Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
305. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1644 Juli 1
Münster 1644 Juli 1
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 47 a, Konv. B fol. 233–234’, 239–239’, 242–242’, praes. 1644
Juli 12 = Druckvorlage – Kopie: ebenda Fasz. 92 III nr. 319 fol. 1–3’.
Verzögerung der Übergabe des kaiserlichen Memorials. Langermann in Münster.
Auf nr. 287. Nun seint wir zwar im werkh gewesen, disem allergenedigisten
bevelch alspald schuldigistermassen nachzesezen, und haben vergangnen
pfinstag, den 28. passato, dessentwegen bey inen, mediatoren, umb audienz
ansuechen lassen und diß zwar darumben so fürderlich, weil am abendt
zuvor der Schweedische gesandt Salvius von Oßnabrugg alherkommen,
wir auch in gedancken gestanden, es möchte uf seine mit den Franzosen
fürgehende conferenz einige action vorlauffen, dardurch alßdann dise unsere
vorhabende außwexlung verhindert werden köndte. Als wir aber auch
inmitlst denn Spanischen gesandten von diser an uns eingelangter aller-
genedigisten resolution durch einen von mir, Volmarn, an Don Diego
Saavedra abgebenen zetl (dieweil uns die zeit zu mündtlicher ansprach zu
kurz gefallen) bericht gethan, hat derselb fast darfürhalten wellen, das die
sachen aniezt sich in solchem standt befinden theten, das dise außwexlung
mit Eur Kayserlichen Mayestät reputation und nuzen nit mehr wurde
geschechen können, und derentwegen starckh in uns getrungen, wenigist
solang damit inzuhalten, bis wir dessentwegen mit unsern collegis zu Oßna-
brugg wurden communiciert haben, wie Eur Mayestät aus den beyligenden
zettulen nr. 1 [ und ] 2 allergenedigist anzuhören geruchend. Und ob wir
uns zwar von selbst genuegsamb zu bescheiden gehabt, das uns aus so
gemessenem bevelch ze schreitten nit gebüren wolte, so haben wir iedoch,
umb die Spanischen sovil zu contentieren, bey Eur Mayestät verantwortt-
lich ze sein ermessen, das hiervon vorderist mit dero gesandten zu Oßna-
brugg communiciert und so lang, bis wir ir antwortt erhalten möchten,
mit der insinuation ingehalten werde, auch hierundter an sie geschriben,
wie die beylag no. 3 außweist.
Weiln aber von denn mediatoren bereits die stundt, uns anzuhören, benambst
worden, haben wir selbige gleichwol besuecht und dasihenig inen vorge-
tragen , was in negstberüertem schreiben no. 3 vermörkht würdet;
dann herr nuncius wie auch der Venetianische pottschaffter neben anderem
auch dises gemelt, das obzwar diserseits vorgeben werde, es were bereits
hievor mit denn Schweedischen ein forma mandati verglichen und derselben
gemeß die Kayserlichen vollmachten alhie und zu Oßnabrugg außgeförtti-
get worden, so wolten die Franzosen und Schweeden iedoch darmit nit
zufriden sein. Sagten, die sachen weren folgendts in anderen standt gerathen
und befinde sich in unser, der Kayserlichen gesandten, vollmacht nit nur
diser mangel, das wir ebensowol als sie nur de mediis und nit de ipsa pace
concludenda instruiert seyen, sondern das nit zugleich darinnen außge-
truckht wer, wir mit beeder cronen plenipotentiariis und adhaerentibus
sambtlich zu tractieren bevollmächtigt sein solten, welches dann in allweeg
ersezt sein müeste, sonsten sie, als welche ohne ire adhaerenten sich in ainige
tractation nit einlassen köndten noch wolten, noch auch dessen bevelcht
weren, uns nit für genuegsamb bevollmächtiget halten wurden.
Und diß ist ebendieihenig consideration, welche Eur Kayserlichen Maye-
stät wir in unserm vom 6. Novembris vorgehenden jars abgangnem
schreiben neben anderm gehorsamist angedeüttet haben, tragen auch wol
die fürsorg, wann sie mit diser einred fürkommen, sie werden sich mit
unserer benebens angehengter declaration nit ersettigen lassen.
Sodann sagte der Venetianische ambassator, das der cron Schweeden wie
auch Franckreich deß königs in Dennemarkh interposition nit werde zu-
wider sein, doch allein, sovil dieiehnige strittigkeiten zwischen Eur Kayser-
lichen Mayestät und der cron Schweeden als assistenten der protestierenden
ständten im reich anlangte. Im übrigen aber wurde die Dennemarkische
interposition weiter nit können admittiert werden. Wir haben allein mit
kurzem angezeigt, das dises werkh in die materiam gravaminum inter catho-
licos et protestantes wurde einlauffen und noch kein zeit were, davon zu
reden.
