Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert
265. Lamberg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1646 April 12
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Osnabrück 1646 April 12
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 51a fol. 13–13’, praes. 1646 April 23 = Druckvorlage –
Kopie: Giessen 207 nr. 26 S. 107–109 – Druck: Gärtner IX nr. 20 S. 94–95.
Reichsständische Gravamina-Verhandlungen. Französische Forderungen. Schweden zu den
französischen Forderungen.
Rezepisse auf Weisung vom 24. März
der compositionshandlung deputirte stendte vorgestern alhie ankhommen
und alsopaldt heud darauf zum erstenmahl mit denen protestirenden zur
mündtlichen conferentz getretten und werden Ewer Mayestätt von dero
ertzhauß abgesandten Richtersperger des verlaufs, wie sich das werck ver-
anlaaße und waß bey selbiger underredung fürkommen, allergehorsambst
berichtet werden. Hinweis auf die Beilagen nrr. 1 und 2.
1 Trauttmansdorff, Nassau und Volmar an Lamberg und Krane, Münster 1646 April 9.
Kopie: RK , FrA Fasz. 51a fol. 14–14’ = Druckvorlage; Giessen 210 nr. 54 S. 501
–502; Giessen 207 nr. 21 S. 96–98 – Konzept: RK , FrA Fasz. 92 VIII fol. 255–
255’ – Druck: Gärtner IX nr. 17 S. 81–82.
Die Bayern berichten, daß sie gestern von den Franzosen bezüglich ihrer Satisfaktion
als endgültige Resolution vernommen hätten, daß die Franzosen sich von dem Elsas
kheinsweegs wölten abtreiben laßen, sondern begehrten, daß ihnen die vestung Prey-
sach , wie auch die statt Newenburg, so beede dießeit Rheins gelegen, sambt dem
Sundtgaw, Obern und Untern Elsas uberlaßen werden solt. Desgleichen begehrten sie,
die vestung Philipsburg, Benfelden und Zabern zu behalten, doch soviel diese drey
posten anlangte, wölten sie fernere handlung nit außschlagen. Und wan nun ihnen
diese anforderung eingewilligt, so wehren sie erbietig, die 4 Waldtstätte sambt dem
Preyßgaw dem hauß Österreich wiederumb abzutretten und alßpaldt ein armistitium
einzugehen, dhamit die ubrige friedenspuncten der gebühr abgehandtlet und geschloßen
werden könten.
Gleich wie nun dieses sehr schwehre sachen seindt, unß auch, soviel die posten dießeit
Rheins anlangt, noch der zeit weenig oder viel daran zurugzulaßen von irer Kayser-
lichen mayestät khein bevelch zukommen, also vernhemmen wir auch, daß mehren-
theils ständte, sönderlich waß die protestirende anlangt, darob einen besondern un-
willen faßen thuen. Und würde uns dhahero sehr lieb sein, wan Ewer Liebden et cetera
sambt oder sonders sich alßpaldt zu den Schweedischen plenipotentiariis sich verfüeg-
ten , umb von denselben zu vernhemmen, ob sie auch ires orts gern sehen würden, daß
der cron Franckreich solche ansehenliche plätz und vestungen dießeit Rheins in handen
pleiben sölten, weßen sich nun dieselben darauf vernhemmen laßen, daß wollen Ewer
Liebden alßpaldt hieher berichten.
