Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
281. Auersperg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1644 Juni 5
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Osnabrück 1644 Juni 5
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 46e, Konv. b fol. 372–374’, 379, PS fol. 375, praes. 1644 Juni 21
= Druckvorlage – Kopie: ebenda Fasz. 92 II ad nr. 289 fol. 538–539’, 542–542’.
Einbeziehung Dänemarks in die Friedensverhandlungen.
Wir haben Weisung vom 17. Mai samt beigelegter Kopie von nr. 240 erhalten.
Wir haben demzu folge verlittenen freytag, den 3. dießes, nachdem wir in
erfahrung bragt, daß die Schwedische mit denen gedancken ümbgehen
söllen, wieder unns eine protestation einzuwenden, ümb allen unglimpff
vorzukommen, dürch den dechandt zu St. Johans alhie ahn die Schwedische
gesandten unnßere erclehrung dhahin überbringen laßen: 1) daß ohne die
königliche würden in Dennemarck zu einiger handlung alhie nit könne
geschritten werden, dero interesse zu dießer handlung so groß seie, daß
Ewer Mayestät selbiges nitt könten noch wöllen zurücklaßen; 2) daß auch
zu Münster vorhero die Frantzösische volmacht völlich unnd gebührlich
würde müßen ersetzt werden; unnd hette man 3) mitt extradition der vol-
macht alhie nitt zu eilen, weiln man darüber in formalibus et materialibus
schon vorlengst verglichen seie. Den Schwedischen abgesandten ist dieße
erclehrung unvermuhtet fürkommen, und haben über den ersten punct
wegen Dennemarck fernere erleutherung begehrt, ob man dan Dennemarck
alhie alß mediatorn oder alß partem wieder haben wölle. Darauff wir geanth-
worttet , die erclehrung darüber stehe zwar fürneimblich bey der königlichen
würden in Dennemarck selbst, jedoch könten die Schwedische gesandten
leichtlich erachten, weiln die cron Schweden die königliche würden in
Dennemarck alhie tanquam mediatorem nitt habe dülden wöllen, sondern
hinweggetrieben unnd selbst zur parthey gemacht, daß dieselbe ethwo auch
alß parthey alhie erscheinen würden, maßen auß selbigs königs ahn chur-
fürsten unnd stende hin unnd wider einglangten schreiben
Gemeint ist vor allem das Schreiben Kg. Christians IV. an die kurfürstlichen deputierten Räte
in Frankfurt, Odense 1644 Februar 18/28. Kopie: Giessen 203 fol. 897’–901 – Druck:
Gärtner II nr. 182 S. 472–476; Meiern I S. 180 –182 (= I 2,19).
Schwedischen zweiffelsohne würden fürkommen sein, gnugsamb abzuneh-
men , daß derselb mitt Ewer Kayserlichen Mayestätt fortahn in causa com-
muni wieder Schweden stehen wölle unnd die cron Schweden hostem com-
munem nenne. Auff dieße erleutterung haben die Schwedische gesandten
noch ferners anderen thags darnach dürch ihren secretarium erinneren
laßen, daß die königliche mayestätt in Dennemarck alhie zweyer respecten
halben in consideration sein, eins alß ein könig in Dennemarck, anders alß
ein hertzog von Holstein; mögten also die Schwedische gesandten gerne
wissen, auff waß für respect daß absehen, daß bey dießen tractaten die
gegenwarth selbiges königs wölle erfordert werden, werde wöllen gelegt
werden. Darauff wir geanthworttet, daß zwar nur ploeß auff daßjenig, waß
angezeigt worden, instruirt sein, es gebe es aber die consequentz selbst,
daß das absehen auff Dennemarck alß könig unnd die Dännische sach, dan
wegen Holstein sein die königliche mayestätt alß vasallus imperii ex natura
rei schon von anfang mit in materia tractatuum begriffen gewest, weiln Ewer
Mayestätt darbey keinen standt deß reichß würden zurücklaßen; es habe sich
aber die königliche mayestätt so trefflich ümb daß gemeine weesen unnd
beforderung dießer friedenßhandlung meritirt gemacht, daß Ewer Kayser-
liche Mayestätt auß naturlicher danckbarkeit, sich selbiges königs sach mitt
anzunehmen, verobligirt zu sein erachten müßen, treiben sie auch freundt-
unnd nachbarschafft darzu an et status ratio. Dem secretario befrembde dieße
fernere erclehrung ümb soviell desto mehr, weiln die Schwedische gesandten
seinem vorgeben nach die aigentliche nachricht haben sölten, gestaltt
zwischen den Dänischen unnd Schwedischen reichßrähten eine underredung
auff denen gräntzen der reiche in verwichenem monath Februario verahn-
laßet seie
Vgl. [ S. 450 Anm. 3 ] .
Dänische weesen in kurtzen sölle vermittels einer particularhandlung bey-
gelegt werden, welchs wir dhahingestelt sein laßen, aber auß sölchen
reiterirten sorgfaltigen nachförschung, sodan auß deß secretarii geberden
unnd rede unschwer abnehmen können, daß die Schwedische bey dießem
werck sehr bestürtzt sein; dhahero wir gelegenheit genohmen zu erinneren,
daß dem Salvio woll bewust, waß für herrliche conditiones pacis die cron
Schweden hiebevorn hette haben können, wie eyfferig Ewer Mayestätt nach
den frieden iederzeitt verlangt und nach verlangten, die cron Schweden
aber nicht gewolt hette, ja man auch woll itziger zeitt gar hette einen frieden
haben können, wan man nur in termino herzukommen wehre unnd eß
unnöttig gewest sein würde, allererst einen newen krieg anzufangen. Der
secretarius beschloß eß mitt deme, daß sich hiebey eine parthey in ihrer
meinung würde betrogen finden, entweder die Schwedische, wan Denne-
marck zum particulartractaten nitt verstehen sölte, oder dieße, wan daß ge-
genspill erfolgen würde; es hetten aber die Schwedische nach dürch wortte
nach wercke darzu ursach geben, daß sich Dennemarck die interposition
abthuen sölte, deßen gesandten wehren von sich selbst zurückgangen. Wir
aber haben unns in dergleichen discurs nit einlaßen wöllen.
PS Hinweis auf Beilage [ 1 ].