Acta Pacis Westphalicae III A 4,1 : Die Beratungen der katholischen Stände, 1. Teil: 1645 - 1647 / Fritz Wolff unter Mitwirkung von Hildburg Schmidt-von Essen
46. Plenarkonferenz der katholischen Stände Münster 1646 Mai 9
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Münster 1646 Mai 9
Köln ( Stadt ) A I p. 512, 517–544 = Druckvorlage; damit identisch Bamberg A I fol. 233’–
248, Bamberg B fol. 175, Konstanz , Kurmainz B. Vgl. ferner Köln ( Stadt ) B I p. 513–
516, Kurbayern A III fol. 27–39, Kurmainz A Fasz. 9 und Fasz. 14; Österreich A II
WFr XXXIV fol. 91–96; Österreich B I p. 741–750, Ba II und Bb I; Wartenberg /
Augsburg II fol. 554–557 ( damit identisch Wartenberg / Register I fol. 182–186’ und I a ).
Druck: Gärtner IX Nr. 109 S. 67f. ( Nach Österreich A II ).
Beratung über das weitere Vorgehen in puncto gravaminum nach dem ergebnislosen Ausgang
der Osnabrücker Konferenzen. Möglichkeiten einer Modifikation der katholischen media compo-
sitionis . Hilfegesuche an die Mediatoren, die kaiserlichen und die französischen Gesandten. Die
Satisfaktion Frankreichs.
[Im Kurfürstenratszimmer des Bischofshofs]. Vertreten: Aachen, Augsburg, Augsburg (Stadt),
Baden-Baden, Bamberg, Basel, Bayern-Hg., Berchtesgaden, Besançon, Besançon (Stadt), Brixen,
Burgund, Chur, Corvey, Deutschmeister, Eichstätt, Ellwangen, Freising, Fulda, Halberstadt,
Hersfeld, Hildesheim, Johanniterorden, Kempten, Köln (Stadt), Konstanz, Kurbayern, Kurköln,
Kurmainz, Kurtrier, Leuchtenberg, Lüders, Lüttich, Minden, Münster, Murbach, Österreich,
Osnabrück, Paderborn, Passau, Prälaten, Prüm, Regensburg, Salzburg, Schwäbische Grafen,
Speyer, Stablo, Straßburg, Trient, Verden, Verdun, Weißenburg, Worms, Würzburg.
Kurmainz. Es erinneren sich die herren gesandte, waß vor diesem wegen
accommodation der religionisstreittigkeitten zwischen den catholischen undt
protestirenden vorgangen unndt gewisse conclusa gemacht worden, daß die
einhabende ertz- undt stifft ad certum tempus unbestritten in ihren handen
solten gelaßen werden, gestaltsamb dieses unndt sonsten ein mehrers in
eine instruction bracht unndt gewiße deputati darmit nacher Oßnabruck
abgeschicket worden, welche der handlung einen anfang gemacht unndt
daruber biß in funff wochen zugebracht. Waß sie aber berrichten konnen,
ist theilß per dictaturam communicirt worden, nachdemmahln doch die
herren deputati an der handt undt sie der sachen besten bericht haben, so
werden sie gebührent ersucht, daß sie den herren gesandten davon commu-
nication thuen wollen.
Nachdem der Paderborner Kanzler Dr. Buschmann im Namen der Deputierten von
den Verhandlungen in Osnabrück Bericht erstattet hat
Buschmanns Bericht ist eine knappe Zusammenfassung des offiziellen Protokolls, das bei Meiern
II S. 584–629 gedruckt ist. Zu den Verhandlungen in Osnabrück vgl. auch F. Dickmann S. 352f.
Auß dieser relation hat man vernohmmen, warauff der tractatus beruhet,
gebeuret deputatis danck vor die angewandte muhe und arbeit, und weilen
hierauß erscheinet, daß viel schwere puncten zu resolviren seint, so stelleten
den herren gesandten frey, ob sie ietzt oder hernegst davon reden wolten.
Kurtrier. Wiederholt die Proposition und bedankt sich für die Relation Buschmanns.
Soviel aber daß propositum betrifft, findet die sachen von sehr wichtiger
importantz, so sich in der eil und so geschwindt nicht resolviren laßet,
bittet die gantze handtlung zu communicirn, umb sich darin haben zu
ersehen, dan könten die herren deputirte die puncta deliberanda zusammen-
tragen und stündte alßdan zu resolviren, ob man es bey den ersten mediis
laßen oder weiters gehen wolte. Deme allem vorgangen wollen sich ihrer
instruction gemeeß vernehmen laßen.
