Acta Pacis Westphalicae III A 4,1 : Die Beratungen der katholischen Stände, 1. Teil: 1645 - 1647 / Fritz Wolff unter Mitwirkung von Hildburg Schmidt-von Essen
38. Konferenz der katholischen Deputation Osnabrück 1646 April 12

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Konferenz der katholischen Deputation


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Osnabrück 1646 April 12

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Österreich A II WFr XXXIII fol. 147–148 = Druckvorlage.

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Teilnahme Kurbrandenburgs an den Verhandlungen über die Religionsgravamina. Vereinbarungen
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mit Sachsen-Altenburg über die Aufnahme der Verhandlungen.

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Im Quartier der kurmainzischen Gesandten. Vertreten: Augsburg (Stadt), Bayern-Hg., Konstanz,
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Kurköln, Kurmainz, Österreich, Prälaten, Würzburg.

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[…] Kurmainz. Dr. Krebß referiert, wasgestalt der Dr. Vesenbecius

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Matthäus Wesenbeck, kurbrandenburgischer Subdelegierter, führte auch die pommerschen Stimmen
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im Fürstenrat (vgl. APW III D 1 S. 351).
,
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Churbrandenburgischer gesandter, bey ihnen gewesen unnd hoch angezo-
19
gen , daß die Augspurgische confessionsstendt verwandte sie nit gewürdiget,
20
daß Ihr Churfürstliche Durchlaucht zue Brandenburg neben ihnen den
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tractaten der gravaminum beywohnete

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Vgl. hierzu UuA IV S. 434f. ( Relation 1646 April 16 ).
, anzuesprechen, hette darauf ganz
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entristet gefragt, ob fürsten unnd stendt dise sachen allein handlen unnd
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die churfürstliche außschliessen wolten. Chursachßen seye hochinteressiert
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unnd desßen gesandte weren aufm weeg, möchten inner 8 oder lengst 14
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tagen ankhomben

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Die kursächsischen Gesandten Pistoris und Leuber trafen am 15. April 1646 in Osnabrück ein
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( vgl. H. Schreckenbach S. 13 ).
, dahero noch besser were zuezuewartten. Fragte auch,
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ob Churmainz sich bey disen tractaten einfinden werde; nachdem ihme von
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ja geantwortet, das auch Cölln hierzue deputiert, hette er vermeldet, das
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sie sich auch auf dem rathhauß einstellen wolten, unnd sobaldt die propo-
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sition von den catholischen beschehen, wolte Churbrandenburg hierüber
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antworten, darauf dan hernach die protestierende oder confessionisten ihr
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noturfft reden möchten.

[p. 193] [scan. 261]


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Nachdem Sachßen Altenburg zue ihnen (Mainzischen) komben, sie ihnen
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auch der catholischen mainung negstconcludiertermasßen angedeuthet

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Vgl. oben S. 190ff. das Conclusum vom 10. April 1646.
,
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weren sie zuefriden, das man heut umb 8 uhr zue rath gehen wie auch die
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sessiones auf maaß unnd weiß, wie zue Regenspurg anno 1641 beschehen,
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nemben solle, dabey sie es auch verbleiben liesßen

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Das für die Dauer der Verhandlungen eingehaltene Schema sessionis ist bei Meiern I, nach
S. 584 , abgebildet.
. Sie aber hetten zue
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dißen tractaten Altenburg, Coburg, Weimar, Lüneburg, Hesßen Casßel,
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Mechlburg, Wetterauische grafen unnd von den stätten Straßburg, Lübekh,
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Regenspurg unnd Nurnberg deputiert, hingegen sie ihnen auch die catho-
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lische angedeuthet.

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Für daß ander hetten sie der credentialn unnd legitimation gedacht, darüber
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die Churmainzische vermeldet, daß die ratification der sachen, so abge-
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handelt werden, ipsum mandatum sein würde, sie doch darauf beharret
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weren.

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Tertio, so begerten sie der protocollisten zue disen tractaten zue ziehen,
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soviel ihnen beliebten, unnd wolten sie sich nit abwenden lasßen.

