Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert
267. Ferdinand III. an Trauttmansdorff Linz 1646 April 13
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Linz 1646 April 13
Ausfertigung (H): TA, Ka. 126 fol. 40.
Militärische Lage. Ultimative Forderung Bayerns nach Waffenstillstand. Notwendigkeit
eines Vergleichs der Gravamina.
Hinweis auf die Beilagen [ 1]–[ 4].
[1] Kf. Maximilian I. an Ferdinand III., München 1646 April 6. Ausfertigung: RK , KrA
Fasz. 161 fol. 20–22’, 32 = Druckvorlage – Konzept: TA, Ka. 126 fol. 45–48.
Die Disproportionalität zwischen den militärischen Kräften Euerer Majestät und denen
des Feindes ist inzwischen so groß, daß ein weitereres Vordringen des Feindes nur noch
durch den Frieden oder ein ähnliches Mittel aufzuhalten ist. Die Schweden können in
unangreifbarer Position in Ruhe den Aufbruch der Franzosen erwarten. Ohne meinen
zu Euer Majestät abgeordneten Sukkurs kann ich gegen die Franzosen nicht bestehen,
ziehe ich ihn ab, ist Euer Majestät aufs äußerste gefährdet. Für den gemeinsamen
Kampf beider Armeen reichen die Lebensmittel nicht mehr aus. Die Niederlage einer
Armee bedeutet auch für die andere das Ende. Derowegen und bey iezt erzelter be-
schaffenheit kan ich nach langem und vleißigem nachsinnen khein anders remedium
und mitl erfünden, alß das zu verhiettung beeder cronen weitern progress (durch
welche sie alßdan die bißhero so weit gebrachte friedenstractaten genzlich umbstossen
und alles nach ihrem belieben durch die waffen hinauszefiehren, sich resolvieren wer-
den) Euer Mayestät dero obrister hofmaister, dem graven von Trautmanstorff, gleich
iezt durch aignen corrier gemessen befelch erthailen, das, wan er mit den tractaten
underdessen nit ohne das beraith soweit kommen, er beeden cronen, sowohl
Franckhreich alß Schweden, ihrer praetendierten satisfaction halb ohne weitern verzug
zum wenigsten sovil sicherheit geben solle, das sie solcher satisfaction auf weitere trac-
tation vergewisset, und interim ein armistitium einzugehen nit zu difficultieren ursach
haben, mit anhang, daß er, graff von Trautmanstorff, die tractaten eines forderlichen
armistitii ohne einigen verzueg angreiffen, tractieren und schliessen solle. Dan wan man
dergestalt nit ehist, ehe die gegentheil zu veldt gehen, ein armistitium machet, ist allen
erzeigenden umbstendten nach, nichts gewissers, als das aus mangl genuegsamer resi-
stenzmitl der gegenthail ein und andern orths mit gewaldt fürbrechen und dardurch alles
mit Eur Mayestät und des algemeinen wesens unwiderbringlichen schaden in eusseriste
extremitet sezen würdet. Derohalben ich umb sovil weniger zweifel, Eur Mayestät
werden disen meinem aus getrewer zu deroselben und des algemainen diensts gerichter
wohlmainung herriehrenden vorschlag selbst fir höchstnothwendig halten, alle
eüsseriste menschliche müglichkeit ergreiffen und anwenden, wardurch man, wo nit
gleich zu dem frieden selbst, welches der best und sicherste weeg wehre, doch zum
wenigisten zu angeregtem armistitio (als welches bey iezigen höchstgefehrlichen
coniuncturen für Eur Mayestät und das algemeine periclitirende weesen noch das ein-
zige remedium und mitl ist) ohne einige zeitverliehrung gelangen möge. Da auf der
bevorstehenden Militärkonferenz der Mangel der zue resistenz nothwendigen mitl noch
offenbarer werden wird, bitte ich Euer Majestät, Trauttmansdorff mit einem eigenen
Kurier von dem Ergebnis zu unterrichten, damit ihm um so deutlicher wird, daß er
keine Stunde mehr säumen darf, um die Eröffnung des diesjährigen Feldzugs zu ver-
hindern .
[2] Ferdinand III. an Kf. Maximilian I., Linz 1646 April 13. Kopie: TA, Ka. 126 fol.
49–50’ = Druckvorlage.
44 Gutachten] Sollte Trauttmansdorff in gradus instruiert sein, dann soll er sofort mit
dem Äußersten, was Euer Majestät an Frankreich abzutreten bereit ist, herausgehen.
Vor dem Feldzug muß ein Waffenstillstand oder der Friede erreicht werden. Gewisse
Bedenken, ob die Franzosen zu einem Waffenstillstand bereit sein werden. Ob Trautt-
mansdorff deswegen ein gemessener Befehl zugeschickt werden soll, was seine Aufgabe
erleichtern würde, oder ob ein Verweis auf seine Instruktion genügt, stellen die dep.
Räte Euer Kaiserlichen Majestät anheim. Militärkonferenz.
23–31.
Trauttmansdorff ist bezüglich eines Waffenstillstands oder Friedensschlusses genügend
instruiert. Im Lager über den Mangel an resistenzmitl zu diskutieren, halte ich für viel
zu gefährlich. Ich habe daher meine zur Militärkonferenz delegierten Abgesandten nur
dahin instruiert, daß der haubtscopus diser conferenz vor dißmal in meinem veldtlager
bloß darauf gestelt werde, wie mit den allerseittigen haubt- und anderen reichswaffen
die wenige zeit über alß zum fridenschluß vonnöthen möchte sein, zu subsistiren. Und
weil ich glaube, daß der friden oder armistitium mit dem puncto satisfactionis sich
allein und bey beeden cronen nit befürdern, weniger schliessen werde lassen, also will
ich zwar verhoffen, es werde zwischen den catholischen und uncatholischen in puncto
gravaminum einziger vergleich ehist geschehen oder schon geschehen sein, da aber ein
solches nit wehre, so widerholle gegen Eur Liebden freund-, vetter-, gnädig- und wol-
meinentlich, auch der religion und dem ganzen catholischen weesen allein zum besten,
waß ich dieselbe zu mehrmahlen in puncto gravaminum erwidert und ersuecht habe,
alß ohne welches ich mich nit wol versehen khan, daß mit Franckhreich und
Schweeden so baldt, alß es die notturfft erfordert, auch nur ein armistitium geschlossen
solte khönnen werden. Im übrigen, da bey diser conferenz sich ia ganz unüberwündt-
liche difficulteten befinden solten, so halte ich vor daß besser, daß solche zwischen
mir, euer und meines brueders liebden verbleiben und ich derselben unverlengt alhero
erindert werde.