Kurköln. Befindet gleichergestalt die sach schwehr wichtig, wil derselben
nachdencken und sich hernegst drüber erclärn, haltet dienlich zu sein, daß
den Kayserlichen, Frantzosen und nuncio hievon nachricht zu geben und
von den Kayserlichen zu vernehmen, waß sie vor ein resolution in dieser
sachen mogten gefast haben. Dan were herr nuncius undt Frantzösische zu
ersüchen, das sie die protestirende und Schwedische ad possibilia lencken
wolten.
Kurbayern. Dankt den Deputierten. Aus den Osnabrücker Verhandlungsproto-
kollen ist zu ersehen, daß die Protestanten auf ihren unbilligen Forderungen beharren.
Weilen die sach uber alle maßen schwehr, so stellet zu bedencken, was
etwan vor adaequata media ergriffen mögten werden; fallet hie bey, ob
nicht dienlich, weilen man ohnedem in puncto satisfactionis progrediren
muß, das, Schweden zu beßer resolution in materia religionis zu bewegen,
Franckreich durch complirung ihrer satisfaction an der handt gehalten
werde, maßen sich selbiger cron plenipotentiarii alzeit erclärt, ihre con-
foederation seye nit in detrimentum religionis, sonderen pro conservatione
libertatis statuum angesehen, können also hierinnen catholicis assistentz
leisten, ohne das die cron Schweden es widersprechen könne.
Wan die satisfaction dan sich eintzig an der vestung Breisach stoßete, in
deren besitzung sich Franckreich befindet, und solche wider abzunehmen
keine mittel vorhanden, alß stünde zu bedencken, ob nicht darin zu condes-
cendiren , umb so mehr, weilen sich Franckreich erbietet, der catholischen
religion ein rechtes fulcrum zu geben. Franckreich habe sich vernehmen
laßen, man solle ad perpetuum nit schließen noch den geistlichen vorbehalt
infringiren laßen, und wan ihre satisfaction adiustiret, wollen sie sich in
bonum catholicae religionis interponiren, und weilen Franckreich und
Schweden ehisten propter instrumenta und sonsten zu Lengerich zusammen-
kommen sollen
mögte richtig sein, damit sie desto beßer pro religione operiren mögen, alß
were mit der erklärung zu maturiren, und weilen den cronen einmal satis-
faction gegeben werden muß, so stündte zu bedencken, ob nicht etwas pro
bono religionis darbey zu salviren. Man vernehmet, ob hette sich herr graff
Trautmansdorff gegen Schweden weiters vernehmen laßen
deme zu vernehmen, damit man sich darnach richten möge.
Im übrigen wie Kurköln.
Salzburg wie die Vorstimmenden
Bayern-Hg. ut Churbayern
Österreich. Sagt den deputatis gebeurenden danck und ist voriger mei-
nung , das die consultation zu suspendiren und nach dem Cölnischen voto
mit den herren Kayserlichen auß der sach zu reden. Was aber im Baye-
rischen voto wegen begebung der vestung Breisach erwehnet worden, da
erinnert sich, das biß dahero chur-, fürsten und ständt keinen daß seinige
abvotiren wollen, hoffet, sie werden es gegen Osterreich auch noch nit
thun, welches ertzhertzogliche hauß alles pro imperio et religione gethan,
werde es immerfort continuiren, haltet sich fernere notturfft bevor und
protestirt wider das anbringen.
Baden-Baden wie Bayeren
Burgund. Esse rem magni momenti proindeque in aliud tempus remitten-
dum , petit communicationem per dictaturam faciendam, quae Osnabrugis
acta et in prothocollum relata sunt.
Alioque punctum satisfactionis non esse huius loci, concludendo agit gratias
deputatis.
Leuchtenberg wie Cöllen
Osnabrück. Actis gratiis wil nit zweiffelen, die herren deputirte werden
ihre angefangene handtlung usque ad conclusionem fortsetzen, wie nachdem
in votis praecessis gemeldet, das die sach an sich fast wichtig, alß ist billig
dahin zu sehen, in welchen punctis sich die difficulteten finden.
