Acta Pacis Westphalicae III A 4,1 : Die Beratungen der katholischen Stände, 1. Teil: 1645 - 1647 / Fritz Wolff unter Mitwirkung von Hildburg Schmidt-von Essen
59. Plenarkonferenz der katholischen Stände Münster 1646 September 17

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Plenarkonferenz der katholischen Stände


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Münster 1646 September 17

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Köln ( Stadt ) A I p. 920–931 = Druckvorlage; damit identisch Bamberg A I fol. 424’–429,
11
Konstanz , Kurmainz B. Vgl. ferner Kurbayern A III fol. 204’–207’; Österreich B I
12
p. 1159–1163, Ba I und Bb II; Wartenberg / Augsburg II fol. 725’–726’ ( damit identisch
13
Wartenberg / Register I fol. 307’–309’ und Ia ).

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Lesung der Antwort auf die evangelische Erklärung in puncto gravaminum vom 24. August
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1646. Das neue Gutachten soll dem kaiserlichen und französischen Gesandten übergeben werden.

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[Im Kurfürstenratszimmer des Bischofshofs] Vertreten: Aachen, Augsburg, Augsburg (Stadt),
17
Baden-Baden, Bamberg, Basel, Bayern-Hg., Berchtesgaden, Besançon, Besançon (Stadt), Brixen,
18
Burgund, Chur, Corvey, Deutschmeister, Eichstätt, Ellwangen, Fulda, Hildesheim, Johanniter-
19
orden , Kempten, Köln (Stadt), Konstanz, Kurbayern, Kurköln, Kurmainz, Kurtrier, Leuchtenberg,
20
Lüders, Lüttich, Minden, Münster, Murbach, Österreich, Osnabrück, Paderborn, Passau, Pfalz-
21
Neuburg, Prälaten, Prüm, Regensburg, Salzburg, Schwäbische Grafen, Speyer, Stablo, Straßburg,
22
Trient, Verden, Verdun, Weißenburg, Worms, Würzburg.

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Kurmainz. Dem letzten Conclusum entsprechend haben die Deputierten die letzte
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protestantische Erklärung durchgesehen und festgestellt, in welche der darin enthaltenen
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Forderungen die katholischen Stände nicht einwilligen können. Obwoll nun die
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deputati nicht underlaßen, dem concluso, soviel die contrarietates betrifft,
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nachzuleben und dieselbe zu papier zu faßen

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Die Zusammenstellung der Widersprüche in der letzten Erklärung der Protestanten (1646
36
August 24) bei Meiern III S. 354.
, weilen doch auch die herren
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Frantzößischen in puncto gravaminum zu ihrer nachricht und, ihre werbung

[p. 367] [scan. 435]


1
zu Oßnabruck darnach anzustellen, information begeret

34
Die französischen Gesandten begaben sich am folgenden Tage (1646 September 18) nach Osna
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brück (vgl. Nég. secr. III S. 299), um dort bei den Verhandlungen über die schwedische Satis-
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faktion zu vermitteln. Zu ihrem Eintreten für die katholische Sache, insbesondere hinsichtlich
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der abzutretenden Stifter, vgl. Diarium Volmar S. 348; Nég. secr. III S. 300. Zusammen-
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fassend über ihre Verhandlungen in Osnabrück: F. Dickmann S. 308ff. Vgl. auch oben S. 357
39
Anm. 2.
, so hat man seiths
2
der deputirten eine notturfft erachtet, ferners zu den materialien zu schreiten
3
und solche kurtzlich auffzusetzen, wie dieselbe abgelesen werden

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Text der katholischen Erklärung vom 17. September 1646: Meiern III S. 355.
, umb die
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ein- und andern beyfallende erinnerungen einzuwenden.

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Kurtrier. Haben bey dem auffsatz nichts zu erinneren. Die ksl. Gesandten
6
mögen den Protestanten noch besonders remonstrieren, daß ihre letzte Erklärung noch
7
schärfer als die vorhergehenden sei. Es wollen herrn Kayserliche protestantes
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dahin vermögen, das sie sich in den haubtpuncten erst erclären, alß catholici
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sich uber ihre schrifft vernehmen laßen.

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Kurköln. Wißen nichts zu erinneren, laßen eß pure bey dem auffsatz.

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Kurbayern. Actis gratiis haben mehrere nit zu erinneren, alß bey iüngsten
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pleno beschehen; deme konte doch noch subnectirt werden, es wollen die
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herren Kayserlichen den protestirenden under anderen zu gemuth fuhren,
14
es hetten catholici ihnen bereits mehr eingewilliget, alß von ihnen in anno
15
1631 zu Franckfort begehrt worden, lebete dannenhero der gäntzlichen
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zuversicht, sie deme acquiescirn wurden. Deme doch unerwogen, höre
17
man, drey gesandten fomentiren die uneinigkeit

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Gemeint sind offenbar Lampadius ( Braunschweig-Lüneburg ), Thumshirn ( Sachsen-Altenburg )
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und Heher ( Sachsen-Weimar ) ( vgl. H. Dietz S. 206 ).
, welches die herrn Kay-
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serlichen den Chursachßischen et

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18 aliis pacatoribus] Kurbayern A III nennt Brandenburg-Kulmbach.
aliis pacatioribus zu remonstriren, mit dem
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zusatz, sie wollen durch so wenig unrühige und friedtheßige die maiora nit
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umbstoßen laßen, sonderen die letztere media acceptirn.

