Acta Pacis Westphalicae II B 6 : Die französischen Korrespondenzen, Band 6: 1647 / Michael Rohrschneider unter Benutzung der Vorarbeiten von Kriemhild Goronzy und unter MIthilfe von Rita Bohlen
16. Longueville und d’Avaux an Servien Münster 1647 Juli 1
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Münster 1647 Juli 1
Ausfertigung: AE , CP All. 88 fol. 472–473 = Druckvorlage.
Empfangsbestätigung. Lob der Verhandlungsführung Serviens. Hoffen auf seine baldige
Rückreise nach Münster. Starkes Drängen der Schweden auf einen Friedensschluß mit Kaiser
und Reich; keine Möglichkeiten mehr zur Verhandlungsverzögerung. Besorgnis über die
Nachrichten von der Armee Turennes. Hoffnung auf positive Auswirkung des Garantiever-
trags auf die Verhandlungsbereitschaft der Spanier.
Nous avons receu vostre lettre du 27 juin avec le résultat de Messieurs les
Estatz du mesme jour. Nous jugeons que |:vous avez beaucoup faict
d’avoir obtenu d’eulx une telle déclaration et qu’il ne se pouvoit rien faire
de mieux aujourd’huy qu’il y a parmy eulx tant de personnes mal affec-
tionnées:|. Il eût esté sans doute à désirer que la |:dernière clause n’y eust
point esté adjoustée:|. Mais comme vous remarqués fort bien |:pourveu
qu’ilz procèdent de bonne foy elle ne portera aucun préjudice:|. Et c’est
avec grande prudence que |:vous avez dissimulé ce qu’il y a de fascheux et
de désobligeant en cela:|. Nous espérons un bon effect de ceste résolution,
et souhaittons qu’ayant bientost achevé le traicté de garantie vous veniés
assez à temps pour nous ayder en celuy de l’Empire.
Les Suédois |:le pressent extraordinairement et nous sommes obligez de
leur tesmoigner que:| nous en désirons la conclusion plus encor qu’eux
pourveu que nous y trouvions la seureté qui ne peut estre que dans l’obli-
gation de l’Empereur de n’assister pas le roy d’Espagne. Jusques icy les
affaires de Hesse
Vgl. [nr. 7 Anm. 12] .
Kf. Friedrich V. von der Pfalz hatte sich 1619 zum Kg. von Böhmen wählen und krönen
lassen. Er konnte sich jedoch militärisch nicht behaupten. 1621 wurde er geächtet ( Kamp-
mann , Reichsrebellion, 47–70), seine Kurwürde wurde zunächst geh. (1621), dann auch
öffentlich (1623) Hg. Maximilian von Bayern übertragen ( Albrecht, Maximilian I.,
539–580); die linksrheinische Unterpfalz wurde von span. Truppen besetzt ( Egler), die
Ober- und die rechtsrheinische Unterpfalz kamen in bay. Hand ( Albrecht, Maximilian
I., 581–610). Pgf. Karl Ludwig, Sohn des 1632 verstorbenen «Winterkönigs» und pfälzi-
scher Kurprätendent, forderte auf dem WFK die Restitution der Kurwürde sowie der pfäl-
zischen Lande; im WF wurde ihm eine neu geschaffene 8. Kurwürde (Art. IV,5 IPO = § 13
IPM) verliehen und die Unterpfalz restituiert (Art. IV,6 IPO = § 14 IPM). – Zur Entwick-
lung der Verhandlungen in der Pfalzfrage Anfang Juli 1647 vgl. ausführlich nr. 26.
In der zwischen den Mgf.en von Baden umstrittenen Mgft. Baden-Baden («obere Mgft.»)
