Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
4. Krane an Ferdinand III Münster 1643 Juni 5

[p. 5] [scan. 35]


1
–/ 4/–

2

Krane an Ferdinand III


32
Ferdinand III. antwortete am 17. Juni 1643. Druck: APW [III D 1 nr. 28.]

3
Münster 1643 Juni 5

4
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. a fol. 13–16’, PS [eigh.] fol. 17 = Druckvorlage –
5
Kopie: Giessen 203 fol. 202–204 – Druck: Gärtner I nr. 127 S. 284–288 [ohne PS].

6
Quartierfrage. Poststation in Münster: Schreiben an Gfin. Taxis. Garnison in Münster: Erwä-
7
gung
des Kommandos für den Obrist von Reumont. PS: Pfalz-Neuburgisches Beistandsanerbieten
8
zur Gewinnung der hessischen Truppen.

9
Dieße wochen hab ich der quartier halben, wie dieselbe alhie außzutheilen
10
unnd die herzukommende gesandte unnd pottschafften der gepuir dhamit
11
versehen unnd undergebracht werden mögen, sodan wegen einrichtung deß
12
postwesens unnd drittens wegen der guarnisoun alhie, wie eß dhamit unter
13
wehrenden tractaten gehalten unnd dieselbige zur nöhtigen defension unnd
14
versicherung der stadt bestelt werden möge, mit den churfürstlich Cöl-
15
nischen commissarien und dießer stadt deputirten communication gepflo-
16
gen . Unnd zwar der quartier halben befinde ich sonderlich keine beschwer-
17
nüßen, sein auch gewiße commissarii verordnet, die derentwegen alle
18
nöthige versehung thuen werden, dhamit ein jeder nach standts gebüir accom-
19
modirt unnd undergebracht werde, warin die cleresey mit der bürgerschafft
20
einig unnd zu hergebung der quartier beederseidts willich .

21
Deß postwesens halben hats große beschwernüß, weiln dießerendts kein
22
unterlagte post ist, sondern die brieffe nur dürch ab- unnd zugehende botten
23
über landts von einem orth zum anderen gedragen werden, unnd wißen die
24
Churcölnische so wenig alß bürgermeister und raht darin zu helffen; derent-
25
wegen ich an die fraw graffin von Taxis geschrieben

35
Krane an Gfin. Alexandrine von Taxis, Münster 1643 Juni 5. Kopie: Giessen 203 fol. 199.
36
Zum Postwesen in Münster während der Friedensverhandlungen vgl. E. Müller, Postdienst
37
und E. Müller, Arninck. Diese Angaben E. Müllers sind jedoch laut freundlicher Mit-
38
teilung
des Herrn Wilhelm Fleitmann, Münster, unzulänglich. Er bereitet eine neue Dar-
39
stellung
über das Postwesen während der Friedensverhandlungen vor.
unnd nöttige erinne-
26
rung gethan, obs ethwa practicabel sein mögte, die post, so von Cölln dürch
27
Lipperode

40
Lipperode (Kreis Lippstadt), Mittelpunkt eines kleinen lippischen Amtes. Bei Lipperode führte
41
eine vielbenutzte Brücke über die Lippe.
nacher Hamburg gehet, hiehin zu verlagen, also daß sie von
28
Cölln dürch Münster unnd Oßnabrück nacher Hamburg lauffe unnd alhie
29
zu Münster ein posthauß möge angesteldt unnd selbige dergestaldt mit
30
zugehörigen diener unnd pferden versehen werden, dhamit bey wehrendem
31
tractat der post halben kein mangeln sein, die ab- unnd zureisende sich der

[p. 6] [scan. 36]


1
post bedienen, auch currier unnd staffetta abfertigen mogen. Unnd ob ich
2
zwar nicht zweifele, wolgedachte fraw graffin werde hierin gerne alle
3
nöttige versehung thuen, so wölle ichs doch zu deß werckhs beförderung
4
hochersprießlich zu sein erachten, wans Ewer Mayestätt gnädigst beliebich
5
sein mögte, mehrgedachte fraw graffin selbst darüber zuzuschreiben unnd,
6
dießes wercks einrichtung auffs schleünichst zu beförderen, anzubefehlen.

7
Die guarnisoun alhie wirdt auff 1200 man geschetzt, neimblich tausendt zu
8
fueß unnd zweyhundertt pferdt, unnd für nöhtich erachtet, daß zu besetzung
9
dießes orts wenigist von zwolff biß in fünffzehenhundert man sein müßen.
10
Selbige guarnisoun söll under wehrenden tractat vermög deß praeliminar-
11
vergleichs von bürgermeister unnd raht dießer statt ihre dependentz haben,
12
maßen die churfürstliche durchlaucht zu Cölln alß bischoff zu Münster unnd
13
landtsfürst dieselbe zu dem endt ihrer aidt unnd pflichten endtlaßen will,
14
derohalben der Stadt eins commendanten vonnöhten sein. Bürgermeister
15
unnd raht incliniren auff den itzo zu Dörsten

41
Dorsten an der Lippe (Kreis Recklinghausen), im Vest Recklinghausen.
anwesenden commendanten
16
unnd Kayserlichen obristen Johan de Remundt