21
Österreich. Laßet es bey dem

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21 auffsatz] Nach Österreich B I hat Goll besonders um die Aufrechterhaltung des ksl.
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Landgerichts in Schwaben gebeten; Kurköln, Konstanz und Schwäbische Grafen hätten jedoch
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widersprochen.
auffsatz.

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Bayern-Hg. wie Kurbayern

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Burgund. Hat nichts zu erinnern.

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Pfalz-Neuburg. Agunt similiter gratias und weilen der auffsatz zimblich
25
weitlauffig, wißen in der eil darauf nit zu erinneren, wehre ihnen lieb, wan
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er könte communicirt werden. Commendiren endtlich commune et privatum
27
interesse.

28
Salzburg. Wie die Vorstimmenden, besonders wie Kurtrier und Kurbayern.

29
Baden-Baden wie Bayeren

[p. 368] [scan. 436]


1
Osnabrück (Ihre Fürstliche Gnaden). Die ksl. Gesandten mögen den Prote-
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stanten
erklären, daß man ihnen schon mehr bewilligt hat, als sie 1631 selbst gefordert
3
haben; danenhero in concluso zu setzen, daß catholicis weiter zu gehen
4
wegen gewißens und pflichten halber nicht möglich, damit protestirende
5
darauß sehen, das catholici beständige fundamenta haben, und keine hoff-
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nung zu machen, daß sie mehr weichen werden. Hierzu dienet die so offt
7
und viellmahls recommendirte beständigkeit.

8
Was sonsten von dem directorio proponirt worden, daß den Franzoßischen
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plenipotentiarien in puncto gravaminum information zu thuen, seint Ihre
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Fürstliche Gnaden bey denselben gewesen und haben davon meltung, auch
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bericht gethan; mercken, daß sie noch keine principia wißen,

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11–13 sonderlich – werdten] Nach Österreich B I: da seynd sye lauter ignoranten
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von diser sachen, dan sye nit wissen, was der geystliche vorbehalt, was immediat
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oder mediat seye etc.
sonderlich
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wegen deß geistlichen vorbehalts, dahero nöttigh, daß ihnen die contra-
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rietates protestantium remonstrirt werdten.

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Leuchtenberg wie Coln

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Besançon. Conformirt sich.

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Deutschmeister. Laßet es dahingestelt sein und bedancket sich wegen der
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gehabten bemuhung, iedoch wan sich in dem aufsatz einich praeiudicium,
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so enge der zeit halben nit könnte in acht genohmmen werden, [befände],
19
müste sich deßenwegen alle gehörige notturfft auß- und bevorbehalten,
20
sonderlich wegen des termini a quo. De reliquo wie Trier.

21
Bamberg. Wie Osnabrück, daß den französischen Gesandten die katholischen
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Gravamina, die vorher in Latein zu übersetzen sind, übergeben werden sollen.

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Worms. Hat nichts zu erinderen.

24
Würzburg. Bezihet sich ad maiora.

25
Eichstätt. Laßet es beym aufsatz, agendo gratias.

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Speyer. Repetit votum Trevirense.

27
Straßburg Herbipolense

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Konstanz. Behaltet sich seine declaration in particulari bevor, weilen auch
29
eine specification der ertz-, stifft und praelaturen ubergeben, aber zuvor nit
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abgelesen wordten, so pittet dieses ad prothocollum zu nehmen, damit sie
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niemandten möge praeiudiciren, weilen die protestirende darvon nach-
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mahlige meltung einbringen, so auch dießmals

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32 abzuleinen] Nach Kurbayern A III wird ferner an die Frage der Einführung des neuen Ka-
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lenders
erinnert.
abzuleinen.

33
Augsburg. Inhaeret anterioribus protestationibus.

34
Hildesheim, Paderborn. Repetit votum Coloniense.

[p. 369] [scan. 437]


1
Regensburg similiter

2
Passau wie Teutschmeister

3
Trient. Erholet sein votum vom 21. Mali und damaligen vorbehalt

36
Vgl. oben S. 282.
, de
4
caetero conformirt sich cum maioribus.

5
Basel wie Wirtzburg

6
Brixen. Referirt sich ad Tridentinum.

7
Verdun. Repetirt sein voriges votum und vergleichet sich mit Oßnabruck.

8
Münster, Lüttich wie Coln

9

33
9 Minden, Verden wie Osnabrück ] Nach Österreich B I ergänzt.
Minden, Verden,
wie Osnabrück

