Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
5. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1644 Oktober 6
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20
–/ 5/ [15] , [16]

21

Nassau und Volmar an Ferdinand III.


22
Münster 1644 Oktober 6

23
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. B fol. 321–327’, 332 = Druckvorlage–Konzept:
24
ebenda Fasz. 92 III nr. 410 fol. 396–404’ – Kopie: Den Haag A IV 1628 nr. 15.

25
Frage des Schriftwechsels bei den Verhandlungen zur Verbesserung der Vollmachten. Klauseln
26
„concludendi pacem“ und „coniunctim cum confoederatis tractandi“ in den Vollmachten. Fran-
27
zösische Bedenken gegen die spanische Vollmacht. Vorschlag der Vermittler auf eine Klausel
28
„tractandi suspensionem armorum“. Titel der Gesandten. Dänische Vermittlung in Osnabrück.
29
Eintreten in die Hauptverhandlungen. Präzedenzstreit Kurfürsten – Venedig. Französische
30
Zirkularschreiben an die Reichsstände. Ostfriesische Allianz mit Holland.

[p. 7] [scan. 35]


1
Die schriftliche Erklärung der französischen Gesandten über unsere Vollmacht
2
steht noch aus

38
Vgl. APW [II A 1 nr. 417.]
. Sie haben es auch wider ir gegebene vertröstung bies auf vor-
3
gestrigen tag anstehen lassen, und diss zwar, wie wir von vertrauten perso-
4
nen berichtet werden, das sie abermaln im werckh begriffen gewesen, ein
5
neües einladungsschreiben

39
D’Avaux und Servien an die Reichsfürsten. Münster 1644 September 4. Druck: Meiern I
40
S. 269–272 (= I 3,20 N 1) [an Mgf. Christian zu Brandenburg–Kulmbach gerichtet.]
41
Vgl. APW [ II C 1 nr. 231 Beilage 10 S. 362.]
ahn chur-, fürsten und ständte dess reichs in
6
begleittungs eines dem fürgeben nach von ires königs aigener handt an die-
7
selbe außgefertigten brieffs

42
Kg. Ludwig XIV. an die Reichsstände, Paris 1644 August 20. Druck: Meiern I S. 272 –273
43
(= I 3,20 N 2) [an Hg. Friedrich zu Braunschweig-Lüneburg gerichtet]. Vgl. APW [ II C 1 nr. 210 Beilage B S. 321.]
zu publicieren und ins reich außzesprengen;
8
wie dann deren alhie von der handt über die 100 exemplarien verförtiget
9
und uns bey vorgestriger ordinari aus Cölln bericht gethan worden, das
10
daselbs bereits einige exemplarien dem magistrat behendigt sein sollen.
11
Vorgestern abendts aber hat der herr nuncius apostolicus anzeigen lassen,
12
das sie, Franzosen, mit berüerter declarationschrifft nunmehr einkommen
13
weren. Wie dann gesterigen nachmittags beede herren mediatores sich bey
14
mir, grafen von Nassau, eingefunden, auch die Spanischen gesandten zu
15
mir beschaiden und uns sambtlich vorgehalten, es weren zwar die Franzo-
16
sen, wie gemelt, mit irer declarationschrifft, so sonst nit weniger als die
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unserige ganz bescheidenlich verfast, einkommen, demnach aber sie, media-
18
tores, in bedencken gezogen, daz besorglich durch mehrer schrifftwexlung
19
die sach verlengert und etwan in einer und anderer schrifft was eingeruckht
20
werden möchte, so hernach zu unwillen und verbitterung der gemüeter
21
anlaaß geben könt, also heten sie unsere mainung vernemmen wellen, ob
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uns nicht möchte beliebig sein, das ohne communication deren von einem
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und anderm theil eingelangter schrifften die würckliche emendation der voll-
24
machten allein durch sie, mediatores, vermitlst pflegender mündtlichen
25
undterred und zusprechens volnfüert und abgehandlet wurde. Weil dann
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ich, Volmar, diser zuesamenkonfft wegen zuegestandner leibesindisposition
27
nit beywohnen können, derentwegen auch wir beede uns miteinander
28
zuvor uf den faal verglichen, inen, mediatoren, uf einige ire dißmals füerende
29
proposition kein verbüntliche antwort zu geben, sondern uns uf besser nach-
30
gedencken und communication mit unseren collegis, Ewer Mayestät gesand-
31
ten zu Oßnabrugg, zu beziechen, also hab ich, graf von Nassau, mit den
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Spanischen alsogleich einen abtritt genommen und ihnen geantwortet, wir woll-
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ten sie ersuecht haben, uns unbeschwärt, was von denn Franzosen einko-
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men, zuzustellen, hingegen auch die unserige inen überbringen ze lassen.
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Dann wir unserstheils weren gar nit gemeint, dises werckh mit ferrer
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schrifftwexlung aufzehalten, vil weniger, wann ie was weiters in schrifften
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zu erinneren notwendig, zu einiger offension oder unwillen ursach zu geben,