42
Kaiserlicher Obrist und Generalwachtmeister. Über ihn E. Müller, Reumont.
unnd wöllen sich fast
17
niemandt anders vertrawen. Selbiger obrister ist auch dergestalt bey der
18
churfürstlichen durchlaucht zu Cölln unnd der gantzer landtschafft dießes
19
stiffts beliebt, daß die churfürstliche durchlaucht mit deßen persohn gar
20
woll zufrieden unnd eß gnädigst gerne beschehen laßen wollen, daß derselb
21
zu dießem guberno gezogen werde; und vermercke ich, daß außerhalb
22
selbigs obristen kaum einiger werde zu finden sein, der mit allerseidts interes-
23
sirten belieben darzu möge angenohmen werden. Der magistrat hatt auch
24
schon derentwegen seine requisitoriales an bemelten obristen, ob sich
25
derselb unter wehrenden tractaten zum commendanten über hiesige guarni-
26
soun bestellen laßen wölte, abgehen laßen, der sich unter gewißer bedin-
27
gung, wan er neimblich zuvorderist von Ewer Mayestätt darzu würde
28
erlaubt, seiner aidt und pflichten insoweith ad interim entlaßen unnd ver-
29
sichert sein in Ewer Mayestätt dienste, daß ihme sein regiment, so er itzo
30
hatt, verpleiben unnd nach volendung der friedenßhandlung selbigs wider
31
antretten unnd derentwegen nichts befahrt sein sölte, lauth beykommenden
32
originals [Beilage 1] willich erclehrt, gestalt er auch hierüber an mich bey-
33
ligendes schreiben [Beilage 2] abgehen laßen. Weiln nun nit wenig daran
34
gelegen, dhamit eine sölche persohn zu dießem carico gezogen werde, auff
35
welche man allerseits ein gutes vertrawen setzen kan, Ewer Mayestätt auch
36
zweiffelsohne lieber einen sölchen, in dero diensten vorhero bekandten, woll
37
meritirten officyr, der mit bey der Prager schlacht

43
Schlacht auf dem Weißen Berge vom 8. November 1620.
gewest unnd seithero in
38
dero kriegsdiensten continuirt, alß jemandt anders darzu kommen laßen
39
wöllen, alß hab eß zu dero allergnädigsten belieben allergehorsambst
40
anheimbstellen wöllen, ob sie ethwo bemeltes obristen seines aidts unnd

[p. 7] [scan. 37]


1
pflichten so lang entlaßen unnd in deßen begehren unnd dhabey außgeding-
2
ter condition allergnädigst verwilligen unnd demselben derentwegen schrifft-
3
liche versicherung zukommen laßen wöllen, warüber dero allergnädigsten
4
forderlichsten verordnung ob morae periculum gehorsambst erwartte.

5
Der alhie anwesender Frantzösischer secretarius laßet vor die Frantzosische
6
gesandten die quartier zubereiten, unangesehen, daß es alhie nunmehr öffen-
7
kündich, daß der könig in Franckreich mit todt abgangen .

8
Die Staden von Hollandt insinuiren sich gleichfalß der quartier halben,
9
wie auch die landtgraffin von Heßen Caßell.

10
PS Bey meiner dürchreiß dürch Düßldorff haben des herzogen zu Neuburg
11
fürstliche durchlaucht

28
Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Hg. von Jülich und Berg.
mir große gnad und ehr angethaen und under anderen
12
gnedigst auffgeben, Ewer Mayestät gehorsamst zu referiren, wie daß sich
13
ihre durchlaucht getrawten, itzo die gantze |:Hessische armada:| in Ewer
14
Mayestät dienst zu pringen, wan nur Ewer Mayestät den letzten |:accord

29
Gemeint ist wohl der von Ferdinand III. nicht genehmigte Mainzer Vertrag vom 11./21. August
30
1638. Mit geringer Änderung des Art. 6 wurde in Mainz am 25. Juli 1639 ein neuer Vertrag
31
entworfen (Text: J. Du Mont VI 1 S. 176–178), der am 11. September 1639 von Ferdi-
32
nand III. ratifiziert, aber von Lgfin. Amalie Elisabeth nicht angenommen wurde. Vgl. dazu
33
die älteren, gegensätzlichen Darstellungen bei Chr. von Rommel VIII S. 514ff. und M. Koch
34
I S. 132. Siehe auch I. Bechert S. 8ff. und H. H. Weber, Hessenkrieg S. 26.
:|
15
einwilligen und den |:graffen:| von |:Eberstein

35
Kaspar Gf. Eberstein, Herr zu Neugarten und Massow (gest. 1644), hessischer Generalleut-
36
nant; vgl. ADB 5 S. 581f.
:| in seinem |:carico:|
16
continuieren wölten, warüber und ob sich ihre durchlaucht hierin bemühen
17
mögten, sie gehorsambst begehren, daß Ewer Mayestät dürch den geheimen
18
rath und kriegsrathspraesidenten, herrn graffen von Schlick

37
Über Heinrich Gf. Schlick (1580–1650) vgl. ADB 31 S. 495ff. und H. F. Schwarz S.
38
331–334.
, ihro wölten
19
anthwortt widerfahren laßen.


20
Beilagen


21
[1] Johann von Reumont an Bürgermeister und Rat der Stadt Münster, Dorsten 1643 Juni 3.
22
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. a fol. 22–22’ – Druck: Gärtner I nr. 125
23
S. 282–283. [Kopien: RK , FrA Fasz. 46d fol. 417–417’; Giessen 203 fol. 201–202].

24
[2] Johann von Reumont an Krane, Dorsten 1643 Juni 3. Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 47a,
25
Konv. a fol. 24–25 – Druck: Gärtner I nr. 124 S. 280–281. [Kopie: Giessen 203 fol.
26
200–201].

Documents