Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
106. Lamberg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1645 März 2
Osnabrück 1645 März 2
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 48a, Konv. c ( Januar – April 1645 ) fol. 102–104’, praes.
1645 März 15 = Druckvorlage – Kopie: ebenda Fasz. 92 IV ad nr. 577 fol. 419–421’;
Den Haag A IV 1628 nr. 37; Giessen 205 nr. 108 S. 494–500.
Vergleich über Visite Oxenstiernas bei Lamberg. Drängen auf Herausgabe der schwedischen
Proposition.
Wir haben nr. 100 erhalten. Unser mit dem Stadtsyndikus geführter Diskurs hat
soviel gewürckt, daß sich der Salvius gegen den dechandt zu St. Johan
vernehmen laßen, ob solte ethwo zu beförderung der friedenßhandtlung eine
mündtliche conferentz zwischen uns und ihnen viel guts richten können;
wüste aber wohl, daß selbe conferentz, solange es der visita halben bey
mir, dem graffen von Lamberg, seine richtigkeit nitt habe, nitt wohl füglich
würde zu practisieren sein, man müße von einem temperamento reden. Er
hette den sachen nachgedacht und vermeindte, wan ich, der graff von Lam-
berg , den actum notificationis nochmahls durch jemandt von meiner hoff-
statt (dan die durch ihne den dechandt beschehene notification nitt gnug
seie) würde erwiedern laßen, daß mir alßdan die visita von dem Oxenstern
gegeben werden solte. Er, der dechandt, solte, unvermeldet von weme der
vorschlag herkomme, von solchen mittl bey uns einen anwurff thuen. Wier
haben unß selbigs mittl umb soviel desto weniger mißfallen laßen, weiln
es nuhr umb eine schlechte undt unpraeiudicierliche caeremoni zu thuen,
gleichwohl aber zu beförderung deß haubtwercks angelegen, daß sowohl
zur mündtlichen underredung alß underhandtlung durch mittlspersohn
mittle und wege eröffnet und alle verhindernüße außm wege geraumbt
werden, jedoch aber auch zuvor mitt Ewer Mayestätt Keyserlichen gesand-
ten zu Münster daraus communiciert
Lamberg und Krane an Nassau und Volmar, Osnabrück 1645 Februar 9. Ausfertigung:
Den Haag A IV 1628 nr. 16 – Kopie: RK , FrA Fasz. 92 IV nr. 557 fol. 341–342;
Giessen 205 nr. 73 S. 304–307– Druck: Gärtner IV nr. 89 S. 349–351. Nassau und
Volmar an Lamberg und Krane, Münster 1645 Februar 14. Konzept: RK , FrA Fasz. 92 IV
nr. 558 fol. 349–351–Kopie: Den Haag A IV 1628 nr. 16; Giessen 205 nr. 80 S. 340–
346– Druck: Gärtner IV nr. 95 S. 377–381.
derhalben endtlich selbigs mittl zwischen uns und denen Schwedischen
beliebt worden; würde auch schon zu wercke gerichtet sein, wan nitt der
Oxenstern wegen erlangter zeittung von seines schwagers absterben die
notification noch wenig tagen, biß er seine hoffstadt in die clag bekleidet,
außzustellen erinnern laßen, also wierdt es mitt dieser difficultet verhoffent-
lich zur richtigkeit kommen.
Auf die französische Proposition vom 24. Februar haben wir Anlaß genommen,
bei den schwedischen Bevollmächtigten durch den Dechant von St. Johann erinnern
zu laßen, wie wenig die Proposition auf die Haupthandlung gerichtet sei. Wir erwar-
teten ihre Antwort auf unseren loco propositionis geschehenen Vortrag, wie sie
in ihrem Schreiben an uns
Vgl. [ nr. 49 A. ]
lenger nitt auffhalten, noch denen Frantzösischen plenipotentiariis hierin
nachgehen, sondern eine ordentliche ad materiam ipsam gerichtete propo-
sition eröffnen undt darauff ihre bißhero vielfaltige contestierte friedenß-
begierde im werck bezeigen wöllen. Die Schwedische gesandten haben
geanthworttet, daß ihnen zwar von der zu Münster fürgelauffener handt-
lung waß fürkommen, hetten aber keinen vollnkömlichen bericht davon,
erwartteten derowegen deß Schwedischen residenten Rosenhan. Sopald
derselbe werde ankommen, und sie der sachen informirt sein, wolten sich
ferners vernehmen laßen; haben dabey fragsweiß gegen den dechandt ver-
meldet , warumb sie allzeit die ersten sein solten, ob man dan dießseidts
auf ihr voriges schreiben nitt wölte anthwortten, noch sich wegen verglei-
tung Stralsundt und anderer ihrer mediatalliirten anders erclehren. Der hatt
aber auß unser ihme in eventum an handt gegebener instruction geanth-
worttet , daß es der cron Schweden zu desto mehrer reputation außschlagen
würde, wan dieselbe hierinne andern mitt einem gutten exempl würden für-
gehen , dan daß werck an ihme selbst also bewandt seie, das derjenig, der
den mehristen eyffer darbey bezeige und der erste seie, auch die mehreste
ehr und danck bey der gantzen christenheit davon haben würde. Die beanth-
worttung auf das schreiben seie unsers erachtens schon mündtlich besche-
hen , nemblich daß man sich dießseidts nitt begehre in newe praeliminaria
einzulaßen, sondern man sich versehen würde, die herren Schwedischen
gesandten werden dieselbe fallen laßen undt sich zur haubthandlung bege-
ben . Wegen vergleittung Stralsundt hielte mans dafür, das selbigs werck
zu wenig darzu seie, daß deßwegen die gantze handtlung solte aufgeschoben
werden, man pleibe dießseidts beim buchstaben des praeliminarschlus, wür-
den sich wohl mittl finden, selbigs werck hinzulegen, wan nur erst die
handt an die haubthandlung gelegt würde. Die Schwedische hetten solche
erinnerung gar wohl auffgenohmen und ein contentament daran zu haben
bezeigt, daß man die opinion eins beßern willens bey dieser sach von ihnen
alß denen Frantzosen habe. Es ist aber auß allen solchen umbständen gnug-
samb am tage, daß dieselbe mitt denen für und nach zu handt gebrachten
und von uns gehorsambst uberschriebenen kundtschafften allerdings uber-
einstimmen und bey denen Schwedischen so wenig alß Frantzosen einiger
gutter wille zum frieden noch nitt vorhanden, sondern alles auff die waffen
gesetzt und nur zeitt zu gewinnen darunder gesucht werde.