[p. 8] [scan. 36]


1
sonderlich weil wir vernommen, das auch die Franzosen sich in der iren
2
aller beschaidenheit beflissen haben, daher dann destoweniger gefahr. Es
3
dienten dise ein- und anderseits eingebene schrifften allein zu dem ende, auf
4
das man sechen könte, wie und was in eines iedwedern vollmacht deütlich
5
zu verenderen sein werde. Solchem nach könten wir uns uf ir, der herren
6
mediatoren, beschechen vorschlag für dißmal verbündtlich nit erclären,
7
sonderlich weil ich, graf von Nassau, meinen collegam nit an der handt, son-
8
dern müesten uns ferrer darüber bedencken. Uns were aber auch nit ent-
9
gegen, wann inen von eim und anderm puncten, wie die von allen theilen
10
gegeneinander geandet worden, absonderlich was anregung und erinnerung
11
zu thuen beliebte, darüber per modum discursus und ohne begebung fer-
12
nern notdurfft bericht zu thuen. Mit diser unser antwortt seint sie, mediato-
13
res, auch wol zufriden gewesen und haben sich der communication einkom-
14
ner schrifften alsogleich erbotten, wie dann uns von inen der Franzößischen
15
plenipotentiariorum erclärung heut vormittag innhalt beyligender ab-
16
schrifft numero 1 zugeschickht worden.
17
Im übrigen haben sie dasienig, was und wieweit sich die Franzosen mit ver-
18
besßerung irer vollmacht bequemmen wolten, fast gleichen verlauts wie
19
innhalt unsers berichts vom 23. Septembris

41
APW [II A 1 nr. 412.]
hievor vom herrn nuncio gegen
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uns auch beschechen war, eröffnet, und zwar wider die unsere vornemblich
21
zway bedencken eingewendet: erstlich, das wir directe nit ad ipsam pacem
22
concludendam instruiert, zum andern, wie wir die clausulam „coniunctim
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cum illorum confoederatis tractandi“ etc. vor praeiudicierlich, also hielten
24
auch sie darfür, das in unserer dessentwegen sich ein mangel befinden thue.
25
Und solten die wort, so im eingang stehen, „regem eiusque confoederatos
26
et adhaerentes“ auch in ipsa constitutione mandati dispositive repetiert und
27
widerholt sein.
28
Nun were dem ersten mangel durch Ewer Mayestät uns zuegeschickhte
29
erneüerte vollmacht

42
Vom 10 Mai 1644. Siehe APW [II A 1 S. 405] und [466.]
bereits abgeholffen, mit dem andern aber bleibt es noch
30
bey vorigem stylo; derentwegen wir nit undterlassen wellen, darüber eben
31
dieienige erleütterung zu geben, die wir vor disem in unseren wider die
32
vollmacht aufgesezten und Ewer Kayserlichen Mayestät uberschickhten
33
bedencken

