Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
48. Auersperg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1643 September 16

21
–/ 48/ [61]

22

Auersperg und Krane an Ferdinand III.


23
Osnabrück 1643 September 16

24
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 46c, Konv. c fol. 34–36’, 43–43’, PS fol. 37 = Druckvorlage –
25
Kopie: ebenda Fasz. 92 I ad nr. 18 fol. 84–85’; Giessen 203 fol. 449–452, 453 – Druck:
26
Gärtner I nr. 322 S. 683–687 und PS nr. 323 S. 688.

27
Bedenken der Dänen, an die schwedischen Gesandten wegen ihres Ausbleibens zu schreiben. Haupt
28
der kaiserlichen Gesandtschaft. Dänischer Verdacht auf Geheimverhandlungen zwischen Kaiser-
29
lichen
und Schweden. Verhandlungsform. Ansprüche des Gfen. Wilhelm von Nassau auf Hildes-
30
heimer
Güter. PS: Anreise der französischen Gesandten.

31
Die Schwedische gesandten pleiben noch immerfort zurück, unnd söllen die
32
Dennische (wie mir, den graffen von Auersperg, der doctor Langerman, der
33
mich gestern heimbgesucht, in privato discursu zuverstehen geben) anstehen
34
unnd sogar der königlichen decision darüber für nöttich erachten wöllen,

[p. 62] [scan. 92]


1
ob ahn die Schwedische ümb beförderung dern herzukombst zu schreiben
2
seie, weiln sie, Dänische, darzu nit befehlicht, auch den Dänischen waß
3
disreputirlich sein dörffte, wan an die Schwedische zuvor sölte geschrieben
4
werden, ehe dan von denselben schreiben eingelangt und man die ursach
5
ihres außpleibens wiße, maßen sich die Dännische bey der königlichen
6
würden in Dennemarck deßwegen ümb bescheidts zu erholen, wie sich
7
hierin zu verhalten, angemeldet hetten, so hette auch der Dänische secre-
8
tarius N. Kleine

37
Johann Lönhard Klein, Sekretär der deutschen Kanzlei.
von deß Schwedischen residenten Rosenhaan leuthen
9
vernohmen, gestalt die Schwedische gesandten noch woll von denen Däni-
10
schen zu wißen begehren dörfften, ob dan an seidten Ewer Mayestätt daß
11
rechte haubt der gesandtschafft alhie seie, dan denen Schwedischen die
12
nachricht einglangt, daß noch zween von Wien herzukommen werden, die
13
Kayserliche instruction auch noch nit völlich eingerichtet sein sölle. Ich,
14
der graff von Awersperg, hab dem doctor Langerman geanthwortet, daß
15
er sich wiße zu erinneren, alß hiebevorn die Kayserliche ratification über den
16
praeliminarvergleich nitt so paldt, alß der gegentheill gewolt, einkommen,
17
daß die königliche würden in Dennemarck auff anhalten deß gegentheilß
18
sowoll an Ewer Mayestätt selbst alß mich, den graffen von Awersperg,
19
geschrieben

38
In dieser Edition nicht erfaßt.
, auff selbiger ratification beforderung getrieben unnd sich
20
darbey vorneimblich dießes motivi (deßen der monsieur d’Avoux auch in
21
seiner außgesprengten schrifft

39
Hier ist vielleicht das Schreiben d’Avaux’ an Kg. Christian IV., Hamburg 1642 Mai 30
40
gemeint. Druck: M. C. Londorp V S. 775–778.
gedencke) gebraucht hetten, daß der praeli-
22
minarvergleich vermittels dero underhandlung geschloßen unnd eß ihro
23
disreputirlich fallen sölte, wan selbiger schluß nit sölte ratificirt werden.
24
Soviell desto mehr würde man itzo an die Schwedische setzen, dieselbe zu
25
beforderung ihrs anzugs anmahnen unnd potiore iure ein reputationweesen
26
darauß machen können, weiln eß ümb execution deß praeliminarvergleichs
27
zu thuen unnd der königlichen würden reputation mehr daran haffte, daß
28
selbiger vergleich der gebühr vollnzogen unnd zu seiner würcklichkeit
29
gebracht werde, alß dern reputation daran gelegen gewest, daß er ist ratifi-
30
cirt worden. Der Dr. Langerman ließ sich ferners vernehmen, daß denen
31
Dänischen gesandten von den fürstlich Holsteinischen Gottorffischen hoffe
32
die nachrichtung einglangt, gestalt dhaselbst avisi vom Sachßischen hoffe
33
einkommen, ob sölte Ewer Mayestätt generallieutenant, graff von Gallaß

41
Über den kaiserlichen Generalleutnant Matthias Gf. Gallas siehe ADB VIII S. 320ff. , NDB
42
VI S. 46f. und H. F. Schwarz S. 234–236.
,
34
mit dem Schwedischen general Törstensohn

43
Lennart Torstensson (1603–1651).
in tractaten wegen Pommeren
35
begriffen sein (warauff ethwo der Dänischen für wenig thagen bey unns
36
gefürter discurs von den geheimben tractaten gemeindt sein dörffte

44
Vgl. [nr. 47] .
). Ich

[p. 63] [scan. 93]


1
aber, der graff von Auersperg, hab dem Dr. Langerman dießen wohn mit
2
deme benohmen, daß ichs nit glauben könte unnd mich gleichsamb für ver-
3
sichert hielte, daß die cron Schweden niemahln ihren general einigen gewaldt
4
oder vollmacht cum effectu geben werde.

