Acta Pacis Westphalicae III A 4,1 : Die Beratungen der katholischen Stände, 1. Teil: 1645 - 1647 / Fritz Wolff unter Mitwirkung von Hildburg Schmidt-von Essen
9. Konferenz der kaiserlichen Gesandten mit einer Deputation der katholischenStände Münster 1645 Dezember 4
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Konferenz der kaiserlichen Gesandten mit einer Deputation der katholischenStände
Münster 1645 Dezember 4
Konstanz = Druckvorlage. Vgl. ferner Bamberg A I fol. 68–69 ( damit identisch Köln
( Stadt ) A I p. 144–146 ); Kurbayern A II fol. 81’ und A a I; Österreich B I p. 197,
B I a, B a II und B b I.
Mitteilung des Conclusums der katholischen Stände vom 2. Dezember 1645 an die kaiserlichen
Gesandten.
Im Quartier des Grafen Trauttmansdorff. Vertreten: Kaiserliche Gesandte (Lamberg, Nassau,
Trauttmansdorff, Volmar) und Bamberg, Bayern-Hg., Konstanz, Kurbayern, Kurmainz, Öster-
reich .
Der kurmainzische Prinzipalgesandte beglückwünscht Trauttmansdorff zu seiner
Ankunft in Münster und eröffnet den ksl. Gesandten das Conclusum, das die katho-
lischen Stände in der Frage der Admission Magdeburgs am 2. Dezember 1645
gefaßt haben . Und ob er wohl der churfürstlichen vota particularia, so
dreyerley gewesst, referiert, so hat er doch, daß im fürstenrath auch zwo
meinungen gefallen, iedoch nur diejenige, welche von denn bekhannten
17 votis
Gemeint sind offenbar die Stimmen, die Franz Wilhelm von Wartenberg, Fürstbischof von
Osnabrück, Minden und Verden und kurkölnischer Prinzipalgesandter, dirigierte: sieben kölnische
(die Kurstimme, Hildesheim, Paderborn, Münster, Lüttich, Berchtesgaden, Stablo), drei Stimmen
seiner eigenen Stifter sowie sechs, deren Vertretung ihm übertragen war (Augsburg, Eichstätt,
Regensburg, Chur, Ellwangen und – bis 1646 – Landgrafschaft Leuchtenberg) – insgesamt
allerdings nur 16 Stimmen.
wie daß conclusum in beeden räthen außgefallen, in 4 to aber loco maiorum,
daß die herren Keyserliche commissarii ersuecht werden solten, mit den
cronen uf der ständten künfftig folgende ratification im fridensnegotio zue
tractieren.
Die ksl. Gesandten danken für die Information.
Folgendts discurrierte der herr graff von Trautmanßdorff selbsten, ob sowohl
der firsten allß der churfirsten meinung dergestalt seye, wie in 4 to puncto
referiert worden; er wolte sich noch derzeit weder affirmative noch negative
resolvieren, sonnder allein die dabei einfallende dubia movieren, indeme
zue sorgen, daß die cronen sich darzue unnd mit den Keyserlichen nur auf
ratification der ständt zue tractieren nimmer verstehen, sonnder ihren biß-
her gefüehrten praetextum conservandae libertatis et iurium Germanorum
beharren unndt deßwegen werden haben wollen, daß alles mit der ständte
vorwissen gehandlet werde, nit weniger, ob diß die maiora in beeden
räthen auch geben.
Daruber hat zwar der Mainzische etwaß, doch unlautere relation gethan,
unnd haben wir vom firstenrath eine notturfft befunden, die information
selbsten dahin zue geben, daß deß firstenraths meinung keinesweegs uf die
verzöger-, sonnder uf die befürderung der geschlossenen deputation ge-
richtet , aber wegen der tractaten selbsten seye der churfirstlichen vorschlag
(welchen Churmainz bei der re- und correlation nur für eine discurs refe-
riert) niemahlen in consultation, vil weniger in schluß khommen, sonnder
das conclusum dahin außgefallen, daß die deputation befürdert, und weill
darzue wenig tag erfordert werden, allßdann von disem puncto, waß man
nemblich bei abermahls sich steckhenden puncto admissionis ex parte catho-
licorum in der hauptsach thun oder lassen wolle, deliberiert werden soll.
In welchem discurs ferner vorkhommen, allß wann die protestierende ihre
gravamina denn Schwedischen alberait ubergeben
Die offizielle Übergabe des evangelischen Gutachtens an die Gesandten der Kronen erfolgte erst
am 25. Dezember 1645 (vgl. Meiern II S. 138 ).
tenus in ihr replic einzuebringen willens seyen, wabei der Bayrische referiert,
daß die Franzosen in puncto admissionis gern gesehen heten, das die catho-
lische constantiores bei der negativa geblieben weren, weillen sie den Schwe-
dischen jeweils etwas zue gefallen simulieren müessen, wann aber die catho-
lische bei ihrer meinung beharreten, denselben allßdann sagen khöndten,
das die catholische es keinesweegs thun und sie von deßwegen die tractatus
ufzuestossen nit rathsamb fünden khönndten.
Herr graff von Trautmanßdorff hingegen: es werde besser sein, daß die
catholische stänndt mit den protestierenden, ihren mitständen, allein allß
zuegleich auch mit der cron Schweden in denen sachen tractierten, unnd
werden sich die cronen mit der blosen abhandlung des puncti satisfactionis
nimmer contentiern, weill sie sonst der ganzen weit vor augen stellten, daß
sie annders gesuecht allß die iederzeit praetendierte libertet der stännden,
so seye sich nit zue verwundern, daß die Franzosen den einen diß, den
andern ein annders sagen.