43
Vgl. APW [II A 1 nr. 273,1] und [nr. 278,3.]
angeregt haben, und so vilmehr uns dahin zu bearbeiten, das
34
es bey disem stylo beederseits möchte gelassen werden, weil nunmehr be-
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kandtlich, das der Schweedischen gsandten vollmacht gleiches innhalts ver-
36
fast, und solche formb hievor zwischen Ewer Mayestät Kayserlichen und
37
dem d’Avaux auch Salvio als Franzößischen und Schweedischen gesandten
38
zu Hamburg also verglichen worden. Solte aber wider versechen der gegen-
39
theil auf seiner intention beharren und seine clausulam „de coniuncta tracta-
40
tione“ etc. anderst nit, dann wie iezt bedeütet ist, verenderen wollen, so

[p. 9] [scan. 37]


1
hielten wir doch ohne einige maaßgebung für besser und thuenlicher, die
2
begerte widerholung deren im anfang gesezter worten „ipsiusque confoe-
3
deratos et adhaerentes“ einzuwilligen, als dessentwegen einige weitere ver-
4
lengerung zu suechen oder die so nachteulige clausulam „coniunctim trac-
5
tandi“ etc. in der Franzosen vollmacht völlig stecken oder solchergestalten
6
erleüteren ze lassen, das man könfftig wol noch mehrer praeiudicia daraus
7
zu befahren haben möchte, seitemalen ohne das secundum terminorum
8
in principio positorum die ganze constitutio mandati per consequentiam
9
anderst nit, dann zwischen beeden kriegenden parteyen, wie ein yeder
10
derselben für sich und seine socios belli, quocunque nomine censeantur, ein
11
partey machen thuet, verstanden werden kan, cum taciti et expressi eadem
12
sit vis et efficacia. Zwar haben die Spanische hiebey erwöhnung gethan, das
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man bey diser clausul allein dise verba restrictiva (iuxta determinationem
14
conventionis praeliminaris) beysezen könte, so uns der ursachen bedencklich
15
sein will, dieweil uns bewust, waßgestalt und mit was gefahrlichen inten-
16
tionibus die ratification solches verglichs Ewer Kayserlichen Mayestät abge-
17
nötiget worden, wir also nit verantwortlich hielten, dennselben ohne noth
18
weiters in dergleichen instrumentis zu authentisieren.
19
In der Spanischen volmacht

41
Vollmacht für Saavedra, Madrid 1643 Juni 11. Druck: Gärtner II nr. 114 S. 294–297.
42
Vgl. APW [II A 1 nr. 95,2.]
, haben die mediatores anregung gethan, dispu-
20
tierten die Franzosen vornemblich die titulatur, weiln etlich praedicata
21
darinn begriffen, so der cron Franckreich nachteilig, als das der könig sich
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„herzog zu Burgundt“, „grafen zu Barcellona“ etc. nennen thet, und ver-
23
meinten, man solt solche grosse titulatur allerseits außlassen etc. Andern
24
heten sie bedenckens ob den wortten „para que concurra con los otros mis
25
plenipotentiarios“ und hielten, das hierdurch noch andere abweesende
26
Spanische gesandten verstanden würden, ohne deren beysein und ankonfft
27
nichts könte geschlossen werden.
28
Drittens were auch die clausula mutandi locum dabey dergestalt einge-
29
ruckht, das es das ansechen, als stüende solche mutation den mehrern theil
30
bey inen, Spanischen, und Ewer Mayestät gesandten. Zum vierten lasß es
31
sich ansechen, die Spanischen heten kein mehrern gwalt, dann allein einen
32
friden zu irem und dess hauß Osterreichs vortl zu schliessen.
33
Auff den ersten einwurff haben die Spanischen und ich, graf von Nassau,
34
mit inen den bericht gethan, daß diß ein newes geruch und bereits anvor
35
von denn Franzosen durch die ratificatio praeliminarium die salvi conductus
36
mit solcher gestalt eingefüertten und vorgesetzten titulis weren angenom-
37
men worden, so were man auch dißortts in antiquissima possessione vel
38
quasi und köndte auff der Franzosen einwenden im geringsten nichts bege-
39
ben werden. Neben deme sich auch auß andern zwischen Frankreich und
40
Spanien hievor auffgerichten fridenscapitulationibus werde erweisen lassen,