Auf Grund der Beilage 4 haben wir uns bei den Mediatoren widerumb anmelden
lassen und seint entschlossen, noch heütigen tags nach abgeförttigter posst
inen diss verfaste memorial einzuhendigen, auch hingegen die vorige schriff-
ten widerumb zu begehren, und sollen Eur Kayserliche Mayestät deß
weitern erfolgs bey negster ordinari gehorsamist verstendiget werden.
Sodann berichten wir auch gehorsamist, das der Dennemarkische gesandt
Dr. Langerman vergangnen mitwochen abendts alhie ankommen, sich aber
vor einen Dennemarkhischen secretarien, Klein mit namen, angeben lassen.
Und weil Eur Mayestät abgesandter zu Oßnabrugg, der graf von Aursperg,
mir, grafen von Nassau, bericht gethan, das er, Langerman, eben vor disen
secretarien ein pasß, hieher zu raisen, von ime begehren lassen, vermuettlich
aber sich dessen selbst gebrauchen möchte, so hab ich ine, sobald ich seiner
ankonfft verstendigt worden, durch einen meiner leitten besuechen und
andeütten lassen, weil seines genedigisten herrns, deß königs in Denne-
markh , guetes vertrauen mit Eur Kayserlichen Mayestät bewust, so möcht
ich sovil lieber gelegenheit haben, ine selbst anzusprechen. Er hat sich aber
damalen noch allein für benambsten secretarien außgeben, der beschechenen
begrüesßung und anerbiettens bedanckht und dabey endtschüldiget, das er
allein etlich seiner privatgeschäfften halber hieherkommen und vor dißmal
nit in qualitet wer, einige visita anzunemmen oder zu geben, verhoffte
gleichwol, in kurzem die gelegenheit zu haben, widerumb hieher zu kommen
und alßdan, was aniezt nit geschechen köndt, zu ersezen. Gleiche endtschul-
digung hat er auch gegen dem Spanischen gesandten, Don Diego Saavedra,
gebraucht. Als ich nun im thuen gestanden, wie etwas von seiner negociation
unvermörckhter dingen erkundiget werden möchte, last er mir gestern
nachmittag umb ein uhr durch ainen seiner diener anzeigen, er were der
Langerman selbst und bereits uf dem weeg nach Oßnabrugg, mit endt-
schuldigung , das er mich nit angesprochen hete, die zeit were ime zu kurz
worden, weil er eillendts verreisen müeste; wolte zu anderwerts begebender
gelegenheit sein schuldigkeit zu erweisen nit undterlassen. Und ob ich wol
darauf gleich meine leüth widerumb zu ihme geschickht und ine als einen
königlichen gesandten ferrer ansprechen lassen wellen, so hat er sich doch
nit mehr in der herberg befunden, sondern war bereits zu der statt hinauß.
Ich hab solchem nach dem wirth „Zum Nagel“ alhie, bey dem er gelegen,
mit fleiß besprechen lassen; der bericht, das er, Langerman, sich anderst nit
dann für obgemelten secretarien außgeben und vorderist durch einen diener
erkundiget, ob niemandts frembder alda logieren thet; und weil er ver-
standen , das allein ein Pfalzischer secretarius vorhanden, auch, das diser ime
wol bekandt wer, angezogen, hab er sich daraufhin erst eingestelt und gleich
zu seiner ankonfft disen secretarium zu sich erfordert. Sonsten aber seye
er vor sein person nie aus dem haus kommen auch niemandt von denn
Franzößischen gesandten zu ime. Er hab aber zween seiner diener, deren
der aine sein vetter sein soll und mit dem conte d’Avaux von Hamburg
nach Pariß verreist auch in desselben comitat widerumb von dorten alher-
kommen were, successive nacheinander außgeschickht, wohin aber, wüste
er nit. Dise circumstantiae und das er eben zu der zeit alher kommen, das
der Salvius sich auch alhie befunden, geben wol sovil nachdenckens, das
er mit den Franzosen in einer heimblichen correspondenz stecken und,
volleicht vor dißmahl einige Franzößische pensiongelter zu erheben, ange-
langt sein möchte. Wir wellen uns aber befleissen, ob was weiters von seiner
gefüerten handlung alhie zu erkundigen wer .