Vergleicht sich mit Trier, das die gehaltene prothocolla dictirt, per deputatos
die streitige puncta zusammengetragen und die materiae separirt werden, dan
man etliche puncta in quaestione nit kan kommen laßen, wie da ist das
reservatum ecclesiasticum, davon Churcöllen und ipse (Osnabrugensis epis-
copus ) in ewigkeit nit weichen werden, desgleichen haben sich Bayeren und
andere mehr erclärt. Warbey dieses wol zu consideriren, das von den löb
lichen vorfahren und theologis beschloßen, das ermeltes reservatum bona
conscientia nit könte infringirt werden, maßen solches auch von herrn
graven Trautmansdorff den Schwedischen bedeutet worden.
Ein gleichmäßige beschaffenheit hat es auch mit den anderen in puncto
ratione perpetuitatis vel longi temporis, perpetuo comparari potest. Laßet
woll geschehen, das de termino praefixo certo geredt werde, wie bey vorigen
consultationen dasselbig auff 60 iahr gesetzt worden, ob man nemblich
ietzo denselben weiter verstrecken wolle.
Diesem nach werden andere materiae selbsten zeigen, wie weit man zu
gehen, insonderheit sessio et votum, wan die ertz- unndt stiffter gelassen
werden.
Inzwischen sind die kurkölnischen Akten über den Abfall des Erzbischofs Gebhard
Truchseß – zwolff große tomos – eingetroffen, die unter anderem den Briefwechsel
Truchseß’ mit dem Herzog von Württemberg und die Ratschläge Osianders
Lucas Osiander (1534–1604), Sohn des Nürnberger Reformators, württembergischer Hofprediger
und einflußreicher Ratgeber Herzog Ludwigs, hielt sich 1583 bei Erzbischof Gebhard in Bonn
auf (vgl. ADB XXIV S. 493 ; M. Lossen II S. 117f.).
Der Herzog habe ihn darin bestärkt, bei dem geplanten Glaubenswechsel nicht auf
seine Würde zu verzichten; setzen ferners hinzu, wan er resignirte, wurde
capitulum alium catholicum erwehlen unndt sie also immer ad maiora vota
kommen konnen, andere ertz- unndt stifter zihen protestirende an sich,
damit sie der catholischen mogen meister werden. Dargegen ietzundt mit
allem fleiß zu thun, werden derowegen die materiae mußen aufgesetzt undt
keine zeitt verlohren werden, weiln periculum in mora; wan gegen konftigen
sambstag rath angesagt wirdt, will sich gern bequemben. Interim weren die
herrn Kayßerlichen iuxta votum Bavaricum per deputatos zu ersuchen undt
umb zu communicirn angesprochen, waß sie in diser sachen mit den Schwe-
dischen gehandlet. 2. konte per eosdem den Frantzoßischen legatis remon-
strirt werden, weßen sich die protestirende auf die beschehene deputation
vernehmen laßen; man hette catholischentheilß woll vorgesehen, daß selbige
vergeblich sein würde, sie dannoch auff der cron Schweden begehren
fortgesetzet, die hette allezeitt gute wordt geben, ietzo zeiget sich in der that
daß wiederspill, darbey auch andere puncten konten particulariciret werden.
Hierauff wird billich sein, daß eandem ob causam domini deputati sich auch
beym herrn nuncio angeben, insonderheit aber daßienige vorbringen, waß
Franckreich resolvirn wirdt. Ist auch nicht zu zweiffeln, dieselbe cron (wie
von Bayern breviter angezogen worden) werde denen vielmalß gethanen
contestationen nach, deren sie nicht in abred sein kan, zu Lengerich gute
assistentz leisten, sonderlich wan dero satisfaction, maßen Bayern weiterß
angefuhret, accompetiret wirdt, dan sich legati Galliae gegen herrn graffen
von Naßau alle drey außtrucklich vernehmen lassen, wan fried gemacht
undt ihnen Preysach nicht uberlaßen wirdt, daß sie lügner unndt nicht
redlich sein wollen, dan daß die endliche determination wehre
bißhero daran gehaftet, daß Kayßerliche Mayestät sich wegen des Elsas
unndt der vestung Breysach geweigert, es hat sich auch einiger standt nicht
unterstanden, dem hauß Österreich daß seinige abzuvotirn, hingegen gibt
die selbstige notoritet, warumb Seine Mayestät sich allergnädigst uber-
wunden unndt wegen des Elsas Franckrich zu weichen ercläret. Ob nun die
rationes, die noth undt unmöglichkeit bey besagter vestung sich auch be-
finden , wolten Ihre Fürstliche Gnaden nicht disputirn noch darzu votirn,
konnen aber nicht unterlaßen, die anregung zu thun, waßmaßen daß ge-
schrey gehet, daß albereits von den stiftern Bremen, Camin unndt Verden
der Schwedischen oblation geschehen solle sein. Auch die Satisfaktions-
forderungen Hessen-Kassels bedrohen den Besitz vieler katholischer Reichsstände.