[p. 10] [scan. 38]


1
daß dergleichen in titulationes iederzeit gebraucht, auch Österreich und
2
Spanien sich deren niemalen begeben wöllen. Gestalt sich Frankreich auch
3
könig zu Navarra schreibe, da er doch dessen nit in possessione sei. So haben
4
die Spanischen auch die wortt „concurra con los otros etc.“ dermassen er-
5
leüttert, mit anzeigung, daß die anderst nit gemeint, dann daß derjenig, so
6
also plenipotenzirt, mit andern Spanischen gesandten, so sich in loco trac-
7
tandi gegenwärttig finden theten, ze concurrieren, gar nit aber uff andere
8
abwesende zu wartten haben solte, daß die mediatores solches zu contento
9
vernommen. Die clausulam mutandi locum betreffend stehet darvon in
10
unserer vollmacht nichts, aber in der instruction sovil, wann man sich dessen
11
de communi consensu vergleichen werde, also würdet dise difficultet, neben
12
deme die wortt in der Spanischen vollmacht auch nichts anders mit sich
13
füeren wollen, gleichen schaden [!] könden. Bei der viertten erinnerten die
14
Spanischen, daß sonder zweifl ein ieder theil dahin sehen werde, einen fri-
15
den, der ime zum besten gereichen mög, zu erhandlen; gleichergestalt die
16
wortt in der Französischen vollmacht „une bonne et seure paix“ auch zwei-
17
felhafftig, ob die nit mehr zu ihrem vortel als ad iustitiae rationes zu ver-
18
stehen. Es habe aber darumb nit die meinung, daß man nit zu einem solchen
19
fridenschluss bemächtigt, dardurch die christenheit in ruhe gesetzt werden
20
köndt, wie dann die wortt „al bien commun de la Christianided“ in der ihri-
21
gen ebenmässig begriffen.
22
Waß nun die emendation der Franzößischen in specie anlangt, da solle es
23
mit außlassung deß proemii, nach anzeig der mediatoren, nochmalen sein
24
richtigkheit gewinnen. Allein vermeinten sie, daß in allen vollmachten solte
25
eingerükht werden, das sich die herrn principales allerseits ad intercessionem
26
Päpstlicher heyligkheit, königlichen würde in Dennemarkh und der repu-
27
blicae zu Venedig zu dem congressu ad tractandum pacem hetten vermögen
28
lassen. Wir aber hielten für das besser, dergleichen anzeig gantz zu umbge-
29
hen, cum sufficiat confiteri ipsa humanitatis ratione utrinque se ad pacem
30
ineundam obligatum esse. Und möchten solche particulariteten biß zu der
31
endtlichen abhandlung und auffsetzung eines pacificationrecess gesparet und
32
alsdann, daß solches mit güettlicher underhandlung der mediatorn fürgan-
33
gen wer, mit besserem fueg angezogen werden. Waß dann aber die Fran-
34
zösische plenipotentiarii die authentization ihrer vollmacht anderst nit,
35
dann wie die vor augen ligt, nachgeben wollen, weil es der cron Frankreich
36
herkommen genzlich zuwider lauffen thet, auch daß exempel mit deß königs
37
Francisci primi fraw mutter sich auff gegenwerttigen casum der ursachen
38
nit anziehen liesse, weil selbige nit als regentin deß landts, sondern als ein
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mandataria, so von dem könig in seinem abwesen zu der königliche admini-
40
stration were gesetzt worden, denn actum deputandi legatos verhandlet
41
hette. Gleichwol haben sie, mediatores, hiebei der sachen nit ungemäß zu
42
sein bekandt, wann es zu einigem schluss in der haubtsach kommen solt,
43
daß alsdann die ratification nit nur von dem königlichen vormundtsregi-

