Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
247. Auersperg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1644 Mai 5
Osnabrück 1644 Mai 5
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 46e, Konv. b fol. 320–323’, praes. 1644 Mai 17 = Druckvorlage
– Kopie: ebenda Fasz. 92 II ad nr. 252 fol. 331–332’.
Bedenken gegen Visite bei La Thuillerie und gegen von den Schweden angeregte katholische Prozession.
Wir werden nr. 228 nachkommen, ist aber zeitthero nichtz dhavon an unns
bragt worden. – Gestern abendt ist der Frantzosische gesandte, monsieur
de la Thuillierie, der nach Dennemarck geschickt wirdt, alhie einkommen
unnd von den Schwedischen gesandten auch Frantzösischen residenten
dürch entgegenschickung der gutschen hereinbegleitet, unns aber allererst
darnacher von deßen ankumbst dürch den baron de Rortee unnd in specie
dhabey angezeigt worden, daß selber gesandt nit unbekandterweise, sonde-
ren offenbahr in qualitate legati alhier seie. Warauff wir zu demselben ge-
schickt unnd ihne empfangen, die complementirung aber also ablagen laßen,
daß er nitt darauß abnehmen können, ob wir ihn visitiren werden oder nitt;
gestalt derselbe hingegen noch gestern abendt ümb zehen uhren in der
nacht einen edlman zu unns geschickt, sich der empfahung halben bedanckt,
aber auch also behuetsamb im reden gehalten, daß nitt darauß abzunehmen
gewest, ob er zu unnßer visita verlangen trüge oder nitt, welches unns ümb
soviell desto lieber ist, weiln wir denselben zu besuchen groß bedencken
haben, in erwegung, sölcher actus von den Thuillierie bey seiner ankunfft
bey Dennemarck dhahin außgedeutet werden dörffte, gleichsamb mennig-
lich, sogar auch die Kayßerische selbsten nach dießer Frantzösischen able-
gation nach Dennemarck ein großes verlangen gehabt unnd darbey ihr
froloken mitt heimbsuchung deß gesandten, glückwünschung zu gutter
verrichtung unnd dergestaltt ihren guten willen bezeigt hetten, daß er nitt
mehr von denselben erwartten können, wan sie ihne gar angefrischt hetten;
maßen eß dan dem Thuillierie ahn materi zu dergleichen erdichtung auß
sölchem heimbsuchungsactu zu nehmen nitt ermanglen und er sich dern
auch woll bedienen würde, ümb dardürch der gelosey, so die Frantzosen
bey Dennemarck zu erwecken sich höchst angelegen sein laßen, desto
stärckeren fueß zu setzen. Dan nitt woll zu glauben, wie eyfferich sich der
gegentheill in herbeysuchung dergleichen sachen, warauß gelosey erweckt
werden möge, bemühen unnd waß für behendigkeit darzu gebrauchen thuet,
sogar, daß man auch die exercitia religionis catholicae hineinziehett und eß
unter anderen die Schwedische gesandten beim thumbcapittl alhie dhahin
gerichtet, daß auff künfftigen sontag, den 8. dießes, eine catholische pro-
cession pro obtinenda pace zu halten angesteltt worden, ohne daß mitt
unns, wie eß sich billich gebührt hette, vorhero darauß wehre communicirt
worden; alles zu dem ende, dhamitt der königlichen würden in Dennemarck
eine avisi über die ander möge zugebragt werden, gleichsamb man alhier in
völligem tractatu begriffen unnd mitt dero außschließung den frieden
machen werde. Welcher ursachen halben wir unns von sölcher procession,
weiln unns von dem thumbprobst selbst entdeckt, daß derselbe auß an-
gebung der Schwedischen angestelt werden, absentiren müßen, und weiln
eß bey Dennemarck so übell ist auffgenohmen worden, daß man alhie die
gewöhnliche und von newen verglichene ceremonias gegen die Schwedische
gesandten verrichtet, so ist nit unzeittig zu befahren, daß sölcher actus der
heimbsuchung bemeltes Frantzösischen gesandten auch ungleich dörffte
außgedeutet oder der königlichen würden dhadürch anlaß gegeben werden,
sich auch waß mehr vertrewlicher gegen selbigen gesandten zu bezeigen.
Dhahero wir die visita mit demselben gar underlaßen, zu unnßer entschül-
digung aber eß auff eine offension – iedoch mitt aller bescheidenheit, woferne
eß geandet werden sölte – legen wollen, gleichsamb unns zu respect Ewer
Mayestät nitt gebührende ehr widerfahren seie, indeme man unns mitt der
ansage von herzukunfft selbiges gesandten – zumahll derselb alhie offenbahr
ankommen unnd sein wöllen – praeterirt unnd dhadürch alles fleißs die
gelegenheit benohmen habe, unnßere gutschen und auffwartter (wie eß
sönsten in dergleichen fällen herkommens ist) denselben entgegenzu-
schicken, seindt auch auff den fall beschehener empfindung ferner bedacht,
daß aggiustament der visiten halben mitt communication nach Münster
auch vorschlagung anderer unthuenlichen temperamenten also auffzuhalten,
daß er, Thuillierie, entweder sölchs nitt erwartten wirdt oder auch die zeitt
verlieren müßen, welchs ihme zum schaden, dem von Plettenberg aber zu
nützen kommen kan.