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Quarto hetten sie ihnen communiciert, waß anfangs Vesenbecius bey ihnen
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angebracht, darüber sie sich befrembdet unnd vermeldet, das sie die Chur-
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brandenburgische zum öfftern ersuecht, mit ihnen in diser sachen zue con-
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ferirn . Sie hetten es aber alzeit weegen des praedicats excellenz außge
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schlagen , unnd seye den confessionisten nachdenkhlich, das sie das direc-
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torium Churbrandenburg auftragen solten, könten aber wohl geschehen
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lasßen, das die Churbrandenburgische sich auch in loco einfünden unnd
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ihr noturfft haben; würden sie was wider die confessionsverwandte für
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bringen , so solte man catholischentheils auch anhören, was sie hierauf ant-
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wortten werden. Wolle aber dises den andern auch hinterbringen unnd sich
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erbotten haben, die erclerung alsobaldt zue thuen, welches auch beschehen
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unnd anheimbgestelt, ob man heut frühe oder nachmittags die conferenz
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anzuestellen willens, darauf umbgefragt worden.

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Kurköln . Man könne Brandenburg nit außschliesßen auß jüngst erzehlten
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ursachen, zuemahln auch die protestierende selbst khein bedenckhen. 2 do
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habe es weegen der session nach der Regenspurgischen weiß sein richtig-
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kheit . 3 tio : Weegen der credentialen seye es ein unzeitig ding, weill alle
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deputierte beraits bey Churmaintz sich legitimiert, der Münster- unnd
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hiesige convent pro uno eodemque gehalten werde unnd kheine absonder-
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liche volmacht hierzue vonnöthen. Zue Regenspurg seye von kheinem
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theil volmacht begert worden, solten sie darauf bestehen, müeste man die-
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selbe von ihnen auch begeren, sonsten were man alle fictione iuris in eodem
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loco praesentes. 4 to : Der protocollisten halber seye er indifferent, unnd were
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alßbaldt nachmittag der anfang zue machen.

[p. 194] [scan. 262]


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Österreich. Conformiert sich in 1., 2. et 3. mit Cölln, in quarto wer der
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protocollisten nit vonnöthen oder dahin zue sehen, das über einer nicht
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hineingenomben würde, man protocolliere doch nit vil, weill man nit
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votiere.

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Bayern-Hg. wie vorstimbende

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Würzburg. Der progressus causae, der wirdt den außschlag geben. Mit
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Magdeburg könne man weegen der credentialien khein exempel machen,
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weill damahls die consilia in forma collegii noch nit angefangen gewesen,
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dahero ihnen dißfahls nit zue deferirn, sambt die catholische sich bey ihnen
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legitimirn müeßen, dan man kombe in loco indifferenter zuesamben, und
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köndte ihnen die catholische disen vorzug unnd ehr nit zuegeben. Der
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protocollisten könne man wohl entrathen.

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Konstanz . Adiungiert über vorige rationes, daß attestatio directorii Mo-
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guntini anstatt der credentialien genueg seye, da sie hingegen khein attesta-
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tion hetten, unnd weren die protocollisten womöglich außzuelasßen, dan
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man würde die freyheit im reden damit sperren unnd alles gleich in die
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statt außsprengen.

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Prälaten, Augsburg ( Stadt ) wie Costanz

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Kurmainz . Schließt , das man weegen den Brandenburgischen wie auch der
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session einig unnd Altenburg oder den confessionisten nochmahls die be-
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sorgliche ursachen zu remonstrirn weren, das bey diser handlung weeder
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credentiales noch die protocollisten vonnöthen sein

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Die Hinzuziehung von Protokollanten ist dann in der ersten Sitzung am 13. April 1646 gestattet
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worden (vgl. Meiern I S. 584 ).
, masßen dan alle vota
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dahin schliesßen theten, wo nit, müeste man auch von ihnen credentiales be-
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gehren unnd die catholische ebensowohl ihre protocollisten alß sie in den
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rath mitnemben.

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