Also hette man allerseits zu beßerer confidentz undt sicherem frieden, so ex
defectu consensus nicht erfolgen kan, zusammenzusetzen, undt zwar mit
mehrer verträchlichkeit alß biß dahero, damit alles praeiuditz, so inskünfftig
entstehen könte, möge abgekehrt werden.
Besançon. Conformiret sich mit den vorstimmenden.
Österreich. Addit pro declaratione, Caesar habe consensum wegen des
Elsas auf ienseits Rheins geben, dieseits aber alles vorbehalten, unter dem
geding gleichwoll, daß deßwegen dem hauß Inspruck entweder von der
cron Franckreich oder dem reich eine recompens gethan werde, sonsten
theilen .
Deutschmeister. Conformiret sich den vorstimmenden ratione communi-
cationis et dilationis una cum punctis deliberandis. Sonsten solle unndt
konne der geistliche vorbehalt nicht nachgegeben werden, wan schon die
tractatus zerschlagen werden solten. Wegen des anbringen bey dem herrn
nuncio, Kayßerlichen unndt Frantzosen vergleicht sich mit Coln unndt
Bayrn, daß auch von herrn graffen von Trautmansdorf nachricht begeret
werde, waß er der cron Schweden offeriret, damit man sich in den rela-
tionen unndt actionen darnach regulirn moge. Bey Franckreich ist kein
hulf zu hoffen, man thue auch waß man wolle, sie haben schreiben umb-
tragen laßen, alß wolten sie ein großes praestirn, es ist aber einiger effect
darauff nicht erfolget; wan Heßen Caßel nicht unter ihren schatten wohnete,
wurde so ungeraumbte sachen nicht praetendirn dorfen. Frantzosen haben
selbst gesacht, Hessen muse 20 000 rthr. iährlicher intraden pro satisfacti-
one haben, so ad 600 000 rthr. capitals sich belaufet, wan pro cento 3 ge-
rechnet werden, wie es etlicher ortten brauchig.
Ad confirmationem addit, Franckreich habe im stift Murbach eine vestung
per accorda einbekommen unndt hernacher niderreissen laßen, darab deut-
lich zu sehen, waß man pro favore religionis bey Franckreich vor assistenz
zu erwarten. Wegen der vestung Breisach votirt wie Burgund, daß einmall
anhero nicht gehorig. Sonsten wehre die einmutige zusamensetzung sehr
nötig unndt gutt, wan aber ein ieder sein particularinteresse suchet, muß daß
publicum leiden.
Bamberg. Vergleicht sich quoad materialia, ratione gratiarum actionis
unndt sonsten mit den vorstimmenden, mit bitt, die deputati wollen sich zue
volliger aggiustirung des wercks hernegst auch hinuberbemuhen; deßglei
chen auch wegen der schickung an die Kayßerlichen, Franckreich unnd
nuntium. Die cron ist in den offerten bei iungster deputation liberal gewesen,
unndt konte versucht werden, ob sie bey dieser occasion etwas operirn
wolte. […] Sonsten konten die herren deputirte zusamentretten, ihnen
auch etzliche adiungirt werden, mit welchen sie ihr sentiment, wie weit man
illaesa conscientia gehen könne, aufsetzen unndt zu befurderung der deli-
beration in pleno communicirn.
Würzburg. Unterstützt diesen Vorschlag des bambergischen Gesandten. – Die
genannten Deputationen sollen ausgeführt werden. Undt ob man sich catholischen
theilß zwar schlechter assistentz an seithen der cron Franckreich zu beruhmen
hatt, so meinte doch, man solle daß anbringen nicht underlassen, damit
catholici daß ihrige pro religione conservanda thun, verfanget es aber nicht,
so seye man bey Gott unndt der posteritet entschuldiget.
