Acta Pacis Westphalicae III A 4,1 : Die Beratungen der katholischen Stände, 1. Teil: 1645 - 1647 / Fritz Wolff unter Mitwirkung von Hildburg Schmidt-von Essen
6. Konferenz der katholischen Stände Münster 1645 November 27

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Konferenz der katholischen Stände


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Münster 1645 November 27

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Köln ( Stadt ) A I p. 93–102 = Druckvorlage für S. 32, 14–18 und S. 33, 16 – S. 37, 5;
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damit identisch Bamberg A I fol. 44–49, Bamberg B fol. 89–92; Fulda I fol. 105–106’.
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Vgl. ferner Konstanz ; Österreich B I p. 240–245, B I a, B a II und B b I.

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Wartenberg / Augsburg I = Druckvorlage für S. 32, 20 – S. 33, 14; damit identisch Warten-
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berg
/ Register I fol. 1–4 und I a. Vgl. ferner Wartenberg / Hildesheim I fol. 186; Kur-
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bayern
A I, A II fol. 45’–51, A a I; Kurmainz A Fasz. 11 Nr. 153 und Kurmainz B.

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Besetzung der Deputatio ad Gravamina.

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Im Kapuzinerkloster. Vertreten: Bamberg, Bayern-Hg., Corvey, Fulda, Hildesheim, Kurbayern,
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Kurköln, Kurmainz, Kurtrier, Minden, Münster, Österreich, Osnabrück, Paderborn, Prälaten
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Verden, Würzburg.

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Kurmainz. Demnach iüngst veranlast worden, ad punctum gravaminum
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gewiße auß beyden collegien zu deputiren

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Vgl. oben S. 30.
, alß wurde zur umbfrag gestel-
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let , ob und welche ständt darzu zu verordtnen.

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Negst diesem haben sich die churfürstliche separirt und absonderlich, ebener-
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gestalt auch die fürstliche curiatim votiret.

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[ Umfrage im Kurfürstenrat ].

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Kurtrier. Vermeinen, gleichwie es vor diesem bey dergleichen handt-
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lungen sey observirt worden, daß auß dem hochlöblichen churfürstenrath
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alle catholische herren churfürstliche gezogen werden, es solte anietzo also
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gehalten und die gesambte vier catholische churfürsten darzu deputirt
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werden.

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Kurköln. Weiln die gravamina religionis bey gegenwertigen friedens-
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tractaten nottwendig sollen und müessen tractirt werden, hielten sie dafür,
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in causis conscientiae nichts nachzustehen, in politicis et iurisdictionalibus
28
aber, so etlichermaßen mit underlauffen, könte man in bonum et tranquilli-
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tatem publicam nach gestalten sachen in etwas condescendiren.

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In puncto deputationis erclerten sie sich wie Churtrier auff alle 4 catholische
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churfürsten […].

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Kurbayern. Haben sich mit den vorstimmenden wegen der deputation
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allen vier churfürsten conformirt.

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Die gravamina religionis, sowoll generalia alß particularia betreffendt, er-
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innert man sich, daß selbige zu Regenßpurg anno 1641 und hernacher zu
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Franckfurt anno 1642 und 1643 zimblichermaßen auff catholischer seiten

[p. 33] [scan. 101]


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zusammengetragen

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Text der katholischen gravamina religionis vom Reichstag zu Regensburg 1641: Londorp V
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S. 321–336. Die Gravamina vom Frankfurter Deputationstag sind ungedruckt.
, welche acta zwarn sehr guete information und nach-
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richtung geben werden, man halte aber annoch dafür, daß zugleich nit
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unthünlich wehre, damit bey diesen hochnöttigen puncten nichts verab-
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saumbt oder negligirt werde, daß zum weinigsten alle metropolitani und
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catholische außschreibende fursten und ständt in ihren craisen dahin erin-
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nern , damit sie uneingestelt ihre particularia gravamina dem Churmayntzi-
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schen directorio oder hiesiger deputation uberschicken.

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Kurmainz. Haben sich mit den vorstimmenden vergliechen und den Chur-
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bayerischen annectirten vorschlag sich wol belieben laßen, daß die metro-
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politani und außschreibende catholische fürsten obgesetztermaßen zu er-
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innern , und ist darauff auch von den ubrigen churfürstlichen einhellig
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beschloßen, es sollen eines ieden metropolitani oder außschreibenden catho-
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lischen fürsten gesandte ihren gnädigsten und gnädigen herren principalen
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ein solches durch schreiben zu intimiren.