2 Extractus protocolli, s. l. 1646 April 12. Kopie: RK , FrA Fasz. 51a fol. 16–19 =
Druckvorlage; Giessen 207 nr. 27 S. 109–116 – Druck: Gärtner IX nr. 21
S. 95–100.
Wir haben die Schweden um Stellungnahme zu den französischen Forderungen ge-
beten . Diese haben geantwortet, daß der Salvius unlengst zu Münster gewest und eben
dieses puncts halben mit denen Frantzößischen plenipotentiariis zur rede kommen und
es auch befunden, daß dieselbe immerforth darauf bestünden, daß sich des gantzen
Elsas, waß dies- oder ienseith Rheins ist, gar nit zu begeben gemeindt. Es seie auch
solches deütlich gnug in der Frantzosen replik außgesetzt worden. Weiln dan seithero
auf solche replic an seithen Kayserlicher mayestät kheine antwort erfolgt, würde es
ihnen, Schweedischen, nit wol anstehen wöllen, von der Frantzosen alß irer con-
foederirten praetension ein anders zu reden, alß waß dieselbe selbst dhavon rede-
ten , sondern müsten dieselbe pro iustissima ac aequissima halten.
Nos: Man hete ahn seithen Kayserlicher mayestät alzeit praesupponirt, daß die cron
Schweeden denen Frantzosen in unbilligen sachen, bevorab aber in deme, waß zu nach-
theil des status in Teutschlandt gereichen thue, nit würden beyfall geben. Nun könte
aber dem statui des Reichs nichts nachtheiliger sein, alß der cron Franckreich einige
vestung dießeith Rheins in handen zu laßen, weiln dieselbe solcher gestalt das Reich an-
fallen khönte, wans iro gefällig, welches ie dem Reich einen schlechten frieden geben
würde.
Ille: Man erwarte der Kayserlichen abgesandten erclehrung ad replicam, die würde
den sachen groß liecht geben können, wan man die cron Schweeden pro concive würde
angenhommen haben, würde dieselbe ex vinculo civili, quod maius est quam vinculum
confoederationis, das ihrig dhabey thuen khönnen, wiewol man nit so große ursach
habe, sich wegen zurücklaßung Elsas und bemelter vestung so sehr zu beschwehren. Es
wachßen hingegen dem ertzhauß Österreich anderwertige emolumenta zu und komme
zu rühiger possession seiner lande, gereiche auch zu des Römischen Kaysers höchsten
ansehen, vier cronen zu vasallen zu haben. Es gehe dem Reich nichts dardurch ab,
denen ertzhertzoglichen pupillen könte anderwerts wieder erstattung geschehen, Kayser-
liche mayestät auch vermitls der cron Franckreich und Schweeden assistenz den
Türcken anfallen und etwoh Ungarn, Macedonien, Tracien und Griechenlandt hinweg-
nhemmen und daraus die soldatesca zahlen. Churbayern selbst gönne der cron
Franckreich diese lande und erfordere es dero status und versicherung, dieselbe nit auß
handen zu laßen, dan ohne dieselbe seie die cron nit sicher, daß nit das ertzhauß
Österreich mit einer armada von 30 000 man gar biß für das thor von Pariß ohne
einige resistentz würde rücken können, und das seie die ursach, warumb dieselbe sich
dieser einhabenden örter nit begeben wölte, dan wölte nit mehr solcher gefahr
underworffen sein.
Wir erwiderten, daß das Gutachten der Reichsstände die kaiserliche Duplik verzögere,
die innsbruckische Linie sei am Krieg nicht beteiligt gewesen und vom Kaiser drohe
Frankreich keine Gefahr. Auf den schwedischen Einwurf hin, daß auch die pfälzischen
Kinder nichts mit dem Krieg zu tun hätten, entgegneten wir, daß aber deren Vater
schuldig geworden sei und trotzdem solle über deren Restitution verhandelt werden,
während die erzherzoglichen Kinder, deren Vater sogar niemals am Krieg beteiligt
war, ihres Gutes beraubt werden sollen.
Die Schweden drängten auf die Duplik und wollten endlich auch ohne das reichsstän-
dische Gutachten zum Duplizieren schreiten. Wir betonten hingegen, daß wir unserer-
seits das Reichsherkommen beachten wollten, zeigten uns aber nicht abgeneigt, auch
einen Entwurf eines Friedensinstruments mit zu überreichen.