
sich mit den vorschlägen nit so gleich solle loß- und bloßgeben, item daß
res decisae ante terminum zu eximiren. Den Magdenburgischen streit mit
Saltzburg betreffendt, deßwegen sentit wie Saltzburg et alii. Causae pen-
dentes gleichergestalt zu excipiren wie Wormbs. Wegen auß- und vorbehalt
der kirchen wie Costantz. Wegen Augßburg dicetur in voto Augustano.
Köln ( Stadt ). Repetit anteriora und wünschet, das alleß zu vortheil der
catholischen religion möge erhalten werden, welches, weil es höhere ständt
betrifft, denen die notturfft und zustandt bewust, wirdt sich die statt Collen
von ihnen nit separiren, hoffet und bittet, wan man die Kayserliche inter-
position annehmet, dieselbe zu erinneren, daß sie in particulari die frey-
stellung nit wollen einwilligen, das die statt sich darzu nit bekennen kan.
Aachen wie die Vorstimmenden
Augsburg ( Stadt ). Eß kan der terminus anni 1624 schwehrlich ange-
nohmen werden, weilen sehr ungewiß, ob die protestirende damit zu-
frieden , dardurch fiehlen alßdan die sachen zu Nördtlingen, Ulm, Bopfingen,
Dinckelspiel, mit Osterreich, Pfaltz, Hagenau, Colmar und andere, wie die-
selbe der länge nach abgelesen werden, mit repetition der ubergebenen
schrifft und ferner reservation.
Besançon ( Stadt ). Ad 3 quaestiones propositas conformat se cum voto
Austriaco.
Kurmainz. Haben der länge nach vernohmmen, wohin die beede fragen
in den abgelegten votis resolvirt worden, und finden ad 1 um keine differentz,
weilen die, so die conferentz mit den protestirenden fortzusetzen halten,
sich den maioribus undergeben.
Den anderen punct belangendt, finden gleichergestalt, daß alle in affirma-
tivam incliniren, außgenohmen
19–20 Pfaltz Newburg – Ellwangen] Kurmainz B läßt Burgund aus, ebenso Österreich
A II, das statt Deutschmeister Straßburg und ferner Prälaten und Augsburg ( Stadt ) nennt.
Nach Kurbayern A III: Pfalz-Neuburg, Deutschmeister, Trient, Brixen, Prälaten,
Augsburg ( Stadt ); nach Pfalz-Neuburg III: Augsburg, Trient, Brixen, Pfalz-Neuburg,
Verdun, Prälaten, Schwäbische Grafen.
Augsburg, Ellwangen
zustandt deß reichs der herren Kayserlichen compositionsvorschläg mit der
reservation einzugehen, das die res iudicatae et decisae nec non transactae,
welche von dem krieg nicht herruhren, auff den Prager frieden zu richten.
Damit man nun bestendige nachricht möge haben, waß diß vor sachen, alß
werden die herren abgesandten sich nit zuwider sein laßen, solche in duplo
zu ubergeben, wamit deren nottürfftiglich möge gedacht werden. Befinden
pro 2 do , das Bayeren und Oßnabruck darfurhalten, man muße sich auch
normae legis vergleichen, und daß wegen des stifts Straßburg underschiedt-
liche erinnerungen beschehen.
Nun Ihrer Churfürstlichen Gnaden gedancken zu eröffenen, haben sie nicht
underlaßen, derselben alles zu hinderbringen und zu mehrer versicherung
expreßen befelch begert, die haben darauf mit ihren theologis uber die sach
deliberirt, und zwar ob die Kayserlichen vorschläg ohne verletzung des
gewißens könten acceptirt werden; nachdem sich nun dieselbe auß
trücklich vernehmen laßen, daß man nach gestaldt des ietzigen zustandts
die geistlichen güter, so man nicht behaubten kan, ubergeben könne, umb
die ubrige zu salviren, zumal aber nicht in perpetuum, noch daß man sich
in einige normam solle einlaßen, welche dem perpetuo gleich, alß weren
die herrn Kayserlichen zu ersuchen, das sie mit allem fleiß dahin sehen
wollen, damit nach den ietzt verwilligten 100 iahren die sachen wider in
ietzigen standt kommen und die habende actiones einem ieden freystehen
sollen.
Ob nun die angefangene conferentz weiters zu continuiren, resolviren sie
sich kürtzlich und concludiren negative, weilen darmit nichts fruchtbarliches
außgerichtet worden noch inskünfftig zu hoffen. Dan wan schon ein formal-
instruction wolte einrichten, werden sich die deputirte beschwehren, solche
uber sich zu nehmen, und ist nur zeitverlust, were derohalben den herren
Kayserlichen die handtlung nachmalß zu uberlaßen, nicht zwar per modum
arbitrii, sondern einer gütlichen conferentz mit wißen und willen der ständt,
dabey mit fleiß dahin zu sehen, damit res transactae et decisae, so nicht
vom krieg herrühren, salvirt, auch die auff churfürstliche interposition in
anno 1590 in camera erhaltene sententiae
Ein RKG -Urteil aus dem Jahre 1595 bestätigt die kurmainzischen Besteuerungsrechte in Erfurt
(vgl. die ausführliche Deduktion der kurmainzischen Rechte über Erfurt bei Meiern III S. 549ff. ).
Kurmainz bittet die Stände ebenfalls um Unterstützung wegen seiner Ansprüche auf
die Bergstraße sowie wegen Erhaltung der 1623 im Eichsfeld geschaffenen Religions
verhältnisse .
Der stifft Straßburg wirdt wol zu erhalten sein, maßen herr graff von Traut-
mannsdorff und herr Volmar selbsten zu verstehen geben .
Daß ohne der standt verwilligung uber die vorschläg die herren Kayser-
lichen nit schreiten, ist billig, und wollen sie deßen bey dem vortrag ein-
gedenck sein.
Die in dem Churbayerischen beschehene underschiedtliche erinnerungen
sollen auch in acht genohmmen werden.
In puncto satisfactionis Suecicae seindt schon verschiedene schrifften ge
wechßlet , und wirdt sich baldt weisen, ob die cron Schweden lust zum
frieden trage oder nicht.
So solle auch der von Magdeburg dem ertzstifft Saltzburg movirende streitt
wegen der direction nicht außer acht gelaßen werden. Die vier stiffter, statt
Augsburg und Wirtembergische clöster belangendt, wirdt man zu deren
erhaltung möglichst cooperiren.
An ihrem orth wollen sie auch in acht nehmen, waß wegen interposition
der Schwedischen, Frantzösischen und des herrn Veneti in den votis ange-
deutet worden; und wirdt zum beschluß den protestirenden anzuzeigen
sein, warumb man bewogen worden, von der beliebten und angefangenen
conferentz abzustehen.