15
[ Umfrage im Fürstenrat ].

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16–20 Österreich – Oßnabruck] Die Voten Österreichs und Bayerns sind in Konstanz etwas
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knapper formuliert. Sie fehlen in Bamberg B und Fulda I.
Österreich.

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16–17 Stellete – anden] Nach Österreich B I ist dieser Punkt auf Antrag des konstanzischen
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Gesandten in die Proposition gebracht worden.
Stellete es zu weitern nachdencken, ob diese separation inter
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duo collegia zu anden. Sonsten weren ratione deputationis indifferent, und
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mögte Bayern, Bamberg, Würtzburg,

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18 Constantz] Nach Österreich B I und Konstanz nennt Österreich ferner Hildesheim.
Constantz hierzu deputirt werden.

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Bayern-Hg. Ernennet Osterreich, Bamberg, Wurtzburg, Costantz und
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20 Oßnabruck] Nach Österreich B I schlägt Bayern-Hg. ferner die Gesandten der Reichs-
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prälaten
und der Städte Köln und Augsburg für die Deputation vor.
Oßnabruck.

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33, 21 –34, 18 Bamberg – zu laßen] In Konstanz ganz knapp: Es wird nur die Nomination
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der zu Deputierenden und der Vorschlag, das kurkölnische Archiv für die Zusammenstellung
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der Gravaminz zu benutzen, erwähnt.
Bamberg. Demnach nunmehr zum zweytenmal eben alhier in diesem orth
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ratione gravaminum religionis von den Churmaintzischen propositiones
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gethan und solche in pleno electoralium et principum legatorum deliberiret,
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zumalen auch dieser modus zu Regensburg und Frankforth bey dem voi
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iahren vorgewesenen compositiontag practicirt worden, uber dieses die
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protestirende in materiis gravaminum religionis beysein der churfürstlichen
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und anderen gesandten nit curiatim, sonderen insgesambt pflegten zu deli-
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beriren , alß erachtete man dießeits nicht unräthlich, die dießmalige under-
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laßung gegen die churfürstlichen glimbflich zu anden und zu bitten, es bey

[p. 34] [scan. 102]


1
dem herkommen umb so mehrer zu laßen, weilen die religionssachen sehr
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wichtig.

3
Für die Deputation ad gravamina werden Österreich, Bayern, Würzburg, Konstanz
4
und der Vertreter der Reichsprälaten

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4 vorgeschlagen ] Nach Konstanz nennt Bamberg auch Hildesheim und Osnabrück.
vorgeschlagen.

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Im ubrigen, da man dißeits zimbliche nachricht hette, welchergestalt die
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protestirende ihre gravamina bereits zusammengetragen und darin zu
7
suchender enervirung deß im religionfrieden versicherten geistlichen vor-
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behalts wie auch zu stabilirung der vermeinter Ferdinandaeischer declaration
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wegen freystellung der religion allerhandt auß den reichsactis und protho-
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collis gezogene behelff allegirten, denen man dißeits mit gleichmäßigen
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fundamentis ex actis comitialibus würde nothwendig begegnen müßen, und
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dan bey dem ertzstifft Cölln sich underschiedtliche casus vor iahren dergestalt
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zugetragen, daß nicht allein mit der feder, sondern auch den waffen der
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geistliche vorbehalt manutenirt und der ertzstifft hierdurch bey der religion
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erhalten werden müßen, also ungezweiffelt in dem Cölnischen archivo die
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beste fundamenta in dieser materi zu erheben, dahero wern Ihre Churfürst-
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liche Durchlaucht durch dero gesandten zu ersuchen, deren edir- und uber-
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schickung gnädigst ihro belieben zu laßen.

19

34
34, 19 –35, 12 Würzburg – Augsburg ] In Konstanz wörtlich wie in Köln ( Stadt ), jedoch
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in der 1. Person.