5
So wirdt unns auch von guttem orth vertrawet, gestaldt bey der Dänischen
6
gesandten cantzley die rede gehen söllen, gleichsamb mans Dänischer
7
seidten noch waß ansehen, bey lenger zurückpleibung der Schwedischen
8
aber wieder von hier abreisen und zurückgehen würde. Wöllen zwar auff
9
dergleichen cantzleydiscurs kein fundament setzen, weiln unns iedoch dar-
10
von fürkommen, haben wirs also anzeigen söllen.

11
Demnach dan auß angedeuteten ümbstenden zu vermercken, daß die
12
Dänische allerhandt bedencken machen, an die Schwedische zu schreiben,
13
wöllen wir dieselbe, glibts Gott, morgen heimbsuchen unnd nochmahls
14
versuchen, ob sie anders zu disponiren unnd zu abgebung dergleichen
15
schreiben willich zu machen, widrigenfalß werden wir unns gegen die
16
Dännische anerpietig machen, mit deren belieben deßwegen ethwo imme-
17
diate an die königliche würden in Dennemarck selbst unnßere erinnerungs-
18
schreiben abgehen zu laßen. Immittels vermercken wir, daß die Dänische
19
darauff gehen, gestalt bey vortgang der handlung, dha man zum haubtwerck
20
kommen werde, alle sachen in schrifften zu tractiren seien. Weiln wir nun in
21
hoc passu noch nit instruirt, pitten wir, unns bescheiden zu laßen, wie wir
22
unns sölchspfalß hierin zu verhalten.

23
Eß hatt der Dr. Langerman auch gegen mich, den graffen von Auersperg,
24
in obgedachten discurs vermeldet, daß die königliche würden in Denne-
25
merck bey unns alß Ewer Mayestätt gesandten wegen seiner tochter sohn,
26
graffen Wilhelm von Naßaw

37
Am 17. September berichtigte Nassau, daß Wilhelm [Friedrich] von Nassau nicht der Tochter-
38
Sohn Kg. Christians IV. sei, sondern der Tochter-Sohn von dessen Schwester, der Hgin. Elisabeth
39
von Braunschweig-Wolfenbüttel. Er sei der Sohn seines Bruders [Ernst Kasimir] und jetziger
40
Statthalter in Friesland [Nassau und Volmar an Auersperg und Krane, Münster 1643 Sep-
41
tember 17. Konzept: RK , FrA Fasz. 92 I nr. 19 fol. 89–89’ – Druck: Gärtner I
42
nr. 315 S. 669–671].
, würde eine erinnerung der Hildeßheimischen
27
güter halben, so dem hauß Lüneburg in dem Goßlarischen vergleich

43
Goslarer Vergleich zwischen Ferdinand III. und dem Hause Braunschweig-Lüneburg, 1642
44
Januar 6/16. Druck; M. C. Londorp V S. 762–768; J. Ch. Lünig V 1 S. 138–146;
45
J. DuMont VI 1 S. 233–238. Vgl. APW [II C 1 nr. 196, D.]
zuge-
28
aignet worden, thuen laßen, weiln bemelter graff von Naßaw naher unnd
29
beßer darzu berechtigt sein sölle alß selbigs fürstliche hauß. Warauff aber
30
ich, der graff von Auersperg, erwiedert, warümb sich dan selbiger graff nit
31
beyzeitten und an örttern, who sichs gebührt, hab angeben, würde itzo in
32
dergleichen sachen schwerlich waß zu richten sein. Dhaferne nun inskünfftig
33
ichtwaß an unns gebracht werden mögte, sölchs werden wir ad referendum
34
annehmen.

35
PS Auß gewißer kundtschafft aus Paris, von 5. dieß, vernehmen wier, daß
36
die Französische nacher Münster deputirte gesandten ihre bagagi albereit

[p. 64] [scan. 94]


1
dazumahln nach Rouan vorangeschickt haben undt selbige gesandten
2
dienstags, den 8. eiusdem, darauf haben folgen sollen, welche kundtschafft
3
unß nach abgelauffener post allererst zukommen, undt wier durch aigenen
4
bohten nachgeschickt.

Documents