[p. 11] [scan. 39]


1
ment, sondern auch von denn ständen der cron Frankreich erstattet werden
2
möchte. Im Fahl es nun uff ein solches mittel kommen solt, so were unß
3
vonnöthen, Ewer Kayserliche Mayestät allergenedigiste resolution ze haben,
4
ob es anzenemmen. Dann wir könden leichtlich erachten, was man dißortts
5
der cron Franckreich zumuethen würdt, das werden sie gleichergstalt auch
6
an Ewer Kayserlichen Mayestät, und das die confirmation der fridenshand-
7
lung nit nur von derselben, sondern auch von gesambten chur-, fürsten und
8
ständten dess reichs geschechen solle, begeren.
9
Die herren mediatores haben bey diser conversion auch, das in der unsern
10
vollmacht die clausul, einen anstandt der waaffen einzuwilligen, einge-
11
ruckht werden möchte, angedeütet; denen aber ein mehrers nit geantwortet
12
worden, dann wir wehren einmal zu einem völligen und bestendigen friden-
13
schluss abgeordnet und heten derentwegen unser absechen einzig dahin
14
zu richten. Wann nun die media concludendi pacem soweit gegeneinander
15
abgehandlet, das man sich eines darauf erfolgenden schluss versichert halten
16
könte, und es alßdann allein, selbigen in würcklicheit zu richten, uf deme
17
beruchen werde, ob und wieweit ein anstandt der waaffen einzugehen, so
18
werde es unserseits an instruction auch nit ermanglen. Vor dißmal aber
19
könte man sich in disem puncten eines mehrern nit vernemmen lassen, noch
20
auch notwendig finden, darvon etwas in die vollmacht einzurucken, war-
21
mit sie sich dann contentiert haben.
22
Betreffendt solchem nach die schrifftliche erclärung der Franzößischen pleni-
23
potentiarien selbst, finden sich darin alle oberzelte durch die mediatores
24
uns vorgehaltene einwendungen. Allein in fine vermeinen sie, das man in der
25
Kayserlichen und Spanischen vollmacht die deputatos als ambasciatores
26
plenipotentiarios qualificieren solt. Das stehet nun zu Ewer Kaiserlichen
27
Mayestät allergenedigisten belieben, dann uns gleichvil giltet, man lasse es
28
simpliciter bey der formula constitutionis mandati verbleiben oder seze
29
dises praedicatum dazue. Gleichwol verstehen wir dise andung mehrers
30
dahin, das in unserer vollmacht der gegenpart abgeordnete [nit] „legati et
31
plenipotentiarii“, sondern alternative „commissarii“ sive „plenipoten-
32
tiarii“ genennet werden, da sonst per consuetudinem et usum dise diffe-
33
rentia inter legatum et commissarium eingefüert worden, quod commissarii
34
intelligantur, qui ad status subordinatos seu subditos ablegantur, legati
35
autem, qui ad status liberos sui iuris principesque absolutos, ut loquuntur.
36
Wann aber dißorts Ewer Kayserliche Mayestät dess gegentheils deputatos
37
mit dem praedicat „legati et plenipotentiarii“ benambsen wolten, so wurde
38
dero Kayserliche reputation erforderen, gleiches praedicat uf ire aigene
39
abgeordnete zu bestimmen.
40
Damit nun dem allem nach in disem puncto emendationis mit guetem fun-
41
dament und bedacht verfahren werde, so wollen wir nit undterlassen, mit
42
den Spanischen und Ewer Mayestät Oßnabruggischen gesandten uns in