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34, 19 –35, 13 Würzburg – Würzburg ] Fehlt in Bamberg B und Fulda I. In beiden nur:
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Fulda wie Bamberg.
Würzburg. Weilen er von Ihr Fürstlichen Gnaden zu Würtzburg nur biß
20
zu ankunfft dero aigenen abgesandtens bevolmechtiget, der numehr zu
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Oßnabruck angelangt sein wurde

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Der würzburgische Gesandte Philipp von Vorburg, für den bisher der konstanzische Gesandte
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Johann Georg Köberlin das Votum geführt hatte, war am 24. November 1645 in Münster
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angekommen, jedoch sofort weiter nach Osnabrück gereist (vgl. K. Wild S. 47). Köberlin vertrat
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ihn auch weiterhin in Münster.
, so wolte er ihme hierinnen sein votum
22
vorbehalten haben und allein, waß seines erachtens Ihrer Fürstlichen Gnaden
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zu Wirtzburg meinung sein mogte, erwehnen. Und zwar weil die erinnerung
24
in der proposition beschehen, das ein ieder rath absonderlich sich verglei-
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chen solte, auch diß nicht wie andere mal die vota von Churmaintz viritim,
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sonderen nur curiatim eingeholet werden, so ließe mans zwar darbey ver-
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bleiben , das es allein uff ietzige quaestionem, qui deputandi sint, gemeint,
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da es aber ad materiam ipsam gemeint sein solte, so were es wider daß
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herkommen, weilen in religionssachen und wo die catholischen allein zu-
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sammenkommen die churfürsten keinen absonderlichen rath hergebracht
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und mit den fürsten undt ständten in einen rath zu tretten pflegen, ex-
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emplificando von deme, wie es uffm letzteren reichstag zu Regensburg

[p. 35] [scan. 103]


1
circa punctum gravaminum gehalten worden

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Hinweise auf Sonderkonferenzen beim Reichstag zu Regensburg 1641 z. B. bei Londorp V
40
S. 199, 201, 203.
, derentwegen es glimpflich
2
und meinungsweiß bey der correlation anzudeuten.

3
Soviel dan die deputation anlanget, weilen sie nur ad labores und zusammen-
4
tragung der materiae, so hernach den ubrigen zu communiciren und ihre
5
meinung auch daruber zu vernehmmen, und nicht ad ipsos tractatus ange-
6
sehen , so hielte er dafur, Ihr Fürstliche Gnaden zu Wurtzburg wurden
7
dißorths indifferent sein, wan nur leuth deputirt und sich brauchen laßen
8
wurden, die in den sachen informirt und die darzu gehörige acta beyhandten
9
hetten oder fürderlich zur handt bringen könen. Aus dem Fürstenrate werden
10
für die Deputation Österreich, Bamberg, Würzburg und Osnabrück vorgeschlagen,
11
dazu der Vertreter der Reichsprälaten als Inhaber einer Kuriatstimme, von den
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Reichsstädten Köln und Augsburg.

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Die nachstimmenden Stände votieren wie Bamberg und Würzburg.

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Österreich. Concludiert, gegen den herren churfürstlichen die erinnerung
15
zu thun, man hette die proposition dahin nicht auffgenohmmen, das circa
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materiam ipsam ein jeder rath in puncto gravaminum seine meinung abson-
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derlich zusammentragen, sonderen allein de personis deputandis sich ver-
18
gleichen solle, weilen es sonsten wider das herkommen sein wurde.

19
Und solten a parte des furstenraths Osterreich, Bayeren, Bambergh, Würtz-
20
burg , Costantz, Oßnabruck,

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20 praelaten] wird in Kurmainz B nicht als Mitglied der Deputation genannt.
praelaten und die statt Augsburg deputirt
21
werden.

22
Kurmainz. Referiert das Conclusum der kurfürstlichen Gesandten.

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34
35, 23 –36, 37 Österreich außzuschließen] In Konstanz ist in der zweiten Umfrage nur
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das würzburgische Votum notiert ( dies wörtlich wie hier ), dazu einige Zusätze, die jedoch sach-
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lich
nichts Neues bringen; das Conclusum und die kfl. Korrelation ist etwas ausführlicher
37
als in Köln ( Stadt ), ebenfalls ohne sachliche Ergänzungen.
Österreich. Correferiret das obiges fürstliches conclusum, darauff uber die
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discrepantz nachmalen absonderlich deliberiret worden.

25

38
25 Österreich – churfürstlichen] Fehlt in Bamberg B und Fulda I .
Österreich und Bayern-Hg. vergleichen sich mit den churfürstlichen.