10
Chur wie Eichstett

11
Fulda wie Bamberg

12
Kempten wie Wurtzburgh

13
Murbach, Lüders, Johanniterorden wie Teutschmeister

14
Ellwangen wie Augspurgh

15
Weißenburg, Prüm wie Trier

16
Berchtesgaden, Stablo uti Cöln

17
Corvey. Conformirt sich cum maioribus.

18
Prälaten deßgleichen

19

34
369, 19 –370, 5 Schwäbische Grafen – ubergeben] In Österreich B I nur: Leixelring
35
hat viel correctiones, limitationes et exceptiones vorbracht, so aber nit attendirt worden.
Schwäbische Grafen.
Bezihet sich auf sein bey dem näheren pleno abge-
20
legtes votum. Daß concurrente saeculo via facti suspendirt sein solle, stellet
21
es dahin iuxta maiora, daß man sich aber eo effluxo erstlich de via iuris
22
vergleichen solle, ist niemalen verwilliget worden und kan noch nit darzu
23
verstehen. Sonsten ist vor diesem einst resolvirt wordten, daß die amnistia
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und religionssachen absonderlich tractirt werten sollen

37
Vgl. oben S. 346 Anm. 1.
, darbey eß noch
25
laßet.

26
Sonsten kan niemanthen daß miserabile beneficium protestandi verweigeret
27
oder benohmmen werdten, weren derowegen die protestationes alß zuläßig
28
einzurucken.

29
Advocatia, temporales et alia bleiben bey den fundationibus et privilegiis
30
Caesareis.

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Alhie ist zum schluß zu eilen und danenhero die meiste sachen, wie die
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Sächßische auch darfurhalten

38
Vgl. die Stellungnahme der kursächsischen Gesandten zu der evangelischen Erklärung vom
39
24. August 1646 ( Meiern III S. 349 ).
, ad proxima comitia zu verschieben.

[p. 370] [scan. 438]


1
Die informatio super gravaminum materia bey den Fransößischen pleni-
2
potentiarien ist nit allein nöttig, sonderen were auch per expressos deputatos
3
zu thuen und die sach bestens zu recommendirn.

4
Quoad specificationem der ertz-, Stifter und prälathuren wie Costantz;
5
ratione calendarii

32
Art. VI der ersten evangelischen Gravamina-Erklärung wendete sich gegen die zwangsweise
33
Einführung des gregorianischen Kalenders in katholischen Territorien mit evangelischen Unter-
34
tanen , da für diese damit die Ordnung des Kirchenjahres gestört wurde (vgl. Meiern II S. 529 ).
aber will sein bedencken ubergeben.

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Köln ( Stadt ). Amplectitur maiora.

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Aachen deßgleichen salva protestatione

8
Augsburg ( Stadt ) auch

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Besançon ( Stadt ). Item, et petit conceptum dictari, cum magnae sit
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importantiae.

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Kurmainz. Die vota gehen dahin, daß der abgeleßne aufsatz ad mundum
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zu bringen und die hin und wieder beschehene erinderungen demselben
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einzurucken, deme wollen sie ihrestheilß nachkohmmen und die schrifft
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morgen cum deputatis den herren Kayserlichen ubergeben

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Die Übergabe erfolgte am 18. September 1646 ( vgl. Diarium Volmar S. 351; eine kurze
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Notiz auch in Österreich B I p. 1158, hier mit der Bemerkung: In puncto gravaminum
37
sagte herr graff von Trautmansdorff selber, man soll ehender sterben als von diser
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gefasten endlichen resolution weichen, darzu wür alle gesagt „Amen“.).
. Diesem nach
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werde den Frantzosen auch alle nötige information gegeben können werden,
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und solle es an seithen des directorii gar nit ermangeln. Die herren Kayser-
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lichen haben sich erbietig gemacht, durch ihre collegas zu Oßnabruck die
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Frantzosischen informiren zu laßen, begeren allein zu solchem endt, warin
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man catholischentheilß gewichen und nit weichen könne oder wolle. Wil
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man auch zu desto beßerer informirung der herren Frantzosen abordtnen,
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wirt sich das directorium nit zuwider sein laßen.

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Die specification belangendt, ist bekendtlich, das solche von den protesti-
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renden erstens ubergeben und von catholischen seiten nur ein erinnerung
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darauff gethan und also den herrn Kayserlichen ubergeben; ist unvorgreiff-
25
lich gesetzt und wirdt niemandt praeiudiciren.

26
Die Kalenderfrage kann später behandelt

27
26 werden ] In Wartenberg / Augsburg II und in Wartenberg / Register I folgt nach dem
28
Conclusum die von Osnabrück und Pfalz-Neuburg vorgebrachte Bitte, wegen der Be
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drückungen
der Geistlichkeit in Kleve und in Jülich-Berg bei den ksl. und den holländischen
30
Gesandten zu intervenieren. Kurmainz erklärt sich dazu bereit, und solt die überliefferung
31
des aufgesezten guttachtens morgen geschehen.
werden.

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