[p. 12] [scan. 40]


1
ein- und anderm zu berathschlagen

38
Mit Schreiben vom 6. Oktober 1644 baten Nassau und Volmar ihre Kollegen in Osnabrück um
39
ihr Gutachten. Konzept: RK , FrA Fasz. 92 III nr. 411 fol. 407. – Kopie: Den Haag A IV
40
1628 nr. 15 – Kopie-Auszug: RK , FrA Fasz. 48a, Konv. c fol. 23–24’. Das Gutachten
41
Lambergs und Kranes vom 10. Oktober 1644 siehe nr. 9.
und alßdann denen mediatoren die
2
notdurfft, es seye nun mündtlich oder schrifftlich, vorzubringen und den
3
ferrern erfolg gehorsamist zu referieren. Es felt aber hiebei die frag für,
4
weil Ewer Kayserlichen Mayestät resolution anfangs laut dero genedigisten
5
schreibens vom 23. Maii diß jars

42
Siehe APW [ II A 1 nr. 269, 9 S. 433.]
dahin gangen, das sie mit der cron Franck-
6
reich ohne den könig in Dennemarkh als von irem und dem reich gegen der
7
cron Schweeden acceptierten interpositoren der ursachen nit tractieren las-
8
sen könten noch wolten, seitemaln die Franzößischen gesandten anderst
9
nit, als mit und neben der cron Schweeden zu handlen, bevelcht, mit diser
10
aber Ewer Mayestät ohne Dennemarkh sich einzulassen nit gesonnen weren,
11
und aber dise königliche würde wegen noch schwebender offentlicher vehde
12
mit Schweeden in dem standt nit seint, das sie sich der interposition ferrer
13
undterfangen könden oder villeicht auch nit wellen, ob alßdann, und wann
14
es mit den vollmachten zu völliger richtigkeit gelangt were, ohne einigen
15
ferrern aufhalt, sowol zu Oßnabrugg als alhie, mit denn haubttractaten
16
ein anfang gemacht und fortgeschriten werden möge. Allermassen wir
17
darfürhalten, das gedachte königliche würde in irem von 5./15. Septembris
18
Ewer Kayserlichen Mayestät residenten, dem von Plettenberg, in puncto,
19
ob auf die vorgangene extradition der vollmachten zu Oßnabrugg auch in
20
caussa principali vorgeschritten werden möchte, gegebenen antwortlichen
21
erclärungen

43
Vgl. [nr. 2, 2.]
selbst praesupponieren und derentwegen nichts weiters dann
22
allein verträuliche communication der vorlauffenden handlungen begehren
23
thüe. Dann solte man sich abermaln auf die abweesenheit der cron Denne-
24
markh beziechen und anderwerts, wie leichtlich geschechen kan, dess könig
25
mainung, das er keinen willen hete, sich ferrer der mittlung zu undterwin-
26
den, dem gegenteil kundtbar werden, so müessen Ewer Kayserliche Mayestät
27
abermaln die ungleiche nachred haben, als wurde irerseits nur ein verzä-
28
gerung der tractaten gesuecht.
29
Gleichergestalt will vonnöten sein, das Ewer Kayserliche Mayestät uns dero
30
genedigiste resolution und bevelch zukommen lassen, wann die emendatio
31
plenipotentiarum beederseits aggustiert, und es nun an deme stehet, das
32
selbige von allerseits herren principalen sollen neüer dingen außgeferttiget
33
werden, ob inmitlst, wann es die herren mediatores an uns begeren solten –
34
wie nit zu zweiflen – wir in crafft deren in handts habenden vorigen voll-
35
macht zu ergreiffung der haubttractaten fürschreiten mögen.
36
Wir sollen demnach ferrers Ewer Kaiserlichen Mayestät allerunderthenigist
37
mit beylag dess originals numero 2 zu referieren nit undterlassen, waßmas-

[p. 13] [scan. 41]