und im größten Teil der Mgft. Baden-Durlach regierte der kath. Mgf. Wilhelm von Baden-
Baden (s. [nr. 35 Anm. 14] ). Sein Vater, Eduard Fortunatus (1565–1600; 1588 Mgf.), hatte
1594 die obere Mgft. an Baden-Durlach verloren; ein RHR -Urteil von 1622 hatte sie je-
doch wieder Mgf. Wilhelm zugesprochen. Der luth. Mgf. Friedrich V. Magnus von Baden-
Durlach (1594–1659), der die obere Mgft. mit Hilfe Schwedens zwischenzeitlich erneut in
Besitz genommen hatte, war vom PF ausgeschlossen worden; er befand sich im Exil und
forderte auf dem WFK seine Restitution sowie die Aufhebung des Urteils von 1622 und
späterer Vergleiche ( Weech, 157–171, 335–348; Dickmann, 32, 382); durch Art. IV,26
IPO = § 33 IPM wurde er in Baden-Durlach restituiert. – Bemühungen um eine Annähe-
rung in den kontroversen Punkten dieser Frage – insbes. die schwed. Forderung nach Kas-
sation des Urteils von 1622 und Aufhebung des Vertrags von Ettlingen vom 31. Juli 1629
(vgl. Köhler, 49) sowie die Ansprüche des Durlachers auf die Hft.en Staufen, Rötteln und
Hohengeroldseck – hatten Ende Juni/Anfang Juli 1647 wenig Erfolg; in einer Konferenz
mit Volmar am 26. Juni 1647 hatte Salvius einen Entwurf betr. die Restitution Baden-
Durlachs vorgelegt, dessen Forderungen Volmar als exorbitant zurückwies (vgl. APW II
C 3 nr. 259, hier 478 Z. 34–39; APW II A 6 nr. 167, mit Beilagen 2 und 3).
Hg. Eberhard III. von Württemberg (s. [nr. 35 Anm. 11] ) erhob auf dem WFK Anspruch auf
die seit dem 16. Jh. umstrittenen württembergischen Klöster – darunter befanden sich na-
mentlich Blaubeuren (OSB), St. Georgen (OSB), Herrenalb (SOCist), Lorch (OSB), Maul-
bronn (SOCist), Pfullingen (OSCI), die Propstei Adelberg (OPraem) und das Priorat Rei-
chenbach (OSB) –; bis 1536 weitgehend luth. geworden, säkularisiert und landsässig ge-
macht, waren sie nach wechselvoller Geschichte schließlich im Gefolge der Niederlage der
schwed.-prot. Armee bei Nördlingen vom 5./6. September 1634 wieder kath. geworden.
Zudem hatte Kf. Maximilian I. von Bayern gegen Zahlung von Ks. Ferdinand II. die
Hft. Heidenheim erhalten (s. [nr. 90 Anm. 8] ); Schenkungen gingen an ksl. und bay. Räte,
u.a. an Trauttmansdorff, das Oberamt Blaubeuren und die beiden Pfandschaften Achalm
und Hohenstaufen wurden zum habsburgischen Hausbesitz für die Tiroler Linie gezogen
( Dickmann, 31f, 382f; Philippe). Württemberg wurden im WF 17 Klöster, fünf Stifte und
alle weltlichen Hft.en zugesprochen, die das Hgt. im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges
verloren hatte (vgl. zusätzlich zu den o.g. Klöstern Art. IV,24 IPO = § 31 IPM; APW III
B 1/1, hier 104). – Ende Juni/Anfang Juli 1647 war man in der württembergischen Restitu-
tionsangelegenheit bereits weit vorangekommen; Differenzen bestanden jedoch nach wie
vor bezüglich der Hft. Heidenheim, die auch durch ein neuerliches Kompromißangebot
der Ksl. in der Konferenz mit Salvius vom 26. Juni 1647 nicht beigelegt werden konnten
(vgl. APW II C 3 nr. 259, hier 478 Z. 40 – 479 Z. 2; APW II A 6 nr. 167 Beilage 3).
semblables |:nous ont donné moyen de diférer un peu, mais nous ne sçau-
rions plus résister aux pressantes instances de monsieur Oxenstiern:| qui a
déclaré nettement aux Hessiens qu’il estoit temps de sortir d’affaires et
que sy l’on ne pouvoit obtenir pour eux mieux que ce qui est accordé,
cela ne devoit pas empescher la paix.
Nous sommes en peine de ce qui s’est passé en l’armée de monsieur de
Turenne dont nous n’avons aucunes nouvelles que celles des bruictz de
Munster.
Les Espagnols ne tesmoignent rien moins que d’avoir volonté de traicter.
Mais peut-estre que la garantie estant réglée avec Messieurs les Estats, ils
pourront prendre d’autres pensées.