Worms. Petit similiter communicationem unndt vergleicht sich mitt Cöln,
Oßnabruck undt anderen wegen der deputation an die Kayßerlichen, nun-
cium unndt Franckreich.
Eichstätt. Kan sich nicht erclären, biß sich in den sessionibus ersehen,
gehet ad prolongandum tempus. Wegen befurderung der satisfaction haltet
mit Bayern, weiln man solche auch post absoluta gravamina geben mueß,
ob aber in specie Preisach zu uberlaßen, darzu hatt nicht zu reden. Waß
sonsten im Colnischen voto vorkommen, daß mit herrn nuncio, Veneto,
Frantzoßischen unndt Caesareis hierunter solle conferirt werden, findet dien-
lich , insonderheit mit Franckreich, weiln die protestirende wegen dieser
cron gegen die catholische so machtig seindt. Endlich conformirt sich mit
Bayeren unndt Cöln, daß die deputati die puncten zusamentragen unndt
ad deliberationem separirn, die konten auch daß werck den herrn Kayßer
lichen vortragen, weiln sie am besten informirt.
Von den nachstimmenden Ständen votieren wie Kurtrier: Freising, Prüm, Speyer,
Weißenburg; wie Kurköln: Berchtesgaden, Ellwangen, Hildesheim,
Lüttich, Münster, Paderborn und Stablo; wie Burgund: Verdun; wie
Osnabrück: Chur, Minden und Verden; wie Deutschmeister: Fulda, Hal-
berstadt , Hersfeld, Johanniterorden, Lüders, Murbach, Passau und
Straßburg; wie Würzburg: Basel, Kempten, Konstanz; wie Eichstätt:
Regensburg. – Augsburg schließt sich der Mehrheit an, desgleichen Brixen
und Trient.
Corvey. Differatur consultatio usque dum communicentur sessiones, ver-
gleicht sich mit Oßnabruck, soviel separationem punctorum angehete, laßet
sich die vorschlagene deputation woll gefallen, insonderheit daßienige,
so von Bayern vorschlagen worden, daß die satisfaction mit Franckreich
unndt Schweden beschleuniget werde. Ist sonsten nit gesinnet, iehmanden,
weiniger dem hauß Osterreich, daß seinige abzusprechen, thut sich des-
gleichen gegen die herren Kayserlichen getrösten.
Prälaten wie Corvey
Schwäbische Grafen. Aus der Haltung der Protestanten ist leichtsamb zu
mercken, daß sie gedencken, die catholische religion gantz zu exterminirn.
Ist damit einverstanden, daß der Nuntius, der venezianische und die französischen
Gesandten um Hilfe ersucht werden, unndt daß der punctus satisfactionis, in
specie mit Franckreich, ut Bayern, vor allem befurdert unndt damit mehr
alß den gravaminibus geeilet werde, iedoch ohne maasgebung mit der
vestung Preysach. Haltet vor nötig, daß von gemelten herrn graffen von
Trautmansdorpff communication begeret werde, waß er mit Schweden abge-
handlet , weiln chur-, fürsten unndt standten, sonderlich aber den catholischen
viell daran gelegen unndt Kayßerliches außschreiben mit sich bringet, daß
Ihre Mayestät nicht gemeint, iemanden daß seinige entzihen zu laßen
So sinngemäß im ksl. Ausschreiben zum Kongreß vom 29. August 1645 ( Text: C. W. Gärtner
V Nr. 186 S. 894 und Meiern I S. 487f. ).
Ob von dem geistlichen vorbehalt zu weichen, haltet mit Oßnabruck, deß
gleichen waß de perpetuitate, auch sessione unndt voto ist angezogen
worden. Letzlich, daß etzlicher stiffter oblation geschehen sein solle, ist
ein schwerer punct, so in reife betrachtung zu zihen, dum res adhuc est
integra, wie dan in den duplicis der punctus satisfactionis nicht exprimirt.
Es wird angeraten, ein Theologengutachten einzuholen.
Köln ( Stadt ). Da die Protestanten in den Verhandlungen mit den katholischen
Ständen nicht nachgeben wollen, sollen die Vermittler und Frankreich durch die
kaiserlichen Gesandten um Unterstützung ersucht werden.