1
sen der herr bischoff zu Oßnabrugg

37
Franz Wilhelm Gf. von Wartenberg (1593–1661), Bischof von Osnabrück, Minden und Verden,
38
Koadjutor von Regensburg, Obristhofmeister des Kf. Ferdinand von Köln. ADB XLI (1896)
39
S. 185–192 , NDB V S. 365 , APK 18630–18636, über seine Politik während der Friedens-
40
verhandlungen vgl. A. Knoch .
sich gegen mir, grafen von Nassau,
2
vernemmen lassen, das er von dem churfürstlichen collegio bevelcht sey,
3
weder offentlich noch unbekanter dingen sich alhie einzustellen, es were
4
dann demselben von Ewer Mayestät uf ir beschechen ansuechen in puncto
5
der Venedischen praecedenzstrittigkeit ein willfährige resolution erfolgt,
6
da er dann wol wüste, das die Franzößischen gsandten ohne gegenwart der
7
churfürstlichen deputierten kein haubtsächliche handlung antretten noch
8
die herren churfürsten sich davon außschliessen lassen wurden. Darauf er
9
von mir innhalts numero 3 beantwortet worden. Weil uns aber unbewust,
10
warauf es dißorts beruchen thue, und gleichwol zu erachten haben, das
11
könfftig von denn Franzosen die abweesenheit der churfürstlichen depu-
12
tierten sovilmehr möchte geandet werden, indem sie nochmalen neüerdin-
13
gen die reichsständt bey disem congress einzeladen und aufzuwicklen undter-
14
fangen thuend, also haben wir dises particular gehorsamist zu berichten
15
nit umbgehen sollen. Und werden wir auch vertreülich avisiert, das der
16
herr pfalzgraf von Neüenburg unlengst ein besonder schreiben neben einem
17
weitlaüfftigen protectorio vom könig in Franckreich empfangen haben
18
solle

41
Kg. Ludwig XIV. an Pfgf. Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Paris 1644 August 20.
42
Kopie in HStA Düss. Jülich-Berg II 3426 fol. 42–43.
, innhalts, das er seine gesandten alherschicken wolte, deren assistenz
19
sich Franzößische zu bedienen haben möchten.
20
Was auch der herr graf von Oostfrießlandt für ein verantwortung wider den
21
außgesprengten verdacht, ob solte er mit den Generalstaaden ein protection
22
oder alliance tractieren, an mich, grafen von Nassau, wie auch den grafen
23
von Aursperg gelangen lassen, und ich ime darauf wider geantwortet, geben
24
die beylagen numero 4.5 zu vernemmen.


25
Beilagen


26
1 Remarques contre la validité des pouvoirs donnes par l’empereur et le roy catholique
27
á messieurs leurs plenipotentiaires, undatiert. Kopie: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. B fol.
28
329–331. [ Kopie: RK , FrA Fasz. 92 III nr. 412 fol. 409–412’ mit Noten der Spanier am
29
Rande; Den Haag A IV 1628 nr. 15.]

30
2 [ Wartenberg an Nassau, Wiedenbrück 1644 September 29] fehlt. [ Kopie: Den Haag A IV
31
1628 nr. 15– Auszug: RK , FrA Fasz. 92 III fol. 405. ]

32
3 Nassau an Wartenberg, Münster 1644 Oktober 1. Auszug: RK , FrA Fasz. 46g ( Oktober)
33
fol. 6. [ Konzept ( von der Hand Volmars): Den Haag A IV 1628 nr. 15.]

34
4 [Gf. Ulrich II. von Ostfriesland an Nassau und Auersperg, 1644 September 27.] fehlt.

43
Nassau schickte das Schreiben Auersperg nach; es konnte in Wien nicht ermittelt werden.

35
5 Nassau an Gf. Ulrich II. von Ostfriesland, Münster 1644 Oktober 5. Kopie: RK , FrA
36
Fasz. 46g ( Oktober) fol. 17.

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