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Bamberg. Weilen fast alle metropolitani außer Saltzburg bey der stell,
27
zumalen ein jeder catholische standt zu Regensburg seine gravamina in
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specie dem reichsdirectorio ubergeben, alß erachtet unnötig, das werck mit
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dergleichen notificationschreiben weitlauffig zu machen, sonderen könte
30
ein ieder solches seinem gnädigen fürsten und herren berichten, wie dan
31
auch ein ieder metropolitanus seine undergebene suffraganeos hirunder
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wurde zu erinnern wißen […].

[p. 36] [scan. 104]


1

38
1–14 Würzburg – können] Fehlt in Bamberg B und Fulda I.
Würzburg. Weil die notturfft erforderen wolle, in der sachen still umbzu-
2
gehen , und eben noch nicht richtig, das die gravamina haubtsachlich müsten
3
abgehandtlet werden, sondern noch hoffnung vorhandten, das mit hilff
4
der herrn mediatoren und Frantzößischen plenipotentiarien man ad media
5
suspensiva gelangen mögte, wenigst aber wir catholische von deme, waß
6
die protestirende unß abzunötigen suchen, so wenig alß möglich in die
7
handtlung kommen laßen werden, so gebe man zwar den metropolitanis,
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waß sie an ihre suffraganeos wollen gelangen laßen, keine maß, die notifi-
9
cation aber durch die craißußschreibende fürsten werde den protestirenden
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baldt kundt gemachet, und sie desto stärcker auff die haubtsachliche ab-
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handtlung der gravaminum tringen werden, neben deme viel catholische
12
ständt (sonderlich von graven und gantze catholische stätt) weren, die
13
darbey nichts interessirt, es werde es aber ein jeder seinen principalen
14
berichten können.

15

39
15–24 Fulda werde] Das Votum Fuldas ist in Bamberg A I am Rande nachgetragen,
40
in Köln ( Stadt ), ebenso wie in Bamberg B und in Fulda I, im laufenden Text.
Fulda. Wie Bamberg und Wurtzburg, mit der weiterer erinnerung, eß
16
mögte hernegst nicht unräthlich sein, durch die herren mediatores bey den
17
herren Frantzösischen und durch diese bey den Schwedischen underbawung
18
zu thun, damit dieser punct uff media suspensiva gerichtet, zumahlen auch
19
des herrn nuncii sentiment vernohmmen werde, wie weit man salva con-
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scientia commensurando postulata acatholicorum cum praesenti catholico
21
statu nachgeben könne, bevorab weilen bey dießen tractaten der gegentheil
22
nicht ex iure canonum, sondern vielmehrers quamvis male

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22 Latine] Fehlt in Köln ( Stadt ), Bamberg A I und B, hier nach Fulda I ergänzt.
Latine loquendo
23
iure canonum sive belli die rationes persuasorias führen und behaubten
24
werde.

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Die ubrige ut Bamberg et Würtzburg.

26
Conclusum (so nachgehents correferirt worden): Man könne den herrn
27
metropolitanis keine maaß geben, soviel aber die notification durch die
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außschreibende fürsten betrifft, befinde man es im fürstenrath nit rathsamb.

29
Kurmainz. Bey den Regensburgischen reichs- und Frankfortischen depu-
30
tationtagen hetten sich die churfürstlichen, vermög der prothocolla, iedes-
31
malß verwahret, das die eintrettung in einen rath zu den furstlichen catho-
32
lischen ihnen an ihren iure und herkommen, die consultationes under sich
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absonderlich zu führen, unnachtheilig sein und freystehen solte, under sich
34
die materiam ipsam absonderlich zu consultiren.

35
Sonsten die sach an sich belangendt, ließen es die churfürstlichen bey
36
beederseits gemachten conclusis, vermeinten doch, daß die statt Cöllen zu
37
ankunfft dero gesandten nit außzuschließen.

[p. 37] [scan. 105]


1
Damit seindt sie von unß wider zu den churfürstlichen principalgesandten
2
gangen, denselben solches ungezweiffelt referiret, und weiln sie nicht wider
3
zuruckkommen, hat man darvorgehalten, das sie dabey acquiesciren.

4
Waß sie aber wegen deß absönderlichen rathaltens eingewendet, deßen
5
widersprechung ist biß auff ein andere zeit verschoben worden.

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