Ist instruiret, daß in rebus dubiis sich mit chur-, fürsten unndt ständten
vergleichen solle, deputatos ersuchent, daß sie die sach enger verfassen
unndt also in pleno proponirn wollen. Habe schmertzlich vernohmmen,
daß in gravamine tertio die protestirende von dem religionfrieden abweichen
unndt ihre confession eintringen unndt, obschon kein publicum exercitium
verstattet, dannoch haben wollen, man solle ihnen daß privat singen unndt
betten zulaßen, pittet dieses puncti allenthalben zu gedencken, weiln eine
iede statt ihre leges unndt ordnung, dagegen dieses begehren lauffet. Gibt
zu bedencken, ob nicht die Oßnabruckischen prothocolla in Lateinische
sprach zu ubersetzen, damit man sie desto besser communicirn konne.
Aachen. Wie die Vorstimmenden; die Forderungen der Protestanten laufen gegen
den Religionsfrieden, welcher doch hierein cynosura et regula billich sein solle;
quicquid promittant protestantes, non observant. Sie haben es ex variis hinc
inde exortis tumultibus erfahren, indeme der magistratus etliche mahll
deturbirt worden, pittet dieses auch zu beobachten.
Augsburg ( Stadt ). Obwoll von dieser statt in puncto amnistiae keine
meldung beschehen, so ist sie dannoch a Caesareanis in die duplic gesetz
worden.
Art. I 1 der ksl. Duplik vom 1. Mai 1646 gestattet den Lutheranern in Augsburg das
Exercitium liberum und den Kirchenbau ( vgl. Meiern III S. 57 ).
Von den Protestanten ist bestritten worden, daß er, Leuchselring, berechtigt sei, die
Stadt Augsburg zu vertreten
So in der 4. Sitzung der Osnabrücker Konferenzen über die Gravamina (1646 April 19, vgl.
Meiern II S. 603 ). Auch die evangelische Bürgerschaft der anderen konfessionell gemischten
schwäbischen Reichsstädte, deren Stimme Leuchselring im katholischen Rat führte, hatte besondere
Vertreter bevollmächtigt. Einige Angaben darüber bei G. Pfeiffer , Biberach S. 66f.; A.
Dreher S. 45f.; F. Dickmann S. 389.
Augspurg nit catholisch, da doch küntig, wo nicht der dritte, daß wenigst
der vierte theill zu Augspurg catholisch, also wehre auch der magistrat,
unndt niemahln disputirt worden, so auch billig hette replicando sollen
remonstrirt werden. Noch mehr praeiudicirliche sachen seint im stattrhatt
vorkommen
In der Korrelation des Städterats 1646 April 27 ( Meiern II S. 953) wurde Leuchselrings
Legitimation ebenfalls bestritten. Vgl. auch oben S. 189.
Besançon ( Stadt ) wie die vorstimmende
Kurmainz. Die vota gehen dahin, daß 1. prothocolla sollen communicirt
2. die von den deputatis aufsetzende puncta dictirt, darin aber 3. daß reser-
vatum ecclesiasticum nicht gezogen werden.
Quoad 1. solle ehist geschehen unndt werden pro 2. deputati gebetten, daß
sie die puncta ad effectum dictandi auffsetzen wollen.
Daß von Bamberg erwehnet, daß deputatis einige sollen adiungirt werden,
welche die maas auch cum theologis da nottig praeparirn, laßet sich gefallen,
weiln aber die vorstimmende sich darauff nicht ercläret, so will deren mein-
nung annoch gehrn vernehmmen. Quoad deputationem ad Caesareos, nun-
cium , Venetum et Gallos amplectitur, daß sie per deputatos verrichtet
werde, unndt wirdt denselben recommendirt, waß beide statt Achn unndt
Cöln gebetten. Sonsten will verfügen, daß negstkunfftigen sambstag die
consultation angestellet werde.
Ein Protokoll einer Beratung vom Sonnabend, dem 12. Mai 1646, liegt nicht vor, doch ist im
Diarium Volmar S. 309 unter diesem Datum eine Konferenz der katholischen Deputation
mit den ksl. Gesandten erwähnt, in der die Meinung der katholischen Stände über die Gravamina
mit der Bitte an die ksl. Gesandten, sich hierüber zu äußern, vorgetragen wurde.